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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2018

Vergeltung

Deichfürst
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Als der alte Tadeus de Vries ermordet aufgefunden wird, weint dem Mann niemand eine Träne nach. Weder Kinder noch Ehefrau bedauern seinen gewaltsamen Tod, denn de Vries ist ein rücksichtsloser Machtmensch, ...

Als der alte Tadeus de Vries ermordet aufgefunden wird, weint dem Mann niemand eine Träne nach. Weder Kinder noch Ehefrau bedauern seinen gewaltsamen Tod, denn de Vries ist ein rücksichtsloser Machtmensch, der auch selbst über Leichen gegangen ist.

Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, da der ermittelnde Kommissar Stephan Möllenkamp erst vor wenigen Monaten seiner Frau zuliebe nach Leer gezogen ist. Die verschworene Dorfgemeinschaft zeigt sich wenig kooperativ.

Auf Grund von Gerüchten und Halbwahrheiten, die von der Lokalreporterin Gertrud Boeckhoff angeheizt werden, wird ein Mann mit einer beachtlichen Karriere als linker Demonstrant und Revoluzzer verhaftet. Doch ist er wirklich der Mörder des alten de Vries?


Meine Meinung:


Grundsätzlich hat mir der Krimi gut gefallen, denn er zeigt auf, wie schnell sich Gerüchte verselbständigen. Auch die Verschwiegenheit der Dorfbewohner, die zum Teil aus Angst vor de Vries bzw. durch Bestechung resultiert ist gut herausgearbeitet.

Die Episoden aus der Vergangenheit sind als solche durch die Kursivsetzung deutlich erkennbar.


Der Klappentext ist ein wenig irreführend. Die Lokalreporterin Gertrud ermittelt NICHT gemeinsam mit Stephan Möllenkamp. Sie fördert zwar einige interessante Dinge zutage, löst aber gleichzeitig die Hexenjagd auf Gottfried aus.

Auch habe ich nicht so den Eindruck, dass Stephan mit seiner Frau Maike so richtig glücklich ist. Sie kommt mir zuweilen sehr egoistisch vor, manipuliert ihren Mann und setzt letztlich ihren Willen durch (siehe Urlaub und Resthof).


Das Klima auf der Dienststelle ist verbesserungswürdig. Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist übellaunig und wenig teamfähig. Zusätzlich sind natürlich die politischen Interventionen des Landrates kontraproduktiv.


Gut gefallen hat mir, dass platt gesnackt wird. Das macht den Krimi authentisch und die Reserviertheit der Bevölkerung Möllenkamp gegenüber deutlich. Nicht alles wird zu 100% aufgelöst.


Fazit:


Ein Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie, der noch ein wenig Luft nach oben hat, daher nur 3 Sterne.


Veröffentlicht am 31.01.2018

Berenike stolpert über Leichen

Ausgetanzt
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Tanzlehrerein Caro wird ermordet und ihre obere Körperhälfte in der Auslage des Friseurgeschäftes opulent drapiert aufgefunden. Gleichzeitig wird ein vermutlicher Serienmörder wieder aus der Haft entlassen. ...

Tanzlehrerein Caro wird ermordet und ihre obere Körperhälfte in der Auslage des Friseurgeschäftes opulent drapiert aufgefunden. Gleichzeitig wird ein vermutlicher Serienmörder wieder aus der Haft entlassen. Ist er der Mörder?

Im zweiten Band um Teelady Berenike Roither werden wir mit einem bedrückenden Thema konfrontiert: gewalttätigen Männern und deren abhängige Frauen.

Was oft aus Liebe beginnt, endet häufig als geschlagene Ehefrau im Frauenhaus. Anni Bürkl hat dieses Thema recht gut herausgearbeitet und beleuchtet beide Seiten. Ich bin immer wieder fasziniert (und schockiert) wie misshandelte Frauen ihre Männer in Schutz nehmen. Ellen ist hier ein gutes Beispiel – sogar als Sven schon überführt bzw. seine Taten gestanden hat, hält sie ihm noch die Stange.
Eine weitere schier unglaubliche Beziehung ist jene von Amélie und Mehmet. Er, der glutäugige, smarte Türke, heiratet die Ausseerin seiner Aufenthaltbewilligung und ihres Geldes wegen, will sie zu einer Übersiedlung in die Türkei überreden und hat gleichzeitig mehrere Verhältnisse mit anderen Frauen und eine blutjunge türkische Verlobte …

Stoff für mehrere Krimis. Und das ist gleich mein Kritikpunkt: Es sind hier viel zu viele interessante Handlungsstränge, denn es treibt auch noch ein entlassener Serienmörder sein Unwesen. Da MUSS die Polizei überfordert sein, zumal lange nicht klar ist, welcher Mord wem zuzuordnen ist. Spannung erzeugt das nicht unbedingt, eher Verwirrung. Da wäre etwas weniger mehr gewesen.

Anni Bürkl lässt ihre Berenike wieder ermitteln. Sie streift durch Wien, um Mehmet auf die Spur zu kommen. Ihr Ausflug auf den Brunnenmarkt und „Little Istanbul“ in Favoriten haben mir gut gefallen.

Ein wenig werden die einschlägigen Klischees bemüht: Kampflesben helfen misshandelten Frauen, Männerfantasien von willigen, geknechteten Frauen und bösen Asiaten, die einen ehemaligen Familienbetrieb aufkaufen und zugrunde richten oder unverstandene Männer, die unter einem weiblichen Chef nicht arbeiten wollen.

Fazit:

Die Idee hat mir gut gefallen. Wegen der vielen verwendeten Klischees und der unübersichtlichen Handlungsstränge leider nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Doch ein Herz für Buchhändler

(K)ein Herz für Buchhändler
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Brigitte Teifl-Heimhilcher entführt ihre Leser nach Wien und in die Welt der Bücher.

Jutta, ehemalige Freundin des Bürgermeisters und nun geschasste Politikerin, nutzt ihre neu gewonnene Freiheit um ...

Brigitte Teifl-Heimhilcher entführt ihre Leser nach Wien und in die Welt der Bücher.

Jutta, ehemalige Freundin des Bürgermeisters und nun geschasste Politikerin, nutzt ihre neu gewonnene Freiheit um ein humorvolles Buch zu schreiben, bei dem die Politiker nicht gar so gut wegkommen. In Ermangelung eines Verlages gibt sie das Buch im Self Publishing heraus, was dem Buchhändler, in dessen Haus ihre Freundin ein Energetik-Studio betreibt, nur ein verächtliches Lächeln abringt. Als dann aber eine rege Nachfrage nach Juttas Buch herrscht, das er natürlich nicht vorrätig hat, muss er ein wenig umdenken.

Zwischen Günther und Jutta entspinnt sich trotz aller Gegensätze und anfänglicher Dissonanzen eine feine Romanze.

Meine Meinung:

Ich habe mich herrlich amüsiert und konnte mir sowohl Jutta als auch Günther in ihren Eigeneigen und Spleens gut vorstellen. Ich finde es total witzig, wie Jutta das beschauliche Dasein Günthers auf den Kopf stellt.

Fazit:

Ein beschwingtes Buch für zwischendurch, das mich köstlich amüsiert hat. Schade, dass es so kurz war. Gerne gebe ich 4 Sterne

Veröffentlicht am 29.01.2018

Mein zweites Leben

Seelenvermächtnis
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An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum ...

An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum wie im Jetzt.“ U.W.


Dieses Buch ist eine „Dokumentation des Unerklärlichen“, so die erste Überschrift in dem 370-seitigen Buch. Im Vorsatzblatt steht diesmal nicht das Übliche „Personen und Handlung sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig“, sondern „Nachfolgendes hat sich tatsächlich zugetragen“.


Inhalt:

Der Autor hat seit seiner Kindheit Albträume, in denen er Fetzen von kriegerischen Geschehnissen erlebt die tiefe emotionale Eindrücke hinterlassen. Als knapp Vierjähriger kann er diese Träume nicht einordnen. Mit dem Heranwachsen verblassen die Träume allmählich.
Nach einem dramatischen Krankenhausaufenthalt und einer Nahtoderfahrung sind diese Träume plötzlich wieder da: Kriegserlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg. Durch die tiefe Panik, die diese Albträume erzeugen, beginnt er sich mit den Inhalten zu beschäftigen, versucht an Hand der wenigen konkreten Hinweisen den Ort des Geschehens zu finden.
Gemeinsam mit Ehefrau Daniela erforscht er Detail für Detail seiner Träume. Mehrere Reisen nach Sexten, im heutigen Südtirol, lange Wanderungen auf die, bislang unbekannten, dortigen Berge fügen ein Mosaiksteinchen nach dem anderen zusammen.

Hat Udo Wieczorek schon einmal gelebt? Sind seine Träume die Erinnerungen eines Mannes, der Unrecht getan hat?

Wer glaubt in unserer technisierten Welt an eine „Wiedergeburt“?

Erzählstil/Sprache/Spannung:

Im historischen Roman „Flieg, mein roter Adler“ beginnt Wieczorek nach 1997 seine Geschichte in eine Romanhandlung zu verpacken – quasi als „therapeutischen Ansatz“.

Die teilweisen beklemmenden Situationen der Träume sind in kursiver Schrift abgedruckt.

Dieser historische Roman ist es, der den Journalisten Manfred Bomm aufhorchen und auf den Plan treten lässt.
Udo Wieczorek hat immer mehr das Gefühl „seinen Auftrag“ erfüllen zu müssen. Gemeinsam reisen sie nochmals ins Pustertal, beschließen das vorliegende Buch herauszubringen.

In „Seelenvermächtnis“ kommen neben dem Autor selbst auch seine Frau Daniela und Manfred Bomm zu Wort. Die beiden erzählen, wie Udo plötzlich in dem ortsüblichen Dialekt spricht, eine ihm völlig unbekannte Gegend total selbstsicher durchwandert, der Orte, die er in seinen Albträumen gesehen hat ohne Verzögerung wiederfindet. Sie schildern aber auch, wie Udo Wieczorek manchmal an seine physischen und psychischen Grenzen kommt, wie er Schweiß gebadet und nach Atem ringend aufwacht. Diese Déjà vu- Erlebnisse ereignen sich auch tagsüber. Mit einem Therapeuten zureden, lehnt Udo kategorisch ab.

Als er dann Artefakte an den im Traum beschriebenen Stellen findet, geht er die Suche nach der Person „Vinz“ beinahe wissenschaftlich an. So durchkämmen Wieczorek und Bomm Pfarrregister, Kriegerfriedhöfe und Ortschroniken. Ein Historiker wertet die gefundenen Artefakte als echt. Von Hand zu Hand werden die beiden Autoren weitergereicht, bis sie letztendlich bei den Nachfahren des Vincenzo Rossi landen. Dort enthüllt sich, nach einigen Stunden rätselhafter Ereignisse, das Geheimnis.
„Du bist einer von uns“ befindet Mariangela, die Nachfahrin Vincenzos.

Fazit:

Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie sagt doch schon Prinz Hamlet „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“.
Ich überlasse es jedem Leser, ob und welche Schlüsse er aus diesem Buch ziehen möchte.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Altlasten und Neubeginn

Nachthall
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Dieser Krimi von Udo Wieczorek ist genial aufgebaut.

Inhalt:

Blaubeuren, nahe Ulm, im April 1945.
Der Zweite Weltkrieg ist de facto zu Ende und für Deutschland verloren. Die Alliierten rücken vor. Schnell ...

Dieser Krimi von Udo Wieczorek ist genial aufgebaut.

Inhalt:

Blaubeuren, nahe Ulm, im April 1945.
Der Zweite Weltkrieg ist de facto zu Ende und für Deutschland verloren. Die Alliierten rücken vor. Schnell versenken Max Ströttner und zwei weitere Nazis ihre unrühmliche Vergangenheit im Steinbruch Ströttners.

Blaubeuren 1980 – also 35 Jahre später. Geologin und Höhlenforscherin Doris Ehrsteiner untersucht ebendiesen Steinbruch, weil sie sich neue Erkenntnisse im Höhlensystem erhofft.
Was sie dabei entdeckt, bringt sie und ihren Vater in höchste Lebensgefahr.

Erzählstil/Spannung:

Dieser Krimi beeindruckt durch die sachliche und dennoch emotionale Darstellung der Geschehnisse. Die Emotionen werden den handelnden Personen glaubhaft in den Mund gelegt.

Die Darstellung der Erstbegehung des Höhlensystems finde ich gut gelungen. Für nicht so Interessierte ist dieser Exkurs vielleicht ein wenig zu lang geraten, da hier der Handlungsfluss verlangsamt wird.
Erst mit dem Auftreten von Kommissar Ruckgraber nimmt der Krimi wieder an Fahrt auf.

Charaktere:
Die Figuren sind vielschichtig angelegt.

Da ist zum einen Max Stöttner, ein Kotzbrocken wie er im Buche steht. Er glaubt sich als Alleinherrscher über Leben und Tod. Der Minister, der Dorfpolizist – so richtig schöne Wendehälse.

Hannes Ehrnsteiner hingegen ist eines der vielen Opfer der Nazizeit. Seine Kindheit ist geprägt durch Propaganda und Durchhalteparolen. Er ist ein Zerrissener.

Tochter Doris, aufgewachsen in den 1960ern, straight und zielorientiert.

Die Gestalt des Kommissars hingegen ist noch ausbaufähig. Einerseits handelt es sich bei diesem Krimi und den ersten Band einer Reihe und andererseits sind in den 1980er noch längst nicht alle Nazi-Schergen und Kriegsgewinnler zur Verantwortung gezogen worden.

Fazit:

Mit diesem Krimi ist dem Autor eine bemerkenswerte Darstellung der dunklen Seite des deutschen Wirtschaftswunders im Kleinen gelungen.
Lesenswert!