Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Akte X in der Steiermark

Graz im Dunkeln
0

Für den zweiten Band rund um Chefinspektor Armin Trost hat sich Autor Robert Preis ein ganz besonderes Fleckerl der Steiermark ausgesucht: Die Gegend um Vorau (in der Nähe von Hartberg, Oststeiermark), ...

Für den zweiten Band rund um Chefinspektor Armin Trost hat sich Autor Robert Preis ein ganz besonderes Fleckerl der Steiermark ausgesucht: Die Gegend um Vorau (in der Nähe von Hartberg, Oststeiermark), in der prähistorische Stollen sogenannte „Erdställe“ den Historikern allerlei Rätsel aufgeben. Und dort, wo man mit Wissenschaft nicht weiterkommt, blüht der Aberglaube …

Doch zum Inhalt:

Armin Trost gerät während eines Einkaufs im Einkaufzentrum Seiersberg in einen Amoklauf, lässt sich als Geisel nehmen und kann nicht verhindern, dass der Geiselnehmer ums Leben kommt. Aufgewühlt und angeschlagen glaubt er der ziemlich wirren Geschichte des Amokläufers, die vom Verschwinden seiner Freundin durch Außerirdische handelt.
Also checkt er in jenem Wellnesshotel in der Nähe von Vorau ein, aus dem die junge Frau verschwunden ist.
Doch was Armin hier vorfindet ist mehr als schräg. Ein fast leeres Hotel, einer Rezeptionistin, die gleichzeitige Animateurin ist und ein Hotelierehepaar, das an Außerirdische glaubt.
Bei seinen Streifzügen in die Umgebung begegnet er Dolores, einer zurückgebliebenen Magd, die ihn eindringlich vor Unheil warnt.

Dass dann dieses Unheil über Armin Trost hereinbricht ist klar. Wie es aussieht und welche Schlüsse er daraus zieht, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

Wieder fesselt Robert Preis seine Fan-Gemeinde mit schrägen Charakteren. Das ist zum Ersten Armin Trost, der ja eigentlich mit sich selbst und seiner Umgebung nicht im Reinen ist und zusätzlich haben wir es hier mit einigen interessanten erstmals erscheinende Personen zu tun, die ebenfalls nicht ganz dicht erscheinen. Die Rezeptionistin z.B. die mit einem Wackelkopf beschrieben wird. Ich hatte beim Lesen immer wieder Sorge, dass dieser irgendeinmal abbricht. Oder die Hotelbesitzerin, die glaubt, dass UFOs und Außerirdische demnächst hier landen würden und ein Empfangskomitee brauchen.
Eine interessante Rolle spielt auch Dolores – ein seltener Name in dieser Gegend wo die meisten Frauen Maria, Liesl oder Resi heißen. Schon allein der unübliche Name macht die Frau zu einem Unikum.

Dass der Amokläufer letztlich mit seiner kruden Geschichte Recht behalten hat, wenn auch in anderer Art und Weise, erschüttert Armin Trosts Seelengebäude weiter. Bin schon gespannt, wie es mit ihm im nächsten, dem dritten Band weitergeht.

Der Schreibstil ist wieder eine geniale Mischung aus Hochsprache und Dialekt, was wieder für ein schönes Lokalkolorit sorgt.

Lediglich mit dem Titel bin ich nicht zu 100% einverstanden, spielt doch die Hauptstadt der Steiermark diesmal eine eher untergeordnete Rolle, wenn man von den Szenen in der Kanalisation à la „Drittem Mann“ absieht.

Interessant sind die Einschübe über UFO-Sichtungen zu Beginn jedes Kapitels. Das war eine Zeit lang häufiges Thema bei Autoren und in den Gazetten. Auch ich habe mich in den 1980ern bzw. 1990ern damit beschäftigt und einige (Sach?)Bücher zu dieser Thematik gelesen.

Fazit:

Ein Krimi, der sich mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt. Von mir bekommt der außerirdisch spannende Krimi 5 Ufos.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein subtiler Krimi mit Lokalkolorit

Muj und der Herzerlfresser von Kindberg
0

Der vierte Band von Robert Preis Krimi-Reihe rund um Armin Trost hat mich dazu gebracht, mich mit dem „Herzerlfresser von Kindberg“ zu beschäftigen. Und siehe da, die Geschichte dieses Mehrfachmörders ...

Der vierte Band von Robert Preis Krimi-Reihe rund um Armin Trost hat mich dazu gebracht, mich mit dem „Herzerlfresser von Kindberg“ zu beschäftigen. Und siehe da, die Geschichte dieses Mehrfachmörders spielt in diesem Krimi von Christoph Wagner eine große Rolle.

Der Schauplatz ist tatsächlich die an der Südbahnstrecke gelegene Kleinstadt Kindberg, die auch schon bessere Tage gesehen hat.

Zum Inhalt:

Ein Mann wird im Wald ermordet aufgefunden. In seiner Brust klafft ein Loch, sein Herz fehlt! Wer tut so etwas? Satanisten? Der Bahnhofspunker, der eigentlich immer einen ordentlichen Pegel hat? Hängt das alles mit einem alten ungelösten Fall zusammen? Oder doch mit der Sage vom Herzerlfresser?

Muj, dessen Name eigentlich „Mund“ heißt und der aus der Jenischen Sprache stammt, setzt seine 120 Kilo und seinen messerscharfen Verstand in Bewegung, um genau das heraus zu finden.
Muj ist ein recht eigenwilliger Charakter: Er frönt nicht nur dem ausgiebigen Essen (siehe Gewicht), nein, er raucht immer und überall seine geliebten Virginier. Außerdem hat er ein etwas makabres Hobby: Er sammelt Erinnerungsstücke von gelösten Fällen in Gurkengläsern. 49 der 50 Gläser sind gefüllt. Der einzig jemals ungelöste Fall ist eben jener, in dem Satanisten eine große Rolle spielten.
Wird der aktuelle Fall ein 51. Glas füllen?

Meine Meinung:

Der Leser wird gleich „in medias res“ gestoßen. Keine lange Einleitung, keine Vorgeschichte - die Begleitumstände, die Assoziationen, die Seitenblicke – all das wird elegant und leicht in die Handlung eingewoben.

Herrlich die Beschreibung des Bezirksinspektors, der von der Bevölkerung „Kommissar“ und von seinem Freund, dem Taxifahrer mit dem Spitznamen „Prinz Eisenherz“ mit „Mein König“ angesprochen wird. Lediglich Mujs Frau hat einen anderen Kosenamen für ihn: "Engelchen", was so gar nicht zu dem Schwergewicht passen will.

Genial auch der Bahn fahrende ehemalige Mitarbeiter des Einsatzkommandos aus Wien, der seit seiner Heirat einer strenggläubigen Jüdin, nur mehr als verdeckter Ermittler in der Österreichischen Bundesbahn unterwegs ist. Gekleidet wie ultraorthodoxer Rabbi fällt er auf oder auch nicht. Er lässt, um Muj zu treffen auch schon manchmal den ICE oder Railjet in Kindberg anhalten. Doch genau diesmal ist es denkbar unpassend, dass der Zug in Kindberg hält und die Zugsbegleiter Muj mit „Herr Präsident“ ansprechen.

Muj verheddert sich im Intrigantentadl seines Kollegens aus der Bezirkshauptstadt Bruck an der Mur und ist „seinen“ 51. Kriminalfall vorerst los.

Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen Nerven zerfetzenden Thriller, bei dem man bis zum letzten Ende auf das Ende und die Aufklärung des Täters wartet, sondern um einen unterhaltsamen Krimi, der mit vielen Nebenhandlungen, die doch letztlich zur Überführung des Mörders führt.

Es ist wirklich schade, dass dies der einzige Fall für „König“ und „Kommissar“ Muj bleiben wird, da der Autor bereits verstorben ist.

Fazit:

Wer einen subtilen Krimi mit viel Lokalkolorit lesen möchte, ist hier genau richtig. Von mir gibt’s 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Amsterdam blutrot
0

“Am Fis hätte sie es merken müssen. Der Ton, den Maximiliane Mikulicz sonst immer dunkelorange und eiförmig wahrnahm, blitzte an diesem Montag im Mai blutrot und scharfkantig vor ihrem inneren Auge auf. ...

“Am Fis hätte sie es merken müssen. Der Ton, den Maximiliane Mikulicz sonst immer dunkelorange und eiförmig wahrnahm, blitzte an diesem Montag im Mai blutrot und scharfkantig vor ihrem inneren Auge auf. Wie eine gut geschliffene Mordwaffe. Eine benutzte Mordwaffe.”

Damit beginnt das 2. Kapitel von “Amsterdam blutrot”. Maximiliane, Maxi genannt, ist Klavierlehrerin in Amsterdam und reich gesegnet mit untalentierten und faulen Klavierschülern. Sie hat eine gar nicht so seltene Gabe: Sie hört einen Ton und verbindet ihn sofort mit einer Farbe. Das F der C-Dur Tonleiter, das sie an dieser Stelle im Musikstück erwartet, sollte als sanftes Blau erscheinen. “Synästhesie” ist der Fachbegriff dieser Erscheinung.

Doch das ist nicht das einzige Ungewöhnliche an Maxi, die eigentlich aus Wien stammt. Sie lebt mit zwei Mitbewohnern, der Medizinstudentin und Model Tess, die oft wechselnde Männerbekanntschaften und manchmal auch Leichenteile zum Experimentieren mit nach Hause nimmt und Fotograf Rudel, der leider jede Pflanze inbrünstig zu Tode pflegt und dessen Zimmer einer Müllhalde gleicht, auf ihrem Hausboot. Maxi liest mit Vorliebe indische Krimis und stolpert selbst gerne über reale Leichen.

Die aktuelle Leiche ist die Mutter eines Klavierschülers, was Maxi dazu verleitet, sich in die Ermittlungen “einzubringen”. Und, sie wird nicht die einzige Tote bleiben.
Der ermittelnde Kriminalbeamte, Hoofdinspecteur Cornelius Bontekoe, ist ebenfalls ein etwas schräger Charakter, hat er doch eine ausgesprochene Klavierlehrerinnenphobie und lebt mit Karin, einer 70-jährigen Schildkröte zusammen.

Bald macht die Theorie eines Serienmörders die Runde. Was haben die ermordeten Frauen gemeinsam? Den Callboy?

Die Musikerin Lena Avanzini hat einen spannenden und gleichzeitig unterhaltenden Krimi geschrieben. Humor und Nervenkitzel bilden eine interessante und außergewöhnliche Symbiose. Die eigenwilligen, aber liebenswerte Charaktere geben dem Krimi genauso eine besondere Note, wie das Lokalkolorit in Amsterdam.

Die Autorin führt ihre Leser mehrfach an der Nase herum und präsentiert eine überraschende, aber plausible Lösung.

Fazit:

Ein Krimi der bis zur letzten Seite fesselt. Gerne gebe ich fünf Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Auftakt einer neuen Krimiserie

Schwammerlsaison
0

Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster. ...

Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster.

Revierinspektor Reiniger muss der Witwe die Todesnachricht überbringen und wird von ihr mit einem köstlichen Gughupf gelabt. Letztlich übernimmt die Kripo den Fall. In den Händen von Oberst Draxler und Major Spazierer, zwei interessanten Charakteren, scheint der Mord gut aufgehoben, bis es weitere Leichen gibt.

Die dritte im (Ermittler)Bunde ist Hilde Ranner, deren kompliziertes Privatleben für meinen Geschmack ein wenig zu viel Raum einnimmt.

Meine Meinung:

Schön sind die unterschiedlichen Charaktere gezeichnet. Lokale Besonderheiten und steirischer Schmäh Machen diesen Krimi leicht lesbar.
Das Glossar am Ende hilft allen jenen, denen die österreichichen bzw. Steirischen Ausdrücke nicht so geläufig sind, gut über die Runden.

Der Showdown am Ende geben dem Krimi noch einmal so richtig Gas.

Fazit:

Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimireihe, deren zweiter Band “Maronizeit” demnächst gelesen wird. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein toter Geschäftsmann in Meran

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton
0

Die arbeitslose Journalistin Lissie von Spiegel reist nach Meran, an das sie gute Kindheitserinnerungen hat, und gibt dort die Touristin. Prompt wird sie vom mächtigen Platzhirschen und Schürzenjäger Karl ...

Die arbeitslose Journalistin Lissie von Spiegel reist nach Meran, an das sie gute Kindheitserinnerungen hat, und gibt dort die Touristin. Prompt wird sie vom mächtigen Platzhirschen und Schürzenjäger Karl Felderer angequatscht. Als Felderer am nächsten Morgen ermordet aufgefunden wird, erwacht ihr journalistisches Interesse. Doch sie nicht mit der Reaktion des italienischstämmigen Commissario Luciano Pavarotti gerechnet. Der Ermittler kann leider weder singen noch trifft er bei den Mitarbeitern den richtigen (Umgangs)Ton. Lediglich die Körperfülle hat er mit seinem berühmten Namensvetter gemeinsam.

Pavarotti bittet Lissie für ihn die eine oder andere Ermittlungsarbeit zu übernehmen, da ihm die eingeschworenen Südtiroler keinerlei Auskunft geben wollen, zu tief sitzt der Hass auf alles Italienische seit dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und dem verlorenen Zweiten Weltkrieg.

Recht bald ist klar, dass der Tote mehr als einen Feind hatte. Auch an der Auswahl von Motiven herrscht kein Mangel. Noch bevor annähernd Licht ins Dunkel gebracht werden kann, wird Karls Vater ermordet. Wie hängen die beiden Fälle zusammen? Denn, dass es einen Zusammenhang geben muss, ist klar. Nur welchen?

Meine Meinung:

Das Ermittlerduo Pavarotti(von Spiegel ist ungewöhnlich und vermutlich selbst in Italien eher unwahrscheinlich. Allerdings ergeben sich aus dieser Zusammenarbeit einige interessante historische Aspekte. Gut in persönliche Erinnerung ist mir die vierte und letzte Phase der „Südtiroler Bumser“, die in den Jahren 1967-69 Sprengstoffanschläge auf italienische Einrichtungen in Südtirol verübten und dabei mehrere Menschen töteten. Südtirol, das sich nie zu Italien zugehörig fühlt(e), sondern lange eine Vereinigung mit Nordtirol anstrebte. Diese geschichtlichen Details werden subtil in den Krimi eingearbeitet. Die historischen Hintergründe belasten sowohl Lissie als auch Luciano durch die Beteiligung beider Väter an diversen Ungerechtigkeiten in der Vergangenheit.

Aufgefallen ist mir, dass fast alle Charaktere ziemlich negativ gezeichnet sind. Die Vorurteile Pavarottis seinen Mitarbeitern gegenüber und die „selbsterfüllende Prophezeiung“, dass die wirklich faul, nachlässig oder dämlich reagieren, gefallen mir nicht so gut. Als Autorin sollte man nicht selbst werten, sondern das seine Figuren tun lassen. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug.
Die Beschreibung von Meran und der Umgebung ist gut gelungen. Manchmal passt der eine oder andere Satz in seiner Sprachmelodie nicht zum Redner.

Fazit:

Dieser Krimi gewährt tiefen Einblick in die Historie dieses wunderschönen Landstrichs. Drei Sterne.