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Venatrix

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Veröffentlicht am 06.08.2017

Dunkle Schatten der Vergangenheit

In tiefen Schluchten
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Mit diesem Krimi startet Autorin Anne Chaplet eine neue Krimi-Reihe.

Schauplatz ist Belleville, am Fuße der wildzerklüfteten Cevennen. Der malerische Ort hat eine bewegte Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert ...

Mit diesem Krimi startet Autorin Anne Chaplet eine neue Krimi-Reihe.

Schauplatz ist Belleville, am Fuße der wildzerklüfteten Cevennen. Der malerische Ort hat eine bewegte Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert Zuflucht zahlreicher Hugenotten, die sich vor der Verfolgung der Staatsgewalt in den vulkanischen Höhlen und Schluchten sicher wähnten. Doch die Sicherheit erwies sich als trügerisch: Verrat, Verfolgung, Tod oder Zwangskonvertierung prägten die Menschen.
Die Geschichte wiederholte sich während des Zweiten Weltkrieges. Wieder bot die Landschaft Flüchtlingen und Untergrundkämpfern Quartier, wieder endete so manches Menschenleben durch Verrat.

Die Menschen, die heute hier leben, zehren von ihrer Vergangenheit. Sie leben mit ihren tradierten Ansichten und so kommt es, dass Fremde und besonders Deutsche, nach wie vor scheel angesehen werden.

In diesem Umfeld lebt Viktoria „Tori“ Godon, Witwe eines Anwalts mit hugenottischen Wurzeln. Und eben diese Vorfahren sind es, die Tori in Belleville akzeptiert sein lassen. Trotz der Aversion der Dorfbewohner gegen alles Deutsche, leben nicht nur Tori sondern auch Eva, ein etwas in die Jahre gekommene Hippie, und Nico, ein deutscher Ex-Polizist, in der bizarren Landschaft.

Während Tori, im Gedenken an ihren Mann Carl, seiner hugenottischen Herkunft nachgeht, verschwindet ein Pensionsgast, der holländische Höhlenforscher Adriaan, aus Evas Haus. Niemand misst dem Verschwinden des Mannes große Bedeutung bei. Die Polizei, in Gestalt von Serge Masson, fühlt sich nicht zuständig. Als der alte Didier Thibon, mit dem Adriaan gesprochen hat, tot aufgefunden wird, kommt Unruhe in den beschaulichen Ort. Tori findet den Tod des alten Mannes eigentümlich, zumal sie ebenfalls mit Didier über alte Schätze und große Schande gesprochen hat.

Hängen das Verschwinden Holländers und der Tod von Thibon zusammen? Wenn ja, wie?

Tori macht sich auf die Suche nach den Zusammenhängen und gerät in dabei in höchste Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist kein üblicher Krimi nach dem üblichen Schema: „Mord – Täter – Motiv – Verhaftung“, sondern eine Kriminalgeschichte, über Schuld, Mitschuld durch Unterlassung und Sühne.

Die Story fängt eher ruhig an. Zuerst führt uns die Autorin in die Charaktere ein. Da ist z.B. Karim, Toris Nachbar, der einen Pitbull, mehr schlecht als recht, hält, und ihm den Namen „Hitler“ gegeben hat. Ein Synonym für die Denkweise mancher Dorfbewohner.

Tori selbst wirkt auf mich zu Beginn ein wenig verloren, tief gefangen in der Melancholie nach dem Tod ihres Mannes. Doch sie entwickelt sich. Zu allererst „entführt“ sie den Pitbull, tauft die Hündin July und entdeckt interessante Fähigkeiten des Hundes.

Nico, der Ex-Polizist, den so manches Geheimnis aus der Vergangenheit umgibt, wird ein treuer Freund und Begleiter Toris.

Oder Jan Fessmann, der Restaurator und Historiker, der an der Pfarrkirche arbeitet. Wird aus ihm und Tori in späterer Zukunft ein Paar?

Mir hat dieses subtile und komplexe Gewirr an Ressentiments und Beziehungen aus mehreren Jahrhunderten sehr gut gefallen. Dass dabei die eigentliche Krimihandlung ein wenig zu kurz gekommen ist, stört mich persönlich nicht weiter.

Den Schreibstil finde ich gut und das Buch hat mich gleich gefangen genommen und in die Welt der verschroben anmutenden Dorfbewohner mitgenommen.

Eine kleine historische Ungenauigkeit auf S. 54 ist mir aufgefallen: Es muss hier „..nach dem Putsch von Charles Louis Napoleon Bonaparte…“ (er regiert dann als Kaiser Napoleon III.) heißen und nicht Napoleon Bonaparte, weil der bereits 1821 auf St. Helena gestorben ist und daher nicht am Putsch 1851 beteiligt gewesen sein kann.

Fazit:

Ein interessanter Krimi, der mich veranlasst, mehr als die „Bartholomäus Nacht“ über die Hugenotten erfahren zu wollen.
Gerne gebe ich vier Sterne und warte auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Der erste Fall für Paul Genzer und Carl von Bäumer

Feine Leute
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Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ...

Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ist, ist doch Homosexualität strafbar. Während sie mit ihrem Gefühlschaos beschäftigt sind, wird zunächst einmal der reiche Junker Gottlieb Straumann ermordet. Der Tat dringend verdächtig ist sein Verwalter Max Beyer, der gleichzeitig der Geliebte von Gottliebs Gemahlin Berenice ist. Die lustige Witwe stirbt wenig später in einem Berliner Hotel an einer Überdosis. Was anfänglich wie ein Selbstmord oder Unfall aussieht, entpuppt sich als perfider Mord.
Doch wer ist der Täter?

Paul und Carl beleuchten das Umfeld derer von Straumann und entdecken einige Geheimnisse, die niemals die Öffentlichkeit erreichen sollten. Die Lösung des Falles ist überraschend.

Meine Meinung:

Die Idee für Krimihandlung gefällt mir sehr gut. Bei der Umsetzung habe ich jedoch ein paar Mängel entdeckt. Da ist zum einen, die Beziehung Paul/Carl. Beide wirken auf mich wie „Drama-Queens“. Obwohl dies der erste Band ist, habe ich das Gefühl, einen wesentlichen Teil der Beziehung verpasst zu haben.
Weiters könnte die Handlung grundsätzlich zu jederzeit an jedem beliebigen Ort spielen. So richtig Lokalkolorit bzw. Zeitgeschichte habe ich nicht entdecken können. Ja, der dicke Gennat, Berlins Polizeipräsident, kommt schemenhaft vor, von der angespannten Situation in Berlin, weil die SA-Verbände gröhlend Jagd auf Sozialisten machen und/oder die verheerenden Lebensumstände der Bewohner, ist wenig zu merken. Ebenso wenig verspüre ich vom ausgelassenen Treiben der Reichen, dem Tanz auf dem Vulkan. So wirkt die Handlung auf mich irgendwie verloren, im luftleeren Raum hängend.
Die Ermittlungen kommen nicht so recht vom Fleck und bedürfen einiger Zufälle. Jede Menge Zuträger sowohl aus Pauls als auch Carls teilweise kriminellem Umfeld helfen Paul dann doch auf die Sprünge. Gut vernetzt zu sein, auch in der Ganovenszene schadet nie, aber ohne eigenes Zutun die Verbrechen aufzuklären?

Fazit:

Eine gute Krimi-Idee, die noch Luft nach oben hat. Bin schon neugierig, wie sich Carl und Paul im Band 2 „Noble Gesellschaft“ weiter entwickeln.

Veröffentlicht am 30.07.2017

der zweite Fall für Carl von Bäumer und Paul Gänzer

Noble Gesellschaft
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Autorin Joan Weng entführt uns wieder in das Berlin von 1925. Carl von Bäumer und Paul Genzer sind nach wie vor privat ein Paar. Außerdem ermitteln sie wieder. Manchmal wirklich gemeinsam, manchmal nebeneinander. ...

Autorin Joan Weng entführt uns wieder in das Berlin von 1925. Carl von Bäumer und Paul Genzer sind nach wie vor privat ein Paar. Außerdem ermitteln sie wieder. Manchmal wirklich gemeinsam, manchmal nebeneinander. Doch das Ziel ist dasselbe: einen Mörder zur Strecke zu bringen. Gar nicht so einfach, weil einige Todesfälle geschickt oder weniger geschickt als Selbstmorde getarnt werden.


Wir Leser geraten tief in den Strudel von Leidenschaften, Drogenmissbrauch, Schmuggel und Klein- und Großganoven. 


Ganz Berlin tanzt auf dem Vulkan, doch niemand ahnt, was noch auf Deutschland zukommen wird.

Joan Weng führt uns Leser gehörig an der Nase herum. Hin und wieder gibt es scheinbare Nebenhandlungen, die aber die Stimmung in Berlin gut darstellen.

Wie schon im ersten Krimi (Feine Leute) liegt der Fokus der Geschichte eher auf den teilweise kompliziert verstrickten Beziehungen der Protagonisten als auf der Ermittlungsarbeit. Die dümpelt stellenweise so vor sich hin. Erst gegen Ende des Buches steigert sich das Tempo. Die Auflösung wird dann quasi als „Bericht“ während des Geschirrspülens präsentiert - eine interessante Variante.

Die Charaktere scheinen oberflächlich zu sein, passen meiner Meinung nach aber perfekt in das Gesamtbild dieser Zeit. Die meisten Menschen, vor allem die Wohlhabenden, leben in den Tag hinein als gäbe es kein Morgen. Wieder erstaunlich, der offene Umgang mit Homosexualität (trotz aller Gesetze dagegen) und Drogen aller Art. Reich schnupfen Kokain und spritzen Morphium in aller Öffentlichkeit, die weniger Begüterten saufen Schnaps bis zum Umfallen.

Fazit:

Das Buch ist kein Krimi im herkömmlichen Sinn, „Tat - Ermittlung – Täter gefasst“ sondern ein Sittengemälde dieser Zeit. Die Reihe entwickelt sich, daher diesmal 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Das Berlin der 1920er Jahre

Das Café unter den Linden
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Dieses Buch ist das dritte der Autorin Joan Weng, das in den angeblich „Goldenen Zwanziger Jahre“ spielt. Anders als in den beiden Krimis („Feine Leute“, „Noble Gesellschaft“), in dem ein breites Spektrum ...

Dieses Buch ist das dritte der Autorin Joan Weng, das in den angeblich „Goldenen Zwanziger Jahre“ spielt. Anders als in den beiden Krimis („Feine Leute“, „Noble Gesellschaft“), in dem ein breites Spektrum von Berlin gezeigt wird, fokussiert sich hier alles in dem kleinen Bereich rund um die „Künstlerkolonie“ der verarmten Adeligen Hans von Keller.

Die Hauptfigur ist Fritzi, die aus einem kleinen Dorf in Südbayern stammt, und mit ihrer Schreibmaschine (eine Orga Privat, die eine nicht unbedeutende Rolle spielt) und einem Empfehlungsschreiben just an die Türe von Hans von Keller klopft. Aus dem anfänglich schüchternen, ja ein wenig provinziellen jungen Tippfräulein, wird in kurzer Zeit eine selbstbewusste Frau die mit humorvollen, aber auch (tief) treffenden Bemerkungen den einen oder anderen Mann in seine Schranken weist.


Wir begegnen Figuren aus den beiden Krimis, unter anderem Graf Sawicki oder Carl von Bäumer.

Meine Meinung:

Der Autorin ist es wieder fabelhaft gelungen, die Welt der Zwanziger Jahre wieder auf erstehen zu lassen. Gut herausgearbeitet ist die Doppelmoral dieser Zeit. So ist es durchaus legitim, eine Zweitfamilie zu haben, wenn nur der schein gewahrt bleibt. Siehe Ludwig von Keller, der mit der reichen Grete verheiratet ist, aber mit der ehemaligen Köchin gleich drei Kinder hat.

Auch Pauline Kinski ist ein Kind dieser Zeit: Sie sucht verzweifelt einen Ehemann (am besten verarmt und/oder schwul), damit sie ungeniert das Verhältnis zu John Gable, dem jüdischen Sänger aus einfachstem Milieu, weiter pflegen kann.

Gut herausgearbeitet sind die Charaktere. Der ewig zweifelnde Hans, die beiden Homosexuellen Rosa und Wlad und auch John Gable, der immer das haben will, was anderen gehört.

Sehr interessant ist auch die Wandlung von Fritzi vom „Landei“ zur selbstbewussten jungen Frau.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Die Auflösung des Rätsels, was Wlad treibt, während er angeblich die Fische im Aquarium beobachtet, hat mir ein lautes Lachen entlockt.

Ich mag die Geschichten der Autorin, weil sie penibel recherchiert sind und der „Geschichtsunterricht“ subtil herüberkommt.

Fazit:

Ein toller Roman, der das Flair Berlins und seine verlogene Moral authentisch wiedergibt.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Gefährliche Botendienste

Im Namen des Paten
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Lupino Severino, ehemaliger Polizist und nunmehriger Privatermttler, kann von seinem Job nicht wirklich leben. Daher führt er, perfekt Wienerisch sprechend, Touristengruppen durch Venedig. Derzeit quetschen ...

Lupino Severino, ehemaliger Polizist und nunmehriger Privatermttler, kann von seinem Job nicht wirklich leben. Daher führt er, perfekt Wienerisch sprechend, Touristengruppen durch Venedig. Derzeit quetschen sich viele Gruppen durch die Lagunenstadt, doch das Trinkgeld und das Interesse der Leute sind dürftig.
Da kommt Lupino der Auftrag, Kurier zu spielen und einen Datenstick nach Grado zu bringen, gerade recht. Doch er weiß noch nicht, dass sich damit sein Leben von Grund auf ändern wird.
Bombenanschläge, Entführung und eine heiße Herdplatte – mit all dem wird Lupino konfrontiert. Er begegnet einer liebestollen Österreicherin, die ihn zeitweise aus der sprichwörtlichen Schusslinie nimmt.

Wem kann Lupino noch trauen? Wer steckt hinter den Anschlägen? Gelten sie ihm persönlich oder dem USB-Stick?

Zahlt sich der Auftrag wirklich aus? Denn Lupino wird so ziemlich alles verlieren, was ihm lieb und teuer ist.

Meine Meinung:

Der Krimi weckt Sehnsucht, die Obere Adria zu besuchen, vielleicht ein wenig gemächlicher.
Gerhard Loibelsberger hat einen temporeichen Mafia-Krimi geschaffen, der auch ein paar leicht skurrile Stellen aufweist.