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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2024

Gelungener Reihenauftakt

Geheimnisse in der Grünen Mark
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Das ist der dritte historische Krimi aus Gudrun Wiesers Feder, den ich lese. Spielen die beiden anderen in den nahen Umgebung von Graz, so führt uns die Autorin diesmal in das Jahr 1897 und nach Frohnleiten ...

Das ist der dritte historische Krimi aus Gudrun Wiesers Feder, den ich lese. Spielen die beiden anderen in den nahen Umgebung von Graz, so führt uns die Autorin diesmal in das Jahr 1897 und nach Frohnleiten in der Obersteiermark.

Dr. Titus Pyrner ist Mediziner und soll sich mit Kaltwassergüssen von seinem Leiden „Nicht-NEIN-sagen zu können“ kurieren. Dabei müsste er eigentlich statt der Symptome, die Ursache bekämpfen und sich von seinem übermächtigen Vater lösen.

Als er vom Hoteldirektor gebeten wird, nach einem zunächst verschwunden Hotelgast zu suchen kann er - erraten - die Bitte nicht ablehnen. Natürlich stolpert Titus über dessen Leiche und sieht sich seinem zweitschlimmsten Albtraum gegenüber: Franz Stahlbaum, einem Mitschüler aus der Gymnasialzeit, der nun als Untersuchungsrichter die Ermittlungen leitet, und ebenso ein Verzweifelter ist wie er selbst. Bei ihm ist es Anton Meisl, der altgediente und karrierebewusste Gendarm, der ihn mit Argusaugen betrachtet, denn ein Arbeitersohn hat Meisls Meinung nach nichts auf der Universität verloren. Meisl lässt nichts unversucht Stahlbaum einen Fehler nachzuweisen. So müssen sich Titus, der noch dazu wegen seiner roten Haare gehänselt wird, und Franz zusammenraufen.

Als dann noch die Witwe des Toten und Gerüchte um verkaufte Kinder der italienischen Ziegelarbeiter, die in der Nähe der Kuranstalt Ziegel schlagen, auftauchen, müssen Franz und Titus zahlreichen Spuren nachgehen, die mitunter in Sackgassen münden, Unvorhersehbares ans Tageslicht bringen und den zuvor ziemlich von sich eingenommen Meisl, kleinlaut werden lassen.

Meine Meinung:

Es dauert ein wenig, bis die Ermittlungen so richtig in Schwung kommen, denn zunächst geht man ja davon aus, dass der vermisste Hotelgast ein Gspusi hat. Die Witwe bringt dann den armen Titus ein wenig in die Bredouille, denn er kann schon wieder nicht NEIN sagen.

Dieser historische Krimi ist eine gelungene Studie zu Standesdünkel & Co.. Kleider machen Leute und Arbeitersöhne sollen Arbeiter bleiben. Das Durchmischen der Stände ist nicht opportun. Das gilt für den Adel als auch für das Bürgertum, das die Beamten stellt.

Die Charaktere sind gut beschrieben, wenn auch Titus und Franz sich manchmal auf Grund ihrer Unsicherheit ungeschickt verhalten. Beide wollen keinen Fehler machen, tappen aber wegen ihrer angestrengten Vermeidungsstrategie prompt in die Falle. Ein erfrischender Charakter ist Salome Grün, die Tochter eines Botanikers, die sich zu behaupten weiß und das Herz am rechten Fleck. Herrlich auch die Geheimratswitwe, die wie eine Fregatte durch die Kuranstalt segelt und für Unruhe sorgt.

Den Kapitelns sind Zitate aus dem 1893 von Professor Dr. Hans Gross (1847-1915) herausgegebenen „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik.“ vorangestellt. Professor Gross ist der erste Kriminologe und hat einen Lehrstuhl an der Uni Graz begründet. Ich finde es immer spannend, mit welchen einfachen Mitteln die Ermittler von damals auskommen mussten. Es wird noch bis 1900 dauern, bis die Anwendung der Daktyloskopie auch in der Donaumonarchie eingeführt wird. Ihren Durchbruch wird sie dann mit der Erfindung von Rudolf Schneider, der die sogenannte „Wiener Folie“ zum Patent angemeldet hat, erringen.

Gut beschrieben sind auch Land und Leute. Wir erfahren einiges über Frohnleiten, die Gasthäuser des Ortes, die Höhlen in der Umgebung sowie über das Los der Ziegelarbeiter, die hier aus Italien und nicht wie in Wien aus Böhmen kommen.

Ich freue mich auf eine Fortsetzung, denn mir sind Franz, Titus und Salome ans Herz gewachsen. Lediglich das Cover hat mir diesmal nicht so gut gefallen, dabei hat der Emons-Verlag sonst ein sehr gutes Händchen für die Cover-Gestaltung.


Fazit:

Gerne gebe ich diesem Ausflug in die Donaumonarchie und die Anfänge der Kriminalistik 4 Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Albtraum Heimatdorf

Lügendorf
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Als an einem Bach spielende Kinder menschliche Knochen finden, ist Diana Heller in unmittelbare Nähe und verständigt die Polizei. Das hätte sie tunlichst unterlassen sollen, denn sofort beginnt der gerade ...

Als an einem Bach spielende Kinder menschliche Knochen finden, ist Diana Heller in unmittelbare Nähe und verständigt die Polizei. Das hätte sie tunlichst unterlassen sollen, denn sofort beginnt der gerade eben zu Ende geglaubte Albtraum von vorne, denn die Knochen sind jene von Steffi, einer Freundin, von der alle Welt glaubt, vor 14 Jahren weggelaufen zu ein. Als dann noch Steffis Tagebuch auftaucht, wird Diana, neben Nora, verdächtigt, Steffi ermordet zu haben.

Der Spießrutenlauf von Diana im Dorf beginnt von Neuem. Dazu trägt auch bei, dass sie ihre Vergewaltigung durch mehrere Männer aus dem Dorf angezeigt und vor Gericht gebracht hat. Die Täter sind zu Haftstrafen verurteilt worden. Schnell machen Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen die Runde.

Als Diana versucht, Beweise für Noras Unschuld zu finden, kommt sie dem wahren Täter so nahe, dass dieser sich genötigt fühlt, auch Diana zu töten, nicht ohne vorher noch falsche Spuren zu legen.

Meine Meinung:

Dieser Abschluss der Trilogie rund um Diana Heller hat es in sich!

Die eingeschworene, hinterhältige Dorfgemeinschaft macht Diana das Leben, seit ihr Mann Oliver ermordet worden ist, zur Hölle. Der Standardsatz, den sie häufig zu hören bekommt ist: „Seit du hier bist, sterben die Leute.“. So, als ob Diana für die jeden unnatürlichen Tod (deren gibt es in der Trilogie einige) verantwortlich ist. Doch weglaufen ist für Diana keine Option, wie sich im Vorgänger herausgestellt hat.

Eva Reichl gelingt es vortrefflich, die Strukturen der dörflichen Gemeinschaft darzustellen. Dazu gehört, dass in dieser patriarchalisch-archaischen Welt, Frauen an ihrer Vergewaltigung selbst schuld sind. Die „armen“ Täter sind ja provoziert und „eingeladen worden“, den Frauen, in diesen Fall Diana, Gewalt anzutun. Unrechtsbewusstsein bei den Tätern und ihren Familien ist nicht vorhanden.

Fazit:

Diesem Thriller, der Diana Heller im Albtraum des heimatlichen Dorfes gefangen hält, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Salzburg einmal anders

Schattenorte
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Die meisten Reiseführer zeigen ihren Lesern nur sogenannte schöne Orte, Orte an denen Berühmtheiten gelebt und gewirkt haben, Orte, die auf Grund ihrer Lage, Umgebung oder Baulichkeiten bekannt sind sowie ...

Die meisten Reiseführer zeigen ihren Lesern nur sogenannte schöne Orte, Orte an denen Berühmtheiten gelebt und gewirkt haben, Orte, die auf Grund ihrer Lage, Umgebung oder Baulichkeiten bekannt sind sowie Orte die ein besonderes, oft historisches Flair verströmen. Vor allem Stadt und Land Salzburg können mit einer Vielzahl „schöner“ Ort aufwarten.

Das Autorinnen-Duo Anna Boschner & Simona Pinnwinkler geht einen anderen Weg. Es deckt in diesem Buch zahlreiche Orte in Salzburg Stadt und Land auf, an denen Gewalt sowie Verbrechen geschehen sind. Dabei sparen sie Verbrechen, die im Namen der Staatsgewalt und der Kirche verübt worden sind, nicht aus. Auch Krankheiten und (Natur)Katastrophen finden hier Platz.

Die Orte des Schreckens und der Geheimnisse sind in fünf Kategorien zusammengefasst:

Hexen, Zauber und Legenden
Verbrechen, Strafe und Tod
Krankheiten und Katastrophen
Gewalt, Kampf und Vertreibung
Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus

Meine Meinung:

Als Tourist und schon gar nicht als Einheimischer darf man an Schattenorten vorüber gehen. Sie bewusst wahrzunehmen, das versuchen die Autorinnen mit diesem etwas anderen Reiseführer. Aus zahlreichen historischen Quellen, die im Anhang angeführt sind, haben sie dreißig dieser Schattenorte oder Lost Places zusammengesucht. Um sie leicht zu finden, gibt es auf den Vorsatz- und Nachsatzblättern jeweils eine Landkarte, auf der die Orte eingezeichnet sind.

Natürlich können weder alle Details noch alle Schattenorte genannt werden. Als Denkanstoß, bei einem Besuch der Stadt Salzburg nicht nur die Schokoladenseite, sondern auch deren Schattenorte zu betrachten, ist dieses Buch vorzüglich geeignet.

Fans von True Crime und Lost Places werden einige Anregungen für den Urlaub finden.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Reiseführer, des sich mit den weniger schönen Seite von sehenswerten Orten Salzburgs beschäftigt 4 Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Eine Romanze mit Verwicklungen

Mein magischer Sommer mit Shakespeare
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Dieser Roman führt uns in die Welt des Theaters, genauer gesagt in die Welt einer kleinen, aber feinen exzentrischen Theatergruppe in Barcelona, unter der Leitung des renommierten Intendanten Max Borges ...

Dieser Roman führt uns in die Welt des Theaters, genauer gesagt in die Welt einer kleinen, aber feinen exzentrischen Theatergruppe in Barcelona, unter der Leitung des renommierten Intendanten Max Borges Stücke von William Shakespeare aufführt. Sein größter Traum ist es, einmal Shakespears „Hamlet“ zu inszenieren, und das am besten an einem der Originalschauplätze. Doch im Moment rauft er sich die Haare und steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch, denn er soll „Macbeth“ auf die Bühne bringen. Beinahe alles geht schief: Die Krone von König Duncan ist zerbrochen, der Darsteller des Macbeth liebt den schottischen Whisky mehr als seinen Text und die Hexen sind nicht nur viel zu schön (dagegen kämpft die Maskenbildnerin mit wechselndem Erfolg) sondern auch noch schwanger (hier hilft nur abwarten). Eine ziemliche Katastrophe, denn vom Gelingen der Inszenierung hängt die Zukunft der Truppe ab.

Allerdings gibt es noch Elsa, jene rothaarige, elfenhafte junge Frau, die Borges immer wieder daran erinnert, dass, egal was passiert, das Leben weitergeht. Elsa ist aus dem Leben von Max nicht wegzudenken, ist sie doch diejenige, im Hintergrund alles am Laufen hält.

Wider Erwarten ist die Aufführung von „Macbeth“ ein voller Erfolg und die Truppe wird eingeladen, am berühmten Edinburgh Fringe Festival teilzunehmen. Man übersiedelt in die schottische Stadt, probt, kämpft mit den Tücken der Krone (also der von Duncan und nicht der von Schottland), die abermals zerbricht und plötzlich, am Vorabend der Premiere ist Elsa verschwunden. Panik breitet sich aus. Was niemand weiß, Elsa hat einen Vertrag für das weitere Engagement der Schauspieltruppe entdeckt, in der ausgerechnet ihr Name fehlt.

Was dann folgt, könnte aus der Feder von William Shakespeare höchst persönlich stammen.

Meine Meinung:

Ich bin ja kein Fan von Liebesgeschichten, aber mich hat das Flair im Umfeld von William Shakespeare und seinen Theaterstücken interessiert, habe ich doch vor gefühlten hundert Jahren zu meiner mündlichen Englisch-Matura ausgerechnet seinen „Hamlet“ als Thema ausgesucht.

Dieser Roman ist ähnlich wie ein Shakespeare-Drama gestaltet. Zahlreiche Missgeschicke, Konkurrenzdenken zwischen Regisseuren, Verwechslungen, Nicht-miteinander-sprechen und natürlich Liebe, die Mann und Frau sich nicht eingestehen wollen/können, wechseln einander ab.

Die Geschichte ist sehr leicht und flüssig erzählt. Der Geist von William Shakespeare schwebt mit Wortwitz und Drama durch diesen gelungener Roman.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, einem Shakespeare’schen Drama nachempfundenen Roman, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Galavakis persönlichster Fall

Mitleidloses Kreta
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In seinem 6. Fall wird Kommissar Hyeronimos Galavakis vor die größten Herausforderungen seines Lebens gestellt. Obwohl er eigentlich viel lieber den Feierabend genießen und über die Ereignisse aus dem ...

In seinem 6. Fall wird Kommissar Hyeronimos Galavakis vor die größten Herausforderungen seines Lebens gestellt. Obwohl er eigentlich viel lieber den Feierabend genießen und über die Ereignisse aus dem letzten Fall nachdenken möchte, die das Leben in der kretischen Mordkommission zahlreiche Veränderungen verursacht haben, wird er von der neuen Chefin zu einem Sondereinsatz abkommandiert: Seine heimliche Geliebte Kassia und ihr Mann, Thanasis Petropoulos, ein einflussreicher Politiker reisen auf die Insel und Galavakis muss ausgerechnet für Kassia den Bodygard spielen. Es kommt wie es kommen muss, auf der Fahrt ins Landesinnere wird das Auto, in dem Kassia und Hyeronimos sitzen von Rest des Konvois getrennt, der Fahrer getötet, Galavakis angeschossen und Kassia entführt. Eigenartig ist einerseits, dass zunächst keine Forderungen der Entführer gestellt werden und andererseits der Ehemann völlig ungerührt zu scheint.

Wer hat hier seine Hand im Spiel? Und wer oder was soll erpresst werden? Sind die Separatisten, die einen eigenen kretischen Staat wollen oder doch die albanische Mafia, die den kretischen Clans den Rang ablaufen wollen die Drahtzieher oder geht es hier um ganz etwas anderes?

Meine Meinung:

Zunächst einmal muss ich anmerken, dass es diesmal notwendig ist, den unmittelbaren Vorgänger („Unheilvolles Kreta“) zu lesen. Ich muss das auch nachholen.

Der aktuelle Krimi ist recht komplex und auf Grund einiger Unkenntnis der griechischen bzw. kretischen politischen Verhältnisse nicht ganz einfach zu lesen.

Hier sind Kräfte am Werk, die ziemlich unübersichtlich miteinander verstrickt sind. Manchmal ist nicht ganz klar, wer die Guten und wer die Bösen sind, welche Rolle Kassias Ehemann und sein Kollege in diesem Ränkespiel um Macht und Einfluss übernehmen.

Der Leser darf hier ziemlich lange um Kassia und Hyeronimos zittern. Ob es für die beiden im nächsten Band ein Happy End geben wird?

Fazit:

Ein komplexer Krimi, bei dem wenig so ist, wie es scheint. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.