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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2024

Ein leicht zu lesender Wien-Krimi

Ausgeträllert
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Samantha Sauers Job in einem Wiener Innenstadtimmobilienbüro kann ihre Lebenshaltungskosten nicht decken, weshalb die alleinerziehende Mutter einer dreizehnjährigen Tochter, zusätzlich als Privatermittlerin ...

Samantha Sauers Job in einem Wiener Innenstadtimmobilienbüro kann ihre Lebenshaltungskosten nicht decken, weshalb die alleinerziehende Mutter einer dreizehnjährigen Tochter, zusätzlich als Privatermittlerin tätig ist. Das Spezialgebiet der ehemaligen Polizistin, die kein Blut sehen kann, sind Observierungen untreuer Ehemänner, um deren Ehefrauen Beweismittel für die Scheidungen zu liefern. Daher ist sie es gewöhnt, Augen und Ohren offen zu halten und auf Nebensächlichkeiten zu achten.

Sie ist in genau einer solchen Mission in der Wiener Staatsoper unterwegs, als sie einen veritablen Streit zwischen der Operndiva Francesca Cuttolini und einem vorerst unbekannten Mann mithört und alles mit dem Mobiltelefon aufnimmt.

Als die Diva wenig später tot am Treppenende in der Oper gefunden wird, zählt sie eins und eins zusammen. Die Polizei, in der Person von Stephan Müller, geht allerdings von einem Unfall aus. Gemeinsam mit ihrer Mutter Theresa, der Witwe eines Polizisten, und einer befreundeten Gräfin, macht sie sich auf Spurensuche. Dabei kommt sie sowohl dem Ermittler als auch dem Täter ziemlich nahe.

Meine Meinung:

Dieser Wiener Opern-Krimi aus dem Servus-Verlag hat mich gut unterhalten. Das Cover mit der Prunkstiege passt sehr gut zum Thema. Wie es für die Regionalkrimis des Verlages üblich ist, hat auch dieses Buch einen farbigen Blattschnitt, diesmal passend zum roten Teppich in derselben Farbe. Auf den Vorsatz- bzw. Nachsatzblättern ist ein Stadtplan skizziert, um sich auch geografisch im Krimi zu orientieren.

Als Wienerin bin ich mit den Örtlichkeiten bestens vertraut, auch wenn ich die Sky-Bar nicht aufsuche und das Café Mozart für meinen Geschmack zu touristisch ist.

Der Krimi selbst ist leicht zu lesen. Manches ist ziemlich vorhersehbar. Die Hinweise auf den Täter hätte meiner Meinung schon ein wenig früher platziert werden sollen.

Die Charaktere sind recht gut gelungen. Hauptperson Samantha hat es nicht leicht: Sie wohnt mit der pubertierenden und naseweisen Tochter Lisa bei ihrer ziemlich dominanten Mutter, die zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber ganz schön anstrengend ist. Eine Figur, die ich noch nicht so richtig einordnen kann, ist Gräfin Cosima. Ist sie wirklich eine Freundin oder nur die Dosenöffnerin für Kater Strizzi, der natürlich (fast) allen die Show stiehlt.
Die beginnende Romanze mit dem Polizisten Stephan Müller hätte es für mich nicht gebraucht, aber vielleicht entwickelt sich da etwas für weitere Krimis.

Neben aller Leichtigkeit spricht die Autorin ein ernstes Thema an: Viele Alleinerzieherinnen können kaum mit nur einem Job den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder bestreiten.

Fazit:

Ein leicht zu lesender Wien-Krimi, der in die Welt der Wiener Staatsoper führt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Eine Hommage an einen großen Komponisten

Anton Bruckner
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Wenn im Neujahrskonzert 2024 erstmals ein Werk von Anton Bruckner (1824 - 1896) gespielt wird, ist das ein würdiges Geburtstagsgeschenk zum 200. Geburtstag des großen Komponisten sowie eine späte Anerkennung ...

Wenn im Neujahrskonzert 2024 erstmals ein Werk von Anton Bruckner (1824 - 1896) gespielt wird, ist das ein würdiges Geburtstagsgeschenk zum 200. Geburtstag des großen Komponisten sowie eine späte Anerkennung seines Wirkens. Gerade rechtzeitig erscheint diese Biografie, um Anton Bruckner zu feiern.

Die von Alfred Weidinger und Klaus Petermayr herausgegebene Biografie mit Beiträgen von zehn ausgesuchten Bruckner-Spezialisten schildert detailliert die wenig bekannten Anfänge Bruckners vom Dorfschullehrer bis zum Organisten in Linz und schließlich zum erfolgreichen Komponisten und Lehrer für Kontrapunkt in Wien.

Das ist in zahlreiche Kapitel gegliedert, die sich an den Aufenthaltsorten Bruckners in der Zeitleiste orientieren. Dazwischen gibt es zahlreich Exkurse, die, wie z. B. jener zu Bruckners Orgeln, die vermutlich nur Organisten und Insidern verständlich sind.

Allerdings beschäftigt sich die Biografie nicht ausschließlich mit Anton Bruckner, sondern ist ein höchst interessantes Zeitdokument, das manchmal den Jubilar vernachlässigt und sich in extremen Details verliert. So schweift es im Kapitel „Präparanderie Linz“ für knapp zehn Seiten in das Schulsystem des 18. Jahrhunderts ab. Natürlich ist es für historisch Interessierte fesselnd zu lesen, dass die Ausbildung zum Trivial (= Grundschul)lehrer zu Beginn lediglich sechs (!!) Wochen betragen hat und die angehenden Lehrer haben

“.. Schön und halbwegs richtig schreiben und alle Druckarten lesen konnte, daß er im Rechnen die vier Grundrechnugsarten, das Bruchrechnen und das Rechnen nach dem Dreisatz beherrschte, daß er etwas von Sprachlehre verstand, sich im Gebrauch der Normalmethode auskannte und ansonsten mit den Verordnungen bekannt gemacht hat und danach zu handeln wusste.“ (S. 56)

Aus der Präparanderie Linz, die eine Vorzeigeinstitution ist, wird übrigens später eine Lehrerbildungsanstalt.

Die eine oder andere Anekdoten wird eingeflochten. So wird auf Bruckners eigenwilligen Kleidungsstil eingegangen und angemerkt, dass der Komponist niemals seine Mahlzeiten selbst kochte. Warum das Nicht-Kochen eine Erwähnung findet, erschließt sich mir jetzt nicht wirklich, denn zu dieser Zeit haben Männer kaum ihre Mahlzeiten selbst gekocht. Allerdings finden wir einen Speiseplan mit seinen Lieblingsspeisen, die ihm entweder seine Haushälterin zubereitet oder die er in den diversen Gasthäusern genossen hat: die Krebssuppe und die gefüllte Kalbsbrust sowie als Süßspeisen Zwetschkenknödel, Apfelschlangerl und Erdäpfel-Nudeln.

Auch Bruckners eigenartiger Umgang mit Frauen wird mehrfach erwähnt. Er scheint durch seine streng religiöse Erziehung im Stift St. Florian einen „Knacks“ erlitten zu haben.

Das Buch ist ein gelungener Beitrag zum Bruckner-Jahr 2024. Es enthält zahlreiche Abbildungen, eine Zeittafel und wurde in Zusammenarbeit mit der OÖ Landeskultur GmbH erstellt.

Fazit:

Wenn im Neujahrskonzert 2024 erstmals ein Werk von Anton Bruckner gespielt wird, ist das ein würdiges Geburtstagsgeschenk zum 200. Geburtstag des großen Komponisten sowie eine späte Anerkennung seines Wirkens. Gerne gebe ich dieser informativen Biografie 4 Sterne.

Veröffentlicht am 03.01.2024

Einfach ausprobieren

Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan
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Nach den Feiertagen haben Abnehm-Bücher wieder Hochsaison. Weight Watchers, in meinem Umfeld liebevoll-spöttisch „Gewichtssekte“ genannt, bildet da keine Ausnahme.

In seiner langen Geschichte hat Weight ...

Nach den Feiertagen haben Abnehm-Bücher wieder Hochsaison. Weight Watchers, in meinem Umfeld liebevoll-spöttisch „Gewichtssekte“ genannt, bildet da keine Ausnahme.

In seiner langen Geschichte hat Weight Watchers mehrmals die Richtlinien geändert. Seit rund 20 Jahren gibt es nun das Punktesystem für Lebensmittel. Damit fällt das oft lästige Kalorienzählen weg. Zusätzlich hat es einen psychologischen Nebeneffekt: die Zero-Points. Das sind Lebensmittel, die so wichtig für den Körper sind, dass sie jedenfalls gegessen werden müssen, also z.B. Eiweiß. Das suggeriert natürlich, dass hier gevöllert werden darf.

Doch zurück zu diesem 160-seitigen Kochbuch.

Gut gefällt mir, dass die meisten Rezepte für Einzelportionen berechnet sind!

Nach dem Inhaltsverzeichnis gibt es eine Einführung über gesunde Ernährung und das Abnehmen. Man erfährt etwas über das Punktesystem und ZeroPoint Lebensmittel. Man muss kein Mitglied von WeightWatchers sein, um diese Rezepte nachkochen zu können. Bei diesem 4-Wochen-Power-Plan sind zwei Mahlzeiten vorgeplant, die aus den Rezepten zusammengestellt werden können. Um die Abnehmwilligen bei der Stange zu halten erzählen erfolgreiche Mitglieder (Achtung, „Gewichtssekte“!) wie sie ihr Wunschgewicht erreicht haben. Dass es ohne Bewegung nicht geht, ist klar.

Dann sind schon die Rezepte an der Reihe. Mir regen auf den ersten Blick Folgende an, die ich demnächst ausprobieren werde:

Buntes Frühstücks-Snack-Board
Pak-Choi-Tatar-Pfanne mit Reis
Hüttenkäse-Bowl-mit Räucherlachs und Ei
Blumenkohlreis-Bowl mit Garnelen
Zitronige Eistörtchen

Die meisten Zutaten sind das ganze Jahr über erhältlich. Bei vielen Rezepten bleiben Reste von Zutaten (halbe Salatgurke, halbe Avocado etc.) übrig. Da gibt es dann einen Vorschlag, wie diese Reste am nächsten Tag verwertet werden können. Das gefällt mir sehr gut, denn ich finde es immer schade, Lebensmittel wegwerfen zu müssen.

Fazit:

Es ist nicht notwendig, Mitglied von WW zu sein. Die Rezepte bringen Farbe und eine ausgewogene Ernährung auf den Teller. Dass sie einfach zuzubereiten sind und (hoffentlich) schmecken, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Gelungener Abschluss der Trilogie

Diamanthelle Träume
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Dieser dritte Band ist das emotionale Finale der farbenprächtigen und opulenten Familien-Saga in Britisch-Indien. Wir steigen zu Silvester 1945 in die Geschichte zunächst einmal in Schottland ein, wo sich ...

Dieser dritte Band ist das emotionale Finale der farbenprächtigen und opulenten Familien-Saga in Britisch-Indien. Wir steigen zu Silvester 1945 in die Geschichte zunächst einmal in Schottland ein, wo sich Jeanie, die mit Mungo Munroe, dem Schulleiter der Nicholson School im indischen Murree verheiratet ist, seit dem Zweiten Weltkrieg aufhält. Wie so viele britische Frauen hat sie in der britischen Armee, und zwar im Auxiliary Territorial Service im neunten Search Light Regiment der 39. Anti-Aircraft Brigade gedient. Diese Zeit hat aus der naiven Tochter von Colonel Colin Grant und seiner Ehefrau Clara eine selbstbewusste Frau geformt.

Obwohl sie sich nun 1946 wieder auf ihren Ehemann freut, fühlt sie sich ihrer Mutter, die nach dem Tod des Ehemanns und ihres Sohn John einsam ist, verpflichtet und schiebt ihre Rückkehr nach Indien immer wieder hinaus. Die Einsamkeit der Mutter ist durchaus selbst gewählt, denn es gibt einige Familien wie die Lomax, die eine ähnliche Geschichte haben. Clara Grant lehnt den Kontakt zu den Lomax kategorisch ab und das hat nicht nur mit der anglo-indischen Herkunft von Esmie, Tom Lomax‘ Ehefrau, zu tun. Bei einer Geburtstagsfeier lernt sie nicht Andrew Lomax, der der beste Freund ihres Bruders war, sondern den charmanten Rick Dixon kennen und fühlt sich bei den Lomax‘ für einige Stunden unbeschwert.

Als Jeanie endlich doch nach Munroe und Mungo zurück ist, ist das Leben als Lehrerehfrau alles andere als erfüllend. Ihr Ehemann gängelt sie ständig, behandelt sie wie ein kleines Mädchen. Und da ist noch Miss Lavelle, die Hausmutter, die sich nicht nur um die Jungs im angeschlossenen Internat kümmert.

Kein Wunder, dass sie sich vernachlässigt fühlt und als sie auf einer anglo-indischen Hochzeit Rick Dixon wiedersieht, keimen verbotene Gefühle in ihr auf. Wenig später kommen lang verborgene Geheimnisse ans Tageslicht und Jeanie muss sich entscheiden.

Meine Meinung:

Mir hat das Finale dieser Trilogie sehr gut gefallen. Das Buch ist nicht nur eine Familien-Saga, sondern auch ein historischer Roman, der sich mit der Geschichte von Britisch-Indien beschäftigt. Die Autorin beschreibt die Zustände in der britischen Kolonie, die im Grunde ein Vielvölkerstaat ist und nach Unabhängigkeit strebt. Noch ist Britisch-Indien ungeteilt, doch die Spannungen zwischen den Religionen nehmen zu. Letzten Endes wird sich 1947 der muslimische Norden als Pakistan vom hinduistischen Indien abspalten.

Sehr gut getroffen ist das überhebliche Gewese der meisten Briten. Mungo Munroe begegnet als „reinrassiger“ Brite den Dixons oder Lomax‘, die indische Verwandte haben mit Herablassung. Das indische Hauspersonal wird überhaupt nicht wahrgenommen.

Die Charaktere sind sehr gut angelegt und einige davon wie Jeanie, dürfen sich zu ihrem Vorteil weiterentwickeln. Mungo Munroe ist mir gleich zu Beginn unsympathisch gewesen, was sich im Laufe der Lektüre gesteigert hat. Wasser predigen und Wein trinken - das ist so meine erste Einschätzung von ihm gewesen, die sich (natürlich) bestätigt hat. Während er allen möglichen Vergnügungen, die als Dienstreisen getarnt sind, nachgeht, soll Jeanie Däumchen drehen und die unsichtbare, doofe Ehefrau spielen. Er trifft Entscheidungen für ihr weiteres gemeinsames Leben, doch diesmal hat er sich verrechnet. Einem Neuanfang in Australien will Jeanie nicht zustimmen.

Fazit:

Gerne gebe ich dem farbenprächtigen und opulent erzählten Abschluss der Trilogie 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Fesselnder hist. Krimi

Im Gleichschritt stark
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Dieser historische Krimi aus den 1930er-Jahren ist der dritte rund um den Polizisten Franz Reinicke, der sich vor einiger Zeit von der Kripo zur Verkehrsabteilung versetzen hat lassen. Nun aber begegnet ...

Dieser historische Krimi aus den 1930er-Jahren ist der dritte rund um den Polizisten Franz Reinicke, der sich vor einiger Zeit von der Kripo zur Verkehrsabteilung versetzen hat lassen. Nun aber begegnet er seinem Erzfeind Emil Bachmann, einen Schläger der SA, wieder. Bachmann ist wegen zahlreicher Verbrechen im Zuchthaus gesessen, doch für ein „lebenslang“ haben die Beweise zu Reinickes Leidwesen immer gefehlt.

Nun scheint eine neue Chance gekommen, Bachmann an den Galgen zu bringen. Denn während des Nürnberger Parteitags erwacht Emil Bachmann stockbetrunken neben der Leiche einer jungen Arbeiterin. Die örtliche Polizei ist mit dem Parteitag beschäftigt, deshalb wird Franz Reinicke von Ernst Gennat höchst persönlich nach Nürnberg geschickt, um zu ermitteln.

Wird Franz Reinicke seinem Impuls nachgeben oder objektiv handeln?

Meine Meinung:

Dieser Krimi hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt mit Franz Reinicke einen Ermittler, der ziemlich desillusioniert ist. Jede Bemühung, den Schwerverbrecher Bachmann für immer aus dem Verkehr zu ziehen, ist bislang gescheitert. Deshalb hat er sich ja vom Mord zur Verkehrsabteilung versetzen lassen. Doch dann scheint die große Chance zu kommen, Bachmann für den Mord an der jungen Frau zu belangen. Reinicke kann aus seiner Haut nicht heraus und ermittelt akribisch.

Jörg Reiberts Schreibstil ist fesselnd. Er vermittelt eindrucksvoll das damalige Umfeld und die Stimmungslage der Zeit.

Die Charaktere, allen voran Franz Reinicke und sein Erzfeind Emil Bachmann sind außerordentlich gut ausgefeilt. Reinicke ist kein Freund der NS-Politik und es würde mich stark wundern, wenn er in einer Fortsetzung deswegen nicht in Schwierigkeiten geräte. Doch zuvor muss ich noch die beiden Vorgänger „Böser Kamerad“ und „Brauner Nebel“ lesen.

Fazit:

Ein spannender Krimi, der mir gut gefallen hat und daher 5 Sterne erhält.