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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2023

Regt zum Nachdenken an

Tiohtiá:ke
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Dieser Roman von Michel Jean handelt von Élie Mestenapeo, einem jungen Innu, der wegen Mordes an seinem gewalttätigen und alkoholsüchtigen Vater nicht nur zehn Jahre im Gefängnis von Montréal verbracht ...

Dieser Roman von Michel Jean handelt von Élie Mestenapeo, einem jungen Innu, der wegen Mordes an seinem gewalttätigen und alkoholsüchtigen Vater nicht nur zehn Jahre im Gefängnis von Montréal verbracht hat, sondern - wie es die ungeschriebenen Gesetze der Innu vorschreiben - aus der Gemeinschaft seiner Gemeinde Nutashkuan an der Côte Nord verbannt worden ist. Nach Verbüßung der Haftstrafe kann Élie daher nicht zurück in sein Heimatdorf und auch seine Mutter, derentwegen er ja im Gefängnis gesessen ist, nimmt keine Notiz von ihm.

So landet er bei einer Gruppe autochthonen Männern und Frauen zu, die als Obdachlose auf den Straßen Montréals – Tiohtiá:ke, wie die Stadt in der Sprache der Mohawk genannt wird – leben.

Anders als zahlreiche andere Autochthone gelingt es Élie Mestenapeo unter den Obdachlosen, die unterschiedlichen Nationen wie den Innu, Cree, Atikamekw oder Inuit angehören, Freunde zu finden. Obwohl jeder von ihnen seine eigene Geschichte hat, helfen vor allem Geronimo, Charlie, der Sänger Caya, die Inuit-Zwillinge Mary und Tracy aus Nunavik oder der alten Nakota Jimmy, der die Obdachlosen in seinem Kochmobil mit Essen versorgt, über die erste Zeit.

Mit den Zwillingen Mary und Tracy verbindet ihn eine besondere Freundschaft, als er entdeckt, dass Mary ihre Tochter Lisbeth zur Adoption freigegeben hat. Lisbeth ist nun Ärztin, wird Élies Freundin und bestärkt ihn, seinen Schulabschluss zu machen und zu studieren.

Als dann mehrere Obdachlose, darunter auch Mary, durch scheinbare (Auto)Unfälle getötet werden, beginnt Élie zu recherchieren.

In einem Selbstbesinnungscamp, in dem er auf Anraten von Nakota-Jimmy, arbeitet, findet Élie Mestenapeo zu seinen Wurzeln zurück.

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich so berührt, dass ich es in einer Nacht gelesen habe. Ich habe es nicht weglegen können. Michel Jean spricht in diesem Buch neben Élie Mestenapeo zahlreiche andere Schicksale stellvertretend für das Unrecht, das den Autochthonen angetan worden ist, an. Da geht es um erzwungene Sesshaftigkeit durch die dann die Jagd und das Fischen als Lebensgrundlage wegfallen und die, nunmehr in eilig errichteten Häusern lebenden Autochthonen, zum Nichtstun verurteilt worden sind. Dass ein Großteil dieser Menschen von Alkohol und Drogen abhängig geworden sind, ist keine Überraschung. Ohne sinnvolle Beschäftigung und der Traditionen beraubt, sind Tage ewig lang.

Ein weiteres dunkles Kapitel in der Geschichte Kanadas ist die Verschleppung der autochthonen Kinder in kirchliche Umerziehungsinternate, die ihre Auswirkungen auf die Menschen bis heute haben.

Allerdings gibt es einige, die trotz (oder gerade deswegen) ihre Menschlichkeit haben bewahren können.

Dieser Roman schließt an die anderen Romane Michel Jeans an und ist quasi die Brücke ins 21. Jahrhundert. Wie begegnen wieder der Anwältin Audrey Duval und Nakota-Jimmy, die bereits in „Maikan“ eine wichtige Rolle gespielt haben.

Dass sich Élie Mestenapeos Schicksal zum Guten wendet, ist einer Heerschar von Personen zu verdanken, doch nicht zuletzt Élie selbst, der hart dafür arbeitet.

Das Buch selbst ist in gediegener Aufmachung inklusive Lesebändchen im kleinen österreichischen Verlag Lojze Wieser erschienen.


Fazit:

Ein bewegendes Buch, das ich mit einer unbedingten Leseempfehlung und 5 Sterne versehe.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Die amerikanische Revolution spricht deutsch

Söhne der Freiheit
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Auch wenn es die US-Amerikaner nicht gerne hören wollen: Ohne die große Gruppe der deutschen Einwanderer wäre die Revolution von 1776 nicht geglückt! Obwohl Menschen zweiter Klasse, bewaffnen sich die ...

Auch wenn es die US-Amerikaner nicht gerne hören wollen: Ohne die große Gruppe der deutschen Einwanderer wäre die Revolution von 1776 nicht geglückt! Obwohl Menschen zweiter Klasse, bewaffnen sich die deutschen Founding Fathers, stellen Regimenter auf und kämpfen Seite an Seite gegen die britische Krone.

Unmittelbar nach dem 4. Juli 1776 wird die Unabhängigkeitserklärung ins Deutsche übersetzt. Man spricht Deutsch in Amerika!

Anhand der Familiengeschichte der deutschen Einwandererfamilie Mühlenberg erzählt Johannes Ehrmann das Werden des amerikanischen Traumes von Freiheit.

Meine Meinung:

Wer die Mühlenberg sind und warum sie nach Amerika ausgewandert sind, das beschreibt Johannes Ehrmann in diesem Buch, das in sechs Abschnitte gegliedert ist. Es ist dies die packende Story der »First German Family« Amerikas, die über eine große Zeitenwende berichtet, aus der Perspektive deutscher Underdogs erzählt.

Mit unglaublichem Detailwissen und akribischer Recherche lässt der Autor die Geschichte der Mühlenburgs bzw. der der anderen deutschen Einwanderer lebendig auferstehen. Pennsylvania ist das „Gelobte Land“ für die Menschen, die aus mannigfaltigen Gründen die deutschen Fürstentümer verlassen (mussten). Dort entstehen anfangs die meisten deutschen Siedlungen. Dass auch in der Neuen Welt nicht Milch und Honig fließen, haben viele erst spät erkannt. Sie müssen sich Anfeindungen und Ausgrenzung gefallen lassen. Interessant ist, dass einige der deutschen Abgeordneten auf eine friedliche CO-Existenz mit den First Nations drängten.

Zahlreiche Faksimiles bereichern das Buch.

Fazit:

Dieser spannenden Story der »First German Family« Amerikas und deren Wegbegleiter gebe ich gerne 5 Sterne,

Veröffentlicht am 25.10.2023

Leider nichts für mich

Rotkäppchen lügt
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Dass die Märchen der Gebrüder Grimm nicht unbedingt feinfühlig sind, ist ja nicht unbekannt. Deswegen habe ich mich auf diesen Thriller gefreut.

Doch leider habe ich erkennen müssen, dass dieses Buch ...

Dass die Märchen der Gebrüder Grimm nicht unbedingt feinfühlig sind, ist ja nicht unbekannt. Deswegen habe ich mich auf diesen Thriller gefreut.

Doch leider habe ich erkennen müssen, dass dieses Buch nichts für mich ist. An sich habe ich kein Problem mit der sachlichen Beschreibung von Schlachten während Kriegen, aber das lustvolle Töten von Menschen, die (vorerst) in keinem erkennbaren Zusammenhang stehen, ist mir einfach zu viel.

Dazu kommt, dass ich für keinen Charakter wirklich Sympathien aufbringen konnte. Weder die Ermittler Nora Rothmann oder Konrad König noch der Täter konnte mich für sich einnehmen, zumal dieser dann am Endeüberraschend aufgetaucht ist. Auch das eigentliche Motiv ist für meinen Geschmack ziemlich schwammig.

Fazit:

Ich werde diese Reihe nicht fortsetzen und kann auch nur 2 Sterne vergeben. Andere Leser werden sie vielleicht lieben.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Interessante Lebenserinnerungen

Zuschauer in der ersten Reihe
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Unter dem einfachen Namen „Franz von Bayern“ vermutet man nicht so sehr das Oberhaupt der Familie der Wittelsbacher, die immerhin von 1180 bis 1918 Bayern regiert und das Land entsprechend geprägt haben. ...

Unter dem einfachen Namen „Franz von Bayern“ vermutet man nicht so sehr das Oberhaupt der Familie der Wittelsbacher, die immerhin von 1180 bis 1918 Bayern regiert und das Land entsprechend geprägt haben.

Geboren 1933 noch als Franz Prinz von Bayern in München muss die Familie 1934 ins Exil nach Ungarn gehen. Auch dort sind sie letztlich vor dem NS-Regime nicht sicher, werden 1944 verhaftet und letzten Endes in das KZ Dachau gebracht, wo sie auf zahlreiche bekannte Häftlinge treffen. Nach dem Krieg beginnt sich Franz von Bayern seinen Weg ins Leben zurückzuerobern, was - wie man sich denken kann - nicht gar so einfach war.

Heute ist der Autor über 90 Jahre alt und lässt in diesem Buch seine Erinnerungen vorbeiziehen. Ein Jahrhundertleben das eine Kindheit im Exil und in Konzentrationslagern, Erfahrungen in Bayern und Deutschland nach dem Krieg, Zeiten hoher Verantwortung, außergewöhnliche Begegnungen, private Momente, Begeisterung für die Natur und welthistorische Augenblicke enthält.

Der private Franz lebt seit Jahrzehnten in einer Partnerschaft, um die er nie viel Aufhebens gemacht hat, in einem Trakt des Nymphenburger Schlosses in München.

Meine Meinung:

Gerne habe ich diese Lebenserinnerungen eines Mannes gelesen, der in seinem langen Leben viel Licht und Schatten erlebt hat. Anders als zahlreiche andere Adelshäuser scheint Franz von Bayern in keine Skandale verwickelt oder welche provoziert zu haben.

Das Buch enthält zahlreiche Fotos aus dem Familienbesitz sowie Bilder seiner Gemäldegalerie, so auch das berührende, das ihn mit seinem Partner zeigt.

Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Hat mich nicht ganz gepackt

Dunkle Schluchten am Bodensee
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Klappentext:

„Lisa Engels, Stadtarchivarin von Überlingen, braucht dringend Urlaub. Sie reist nach Liechtenstein, doch dort erwartet sie alles andere als Entspannung. Denn aus dem Landesmuseum wurden ...

Klappentext:

„Lisa Engels, Stadtarchivarin von Überlingen, braucht dringend Urlaub. Sie reist nach Liechtenstein, doch dort erwartet sie alles andere als Entspannung. Denn aus dem Landesmuseum wurden jahrhundertealte Münzen gestohlen, und kurz darauf versetzt ein Mörder das kleine Fürstentum in Angst. Zusammen mit ihrem Freund, dem Polizisten Markus Weinberg, kommt die Archivarin einem tödlichen Geheimnis auf die Spur. In den dunklen Schluchten am Bodensee müssen sie sich einem Fluch aus der Vergangenheit stellen, der ein Opfer nach dem anderen fordert.“

Meine Meinung:

Der oa. Klappentext macht neugierig auf diesen Krimi, ist doch das Fürstentum Liechtenstein selten Mittelpunkt eines Verbrechens. Doch leider hält er nicht, was er verspricht. Wir bekommen es einerseits mit einem Einbrecher in das Landesmuseum und einem Serienmörder zu tun und andererseits mit einer kriminellen Gruppe, die sich des sauberen Trinkwassers bemächtigen will, zu tun. Ich habe versucht, die Handlung rund um den Verkauf des Trinkwassers auszublenden.

Für mich persönlich hätte der Handlungsstrang mit dem Serienmörder vollauf gereicht, denn dieser ist komplex genug. Denn wie hängt eine als Hexe verbrannte Frau mit den aktuellen Morden zusammen? Dass hier späte Rache im Spiel ist, wird bald klar.

Der Schreibstil hat auch noch ein wenig Luft nach oben, kommt es doch immer wieder zu Redundanzen.

Fazit:

Nicht ganz der Krimi, den ich erwartet habe, daher gibt es nur 3 Sterne.