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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens
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In ihrem 10. Fall bekommt es Isabelle Bonnet mit einem eingemauerten Skelett zu tun. Wobei, so ganz klar ist nicht, ob es sich um einen „echten Fall“ handelt. Aber nachdem in Fragolin die kriminalistische ...

In ihrem 10. Fall bekommt es Isabelle Bonnet mit einem eingemauerten Skelett zu tun. Wobei, so ganz klar ist nicht, ob es sich um einen „echten Fall“ handelt. Aber nachdem in Fragolin die kriminalistische Flaute herrscht, beschäftigen sich Isabelle Bonnet und Appolinaire Eustache mit dem Skelett.

Obwohl, es ist eher ihr Mitarbeiter ist, der die Arbeit macht, denn Isabelle ist mit ihrem Privatleben beschäftigt. Sie hat schon länger weder von Rouven noch von Nicolas etwas gehört. Mitten in diese grüblerischen Gedanken meldet sich Nicolas aus einem marokkanischen Gefängnis. Stante pede fliegt sie nach Marrakesch, aktiviert alte Kontakte und bringt Nicolas und seine bislang unbekannte Tochter nach Fragolin zurück.

Noch ist der Skelettfund nicht aufgeklärt, als sich eine überraschende Wendung ergibt: Der verschwundene Verdächtige ist nicht Täter, sondern Opfer. Heureka! Nun heißt es, den richtigen Täter zu fassen.

Meine Meinung:

Diese Idee von Täter/Opfer-Umkehr hatte ich recht bald. Mir macht es nichts aus, mehr zu wissen als die Ermittler. Ich finde, dass der Weg das Ziel ist, und vergleiche meine Erkenntnisse mit den Ermittlungen der Polizei. Auch den wahren Täter habe ich viel schneller als Isabelle ausgemacht, was natürlich daran liegt, dass ich mich nicht um meine beiden Liebhaber kümmern muss. ä

Anders als in den Vorgängern stochert Isabelle eher lustlos in diesem Fall herum, ist unaufmerksam und übersieht so einiges.

Dass dann so nebenbei Fälle von Brandstiftungen aufgeklärt werden, ist wohl ein Zufallstreffer, denn echte Ermittlung.

Außerdem fehlt mir diesmal der Wortwechsel mit der Grauen Eminenz in Paris.

Allerdings scheint es im nächsten Fall wieder ein wenig turbulenter zuzugehen, wie die Andeutungen in den letzten Zeilen suggerieren.

Fazit:

Diesmal ist Madame le Commissaire ermittlungstechnisch nicht ganz so tough, sondern eher mit ihrem komplizierten Privatleben, das ja grundsätzlich auch spannend ist, beschäftigt. Daher gibt es diesmal nur 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

EIn Polizist mit Leichenphobie ermittelt

Seelenfriede
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Seelenfriede ist der erste Fall für Revierinspektor Werner Zufall, der im schönen Salzkammergut ermittelt.

Worum geht’s?

Der in Natascha verliebte Rudi sucht sich für das Liebesspiel eines der zahlreichen ...

Seelenfriede ist der erste Fall für Revierinspektor Werner Zufall, der im schönen Salzkammergut ermittelt.

Worum geht’s?

Der in Natascha verliebte Rudi sucht sich für das Liebesspiel eines der zahlreichen Bootshäuser am Attersee aus. Es ist natürlich nicht sein eigenes. Die Zärtlichkeiten werden jäh unterbrochen, als die ziemlich angeheiterte Natascha ein grausliche Entdeckung macht und das Liebespaar schlagartig nüchtern wird, um wenig später in einer Schwärze zu versinken.

Nahezu gleichzeitig findet die vierjährige Claudia beim Spielen an der Wasserlinie des Attersees eine männliche Leiche.

Ausgerechnet Revierinspektor Werner Zufall, der eigentlich keine Toten sehen kann, was für einen Polizisten eher blöd ist, muss zu der Wasserleiche.

Doch dieser unbekannte Tote wird nicht das einzige Problem sein, mit dem sich Werner Zufall, herumschlagen muss: Da wären dann noch sein Vater, der ihn unbedingt an die Frau bringen will, seine kiffende Tante und dann die ständigen Wortspiele mit seinem Namen sowie Rudi, der seine Freundin Natascha vermisst.

Meine Meinung:

Autor Erich Weidinger liebt das Salzkammergut und kennt sich hier bestens aus, führt er doch in Seewalchen eine Buchhandlung. Daher dürfen präzise Beschreibung von Land und Leuten nicht fehlen.

Dieser Krimi ist der erste, einer vorerst als Trilogie angelegten Reihe. Werner Zufall ist grundsätzlich gerne Polizist, nur mit Leichen hat er wenig am Hut. Denen geht er am liebsten aus dem Weg, was aber als Polizist bekanntlich nicht immer möglich ist.

Die Charaktere sind durchaus Menschen wie du und ich, wobei manche Eigenschaften einen Hauch überzeichnet dargestellt werden.

Neben der Krimihandlung erfahren wir einiges aus Werner Zufalls Privatleben, das so gut wie nicht existent ist. Er kann einem fast ein bisschen leidtun. Doch als er den Baumeister Baumann kennenlernt, der ebenfalls wegen seines Namens gehänselt wird, beschließt er zum einem, etwas gegen seine Ängste zu unternehmen und zum anderen, seinen Familiennamen zu ändern. Das wird dann bestimmt Thema in den nächsten Krimis „Seelenblick-2“ und „Seelensturm-3“ sein.

Fazit:

Ein Auftakt, einer Regionalkrimi-Reihe aus dem Salzkammergut, der Potenzial hat und von mir 3,5 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Kriegspropaganda und Medienmanipulation
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"Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt"

Bücher, wie das vorliegende von Christian Hardinghaus sind absolut notwendig. Denn, wer kann sich der Dauerberieselung von Nachrichten ...

"Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt"

Bücher, wie das vorliegende von Christian Hardinghaus sind absolut notwendig. Denn, wer kann sich der Dauerberieselung von Nachrichten wirklich entziehen? Wohl niemand. Und wer kann schon eindeutig und von sich aus beurteilen, was von den vielen Informationen, die auf uns einprasseln, Propaganda und Medienmanipulation ist oder nicht? Und wie ist es möglich, diese von sauber recherchierten Aussagen zu unterscheiden?

Dazu braucht es ein Rüstzeug, das uns Autor Christian Hardinghaus mit diesem Buch in die Hand gibt.

In folgenden Kapiteln erhalten wir Werkzeuge, die uns helfen können, Propaganda und ihre Mechanismen zu entlarven:

Propaganda erkennen
Propaganda verstehen
Propaganda entlarven
Kriegspropaganda
Propaganda im Ukrainekrieg
Ukraine-Berichterstattung in deutschen Medien und ein Plädoyer für einen besseren Journalismus

Wenn uns der Autor am Ende des ersten Kapitels (S. 28) rät, die Vielfalt der Medien zu nutzen, ist das natürlich anstrengend, lohnt sich aber, um den Propagandisten und ihren Machenschaften nicht auf den Leim zu gehen. Und, es ist nicht verboten, etwas Neues zu lernen und seine bisherige Meinung zu ändern.

„Alle Medien sind zwar abhängig von Ihrer Gunst,
Sie aber sind unabhängig und dürfen alle Medien zurate ziehen!
Nutzen Sie diesen Vorteil unbedingt aus!“

Als Österreicherin bin ich mit der deutschen Medienlandschaft nicht ganz so vertraut, aber was ich so en passant in den letzten Jahren mitbekommen habe, ist das Wort „Qualität“ aus dem Vokabelschatz der meisten Journalisten gestrichen worden.

Wenn ich auf die österreichischen Medien blicke, wo es einerseits manchen Zeitungen oder Magazinen durch Entzug von Geldern aus der Presseförderung extra schwer gemacht und anderen durch großzügige Inseratenschaltung mehr Geld zugeschossen wird, wird mir ziemlich übel. Diese mehr oder weniger versteckten Subventionen sind nichts anders als gekaufte Berichte, um die Leser in eine bestimmte Richtung zu drängen. Mehr oder weniger nachdrücklich, und wenn dann noch selbst ernannte Experten ihren Senf zu einem vielleicht heiklen Thema abgeben, haben wir die reinste Meinungsmanipulation. Denn, „Sie wissen ja, die Leute glauben gleich alles, nur, weil′s in der Zeitung steht!" (© Reinhard Mey).

Ein wichtiges, wie notwendiges Anliegen ist es, Kindern und Jugendlichen das Wesen der Propaganda und den damit verbundenen Manipulationen zu erklären. Daher führt kein Weg an Vorträgen und Workshops in Schulen vorbei. Doch zuvor muss man noch die Lehrkräfte aufklären, denn die sind ja auch Betroffene und Opfer der immer wiederkehrenden Strategien und Prinzipien der Propaganda.

Christian Hardinghaus klärt über die Mechanismen der Propaganda auf, die nicht nur in Kriegs- oder Krisenzeiten verwendet werden, sondern auch in Friedenszeiten zum Repertoire der Politiker gehören. Manchmal hilft es schon, den Spruch aus dem Römischen Recht „audiatur et altera pars“ (in etwa: „man höre auch die andere Seite/Meinung“) zu beherzigen.

Fazit:

Durch Aufklärung, Bildung und Bücher wie dieses ist es möglich, den Manipulationen entgegenzutreten, denn "Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt". Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Eine Hommage an die Sommerfrische

Spazierenschwimmen zwischen Rax und Semmering
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Das Autorenduo Wilma Pfeiffer & Walter Stelzle entführt uns in die Sommerfrische rund um Rax und Semmering.
Sommerfrische - das sind im 19. Jahrhundert jene Wochen im Sommer, in denen (groß)bürgerliche ...

Das Autorenduo Wilma Pfeiffer & Walter Stelzle entführt uns in die Sommerfrische rund um Rax und Semmering.
Sommerfrische - das sind im 19. Jahrhundert jene Wochen im Sommer, in denen (groß)bürgerliche und adelige Familien mit Sack und Pack der stinkenden und heißen Großstadt Wien entfliehen, um in den Wiener Hausbergen frische Luft zu tanken.

Zu Beginn wird einmal der Begriff Sommerfrische erklärt. Dann dürfen wir die wichtigsten Orte kennenlernen, die da sind:

Reichenau
Prein an der Rax
Rax
Payerbach
Semmering

Der Hoch- und Geldadel geben sich ein Stelldichein. Dann 1854, die Eröffnung der spektakulären Gebirgsbahn (Südbahn) die sich den Semmering hinaufschlängelt, durch zahlreiche Tunnel schnauft und die 457 Höhenmeter auf zahlreichen oft mehrstöckigen Viadukten überwindet, ist Sensation und Massenverkehrsmittel. Heute ist die Strecke der Semmeringbahn Weltkulturerbe und lockt nach wie vor die Menschen nach Payerbach, Reichenau oder Mürzzuschlag. Die Bedeutung der Gegend als Urlaubsdestination ist geschwunden. Dennoch lässt sich hier, rund 100km von Wien entfernt, herrlich Urlaub machen.

Nachdem das Kaiserhaus die Gegend als Urlaubsdomizil auserkoren hat, ziehen andere nach, mieten sich in die bestehenden Gasthäuser und Hotels ein und bauen sich eigene Villen, von denen einige noch heute existieren. Wenig später reisen dann auch Wissenschaftler wie Sigmund Freud und Schriftsteller wie Peter Altenberg, Arthur Schnitzler und Robert Musil an. Robert Musil ist es, der den Begriff „Spazierenschwimmen“ geschaffen hat.

Meine Meinung:

Das Autorenduo Wilma Pfeiffer & Walter Stelzle hat einen sehr informativen Schreibstil, der durch zahlreiche Fotos der Villen und Zitate jener Schriftsteller ergänzt wird, die dort ihre Sommerfrische genossen haben.

Seit einigen Jahren wird versucht, die Tradition der Sommerfrische durch Sommerspiele, Lesungen und Konzerte wieder aufleben zu lassen. Im „Südbahnhotel“, das nach Jahren des Dornröschenschlafs nun wieder geöffnet hat, werden kulturelle Veranstaltungen hoher Qualität angeboten. Das „Panhans“ harrt noch auf die Wiedererweckung.

Fazit:

Dieses Buch ist eine Hommage an eine liebenswerte Gegend, die es wiederzuentdecken lohnt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Hedy Lamarr - auf ihre Schönheit reduziert

Die einzige Frau im Raum
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Marie Benedict, Autorin einiger Romanbiografien widmet sich diesmal der österreichisch-amerikanischen Schauspielerin Hedy Lamarr (1914-2000).

Als Hedwig Maria Kiesler, geboren, die einzige Tochter eines ...

Marie Benedict, Autorin einiger Romanbiografien widmet sich diesmal der österreichisch-amerikanischen Schauspielerin Hedy Lamarr (1914-2000).

Als Hedwig Maria Kiesler, geboren, die einzige Tochter eines jüdischen Ehepaares in Wien, bricht sie die Schule ab und wird gegen den Widerstand der Eltern Schauspielerin. Sie dreht die erste Nacktszene in einem Spielfilm überhaupt und feiert große Erfolge. 1933 heiratet sie den reichsten Mann Österreich, den Waffenfabrikanten Fritz Mandl, um wie sie glaubt, sich und ihre Eltern vor den Nationalsozialisten zu schützen. Da auch Mandl jüdischer Abstammung ist, hilft nur das Anbiedern an das NS-Regime, um „Ehren-Arier“ zu werden. Die Ehe mit Mandl scheitert, doch diese Zeit hat sie genutzt, um zahlreiche geheime Informationen zu den diversen Waffengeschäften ihres Mannes zu notieren. Als schmückender Aufputz durfte sie an geschäftlichen Besprechungen teilnehmen. Schönen Frauen hat man keinen Verstand zugebilligt.

Das Buch umfasst allerdings nur die Zeit ihrer Jugend in Österreich bis zu ihrer Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann Fritz Mandl 1937 und endet im September 1942, als sie bei einer Veranstaltung für den Kauf von Kriegsanleihen wirbt.

Ihr Anliegen, den Zweiten Weltkrieg mit einer von ihr und George Antheil entwickelten Funkfernsteuerung für Torpedos, maßgeblich zu beeinflussen gelingt nicht. Die beiden erhalten zwar ein Patent auf die Erfindung, doch die Militärs lehnen Lamarrs Ideen einfach ab.

„Offen gestanden bezweifle ich, dass wir unsere Soldaten und Matrosen von einem Waffensystem überzeugen können, das von einer Frau entwickelt wurde. Und darum werden wir es auch gar nicht erst versuchen.“

Meine Meinung:

Der Roman ist gut geschrieben, wer allerdings eine Biografie erwartet, wird enttäuscht sein und muss zu anderen Büchern wie „Hedy Lamarr“ von Michaela Lindinger greifen.

Die angekündigte Erfindung nimmt nur wenig Raum in diesem Roman ein. Praktisch umgesetzt, wenn auch in abgeänderter Form, wird die Fernsteuerung für Torpedos erst während der Kuba-Krise (1962). Allerdings wird die Schauspielerin und Erfinderin spät aber doch noch dafür geehrt, denn diese Technik ist eine Vorläuferin des Bluetooth.

Hedy Lamarr ist, wie zahlreiche andere Schauspielerinnen vor, mit und nach ihr nur auf das Äußere reduziert worden und ist in der Männerwelt „die einzige Frau im Raum“.

Fazit:

Ein leicht lesbarer Roman, dem ich gerne 3 Sterne gebe.