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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2023

Berliner Nachtleben einmal anders

Lebendige Nacht
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Wenn die Wildtierbiologin Sophia Kimmig über das Berliner Nachtleben schreibt, so sind nicht die diversen Clubs oder Bars gemeint, sondern die nachtaktiven Wildtiere.

In zehn Kapiteln stellt uns die ...

Wenn die Wildtierbiologin Sophia Kimmig über das Berliner Nachtleben schreibt, so sind nicht die diversen Clubs oder Bars gemeint, sondern die nachtaktiven Wildtiere.

In zehn Kapiteln stellt uns die Autorin verschiedene nachtaktive Tiere vor, die es als Kulturfolger auch in Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Wien zieht. Sie erzählt von Säugetieren wie Wildschweinen, Füchsen, Bilchen und Insekten, die die Nacht zu deren Tage machen.

Du kennst die Gruppe der Bilche nicht? Dann lies einfach nach.

Die Kapitel sind gut strukturiert. Tiere und ihr Lebensraum werden uns vorgestellt sowie unter dem Titel „Fun Facts“ einige witzige Anekdoten erzählt.

„Unsere ganze Geschichte ist die bloß Geschichte des wachenden Menschen. An die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht verständlich. Sie versteht es, ihre profunden Kenntnisse unterhaltsam und spannend zu vermitteln.

Der Leser erhält nicht nur Einblick in das tierische Leben bei Nacht, sondern jede Menge nützliche Informationen Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen zum Thema Nacht.

Manchen Leser werden die grobkörnigen Schwarz-Weiß-Fotos auf- und vielleicht missfallen. Doch lange Belichtungszeiten bzw. Fotos aus Wildtierkameras sehen eben so aus.

Fazit:

Ein tolles Buch, das uns einen ganz anderen Blick auf unsere Umwelt und ihre Bewohner ermöglicht. Diesem sehr informativen und unterhaltsamen Streifzug durch die Nacht gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Fighting Back - Wie sich die First People Amerikas auflehnten

Zeiten der Auflehnung
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In seinem ersten Sachbuch „Verlorene Welten“ erzählt Autor Aram Mattioli die Geschichte Nordamerikas zwischen 1700 und 1900 aus der Sicht der »First Peoples«. Er betrachtet die politischen Motive aller ...

In seinem ersten Sachbuch „Verlorene Welten“ erzählt Autor Aram Mattioli die Geschichte Nordamerikas zwischen 1700 und 1900 aus der Sicht der »First Peoples«. Er betrachtet die politischen Motive aller Seiten im erbarmungslosen Kampf um den Kontinent, der zur Vernichtung der Lebensformen und der Kultur der amerikanischen Ureinwohner führte.

In vorliegendem Buch »Zeiten der Auflehnung» beschäftigt er sich mit den gesellschaftlichen und politischen Aspekten in der Zeit von 1911 bis 1992. Mattioli recherchiert die Geschichte des indigenen Widerstandes detailliert. Diese Detailversessenheit ist gleichzeitig auch die große Schwäche des Buches. So mancher Leser wird ob der Fülle von Details regelrecht erschlagen. Man merkt, wie sehr dem Autor die Geschichte der »First People« Amerikas am Herzen liegt.

Ich denke, es wird noch einen dritten Teil geben, in dem die Jahre nach 1992 bis in die Gegenwart eine Rolle spielen werden. Mir gefallen Bücher, die viele ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) enthalten.

Fazit:

Wer sich für die Geschichte der »First People« Amerikas interessiert und sich nicht scheut, ein manchmal trockenes Sachbuch eines Historikers zu lesen, wird durch umfangreiches Fachwissen belohnt. Gerne gebe ich diesem 2. Teil 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Hat mich nicht ünerzeugt

Lüneburger Elefanten
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Inhalt:

Auf einer Reise in die Heide macht Hebamme Trine Deichmann eine unerwartete Entdeckung: Eine Menagerie, in der exotische Tiere auf den Verkauf an Adelige und Kaufleute vorbereitet werden - Gazellen, ...

Inhalt:

Auf einer Reise in die Heide macht Hebamme Trine Deichmann eine unerwartete Entdeckung: Eine Menagerie, in der exotische Tiere auf den Verkauf an Adelige und Kaufleute vorbereitet werden - Gazellen, Löwen und sogar Elefanten. Trine heuert dort an, um sich um das Wohlbefinden der Exoten zu kümmern.
Die Tierhändler suchen den Kontakt zum Rat der Stadt Lüneburg und bieten ihm Elefanten als Symbol von Macht und Einfluss an. Zunächst lehnt man das Angebot ab. Doch dann wird der Bürgermeister entführt. Und auch Trine gerät zwischen die Fronten.

Soweit der Presse. bzw. Klappentext, der einen interessanten historischen Roman aus 1605 verspricht.

Meine Meinung:

Leider bin ich mit diesem historischen Roman nicht wirklich warm geworden, obwohl sowohl das Thema als auch die Protagonisten ihren Reiz haben.

Das Thema, Wetteifern um die schönste Menagerie in Europa, passt sehr gut zum 17. Jahrhundert. Anfangs ein Spleen der großen Herrscher eifern auch kleinere Fürstentümer dem Hochadel nach. Der älteste Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn in Wien, ist 1452 urkundlich erwähnt worden, damals allerdings als Menagerie am Stadtgraben.

Für mein Empfinden passt die Epoche nicht zu den Charakteren und deren Sprache. Besonders die Frauenfiguren wie Fleetwood oder Trine sind viel zu selbstbewusst. Trine Deichmann und ihr Ehemann, der Lübecker Kneipenwirt, führen eine viel zu moderne Ehe. Beide sind gleichberechtigt, beide sind gewitzt und lassen sich nicht leicht ins Bockshorn jagen. In einem Setting rund 200 Jahre später kann ich mir die beiden und ihre Abenteuer sehr gut vorstellen.

Ich habe manchmal den Eindruck gewonnen, dass sich die Figuren ein wenig verselbstständigt haben. SO kommt es zu diversen Nebenhandlungen, die sich von der Menagerie wegbewegen und nur mühsam wieder eingefangen werden können. Die Familiengeschichte des Grafen Leu ist so ein Seitenast.
Amüsiert habe ich mich über die Sequenz, in der die Elefanten als neues Markenzeichen für Lüneburg angepriesen worden sind, denn Löwen im Wappen gibt es als Zeichen der Macht ja viele (beinahe so viele wie Adler). Interessant auch, wie stark die Wirtschaft der Stadt vom Salzabbau abhängig war. Dieses historische Detail fügt sich gut in den Roman ein. Um den unaufhaltbaren Niedergang von Lüneburg aufzuhalten, hat man nach anderen Geschäftsfeldern gesucht. Aber, einen, für alle Menschen zugänglichen, Zoo zu eröffnen, erscheint doch ein wenig unglaubwürdig. In dieser Zeit ist die Gesellschaft von außerordentlichem Standesbewusstsein geprägt und eine Durchmischung, sei auch nur für ein kurzes Vergnügen, erscheint mir unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine Bärenhatz für die unteren Schichten und eine elitäre Schau mit Löwen, Elefanten und Giraffen für die damalige High Society. Die geschilderten Vorgänge bei der Tierhaltung hat vermutlich auch nicht der Wirklichkeit entsprochen. Hier hat der Autor seinen modernen Blick ins Geschehen gebracht.

Ich habe während des Lesens die Jahreszahl 1605 ausgeblendet und mich am verbalen Schlagabtausch der Charaktere erfreut. Die Gedanken der Hebamme Trine zu ihrer Arbeit haben mich manchmal innehalten lassen, da auch hier die moderne Medizin durchschlägt. Im 17. Jahrhundert ist der Gebärstuhl in Gebrauch, den Hebammen oft selbst mitbringen. Der Rummel rund um die Gebärenden ist erschreckend plastisch beschrieben.

Fazit:

Ein historischer Roman, der mich nicht ganz überzeugt hat, weshalb er von mir 3 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Hat mich bestens unterhalten

Schnappt Scholle
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Wie schon in seinen zehn vorherigen Krimis rund um den Fredenbüller Polizisten Thies Detlefson und KHK Nicole Stappenbeck kommen auch hier wieder einige nostalgischen Reminiszenzen an längst vergangene ...

Wie schon in seinen zehn vorherigen Krimis rund um den Fredenbüller Polizisten Thies Detlefson und KHK Nicole Stappenbeck kommen auch hier wieder einige nostalgischen Reminiszenzen an längst vergangene Tage zu ihren Ehren. Diesmal sind es Filmtitel wie „Oceans Eleven“ oder „Schnappt Shorty“ die eine Rolle spielen oder für Fans von alten Autos, ein Ford Pinto.

Doch von Beginn an:

Hans-Peter Scholz, Rufname „Scholle“ ein ziemlich glückloser Ganove, wird aus der JVA Flensburg entlassen und will, bevor er sich nun endlich zur Ruhe setzt, noch einmal, ein letztes Mal einen großen Coup landen. Dazu trommelt er, wie in „Oceans Eleven“ alte Weggefährten seiner kriminellen Laufbahn zusammen. Statt elf sind es letztlich nur sieben („Seven up“), die zu Scholles Coup beitragen. Man will, in Rififi-Manier durch einen Tunnel in die örtliche Raiffeisen-Bank einbrechen und den Tresor leer räumen. Das Pfingstwochenende bietet sich dazu perfekt an, ist doch der Tresorraum wegen der Urlauber prall gefüllt. Dass gegenüber eine Bäckerei von Timo, der im Kittchen eine Ausbildung zum Bäckermeister gemacht hat, gemietet werden kann, ist ein genialer Ausgangspunkt für den Coup und genau geplant.

Nicht ganz so geplant sind die Hindernisse, die sich während der Tunnelbauphase ergeben: Da ist unter anderem eine recht frische Leiche auf dem Sperrmüll, die sich als Vormieter von Timos Bäckerei „Backbord“n entpuppt, ein entlaufener Hamster sowie Dennis Weise, der mit seinem kleinen Bagger Künetten gräbt, um den Menschen in Fredenbüll und Umgebung die Segnungen des Glasfaserinternets zu bringen. Als dann die fleißigen Tunnelgräber noch ein Skelett entdecken, scheint das Vorhaben zum Scheitern verurteilt, denn Pfingsten rückt unaufhaltsam näher.

Meine Meinung:

Dieser 11. Krimi („Oceans Eleven“!) sprüht wieder vor witzigen Sprüchen und skurrilen Charakteren. Es ist einfach wie Heimkommen! (Fast) Ganz Fredenbüll ist wieder vertreten, dazu kommen Neuankömmlinge wie Baby Fiete, Timo, Inka sowie Matze und Marlies. Ein bisschen schade habe ich gefunden, dass die Stammbesetzung wie der Schimmelreiter diesmal nur kleinere Rollen spielen dürfen. Aber, der nächste Fall ist ja lt. Autor schon im Enstehen.

Wie wir es von Krischan Koch gewöhnt sind, dürfen die Charaktere manchmal platt klönen und auch ziemlich schräg sein.

Diesmal hat sich unser werter Herr Autor eines landauf/landab weitverbreiteten Übels angenommen: dem Überhandnehmen von Bäckereiketten und deren Erzeugnissen, die überall gleich, nach Schaumstoff oder nach nichts schmecken. Abhilfe aus dem „kulinarischen Sibirien“ schafft Timo, der mithilfe seiner Bewährungshelferin Inka Schlotterbeck-Thran (Wie kommt man auf solche Namen?), eine echte Backstube eröffnet. Binnen kürzester Zeit laben sich auch die Gäste der Hidden Kist an den Köstlichkeiten der Bäckerei Backbord.

„Blanker Hans“, „Deichbiene“, „Friesenfrühling“ sowie „Seute Deern“ lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Einige Rezepte gibt es als Draufgabe zum Ausprobieren.

Fazit:

Diesem köstlichen Krimispaß gebe ich mit ganzem Herzen 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Aber Achtung! Wer Thies & Co. noch nicht kennt, bitte bei Band 1 beginnen. Man brächte sich um zahlreiche vergnüglichen Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Toskanische Sünden
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In diesem zweiten Fall für Commissario Luca im beschaulichen Montegiardino bekommt er es mit Zwistigkeiten im Ort zu tun, die dem Aberglauben der Bewohner rund um den „Vollmond der Streitigkeiten“, einem ...

In diesem zweiten Fall für Commissario Luca im beschaulichen Montegiardino bekommt er es mit Zwistigkeiten im Ort zu tun, die dem Aberglauben der Bewohner rund um den „Vollmond der Streitigkeiten“, einem Phänomen, das nur alle zehn Jahre auftritt, geschuldet ist. Menschen, die einander zu anderen Zeiten nichts Böses wollen, gehen in den Nächten rund um den Vollmond, der auch rot („Blutmond“) erscheint, an die Gurgel. So hämmert eine alte Frau mit ihrem Krückstock an die Haustür ihrer Nachbarin und beschuldigt sie des Betrugs oder der gemütliche Fischhändler verprügelt einen neuen Konkurrenten. Mitten in diesem unübersichtlichen Chaos wird am Ufer des Arnos die Leiche eines Mannes gefunden und ein anderer wickelt sich mit seinem Auto um einen Baum und überlebt nur knapp.

Commissario Luca glaubt nicht an den „Vollmond der Streitigkeiten“, doch die Häufigkeit der Streitereien, die auch vor den Mitschülern seiner Tochter Emma nicht haltmachen, gibt ihm zu denken.

Um den Mordfall und den Verkehrsunfall, bei dem alle Bremsleitungen am Wagen durchgeschnitten worden sind, aufzuklären, kommt Vice-Questora Aurora Mair aus Florenz höchstpersönlich nach Montegiardino. Commissario Luca ist ja nur ein einfacher Dorfpolizist, der nach dem Tod seiner Frau Giulia den Dienst in der Lagunenstadt Venedig aufgegeben und damit auf Aufstieg und Gehalt verzichtet hat, um seiner Tochter Emma in seiner Heimat Montegiardino ein angenehmes Leben, fernab von Mord und Totschlag, zu ermöglichen, was wie wir wissen, auch nicht immer stimmt.

Commissario Luca ist sicher, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Nur wie, weiß er noch nicht. Doch ob er damit richtig liegt, wird sich zeigen.

Meine Meinung:

In diesem zweiten Fall gewinnt Commissario Luca ein wenig an Kontur. Der fesche Witwer wird nach wie vor von der Damenwelt hofiert. Allerdings ist der Platz in seinem Herzen für die achtjährige Tochter Emma reserviert. Allerdings scheinen sich Chiara, die Dorfärztin, und die Vice-Questora ein Rennen um Commissario Luca zu liefern. Wie wird er sich entscheiden? Ich gehe davon aus, dass der dritte Fall hier Licht ins Dunkel bringen wird.

Schmunzeln musste ich wieder über die drei Esel, die nach bekannten italienischen Politikern benannt sind: Sergio, Matteo und Silvio.

Der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Der bildhafte Schreibstil lässt das Flair der südlichen Toskana vor den Augen der Leser erstehen und eignet sich daher als Urlaubslektüre.

Nervenzerfetzende Spannung darf man sich nicht erwarten, doch die Aufklärung bietet dann doch eine überraschende, aber stimmige Lösung.

Ein bisschen erinnert diese Krimi-Reihe an Martin Walkers „Bruno, Chef de Police“, in der Dorfpolizist Bruno auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner hat und in seiner Vergangenheit Mitglied einer Elitepolizeieinheit war.

Fazit:

Wer gerne einen Krimi mit Italien-Flair lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne.