Hat mir gut gefallen
Das Zeitalter der UnschärfeQuantenmechanik, Wellenmechanik, Relativitätstheorie, Radioaktivität, Pauli-Effekt, Elektron, Proton, Neutrino, Quantensprung, Matrizen - das sind so die Fachbegriffe, die uns in diesem interessanten Buch ...
Quantenmechanik, Wellenmechanik, Relativitätstheorie, Radioaktivität, Pauli-Effekt, Elektron, Proton, Neutrino, Quantensprung, Matrizen - das sind so die Fachbegriffe, die uns in diesem interessanten Buch über den Weg laufen.
Das Buch umfasst die Entwicklung der Physik in den Jahren 1895-1945. Was mit Henri Becquerel bzw. Marie Curie und der Entdeckung der Radioaktivität beginnt, endet mit den Abwürfen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Dazwischen liegen 50 Jahre, in denen Physiker der ganzen Welt in wilden Streitgesprächen ihre Theorien beweisen wollen.
Jeder von uns hat in der Schule vom Periodensystem und den Atomen gelernt. Hand aufs Herz, wer von uns bringt die Namen der Forscher damit korrekt in Zusammenhang? Nun gut, Marie Curie, Niels Bohr, Albert Einstein, Max Planck und vielleicht noch Erwin Schrödinger (wegen seiner Katze), Werner Heisenberg oder Lise Meitner (als eine der wenigen Frauen) sind noch geläufig. Doch Ernest Rutherford, Wolfgang Pauli, Arnold Sommerfeld, Max Born, Paul Dirac oder Louis de Broglie sind schon weniger deutlich in unserem Wissen verankert. Dabei haben sie großen Anteil an den Entwicklungen.
Die Hochblüte des wissenschaftlichen Streitgespräches endet mit der Machtübernahme der Nazis. Über Nacht werden (wie hinlänglich bekannt) jüdische Forscher und Wissenschafter von den Universitäten vertrieben, verfolgt, des Landes verweisen und auch ermordet. Die wenigen verbliebenen Forscher können die Lücken, die die Kollegen hinterlassen nicht füllen.
Das Buch ist flüssig zu lesen, auch wenn man kein Physiker ist. Herrlich sind die Streitgespräche zwischen den Wissenschaftlern dargestellt. Der Autor bringt seinen Lesern diese Diskurse mit Humor zur Kenntnis. Grinsen musste ich über Aussprüche wie diesen von Erwin Schrödinger:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Elektron herumspringt wie ein Floh“
Herrlich sind die Ausschnitte aus Max Delbrücks Adaptierung von Goethes „Faust“. Einige dieser Monologe aus „Faust in Kopenhagen“ sind hier abgedruckt.
Faust:
Du wirst mich trotzdem nimmermehr verführen.
Werd’ ich doch zu einer Theorie je sagen:
Verweile doch, du bist so schön,
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Das Neutrino tritt selbst als singendes Gretchen auf:
Meine Ladung ist hin,
Statistik ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr
Wo du mich nicht hast,
Keine Formel passt.
Die ganze Welt
ist dir vergällt.
Anlass dieser Adaptierung des klassischen Faust-Stoffes ist nicht nur das Gedenken zum 100. Todestag von Goethe, sondern der mit harten Bandagen ausgetragene Disput um das „Neutrino“ zwischen Niels Bohr und Wolfgang Pauli.
Manche Forscher verhalten sich ziemlich divenhaft und reagieren durchaus beleidigt, wenn ihre Thesen widerlegt werden. Der eine oder andere hat auch autistische Züge.
Das Buch verfügt im Anhang eine Liste weiterführender Literatur, damit sich der Leser in die eine oder andere Biografie vertiefen kann.
Fazit:
Das Buch bietet einen guten Überblick über die „Zeit der Unschärfe“. Es schließt eine Lücke zwischen der Wissenschaft und den Menschen, die dahinterstecken. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.