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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2020

Versprüht weihnachtliches Flair

Englein, Mord und Christbaumkugel
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Alle Jahre wieder erfreut uns Manfred Baumann, Schöpfer des Kriminalbeamten Martin Merana mit einem weihnachtlichen Band rund um das Team aus Salzburg.

Diesmal sind drei Weihnachtskrimis verpackt und ...

Alle Jahre wieder erfreut uns Manfred Baumann, Schöpfer des Kriminalbeamten Martin Merana mit einem weihnachtlichen Band rund um das Team aus Salzburg.

Diesmal sind drei Weihnachtskrimis verpackt und warten darauf im Advent als Einstimmung auf Weihnachten gelesen zu werden.

Wie in allen Krimis der Reihe erfahren wir wieder Kleinigkeiten aus dem Privatleben der Ermittler. So dürfen wir mit Merana und seiner Großmutter Kristina über den Christkindlmarkt streifen oder für Hedwig, der behinderten Tochter von Carola ein Weihnachtsgeschenk kaufen. Dazwischen wird zwar gemordet, doch bleibt immer ein wenig Platz für die vorweihnachtliche Stimmung. Die prächtige Kulisse der Stadt Salzburg mit ihren Sehenswürdigkeiten darf natürlich auch nicht fehlen.

Gerne bewerte ich diese weihnachtlichen Krimis mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Ein opulenter hist. Roman

Mein guter Feind Goethe. Die geheimen Memoiren des Grafen Alexandre de Cagliostro
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Autor Heinz-Joachim Simon setzt sich in diesem historischen Roman mit einer schillernden Figur des vorrevolutionären Frankreichs auseinander: Alexandre de Cagliostro, Graf von eigenen Gnaden und Hochstapler. ...

Autor Heinz-Joachim Simon setzt sich in diesem historischen Roman mit einer schillernden Figur des vorrevolutionären Frankreichs auseinander: Alexandre de Cagliostro, Graf von eigenen Gnaden und Hochstapler.

Die Lebensgeschichte des 1743 als Giuseppe Balsano in Palermo geborenen Mannes liest sich abenteuerlich. Anfangs schlägt er sich als Kleinkrimineller durchs Leben, bis er sich als selbst ernannter Graf den Mächtigen der Zeit andient. Am bekanntesten ist wohl seine Rolle in der sogenannten „Halsbandaffäre“, die unter anderem dazu führt, dass Marie Antionette letztlich ihren Kopf verliert.

Geschickt nutzt Cagliostro die Gier der Menschen aus und benutzt vor allem Frauen für seine windigen Machenschaften.

Goethe entlarvt ihn als Scharlatan, obwohl die beiden sich nicht persönlich begegnet sind. Trotzdem scheint Goethe vom Charisma des Hochstaplers angezogen zu sein.

Cagliostro nutzt die politischen Strömungen der Zeit weidlich aus. So beansprucht er das legendäre „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“der Französische Revolution für sich. Er weilt an den unterschiedlichsten Fürstenhöfen, lässt sich aushalten, nimmt Geschenke und erleichtert die Reichen am Kartentisch um ihr Vermögen. Er behauptet „ein Wandler durch die Zeiten“ zu sein, was ihm doch zahlreiche Menschen abnehmen. Als „Großkophta“ gründet er zahlreich Logen à la Freimaurer. Das trägt weiter zum Nimbus des Geheimnisvollen bei.

Doch dann überspannt er den Bogen und legt sich mit der Katholischen Kirche und dem Papst an. Er wird im Dezember 1789 verhaftet und stirbt 1795 im päpstlichen Gefängnis.

Meine Meinung:

Dem Autor ist ein lebhaftes Sittenbild der Zeit gelungen. Während das Volk nach Missernten hungert, protz der Adel mit geborgtem und/oder erpressten Reichtum. Die „Halsbandaffäre“ ist nur eines der zahlreichen Beispiele von Misswirtschaft, Gier und Überheblichkeit.

Zahlreiche bekannte historische Persönlichkeiten kreuzen den Weg des Hochstaplers und der Leser: Von der La Motte über Kardinal Rohan und Danton zu Desmoulins bis hin zu eben jenem Papst, der ihn festsetzen lässt.

Interessant ist, dass die ein oder andere „Weissagung“ sich später erfüllt. So sagt er Danton eine glänzende Zukunft in Paris voraus, sein (Dantons) Ende verschweigt er geflissentlich. Dass er Madame de La Motte voraussagt, dass sie in Ungnade fallen und gebrandmarkt wird, ist angesichts der üblichen Strafen für Betrug und Diebstahl, keine Überraschung.

Cagliostro ist ein guter Menschenkenner und kann sehr gut zuhören. Deshalb ist es ihm ein Leichtes, die Menschen zu manipulieren.

Obwohl ich bereits zahlreiche (Sach)Bücher der Zeit vor und rund um die Französische Revolution sowie rund um die „Halsbandaffäre“ gelesen habe, konnte ich mich des Soges dieses historischen Romans nicht entziehen.

Wenn der Autor den Anspruch hat, "Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt, dabei zu sein.", so ist ihm dies perfekt gelungen.

Fazit:

Ein brillanter historischer Roman rund um einen Hochstapler, der auch heute noch polarisiert. Gerne gebe ich für dieses opulente, farbenfrohe Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Chronik eines Skandals

»Komteß Mizzi«
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Im Mai 1908 wird die Leiche der knapp zwanzigjährigen Marie Veith aus dem Donaukanal geborgen. Die junge Frau, die als Comtesse Mizzi, bekannt ist, hat ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Kurz zuvor ist ...

Im Mai 1908 wird die Leiche der knapp zwanzigjährigen Marie Veith aus dem Donaukanal geborgen. Die junge Frau, die als Comtesse Mizzi, bekannt ist, hat ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Kurz zuvor ist sie gemeinsam mit ihrem Vater, dem selbst ernannten „römischen Grafen“ wegen Prostitution angezeigt worden.

Dieses Buch rollt an Hand Maries Tagebuch, diverser Briefe, Kassabücher und Gerichtsprotokollen genau auf, wie sie von ihrem Vater, dem angeblichen Grafen Marcell Veith seit ihrem vierzehnten Lebensjahr „vermögenden Männern“ zugeführt worden ist.

Wir Leser können die Chronik dieses Prozesses rund um die Tragödie der Marie Veith hier nachlesen. Die vielen im Original wiedergegebenen Aussagen der angeklagten Eltern, die ihre Tochter als Geheimprostituierte arbeiten haben lassen, zeigen ein ziemlich verkommenes Sittenbild der Zeit. Das Wien um 1900 ist eine 2-Millionen-Stadt, in der die Kluft zwischen arm und reich kaum überbrückbar scheint. Zahlreiche Frauen und Mädchen müssen ihren Körper verkaufen, um das Nötigste zum Leben zu erhalten. Umso verwerflicher ist, dass Marcell Veith, der zu faul ist zu arbeiten, seine minderjährige Stieftochter zur Prostitution zwingt. Veith hat nicht mit dem penibel geführten Kassabuch seiner Tochter gerechnet, die nicht nur die Einnahmen (Geldgeschenke diverser Männer aus der besseren Gesellschaft Wiens) sondern auch die Ausgaben aufgelistet hat. Diese Ausgaben umfassen auch persönliche Dinge, die ausschließlich Marcell Veith dienen, wie Wäsche, Schuhe oder Anzüge. Es gilt als erwiesen, dass Marie den Lebensunterhalt der gesamten Familie bestritten hat.

Der Autor Walter Schüberl hat sich durch Tausende Seiten Gerichtsakten gewühlt und einen komplexen Prozess minutiös wiedergegeben. Der Prozess nimmt eine nicht ganz unerwartete Wendung, als bekannt wird, dass auch hochrangige Mitglieder der Wiener Society sowie der Polizei in den Skandal verstrickt sind. Maries Mutter wird, nachdem sie die Unwissende gespielt hat, freigesprochen. Der Vater zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Strafe veröffentlicht er die Namen von mehr als 200 „Cavalieren“, von denen seine Tochter Geldgeschenke erhalten hat, in einem Krawallblatt.

Fazit:

Ein penibel recherchiertes Buch über einen Skandal, der 1908 Tagesgespräch in Wien war. Gerne gebe ich hier, obwohl das Buch durch die kleine Schrift schwer zu lesen ist, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.10.2020

Wimmer ermittelt wieder

Hopfenbitter
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"Hopfenbitter" ist der fünfte Band der Krimireihe rund um Ludwig Wimmer, dem Metzgermeister im (Un)Ruhestand.

Wie schon in den Vorgängern kann es Ludwig Wimmer nicht lassen, seine neugierige Nase in ...

"Hopfenbitter" ist der fünfte Band der Krimireihe rund um Ludwig Wimmer, dem Metzgermeister im (Un)Ruhestand.

Wie schon in den Vorgängern kann es Ludwig Wimmer nicht lassen, seine neugierige Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken. Sein Ruf als Hobby-Detektiv hat diesmal Dirk Biss, einen echten Berufskollegen in München erreicht, der ihm doch glatt einen Auftrag zukommen lässt. Einen Hopfenhof in Holledau und Umgebung soll Wimmer finden. Die Suche gestaltet sich ein wenig schwierig, denn es gibt nur ein vergilbtes, grobkörniges Schwarz/weiß-Foto.

Doch damit beginnen die Schwierigkeiten erst so richtig, denn Dirk Biss wird erschossen. Kurzfristig wird auch Ludwig Wimmer verdächtigt, doch hat er glücklicherweise ein Alibi.

Man sollte meinen, dass dies dem umtriebigen Pensionisten eine Lehre sein würde, doch weit gefehlt. Wer den Autor und seine Protagonisten kennt, wird wissen, dass das Ludwig erst so richtig anspornt, seine eigenen Ermittlungen anzustellen. Diesmal wieder unter Zuhilfenahme der IT-Kenntnisse seiner Enkelin Anna ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi enthält mehrere Handlungsstränge, die sich zu guter Letzt zu einem dicken Zopf verknüpfen lassen.

Wir machen einen Ausflug in die Nachkriegsjahre, in denen uneheliche Kinder für die meist jungen Mütter eine Schande bedeuten und die damals von ihrer Herkunftsfamilie verstoßen wurden. Wir erhalten Einblick in die tragische Familiengeschichte der Franziska Wollner und ihres Sohnes Werner.

Nebenbei erfährt der interessierte Leser einiges über den Hopfenanbau. Die meisten von uns haben sich ja bislang wenig Gedanken über diesen Hauptbestandteil des Bieres gemacht. Alexander Bálly gelingt es sehr gut, diese Informationen den Lesern unterschwellig zu vermitteln. Selbst die Erklärungen zu den Fachausdrücken der Vermehrung bei Pflanzen sind in Dialoge verpackt und so merkt der Leser gar nicht, dass er neues Wissen erwirbt. Das gefällt mir!

Das für einen Regio-Krimi aus Oberbayern nötige Lokalkolorit wird natürlich auch mitgeliefert. Schmunzeln musste ich über das Gespräch, das Ludwig mit Frau Rother-Sill, der Bio-Tante, die mit missionarischem Eifer, alle zu Veganern bzw. mindestens zu Vegetariern machen will, führt.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung dieser Krimireihe, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 26.10.2020

Teuflische Hochspannung

Der Teufel vom Brocken
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Ich gebe zu, dass ich von dem Cover völlig hingerissen bin. Es strahlt Kälte, Geheimnisse und Unnahbarkeit aus. Als Österreicherin kenne ich mich mit der Geschichte des Brockens als Grenzbastion nicht ...

Ich gebe zu, dass ich von dem Cover völlig hingerissen bin. Es strahlt Kälte, Geheimnisse und Unnahbarkeit aus. Als Österreicherin kenne ich mich mit der Geschichte des Brockens als Grenzbastion nicht wirklich aus. Der Berg ist mir nur aus der Literatur bekannt. Immerhin hat Johann Wolfgang von Goethe den Harz bereist und den Brocken erklommen und (seine) Hexen tanzen in der Walpurgisnacht dort.

Doch zurück zum Buch:

Die Autorin nimmt die Leser mit in eine heute unwirklich erscheinende Welt.

In der Nacht nach der als „Befreiung des Brockens“ bekannten Aktion westdeutscher Gruppierungen verschwinden neun Studenten. Einige werden wenig später grausam ermordet aufgefunden, andere erst Wochen danach.

Ein Team aus ost- und westdeutschen Ermittlern beginnt den mysteriösen Fall zu untersuchen. Die Teammitglieder beäugen einander scheel, sind sie doch mit zahlreichen Vorurteilen behaftet. Unterschiedliche Welten prallen aufeinander und doch gibt es ein gemeinsames Ziel: die Aufklärung des Verbrechens, dem neun junge Menschen zum Opfer gefallen sind.

Der Krimi ist actionreich und mir ist es mehrmals kalt über den Rücken hinunter gelaufen, wenn ich mit Tomas Düvel, dem Magdeburger Kommissar, die Leichen in Augenschein genommen habe.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, diese Unterschiede darzustellen. Allein die Beschreibung des Hotels „Heinrich Heine“, das nur ursprünglich nur für verdiente Parteikader zugänglich war, finde ich spannend. Die Charaktere sind sehr gut angelegt. Jeder hat so sein eigenes Schicksalspäckchen zu tragen und hat so seine Geheimnisse.

Einzig die Wahl der Vornamen der westdeutschen Ermittler Desiderius Maus und Cassandra von Lucadou finde ich ein wenig zu ungewöhnlich. Wer bitte nennt sein Kind Desiderius, noch dazu in Kombination mit dem Nachnamen Maus? Und schwul ist er auch - das ist mir persönlich ein bisschen zu dick aufgetragen. Allerdings ändert es nichts an den gelungenen Personenbeschreibungen, die die einzelnen Ermittler charakterisieren.

Der Schreibstil ist packend und mitreißend. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe ich in einem Zug gelesen. Eva-Maria Silber kombiniert die für die Ermittler oft frustrierende Kleinarbeit mit humorvollen Dialogen. Die Leser erfahren, wie manches in der DDR so funktioniert (oder eben nicht) hat. Die Stimmung, die anfangs von gegenseitigem Unverständnis geprägt ist, schlägt um und die Ermittler ordnen alles dem gemeinsamen Ziel, die Morde aufzuklären, unter.

Mein Verdacht, der auch nur einem Vorurteil entsprungen ist, hat sich bestätigt. Doch bis es zur Auflösung kommt, gibt es noch zahlreiche erwartete und unerwartete Wendungen.

Der fiese Cliffhanger auf der letzten Seite lässt hoffen, dass das Team aus Ost und West neuerlich in einem brisanten Fall ermitteln darf.

Fazit:

Wer gerne Krimis mir Hochspannung liest, die sich aus den beiden Deutschlands ergibt, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.