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Veröffentlicht am 22.06.2018

Ein ungezähmtes Mädchen - gute Unterhaltung

Ein ungezähmtes Mädchen
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Dieser Roman ist ein Mix aus geschichtlichen Daten und modernen Ansichten, geschrieben in einem zügig lesbaren Stil. Es gibt eine Parallele zu ihren anderen Romanen, in dem Element des bösen Buben und ...

Dieser Roman ist ein Mix aus geschichtlichen Daten und modernen Ansichten, geschrieben in einem zügig lesbaren Stil. Es gibt eine Parallele zu ihren anderen Romanen, in dem Element des bösen Buben und der Art und Weise wie er sein übles Werk tut.

Ansonsten gibt es viele Missverständnisse, Intrigen und brutale Erlebnisse, die auf feinfühlige und doch unmissverständliche Weise dargeboten werden.

Die Autorin weiß ihre Leser zu fesseln, auch wenn es sich in einem ganz anderen Zeitalter abspielt. Die Hauptfigur ist unglaublich selbstbewusst, hat ihren eigenen Kopf und ist die lästige Pflicht des Onkels und gleichzeitig dessen absolut verhasste Verwandtschaft. Was das für die Hauptperson in diesem Roman bedeutet, wird dem Leser nach und nach klar.

Beatrice ist eine junge Frau, die fast nicht in ihre Zeit zu passen scheint. Ihre Leidenschaft, ihr Drang die Dinge zu erkunden und ihr Wunsch ein selbstbestimmtes Leben zu führen passen leider absolut nicht mit den Wünschen und Vorstellungen ihres Onkels zusammen. Beatrice muss in vielem zurückstecken, muss die Dinge ausbaden, die eigentlich eine andere Person verbrochen hat. Doch als die aufgenommene Cousine ohne Eltern und finanzielle Mittel hat sie keine andere Wahl als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Während des Lesens hab ich mich oft dabei ertappt, das ich mir dachte, diese Hauptfigur soll erst achtzehn sein? Wirklich? Dann viel mir aber auch wieder ein, in welchem Zeitalter dieser Roman spielt und das damals die Dinge anders waren. In allen Bereichen.

Es hat mir ausgesprochen gut gefallen, dass die Autorin hier so feinfühlig auf eine Zeit eingeht, wo es Frauen nicht gestattet war, selbst zu denken geschweige denn eine eigene Meinung zu haben. Die Konflikte, die daraus entstehen sind nicht ohne und für heutige Verhältnisse fast nicht mehr vorstellbar.

Dieser Roman ist nicht schlecht und hat mich oft sehr gut unterhalten, aber so hervorragend wie ihre modernen Romane, war er nicht. Zwar hochemotional, dramatisch und stellenweise auch schön romantisch, keine Frage, aber das gewisse Etwas fehlte mir doch.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Palace of Silk - tolle Unterhaltung

Palace of Silk - Die Verräterin
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Rea will in Paris ein neues Leben beginnen. Denn in Frankreich können Magdalenen wie sie frei und offen leben. Berührungen sind erlaubt und auch sonst ist dort die Welt farbenfroher und sicherer. Doch ...

Rea will in Paris ein neues Leben beginnen. Denn in Frankreich können Magdalenen wie sie frei und offen leben. Berührungen sind erlaubt und auch sonst ist dort die Welt farbenfroher und sicherer. Doch als die Schwester des Königs von Frankreich, Ninon, in einen Anschlag gerät und Rea weder einen sicheren Arbeitsplatz noch Geld vorweisen kann, wird sie vom König als Ninons Leibwächterin verpflichtet und ist erneut an einem königlichen Hof gefangen.

Im Gegensatz zum ersten Band ist dieser von Beginn an spannungsgeladen, höchst action- und intrigenreich und irgendwie wesentlich unterhaltsamer. Gut, es gab einen Moment, wo ich dachte, großartig jetzt geht das Leibwächtersein wieder los, also alles wie in Band eins, aber weit gefehlt.

Das Leben am französischen Königshof ist farbenfroh, dekadent und gefährlich. Denn nicht alle sind Rea freundlich gesinnt. Und ganz besonders eine Person, Madame Hiver, entwickelt sich für Rea zu einem gefährlichen Mysterium. Die Auflösung, die die Autorin da am Ende präsentiert, und wie sie das macht, die war einer der Wow-Momente dieses Romans.

Das Lesetempo ist zügig, der Schreibstil packend und abwechslungsreich, selbst wenn sich der Roman im Grunde nur an einigen wenigen Schauplätzen abspielt. Aber die Romantik kommt nicht zu kurz und die Autorin zeigt auch noch eine ganz andere Seite der Liebe.

Was mich an Rea stört, ist ihre zögerliche Art. Selbst während der Ausführung der verrücktesten Pläne zögert sie im entscheidenden Moment und alles geht wieder von vorne los. Das ist ein Charakterzug, den ich an ihr am wenigsten schätze. Sicher, sie ist eine Kämpferin und sieht die Dinge oftmals anders als ihr Bruder. Doch am Ende steht sie sich da oftmals dann auch selbst im Weg. Kämpfen für andere, kein Thema. Aber für sich selbst?

Ja, sie schlussfolgert oft richtig, hilft anderen sich sicher durch deren Leben zu bewegen, aber sie selbst führt selbst in Paris, genau dieses nicht.

Ein hochspannender, wunderbar zu lesender Roman, der mich von der ersten Zeile an begeistert hat. Die Gegensätze der einzelnen Figuren, deren Spiel miteinander und die vielen Intrigen geben der Geschichte die richtige Würze.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Eden Academy-genial!

Eden Academy. Du kannst dich nicht verstecken
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Es ist das Jahr 2032. Festplatten gibt es nicht mehr, Cloudspeicher das Nonplusultra, USB-Sticks nur noch den IT-Fachleuten ein Begriff und eine App beherrscht das Leben von Millionen von Menschen rund ...

Es ist das Jahr 2032. Festplatten gibt es nicht mehr, Cloudspeicher das Nonplusultra, USB-Sticks nur noch den IT-Fachleuten ein Begriff und eine App beherrscht das Leben von Millionen von Menschen rund um den Erdball.

Aus der Ich-Perspektive von Rory muss sich der Leser zwar durch einen etwas zähen Anfang mühen, aber sobald der überstanden ist, geht es bis zum Ende mit einer grandiosen und packenden Handlung weiter, die es gewaltig in sich hat.

Was die Autorin hier an Charakteren auffährt, ist schon klasse. Ziemlich am Anfang des Buches wird der Leser mit einer Figur konfrontiert, die sofort Abneigung und Misstrauen hervorruft. Hershey ist ein Luxuskind, das noch nie im Leben Geldsorgen hatte und für die die Schule ein riesengroßes Fotostudio ist, ihr Profil will ja schließlich mit Selfies und Statusmeldungen gefüllt werden. Lernen wird total überbewertet und wozu auch? Das elterliche Vermögen erkauft ihr ja schließlich eh alles, warum also nicht auch einen Platz an der Eden Academy. Um ehrlich zu sein, Hershey geht einem schnell auf den Keks und das Gefühl, das mit ihr etwas nicht stimmt, ist immer vorhanden. Ihre Arroganz, ihr ganzes Verhalten und die Tatsache, dass sie seit Jahren mit Rory auf eine Schule geht und diese erst ansieht, als sie erfährt, das Rory auch auf die Eden-Academy geht, ist schon bezeichnend.

Dieser Roman ist der pure Wahnsinn! Hier wird dem Leser ganz großes Kino auf feinfühlige und hochspannende Weise geboten. Lesevergnügen ist hier garantiert. Für Socialmedia-Junkies ein Buch, das aufrüttelt und die Kehrseite der Medaille bewusst macht. Höchste Leseempfehlung.




Veröffentlicht am 16.06.2018

Schlafe Für Immer - beste Unterhaltung

Schlafe für immer
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Während Laurie noch versucht, eine für ihre Show geplante Story klar zu machen, ergibt sich eine neue Möglichkeit, den anvisierten Sendetermin doch noch einhalten zu können. Denn in ihrem Büro sitzt Casey, ...

Während Laurie noch versucht, eine für ihre Show geplante Story klar zu machen, ergibt sich eine neue Möglichkeit, den anvisierten Sendetermin doch noch einhalten zu können. Denn in ihrem Büro sitzt Casey, eine von der Öffentlichkeit verurteilte Mörderin, die aus kaltem Kalkül ihren Verlobten erschossen haben soll. Leider ist Casey mit Laurie und ihrem Team nicht ganz ehrlich und so hat diese schon bald Zweifel, ob hier auch alles seine Richtigkeit hat.

Mary Higgins Clark und ihre Co-Autorin Alafair Burke haben mit Schlafe Für Immer einen rasanten Thriller abgeliefert, der sich nicht nur wunderbar liest, sondern auch noch mit einem brillanten und höchst ausgefeilten psychologischen Plot versehen ist. Da schwingt eine Eleganz zwischen den Zeilen mit, die typisch für Mary Higgins Clark ist. Und trotzdem geht eine erfrischende Brise Modernität durch die Handlung.

Die Sprache ist klar, einfach und erzählt eine Story, die weit über moralische Zwänge und Eifersucht hinausgeht. Reichtum und Macht sind kein Garant dafür, eine Dynastie zu bewahren und den Ruf eines mächtigen Namens zu erhalten. Dass es mehr braucht, als Charme und Intelligenz wird mit jedem Kapitel deutlicher.

Mich hat hier nicht nur der Spannungsaufbau begeistert, sondern auch die Art, mit der sich Laurie durch ihren Alltag bewegt, während sie nach und nach immer weitere Indizien und Beweise zutage fördert. Und das Ende ist überraschend, auch wenn ich das Gefühl habe, das ähnlich irgendwo schon mal gelesen zu haben.

Starke, selbstbewusste und gut situierte weibliche Hauptfiguren sind die Spezialität von Mary Higgins Clark. Und es ist schön, zu sehen, dass auch diese ihre Zweifel haben.

Laurie steckt in einem Dilemma. Einerseits ist sie sicher, Alex, ihren einstigen Sendungsmoderator zu lieben, andererseits kann sie sich aber einfach nicht dazu durchringen, mit ihm mehr als nur eine sehr liebevolle, freundschaftliche Beziehung zu haben. Ihr verstorbener Mann Greg ist einfach noch zu sehr gegenwärtig. Da hilft es auch nicht, dass Alex ihr eines Tages offen und schonungslos den Spiegel vorhält und für sich eine Entscheidung triff.

Ihre Sendung ist ihr wichtig. Und das bedeutet in diesem speziellen Fall, dass ihr Privatleben sich sehr gedulden muss. Einzig ihr Sohn und ihr Vater bringen Abwechslung hinein.

Das war ein absolutes Lesevergnügen und beste Unterhaltung. Ich hab das Buch praktisch über Nacht verschlungen. Es aus der Hand zu legen, war einfach unmöglich lach. Für alle Mary Higgins Clark Fans ein Muss würde ich sagen. Für all diejenigen, die die Autorin noch nicht kennen, ein prima Einstieg. Auch wenn ich persönlich es vorziehe, eine Reihe in chronologischer Folge zu lesen – weil es einfach ein runderes Bild ergibt.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Mädchen in Scherben - brillant verfasster Horror

Mädchen in Scherben
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Dieser Roman ist absolut schräg, abgefahren, wirr, horrormäßig und so dermaßen deprimierend, dass ich mich manchmal gefragt habe, ob ich das überhaupt zu Ende lesen kann oder will.

Die Hauptfigur ist ...

Dieser Roman ist absolut schräg, abgefahren, wirr, horrormäßig und so dermaßen deprimierend, dass ich mich manchmal gefragt habe, ob ich das überhaupt zu Ende lesen kann oder will.

Die Hauptfigur ist verkorkst, komisch drauf, und macht es dem Leser alles andere als leicht, Zugang zu ihr zu bekommen. Und trotzdem wird es nicht eine Sekunde lang langweilig. Die Handlung ist stellenweise richtig brutal und grausam und zeigt Drogen- und Alkoholexzesse der Sonderklasse.

Dabei ist der Schreibstil der Autorin feinfühlig, wenn auch direkt und mit Worten versehen, die nicht nur eindringlich, sondern auch eine ganz besondere Macht haben. Als Leser wird man in eine dunkle Welt voller Abhängigkeit, Kampf und Schmerz gezogen, dass es einem stellenweise richtig schwindlig wird.

Und das Hauptthema, NSSV (Nicht-Suizidales Selbstverletzendes Verhalten) zieht sich durch den Roman wie ein roter Faden. Da gibt es einige sehr heftige Szene, wo ich ehrlich gesagt ein paar Sekunden brauchte, bis ich realisierte, was ich da soeben gelesen hatte. Und das war übel. Da wurde schonungslos gezeigt, was passieren kann, wenn einer Charlie die Sicherungen durchbrennen oder wenn ihr Freund seine Dämonen nicht mehr im Griff hat. In Kombination hat das verheerende Ausmaße.

All das wird von der Autorin in einer Geschichte gezeigt, die nichts beschönigt und trotz der anklingenden Romanze alles andere, als ein Roman mit Happy End auf romantischer Ebene ist.

Charlie ist ein Teenager, der ein richtiges und gesundes Familienleben nie kennengelernt hat. Ihre Hilflosigkeit drückt sie auf ihre ganz eigene Weise aus. Doch sie bekommt vom Leben eine erneute Chance und diese will sie nutzen. Leider ist das Leben nicht einfach und an jeder Ecke lauern Gefahren und die Verführung. Egal ob in Form eines charmanten und äußerst attraktiven jungen Mannes oder in der Form von Alkohol und Drogen.

Ihr Kampf sauber, clean und ohne weitere Schnitte zu bleiben, ist nicht einfach und die Autorin zeigt, dass es erst mal schlimmer werden muss, und ein kompletter Zusammenbruch von Nöten ist, ehe die Heilung beginnen kann und es wieder aufwärts geht.

Das ist brillant verfasster Horror. Deprimierend und schonungslos ehrlich. Dem Leser wird nicht nur eine Hauptfigur präsentiert, die total verkorkst ist, sondern auch eine Welt, in der Drogen, Alkohol und andere Exzesse das Leben der Figuren bestimmen. Das ist nicht immer einfach zu lesen, und mit Sicherheit nichts für zartbesaitete Gemüter.