Mehr als nur ein Kuss
Kissing LessonsBeginnen wir mit der Anfangssituation.
Stella scheint aufgrund ihres Asperger-Syndroms kaum Erfahrungen in der Liebe zu haben. Allerdings lastet der gesellschaftliche Druck auf ihren Schultern, dem sie ...
Beginnen wir mit der Anfangssituation.
Stella scheint aufgrund ihres Asperger-Syndroms kaum Erfahrungen in der Liebe zu haben. Allerdings lastet der gesellschaftliche Druck auf ihren Schultern, dem sie mit einer Übungsbeziehung entgegen wirken möchte. Deshalb heuert sie den Escort Michael an, der ihr Nachhilfe in Sachen Liebe geben soll. Doch hält diese rein geschäftliche Vereinbarung den prickelnden Gefühlen stand?
Die Geschichte wird aus der dritten Person erzählt, wechselt jedoch gekonnt zwischen Stella und Michael, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gefühls-und Gedankenwelt bekommt.
Helen Hoang beschreibt die Beziehung der beiden mit viel Feingefühl, Humor und liebevollen Details, die sicherlich auch auf ihre eigene Erfahrungen mit dem Asperger-Syndrom zurückzuführen sind.
Der Protagonisten Stella wird dadurch eine besondere Authentizität verliehen. Mit ihrer unbeholfenen, dennoch direkten und fokussierten Art ist sie mir ans Herz gewachsen. Michael schätzt diese positiven Eigenschaften ebenfalls an ihr und baut zu ihr eine großartige Beziehung auf. Er zeichnet sich durch sein Einfühlsvermögen und seine Hilfsbereitschaft aus, denn er kümmert sich hingebungsvoll um die Menschen, die ihm wichtig sind.
Aufgrund dieser tollen Merkmale konnte ich seine dominante und bestimmende Art in einigen Situationen nicht nachvollziehen. Grundsätzlich gefallen mir Protagonisten mit Ecken und Kanten, allerdings müssen diese Macken mir trotzdem sympathisch erscheinen, dies war bei Michael nicht ganz der Fall.
Neben dieser kleinen Sympathie-Schwäche sind mir leider noch weitere "Mängel" aufgefallen. Stella wird zwar der Hintergrund eines Asperger-Syndroms gegeben, doch rückt dieses vor allem während der intimeren Szenen, in denen ich mir die größten "Schwierigkeiten" erwartet hätte, ziemlich in den Hintergrund. Durch die zahlreichen, durchaus expliziten Sexszenen, ging meiner Meinung nach auch im Mittelteil die Persönlichkeitsentwicklung von Stella und Micheal unter.
Darauf hätte man noch intensiver eingehen können, da sich beide von Anfang selbst Weg stehen und darunter ihre Beziehung leidet.
Meiner Meinung nach baut die Geschichte zudem stark auf nervtötenden Missverständnissen auf, die durch ehrliche Gespräche rascher gelöst hätten werden können und mir als Leserin somit das "negative" Gefühl genommen hätten.
Das Ende konnte jedoch den Weg von Stella und Michael gut zeichnen, auch wenn es leicht überhastet wirkt und zu sehr nach gezwungenem Happy-End "schreit".
Fazit: Helen Hoang schafft gekonnt die Balance zwischen ernsten Themen und erfrischender Liebesgeschichte. Sie erzählt die Geschichte mit viel Feingefühl, Humor und liebevollen Details, die trotz Schwächen auf die weiteren Teile der KISS, LOVE & HEART- Reihe Lust machen.