Ein Familienporträt mit ungewöhnlicher Erzählweise
Shanghai StoryJuli Mins Debütroman "Shanghai Story" beeindruckt mit einer unkonventionellen Erzählweise und einer tiefgründigen Darstellung familiärer Beziehungen. Die Geschichte der Familie Yang wird rückwärts erzählt, ...
Juli Mins Debütroman "Shanghai Story" beeindruckt mit einer unkonventionellen Erzählweise und einer tiefgründigen Darstellung familiärer Beziehungen. Die Geschichte der Familie Yang wird rückwärts erzählt, beginnend im Jahr 2040 und zurückführend bis 2014. Dieser erzählerische Kunstgriff ermöglicht es, die Entwicklungen und Veränderungen der Charaktere auf faszinierende Weise zu verfolgen.
Die Protagonisten Leo und Eko lernen sich in Paris kennen und verlieben sich, doch im Laufe der Jahre entfremden sie sich zunehmend voneinander. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden werden dabei authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Auch die Dynamik zwischen den Eltern und ihren drei Töchtern Yumi, Yoko und Kiko wird einfühlsam beleuchtet, wobei die zunehmende Distanz innerhalb der Familie spürbar wird.
Der Schreibstil von Juli Min ist schlicht und dennoch fesselnd, was den Lesefluss angenehm gestaltet. Einige Leser könnten jedoch durch die rückwärts erzählte Handlung zunächst etwas verwirrt sein, da diese Erzählweise nicht alltäglich ist. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran, und sie trägt maßgeblich zur Einzigartigkeit des Romans bei.
Ein weiterer Kritikpunkt könnte die Vielzahl an Charakteren sein, die zu Beginn eingeführt werden. Es kann herausfordernd sein, den Überblick zu behalten und die Beziehungen zueinander richtig einzuordnen. Dennoch entwickeln sich die Figuren im Verlauf der Geschichte zu klaren und differenzierten Persönlichkeiten, die das Gesamtbild der Familie Yang abrunden.
Insgesamt ist "Shanghai Story" ein bewegender Roman über Liebe, Verlust und die Vergänglichkeit des Lebens, der durch seine besondere Erzählstruktur, viel Authentizität und tiefe Charakterzeichnung besticht.