Profilbild von Viv29

Viv29

Lesejury Star
offline

Viv29 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Viv29 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2021

Ein schön gestalteter Überblick

Ein gutes Dutzend heilende Pflanzen
0

In diesem sehr ansprechend gestalteten Buch lernt man zwölf Heilpflanzen kennen. Der Abschnitt über jede Pflanze beginnt mit einer Einführung aus allgemeinen Informationen, Aussehen oder besonderen Merkmalen; ...

In diesem sehr ansprechend gestalteten Buch lernt man zwölf Heilpflanzen kennen. Der Abschnitt über jede Pflanze beginnt mit einer Einführung aus allgemeinen Informationen, Aussehen oder besonderen Merkmalen; dann folgt ein Abschnitt, wo die Pflanze zu finden ist, mit welchen Pflanzen sie verwechselt werden könnte und dann Hinweise, wie man sie verwenden kann. Jeweils sechs Seiten werden jeder Pflanze gewidmet, mit sehr vielen Bildern und recht knappem, oft stichpunktartigem Text. Eine allgemeine Einführung gibt noch allgemeine Informationen zum Umgang mit und Nutzen von Heilpflanzen. Die Autoren folgen der momentan um sich greifenden Mode, einfach zu duzen, was ich eher unangenehm finde.

Die Bebilderungen sind sehr genau, so wird der Aufbau der jeweiligen Pflanze detailliert aufgezeigt, auch die Pflanzen, mit denen sie verwechselt kann, werden bildreich dargestellt. Optisch ist das Buch eine Freude. Sehr schön finde ich es auch, daß immer wieder darauf hingewiesen wird, beim Sammeln behutsam vorzugehen, die Pflanze nicht zu beschädigen und nur so viel einzusammeln, wie gebraucht wird. Auch Hinweise zu Verarbeitung, Trocknen und Aufbewahren finden sich. Man bekommt hier also einen liebevoll gestalteten Überblick. Mir war dieser durchweg zu knapp gehalten, gerade auch im Hinblick auf den Preis des Buches und im Vergleich zu anderen Büchern dieser Art. Grade zu Heilwirkung und Verwendungsmöglichkeiten hätte ich mich über etwas ausführlichere Informationen gefreut. Überrascht war ich auch, daß die Goldrute zwar lobenswerterweise mit einem Hinweis für Allergiker versehen war, die Birke aber nicht.

Für einen ersten Einstieg bietet das Buch gute, ansprechend dargebotene Informationen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 31.08.2021

Herrliche Sprache, aber zu viele Längen und Namedropping

Flucht nach Patagonien
0

„Flucht nach Patagonien“ zeichnet sich durch eine wundervolle Sprache aus und widmet sich zudem einem – zumindest mir – unbekannten Sujet. Weder Eugenia noch Jean-Michel, die wir hier im Jahr 1937 nach ...

„Flucht nach Patagonien“ zeichnet sich durch eine wundervolle Sprache aus und widmet sich zudem einem – zumindest mir – unbekannten Sujet. Weder Eugenia noch Jean-Michel, die wir hier im Jahr 1937 nach Patagonien begleiten, waren mir bisher bekannt, auch Patagonien selbst ist eine fremde Welt für mich.
Im ersten Drittel des Buches lernen wir Jean-Michel dadurch kennen, dass er die Schiffsreise von Europa nach Südamerika nutzt, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Die empfindsame, kunstvolle Sprache hat mich, wie der verletzliche Jean-Michel selbst, gleich in ihren Bann gezogen, obwohl Jean-Michels Lebensgeschichte distanziert, fast berichtartig erzählt wird. Es gibt herrliche Formulierungen und die herrschaftliche Welt der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg steigt farbenprächtig vor uns auf, ebenso wie die Ausschweifungen und kulturellen Umwälzungen der 20er Jahre. Die immer wieder durchblitzenden dunklen Anklänge haben mir besonders gut gefallen. „Ich bin alleine in einem dunklen Tunnel“ ist eine der Äußerungen, welche einer der Charaktere kurz vor seinem Suizid macht. Vieles in dieser Hinsicht bleibt Andeutung, die distanzierte Erzählweise führt zudem dazu, dass mir die meisten Charaktere eher fremd blieben.
Das erste Drittel des Buches widmet sich auf diese Art Jean-Michels Leben vor 1937 und obwohl die Erzählung eher ruhig dahinfließt, habe ich die Lektüre genossen, insbesondere wegen der herrlichen Sprache. Es gab einige Längen, gerade die ausführlichen Details zur Jean-Michels Profession, der Innenarchitektur, wurden ermüdend. Auch fand ich es anstrengend, dass die Autorin den Drang hat, möglichst viele bekannte Namen in das Buch zu quetschen. Man merkt, daß diese oft um ihrer selbst Willen erwähnt werden und zur Geschichte nichts beitragen. Insgesamt bin ich aber gerne in Jean-Michels Leben und jene Zeit eingetaucht.
Der mittlere Teil des Buches widmet sich dem Aufenthalt in Buenos Aires und Patagonien. Hier nahm mein Lesevergnügen über weite Teile hin ziemlich ab, denn nun häufen sich die beiden Punkte, die vorab nur ein wenig störten: die Längen und die Fülle berühmter Namen. Wir begleiten Jean-Michel und Eugenie von einem glänzenden Abendessen zum nächsten, werden mit sich stark ähnelnden Details prächtiger Häuser und illustrer Personen geradezu überschüttet. Das wurde leider schnell langweilig. Die Autorin verliert sich allgemein sehr in Details, was in diesem Teil zu vielen Längen führt. Auch tauchen hier plötzlich so viele neue Namen auf, daß man sie kaum noch zuordnen kann. Hier zeigen sich auch die Nachteile der distanzierten Erzählweise – die Charaktere bleiben einem fremd. Ich mußte ein wenig schmunzeln, als später im Buch erwähnt wird, daß Jean-Michel von Dalis „Namedropping ohne Ende“ genervt ist, denn bei der Lektüre des Buches ging es mir häufig genauso. Ich hätte das Buch wesentlich mehr genossen, wenn es sich auf die Geschichte Jean-Michels und Eugenias sowie eines ausgewählten Umfelds konzentriert hätte, ohne bei jeder sich bietenden Möglichkeit lauter Namen in die Geschichte zu werfen, welche diese eher verwässern als bereichern.
Der Aufhänger der Geschichte, das Grandhotel, war für mich eigentlich der am wenigsten interessante Aspekt, was aber auch daran liegen kann, daß er in zu viel Drumherum unterging. Interessant waren die zeitgeschichtlichen Aspekte, auch wenn ich an manchen Stellen etwas irritiert war – so scheint der Name „Eva Braun“ den Charakteren 1937 schon ein Begriff zu sein, was ich mir eher weniger vorstellen kann. Dahingegen wird Hollywood als kleines Dorf bezeichnet, das sicher noch bekannt werden wird, dabei war Hollywood Ende der 30er bereits weltweit ein Begriff. Allgemein aber scheint der historische Hintergrund ausgezeichnet recherchiert, auch eine ausführliche Literaturliste am Ende des Buches weist darauf hin. Jean-Michels Fluchthilfe für Juden ist z.B. ein interessanter Aspekt, der mehr Raum verdient hätte als das ganze Namedropping.
Das letzte Drittel des Buches beleuchtet Jean-Michels Geschichte nach 1937, leider etwas knapp (bzw. für mich ungünstig gewichtet – hier werden wieder zu viele andere Leute hineingepackt) und berichtartig. Hier kann aber auch wieder die schöne Sprache erfreuen, ebenso wie die tiefe Melancholie und Endzeitstimmung, welche die Nazis und der Zweite Weltkrieg mit sich bringen. Das Ende berührt. Ein Epilog berichtet über weitere Schicksale der Charaktere – von denen mir einige völlig fremd geblieben sind.
„Flucht nach Patagonien“ war in jedem Fall ein Leseerlebnis. In herrlichem Stil habe ich hier viel erfahren, konnte in eine andere Welt eintauchen. Hätte die Autorin sich an das Prinzip „weniger ist mehr“ gehalten, dem Jean-Michel seine Innenarchitektur widmete, wäre es ein überragendes Buch geworden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2021

Sympathischer Bericht, toll gestaltet, mit vielen Informationen

Ick loof, weil's mi gfreit!
0

Daniel Krezdorn hat mit seiner 670 km langen Wanderung von Berlin nach München ein ungewöhnliches Unternehmen durchgeführt und berichtet in diesem Buch auf sympathische Weise davon. Lobenswert ist schon ...

Daniel Krezdorn hat mit seiner 670 km langen Wanderung von Berlin nach München ein ungewöhnliches Unternehmen durchgeführt und berichtet in diesem Buch auf sympathische Weise davon. Lobenswert ist schon die ausgesprochen gelungene Gestaltung, die Kapitel sind optisch herrlich gestaltet, es macht Spaß, sie anzusehen und zu lesen. Im ganzen Buch finden sich zudem zahlreiche Farbfotos und zu jedem Wandertag eine – ebenfalls farbige – Karte. Das ist wirklich toll gemacht! Ein nochmaliges Korrekturlesen könnte die teilweise etwas abenteuerliche Zeichensetzung und ein paar wenige Fehler vielleicht noch etwas verbessern.

Das Buch ist sehr praktisch ausgerichtet, vor dem Wanderbericht finden sich zahlreiche Hinweise zu Ausrüstung, Routenplanung und allgemeinen Aspekten. Diese sind sorgfältig und detailliert. Auch von seinen eigenen Vorbereitungen – unter erschwerten Pandemiebedingungen – berichtet der Autor anschaulich. Mir hat gefallen, wie persönlich er dies formuliert. Man fühlt sich als Leser direkt einbezogen.

Jeder der 28 Tagesabschnitte (darunter 2 Ruhetage) hat ein eigenes Kapitel, dem die Daten für den Tag (Entfernung, Höhenmeter, etc.) vorangestellt sind. Auch hier berichtet der Autor angenehm und gut lesbar. Er schildert immer wieder Eindrücke, berichtet auch hier und da Hintergrundinformationen über den jeweiligen Streckenabschnitt. Davon hätte ich mir allerdings mehr gewünscht. Wenn ich las, daß es an einer Stelle „super schön“ oder das Zentrum von Wittenberg „sehr schön“ sei, dann fehlten mir immer wieder ein paar beschreibende Sätze. Es gibt nur recht wenige Beschreibungen dessen, was Daniel Krezdorn auf seiner langen Wanderung so sieht. Hier lag der Fokus sehr auf einer genauen Beschreibung der jeweiligen Strecke, so daß ganze Absätze aus „von Straße xy biege ich an der Brücke in Straße xy und gehe dann auf einem breiten Forstweg bis zum Sportplatz entlang, wo ich rechts einbiege“ (kein Zitat, nur sinngemäße Wiedergabe). Das ist natürlich für einen Wanderführer auch relevant, aber der Anteil der Gesehenen, Erlebten ist mir persönlich zu gering. Das merkte ich auch im Vergleich zum gelungenen Epilog, in dem der Autor ganz persönlich von seinen Nach-Wander-Eindrücken berichtet (eine schöne Idee und ein ausgezeichneter Abschluß!) und der sich sehr angenehm liest. Auch die gelegentlichen persönlichen Eindrücke in den Kapiteln lesen sich erfreulich, so daß es schade ist, nicht mehr davon zu haben. Auch bei den beiden Ruhetagen vermisste ich persönliche Eindrücke – hier hat der Autor einige Tips gegeben, was man in der jeweiligen Stadt unternehmen kann, und ich war ein wenig enttäuscht, nicht zu lesen, was er selbst dort unternommen, wie es ihm gefallen hat. Das hängt natürlich von den Erwartungen ab – für einen Wanderführer ist es so passend, für einen Wanderbericht (mir) etwas zu unpersönlich.

Insgesamt lasen sich die Wandertage aber unterhaltsam, in einem angenehmen Stil und mit interessanten Gedanken. Es hat Spaß gemacht, Daniel Krezdorn auf seiner Tour zu begleiten und so ist das Buch sowohl lesenswert als auch informativ – die Sorgfalt, mit der Informationen hier vermittelt werden, ist bemerkenswert. Man spürt die Hingabe, die im Buch steckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.08.2021

Leicht umsetzbare kreative Rezepte - leider ohne Nährwertangaben

Hello Berries
0

„Hello Berries“ ist hochwertig und modern gestaltet. Jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein, auf der einen Seite eine ganzseitige Fotografie, auf der anderen das Rezept selbst. Die Zubereitungszeit ist ...

„Hello Berries“ ist hochwertig und modern gestaltet. Jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein, auf der einen Seite eine ganzseitige Fotografie, auf der anderen das Rezept selbst. Die Zubereitungszeit ist über dem Rezept angegeben, was recht praktisch ist, überhaupt ist alles sehr übersichtlich gehalten. Die sehr helle Gestaltung von Fotos und Rezepten wirkt auf mich insgesamt allerdings ein wenig zu unterkühlt. Dem Rezeptteil schließt sich ein Informationsteil über einzelne Beeren an, auch dieser mit vielen großformatigen Fotos und manch interessanten Hintergrundinformationen, allerdings ist der Textanteil im Vergleich zu den Fotos etwas klein. Auch ist die im Buch vorgestellte Beerenvielfalt etwas eingeschränkt.

Die Rezepte haben mir gut gefallen. In den Kategorien Frühstück, Gebäck, Herzhaft, Desserts, Eis und Getränke findet sich eine gute Auswahl einfallsreicher Rezepte, die zudem alle ohne großen Aufwand zubereitet werden können. Sehr bedauerlich fand ich das Fehlen der Nährwerte! Gut gefallen hat mir dagegen, daß bei den herzhaften Rezepten mehrere vegetarische Gerichte enthalten waren. Die Rezepte selbst sind eine gute Mischung aus traditionellen und ungewöhnlicheren Gerichten, hier sollte sich für jeden Geschmack etwas finden. Der Einsatz von Kräutern und Gewürzen hat mich angesprochen, sehr schön sind auch kleine neue Noten für bekannte Gerichte, so z.B. der Zusatz von Zitronenverbene bei einem Johannisbeersirup. Man merkt im Buch, daß hier frisch und innovativ gedacht wurde. Ich habe schon beim ersten Durchsehen viele Rezepte gefunden, die ich ausprobieren möchte.

So liefert „Hello Berries“ mit kleinen Abstrichen kreative, gut umsetzbare Ideen, um die Vielfalt der Beerenwelt zu entdecken und genießen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 14.08.2021

Interessante Themen, viel zu oberflächlich betrachtet

Ein erhabenes Königreich
0

Ich habe sehr lange gebraucht, mich durch dieses Buch zu kämpfen, weil ich immer wieder versuchte, es zu mögen und es mir immer wieder misslang. Hier gibt es gleich mehrere Thematiken, die mich ansprechen: ...

Ich habe sehr lange gebraucht, mich durch dieses Buch zu kämpfen, weil ich immer wieder versuchte, es zu mögen und es mir immer wieder misslang. Hier gibt es gleich mehrere Thematiken, die mich ansprechen: Wie lebt es sich als schwarze Frau in den USA? Wie kommt jemand aus Ghana mit dem amerikanischen Leben zurecht - welche interkulturellen Erlebnisse/Gedanken stellen sich ein? Die Depression der Mutter und der naturwissenschaftliche Ansatz der Tochter - welche Einsichten ergeben sich daraus? Ich war also sehr gespannt auf dieses Buch.

Schon zu Beginn erfreute mich der Schreibstil. Er ist eingängig, der Umgang mit Sprache erfreulich, vom Stil her läßt es sich ausgezeichnet lesen. Es ist der Inhalt, der mir das Lesen zur schweren Aufgabe machte. Die Ich-Erzählerin Gifty berichtet distanziert und bleibt dadurch sehr blass, fast wie eine Nebengestalt ihrer eigenen Geschichte. Sie interessierte mich schlichtweg nicht und das beeinträchtigt bei einer Ich-Erzählerin auch das Interesse am Buch. Sie grübelt ausführlich über vieles nach, wie den Umgang mit ihrer Mutter, ihr eigenes Balancieren zwischen der traditionellen, extrem christlich geprägten Welt, aus der sie kommt, und dem naturwissenschaftlichen Ivy-League-Umfeld, in dem sie sich bewegt. Sie betrachtet die Depression ihrer Mutter fast klinisch, sucht aber auch Zuflucht im Altvertrauten, wie z.B. den ghanaischen Gerichten. Dieses Balancieren zwischen den Welten wäre ausgesprochen interessant, wenn es nicht so dahinschleppend erzählt würde. Yaa Gyasi berichtet mäandernd, detailreich und leider oft belanglos. Das Buch ist ein Sammelsurium aus Anekdoten, die Autorin springt zwischen den Zeiten umher, so daß sich ein Abend mit einem Kollegen nahtlos an eine Geschichte aus ihrer frühen Kindheit reiht. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber originell und könnte das Geschehen durchaus gelungen auflockern. Es ändert aber nichts daran, daß diese Anekdoten größtenteils uninteressant sind. Kleine Alltagsgeschehnisse werden durch viele Worte aufgebauscht; man liest und wartet auf den Moment, der verdeutlicht, warum uns dies erzählt wird, welches Licht es auf das Ganze wirft, und muß zu oft erkennen: es ist nicht viel dahinter. Die ganzen interessanten Themen werden nur oberflächlich angekratzt. Man merkt beim Lesen: hier wäre so viel Aufregendes zu entdecken, aber man erhascht nur einen raschen Blick durch einen Türspalt, bevor einem die Tür vor der Nase geschlossen wird.

Auch viele Wiederholungen und einander ähnliche Anekdoten tragen zur Trägheit des Buches bei. Alles stellt sich in austauschbaren Episoden ohne viel Tiefe dar. Es gibt so viele Abschnitte, bei denen meine Gedanken abschweiften, weil ich mich beim Lesen einfach nur langweilte. Es werden sehr viele Worte gemacht, aber es wird wenig gesagt. Andere Abschnitte machten mich ziemlich wütend: zu Giftys Beruf gehören Tierversuche mit Mäusen. Sie unterzieht diese Tiere unnötigen Operationen, pflanzt ihnen Apparate ins Gehirn, unterzieht sie Versuchsreihen, in denen sie sich verletzen, macht sie süchtig und setzt sie auf Entzug. Diese abscheulichen Dinge berichtet sie, als ob sie normal und akzeptabel wären. Normal sind sie in einer Welt, die sich anderer Lebewesen mit dem brutalen Recht des Stärkeren bedient, ja leider. Diese völlig unkritische Art, über diese abstoßenden Praktiken zu berichten, hat einen großen Teil dazu beigetragen, mir dieses Buch zu verleiden. Gifty, die sonst alles endlos zerdenkt, erlaubt sich zwischendurch einen kurzen Gedanken daran, daß sie hier Lebewesen mit Gefühlen und Schmerzempfinden quält, schiebt diesen Gedanken aber schnell zur Seite – das fällt ihr im Gegensatz zu allen anderen Gedanken dann auch sehr leicht. Sie beschreibt dann sogar noch, wie „sorgfältig“ sie auf die Tiere achtet, die sie quält, und wie „leid“ ihr eine Maus tut, die durch ihre Versuche bereits dauerhaft verletzt ist. Diese Heuchelei war abstoßend.

Über die Themen, die mich interessierten, habe ich erstaunlich wenig erfahren. Die Autorin hätte uns so viele wertvolle, aufschlußreiche Einblicke geben können, aber sie springt von einem Thema zum nächsten, ergeht sich in banalen Nebensächlichkeiten und Details. Wenn ich auf die zähe Lektüre zurückblicke und mich fragte: Was habe ich aus diesem Buch mitgenommen?, so ist die Antwort recht überschaubar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere