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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2020

Unterhaltsam und fundiert

Sophie Charlotte
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Eine Biographie ist gelungen, wenn sie sich so spannend – nicht reißerisch! - liest, daß man an den Seiten klebt, aber doch auf jeder Seite zeigt, wie sorgfältig recherchiert wurde. Dieses Buch von Christian ...

Eine Biographie ist gelungen, wenn sie sich so spannend – nicht reißerisch! - liest, daß man an den Seiten klebt, aber doch auf jeder Seite zeigt, wie sorgfältig recherchiert wurde. Dieses Buch von Christian Sepp wird beiden Aspekten gerecht. Schon im Vorwort berichtet der Autor auf sympathische Art, wie ein Zufallsfund von Briefen ihm bei seiner Recherche wesentlich half – man merkt beim Lesen, wie sehr ihm dieses Projekt am Herzen liegt und dieses Herzblut findet man auch im ganzen Buch. Diese starke emotionale Beteiligung trägt sicher viel dazu bei, dass uns Sophie (die weitaus mehr war als „Sisis leidenschaftliche Schwester“ – der Untertitel reduziert sie zu sehr) und ihr Umfeld so lebendig werden (lässt dafür vereinzelt ein wenig Objektivität vermissen).

Sophies Leben wird kenntnisreich und unterhaltsam in den historischen Kontext gesetzt, hierbei helfen auch die zahlreichen übersichtlichen Stammbäume hinten im Buch. Hintergründe werden stets informativ eingebunden, dies im genau richtigen Ausmaß. Dadurch, dass naturgemäß auch die Lebenswege ihrer Umgebung behandelt werden, habe ich hier manches über weitere Leute erfahren, mit denen ich mich näher beschäftigen werde.

Die Biographie liest sich oft dramatisch wie ein Roman, alleine schon die gescheiterte Verlobung mit König Ludwig hat Dramatisches. Erschreckend gut wird auch dargestellt, wie einfach es für einen Ehemann war, eine unbequeme Ehefrau in eine Anstalt zu stecken.

Erfreulich ist, dass der Autor auch deutlich macht, wo mangels Quellen wenig Definitives zu sagen ist, anstatt sich in Spekulationen zu ergehen, wie ich es schon in anderen Biographien erlebte. Sepp schreibt ehrlich, kenntnisreich, wesentlich. Nur seine Tendenz, Offensichtliches zu erklären, ist manchmal etwas anstrengend.

Zahlreiche Fotografien und eine ansprechende Gestaltung runden dieses gelungene Buch auch optisch ab. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Fehlende Charaktertiefe, von der Erzählweise nicht außergewöhnlich

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
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Mit Black Rabbit Hall geht Eve Chase größtenteils keine sonderlich neuen Wege. Ein altes Haus, ein dunkles Geheimnis, das Frauen zweier Zeitepochen verbindet. Wie die Thematik ist auch die Erzählweise ...

Mit Black Rabbit Hall geht Eve Chase größtenteils keine sonderlich neuen Wege. Ein altes Haus, ein dunkles Geheimnis, das Frauen zweier Zeitepochen verbindet. Wie die Thematik ist auch die Erzählweise nicht innovativ: erzählt wird auf zwei Zeitebenen, wir begleiten Amber in den Jahren 1968/69 und Lorna etwa 30 Jahre später.

Ambers Geschichte nimmt weitaus mehr Raum ein, was gut ist, weil sie wesentlich besser ist als Lornas. Die Teenagerin Amber berichtet als Ich-Erzählerin und wir erfahren von den Ereignissen, die sich in jenen Jahren auf dem Landsitz der Familie abspielen. Das wird sehr farbig, aber auch sehr ausführlich erzählt. Die Autorin verliert sich häufig in alltäglichen Details, baut die Atmosphäre etwas zu detailfreudig auf. Das wurde oft langweilig und seltsamerweise bleiben trotz dieser Detailfreude die Charaktere und ihre Motivationen etwas auf der Strecke. Ambers Bruder Toby ist von Anfang an ein durchaus verstörter junger Mann und das nimmt rapide extreme Ausmaße an. Das wird durch eine Familientragödie ansatzweise, aber nicht ausreichend erklärt. Auch sonst kratzen wir abgesehen von Amber immer nur an der Oberfläche der Charaktere. Ambers Vater ist völlig vage und auch der Charakter der Stiefmutter hätte sich viel besser darstellen lassen können. Wesentliche Dinge werden nur angeschnitten, während Alltagsplaudereien und Nichtigkeiten sehr ausgewalzt werden. Die Gewichtung hat mir also nicht wirklich zugesagt.

Auch bei Lorna bleiben die Charaktere größtenteils blass und waren teilweise unnötig (zB Lornas kleiner Neffe, der am Ende ständig mit putzigen kleinen Bemerkungen erwähnt wird und überhaupt nichts zur Geschichte beiträgt). Lornas Motivationen bleiben noch mehr im Dunkeln. Sie möchte in dem alten Landhaus unbedingt heiraten – warum es so ein dringliches Anliegen ist, wird nicht wirklich glaubhaft. Auch später gibt es viel „sie wußte nicht warum, aber sie wußte einfach, daß …“ und „Es war, als ob sie den Weg einfach finden sollte“, was alles arg konstruiert wirkt. Auch der Grund, warum sie einige Tage in dem Haus verbringt, ist nicht überzeugend. Lorna erwähnt nachher, es wäre, als ob das Haus selbst ihr das Geheimnis eröffnen wollte – da es sich hier um keinen übersinnlichen Roman handelt, wirkt das eher wie eine Ausrede, Lornas Motivationen nicht hinreichend erklären zu können.

Der Schreibstil liest sich leicht, ist an manchen Stellen wirklich gut. Gerade wenn es um Beschreibung von Trauer und Verlust geht, findet die Autorin berührende und wahre Worte. Auch die Beschreibung des Hauses und der Umgebung ist farbig und gelungen. Wenn es um das Atmosphärische geht, wird es für meinen Geschmack öfter zu detailverliebt, aber das ist Geschmackssache. Gerade bei Lornas Abschnitten wird der Stil dann aber auch häufig weniger gut, ist an manchen Stellen regelrecht unbeholfen. Mir hätte das Buch ohne Lornas Abschnitte ohnehin wesentlich besser gefallen. Insofern war es ein gemischtes Vergnügen – überwiegend war der Stil aber durchaus in Ordnung.

Was Amber und Lorna verbindet, ist etwa ab der Hälfte des Buches klar, allerdings gibt es durchaus noch einige Überraschungen und gelungene Wendungen. Nachdem der Großteil der Geschichte geruhsam vor sich hinplätschert, überschlagen sich am Ende die Ereignisse. Das war mir gleich in mehrerer Hinsicht zu übertrieben und verschenkte zudem die Möglichkeit, einige relevante Punkte genauer zu betrachten. Dann folgt noch ein arg zuckerwattiges Ende.

So kann das Buch durchaus unterhalten, auch sind einige Aspekte des Familiengeheimnisses originell und ungewöhnlich. Hätte die Autorin auf die konstruierte zweite Zeitebene mit Lorna verzichtet und sich dafür mehr der Charakterzeichnung gewidmet, hätte es m.E. zu einem kraftvolleren und mehr im Gedächtnis bleibenden Buch geführt. So ist es eines von vielen „Frau entdeckt Geheimnis in altem Haus“-Büchern, die man zwischendurch gut weglesen kann.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Interessantes Thema, zu schlicht und oberflächlich erzählt

Kranichland
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„Kranichland“ behandelt einen traurigen und gut ausgewählten Aspekt des Lebens in der DDR. Es wird gezeigt, wie grausam das System war und welche Entscheidungen jene treffen mussten, die in ihm lebten. ...

„Kranichland“ behandelt einen traurigen und gut ausgewählten Aspekt des Lebens in der DDR. Es wird gezeigt, wie grausam das System war und welche Entscheidungen jene treffen mussten, die in ihm lebten. Die Geschichte wird, wie in momentan fast jedem historischen Roman, auf mehreren Zeitebenen berichtet. Im „Heute“ erfährt Theresa von einem dunklen Geheimnis in ihrer Familie, in den Vergangenheitskapiteln wird uns dieses Geheimnis nach und nach aufgedeckt. Dieser in der Gegenwart spielende Teil wirkt ein wenig konstruiert. Zwei Menschen in der Familie möchten nicht, daß die Lüge länger aufrechterhalten wird, beide schreiben zu diesem Zweck Briefe, die auf eine solche Lüge hinweisen, sonst aber völlig kryptisch sind. Wenn solch unrealistischen Kniffe angewandt werden, fühle ich mich als Leser immer nicht ernst genommen. Trotzdem ist das erste Drittel des Buches interessant.

Die Rückblicke beginnen im Jahr 1936, führen uns durch die Kriegsjahre und die Anfänge der DDR. Wir lernen Johannes und Elisabeth kennen und es liest sich unterhaltsam, wie sie zueinander finden und sich nach den Kriegsjahren allmählich etwas aufbauen, wie Johannes zum Stasimitarbeiter wird. Der Schreibstil ist leider sehr schlicht und das hat mich beim Lesen zunehmend gestört, auch wenn es zu Beginn noch durch den Inhalt der Geschichte wettgemacht wird. Umso mehr aber auch die Geschichte abnimmt, desto mehr wurde mein Lesevergnügen von dem zu einfachen Schreibstil beeinträchtigt.

Das Familiengeheimnis wird etwa nach der Hälfte des Buches aufgedeckt. Es ist, wie bereits erwähnt, mit einem dunklen Teil der DDR-Geschichte verbunden und war teilweise anrührend beschrieben, im Großteil aber blieb alles zu sehr an der Oberfläche, um mich richtig hineinzuziehen. Das ist ein Aspekt, der mir auch beim zweiten Buch der Autorin nicht zugesagt hat: wichtige Themen bleiben oberflächlich, unwichtige Themen werden detailliert behandelt. Mir blieben zudem einige der Charaktere fremd. Charlotte, die systemtreue Tochter von Johannes und Elisabeth, bleibt eine Randerscheinung, ihre und ihres Vaters Motive, deren Gedanken nach der Wende, werden rasch und nebenbei abgehandelt.

Sobald das Geheimnis ans Licht kommt, wird das Buch leider langweilig. Im letzten Drittel wird hauptsächlich berichtet,wie die diversen Charaktere einander über das Familiengeheimnis informieren, immer und immer wieder erfahren wir, was passiert ist. Es wird ständig wiederholt, in Gesprächen, in Gedanken, so daß dieses letzte Drittel wie eine Art Endlosschleife wirkt. Auch die Rückblicke werden irrelevanter, verlieren sich im Belanglosen. Das Buch fing gut an, steigerte sich bis zur Hälfte, um ab dann immer weiter abzufallen.

Gut gefallen hat mir das Titelbild (keine Frau in historischer Kleidung vor einem Gebäude, welche Erholung vom Titelbildeinerlei historischer Romane!) und die gelungene Innengestaltung. Unten steht auf jeder zweiten Seite die Jahreszahl des jeweiligen Kapitels, die einzelnen Abschnitte sind durch kleine Kraniche unterteilt, die wichtigsten Figuren stehen mit Kurzbiographien innen im Einband. Das ist sehr ansprechend gemacht.

So erzählt „Kranichland“ eine wichtige und interessante Geschichte, aus der so viel mehr hätte gemacht werden können. Der schlichte Schreibstil und der sich dahinschleppende letzte Teil mit seinen zahlreichen Wiederholungen, der mangelnde Tiefgang relevanter Aspekte haben mir das Lesevergnügen leider doch getrübt.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Unterhaltsam, aber ein wenig übertrieben

Das Schicksal der Henkerin
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Ein Buch, dessen erste Worte „Teufel und Hurenarsch“ sind, macht schon mal neugierig und der im positiven Sinne farbige Schreibstil setzt sich durch das ganze Buch hinweg fort. Langweilig wurde es bei ...

Ein Buch, dessen erste Worte „Teufel und Hurenarsch“ sind, macht schon mal neugierig und der im positiven Sinne farbige Schreibstil setzt sich durch das ganze Buch hinweg fort. Langweilig wurde es bei „Das Schicksal der Henkerin“ wirklich nie.

Das Buch ist der dritte Teil einer Serie um die Erlebnisse Melisandes, die uns vom gelungen reduzierten Titelbild ansieht. Ich habe die ersten beiden Teile nicht gelesen, das tat dem Leseerlebnis aber keinen Abbruch. Wichtige Informationen werden gut vermittelt, so daß sich auch Neueinsteiger gleich in die im Jahre 1340 spielende Geschichte hineinfinden können. Ab und an gibt es Verweise auf vorherige Erlebnisse, die erfahrenere Leser vielleicht besser verstehen und es wird auch nicht viel Zeit auf die Einführung der Charaktere verwendet, dies ist für ein drittes Buch einer Reihe aber auch absolut passend.

Wir tauchen gleich mitten in die Geschehnisse ein und können als Leser bis zum Ende des Buches kaum Atem holen. Das Erzähltempo ist flüssig und flott, für meine Verhältnisse aber auch zu dramatisch. Melisande ist von Anfang bis Ende des Buches fast ständig in lebensgefährlichen Situationen, ihr Mann und ihre Kinder (die leider auch unter Berücksichtigung der historischen Epoche nicht altersgemäß dargestellt werden) sind es ebenfalls, dazu noch diverse andere Charaktere. Es passte teilweise eher zu einem Thriller als zu einem historischen Roman, wie hier eine gefährliche Situation der andere folgte. Wer spannende Bücher mag, wird voll auf seine Kosten kommen, denn das Autorenduo hat sich eine Menge einfallen lassen. Langweilig wird es nicht. Angenehm ist auch, daß hier sehr selten der Zufall zur Hilfe kommt. Gerade Melisande löst Situationen durch Können und Einfallsreichtum und manchmal geht auch etwas schief. Allerdings war mir dies alles nach einer Weile zu übertrieben. Insbesondere im mittleren Teil des Buches verliert man sich in Fluchten, Kämpfen, Angriffen und ähnlichem. Das Geschehen wechselt hier sehr schnell zwischen den drei Hauptparteien hin und her und jeder Abschnitt endet mit einem Cliffhanger. Alle paar Seiten blickt jemand entsetzt, lauscht jemand erschrocken einem Geräusch, taucht jemand unerwartet auf, etc. Das nutzt sich sehr schnell ab und irgendwann führten die ständigen Cliffhanger dann bei mir nicht mehr zu Spannung, sondern eher zu entnervtem Verdrehen der Augen. Hier wurde durch den fast krampfhaft wirkenden Versuch, so viel Spannung wie möglich hineinzuquetschen, der Geschichte eher geschadet.

Die historischen Details sind gut eingearbeitet und interessant. Soweit ich es beurteilen kann, wurde sorgfältig recherchiert und auch das Lokalkolorit stimmt absolut. Gerade die Szenen, in denen man ein wenig zum Atemholen kommt und in diese farbig kreierte Welt eintauchen kann, sind m.E. die besten des Buches. Eine schöne Idee ist auch die ansprechend gestaltete Landkarte vorne im Buch, die einen Überblick über die Gegend gibt. Im Taschenbuch waren leider einige Ortsnamen durch den kleinen Druck und die verschnörkelte Schrift (die aber gut zum Buch paßt – nur größer hätte sie teilweise sein dürfen) für mich nicht lesbar, obwohl ich keine Sehprobleme habe.

Die Geschichte selbst ist durchaus ausgefeilt und bietet einige Überraschungen. Man fiebert mit, gerade auch mit Melisande, die eine sympathische Protagonistin ist. Manchmal ist es ein wenig konstruiert und eine Wendung warf Fragen hinsichtlich der Plausibilität auf. Auch erscheint ein Sinneswandel eines Charakters in letzter Minute wenig glaubhaft und zu praktisch. Insgesamt aber findet man viel Abwechslung, eine erfreuliche Themenvielfalt und reichlich Interessantes. Mir hat diese mittelalterliche Welt gefallen, die die Autoren hier geschaffen haben.

So ist „Das Schicksal der Henkerin“ ein facettenreicher historischer Roman, der sich von anderen Büchern des Genres durch seine temporeiche Erzählweise abhebt und historische Fakten gut in eine abwechslungsreiche Geschichte einbettet. Mir hätte es gefallen, wenn die Autoren den Grundsatz „weniger ist mehr“ beachtet hätten – weniger Cliffhanger, weniger Dramatik und auch ein weniger zuckerwattiges Ende. Aber ein Lesevergnügen und ein farbiger Ausflug in das 14. Jahrhundert war es allemal.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Verunglückte Mischung aus langweilig und albern

Ommh Arsch vorbei geht auch ein Weg
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Die Buchbeschreibung fand ich ausnehmend interessant – die Autorin probiert verschiedene Wege zur Erkenntnis aus, von traditionell (Kirchbesuch) bis hin zu den abgedrehtesten Ecken der Esoterikwelt. Der ...

Die Buchbeschreibung fand ich ausnehmend interessant – die Autorin probiert verschiedene Wege zur Erkenntnis aus, von traditionell (Kirchbesuch) bis hin zu den abgedrehtesten Ecken der Esoterikwelt. Der Titel versprach einen humorvollen Blick auf diese Erfahrungen. Ich habe mir also ein Buch vorgestellt, das mich schmunzeln läßt und auch einen Blick hinter die Kulissen der Esoterikindustrie bietet, die mit dem guten Glauben der Menschen dicken Profit macht. Bekommen habe ich eine Mischung aus Langeweile und unerträglicher Albernheit. Ich habe mich tapfer ziemlich lange durchgekämpft, aber ganz bis zum Ende habe ich es nicht durchgehalten.

Die Autorin berichtet am Anfang, wie sie überhaupt auf den Gedanken kommt, verschiedene Wege zu Erkenntnis zu suchen, oder eher: sie versucht, es zu berichten. Letztlich wird es nämlich nicht wirklich klar, es scheint eine Momentidee ohne wirklichen Hintergrund zu sein – oder eher einfach eine Buchidee ohne wirklichen Hintergrund? Egal. In verschiedenen Kapiteln wird nun vom Besuch einer Esoterikmesse berichtet, eines Engelsseminars, eines Schamanenkurses usw. An Vielfalt der Erfahrungen mangelt es wirklich nicht.

Zuerst werden die jeweiligen Methoden vorgestellt, das geschieht meistens recht langweilig durch Aufzählungen und Texte, die sich lesen, als ob sie aus Wikipedia oder ähnlichen Seiten kopiert wären. Es gibt sehr viel Theorie, die auch oft zu ausführlich berichtet wird. Dazu gibt es reichlich Links und Adressen – ein Großteil des Buches hat also eher was von einer trockenen Werbebroschüre. Das hätte man alles unterhaltsamer und kürzer zusammenfassen können – die meisten Leser dürften sich für die persönlichen Erfahrungen interessieren. Diese sind leider unfassbar albern geschrieben. Man merkt richtig, wie sehr die Autorin versucht, wahnsinnig komisch zu sein. Die Thematik gibt reichlich her, was man unterhaltsam und amüsant verpacken könnte. Das scheint aber nicht zu reichen, denn es werden haufenweise versucht witzige kreischige Bemerkungen drumherum gepackt. Das sowohl bei den eigenen Erlebnissen wie bei den unecht wirkenden Dialogen mit den zwei klischeehaften Freundinnen und dem Lebenspartner. Alles wird platt, schrill und übertrieben vermittelt. Es gab durchaus interessante Momente bei den jeweiligen Erfahrungen, aber leider werden sie unter dieser unerfreulichen Mischung aus Theorie-Nacherzählungen und dem verkrampften, komplett verunglückten Versuch, witzig zu schreiben, völlig erstickt. Ein vielversprechendes Thema, das bemerkenswert schlecht umgesetzt wurde.

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