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Veröffentlicht am 03.12.2020

Interessantes Thema, dessen Präsentation mich nicht überzeugte

Das Handelshaus
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Bei „Das Handelshaus“ hat mich das ausgesprochen gelungene Titelbild (welch erfreuliche Abwechslung vom öden Einheitsbrei der ewig gleichen 08/15 „Frau vor Gebäude“-Titelbilder!) sofort angesprochen. Auch ...

Bei „Das Handelshaus“ hat mich das ausgesprochen gelungene Titelbild (welch erfreuliche Abwechslung vom öden Einheitsbrei der ewig gleichen 08/15 „Frau vor Gebäude“-Titelbilder!) sofort angesprochen. Auch der Klappentext klang vielversprechend – ein bedeutendes Handelshaus wird vom Untergang bedroht, dazu familieninterne Konflikte und das Ganze vor dem Hintergrund des 16. Jahrhunderts. Leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen.

Es beginnt mit einem spannenden und eindringlichen Rückblick in die Kindheit der Loytz-Brüder. Hier schon haben mir die historischen Details gefallen und auch der Einblick in die Familiendynamik war gelungen. Nach dem Rückblick geht die Geschichte dann erst mal recht geruhsam los, hier begegnen uns die Loytz-Brüder als erwachsene Männer. So richtig lernen wir sie leider im Laufe des Buches nicht kennen, die Charakterentwicklung ging mir allgemein nicht tief genug. Während uns der mittlere Bruder Stephan allmählich vertrauter wird, bleibt der jüngste Bruder eine Randerscheinung, kommt über weite Strecken gar nicht vor, so daß es etwas seltsam anmutet, als er im letzten Teil des Buches plötzlich eine größere Rolle einnimmt. Der älteste Bruder bietet in seiner verstörenden Art viel Potential, welches aber nicht ausgeschöpft wird, so daß spätere Entwicklungen befremdlich wirken. Die Großmutter wird zwar ständig erwähnt, bleibt aber nahezu eigenschaftslos. Vielleicht ist diese nicht so sorgfältige Charakterzeichnung mit ein Grund, daß Handlungen und Entscheidungen der Charaktere häufig nicht ganz nachvollziehbar sind, auch wenn sie uns gerne weitschweifig erklärt werden.

Das erste Drittel des Buches ist fast episodisch, gerade am Anfang wechseln Schauplätze und Perspektiven so oft, daß ich keinen richtigen Bezug zu der Geschichte aufbauen konnte. Der Mittelteil ist dann fokussierter und widmet sich auch dem Kernthema mehr. Hier habe ich gebannt und mit Freude gelesen. Dann dreht der Autor plötzlich auf und das so plötzlich und extrem, daß es mir zu viel war. Die Geschichte wurde mit einem Mal viel zu übertrieben und ab da verlor ich die Leselust, so daß mir der Ausgang schließlich egal war. Insofern konnte die Geschichte mich ebenfalls nicht überzeugen. Am besten war sie, wenn sie sich auf die alltäglichen Gegebenheiten des Handelslebens und die Familiendynamik konzentrierte.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Ein wenig amüsiert hat mich die Tendenz, viele neue Abschnitte erst mal mit einem Wetterbericht zu beginnen. Absolut lobenswert ist die historische Recherche – hier habe ich eine ganze Menge gelernt und meistens war das Wissen gut eingearbeitet. Leider erstreckte sich das nicht auf die Dialoge. Nun müssen diese nicht künstlich auf altertümlich getrimmt sein, das wirkt oft eher lächerlich. Aber ein wenig Gefühl für die Zeit sollten sie schon vermitteln und moderne Ausdrücke wie „das kann er vergessen“ o.ä. sind in einem im 16. Jahrhundert spielenden Buch fehl am Platz. Die Dialoge haben mich meistens ziemlich aus der Epoche rausgerissen, was gerade angesichts der sorgfältigen historischen Hintergrundinformationen schade ist. Ebenfalls gestört haben mich die häufigen Wiederholungen und Erklärungen des Offensichtlichen.

So widmet sich „Das Handelshaus“ einem interessanten Thema, welches uns sorgfältig recherchiert geschildert wird und zu dem der Autor sich viel hat einfallen lassen – vielleicht etwas zu viel. Leider wurde es für meinen Geschmack aber nicht überzeugend präsentiert.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ausgezeichnet konzipierte, vielschichtige Geschichte

Das Licht von Marokko
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„Das Licht von Marokko“ war ein Zufallsfund, über den ich sehr glücklich bin. Es ist ein außergewöhnlicher Roman, der verschiedene Themen komplex und ausgesprochen gelungen verbindet. Das grundlegende ...

„Das Licht von Marokko“ war ein Zufallsfund, über den ich sehr glücklich bin. Es ist ein außergewöhnlicher Roman, der verschiedene Themen komplex und ausgesprochen gelungen verbindet. Das grundlegende Thema ist die Malerin Helena, die seit Jahrzehnten unter dem nicht aufgeklärten Mord an ihrer Schwester Alicia leidet und nun herausfinden möchte, was geschehen ist. Dieser Mord an Alicia ist gewissermaßen der rote Faden, aber Helena findet noch unglaublich mehr über ihre Familie heraus und der Leser hat das Glück, sie auf dieser wirklich spannende Reise zu begleiten.

Helenas Anstoß zu weiteren Forschungen ist die Teilnahme an einer Familienaufstellung, und ich fand es schade, daß diese dubiose Methode so unkritisch geschildert wurde und die dort gemachten fast esoterisch anmutenden repräsentativen Wahrnehmungen als so relevant dargestellt wurden. Aber dies nimmt zum Glück nicht zu viel Raum ein. Der Großteil der Recherche findet durch Gespräche mit Weggefährten, Spurensuche und zwei Kisten voller Dokumente statt, die Helena aus dem Nachlass ihrer Mutter übergeben werden. Das mag einen an die zahllosen, sich ähnelnden 08/15-Romane mit dem Thema „Frau findet alte Dokumente und kommt Geheimnis auf die Spur“ erinnern, aber dieses Buch hebt sich weit von dieser Dutzendware ab, dies sowohl durch die Erzählweise wie auch die Thematik. Helenas Nachforschungen führen sie tief in die Geschichte nicht nur ihrer Familie, sondern auch Spaniens. Der Vater war überzeugter Franquist und weitaus mehr in die Unterstützung Francos verwickelt, als seine Familie sich je hätte träumen lassen. Es werden dunkle Themen angesprochen – Francos Methoden und überhaupt die Stimmung im Spanien jener Jahre, politische Morde, von politisch Unliebsamen geraubte Kinder und vieles mehr. Auch Marokkos Geschichte spielt eine – kleinere – Rolle.

Die Geschichte entfaltet sich uns allmählich durch Helenas Nachforschungen, Rückblicke und einen Blick auf alte Fotografien. Dies ist gut gemacht, denn wir bekommen immer nur einzelne Puzzleteile – Geschehnisse und Personen halten reichlich Überraschungen bereit, fast nichts ist so, wie es scheint. Gerade die Rückblicke sind farbig geschildert, aber auch sonst ist der Schreibstil flüssig. Ein kleines Manko ist die gelegentliche Neigung zum Dialog-Infodumping (zu Beginn insbesondere die Tendenz mancher Charaktere, ihren Verwandten den Familienstammbaum herunterzubeten, der allen durchaus bekannt ist. „Du bist meine Stiefgroßmutter, weil …“) und zu Wiederholungen. Wenn ein Brief z.B. ausführlich Dinge erklärt, die die Charaktere – und somit auch der Leser – bereits herausgefunden haben, ist das unnötig und etwas zäh. Dies kommt aber nicht so oft vor, daß es das Lesevergnügen wirklich beeinträchtigt hätte. Es gibt einen ausgesprochen großen Zufall, was nie mein Geschmack ist, aber es war nur einer. Ansonsten war alles sorgfältig konzipiert. Helena, die oft grundlos unfreundlich ist, war kein sympathischer Charakter und es gibt zwischen ihr und ihrem Stiefenkel einen obskuren und unnötigen Handlungsstrang, aber auch das überlagerte die Geschichte nicht.

Ich habe die fast 500 Seiten des Buches mit Freude gelesen, war nie gelangweilt, sondern im Gegenteil sehr gespannt, was sich als nächstes enthüllen würde. Ich habe die bildhaften Schilderung genossen und die Schauplätze, insbesondere das von der Familie geliebte Haus in Marokko, vor mir gesehen. Außerdem konnte ich hier viel über die Zeit Francos und die Nachwirkungen jener Zeit lernen, was ausgesprochen interessant war. So ist „Das Licht von Marokko“ ein auf vielen Ebenen ausgezeichnetes Buch, das zahlreiche Aspekte geschickt verwebt und farbenfroh schildert.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Schon fast ein viktorianischer Psychothriller

Das Geheimnis der Lady Audley
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Lady Audley's Secret hat mich fast durchgehend an den Seiten kleben lassen und mir mit der gelungenen Mischung aus Spannung, Humor und lebendigen Charakteren viel Freude bereitet. Ich muß vorab sagen, ...

Lady Audley's Secret hat mich fast durchgehend an den Seiten kleben lassen und mir mit der gelungenen Mischung aus Spannung, Humor und lebendigen Charakteren viel Freude bereitet. Ich muß vorab sagen, daß meine Rezension sich auf die englische Version bezieht. Die deutsche Version wurde dem modernen Lesegeschmack angepaßt und stark gekürzt, wodurch leider auch einige Dinge geopfert wurden, die einen anderen Blickwinkel bieten oder Beispiel für den feinen Humor der Autorin sind.

Für einen viktorianischen Klassiker ist das Buch zugänglich und gut lesbar. Es gibt langatmige Passagen (hier hat vielleicht die deutsche Übersetzung Abhilfe geschaffen) und manche Motive und Gedanken werden uns ausgiebig und überdeutlich erklärt. Überwiegend aber ist das Erzähltempo ausgezeichnet, die Geschichte schreitet flott voran und bietet viele überraschende Wendungen und Spannungsmomente, so daß man immer weiterlesen möchte.

Die Prämisse der Geschichte beruht auf einem dieser unglaublichen viktorianischen Zufälle, die man in britischen Büchern dieser Zeit sehr häufig findet. Lady Audleys dunkles Geheimnis kommt nämlich nur deshalb ans Licht, weil in ganz England ausgerechnet jene beiden Menschen aufeinander treffen, die zu einer Konstellation führen, in der dieses Geheimnis entdeckt werden kann. Aber was die Autorin aus der Geschichte macht, ist so gelungen, daß einige Logikschwächen gut verziehen werden können.

Interessant ist auch die Erzählweise. Größtenteils wird aus Sicht des jungen Robert Audley berichtet, der ein einfach herrlicher Charakter ist. Ein bequemer Lebemann, der hier über sich hinauswächst und immer wieder durch sein charmantes, amüsantes und hochanständiges Wesen beeindruckt. Einige andere Szenen gewähren uns Einblicke, die über jene von Robert hinausgehen, aber die Autorin spielt recht geschickt mit Perspektiven. So enthüllt sich uns Lady Audleys Wesen erst nach und nach, insbesondere da wir sie zunächst fast nur durch die Berichte anderer kennenlernen. Auch sonst sind einige Charaktere nicht gut einzuschätzen und auch manche relevanten Geschehnisse und Gedanken bleiben dem Leser verborgen und werden erst nach und nach enthüllt. So bleibt die Spannung bestehen und das Buch hat an manchen Stellen etwas von einem durchaus raffinierten Psychothriller. Gerade die Szenen, in denen Robert Audley und seine Gegenspielerin Lady Audley Unterhaltungen voller doppelter Bedeutungen führen, in denen das Ungesagte oft wichtiger ist als das Ausgesprochene, prickeln vor psychologischer Spannung. Es ist bemerkenswert, wie diese beiden miteinander spielen.
Es sind aber ohnehin fast alle Charaktere von erfreulicher Lebendigkeit, sogar Roberts irische Haushälterin mit ihrem irischen Akzent stand mir bildlich vor Augen, obwohl sie nur wenige kurze Auftritte hat.

Die allmähliche Aufdeckung von Lady Audleys Geheimnis (eigentlich: Geheimnissen, denn es kommt viel ans Licht) enthüllt viele Schicksale, Geschehnisse und bringt tragische Entwicklungen mit sich. Auch hier ist es gelungen, wie viele Facetten sich entfalten und wie man durchaus hier und da schwankt, ob man Mitleid oder Wut empfinden soll. Kalt gelassen hat mich das Geschehen keineswegs. Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht düster und es gibt mehrere (herrliche) Szenen, die so beklemmend, bedrückend geschildert werden, daß ich die Düsternis beim Lesen richtig spürte. Allerdings enthält das Buch auch häufig prächtigen Humor. Dieser wird von der Autorin in einzelnen Sätzen eingestreut, die besonders treffend sind, wenn sie die Menschen durchschauen. Hier gibt es Formulierungen, die mich laut auflachen ließen.

Das Ende wird leider mit reichlich rosa Zuckerguss versehen und übertreibt es mit dem Idyll und der Konventionalität ein wenig, aber es sind nur wenig Seiten, so daß das vorherige Lesevergnügen dadurch nicht überlagert wird. So bietet Lady Audley's Secret eine psychologisch raffinierte und spannungsreiche Geschichte mit gelungenen Charakteren, die mich oft überrascht und sehr gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Guter Überblick

100 x Frankfurt
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Das – unbedingt sehenswerte – Historische Museum Frankfurt lässt uns hier einen vielfältigen Blick in die Geschichte der Stadt werfen. 100 Gegenstände werden uns mit Bild und Text vorgestellt und führen ...

Das – unbedingt sehenswerte – Historische Museum Frankfurt lässt uns hier einen vielfältigen Blick in die Geschichte der Stadt werfen. 100 Gegenstände werden uns mit Bild und Text vorgestellt und führen uns auf eine Reise durch die Stadtgeschichte, vom 17 Millionen Jahre alten Fossil bis hin zum Papphäuschen als Symbol des Protests gegen steigende Mieten in der Gegenwart. Jedes Objekt wird auf einem Farbbild vorgestellt, auch sonst gibt es viele Abbildungen. Diese hochwertige Gestaltung erfreut und ist anschaulich.
Die Objekte selbst finde ich fast durchweg gut gewählt, es sind passende Sinnbilder für allgemeine Entwicklungen, bestimmte Ereignisse oder sich ändernde Strömungen. Schade fand ich nur, daß gleich ein Fünftel aller Artikel sich mit den Jahrzehnten seit 1945 beschäftigt und gerade die letzten Gegenstände doch immer wieder das gleiche Grundthema hatten. Das 17. und 18. Jahrhundert zusammen haben weniger Artikel im Buch, obwohl es hier durchaus auch genügend Gegenstände gegeben hätte, wie ich von meinen Besuchen im Museum weiß. Auch das 19. Jahrhundert kommt im Vergleich zur Nachkriegszeit etwas kurz. Diese Gewichtung ist natürlich Geschmacksache, ich hätte bei einem Buch, aus dem ich etwas über die Geschichte lernen möchte, weniger Ungleichgewicht erwartet. Allerdings lernt man insgesamt wirklich einiges über Frankfurt und erlebt durch die Gestaltung auch gut die Wandlungen der Stadt.
Die Artikel sind von verschiedenen Autoren, was sich ebenfalls bemerkbar macht. Insgesamt war mir Vieles zu knapp. Das ist von einem Buch, das einen Überblick geben möchte, natürlich auch nicht anders zu erwarten, nur hätten öfter zwei oder zwei zusätzliche Sätze schon geholfen, relevante Informationen zu vermitteln, die fehlten. Überwiegend sind die Texte etwas trocken, manchmal aber sehr farbig. Eine Autorin legt so viel Wert auf Gendern, dass man sich vor lauter „/innen“ kaum noch auf ihre eigentlich guten Artikel konzentrieren kann, hier wird das Gegendere so verkrampft, dass es sogar „Abzug der Amerikaner/innen“ heißt, was ich bisher so übertrieben noch nie gelesen habe. Dafür ist einer der Artikel dieser Autorin (über den Bombenangriff) m.E. einer der besten des Buches, da man hier auch die Menschen hinter dem Geschehen erlebt. Insgesamt sind die Texte also ein etwas gemischtes Vergnügen, aber es geht hier vorweg um den Informationsgehalt und der ist absolut gegeben. Das Buch bietet einen guten Weg, sich Frankfurt durch seine Geschichte zu nähern, einen farbigen, vielfältigen Überblick zu bekommen. Zahlreiche Quellenangaben bieten Möglichkeiten, Themen anschließend zu vertiefen.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Unterhaltsam und fundiert

Sophie Charlotte
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Eine Biographie ist gelungen, wenn sie sich so spannend – nicht reißerisch! - liest, daß man an den Seiten klebt, aber doch auf jeder Seite zeigt, wie sorgfältig recherchiert wurde. Dieses Buch von Christian ...

Eine Biographie ist gelungen, wenn sie sich so spannend – nicht reißerisch! - liest, daß man an den Seiten klebt, aber doch auf jeder Seite zeigt, wie sorgfältig recherchiert wurde. Dieses Buch von Christian Sepp wird beiden Aspekten gerecht. Schon im Vorwort berichtet der Autor auf sympathische Art, wie ein Zufallsfund von Briefen ihm bei seiner Recherche wesentlich half – man merkt beim Lesen, wie sehr ihm dieses Projekt am Herzen liegt und dieses Herzblut findet man auch im ganzen Buch. Diese starke emotionale Beteiligung trägt sicher viel dazu bei, dass uns Sophie (die weitaus mehr war als „Sisis leidenschaftliche Schwester“ – der Untertitel reduziert sie zu sehr) und ihr Umfeld so lebendig werden (lässt dafür vereinzelt ein wenig Objektivität vermissen).

Sophies Leben wird kenntnisreich und unterhaltsam in den historischen Kontext gesetzt, hierbei helfen auch die zahlreichen übersichtlichen Stammbäume hinten im Buch. Hintergründe werden stets informativ eingebunden, dies im genau richtigen Ausmaß. Dadurch, dass naturgemäß auch die Lebenswege ihrer Umgebung behandelt werden, habe ich hier manches über weitere Leute erfahren, mit denen ich mich näher beschäftigen werde.

Die Biographie liest sich oft dramatisch wie ein Roman, alleine schon die gescheiterte Verlobung mit König Ludwig hat Dramatisches. Erschreckend gut wird auch dargestellt, wie einfach es für einen Ehemann war, eine unbequeme Ehefrau in eine Anstalt zu stecken.

Erfreulich ist, dass der Autor auch deutlich macht, wo mangels Quellen wenig Definitives zu sagen ist, anstatt sich in Spekulationen zu ergehen, wie ich es schon in anderen Biographien erlebte. Sepp schreibt ehrlich, kenntnisreich, wesentlich. Nur seine Tendenz, Offensichtliches zu erklären, ist manchmal etwas anstrengend.

Zahlreiche Fotografien und eine ansprechende Gestaltung runden dieses gelungene Buch auch optisch ab. Sehr lesenswert!

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