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Veröffentlicht am 03.02.2019

Informativ, aber von Stil und Gewichtung her nicht so überzeugend

Schillers Doppelliebe
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"Schillers Doppelliebe" enthält zweifellos eine Fülle an Informationen und man erfährt viel über die von Lengefeld-Schwestern, über die es sonst eher wenig Literatur gibt. Es wurden - worauf im Vorwort ...

"Schillers Doppelliebe" enthält zweifellos eine Fülle an Informationen und man erfährt viel über die von Lengefeld-Schwestern, über die es sonst eher wenig Literatur gibt. Es wurden - worauf im Vorwort sehr explizit hingewiesen wird - sehr viele Quellen studiert und dies merkt man auch, vom reinen Informationsgehalt ist sehr viel vorhanden. Schade fand ich es allerdings, dass die Gewichtung der Informationen manchmal nicht meinen Erwartungen entsprach. Dass die Rezeptliste der Lengefeld-Mutter und das Hauhaltsinventar der Familie mehr Raum einnimmt als die Beschreibung von Schillers Tod, ist schon etwas seltsam. Auch ist eine ausführliche Auflistung von Bettlaken und Tischdecken nicht sonderlich aufschlussreich oder interessant zu lesen und wäre vielleicht in den Anmerkungen besser aufgehoben. Dies ist nur ein Beispiel von mehreren Momenten, in denen Nebensächlichkeiten sehr ausführlich behandelt wurden, während Themen, die für die Schiller-Charlotte-Beziehung relevant und interessant waren, in einem Nebensatz abgehandelt wurden. Überhaupt ist für ein Buch, welches sich sicher auch verkaufswirksam "Schillers Doppelliebe" nennt, relativ wenig Schiller drin. Es wird im Vorwort schon erwähnt, dass es vorwiegend um die Schwestern geht, nicht um Schiller, und letztlich ist es auch eine Biographie der Schwestern, deren Leben nicht nur aus Schiller bestand. Trotzdem fand ich auch hier die Gewichtung manchmal etwas unausgeglichen, und die meisten werden eben vorwiegend wegen der Schiller-Beziehung Interesse an den Schwestern haben.

Die Erzählweise ist natürlich Geschmacksache, mir sagte es nicht sehr zu, dass die Autorinnen teilweise sehr subjektiv waren und auch häufig ihre kleinen tadelnden Kommentare mit Ausrufezeichen einstreuten, wenn ihnen ein berichtetes Verhalten nicht zusagte. Ferner liest sich das Buch an einigen Stellen nicht flüssig, es wird viel aneinandergestoppelt. Ich habe direkt danach noch einmal Safranskis wundervolles "Goethe und Schiller" begonnen und den Unterschied gemerkt - jenes liest sich wie aus einem Guß und dadurch viel angenehmer (auch Safranskis Objektivität fällt nun besonders angenehm auf).

Weitere Punkte, die mir nicht unbedingt zusagten, waren die teilweise doch häufigen Spekulationen, die zwar nicht als bewiesen behauptet wurden, aber auch wieder sehr deutlich die Meinung der Autorinnen durchscheinen liessen. Die Sympathien und Antipathien waren mir ebenfalls zu spürbar. Auch blieb die Schiller-Charlotte Beziehung seltsam blass - hier habe ich aus anderen Büchern tatsächlich mehr erfahren. Unerfreulich fand ich, wie kurz Schillers Tod abgehandelt wurde, wie wenig über Charlottes Reaktion / Gefühlen darüber erwähnt wird, gerade eben im Vergleich zu den vielen detailliert behandelten Nebensächlichkeiten.

Interessant war es, mehr über das Leben von Charlotte und ihren Kindern nach dem Tod Schillers zu erfahren, und auch die allgemeinen Verhältnisse und die Gesellschaft in Weimar und Jena wurden sehr gut und informativ geschildert. Wie Schiller und Charlotte sich in diesen Kreisen jeweils einfügten - oder eben nicht einfügten - habe ich sonst noch nicht so detailliert und interessant gelesen.

Es ist sicher für jeden, der an Schiller und seiner Charlotte, am Jena und Weimar der Schiller-und-Goethe-Zeit interessiert ist, ein empfehlenswertes Buch. Nur haben die erwähnten Mankos für mich das Lesevergnügen doch sehr vermindert.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Briefe wundervoll, Auswahl enttäuschend

Der Briefwechsel
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Bei der Fülle an Briefen, die Goethe und Schiller ausgetauscht haben, schien es mir sinnvoll, ein Buch mit einer Auswahl zu lesen, und angesichts von Safranskis hervorragenden Büchern zu den beiden Dichterfürsten ...

Bei der Fülle an Briefen, die Goethe und Schiller ausgetauscht haben, schien es mir sinnvoll, ein Buch mit einer Auswahl zu lesen, und angesichts von Safranskis hervorragenden Büchern zu den beiden Dichterfürsten war ich sicher, daß er eine solche Auswahl hervorragend treffen würde.

Das Buch beginnt mit einer Einführung Safranskis, in der er die wichtigsten Aspekte und Entwicklungen dieser so einzigartigen Freundschaft darlegt. Wer bereits Bücher von Safranski gelesen hat, wird hier nicht viel Neues finden, für einen neuen Leser ist es aber eine gute Einführung. In seinem gewohnt angenehmen Stil nimmt Safranski auch Stellung zu der Frage, inwieweit diese Freundschaft denn nun wirklich Freundschaft, oder Zweckbündnis war. "Im Mittelpunkt stand die gemeinsame Sache der Literatur, aber von dort aus strahlte die Freundschaft auch auf das übrige Leben aus, wie der Briefwechsel zeigt, wo nicht nur die großen geistigen Themen erörtert wurden, sondern man sich auch das Alltägliche miteilte, Sorgen teilte und Zuspruch gab." Eine Meinung, die ich absolut teile. So machte mir die Einführung auch Hoffnung darauf, daß eben diese Seiten der Freundschaft sich auch in der Briefauswahl finden würden.

Diese Hoffnung wurde leider ein wenig zerstört. Was die "gemeinsame Sache der Literatur" betrifft, hat Safranski viele Briefe oder Briefauszüge mit aufgenommen. Manchmal ist dies zu ausführlich geraden, insbesondere der Austausch zu Wilhelm Meister ist sehr detailliert. Dafür kommt dann der Austausch über Schillers Werke viel zu kurz. Fast gänzlich vernachlässigt ist in der Auswahl "das übrige Leben", die persönliche Seite, und gerade diese hofft man doch bei einem Briefwechsel mehr zu sehen als in den bekannten Werken (zB die Briefe zwischen Schiller und seiner Frau haben mir einen ganz neuen intensiven Einblick in den Menschen Schiller gegeben). Wenn ich bei den hier auszugsweise wiedergegebenen Briefen den Auszug mit der vollständigen Version verglich, stellte ich oft fest, daß gerade die interessanteren persönlichen Stellen gekürzt worden waren. Auch hat Safranski seiner Schwäche für Philosophie wieder etwas zu sehr (für meinen Geschmack) nachgegeben. Philosophische Exkurse, die wir doch in den Veröffentlichungen der beiden häufig lesen können, sind hier mehr berücksichtigt als die menschlichen, alltäglichen Aspekte, die man eben sonst nicht zu lesen, zu erleben bekommt. Insofern fand ich die Auswahl oft wenig geglückt.

Zum Ende des Buches hin werden die Briefe dann leider auch immer weniger. Von 1794 - 1797 kann man Goethe und Schiller anhand der Briefauswahl recht gut durch die jeweiligen Jahre folgen und begleiten. Ab 1798 gibt es die ersten größeren Zeitsprünge, so daß die Briefe oft zusammenhanglos wirken. Ab 1800 sind dann nur noch sehr weniger Briefe mit großen Zeitsprüngen abgedruckt und man verliert den Zugang ziemlich. Sicher werden mit Schillers Übersiedlung nach Weimar 1799 die Briefe kürzer, alltäglicher, wie Safranski in seinem Vorwort auch erwähnt, aber wenn man nur noch 5 Briefe (von über 40 geschriebenen) aus dem Jahre 1801 zu lesen bekommt und ganze 3 (von über 50 geschriebenen!) aus dem Jahre 1803, dann fragt man sich schon, ob hier nicht zu stark ausgewählt wurde. Es gab aus diesen Jahren durchaus viel Lesenswertes in den Briefen. Ich wurde mit fortschreitendem Lesen immer ärgerlicher, wie viel uns hier vorenthalten wurde. Da hat man in einem Jahr eine kurze Bemerkung über Schillers "Maria Stuart", dann kein Wort mehr, bis es dann in einer weiteren Nebenbemerkung in einem späteren Jahr plötzlich um die "Jungfrau von Orleans" geht. Hier fehlt viel zu viel.

Auch was die Anmerkungen betrifft, wäre ab und an mehr besser gewesen. Generell finde ich es gut, daß Safranski die Briefe für sich selbst sprechen läßt und nur ab und an eine erklärende Fußnote einfügt. An manchen Stellen fehlte aber eine solche Erklärung, obwohl sie notwendig gewesen wäre.

Insofern ist mein Fazit, daß die Briefauswahl jedenfalls für meine Erwartungen nicht gelungen ist. Ich werde mir nun die kompletten Briefe als Buch kaufen.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Der etwas andere Blick auf die Goethezeit

Eine unerhörte Reise in die Goethezeit
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In diesem Buch erfährt der Leser einiges über Themen, die sonst in Büchern über die Goethezeit nicht behandelt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch Zitate aus Briefen, Tagebüchern oä der damaligen ...

In diesem Buch erfährt der Leser einiges über Themen, die sonst in Büchern über die Goethezeit nicht behandelt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch Zitate aus Briefen, Tagebüchern oä der damaligen Personen im Umkreis Goethes, zwischendurch fügt die Autorin Hintergründe oder Erklärendes ein. Die Autorin selbst schreibt einen angenehm flotten Stil. Die Themen sind so vielfältig wie Blicke auf Ehe und Elternschaft, Krankheit, Alter, Tod, Aussehen, Theater, Religion oder Standesbewußtsein. Hinzu kommen einige Kurzbiographien über damalige Personen und einige Kapitel, die sich speziellen Beziehungen widmen, wie zB der Abneigung von Charlotte von Stein gegen Christiane Vulpius.

Dies liest sich teilweise sehr unterhaltsam und bietet auch jenen, die schon viel über die Zeit gelesen haben, neue Informationen und Einblicke in Menschen, die in gängigen Goethe- oder Schillerbiographien nur am Rande vorkommen. Der Inhalt bleibt sehr an der Oberfläche, dies ist sicher auch nicht anders gewollt, aufgrund so vieler Themen ist nur ein solch allgemeiner Überblick möglich. Trotzdem hätte ich mir an manchen Stellen noch einige erklärende Sätze oder Hintergrundinformationen gewünscht.

Was dagegen völlig überflüssig und schon ärgerlich war, waren die Namenslisten vor jedem Kapitel, in denen eben jeder aufgelistet wird, der in diesem Kapitel vorkommt. Da es aber im ganzen Buch hindurch ohnehin mehr oder weniger die gleichen Personen sind, ist der im Anhang gegebene Gesamtüberblick der Personen völlig ausreichend und die langen, sich wiederholenden Listen vor jedem Kapitel (insgesamt machen diese ca 30 Seiten des Buches aus) überflüssig. Es wirkt wie Seitenschinderei und der Platz hätte viel besser für mehr Kapitelinhalt verwendet werden können.

In den neun Kapiteln mit Kurzbiographien könnte man sicher darüber streiten, warum nun einige hier aufgenommen wurden, andere nicht. Goethe und Schiller in Kapiteln von 6 - 8 Seiten Länge abzuhandeln ist natürlich gar nicht möglich und deshalb wirken diese beiden Kapitel etwas unbefriedigend. Warum es zudem möglich war, Goethe eigenständig zu betrachten, Schiller aber fast nur im Zusammenhang seiner Freundschaft mit Goethe, verstehe ich auch nicht. Es gibt doch in Schillers Leben wirklich genug Eigenständiges.

So lesen sich die Kapitel alle recht unterschiedlich. Einige sind sehr unterhaltsam, lesen sich angenehm. Bei anderen findet eine Zitatparade mit nur wenigen verbindenen Sätzen der Autorin statt, so etwas liest sich für mich immer etwas zusammengestoppelt und ist nicht mein Geschmack - dies ist aber natürlich völlig subjektiv.

Lobenswert fand ich diesen frischen Blick auf die Zeit, die Tatsache, daß ich tatsächlich recht viel Neues erfahren habe und den Stil der Autorin. Das, was mir nicht zugesagt hat, habe ich schon beschrieben, ein weiterer Punkt ist aber auch, daß dieses etwas über 200 Seiten lange Buch (30 Seiten davon sind wie gesagt sich wiederholende Namenslisten) 19,80 Euro kostet, was für das Gebotene schlichtweg viel zu viel ist.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Girlie-Gärtnern

Balkon Basics
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Das Titelbild zeigt es ja schon ein wenig - man will möglichst verspielt und locker rüberkommen. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe, denn mir ging dies nach einer Weile ziemlich auf die Nerven.

Aber ...

Das Titelbild zeigt es ja schon ein wenig - man will möglichst verspielt und locker rüberkommen. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe, denn mir ging dies nach einer Weile ziemlich auf die Nerven.

Aber der Reihe nach. Das Buch ist schön und hochwertig gestaltet, sehr ansprechend, und es macht Spaß, durchzublättern. Die Fotos sind gut gewählt und ebenfalls angenehm anzusehen, auch ist durch viel Farbe das ganze Buch gut aufgelockert. Ebenfalls gut und informativ: die "Best of"-Übersichten, in denen bestimmte Pflanzengruppen übersichtlich mit Kurzportraits, Pflanz- und Blütezeiten und guten Informationen aufgelistet sind. Übersichtlich und gut gestaltet, wenn auch leider etwas sehr selektiv. Keine Info zu Lavendel, zum Beispiel, und der ist nun wirklich eine beliebte Balkonpflanze.

Und das ist leider auch mein Problem mit dem gesamten Buch - zu manchen Themen fehlen Informationen oder sind nur ein paar oberflächliche Informationen zu finden. Ein Thema, zu dem ich mich ausführlich informieren wollte, war das richtige Zurückschneiden von Pflanzen. Einen kurzen Absatz gab es dazu, während das Setzen von Blumenzwiebeln mit einer Schritt-für-Schritt-Fotoserie gezeigt wird (was auch Schritt für Schritt gezeigt wird ist, wie man die natürliche Form eines Bäumchens in eine unnatürliche runde Kugel verwandelt). Überhaupt wird leider sehr viel Platz auf Dinge verwandt, die für die meisten Balkongärtner nicht so relevant sind: wie man seine Gießkanne mit lustigen Bildchen bemalt, wie man Eier färbt und putzige kleine Bastelarbeiten macht, daß man anstelle von Töpfen auch leere Konservendosen nehmen kann, wie man glamourösen (!) Zucker herstellen kann und Töpfe mit quietschbunten Mosaiksteinchen verziert. Das hat mit Gärtnern nur sehr bedingt etwas zu tun und mag vielleicht für eine kleine Zielgruppe witzig sein, für die meisten aber nur Platzverschwendung in einem immerhin nicht ganz günstigen Buch.

Zu diesem Girlie-Bild paßt dann leider auch der an vielen Stellen gewollt-lockere Schreibstil; alles ist easy (oder sogar super-easy), sexy und Power. Außerdem liest man Stilblüten wie "Chips oder Schoko, Baggersee oder Festival, Brad Pitt oder Hugh Jackman: Das Leben ist voller schwieriger Entscheidungen." Nun bin ich ganz froh, wenn ein Sachbuch nicht staubtrocken daherkommt, aber in diesem Buch wurde es (für meinen Geschmack) doch ein wenig übertrieben mit dem "schaut mal, wie easy und relaxed wir sind" (passend auch zu den Fotos der ausschließlich jungen Frauen).

Wenn der Text sich auf Informationen beschränkt, dann liest er sich gut und flüssig, und es sind auch gute Hinweise und Erklärungen dabei. Schön auch die Tips, wie man viele überteuerte Gartenwerkzeuge/Gerätschaften uä günstig selbermachen kann oder welche günstigen Alternativen es gibt. Ebenfalls interessant das Kapitel über Blumenerde, wie sie zusammengesetzt ist und welche Angaben hier relevant sind. Es steckt also defintiv Wissen in dem Buch und dieses wird auch überwiegend gut vermittelt, wenn mir leider nun manche Dinge (s.o.) fehlten. Man kann anhand des Buches die Grundbegriffe des Balkongärtnerns erfahren und hat auch eine gute Hilfe bei der Auswahl von Pflanzen. Ich persönlich hätte weitere relevante Informationen den putzigen kleinen Ideen vorgezogen, die leider mehr Raum einnehmen, als mir lieb ist. Das ist aber - wie der gesamte Stil des Buches - Geschmackssache. Ich werde mich jedenfalls nach einem etwas umfassenderen Gartenbuch umsehen.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Recht unterhaltsamer Krimi mit einigen enervierenden Aspekten

Schandpfahl
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Dieser Krimi liest sich recht unterhaltsam und ist größtenteils flüssig geschrieben. Wir begleiten den jungen Kriminaler Jan bei seinem ersten Mordfall und erleben sein ständiges Zweifeln an seinem eingeschlagenen ...

Dieser Krimi liest sich recht unterhaltsam und ist größtenteils flüssig geschrieben. Wir begleiten den jungen Kriminaler Jan bei seinem ersten Mordfall und erleben sein ständiges Zweifeln an seinem eingeschlagenen Berufsweg. Jan war einst Philosophiestudent und hat sich dieses Interesse an der Philosophie erhalten. Das wird zeitweise etwas anstrengend, wenn wir immer wieder philosophische Exkurse lesen müssen, die nicht unbedingt interessant sind und die Geschichte eher unterbrechen, zusammen mit Erklärungen, die sich ein wenig wie ein Wikipediaeintrag lesen. Jans ständiges Hin und Her, ob er nun Polizist bleiben soll oder nicht, ist ebenfalls etwas anstrengend. Bei jedem Rückschlag will er hinwerfen, bei jeden Erfolg ist er voller Motivation – das nutzt sich ab. Überhaupt scheint er emotional ziemlich überbordend zu sein; nach einigen Tagen mit einer neuen Frau (Krimi ohne Romanze scheint kaum noch möglich) werden schon tiefe Liebeserklärungen gemacht und auch sonst bekommen wir viele starke, für mich teils übertriebene Emotionen und Gedanken mit. Im Klappentext wird er als Schöngeist bezeichnet, ich würde es überspannt nennen.

Der Fall selbst ist recht gut ausgedacht, bringt gute Wendungen mit sich und liest sich auch ganz unterhaltsam. Das Ende war nicht unbedingt mein Geschmack, aber an sich gefielen mir Fall und Hintergründe ganz gut, es war auf der Skala meiner Krimierfahrungen solides Mittelfeld.

Während der Stil gut zu lesen ist und gelegentlicher Humor aufblitzt, fand ich die ständigen Wiederholungen enervierend. Das fängt damit an, daß Jans Kollege ihn in jedem Satz mit Namen anspricht und setzt sich darin fort, daß das bereits Geschehene, welches der Leser ja bereits gelesen hat, nochmal zusammengefaßt wird, oft mehrfach. Dies hat mein Lesevergnügen ziemlich beeinträchtigt.

Im Ganzen hat mir das Buch bei einer Zugfahrt die Zeit ganz unterhaltsam vertrieben, mehr würde ich von diesem Autor aber nicht unbedingt lesen.