Tiefe Substanz und viel Empathie
Sleepless in ManhattanMit 'Sleepless in Manhattan' haben die beiden Stimmungskanonen Vi Keeland und Penelope Ward wieder etwas neues aus ihrem Ideenhut gezaubert. Auch dieses mal haben sie erneut neben dem humoristischen Part ...
Mit 'Sleepless in Manhattan' haben die beiden Stimmungskanonen Vi Keeland und Penelope Ward wieder etwas neues aus ihrem Ideenhut gezaubert. Auch dieses mal haben sie erneut neben dem humoristischen Part auf eine tiefgründige Story und hochgradige Emotionalität gesetzt. Schicksalhaft ist hier wohl der beste Begriff, denn all die Weichen die hier gestellt wurden und die Fügungen die sich ergeben haben sind weit mehr als nur potenzielle Zufälle…
Die Umstände und Verkettungen unter denen sich die Protagonisten Sadie Bisset und Sebastian Maxwell kennenlernen waren mir teilweise fast zu absurd und um die Ecke gedacht, aber der Brief der kleinen Birdie, Sebastians Tochter, die den ersten Dominostein lostritt, hat mein Herz fast zum Platzen gebracht. Sie ist so zuckersüß und liebenswert, dass ich sie mir genau vorstellen konnte und sie extrem lieb gewonnen habe. Nachdem die etwas kuriosen Passagen überstanden waren konnte ich mich voll und ganz auf die Story einlassen und habe die folgenden schicksalhaften Ereignisse gierig in mich aufgesogen. Die beiden Autorinnen verbinden hier wieder einmal sehr gekonnt extrem gefühlvolle und aufwühlende Inhalte, die mir als Leserin sehr nahe gingen, mit ihrem leichten Humor und den gewohnten, spritzigen Dialogen.
Sadie ist Journalistin und macht sich dabei regelmäßig auf die Jagd nach heißen Dates, während sie zum Beispiel Datingportale unter die Lupe nimmt. Dabei trifft sie einen Schwachkopf nach dem anderen, was ihr aber auch reichlich Stoff für ihre Kolumne liefert. Den Kontakt knüpft Birdie über Sadies journalistische Tätigkeit und so kommt Sadie ihr und ihrem Vater auf die Spur und ein Zufall jagt den nächsten. Es stellt sich heraus, dass Sebastian ein angesehenes Restaurant führt und nach dem Tod seiner Frau vor vier Jahren seine kleine Tochter allein aufzieht. Es spinnt sich hier nach und nach eine wirklich eindrucksvolle Geschichte die unter die Haut geht und Überraschungen zu Tage fördert, die man kaum erahnen kann. Nach dem holprigen Start konnte ich schnell über meinen Unmut hinwegsehen und mich in diese unentrinnbare Emotionalität fallen lassen. Die Verbindung zwischen den Charakteren ist eindrucksvoll gestaltet und doch auch mit einer Alltäglichkeit versehen, die der Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verleiht. Sebastian ist unfassbar charmant und doch auch recht festgefahren in seiner Vaterrolle. Während Sadie bald schon an der Männersuche verzweifelt, schließt Sebastian etwas Ernstes völlig aus. Seine Konzentration ist ohnehin zwischen seiner Tochter und seinem Job gespalten und er ist sehr bestrebt Birdie ein sicheres und stabiles Umfeld zu bieten. Dies macht einen Großteil seines sympathischen Charakters aus und doch besticht er noch mit viel mehr positiven Eigenschaften. Die unerwarteten Wendungen und Winkel der Story haben zusammen mit dem üblichen einnehmenden Schreibstil die Seiten nur so an mir vorbei fliegen lassen. Ich schätze es sehr, wie die Autorinnen nun von Buch zu Buch über sich hinauszuwachsen scheinen und meinem Gefühl nach jedes Mal ein bisschen mehr auf tiefe Substanz und Empathie setzen.