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Veröffentlicht am 22.11.2023

Höllentrip in die Alpen

Die Einladung
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Die Rezension zu diesem Buch war für mich nicht ganz einfach. Wie meistens bei den Thrillern von Fitzek haben viele Leser überwiegend positiv darüber geschrieben. Da ich diese Meinungen nur bedingt teilen ...

Die Rezension zu diesem Buch war für mich nicht ganz einfach. Wie meistens bei den Thrillern von Fitzek haben viele Leser überwiegend positiv darüber geschrieben. Da ich diese Meinungen nur bedingt teilen kann, musste ich länger überlegen, was meine Rezension beinhalten soll.

Die Idee ist nicht neu. Ein gemeinsames Treffen in einer abgelegenen Berghütte hat u.a. auch schon Arno Strobel als Grundlage für seinen Psychothriller »Offline« gewählt.

Ort der Handlung ist eine einsam gelegene Berghütte in Bayern oberhalb von Kaltenbrunn, eines der höchstgelegenen Dörfer in den Alpen nahe der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Wer sich zu diesem Chalet begibt, ist mehr oder weniger auf sich selbst angewiesen. Es gibt nur eine einzige Verbindung mit einem Bus hinauf zu dieser Hütte und auch wieder hinunter ins Tal. Der Bus fährt nur bei Bedarf und wenn die Wetterverhältnisse es zulassen.

Diese Hütte wird auch gerne als Nebelhütte bezeichnet, da sie meist wegen Nebel unsichtbar ist. Hier kommt es zu einem Jahrgangstreffen von ehemaligen Abiturienten. Amadeus, Paulina, Jeremy, Grete, Rebekka und Simon werden mit identischen Einladungskarten zu diesem Treffen eingeladen. Wer die Einladungen versendet hat bleibt diffus. Marla Lindberg, um die es in erster Linie in diesem Thriller geht, wird mit einer gesonderten Karte eingeladen mit dem Hinweis »Kilian kommt auch«. Marla war in der Klasse eher eine Außenseiterin und isoliert. Sie hatte eigentlich nur mit Kilian Kontakt, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Marla entschließt sich aufgrund dieses Hinweises, zu dem Treffen zu fahren.

Bestand die Klasse nur aus sieben Personen, oder warum wurden gerade diese eingeladen? Hat das etwas zu bedeuten? Die Figuren werden im Laufe der Erzählung näher charakterisiert, damit man einen besseren Eindruck gewinnt. Das hat mir gut gefallen.

In der Hütte angekommen, findet Marla diese zunächst leer vor. Lediglich die vorhandenen Sachen deuten darauf hin, dass hier jemand wohnt. Als die übrigen Bewohner auftauchen (wo waren sie vorher?), misstrauen sie Marla und beschuldigen sie, einen Drohbrief verfasst zu haben (jetzt oder früher? Wann?). Im weiteren Verlauf wird jeder jedem misstrauen. Die Lage spitzt sich zu und eskaliert schließlich. Es geschehen schreckliche Dinge. Sogenannte »Gutmenschen« wird man in diesem Buch vergeblich suchen.

Cliffhanger sind eigentlich ein gutes Stilelement. Die werden hier zwar oft genutzt, jedoch hat mir dann die Auflösung gefehlt (Bsp.: Bei einem gemeinsamen Saunagang wurde es immer heißer in der Kabine. Ein paar Seiten später wird beiläufig erwähnt, dass irgendjemand eine Vergiftung durch einen toxischen Aufguss geplant hat. Aber wer? Die Frage bleibt unbeantwortet! Dann ist plötzlich von K.-o.-Tropfen die Rede, die jemand den einzelnen Personen verabreicht haben soll. Wer ist hierfür verantwortlich? Auch hierzu erfolgt keine Aufklärung.

Der Autor setzt immer wieder Twists ein, die Spannung erzeugen. Hierzu weise ich auf zwei Beispiele hin:
1. Wie ist es zu verstehen, dass die LKA-Beamtin Kristin Vogelsang Kontakt zu dem seltsamen Gottfried in Kaltenbrunn hat? Dieser wollte Marla bei deren Ankunft darin hindern, dass sie hinauf zur Hütte fährt.
2. Paulina Rogall aus der Gruppe ist eine angehende Schriftstellerin und hat als Debütroman einen Plot gewählt, dessen Inhalt »Der Einladung» entspricht. Was soll dem Leser/der Leserin damit gesagt werden?

Einiges erscheint mir zu sehr konstruiert und nicht nachvollziehbar. Insgesamt fand ich vieles diffus.

Im direkten Vergleich mit anderen Psychothrillern von anderen Autoren bzw. Autorinnen muss ich bei diesem Buch Abstriche machen.

Fazit:

Kurzgehaltene Kapitel sind immer ein gutes Stilelement. Den Schreibstil hat der Autor mit unterschiedlichen Schrifttypen angereichert, um auf etwas bestimmtes hinzuweisen. Meist kurze Sätze, die nicht verschachtelt sind, sorgen für einen positiven Lesefluss. Die Handlung springt in Bezug auf Ort und Zeit hin und her. Durch die Cliffhanger wird man angeregt weiterzulesen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die auch eine Aufklärung finden, was nicht immer der Fall ist. Manchmal folgen den Kapitel-Nummern Unterüberschriften (z.B. »Vier Jahre später – Fünf Jahre vor der Entscheidung« oder »Die Befragung – Gegenwart – Zwei Wochen nach der Entscheidung«) haben mich eher verwirrt, als dass sie mir Klarheit verschafft haben. In seinem Nachwort erläutert Fitzek, wie er sein Buch »Die Einladung« verstanden haben will.
Da mich das Setting insgesamt nicht überzeugt hat, kann ich nur drei Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Einer der auszog, um das Recht selbst in die Hand zu nehmen

Wie alles begann und wer dabei umkam
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Nachdem ich das Buch »Zwischen Welten« von Juli Zeh und Simon Urban gelesen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie dieser Autor in Eigenregie schreibt und habe mich für dieses Buch entschieden.

Fast ...

Nachdem ich das Buch »Zwischen Welten« von Juli Zeh und Simon Urban gelesen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie dieser Autor in Eigenregie schreibt und habe mich für dieses Buch entschieden.

Fast alles, was man hier liest, sollte man nicht ernst nehmen. Darauf sollte sich der Leser vor der Lektüre einstellen.

Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht des Protagonisten J. Hartmann. Eine weitere Stärke von Urban neben seiner Erzählweise ist die Charakterisierung der einzelnen Figuren.

Das Buch kann man in zwei große Abschnitte einteilen. Rücksprünge in die Zeitspanne von Teil I werden dabei mehrmals eingeblendet.

Teil I: Die Jugendzeit in seiner Familie und das spätere Studium von Hartmann an der Universität Freiburg. Da er ein sehr begabter Jurastudent ist, soll er mit einem Exzellenz-Stipendium der Freiburger Studierendenstiftung gefördert werden, was er aber ausschlägt, weil er keine Karriere als Jurist anstrebt.

Teil II: Seine sogenannten Studienreisen in ferne Länder (Papua-Neuguinea, Indonesien, Bangkok, Singapur).

Bereits in seiner Jugendzeit befasst sich Hartmann mit der deutschen Rechtsprechung, die ihn als junger Erwachsener zum Jurastudium nach Freiburg führt. Er befasst sich mit dem Studium der Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit in Theorie und Praxis, wobei er das starre Regelwerk bemängelt. Er beschließt daher, dass Recht selbst in die Hand zu nehmen und es auch anzuwenden. Zusammen mit einer Kommilitonin arbeitet er an dem Entwurf eines inoffiziellen Strafrechts der Bundesrepublik Deutschland.

Zweimal führt er ein fiktives Gerichtsverfahren durch. In Jugendtagen verurteilt er die verhasste Großmutter in deren Abwesenheit zum Tode. Die Vollstreckung erübrigt sich, da ihn während seiner Studienzeit in Freiburg die Nachricht erreicht, dass sie friedlich eingeschlafen ist. Zum zweiten führt er während seiner Studienreisen ein Gerichtsverfahren in Singapur durch, um einen gewissen Wong Lin Malevich zum Tode zu verurteilen, da dieser wissentlich insgesamt 57 Frauen mit dem HI-Virus infiziert hat. Malevich ist ein Frauenhasser und ein Narzisst. Dieses Mal liegt der Fall insofern anders, da er das Urteil selbst vollstrecken soll.

Es gibt allerdings auch Passagen, die der Wahrheit entsprechen. In Singapur wird z.B. Won Lin Malevich (s. vorheriger Absatz) vorgeworfen, dass er junge Frauen und Prostituierte vorsätzlich mit HIV infiziert habe, da er die Frauen ohne Kondom zum Geschlechtsverkehr überredet hat. Bei der offiziellen Gerichtsverhandlung konnte er glaubwürdig nachweisen, dass er nichts von seiner Infektion wusste. Er wurde freigesprochen. Später aufgetauchte Zeugenaussagen konnten nicht mehr zu einem Wiederaufnahmeverfahren führen, da lt. Rechtsprechung ein Freispruch nicht nachträglich in einen Schuldspruch umgewandelt werden kann (Anm.: Dazu gab es 2023 ein Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht).

Köstlich sind die Vergleiche und Wortspiele, die Urban immer wieder in die Handlung einfließen lässt. Beispielhaft sei ein Treffen mit seinen Eltern und seiner verhassten Großmutter erwähnt, die ihn in Freiburg besuchen kommen: »… sie trug ihr Sommerkleid, in dem sie aussah wie ein übellauniges Stück Dörrobst, das sein Verfallsdatum überschritten hat …« Oder den Besuch eines Heino-Konzerts mit seiner Großmutter in Pforzheim hat er witz- und wortreich beschrieben. Der Höhepunkt war der Versuch, Großmutter und Heino nach Konzertende in der Künstlerkabine zu verkuppeln, um die Frau loszuwerden. Dies endete jedoch mit dem Rausschmiss aus der Garderobe des Sängers. Beim Lesen dieses Buches musste ich mehrfach schmunzeln.

Fazit:

Man kann dieses Buch als Schelmenroman, Posse oder rabenschwarze Satire sehen. Das meiste der Erzählungen entspringt dabei der Fantasie von Hartmann.
Auch wenn Simon Urban für dieses Buch mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet wurde, sagt mir der Schreibstil nicht unbedingt zu. Wenn Urban lustige Episoden beschreibt, kommt er schnell auf den Punkt, dann macht das Lesen Spaß. Aber dann folgen Schreibszenen, die sich fast schon quälend in die Länge ziehen und die das Weiterlesen anstrengend machen.
Die einzelnen Kapitel sind mir zu lang. Bei einem Szenenwechsel haben mir zumindest Absatzmarken gefehlt.
Aber da dieses Buch mit viel positiver Ironie und guten Denkanstößen zu den Rechtsgrundlagen verfasst wurde und die von mir negativ angemerkten Punkte meiner subjektiven Wahrnehmung entsprechen, gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Lügen, Stehlen und Betrügen

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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Der Debütroman von Susie Yang erschien 2020 in der amerikanischen Originalausgabe. Seit September 2023 liegt jetzt die deutschsprachige Ausgabe vor. Die Newcomerin wurde mit viel Lob überhäuft. Das Buch ...

Der Debütroman von Susie Yang erschien 2020 in der amerikanischen Originalausgabe. Seit September 2023 liegt jetzt die deutschsprachige Ausgabe vor. Die Newcomerin wurde mit viel Lob überhäuft. Das Buch schaffte es u.a. auf die New York Times-Bestsellerliste.

Zwei Familien unterschiedlicher Herkunft treffen in dieser Familiensaga aufeinander. Zum einen die chinesische Familie Lin, bestehend aus den Eltern Shen und Nan, sowie deren Kindern Ivy und Austin. Aber auch Großmutter Meifeng, die Mutter von Nan, gehört zur Familie und alle wohnen zusammen. Auf der anderen Seite die amerikanische Familie Ted und Poppy Speyer sowie deren Kinder Sylvia und Gideon.

Ivy Lin ist zwei Jahre alt, als die Eltern ihr Heimatland verlassen und in die Vereinigten Staaten auswandern. Ivy bleibt zunächst zurück bei ihrer Großmutter Meifeng. Als Ivy fünf Jahre alt ist, holen die Eltern sie nach. Später kann auch Meifeng mit einer Greencard in die USA einreisen.

Ivy erfährt bei ihrer Familie wenig Liebe und Geborgenheit. Die Erziehung geht einher mit körperlichen Strafen. Ihre Mutter Nan ist zuweilen brutal zu ihrer Tochter (Bsp.: einmal wirft sie Ivy vor Wut eine Orange so fest auf die Stirn, dass die Orange platzt). Auch in der Schule bleibt Ivy isoliert und eine Außenseiterin.

Nach der 5. Klasse besucht Ivy eine weiterführende Privatschule. Dort sieht sie zum ersten Mal Gideon Speyer, für den sie sofort schwärmt. Ihre Eltern wollen nicht, dass sie sich mit Gideon anfreundet und ziehen sogar in eine andere Stadt, was aber auch finanzielle Gründe hat. Ganze zehn Jahre dauert es, bis Ivy und Gideon sich nach dem Schulabschluss wiedersehen. Danach baut sich langsam eine Beziehung zwischen den Beiden auf.

Es gibt einen Zeitsprung und Ivy ist jetzt 27 Jahre alt. Sie wohnt längst nicht mehr zu Hause. Ihr Wunsch ist es, ein sorgloses Leben mit einem weißen Mann zusammen zu führen. Auch als junge erwachsene Frau sehnt sie sich nach Liebe, Geborgenheit und Reichtum. All diese Dinge hat Ivy bei ihrer Familie nie erfahren und das sucht sie auch nicht bei einem Chinesen. Sie ist kleinlich, eifersüchtig und rachsüchtig, aber sie hat auch die Gabe, diese Eigenschaften hinter Sanftmut und Bescheidenheit zu verstecken. Sie lügt, stiehlt und betrügt.

Sie geht zwei Beziehungen ein. Gideon Speyer stammt aus einer wohlhabenden Familie und ist selbst ein erfolgreicher Geschäftsmann. Sein Vater war ehemals Senator. Roux Roman ist ein rumänischer Einwanderer und sie kennt ihn schon aus Jugendzeiten, als sie gemeinsam auf Diebestouren gegangen sind. Mit ihm hatte sie auch erste sexuelle Kontakte in der Jugend. Von dessen Familie weiß man eigentlich nichts, und Roux hat seinen plötzlichen Reichtum unsauberen Geschäften zu verdanken. Somit treffen zwei grundverschiedene Gesellschaftsschichten aufeinander.
Roux kennt Ivys Beziehung zu Gideon, den sie heiraten will. Er möchte, dass Ivy Gideon von ihrer Beziehung zu Roux erzählt. Er setzt ihr ein Ultimatum von vierzehn Tagen, andernfalls will er es Gideon sagen. Ivy fühlt sich in die Enge getrieben und je näher der Tag »X« naht, umso panischer wird Ivy. Die Situation droht zu eskalieren.

Gideons Verhalten bleibt undurchschaubar. Er verhält sich immer sehr loyal gegenüber Ivy, ist um deren Wohlergehen bemüht und gesteht ihr auch des Öfteren seine Liebe. Obwohl er ihr einen Heiratsantrag macht, fordert er sie auf, alles gründlich zu überdenken, ob sie zu einer Heirat mit ihm auch wirklich bereit ist.

Man wird den Verdacht nicht los, dass er von der Beziehung zwischen Ivy und Roux weiß oder zumindest etwas ahnt. Aber da scheint noch eine andere Sache zu sein, die nur vage beschrieben wird und aus der man seinen eigenen Schluss ziehen muss.

Zum Ende hin bleiben leider ein paar offene Fragen. Was hat es mit dem Päckchen und den Hundert-Dollar-Noten auf sich, die ein Geschäftspartner von Roux Ivy übergibt. Und ist Gideon wirklich der integre Partner für Ivy, für den er sich ausgibt? Vielleicht sind diese offenen Fragen aber auch von der Autorin beabsichtigt, um den Leser bzw. die Leserin zum Nachdenken anzuregen.

Ganz zum Ende hin wird der Leser bzw. die Leserin erfahren, ob es zur Hochzeit zwischen Ivy und Gideon kommt.

Fazit:

Susie Yang hat sehr detailliert geschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, wie sie die einzelnen Personen charakterisiert. Die Stärken und Schwächen der Figuren hat sie präzise herausgearbeitet. Das gilt sowohl für die Haupt- als auch für die Nebenfiguren. Der Plot ist eine hervorragende Charakterstudie mit häufigen Twists.
Die Kapitel sind nicht übermäßig lang und in Abschnitte unterteilt. Das hat mir gut gefallen. Andererseits kam es zu unvorhersehbaren Themenwechseln (wohlgemerkt keine Twists) ohne eine Leerzeile bzw. einen neuen Abschnitt einzufügen (bspw. auf den S. 282/83: Ivy und Roux unterhalten sich über eine mögliche gemeinsame Zukunft, direkt ohne Übergang wechselt die Handlung zur Familie von Gideon in der Kirche). Das hätte man besser lösen können.
Den Titel des Buches finde ich nicht ganz passend. Ein Titel soll den Leser auf ein Buch aufmerksam machen und sollte kurz und bündig sein. Außerdem sind die Lügen von Ivy Lin m.E. nicht das zentrale Thema des Inhaltes.
Ich kann mir durchaus vorstellen, ein weiteres Buch dieser Autorin zu lesen, sofern es eins geben wird. Ich gebe trotz kleiner Beanstandungen eine Leseempfehlung mit vier Sternen.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Von psychischen und Persönlichkeitsstörungen

ANGST
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Ivar Leon Menger kannte ich bisher nicht. »Angst« ist erst sein zweites Buch und ich habe es von einem Bekannten zur Ausleihe bekommen. Mit seiner Empfehlung lag er genau richtig und hat meinen Geschmack ...

Ivar Leon Menger kannte ich bisher nicht. »Angst« ist erst sein zweites Buch und ich habe es von einem Bekannten zur Ausleihe bekommen. Mit seiner Empfehlung lag er genau richtig und hat meinen Geschmack voll getroffen.

In diesem Psychothriller geht es um Stalking, aber es ist auch von Psychopathie und Ansätzen von Paranoia die Rede. Dies alles hat der Autor m.E. gut in die Handlung eingebunden.

In dem Buch ist von einer 3er-WG in Berlin die Rede. Hier lebt die junge Schauspielerin Mia, die von einer großen Filmkarriere träumt. Eine Mitbewohnerin ist die ebenfalls junge Yvonne, die sich überwiegend online betätigt, ständig Schulden hat und ihren Mietanteil nicht zahlen kann. Komplettiert wird das Trio von Philipp, einem Assistenzarzt an der Berliner Charité. Erzählt wird überwiegend in der Ich-Form von Mia.

Yvonne verhält sich meistens muffelig und ist mit ihrem Leben offensichtlich nicht ganz zufrieden. Philipp ist ständig darum bemüht, dass es Mia gut geht – was steckt dahinter? Zu diesem Zeitpunkt gibt es so gut wie keine Spannungen zwischen den Dreien.

Das ändert sich ab dem Zeitpunkt, wo Mia eher zufällig bei einem Museumsbesuch Viktor Engel kennenlernt, einen gut situierten Geschäftsmann. Gleich am ersten Abend lädt er sie in ein Edelrestaurant zum Essen ein. Aber Mia hat kein Interesse an ihm und das will Viktor nicht akzeptieren.

Die Ereignisse überschlagen sich fast. Mia wird zum Casting für die Hauptrolle in einem Film eingeladen. Dort lernt sie Alice kennen und freundet sich mit ihr an. Abends treffen sie sich in einem verruchten Etablissement namens »Tür Dreizehn«. Alice bringt David mit, an dem Mia Gefallen findet. Sie will ihn wiedersehen, aber er meldet sich nicht. Ihr Rennrad, mit dem sie zum Treffen gefahren ist, hat einen plattgestochenen Reifen und einen Tag später ist es verschwunden. Viktor ist in der Wohnung der WG bei Yvonne im Zimmer und schenkt ihr eine Menge Geld, angeblich damit sie ihre Schulden begleichen kann. Dies ist nur ein Auszug von Ereignissen, den man noch erweitern könnte. Aber ich möchte nichts verraten.

Immer wieder taucht Viktor im Leben von Mia auf, dem sie nicht traut und den sie auch nicht mehr sehen will. Philipp beruhigt sie immer wieder, denn langsam kommt sie sich paranoid vor.

Das Buch beschreibt nicht nur Stalking in all seinen Facetten. Es geht auch um einen Menschen mit psychopathischen Zügen. Was hat es z.B. mit dem Kapitel 9 »Vor dreizehn Jahren« auf sich, wo sich jemand an dem Töten von Tieren ergötzt. Worauf will der Autor hinaus, was will er uns damit sagen?

Die Lage spitzt sich für Mia immer mehr zu, aber auch Yvonne erleidet Schlimmes. Und Philipp kommt nach seinen Nachtschichten immer in OP-Kleidung nach Hause. Die zieht man doch normalerweise aus, bevor man das Krankenhaus verlässt. Das kommt mir merkwürdig vor.

Fazit:

Das Setting hat mich überzeugt. Gezielt gesetzte Twists hauptsächlich in der Endphase, wo es um die Aufklärung der Ereignisse geht, haben den Spannungsbogen noch einmal eine Stufe nach oben gesetzt.
Menger bedient sich einer detaillierten Schreibweise, ohne dass es langweilig oder überzogen wirkt. Die einzelnen Figuren sind gut charakterisiert.
Die Kapitel sind nicht überlang, was dem Lesefluss zugutekommt. Immer mal wieder werden kurze Abschnitte aus der Vergangenheit eingeblendet. Einem rundum gelungenen Psychothriller gebe ich somit fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Hänschen klein, ging allein …

Deep Sleep, Band 1: Codename: White Knight (explosiver Action-Thriller für Geheimagenten-Fans)
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Geheimagenten von der CIA wollen mit der Operation DEEP SLEEP das nach ihrer Meinung verkommene amerikanische System in Chaos und Anarchie stürzen. Dazu planen sie Attentate auf Politiker, Spitzenmanager ...

Geheimagenten von der CIA wollen mit der Operation DEEP SLEEP das nach ihrer Meinung verkommene amerikanische System in Chaos und Anarchie stürzen. Dazu planen sie Attentate auf Politiker, Spitzenmanager und sonstige Wirtschaftsgrößen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Dafür trennen Mitglieder des geheimen Regierungsprogramms DEEP SLEEP elternlose Kinder und Jugendliche von ihren Pflege- bzw. Adoptiveltern und setzen sie unter psychoaktive Drogen. Sie werden ausgebildet, um Terroranschläge zu verüben. Diese Ausbildung ist mit einem Navy SEAL (Anm.: die härteste Spezialeinheit der U.S. Navy) vergleichbar. Anschließend erhalten Sie einen Codenamen und kehren als Schläfer wieder zu ihren Pflegeeltern zurück.

Sie leben weiter wie bisher bei ihren Pflegeeltern und warten auf ihren Einsatz. Was machen die Pflegeeltern in der Zwischenzeit - suchen sie nicht nach ihren "Schützlingen" oder schalten sie nicht die Polizei ein? Und was denken sie, als die Kinder plötzlich wieder auftauchen? Das alles bleibt unbeantwortet.

Einer von ihnen ist Ian Brown, der Protagonist dieses Plots. Der 17-jährige Star seines Footballteams lebt bei seinen Adoptiveltern Linda und Gerald. Nach einem herausragenden Sieg seines Teams bekommt er in der Umkleidekabine einen Anruf auf sein Handy. Nach der Annahme ertönt die Melodie des Kinderliedes »Hänschen klein, ging allein …«. Das ist der Weckruf für die Schläfer und Ian tippt seinen Codenamen WIGHT KNIGHT ein. Ab sofort ist er nicht mehr Ian Brown.

Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß ist die Tatsache, dass der Code gehackt wurde, um ihn umzudrehen, damit geplante Anschläge verhindert werden.

Aber schon sein erster Einsatz verläuft nicht planmäßig. Ein Attentat auf die Luxus-Yacht von Yorik Van Sand, Vorstand des Technologieunternehmens New Dimension kann er nicht verhindern und eine Explosion schaltet ihn aus.

Danach erfolgt ein Cut und ein Wechsel zu einem Jahrmarkt. Ein gewisser John hilft Big Fly (mit richtigem Namen James McMasterson, ehemals bei den US-Marines und Drogenfahnder von New York) bei der Unterhaltung seines Kettenkarussells. John wurde von Big Fly aufgenommen und so genannt, weil der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann, die mehr als drei Monate zurückliegt. Alles ist wie ausgelöscht. Man wird jedoch auch schon hier die Vermutung nicht los, um wen es sich in Wahrheit handeln könnte.

Die Handlung nimmt wieder Fahrt auf, viele actiongeladene Momente folgen. Allerdings habe ich im weiteren Verlauf Twists vermisst, die Handlungsabläufe waren mir zu vorhersehbar. Und noch eine Sache, die mir nicht gefallen hat: Man hat zuweilen den Eindruck, dass die Figur des John Superman gleicht. Bei jeder Aktion gegen ihn oder seine neuen Freunde hat er sofort eine Lösung parat und er ist immer derjenige, dem man fast nichts anhaben kann.

Plötzlich ist ein Flashback bei John da. Kann er sich erinnern? Wie es weitergeht, erfährt man in den Folgebänden 2 und 3, die im April bzw. Oktober 2024 erscheinen sollen.

Fazit:

Das Buch lässt sich flüssig lesen. Ein Spannungsbogen ist vorhanden und der Plot hat mich unterhalten, aber nicht überzeugt.
Die Kapitel springen immer zwischen den »Guten« und »Bösen« hin und her. Dazu tragen die unterschiedlichen Stilelemente von Normal- und Kursivschrift bei. Manchmal hatte ich allerdings den Eindruck, dass dies der Autor nicht konsequent umgesetzt hat.
Die Figurenzeichnungen und die einzelnen Charaktere sind solide beschrieben, aber eben nicht herausragend.
Ich kann mich jetzt noch nicht festlegen, ob ich die Bände 2 und 3 aus dieser Reihe nach deren Erscheinen lesen werde. Von mir gibt es drei Sterne.

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