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Veröffentlicht am 28.09.2020

Dates, Dates, Dates und noch mehr Dates…

Single, weil die Auswahl scheiße ist
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Single sein ist nicht einfach… Obwohl man an Karin rein objektiv nichts aussetzen kann findet sie einfach kein Glück in der Liebe. Viele Frösche hat sie schon geküsst und so viele Dates in ihrem jungen ...

Single sein ist nicht einfach… Obwohl man an Karin rein objektiv nichts aussetzen kann findet sie einfach kein Glück in der Liebe. Viele Frösche hat sie schon geküsst und so viele Dates in ihrem jungen Leben durchlaufen, dass sie die gedateten Männer bereits verschiedenen Kategorien zuordnen kann. Dies führt zu einigen witzigen, skurrilen und verstörenden Begegnungen, die die Autorin humorvoll Revue passieren lässt.

Ob Karin A. Roths Buch tatsächlich autobiographisch angehaucht ist, wird nicht wirklich aufgeklärt. Als Leser nimmt man ihr aber durchaus ab, dass sie das ein oder andere Rendez-vous durchaus so erlebt haben könnte, ihre Rückschau aber durchaus überzogen dargestellt wird. Auf humorvolle Art und Weise schreibt sie über die verschiedenen Männertypen und ihre Erlebnisse, was sich leider typischer Klischees und einer gewissen Selbstüberhöhung nicht erwehren kann. Natürlich sind all ihre Dates speziell und teilweise auch höchst kreativ, letztendlich bleibt es aber bei einer langwierigen Aufzählung unterschiedlicher Männer-Erlebnisse, die sich spätestens nach dem zehnten Date sehr gezogen haben und nach dem zwanzigsten langweilig und zäh zu lesen wurden – trotz der insgesamt nur geringen Seitenzahl. Auch hat mich irgendwann genervt, dass sich die Ich-Autorin gefühlt immer als armes Opfer darstellt, das an die Falschen gerät und immer nur Frösche küssen muss.

Apropos Frösche: Dieses Wappentier zieht sich vom Cover durch das gesamte Buch. An vielen Stellen tauchen die putzigen, kunstvollen Illustrationen dieser Tierchen, immer geschmückt mit einer Krone auf und versüßen das Lesevergnügen. Diese Bildchen und das ansprechende Cover, bei dem die Schrift und die Krone des Frosches noch vergoldet abgesetzt sind, gefallen mir ausgesprochen gut! Auch der Titel hat mich sofort zum Lachen gebracht und somit gemeinsam mit der Optik einen Extra-Punkt verdient.

Insgesamt hat mich das Buch trotz seiner Längen gut unterhalten und an einigen Stellen zum Schmunzeln gebracht.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Selbstfindung einer betrogenen Ehefrau

Sauer macht listig
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Elenors Welt bricht von einem Moment auf den nächsten vollkommen in sich zusammen: Nach vielen Ehejahren und drei gemeinsamen Kindern gesteht ihr ihr Mann Paul, eine Affäre mit einer jüngeren Frau zu haben. ...

Elenors Welt bricht von einem Moment auf den nächsten vollkommen in sich zusammen: Nach vielen Ehejahren und drei gemeinsamen Kindern gesteht ihr ihr Mann Paul, eine Affäre mit einer jüngeren Frau zu haben. Für das Leben mit Paul hat Elenor damals ihr Studium abgebrochen, den Kontakt zu ihren Freunden verloren und sich völlig darin verloren, Paul zu Hause den Rücken zu stärken, damit dieser sich auf seine Firma konzentrieren kann. Anders als von ihr erwartet möchte sich Elenor nicht der Situation unterordnen sondern beschließt, sich von Paul zu trennen. Ein Weg der Selbstfindung von der hörigen Ehefrau hin zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit beginnt, die mit einigen, humorvollen Wirrungen und neuen wie alten Freundschaften einhergeht.

„Sauer macht listig“ ist nicht nur vom Titel her ironisch-witzig, sondern auch beim Hören musste ich einige Male schmunzeln. Das Hörbuch ist voller Situations- und Sprachkomik (z.B. Kochbücher am Krankenbett) und geht teilweise fast ins Sarkastische über. Das hat mir sehr gut gefallen. Einige Stellen waren bewusst überzogen, was ich an manchen – nicht an allen – Stellen als passend und unterhaltsam empfand.

Ebenfalls angenehm war die Stimme von Christina Puciata. Sie wirkt sehr harmonisch und es ist angenehm ihr zu folgen. Besonders herausragend hat sie Elenors kleine Gedankengänge getroffen und mit der richtigen Prise an Ironie, Liebe aber auch Trotz gespickt. Die verschiedenen Figuren konnten anhand Christina Puciatas Stimme gut unterschieden werden und jeder wurde eine eigene Persönlichkeit verliehen.

Die Geschichte selbst konnte mich indes leider eher weniger überzeigen. Zwar ist der Stil flüssig und bildhaft gehalten und wie bereits erwähnt sehr humorvoll, aber die Storyline ließ an einigen Stellen zu wünschen übrig. So werden Elenors Trennungsphasen teilweise sehr überzogen dargestellt, gerade die Zeit ihrer pilgernden Selbstfindung empfand ich als sehr langatmig, anstrengend und nervig. Die Szenen und Handlungsstränge wirkten teilweise nicht besonders gut aufeinander abgestimmt und manche wurden gar nicht erläutert bzw. zufriedenstellend aufgeklärt (z.B. Jans Mühle). Elenors komischer Selbstfindungstrip mit Pilgerei, spiritueller Kirchenmeditation und esoterischer Vision fand ich höchst befremdlich, glücklicherweise hat sie sich danach aber dann doch noch in eine andere Richtung entwickelt – dieser Teil hat sich so sehr gezogen, dass ich beinahe abgebrochen hätte. Mit dem Schluss war ich ebenfalls nicht glücklich, da mir dieser zu perfekt, zu kitschig und somit komplett unglaubwürdig war. Insgesamt erscheint das Hörbuch ist wie eine Art Ratgeber, es wurden viele Binsenweisheiten und Kalendersprüche verarbeitet. Unterschiedliche Abschnitte fokussieren verschiedene Lebens- und Denkphasen Elenors, was leider etwas konstruiert und wenig aufeinander abgestimmt erscheint.

Ich-Erzählerin Elenor als Protagonistin stehe ich ebenfalls etwas zwiegespalten gegenüber. Einerseits bewundere ich sie für ihre taffen Aktionen gegenüber ihrem Mann und dem selbstbewussten Auftreten, dass sie an manchen Stellen an den Tag legt. Demgegenüber steht ihre Unsicherheit und Naivität hinsichtlich ihres eigenen Wertes und ihrer Kompetenzen. Ihre verschiedenen Charakterzüge konnte ich schwer auf eine einzige Person konzentrieren. Teilweise ist sie übermotiviert, dann wieder komplett passiv; rational denkend und impulsiv-esoterisch; unsicher und mutig; unabhängig und hilfebedürftig; immer im Wechsel. Eine richtige Achterbahn der Gefühle, die mir zu wild durcheinander gingen. Ihre WG hingegen ist mir ans Herz gewachsen, hier wurden sympathische, facettenreiche Nebenfiguren geschaffen. Auch ihre ehemaligen Studienkollegen wurden als sympathische Charaktere dargestellt.

Fazit: Trotz inhaltlicher Schwächen hat mich das Hörbuch aufgrund seines Humors und der liebevoll ausgearbeiteten Nebenfiguren gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Grandioser Auftakt der neuen Hunters-Reihe – LOVE IT!

Midnight Chronicles - Schattenblick
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Die freie Huntress Roxy steht vor einer schier unmöglichen Aufgabe: Durch die Verkettung unglücklicher Umstände hat sie unwissentlich 449 Seelen aus der Unterwelt befreit und von einem Todesboten ebenso ...

Die freie Huntress Roxy steht vor einer schier unmöglichen Aufgabe: Durch die Verkettung unglücklicher Umstände hat sie unwissentlich 449 Seelen aus der Unterwelt befreit und von einem Todesboten ebenso viele Tage erhalten, diese zurückzuschicken – andernfalls wird sie selbst in die Unterwelt hinabgezogen. Bei einer dieser Missionen rettet sie dem attraktiven Shaw das Leben, welcher von einem bösartigen Geist besessen war. Doch nach dem Erwachen erinnert sich Shaw an nichts mehr, sein Gedächtnis ist komplett gelöscht. Roxy wird zu seiner Aufsicht abbestellt. Dies passt der jungen Huntress überhaupt nicht, da sie ihre sowieso schon viel zu knappe Zeit lieber in die Jagd nach den entflohenen Seelen investieren möchte. Doch Shaws Gesellschaft wird ihr durch humorvolle Schlagabtausche und die geteilte Leidenschaft für Fast Food immer angenehmer, obwohl sie das zunehmende Kribbeln in ihrem Magen gerne auf den Hunger schieben würde…

„Midnight Chronicles – Schattenblick“ ist der erste von insgesamt sechs Bänden der neuen „Midnight Chronicles“-Reihe rund um die Hunter Londons des Erfolgsduos Laura Kneidl und Bianca Iosivoni. Letztere hat das Auftaktbuch geschrieben und wird in den Bänden 3 und 5 die begonnene Geschichte um Roxy und Shaw weiterführen. Die Autorinnen ordnen ihre Reihe dem Genre "Romantasy" zu, einer Mischung aus Romance (v.a. New Adult) und Fantasy. Letzteres mag ich eigentlich eher weniger und umso mehr spricht es für das Buch und die darin erschaffene Welt, dass ich totaler Fan geworden bin und dem Erscheinen der nächsten Bände entgegenfiebere.

Aber zunächst zur Optik: Ich liebe die Glitzerschrift auf dem Cover, sie bildet einen tollen Kontrast zu dem eher blassen, neblig-düstern wirkenden Hintergrund. Bereits dieses Cover wirkt mystisch und magisch. Meiner Ausgabe lagen des Weiteren die Character Cards von Roxy und Shaw bei, die ebenso hochwertig und kunstvoll gestaltet sind. Im hinteren Teil findet sich im gleichen Stil die Illustration einer Szene des Buches wieder. Auf diese folgt ein sehr hilfreiches Glossar mit den verschiedenen Arten von Huntern inkl. Erläuterungen und Personeneinordnung.

Bianca Iosivonis Schreibstil ist gewohnt fantastisch: Er verleitet zum Träumen, nimmt mich emotional mit, bringt mich zum Lachen und lässt mein Adrenalin vor Spannung in die Höhe schießen. Die detaillierten Beschreibungen machen jede noch so fiktive Kleinigkeit lebendig, ich konnte mir sowohl erfundene, als auch reale Details der Welt der Hunter bildlich vorstellen. Bianca Iosivoni versteht es perfekt, kleine liebevolle Zusatzinformationen einzustreuen, welche den Leser verwirren, aber auch Zusammenhänge verstehen lassen. Das Buch liest sich flüssig und somit fliegen die Seiten nur so dahin. Außerdem LIEBE ich den Humor der Autorin!

London als Setting der Geschichte passt atmosphärisch sehr gut, da es eine moderne, aber auch geheimnisvolle Großstadt ist. Die Vermischung unserer Lebensrealität mit der fiktiven Welt der Hunter ist absolut gelungen und insbesondere der Einbezug aktueller Ereignisse ließ mich schmunzeln. Die Informationen zur alternativen Welt wurden passend und unaufdringlich eingearbeitet, Bianca Iosivoni hat es geschafft, häppchenweise genügend Informationen zu liefern, so dass man als Leser gut in diese Welt eingeführt wird, ohne dass es langwieriger Erklärungen bedarf.

Der Plot der Geschichte an sich ist genial und detailliert durchdacht. Man spürt in jeder Zeile, dass die Autorinnen mit viel Herzblut und Kreativität am Werk waren, ihre Ideen und die geschaffene Welt sind absolut beeindruckend. Die Geschichte selbst wird sowohl aus Roxys, als auch aus Shaws Perspektive erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen, da wir Leser sowohl die Gedanken von Roxy erfahren, als auch Shaws Unsicherheit nach dem Erwachen und seine Gefühle verstehen lernen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Charaktere sind die jeweiligen Kapitel stilistisch angepasst. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Leser gemeinsam mit Shaw in die Welt der Hunter eingeführt wird, da auch er diese erst kennenlernt.
Der Einstieg in das Buch erfolgt sehr schnell, der Leser ist direkt mitten im Geschehen und begreift erst langsam, dass Roxy kein „normales“ Mädchen ist. Im weiteren Verlauf lernt man sie und ihre Welt nicht nur kennen, sondern erfährt auch Teile aus ihrer Vergangenheit und Familiengeschichte. So laufen mehrere Handlungsstränge parallel zueinander, das Bild setzt sich erst langsam und noch nicht an allen Stellen zusammen. Insgesamt herrscht ein hohes Tempo und eine permanente Spannung vor, es gibt zahlreiche Wendungen und Überraschungen, die mich begeistern konnten. Die Spannungskurve gipfelt in einem fulminanten Showdown in Form eines Kampfes, der für meinen Geschmack sogar noch hätte weiter ausgebaut werden können. Zwischen diesen actionreichen Szenen finden sich kleine, emotionale Momente der Verletzlichkeit der Protagonisten. Mir hat gut gefallen, dass die Liebesgeschichte zwischen Roxy und Shaw nicht im Mittelpunkt stand, ihr aber trotzdem eine sehr wichtige Rolle zukommt. Fast keiner der Handlungsstränge wurde bisher vollständig aufgeklärt, vielmehr aber schon der Protagonist des zweiten Bandes als Teil der Hunter-Clique rund um Roxy eingeführt – so freut man sich umso mehr auf die Folgebände und ist neugierig, wie sich die vielen offenen Punkte wohl klären werden. Momentan ist noch alles möglich und kein Ausgang eindeutig absehbar. Trotzdem hat Bianca Iosivoni den Cliffhanger am Ende des Buches nicht zu fies gestaltet, der Plot für diesen ersten Abschnitt der Gesamtgeschichte wirkt gut abgerundet.

Zu den Protagonisten: Roxy und Shaw sind mir direkt ans Herz gewachsen, sie sind beide in ihren individuellen Facetten, Ecken und Kanten einmalig, authentisch und liebenswert. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist spürbar, auch wenn sie sich einander nur langsam öffnen. Diese Szenen sind deshalb auch umso schöner und kostbarer. Aber auch ihren sarkastischen, humorvollen Schlagabtausch habe ich sehr genossen, sie teilen denselben Humor und ihre Dialoge sind häufig zum Totlachen!
Roxy ist eine starke, taffe junge Frau. Ich liebe ihre direkte, selbstbewusste Art und dass Aufgeben für sie keine Option ist. Sie liebt Essen, ist ein Sportmuffel und stellt sich ihren Ängsten. Sie ist geheimnisvoll und verbirgt ihre besondere Gabe. Außerdem versucht sie kühl und unnahbar zu wirken, um sich zu schützen. Es hat mir viel Spaß, gemeinsam mit Roxy auf „Einsätze“ zu gehen und böse Wesen zu beseitigen, sie ist eine absolute Identifikationsfigur. Ihre Gefühle zu Shaw entwickeln sich langsam und sie möchte sich diese noch nicht wirklich eingestehen.
Ebenso ergeht es Shaw, obwohl er etwas offensichtlicher an Roxy interessiert ist. Shaw ist ein rätselhafter, mysteriöser Charakter. Seine Vergangenheit liegt aufgrund des Gedächtnisverlustes völlig im Dunkeln, was ihn natürlich sehr beschäftigt. Trotzdem ist er witzig, aufrichtig und loyal und somit der perfekte Gegenpart zu Roxy.
Genial sind auch die individuell ausgearbeiteten Nebencharaktere. Sowohl Kevin der Todesbote, als auch Finn, Maxwell und die anderen Hunter haben jeder eigene Persönlichkeiten und Eigenheiten. Diese Figuren in all ihrer Diversität machen ebenfalls einen wichtigen Teil der Geschichte aus. Auch durften wir bereits Warden Prinslo kennen und schätzen lernen, der im zweiten Band die entscheidenden Rolle spielen wird.

Fazit:
„Midnight Chronicles – Schattenblick“ ist ganz unerwartet zu meinem persönlichen Highlight des Jahres geworden und lässt mich meine Abneigung gegen Fantasy-Literatur nochmals gründlich überdenken. Das Buch ist ein grandioser Pageturner, der spannend, emotional, traurig und schön gleichzeitig ist. Ein mehr als gelungener Auftakt dieser wunderbaren New Adult-Fantasy Reihe, dessen Fortsetzung ich voller Vorfreude heute schon erwarte!

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Melancholischer Roman über das Auseinanderleben

Bis dann, ich lieb´ dich.
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Lara und Ben sind seit zehn Jahren verheiratet, doch von einer glücklichen Ehe kann keine Rede mehr sein. Alles ist inzwischen selbstverständlich und alltäglich geworden, die Kommunikation oberflächlich, ...

Lara und Ben sind seit zehn Jahren verheiratet, doch von einer glücklichen Ehe kann keine Rede mehr sein. Alles ist inzwischen selbstverständlich und alltäglich geworden, die Kommunikation oberflächlich, jeder lebt vor sich hin. Des Weiteren hat der Konkurs von Bens Firma die beiden in Schulden gestürzt, die ihre optimistischen Zukunftspläne zunächst auf Eis legen. Als Lara ihren Mann bei einer verletzenden Lüge erwischt, beschließt sie, dass es so nicht weitergehen kann und schlägt eine halbjährige Ehepause vor, in der beide Partner Gelegenheit bekommen sollen, sich selbst und die eigenen Gefühle wiederzufinden. Während Lara die Pause gut tut und sie zum Schreiben kommt ergeht es Ben eher gegenteilig – er leidet sehr. Hat die Ehe der beiden nach sechs Monaten Trennung noch eine Chance?

Das Cover zu „Bis dann, ich lieb dich!“ wirkt einerseits romantisch-verspielt, durch den dunklen Hintergrund aber auch etwas traurig. Im Buch selbst finden sich zwischen den Absätzen und Kapiteln sehr kunstvoll gezeichnete, hübsche Illustrationen, welche mir gut gefallen haben.

Insgesamt ist das Buch von einer eher melancholischen Grundstimmung durchdrungen. Der schonungslose, ehrliche Blick auf die Ehe der beiden Protagonisten macht traurig und nachdenklich. Der Schreibstil der Autorin ist passend hierzu schnörkelloser und unkompliziert, teilweise eher einfach. Emotionen werden gut und nachvollziehbar transportiert. Als Leser hat man das Gefühl, autobiographische Züge zu finden: Die Autorin hat sich offenbar sehr intensiv mit der Technik und dem kreativen Prozess des Schreibens befasst und dieses Thema in ihrem Buch verarbeitet. Ich habe mich häufiger gefragt, ob sie auch selbst an einem Schreibworkshop und -coaching teilgenommen hat und diese – wohl sehr inspirierenden Ereignisse – in ihrem Buch verarbeitet hat.

Das Buch ist aus beiden Perspektiven der Protagonisten verfasst, so dass der Leser beide gut kennenlernt. Ben war für mich schwer zu greifen, er war mir insbesondere am Anfang wenig sympathisch, da er oberflächlich und egoistisch wirkte. Sein Job geht ihm über alles und er ist immer wieder bereit, sich deshalb über Lara hinwegzusetzen, welche er als selbstverständlich behandelt. Auch ist er grundlos eifersüchtig auf Laras Freund Tom, er stellt sich mit ihm in Konkurrenz und stellt kindische Vergleiche an. Gleichzeitig wird deutlich, dass er sie liebt, es ihr aber nur nicht angemessen zeigen kann und an sich ein gutes Herz besitzt. Mit Lara hingegen konnte ich mich gut identifizieren und mit ihr mitfühlen. Obwohl Ben sie verletzt ist sie gütig, selbstlos und liebevoll. Ihre Idee und Konsequenz, mit der sie die Trennung durchzieht, finde ich bewundernswert, mutig und sehr vorausschauend. Insgesamt ist sie aber zu nachgiebig und hat wenig Selbstbewusstsein, insbesondere hinsichtlich ihrer Leidenschaft, dem Schreiben.

Mir hat die Entwicklung sehr gut gefallen, die beide Protagonisten innerhalb des Buches getrennt voneinander durchlaufen. Es ist nachvollziehbar und spürbar geschildert, wie beide gewachsen sind und somit am Ende erwachsener mit ihrer Ehe umgehen können. Etwas anstrengend fand ich hingegen die vielfachen Eifersuchtsszenen, von deinen einige unnötig für den Verlauf der Geschichte gewesen wären. Und auch wenn das Buch insgesamt sehr realitätsnah war, fand ich den Schluss doch etwas zu perfekt: Ein Opa, von dem vorher nie die Rede war, taucht auf und löst alle Probleme. Auch fand ich etwas seltsam, dass so viele Menschen Lara so selbstlos begegnen, ohne sie wirklich zu kennen, etwa dass Betty sie nicht nur kostenlos coacht (obwohl das ihr Job ist) , sondern sie auch noch bei sich wohnen lässt. Das erschien mir sehr unrealistisch.

Mein Fazit: „Bis dann, ich lieb´ dich“ ist ein einfacher Roman für zwischendurch und eine Anregung für alle, die sich auf das wirklich Wichtige in einer Ehe besinnen möchten.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Psychologisch interessant und sehr überraschend

Remember Me – Tödliche Vergangenheit
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Die junge Psychologin( Jubi)Lee Harper hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, die sie am liebsten vergessen würde. Vor zwölf Jahren hat sie einen schlimmen Fehler begangen, der sie beinahe das Leben ...

Die junge Psychologin( Jubi)Lee Harper hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, die sie am liebsten vergessen würde. Vor zwölf Jahren hat sie einen schlimmen Fehler begangen, der sie beinahe das Leben kostete und seitdem viel Zeit in Therapie verbracht. Nun fühlt sie sich wieder bereit dazu, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und zieht unter falschem Namen in ein New Yorker Apartment in der Hoffnung, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Mit Unterstützung ihres besten Freundes Brady fasst sie zunehmend Fuß und beginnt eine neue Therapie bei Dr. Sherman. Als sie Garland, ihren Nachbarn von Gegenüber begegnet, beginnt auch ihr Herz wieder zu leben. Sie beginnt zunehmend, ihm zu vertrauen und nach vorne zu blicken. Doch die Vergangenheit ruht nicht und ehe sich Lee versieht befindet sie sich erneut in großer Gefahr.

Das Cover zu „Remember Me“ ist ansprechend, ließ mich aber zunächst an eine gewöhnliche Lovestory denken. Doch weit gefehlt, das Buch ist viel mehr als das und hat mich inhaltlich sehr überrascht, da es eher in Richtung eines Psycho-Thrillers ging. Ich habe somit eine sehr viel spannendere und komplexerer Geschichte vorgefunden, als ich erwartet hatte.

Bereits der Einstieg in das Buch mit dem Prolog war rätselhaft und aufregend, der Leser befindet sich direkt mitten im Geschehen. Die Hintergründe der Vorkommnisse bleiben zunächst im Dunkeln, so dass die Neugier des Leser geweckt wird und er sich erst nach und nach Lees Vergangenheit annähert. Diese wird insbesondere durch psychologisch durchdachte und sehr interessante Rückblenden während Lees Sitzungen bei Dr. Sherman langsam aufgedeckt. So lernt der Leser sie immer besser kennen und verstehen, mit jedem Besuch beim Psychiater kommt man näher an die Geschehnisse des Prologs heran und ich konnte diese Szenen kaum erwarten. Es hat sehr viel Spaß gemacht, häppchenweise Lees Vergangenheit zu erkunden und aufzuklären. Neben diesem Handlungsstrang in der Vergangenheit verläuft parallel die Gegenwart, in der Lee versucht ihr neues Leben zu regeln und sich in Garland verliebt. Die Entwicklung der Liebesgeschichte war passend und nachvollziehbar. Das Verwirrspiel zum Ende hin war so detailliert konstruiert, dass der Leser bis zum Schluss am Rätseln war, was nun Einbildung und was Realität ist und wer aus welchen Gründen was getan haben könnte – die Spannung war permanent hoch, hat sich aber in einem großen Showdown nochmals entladen und auch ein leichte Grusel ist auf mich als Leser übergesprungen.

Die Protagonistin Lee wurde sehr durchdacht konstruiert, ihr psychologisches Profil detailliert ausgearbeitet. Ihre Selbstzweifel, ihre Angststörung und ihr Gedankenkarussell wurden so authentisch dargelegt, dass sich der Leser gut in ihre Lage hineinversetzen konnte. Trotz ihrer schweren Vergangenheit besitzt Jubilee eine innere Stärke und Optimismus, weiter zu machen und ihr Leben eigenständig zu leben – eine sympathische, obwohl innerlich zerrissene Protagonistin. Aber auch die männlichen Protagonisten Brady und Garland werden dem Leser in ihrer Individualität gut nahe gebracht, auch wenn an beiden kleinere zweifelhafte Punkte bleiben, die den Leser zum Nachdenken anregen.

Mein Fazit: „Remember Me“ war eine große positive Überraschung für mich! Eine so psychologisch durchdachte, höchst interessante und wahnsinnig spannende Geschichte hätte ich hinter dem unscheinbaren Cover nicht erwartet und freue mich deshalb umso mehr, das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen zu können.

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