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Veröffentlicht am 01.06.2020

Gelungenes Plädoyer gegen Oberflächlichkeit und für mehr Selbstliebe

Marked Men: In seinen Armen
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Die intelligente, hübsche Saint ist Krankenschwester aus Leidenschaft, für ihren Beruf gibt sie alles und verbringt jede Menge Zeit damit, sich für andere aufzuopfern. Ihr Privatleben bleibt deshalb auf ...

Die intelligente, hübsche Saint ist Krankenschwester aus Leidenschaft, für ihren Beruf gibt sie alles und verbringt jede Menge Zeit damit, sich für andere aufzuopfern. Ihr Privatleben bleibt deshalb auf der Strecke, was ihr jedoch nicht unrecht ist: In der Vergangenheit wurde sie oft enttäuscht, angefangen mit einer schlimmen Mobbing-Erfahrung in der Highschool. Damals war sie noch ein pummeliger Teenager, der heimlich in den Bad Boy der Schule, Nash Donovan, verliebt war und von ihm schrecklich verletzt wurde. Seitdem war es ihr nicht mehr möglich, eine normale Beziehung zu führen. Als Nash eines Tages unvorhergesehen aufgrund eines Krankheitsfalles in der Familie in der Notaufnahme auftaucht wird Saint mit der Vergangenheit konfrontiert – Nash ist inzwischen ein volltätowierter, gutaussehender Mann geworden und übt eine wahnsinnige Anziehungskraft auf Saint auf. Diese beruht auf Gegenseitigkeit und so reißen bei Saint alte Wunden auf. So sehr sich Nash bemüht, die Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen, kann Saint nicht über ihren Schatten springen. Hat ihre Beziehung eine Chance?

„Marked Men – In seinen Armen“ ist der vierte Band der erfolgreichen „Marked Men“-Reihe der amerikanischen Autorin Jay Crownover. Auch ohne die Vorgängerbände gekannt zu haben ist ein Einstieg problemlos möglich, vielmehr machen die Anspielungen und die Nebenfiguren im Buch große Lust darauf, sowohl die Vorgänger- als auch Nachfolgebände zu lesen.

Bereits bevor die eigentliche Geschichte beginnt, hat die Autorin meine Sympathie gewonnen: Das Buch startet mit einer wunderschönen Widmung an den Leser und einer Einleitung mit leidenschaftlichem Plädoyer für mehr Selbstliebe. Jay Crownover scheint sich viele Gedanken um ihren Leser zu machen und möchte ihn/sie darin bestärken so zu sein, wie er/sie ist und sich nicht von anderen verändern zu lassen. Passend hierzu auch die folgenden Zitate berühmter Menschen, die diese Grundeinstellung bestärken sollen. Mir wurde dadurch definitiv das Gefühl vermittelt, dass ihr ihre Leser als Menschen sehr am Herzen liegen und sie ihren Einfluss für eine wichtige Message nutzen möchte – das hat mich sehr berührt.

Die Story selbst beginnt mit einem Prolog aus der Vergangenheit aus Sicht von Saint, bereits hier wird deutlich, wie schlimm die Highschool-Jahre für das sensible Mädchen gewesen sein mussten. Im Folgenden wird kapitelweise aus den beiden Perspektiven der Protagonisten erzählt, der Leser lernt somit beide mit all ihren Emotionen, Gedanken und Hintergründen sehr gut kennen. Das Buch endet mit einer Playlist, die absolut passend zu den Charakteren ist, die der Leser im Geschehen kennenlernt.

Saint ist trotz ihrer traurigen Vergangenheit als erwachsene Frau eine wunderbare, intelligente und empathische Persönlichkeit. Sie ist aus selbstlosen Gründen Krankenschwester geworden und opfert sich für andere auf. Dennoch plagen sie außerhalb des Berufes große Selbstzweifel und gerade im Umgang mit Männern verfügt sie über nur wenig Selbstbewusstsein. Teilweise ist ihr Verhalten deshalb etwas irrational und nicht nachvollziehbar – selbst wenn man ihre Vorgeschichte kennt. Nash hingegen ist ein grundehrlicher und sehr selbstreflektierter Mann, dessen Abbildung auf dem Cover sehr gelungen ist und zur Tattoo-Beschreibung im Buch passt. Saint behandelt er immer mit Respekt, er steht zu seinen Fehlern der Vergangenheit und versucht in der Gegenwart ein besserer Mensch zu sein. Sein Charakter, seine Loyalität zu seinen Freunden und die Liebe zu Phil haben mich beeindruckt, er ist das ideale Beispiel dafür, dass man vom Äußeren eines Menschen nicht auf sein Inneres schließen sollte. Auch Nashs Freunde sind alle eigen und speziell, aber durchweg sympathisch und authentisch-facettenreich dargestellt. Insofern hat mir sehr gut gefallen, dass das Buch versucht mit gängigen Klischees über tätowierte, gepiercte, durchtrainierte Männer aufzuräumen – nicht jeder ist automatisch ein krimineller, herzloser „Bad Boy“.

Insgesamt ist „Marked Man – In seinen Armen“ eine aufwühlende Geschichte voller Emotionen: Wut, Hass, Selbstzweifel, Enttäuschung, Trauer aber auch Liebe, Loyalität, Ehrlichkeit und Hoffnung auf ein Happy End sind absolut nachvollziehbar dargestellt, der Leser fühlt und leidet jede dieser Emotionen mit den Protagonisten mit. Die Geschichte war lebensnah und nicht überzogen, auch explizite Szenen wurden gut ins Geschehen eingearbeitet und wirkten an keiner Stelle obszön oder unangebracht. Der Tiefgang des Buches hat mich sehr überrascht, da ich das aufgrund des Klappentextes nicht erwartet hatte – wirklich super!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Erotik
Veröffentlicht am 24.05.2020

Zeitgemäßer Sommerkrimi mit ganz viel Urlaubs-Flair

Mitten im August
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Die malerische Insel Capri im Golf von Neapel mitten im August: Hier befindet sich der Arbeitsplatz von Enrico Rizzi, seines Zeichens Inselpolizist und passionierter Gärtner. Normalerweise passieren eher ...

Die malerische Insel Capri im Golf von Neapel mitten im August: Hier befindet sich der Arbeitsplatz von Enrico Rizzi, seines Zeichens Inselpolizist und passionierter Gärtner. Normalerweise passieren eher kleinere Delikte auf der Urlaubsinsel, doch in diesem Sommer wird Rizzi mit dem ersten Mord Capris konfrontiert. In der Bucht von Punta Carena entdeckt eine Touristin ein herrenlos umhertreibendes Ruderboot, in dem ein durch mehrere Stiche ermordeter Mann liegt. Dieser kann als Sohn eines Turiner Großindustriellen identifiziert werden, der Ozeanologie studiert und sich der Rettung der Meere verschrieben hat. Was steckt hinter dem Mord an dem jungen Mann? Rizzi und seine geheimnisvolle neue Kollegin Antonia Cirillo müssen gemeinsam ermitteln und sich ganz nebenbei als Team finden – was sich beides als keine leichten Aufgaben herausstellen.

„Mitten im August“ ist der Auftaktroman zu Luca Venturas (Pseudonym) Krimiserie rund um die Insel Capri. Bereits auf dem Cover wird dem Leser der Schauplatz des Geschehens nahe gebracht, es zeigt die berühmten Faraglioni bei stürmischer See. Im Einband finden sich dann zwei sehr hübsche, liebevoll gezeichnete Karten von der Insel Capri und dem Golf von Neapel. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich beim Lesen anhand dieser Zeichnungen zu orientieren und genannte Orte zu suchen – und ganz nebenbei lernt noch etwas über die Geographie der Schauplätze zu lernen!

Das Buch selbst zeichnet sich durch eine sanfte und unaufgeregte Erzählweise mit gemächlichem Aufbau des Spannungsbogens aus. Die Neugier des Lesers wird zunächst durch einen rätselhaften Prolog geweckt, dann wird er durch eine bildhafte Sprache langsam an mögliche Entwicklungen heranführt, erst später nimmt die Geschichte mehr Fahrt auf und endet in einem kurzen, aber spannenden Showdown. Dazwischen liefern Rückblenden aus anderen Zeitebenen zusätzliche Hintergrundinformationen und laden den Leser zum Miträtseln ein. Dies ist dem Autor grandios gelungen, er hat sehr viele falsche Fährten entwickelt und Hinweise eingebaut, so dass jede Figur prinzipiell verdächtigt werden konnte. Die einzelnen Kapitel waren nicht besonders lang und sind aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Durch diesen Wechsel konnte man die Figuren gut kennenlernen und es wurde deutlich, dass weitere Krimis mit Rizzi und Cirillo folgen. Diesen konnte man sich nicht nur durch die Ermittlungsarbeit annähern, sondern hat auch viel Einblick in das Privatleben der Polizisten erhalten – leider stellenweise zulasten der Ermittlungsergebnisse, zu denen ich mir etwas mehr Information gewünscht hätte. Die Auflösung des Falls war schlüssig, das Motiv des Täters nachvollziehbar, auch wenn es zwischendurch an manchen Stellen kleinere Unstimmigkeiten gab, die ich dem Autor aber verzeihe. Mir hat es gut gefallen, dass am Ende sämtliche Hintergründe noch aufgeklärt wurden. Des Weiteren gab es einige sehr humorvolle Stellen mit aktuellem Bezug zur realen Welt, über die ich Schmunzeln musste.

Enrico Rizzi ist für mich eine zwiespältige Figur geblieben: Einerseits scheint er ein sehr freundlicher, ehrlicher und anständiger Sohn, Freund und Polizist zu sein, andererseits tritt er – insbesondere Frauen gegenüber – bestimmend, überheblich und sogar forsch-fordernd auf. Stellenweise war er mir richtig unsympathisch, vor allem Cirillo gegenüber. Diese hat definitiv etwas zu verbergen, aus ihr wird man bis zum Ende nicht schlau. Das Rätsel um Antonia Cirillo wird sich wohl in einem der Folgebände klären. Gemeinsam sind die beiden aber ein tolles Ermittlerduo mit Ecken und Kanten, das sich gerade noch in der Findungsphase befindet, die ersten Annäherungen zu beobachten hat dem Buch noch zusätzliche Spannung eingebracht. Insgesamt wurden viele Nebengeschichten um verschiedene Charaktere in die Geschichte mit eingeflochten, die wohl zukünftig noch eine stärkere Rolle spielen werden.

In wen ich mich komplett verliebt habe ist die Insel Capri! Das Lokalkolorit ist super dargestellt, die Beschreibungen der Landschaft, der Häuser, Straßen und Leute bringen richtiges Urlaubsflair und machen Lust auf eine Reise nach Italien. Bis ins Detail wurden das Meer, die Felsen, die Obstplantagen, die Geschäfte, die kleinen Gassen und das leckere Essen so bildhaft dargestellt, dass man beim Lesen regelrecht die Sonne auf der Haut und die mediterranen Geschmäcker auf der Zunge spürt. Das italienische Lebensgefühl und die Mentalität der Menschen wurden für mich perfekt eingefangen.

Neben der Kriminalgeschichte um den Mord hat Luca Ventura ein weiteres ernstes Thema aufgegriffen, dass ihm offenbar sehr am Herzen liegt: Auf gesellschaftskritische Art und Weise lässt er an verschiedenen Stellen das Thema Umweltschutz auftauchen, allerdings in maßvollem Umfang und ohne erhobenen Zeigefinger. Ganz nebenher baut er nicht nur Informationen über die Versäuerung der Ozeane in das Geschehen ein, sondern gibt auch Alltagstipps für den Leser wie beispielsweise nachhaltige Methoden im Gartenbau.

Insgesamt betrachtet handelt es sich bei „Mitten im August“ um einen gemütlichen Urlaubskrimi, der nicht durch Spannung, sondern durch Wohlfühlfaktor überzeugt, sich flüssig wie angenehm lesen lässt und den Leser auf eine gedankliche Reise auf die schöne Insel Capri mitnimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

High School-Lovestory mit unbelehrbaren Protagonisten

Crazy in Love (Weston-High-Reihe 1)
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Sasha weiß genau wo sie hin will: An die Universität von Yale, um Medizin zu studieren und eines Tages das Erbe ihres Vaters anzutreten, der mitten in einem Forschungsprojekt durch einen Unfall tödlich ...

Sasha weiß genau wo sie hin will: An die Universität von Yale, um Medizin zu studieren und eines Tages das Erbe ihres Vaters anzutreten, der mitten in einem Forschungsprojekt durch einen Unfall tödlich verunglückte. Um in Yale angenommen zu werden tut Sasha alles, zieht sogar von der amerikanischen Westküste nach Boston, um durch einen Abschluss an der vornehmen Weston High School ihre Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen. Nebenbei hat sie so auch die Chance, die Familie ihres verstorbenen Vaters kennenzulernen, mit der dieser vor vielen Jahren gebrochen hat. Doch an der Ostküste ist nichts so, wie Sasha es sich vorgestellt hat: Die Schule stellt hohe Anforderungen und bringt sie an ihre Grenzen, ihre neuen Mitschüler stammen aus reichen Familien und verhalten sich ihr gegenüber größtenteils arrogant und dann ist da noch Ben… Ben ist Baseballspieler, Sohn eines reichen Schönheitschirurgen und der Star der Weston High. Ohne es zu beabsichtigen fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, obwohl sie aus verschiedenen Welten kommen und jeder sich gerade auf ganz andere Dinge fokussieren sollte. Hat ihre Liebe eine Chance?

„Crazy in love“ von Emma Winter ist der Auftaktband einer neuen High School-Trilogie rund um die Liebe und Irrungen von Sasha und Ben. Das Cover hat mich zunächst aufgrund seiner Farbgebung angesprochen, beim näheren Hinsehen wirkt es aber leider nur noch irritierend, da man aufgrund des wilden Musters kaum den Klappentext lesen kann. Die Haptik ist sehr ansprechend, die Verarbeitung allerdings nicht besonders hochwertig, da bei meinem Exemplar die Bindung bereits beim ganz normalen Lesen gerissen ist – das sollte bei einem gut behandelten neuen Buch nicht vorkommen.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei diesem Buch absolut Hin- und Hergerissen bin. Zunächst, was den Schreibstil von Emma Winter betrifft: Einerseits gibt es Passagen und Sprüche, die so locker-lustig sind, dass ich laut loslachen musste. Unterhaltsam war auch der ein oder andere Schlagabtausch der Protagonisten per Textmessage, ein Stilmittel, welches zusätzlichen modernen Pep in das Buch gebracht hat. Andererseits hat mich der häufige Gebrauch des S** bzw. F**-Wortes sowie diverse Schreibfehler und häufige Wortwiederholungen doch sehr gestört. Insgesamt liest sich das Buch aber flüssig und ist unterhaltsam.

Der nächste Punkt, bei dem ich mir nicht sicher bin sind die Protagonisten. Sasha erscheint zunächst wie ein tolles, bewundernswertes Mädchen: Sie hat Ideale, ist spontan, klug, fleißig, zielstrebig und was mir vor allem gefallen hat: emanzipiert und unabhängig. Leider ändert sie sich in diesen Eigenschaften, sobald Ben die Bildfläche betritt. Nun ist Sasha teilweise sehr naiv und voller Vorurteile. Sie lässt sich leicht aus der Ruhe bringen und reagiert impulsiv, was gar nicht zu ihrer sonst so taffen, durchdachten Art passt. Auch Ben ist für mich eine inkonsistente Figur, es ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum er sich in Bezug auf Sasha ganz plötzlich so extrem verändert, als wäre er ein neuer Mensch. Es wird leider nicht deutlich genug, was Sasha für ihn so speziell und besonders anderen Mädchen gegenüber macht, dass er plötzlich vom draufgängerischen Womanizer zum treusorgenden Boyfriend wird.

Die Geschichte um Sasha und Ben fand ich zunächst süß, sie hat sich nur leider ab der Hälfe in einem ständigen Kreislauf aus Trennung und Versöhnung verloren. Viele Ereignisse wiederholen sich und die Protagonisten lernen nichts aus dem bereits Erlebten, vielmehr (über)reagieren sie auf kindische Art und Weise, da sie sich offenbar trotz mehrerer Aussprachen immer noch nicht vertrauen. Leider hat das Buch dadurch wenig Tiefgang und bleibt oberflächlich und klischeehaft. Auch endet es komplett offen inmitten einer dieser Dauerschleifen, der Leser muss wohl noch die beiden Folgebände lesen, um zu erfahren ob die beiden ihre Zukunftsträume verwirklichen können und ob dies gemeinsam geschieht.

Trotz dieser Kritikpunkte hatte ich aber eine unterhaltsame Lesezeit und empfehle das Buch jedem, der eine seichte Liebesgeschichte zum Entspannen sucht und nicht zu viel Story erwartet.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2020

Prickelnder Business-Roman

Dirty Rich - Verbotene Sehnsucht
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Carrie West hat jede Menge geschäftliche Probleme zu lösen: „West Enterprises“, die Firma ihrer Familie, wurde ihr durch eine feindliche Übernahme entrissen, ihr Vater als Geschäftsführer abgesetzt. Carrie ...

Carrie West hat jede Menge geschäftliche Probleme zu lösen: „West Enterprises“, die Firma ihrer Familie, wurde ihr durch eine feindliche Übernahme entrissen, ihr Vater als Geschäftsführer abgesetzt. Carrie möchte alles dafür tun, das Familienunternehmen und ihre Angestellten zu retten, doch dazu muss sie an einem Mann vorbei: Reid Maxwell ist Unternehmensanwalt der Sohn des Mannes, der Carries Firma zerstört hat. Noch dazu ist Reid Maxwell skrupellos, arrogant – und wahnsinnig gutaussehend. Carrie kämpft für das Überleben von West Enterprises, auch wenn das bedeutet, eng mit Reid zusammenarbeiten zu müssen. Doch trotz ihres Hasses auf den Mann kann sie sich auch seiner Anziehungskraft nicht wiedersetzen, der auch er sich nicht entziehen kann … und so beginnt eine Geschichte voller Leidenschaft, Geheimnisse und einer Familienfehde, in die die beiden unwillkürlich mit hineingezogen werden.

„Dirty Rich – Verbotene Sehnsucht“ ist der dritte Band der „Dirty-Rich“-Reihe von Lisa Renee Jones und auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos zu durchdringen. Erfahrene Leser der Reihe werden sich über ein Wiedersehen mit Charakteren aus den ersten beiden Bänden freuen, Neueinsteigern wird es an keinerlei Hintergrundinformationen fehlen. Allerdings besteht für letztere akute Suchtgefahr, das dringende Bedürfnis sich die ersten beiden Bände zuzulegen lässt sich nicht abstreiten, da das Lesen einfach nur Spaß macht.

Dies liegt nicht zuletzt am sehr anschaulichen und flüssigen Schreibstil von Lisa Renee Jones (lediglich gestört durch ein paar unschöne Ausdrücke, die sich leider aber wiederholen). Die Emotionen und insbesondere das erotische Knistern zwischen den Protagonisten wird deutlich spürbar, als Leser wird man regelrecht mitgerissen und fühlt stark mit Carrie und Reid mit. Das Buch ist in Ich-Perspektive geschrieben, wobei sich hier je nach Kapitel die Sichtweisen der beiden Protagonisten abwechseln und er Leser somit beide Persönlichkeiten mit all ihren Gedanken und Gefühlen gut kennenlernt und das Geschehen so tiefer durchdringen und verstehen kann. Leider besteht bei diesem Perspektivenwechsel ein deutliches Ungleichgewicht in Richtung Carrie, ich hätte mir hier etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht.

Bereits der Einstieg in die Geschichte erfolgt sehr schnell, es geht direkt heiß los und die Neugier des Lesers über die Hintergründe dieses außergewöhnlichen Zusammentreffens ist sofort geweckt. Im Mittelteil kommt es teilweise zu Wiederholungen, die das Buch unnötig in die Länge ziehen (z.B. ständige Erwähnung des „Handschellen-Vorfalls“ aus den ersten Kapiteln) und hätten gestrafft werden können. Des Weiteren werden immer wieder dieselben Punkte in aller Ausführlichkeit thematisiert, so dass ich von Neugier zu Erwartung zu Langeweile wechseln musste, bis sich endlich die häufig angedeuteten Punkte geklärt haben. Der Schlussteil wiederum überzeugt genauso wie die clever eingestreuten erotischen Szenen voller Prickeln und Emotionen.

Carrie und Reid sind als Protagonisten gut und facettenreich ausgearbeitet und wirken beide auf ihre Art und Weise authentisch. Carrie ist eine starke Frau, die sich kämpferisch gibt und dem scheinbar übermächtigen Anwalt selbstbewusst die Stirn bietet. Jedoch hat sie auch eine sensible Seite, die sie jedoch im Business gut verstecken kann. Ich mag ihre Schlagfertigkeit sowie ihren gezielt eingesetzten Charme und kann mir gut vorstellen, dass sie als Geschäftsfrau sehr erfolgreich ist. Reid hingegen war für mich zunächst schwerer zu greifen, es dauert bei ihm länger, bis er sympathisch wird und auch den Leser hinter seine „Mistkerl“-Fassade blicken lässt. Gerade hierdurch ist es der Autorin aber wunderbar gelungen, eine Entwicklung in Reids Persönlichkeit zu vollziehen und den Leser wunderbar an dieser teilhaben zu lassen. Dadurch, dass diese Entwicklung langsam vonstattengegangen ist und er auch ab und an wieder in das alte Verhalten zurückgefallen ist, erscheint sein Wandel sehr authentisch und lebensnah. Auch wird deutlich, wie die Mauer um ihn herum bröckelt und Carrie es schafft herauszufinden, warum er zu dem rücksichtslosen Anwalt geworden ist, den er nach außen hin zeigt. Auch Nebenfiguren wie Cat, Connie oder Sallie überzeugen.

Ich fand es sehr interessant mitzuverfolgen, wie sich die Beziehung von Carrie und Reid permanent gewandelt hat: Von Hass zu reiner Geschäftsbeziehung über Affäre hin zu Vertrauen(sbruch) bis zu Liebe wurden sämtliche Entwicklungen nachvollziehbar dargestellt. Die ständigen Machtspielchen um Dominanz und Oberhand zwischen den beiden waren gut ausgearbeitet, ebenfalls die Geheimnisse und versteckten Fehden. Auch gab es interessante Einblicke in geschäftliche Situationen des Investmentbusiness, die aber sicherlich für manchen Leser schwer zu verstehen sind. Als Kontrast zum Arbeitsalltag werden immer wieder Situationen und Gespräche über die Themen Vertrauen und Familie eingestreut, was für mich eine gute Verbindung aus Privat- und Berufsleben der beiden Karrieremenschen darstellt.

Fazit:
Lisa Renee Jones ist ein sehr guter Business-Roman gelungen, der eine super Mischung aus Arbeitssituationen, Erotik, Gefühl und tiefergehenden Themen beinhaltet und unterhaltsame Lesestunden garantiert.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Was „normalen“ Leuten nicht passiert…

Die Komplizin
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Es ist eine ganz alltägliche Situation, die so ständig passiert: Die junge Krankenschwester Anna Selbig ist mit dem Auto auf dem Heimweg von der Arbeit. Doch dieses Mal wird alles anders sein: An einer ...

Es ist eine ganz alltägliche Situation, die so ständig passiert: Die junge Krankenschwester Anna Selbig ist mit dem Auto auf dem Heimweg von der Arbeit. Doch dieses Mal wird alles anders sein: An einer roten Ampel stürmen plötzlich zwei bewaffnete Männer in ihren Wagen und zwingen sie zur Kooperation. Diego und sein Bruder sind Mitglieder der kriminellen Gang der „Streetsurfer“ und wurden zum gefühlslosen, brutalen Handeln und Töten erzogen. Seit einiger Zeit kann sich Diego allerdings nicht mehr mit den Zielen und dem Vorgehen seiner Vereinigung identifizieren, er plant den Ausstieg – und nutzt dabei Annas Auto zur Flucht. Die Leben von Diego und Anna verstricken sich auf der Reise von Hamburg nach Spanien immer mehr miteinander und langsam entwickeln sich erste Gefühle zwischen Entführer und Entführten. Neben der Polizei sind ihnen aber auch die „Streetsurfer“ dicht auf den Fersen – wird es ihnen gelingen, ein neues Leben zu starten?

„Die Komplizin“ von Ellen Puffpaff ist ein logisch und durchdacht konstruierter Thriller voller Überraschungen. Er beginnt zunächst in zwei Handlungssträngen, welche den Leser in die unterschiedlichen Welten Annas und Diegos einführen. Bereits in den ersten Szenen erkennt man den deutlichen Bezug zum Cover, die im Buch geschilderte Situation ist sehr passend dort abgebildet und der Leser direkt abgeholt und mitten im Geschehen. Die Spannung wird somit gleich zu Beginn des Buches aufgebaut und fällt bis zum Ende hin nie wirklich ab. Viele Kapitel enden mit Cliffhangern, so dass man unmöglich aufhören kann zu lesen, da Neugierde, wie es wohl weiter geht, einfach zu groß ist. Ich mag es sehr, dass das Buch ständig unvorhergesehene Wendungen nimmt, mit denen man nicht gerechnet hat. Gegen Ende hin nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf, die Ereignisse haben sich regelrecht überschlagen. Leider hinterlässt es mich aber mit gemischten Gefühlen, vieles was mich noch interessiert hätte wurde leider nicht mehr aufgeklärt. Es soll ein Folgeband erscheinen, in dem diese Fragen gelöst werden, für mich endete die „Die Komplizin“ deshalb aber unbefriedigend.

Ellen Puffpaff ist es gelungen, ihre Charaktere sehr stark auszuarbeiten, insbesondere die Protagonisten wirken authentisch und lebensnah. Anna gefällt mir richtig gut. Sie ist ein starker, sympathischer Charakter, mit dem man sich als Leser identifizieren und mitfühlen kann. Ihre fürsorgliche und verständnisvolle Art trägt maßgeblich dazu bei, dass sich ein Vertrauensverhältnis zwischen ihr und Diego aufbauen kann. Dieser wird als Gegensatz zu Anna dargestellt und fungiert in „Die Komplizin“ als tragische Figur, die sich einfach nur wünscht normal zu sein. Diego kämpft mit seinen inneren Dämonen und wirkt zerrissen zwischen Schuldgefühlen, seiner Sozialisation und den neuen, bisher ungewohnten Gefühlen. Trotz seiner Vergangenheit und Unberechenbarkeit gelingt es der Autorin, Diego dem Leser im Laufe seiner Entwicklung verständlich zu machen und Mitleid mit ihm zu empfinden.

Die Wandlung der Charaktere im Laufe der Geschichte und die Entstehung ihrer (teilweise ungesunden) Beziehungen zu- bzw. voneinander weg geben dem Buch eine weitere Brisanz – das sich ständig neu ordnende Beziehungsgeflecht der agierenden Personen zu verfolgen ist psychologisch sehr interessant. Anna entwickelt ein regelrechtes Stockholm-Syndrom ihrem Peiniger gegenüber, während die eigentliche langjährige Beziehung zu ihrem Partner Nico immer mehr in Vergessenheit gerät. Schnell hängt Anna ganz tief mit drin, ihr Leben ist sogar von Diego abhängig – so entwickelt sich Anna langsam aber sicher von der Geisel zur Komplizin; eine interessante Wendung, die sogar (zumindest in Teilen) nachvollziehbar dargelegt wird.

Insgesamt ist „Die Komplizin“ eine vertrackte Geschichte, die trotz allen ungeheuerlichen Vorkommnissen immer realistisch bleibt und tatsächlich so passieren könnte. Deshalb kann sich der Leser gut mit Anna identifizieren, die auch nur dadurch, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort war und den falschen Leuten über den Weg gelaufen ist, in eine derartige Lage geraten ist. Das Buch zeigt gut auf, wie schnell man als ganz normaler Mensch vollkommen unverschuldet in eine brenzlige Situation geraten kann. Ein großes Lob an die Autorin für so viel Realitätsnähe!

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