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Veröffentlicht am 04.09.2021

Drama, Baby!

April & Storm - Stärker als die Nacht
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April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte ...

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte sie eigentlich gemeinsam mit ihrem Freund Jan erleben, der sie aber überraschenderweise wenige Wochen nach der Ankunft verlässt. Da die gemeinsame Wohnung nun zu groß und teuer für April alleine ist, muss ein Mitbewohner her. Dieses Unterfangen stellt sich als nicht ganz so einfach heraus, bis er an ihre Tür klingelt: Storm. Sofort spürt April das Knistern in der Luft, als der optisch gezeichnete Sänger bei ihr einzieht. Doch Storm hat ein Geheimnis, dass er April trotz aller Anziehungskraft verschweigt… und auch April ist nicht ganz ehrlich zu ihm… Haben die Gefühle der beiden trotzdem eine Chance?

„Stärker als die Nacht“ ist Karen Ashleys Auftaktband zur „April & Storm“-Trilogie, die sich mit der entstehenden Beziehung der gleichnamigen Protagonisten befasst. Das Cover in seinen Rosé-Farbtönen gefällt mir unheimlich gut und insbesondere der kunstvoll-geschickte Einbau der San Francisco-typischen painted ladies lässt mich das Cover lieben. Die anderen beiden Bände sind ähnlich gestaltet und zeigen andere Wahrzeichen dieser tollen Stadt und somit wird das Setting perfekt graphisch umgesetzt.

„Stärker als die Nacht“ ist in einem flüssigen, teilweise fast poetischen Schreibstil verfasst, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Der Autorin ist es sehr gelungen, bildhaft und szenisch zu beschreiben, in einigen Situationen hatte ich das Gefühl, direkt neben den Protagonisten zu stehen. Trotz der vielen ernsthaften Themen kommt auch der Humor nicht zu kurz und ich musste an vielen Stellen schmunzeln. Die Kapitel sind abwechselnd aus Aprils und Storms Sichtweise geschrieben. An sich mag ich derartige Perspektivwechsel sehr gerne, da ich mich so in die Gefühle und Gedanken beider Protagonisten hineinversetzen kann. Das ist hier leider nicht ganz so gut gelungen, da Aprils Sicht in erster Person, Storms hingegen in distanziert wirkender, dritter geschrieben wurde. Dieses Ungleichgewicht hat mich etwas gestört und im Lesefluss stocken lassen.

Die Geschichte der beiden Protagonisten startet mitten in Aprils Aufräumaktion, um ihren Ex-Freund aus der gemeinsamen Wohnung zu verbannen. Wir lernen April, ihr Leben und ihre verrückte Tante Maggie kennen und befinden uns schnell mitten im Geschehen. Auch Hund Sky, der in vielen lebensnahen Szenen eingebaut wurde und sofort mein Herz erobert hat, ist von Anfang an dabei. Mit Storms Auftauchen wird die Geschichte aber immer dichter und April mir zunehmend unsympathischer. Ein dramatisches Ereignis jagt das nächste, gefühlt befinden sich die beiden permanent im Panikmodus, tausend Geheimnisse stehen zwischen ihnen und etliche traurige Schicksalsschläge inklusive der bis in die Gegenwart andauernden Probleme und Konsequenzen stehen zwischen ihnen. Mir als Leserin wurde es irgendwann zu viel (teilweise auch für diesen Band unnötiges) Drama, mir haben die stillen, emotionalen und auch alltäglichen Momente zwischen den beiden Gefehlt, in denen ich die Annäherung und die tiefen Gefühle der beiden miterleben und nachvollziehen lernen konnte. Hier ist schon genug für die ganze Trilogie passiert! Vor lauter actionreichen Ereignissen hatte ich das Gefühl, die beiden haben gar keinen Alltag – ob wohl genau dieser im Fall einer deutschen Auswanderin in San Francisco auch sehr relevant und interessant ist. Auch scheint mir ihr Englisch an vielen Stellen etwas zu perfekt, ihre spontanen und flüssigen Ausdrücke in der Fremdsprache sind zwar für den Lesefluss natürlich förderlicher, aber leider unglaubwürdig. Auch andere Szenen und Gegebenheiten erschienen mir leider nicht schlüssig. Das Ende kam dann doch überraschend, auch wenn ich mit einem offenen Ende gerechnet hätte. Auch hier fand ich aber Aprils Reaktion übertrieben und hätte mir gewünscht, dass die beiden endlich einmal richtig miteinander reden – wie eigentlich im ganzen Buch. Generell hat mir aber gefallen, dass das Buch keine klassische Happyend-Lovestory ist, sondern auch ernste Themen vertieft behandelt – und dabei auf den Leser nicht bedrückend wirkt.

Hinsichtlich der Personen bin ich auch nicht komplett glücklich. Absolut herausraugend waren hier tatsächlich die Nebenfiguren, die unheimlich gut gestaltet waren: Egal ob Sky, Miss Wolowitz, Maggie oder Luigi, hier spürt man die Liebe zum Detail der Autorin, die jedem einen eigenen facettenreichen Charakter einhauchen konnte. Mit Storm bin ich nach und nach warm geworden, finde es aber unglaubwürdig, dass er nicht erkannt wurde und kann auch nicht nachvollziehen, wie er sich innerhalb so kurzer Zeit charakterlich so „umentwickeln“ konnte. Ihn fand ich am Ende aber sehr sympathisch und interessant, ich konnte gut mit ihm mitfiebern und war wahnsinnig neugierig auf seine Geschichte. Wer sich für mich zum Negativen gewandelt hat war allerdings April: Anfangs fand ich sie noch sehr nett und bewundernswert, hat sich dieser Eindruck mit Storms Auftauchen geändert und sie hat mich zunehmend genervt. Sie hat ihn absolut unfair behandelt, war biestig und teilweise sogar richtig gemein. Ihr Verhalten war kindisch und unreif, an vielen Stellen für mich nicht nachvollziehbar und kalt. Das war irgendwann nur noch anstrengend zu lesen.

Insgesamt stehe ich der Trilogie somit etwas zwiespältig gegenüber. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und es gab viele humorvolle und authentische Szenen. Andererseits inhaltlich diese Ausnahmesituationen am laufenden Band, so dass ich irgendwann richtig außer Puste war. Dann noch Aprils unangebrachter Umgang mit Storm. Die Geschichte hat durchaus Potenzial, hätte für meinen Geschmack aber etwas gestreckt werden können. Dennoch würde ich die Folgebände lesen, um mehr von Storm, Sky und den tollen Nebencharakteren zu erfahren.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 04.09.2021

Alina Grimms erster Fall

Nichts als Staub
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Streifenpolizistin Alina Grimm gerät unvorhergesehen in einen Fall, der eher für die Mordkommission bestimmt ist: Ein bekannter Serienmörder legt in ihrem Revier sein inzwischen viertes Opfer ab. Dieses ...

Streifenpolizistin Alina Grimm gerät unvorhergesehen in einen Fall, der eher für die Mordkommission bestimmt ist: Ein bekannter Serienmörder legt in ihrem Revier sein inzwischen viertes Opfer ab. Dieses war Alina als kleinkrimineller Drogendealer bekannt und passt als solches nicht zum Verhalten des Mörders, der seine Taten aufgrund persönlicher Motive verübt. Alina forscht nach und gerät in einen Hinterhalt. Sie wacht im Krankenhaus auf, nur um zu erfahren, dass sie vom Dienst suspendiert wurde, da Drogen in ihrer Wohnung gefunden wurden. Wer möchte an Alinas Glaubwürdigkeit rütteln? Und vor allem: Warum? Alinas Verdacht wird bestätigt, an einer größeren Sache dran zu sein und sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und ihren Ruf reinzuwaschen.
„Nichts als Staub“ ist der Auftaktband von Alexander Hartungs neuer Krimireihe um die neue Protagonistin Alina Grimm. Der Autor scheint seinem Muster der Teamkonstellation aus seiner „Jan-Tommen“-Reihe treu zu bleiben, die Parallelen sind nicht zu übersehen. Das ist etwas schade, da ich mir von der neuen Reihe etwas mehr frischen Wind erhofft habe. Die Figuren sind zwar allesamt sympathisch und authentisch, aber die Konstellation als außergewöhnliches Viererteam am Rande der Legalität ist somit schon bekannt. Der Einbezug des letzten Teammitglieds am Ende des Buches war für mich auch nicht nachvollziehbar und wirkte so, als müsste er noch irgendwie eingeschoben werden.
Sowieso ist in dem relativ dünnen Büchlein doch sehr viel passiert oder angerissen worden, die Handlungsstränge haben sich beinahe überschlagen. Breits der Prolog fängt böse und spannend an, wird dann aber nicht direkt weiter verfolgt. Es folgen immer mehr Stränge und die Story bleibt undurchsichtig und rätselhaft, vor allem aber spannend. Ständig kommen neue Spuren hinzu, viele laufen auch aus, manche verschwinden wieder unbeachtet. Alina und Elias als Ermittlungsteam haben mir gut gefallen, sie harmonieren gut. Auch Lennarts Einbezug war super, er ist eine Figur ganz nach meinem Geschmack. Ich hatte Spaß dabei, sie bei den ereignisreichen Ermittlungen zu begleiten, auch wenn sich manche Probleme manchmal ein wenig zu schnell klären und manche Sachverhalte nicht besonders glaubwürdig sind. Manche der einzelnen (teilweise sehr dramatisch-firmreifen) Handlungsstränge verflechten sich mit der Zeit, andere bleiben bis zum Ende offen – für meinen Geschmack ist die Geschichte irgendwann zu sehr gesprungen und es wurde einfach viel zu viel in das dünne Buch gepackt. Schade fand ich auch, dass urplötzlich neue Handlungsstränge auftauchen, die man als Leser gar nicht erahnen konnte, da bisher nichts darauf hingedeutet hat. Dieses "eins-nach-dem-anderen" ist zwar schon schlüssig, aber gibt mir das Gefühl ich als Leser kann gar nicht miträtseln bzw. habe selbst gar keine Chance zur Lösung beizutragen. Am Ende bleibt vieles offen, was wohl erst im Laufe der Buchreihe geklärt wird – diese Teaser hätte ich nicht gebraucht. Das Ende war dann wieder überraschend und arbeitet schon auf Fortsetzungen hin.
Zusammenfassend hatte ich schon Spaß dabei, Alina bei ihren Ermittlungen zu begleiten, aber insgesamt hätte „Weniger ist mehr“ dem Buch gut getan. Für mich war es an Handlungen etwas zu überfrachtet und somit unauthentisch und übertrieben dargestellt. Der Schreibstil hat mir aber gut gefallen, da er flüssig und bildlich war und viel Hamburger Lokalkolorit beinhaltet hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 29.08.2021

Story mit Potenzial und zu plötzlichem Ende

Das Glück am Ende der Straße
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Zwei Frauen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Lisa hat ein Haus, eine Familie mit drei Kindern und ist Autorin bei einem Lifestyle-Magazin. Elli hingegen ist nach mehreren ...

Zwei Frauen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Lisa hat ein Haus, eine Familie mit drei Kindern und ist Autorin bei einem Lifestyle-Magazin. Elli hingegen ist nach mehreren Schicksalsschlägen auf der Straße gelandet und lebt ihr Leben so gut es unter diesen Umständen möglich ist. Im Park des Viertels, in dem die Familie lebt, treffen Elli und Lisas Kinder aufeinander und freunden sich an, denn im Gegensatz zu Lisa hat die alte Dame eines für die Kinder: Zeit. So wird Elli wie eine dritte Oma für Lisas Kinder – bis es an der Zeit ist, etwas zurückzugeben, als Elli auch selbst auf Hilfe angewiesen ist.

Das Hörbuch zu „Das Glück am Ende der Straße“ wird von Angelika Thomas gelesen. An sich ist ihre Stimme ganz angenehm, an einigen Stellen mir persönlich aber zu übertrieben dramatisch (z.B. Angel). Auch kommt an manchen Stellen etwas Weinerliches hindurch, das mir nicht gefällt. Des Weiteren könnte für meinen Geschmack das Lesetempo schneller sein, einige Betonungen waren dann doch sehr langezogen. Auch das Cover spricht mich nicht besonders an, es wirkt irgendwie sehr simpel und undurchdacht.
Die Geschichte selbst ist interessant und hat großes Potenzial. Die Perspektiv- und Zeitenwechsel waren nicht immer gleich als solche zu erkennen und als Hörer musste ich stets aufmerksam aufpassen. Das hat mir gut gefallen. Auch, dass sehr respektvoll und wertschätzend über das Thema Obdachlosigkeit berichtet wird. Die Leser erfahren wichtige Hintergründe, wie Menschen unverschuldet in eine derartige Situation rutschen können und wie es ihnen damit geht. Ellis Geschichte wird langsam aufgebaut und nach und nach von ihr selbst als eine Art „Brief“ an ihre Tochter erzählt. Sie hat mir in der Seele leid getan und ich habe es bewundert, wie sie trotz allem der nette, empathische Mensch sein kann, als der sie dargestellt wird. Insbesondere gegenüber Lisas Kindern verhält sie sich einfach nur wunderbar. Die Geschichte ist eigentlich mit jeder CD besser geworden, bis dann das Ende für mich alles wieder zunichte gemacht hat. Die beiden parallel laufenden Geschichten von Elli und Lisa sind urplötzlich kollidiert und ehe ich mich versehen konnte gab es einen Schluss mit perfektem Happy End. Im letzten Absatz ist so viel so schnell passiert, dass ich gar nicht mitgekommen bin – es hat sich einfach nur schnell abgehandelt angefühlt. Dabei haben sich dann noch viele Auflösungen unrealistisch konzipiert bzw. oberflächlich hineingequetscht angefühlt. In wenigen Sätzen wird Ellies Vergangenheit zusammengefasst und das war´s. Wirklich ernste Themen werden in einem unwichtigen Nebensatz abgeschlossen, uninteressante in den Fokus gestellt. Das hat die liebevolle Story so nicht verdient und hat mich absolut unbefriedigt zurück gelassen.

Insgesamt war das Buch zu Beginn eine Geschichte voller Wärme und Hoffnung, die sensible Annäherung einer obdachlosen Frau an drei Kinder mit eigenen Problemen. Der Schluss wurde all dem aber leider nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Herausragendes Thriller-Debüt!

Ausweglos
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Der „Ringfinger-Mörder“ ist zurück! Diese erschreckende Erkenntnis überkommt Kommissar Elias Blom sofort, als er an einen Tatort gerufen wird, an dem er das Vorgehen des Serienkillers sofort wiedererkennt. ...

Der „Ringfinger-Mörder“ ist zurück! Diese erschreckende Erkenntnis überkommt Kommissar Elias Blom sofort, als er an einen Tatort gerufen wird, an dem er das Vorgehen des Serienkillers sofort wiedererkennt. Dieser hat vor Jahren bereits zwei Frauen in Hamburg auf entsetzliche Art und Weise getötet und entstellt, danach war jahrelang Ruhe. Der fehlende Fahndungserfolg hat Elias und seinen damaligen Partner die Karriere in der Mordmission gekostet und lässt Elias auch heute noch nicht ruhig schlafen. Umso entschlossener ist er, dem Mörder diesmal das Handwerk zu legen, vor allem, weil sich dieser Mord stark von den vorherigen unterscheidet: Es gibt einen Zeugen! Noah ist der Nachbar der Getöteten und wurde gezwungen, den Mörder zu seinem Opfer zu bringen. Doch je tiefer Elias in den Fall eintaucht, umso mehr Ungereimtheiten fallen ihm auf. Was verbergen Noah und seine Frau Linda vor der Polizei? Und vor allem: Warum?

„Ausweglos“ ist das Thriller-Debüt des jungen Autors Henri Faber. Das Cover ist schlicht in Schwarz-weiß gehalten und besticht durch den eingeprägten Fingerabdruck, der gemeinsam mit dem Titel die gesamte Vorderseite des Buches einnimmt. In der hinteren Klappe erzählt der Autor kurz, wie es zur Grund-Idee seines Buches kam und sofort stellen sich dem Leser ob so viel Alltags-Realität die Nackenhaare auf. Ein tolles optisches Setting für einen Thriller!
Und auch das Buch selbst ist absolut überzeugend! Henri Fabers Schreibstil ist genial, er schafft es trotz des Umfangs von fast 500 Seiten die Spannung permanent hoch zu halten und mich immer neugieriger auf die Auflösung zu machen. Gut gefallen haben mir die zahlreichen, sich abwechselnden Erzählperspektiven. Als Leser ist man somit sehr nah an den Personen und Ereignissen dran und kann vieles gut nachvollziehen. Besonders spannend empfand ich die Kapitel aus Sicht des Mörders. All diese Perspektiven aus „Ich-Form“ sind intelligent und geschickt miteinander verwoben, manchmal hat sich erst nach den ersten Sätzen ergeben, aus wessen Sicht gerade berichtet wird – ich musste somit permanent mitdenken und blieb voll im Geschehen. Ein tolles Stilmittel war die Kombination bis Vermengung dreier Perspektiven an einer Stelle des Buches – so hat der Autor auf kunstvolle Art und Weise verdeutlicht, dass es drei Personen gerade sehr ähnlich ergeht – das war klasse umgesetzt! Insgesamt war das Tempo hoch und die eher kurzen Kapitel haben noch dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.
Des Weiteren ist dem Autor meisterhaft gelungen, zu Beginn für viel Verwirrung zu stiften und erst nach und nach alle offenen Handlungsstränge schlüssig zusammenzuführen. Es gab so viele überraschende Wendungen, dunkle Geheimnisse und schockierenden Enthüllungen, dass ich einige Seiten doppelt lesen musste. Auch wird der Leser selbst an der ein oder anderen Stelle dazu angeregt, darüber nachzudenken, wie er oder sie wohl in einer ähnlichen Situation reagiert hätte – die eigenen moralischen Einstellungen werden in Frage gestellt. Am Ende dann haben sämtliche Handlungsstränge und Ereignisse einen Sinn ergeben, da die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite extrem clever durchkonzipiert war. Insbesondere die Auflösung der Sicht des Täters und den großen Showdown fand ich genial!

Insgesamt hat das Buch einen großen Eindruck auf mich gemacht, ich musste permanent mitdenken und konnte mich gut in die Emotionen der Protagonisten hineinfühlen. Die zahlreichen unvorhergesehenen Überraschungen haben für Hochspannung pur gesorgt. Ein Pageturner, an den ich mich sicher noch lange erinnern werde – für mich ein Thriller-Highlight dieses Jahres! Was für ein herausragendes Debüt, ich hoffe bald noch mehr von diesem begabten jungen Autoren lesen zu dürfen!

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Wie Nicht-Kommunikation menschliche Beziehungen erschwert

Wir für uns
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Sozialarbeiterin Josie ist hin- und hergerissen: Sie ist schwanger von Bengt. Doch Bengt möchte das Kind nicht, da er verheiratet ist und mit seiner Ehefrau bereits gemeinsame Kinder hat. Josie möchte ...

Sozialarbeiterin Josie ist hin- und hergerissen: Sie ist schwanger von Bengt. Doch Bengt möchte das Kind nicht, da er verheiratet ist und mit seiner Ehefrau bereits gemeinsame Kinder hat. Josie möchte Bengt nicht verlieren, ist sich jedoch auch klar darüber, dass es mit Anfang Vierzig wohl ihre letzte Chance ist, ein Kind zu bekommen. Dann trifft sie auf Kathi, die sich nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls einsam fühlt, da die Beziehung zu ihrem einzigen Sohn abgekühlt ist. Die beiden auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Frauen nähern sich an, entdecken Gemeinsamkeiten – und entwickeln eine außergewöhnliche Freundschaft, in der sich füreinander da sind.
An „Wir für uns“ ist mir als erstes das fröhlich-optimistische Cover aufgefallen: Zwei hübsche Vögelchen im Baum mit dem großen Titel im Fokus. Das zarte khaki ist zwar etwas unauffällig, aber das machen die Vögel und die goldgelben Abstufungen wieder wett. Es wirkt friedlich, harmonisch und stimmig und ich erwarte dadurch einen emotionalen Frauenroman mit Tiefe.
Barbara Kunraths Schreibstil gefällt mir gut, er ist klar und flüssig und somit einfach zu lesen. Teilweise geht die Autorin sehr ins Detail, was für meinen Geschmack nicht an allen Stellen derart vertiefend notwendig ist. In anderen Szenen jedoch lässt gerade diese Art des liebevollen Beschreibens anschauliche Bilder in meinem Kopf entstehen. Insgesamt ist das Buch eher ruhig und unaufgeregt verfasst. Es wechselt zwischen den Perspektiven der beiden Protagonistinnen Josie und Kathi, wodurch wir Leser beide kennen und somit besser verstehen lernen sollen.
Dies gelingt leider jedoch nur in Teilen. Josie wirkt auf mich teilweise recht naiv und ihre tollpatschige Art hätte ich so nicht mit einer fast Vierzigjährigen in Verbindung gebracht. Sie wirkt an vielen Stellen irgendwie unreif und noch nicht ganz im Erwachsenenleben angekommen. Insbesondere hinsichtlich ihrer Beziehung zu Bengt ist sie für mich einfach nur realitätsfern. Durch die Schwangerschaft entwickelt sie sich glücklicherweise etwas weiter, aber glaubwürdig ist mir ihre schnelle Abnabelung nicht erschienen. Insgesamt ging mir die Veränderung der Figuren an einigen Stellen etwas zu plötzlich. Auch Kathi blieb bis zum Schluss irgendwie distanziert und ich konnte keine richtige Bindung zu ihr herstellen. Die Begegnung der beiden Frauen wurde zwar gut geschildert, aber das Näherkommen und Vertrauen-Lernen, sprich: die eigentliche Entwicklung der Freundschaft war auch nicht wirklich nachvollziehbar, da mir hier die gemeinsamen Szenen gefehlt haben.
Was mich ebenfalls gestört hat war die Vielzahl an aktuellen Themen - Klima, Flüchtlinge, Inklusion, Homosexualität… sämtliche Trendthemen wurden mit in das Buch gequetscht, ob passend oder nicht. Hier hätte ich mir mehr Fokus gewünscht. Melanies kurzen Ausbruch zum Thema Klimawandel fand ich ziemlich unnötig. Wirklich wichtige Ereignisse für die Figuren und die Geschichte hingegen wurden im Vorbeigehen kurz in einem Nebensatz abgehandelt – an vielen Stellen hätte ich mir mehr Hintergrund oder Gedanken und Gefühle gewünscht. Interessant fand ich die Behandlung des – für ein Buch eher ungewöhnlichen – Themas der Pränataldiagnostik, hier konnte ich noch etwas dazu lernen. Auch der Alltag mit einem Kind mit Trisomie 21 wurde passend und respektvoll geschildert.
Insgesamt fand ich das Buch mit Handlungssträngen und Baustellen der Protagonisten etwas überfrachtet – kein Wunder, dass es deren Lösungen nicht gerecht werden konnte. Als Leser merkt man, dass es potenzielle Probleme gibt, aber wirklich thematisiert oder bearbeitet wurden nicht alle. Dies liegt vor allem daran, dass sämtliche Figuren diese einfach totschweigen und nicht miteinander sprechen. Die endlosen Kommunikationsprobleme haben mich zunehmend ermüdet und am Ende genervt. Ständig gibt es Streit und (unausgetragene) Konflikte, keiner spricht wirklich das an, was Sache ist, vor dem ehrlichen Gespräch wird geflohen, eine Klärung wird immer weiter verzögert… das war sehr anstrengend. Am Ende lösen sich viele dieser Konflikte dann ganz plötzlich und schnell, was zu dem jahrelangen "Drama" davor nicht so wirklich passen will. Hier fehlten mir die Hinführung und der Prozess zum Happy End.
Dennoch hatte ich keine schlechte Lesezeit. Die Geschichte hatte Wendungen parat, die ich so nicht erwartet hatte und ich habe auch mit Josie mitgefiebert. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass die generationenübergreifende Frauenfreundschaft stärker im Mittelpunkt gestanden und mehr kommuniziert worden wäre. Alles in allem hat mir das Buch zwar durchaus Spaß gemacht, aber es wird leider keines meiner Jahreshighlights werden.

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