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Veröffentlicht am 17.04.2018

Burning down the house

Kleine Feuer überall
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Schon am Anfang von „Kleine Feuer überall“ löst sich buchstäblich alles in Rauch auf: Das Haus der wohlhabenden Familie Richardson im Clevelander Vorzeige-Vorort Shaker Heights brennt ab. Die drei älteren ...

Schon am Anfang von „Kleine Feuer überall“ löst sich buchstäblich alles in Rauch auf: Das Haus der wohlhabenden Familie Richardson im Clevelander Vorzeige-Vorort Shaker Heights brennt ab. Die drei älteren Kinder der Familie können nur tatenlos zusehen, während das jüngste, das den Brand mutmaßlich gelegt hat, verschwunden ist. Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen?
Nach dem fulminanten Einstieg in das Buch hatte ich, um im Bild zu bleiben, gleich Feuer gefangen. Doch dann lässt es Autorin Ng (sprich: Ing) langsam angehen und rollt die Geschichte von Anfang an auf, wobei sie sich als überaus geschickte Erzählerin erweist. „Kleine Feuer überall“ handelt von zwei Familien, den Richardsons und den Warrens. Letztere sind die alleinerziehende Künstlerin Mia mit ihrer Tochter Pearl, die die neuen Mieter der Richardsons sind. Die Warrens scheinen das genaue Gegenteil ihrer Vermieter zu sein: Sie leben wie moderne Nomaden, während letztere eine der alteingesessenen Familien in Shaker Heights sind. Die Warrens haben einen minimalistischen Lebensstil, der nicht zuletzt ihrem schmalen Geldbeutel geschuldet ist, während sich die Richardsons über ihre Finanzen keine Gedanken machen müssen. Am meisten unterscheiden sich die Mütter der jeweiligen Familien: Mia Warren ist ein Freigeist, während Elena Richardson ganz nach den in Shaker Heights geltenden Konventionen lebt und das – zum Wohle der Gesellschaft – auch von anderen erwartet. Doch Gegensätze können sich bekanntlich anziehen und so findet die 15-jährige Pearl Warren bald Anschluss bei den Richardson-Kindern. Die nur unwesentlich jüngere Izzy Richardson zieht dagegen Mia Warrens radikaler und unkonventioneller Lebensstil an. Die Warrens und die Richardsons scheinen sich gut zu ergänzen, doch Mias und Elenas konträre Einstellungen kommen sich irgendwann in die Quere. Und dann wird auch noch eine Lebenslüge aufgedeckt …

„Kleine Feuer überall“ hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Der Kontrast, den die unterschiedlichen Lebensentwürfe von Mia Warren und Elena Richardson zueinander bilden und was ihre jeweiligen Kinder daraus machen, ist mitreißend geschildert. Als Leser kommt man nicht umhin, sich zu (hinter-)fragen: Wie tolerant ist man selbst gegenüber anderen Lebensweisen? Was ist einem wichtiger: Idealismus oder Pragmatismus? Und was ist einem selbst ein vermeintlich „gutes“ Leben wert?

Einige Figuren wirken anfangs etwas eindimensional, doch Celeste Ng räumt ihnen Platz für Entwicklungen ein, zeichnet ihre Vergangenheit nach und lässt den Leser so die Beweggründe jedes Einzelnen verstehen. Auch die immer größer werdenden Verknüpfungen zwischen den beiden Familien werden nachvollziehbar geschildert und als Leser fühlt man förmlich, wie die Verkettung verschiedener Ereignisse etwas ins Rollen bringt, das nicht mehr aufzuhalten ist. Ich habe die Richardsons und Warrens am Ende des Buches nur schweren Herzens wieder verlassen, wüsste ich doch zu gern, wie es mit ihnen weitergeht. „Kleine Feuer überall“ kann ich nur empfehlen, sie haben mich berührt, gefesselt und beschäftigt. Ich konnte das Buch schon nach dem ersten Drittel kaum mehr aus der Hand legen und habe auch nach der Lektüre noch einige Zeit über das Romangeschehen und die Frage nach dem “richtigen“ Leben sinniert. Der Funke ist komplett übergesprungen …

Veröffentlicht am 26.03.2018

Psychodrama statt Spannungsthriller – leider mit einigen Längen

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
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Anna ist – je nach Perspektive – „The woman in the window“. Sie verlässt nach einem fast ein Jahr zurückliegenden traumatischen Erlebnis ihr Haus nicht mehr. Die Kinderpsychologin versteht ihre Diagnose ...

Anna ist – je nach Perspektive – „The woman in the window“. Sie verlässt nach einem fast ein Jahr zurückliegenden traumatischen Erlebnis ihr Haus nicht mehr. Die Kinderpsychologin versteht ihre Diagnose Agoraphobie genauso gut wie die Tatsache, dass sie die Medikamente gegen ihre starken Depressionen nicht mit Merlot runterspülen sollte – aber etwas wissen und danach handeln sind ja bekanntlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Und so sitzt Anna in ihrem viel zu großen Haus in New York City und übersteht ihre Tage nur mehr oder weniger zugedröhnt. Einigen Hobbies geht sie dabei durchaus noch nach: Sie berät andere Angoraphobiker in einem Online-Forum, spielt Schach, guckt Schwarzweißfilme und beobachtet die Nachbarshäuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Zumindest aus deren Sicht ist sie also „The woman in the window“ – wobei sie bei ihrer Schnüffelei natürlich nicht entdeckt werden will. Eine neu eingezogene Familie interessiert Anna besonders. Doch dann beobachtet sie von ihrem Fenster aus einen Mord … oder haben ihr Alkohol, Medikamente und ihre Fantasie nur einen bösen Streich gespielt?

Dadurch, dass man als Leser nur die Perspektive von Ich-Erzählerin Anna kennt, weiß man schnell nicht mehr, was man glauben soll. Das erinnert ein bisschen an „Girl on the train“, wo die Sinne der Protagonistin oft ebenfalls vom Alkohol getrübt sind. Was ist wahr, was eingebildet – der Leser ist auf die Beschreibungen der diesbezüglich unzuverlässigen Anna angewiesen. Es liest sich bisweilen etwas ermüdend, wenn sie wider besseren Wissens immer wieder zur Merlotflasche greift. Trotzdem ist Anna mir in ihrer Verletzt- und Verletzlichkeit auch ans Herz gewachsen.
Da die Agoraphobikerin das Haus eigentlich nicht verlässt, sind die Schauplätze des Romans an einer Hand abzählbar. Ich kann mir „The woman in the window“ sehr gut als Theaterstück oder Film vorstellen – auch, weil es dafür sicher etwas gerafft werden würde. Der 543 Seiten lange Thriller hat doch einige Längen. Autor Finn schafft es so zwar, einige Indizien zu verstecken, die im unvorhersehbaren Showdown plötzlich Sinn ergeben – dennoch wäre weniger wohl insgesamt mehr gewesen. Das Buch hat einige Merkmale eines Psychothrillers, lässt sich aber zwischendurch problemlos aus der Hand legen. Die angelegte Spannung trägt einfach nicht über die Langstrecke.

Abgesehen davon liest sich „The woman in the window“ ganz gut. Sowohl was Annas Vergangenheit als auch ihre Beobachtungen angeht, lässt der Autor den Leser lange und erfolgreich im Dunkeln tappen. Finn ist ein Meister der Andeutungen und nebensächlichen Bemerkungen – ein Meister, der das in meinen Augen etwas zu sehr ausreizt. Im Großen und Ganzen habe ich sein Buch gerne gelesen, war allerdings dennoch etwas enttäuscht, weil ich einen Spannungsthriller erwartet hatte. „The woman in the window“ ist jedoch in erster Linie ein Psychodrama.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Über Verlust, Freundschaft und Widerstand in unmenschlichen Zeiten

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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16.06.1976 – Schicksalstag in Südafrika. Im Township Soweto beginnt ein beispielloser Schüleraufstand gegen das rassistische Bildungssystem sowie das Apartheidsregime an sich. Die Polizei geht mit brutaler ...

16.06.1976 – Schicksalstag in Südafrika. Im Township Soweto beginnt ein beispielloser Schüleraufstand gegen das rassistische Bildungssystem sowie das Apartheidsregime an sich. Die Polizei geht mit brutaler Gewalt gegen die größtenteils minderjährigen Demonstranten vor, viele sterben. Mittendrin im Geschehen ist die 49-jährige Beauty Mbali, eine der beiden Hauptfiguren im Roman „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“. Sie demonstriert nicht, sie sucht – ihre 17-jährige Tochter Nomsa, die seit sieben Monaten bei der Familie von Beautys Bruder wohnt, um in Soweto eine höhere Bildung zu erlangen, als es ihr an den Schulen in ihrem Homeland möglich wäre. Beauty kann Nomsa in den Unruhen nicht finden, auch in den Tagen, Wochen, Monaten danach bleibt das Mädchen verschwunden. Doch Beauty gibt ihre Tochter nicht auf.

Auch für die neunjährige Robin ist der 16.06.1976 ein Schicksalstag. Das kleine weiße Mädchen wohnt in der Minenstadt Boksburg, 50 km von Soweto entfernt, und bekommt dort nur wenig von den Unruhen in Soweto mit. Auch ihre Eltern gehen abends unbesorgt zu einer Einladung – werden auf dem Weg dorthin jedoch von Schwarzen ermordet. Von einem auf dem anderen Tag Vollwaise, bleibt Robin nur noch ihre alleinstehende Tante Edith, die Stewardess und mit ihrer plötzlichen Vormundschaft für ein Kind heillos überfordert ist. Schließlich kreuzen sich ihre und Beautys Wege.

Die südafrikanische Autorin Bianca Marais, selbst erst 1976 geboren, schildert die Auswirkungen der Apartheid in „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ aus verschiedensten Perspektiven, was ich als wirklich gelungen empfunden habe. Zunächst einmal werden unterschiedliche Ausprägungen von Rassismus gezeigt: Bösartig, gedankenlos, gewohnheitsmäßig. An Robins Beispiel wird deutlich, was es mit einem Kind macht, wenn es in der Überzeugung aufwächst, es sei aufgrund seiner Hautfarbe anderen Menschen grundsätzlich überlegen. Durch Randbemerkungen von Beauty und anderen schwarzen Protagonisten zeigt sich, wie sich die Apartheid auf alle Lebensbereiche auswirkte: Toiletten für Weiße benutzen? Verboten. Ohne Genehmigung außerhalb des eigenen Homelands unterwegs sein? Verboten. Am Strand spazieren oder im Meer baden? Verboten, auch das ist den Weißen vorbehalten. Paradoxerweise, denn wie lässt Marais ihre Protagonistin Beauty denken: „Ich habe keine Ahnung, warum sie stundenlang in der Sonne braten, um braun zu werden, wo sie unsere Hautfarbe doch so abstoßend finden.“

Doch es gibt auch Weiße, die Beauty helfen. Menschen, denen man ihre guten Absichten vielleicht erst auf den zweiten Blick ansieht. Außenseiter mit gutem Herzen. Der Roman handelt viel von Schwarz und Weiß, ist aber nicht schwarzweiß, was mir sehr gefallen hat.

Allerdings wurde mir „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ irgendwann zu überladen. Nach dem Verlust ihrer Eltern macht Robin eine Wandlung durch, in deren Verlauf sie erkennt, dass die Welt nicht untergeht, wenn sie und eine Schwarze das gleiche Geschirr und Badezimmer benutzen. Eine so begrüßenswerte wie nachvollziehbare Erkenntnis. Dass dieses verlorene, verstörte Mädchen aber schließlich in einer „Shebeen“, einer illegal betriebenen Kneipe in Soweto, eine flammende Rede darüber hält, dass sie hofft, dass Nelson Mandela eines Tages das Land regieren und die Nation heilen wird, so dass sie alle als Gleiche zusammenleben können – das war mir entschieden zu viel der Wandlung und weiser Vorhersehung. Das Kind wächst in einem Maße über sich hinaus, das mir fast märchenhaft erschien. Auch sonst war der Roman an einigen Stellen einfach zu schön, um wahr zu sein. Sowohl Robin als auch Beauty lernen im Verlauf des Buches, „dass einem Freunde an den seltsamsten Orten und in völlig unerwarteter Gestalt begegnen können“. Aber dass Robins neuer Freundeskreis aus einem jüdischen Jungen, einem homosexuellen Paar, weißen Widerständlern und einem Farbigen besteht, kam mir doch arg konstruiert vor; sämtliche diskriminierte Minderheiten schienen vertreten. Hier hat es Autorin Marais für meinen Geschmack einfach übertrieben – sicher aus ehrenwerten Motiven, aber zu Lasten der Glaubwürdigkeit.

Trotzdem ist „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ein empfehlens- und lesenswerter Roman, der das Südafrika der 1970er Jahre auf viele verschiedene Arten illustriert. Mir hat er es emotional nähergebracht, als es ein Sachbuch, eine Ausstellung oder eine Fernsehdokumentation gekonnt hätten. Dies ist ein Verdienst des Buches. Am Ende deutet Hauptfigur Robin an, dass es eventuell eine Fortsetzung gibt, die ich mir aufgrund des offenen Endes sehr gut vorstellen könnte – und auf jeden Fall lesen würde.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Absolut empfehlenswerte Gefühlsachterbahn

Für immer ist die längste Zeit
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Maddy ist tot und lässt ihren Mann Brady und ihre 16-jährige Tochter Eve in größter Verzweiflung zurück. Sie scheint aus heiterem Himmel Selbstmord begangen zu haben. Der Ehemann ein Workaholic, die Tochter ...

Maddy ist tot und lässt ihren Mann Brady und ihre 16-jährige Tochter Eve in größter Verzweiflung zurück. Sie scheint aus heiterem Himmel Selbstmord begangen zu haben. Der Ehemann ein Workaholic, die Tochter gerne mal ein pubertäres Ekel – Maddys Leben war nicht ganz so glücklich, wie es angesichts der heilen Kleinfamilie nach außen schien. Aber war das für sie wirklich Grund genug, um sich das Leben zu nehmen?

Der Roman setzt wenige Wochen nach Maddys Ableben ein und zeigt ein zerrissenes Vater-Tochter-Gespann, das nicht weiß, wie es ohne die patent-resolute Ehefrau und Mutter miteinander umgehen soll – geschweige denn, wie ein Weiterleben ohne sie überhaupt funktionieren kann. Doch noch davor – Überraschung – lernt der Leser Maddy kennen. Die ist zwar tot, bislang aber trotzdem nicht komplett im Jenseits angekommen. Stattdessen schwebt sie über den Dingen – im wahrsten Sinne des Wortes. Bekümmert schaut sie auf ihre Hinterbliebenen hinab und hat bereits beschlossen, einen Ersatz für sich zu suchen – in Form der so freundlichen wie toughen Grundschullehrerin Rory. Außerdem hat Maddy herausgefunden, dass sie ihren Lieben Impulse senden kann. Doch wird es ihr dadurch gelingen, das Leben von Brady und Eve positiv zu beeinflussen? Der Leser erfährt es nach und nach.
Autorin Abby Fabiaschi hat jedes Kapitel ihres Buches klar gegliedert: Zuerst kommt Maddy zu Wort, dann Tochter Eve und schließlich Ehemann Brady. Wenn Maddy gerade nicht versucht, ihren Lieben Trost und gute Ideen zu übermitteln, lässt sie verschiedene Phasen ihres Lebens durchaus kritisch Revue passieren. Eve und Brady dagegen kämpfen mit unterschiedlichen Schuldgefühlen und sind ansonsten erst einmal damit beschäftigt, zu funktionieren. Während ihr Vater sich in die Arbeit flüchtet, merkt Eve, dass sie nicht nur ihre Mutter verloren hat; auch ihr Freundeskreis erscheint ihr auf einmal unreif und oberflächlich. Brady dagegen kommt sich vor wie in einem schlechten Film, als ihm nun vor allem alleinstehende Nachbarinnen mit tief ausgeschnittenen Dekolletés ihre Hilfe anbieten. Letztere Szenen zeigen eine unerwartete Facette des Buches: Trotz der tragischen Ausgangssituation ist es tatsächlich immer wieder komisch. Alle drei Familienmitglieder legen mindestens gedanklich gerne mal eine gehörige Portion Sarkasmus an den Tag, und so gibt es tatsächlich öfters einen Comic relief. Aber natürlich wird auch getrauert. Aufgearbeitet. So gut es geht nach vorne geschaut. Eve und Brady kriegen das nicht unbedingt immer zeitgleich hin. Es wird deutlich: Jeder geht mit seiner Trauer anders um. Nebenbei noch die Energie aufzubringen, auf jemand anderen zuzugehen, scheint unmöglich. Was aber, wenn man nur noch einander hat?

Abby Fabiaschi schildert die Situation ihrer Hauptfiguren in ihrer ganzen emotionalen Komplexität. Es wird geweint, getobt, getrauert, gehadert, geätzt, aber auch gelacht. Der Leser taucht komplett in das Gefühlschaos der Protagonisten ein – mir sind dabei alle gleichermaßen ans Herz gewachsen. Herausgekommen ist ein bewegendes und so tiefgründiges wie erfrischendes Buch über die Liebe, das Leben und den Umgang mit Verlusten. Ich habe gelacht, hin und wieder ein Tränchen vergossen und öfters kleine Lesepausen eingelegt, weil mich „Für immer ist die längste Zeit“ emotional gefordert hat. Das jedoch stets auf eine gute Art und Weise. Der Roman kann einen gar nicht kalt lassen und regt an, sich mit verschiedensten Themen auseinanderzusetzen. Ich habe selten ein Buch gelesen, das so viele verschiedene Emotionen bei mir hervorrief und trotz seiner Unterhaltsamkeit so weise auf mich wirkte.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Ein modernes Märchen

Das Lächeln der Frauen
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Laut Cover findet Christine Westermann „Das Lächeln der Frauen“ „unglaublich komisch, verführerisch, witzig und romantisch!“ Das versprach viel – ein bisschen zu viel. Obwohl mir der Roman alles in allem ...

Laut Cover findet Christine Westermann „Das Lächeln der Frauen“ „unglaublich komisch, verführerisch, witzig und romantisch!“ Das versprach viel – ein bisschen zu viel. Obwohl mir der Roman alles in allem gut gefallen hat, konnte er die aufgrund dieser schriftlichen Lobeshymne bei mir geweckten Erwartungen nicht ganz erfüllen. Ich denke immer noch darüber nach, wie ich das Buch in einem Wort beschreiben würde – vermutlich wäre das „süß“. „Das Lächeln der Frauen“ ist ein süßer Roman. Die Hauptfigur Aurélie Bredin, Restaurantbesitzerin mit Liebeskummer, ist süß. Sie lebt in einem perfekten kleinen Appartement, führt ein hinreißend niedliches Restaurant und irgendwie ist mir das alles schon zu perfekt gewesen. Keine Brüche, nirgends. Das Ganze liest sich dadurch fast märchenhaft. Ich bevorzuge normalerweise etwas mehr Realität, aber nachdem ich mich auf die süße Perfektion eingelassen hatte, gefiel mir der Roman ganz gut. Wie auch Aurélie Bredin am gleichnamigen Buch-im-Buch „Das Lächeln der Frauen“ Gefallen findet. Durch einen Zufall gelangt die Nichtleserin an diesen Roman und erkennt während der Lektüre sowohl sich als auch ihr Restaurant wieder – Zufall ausgeschlossen. Sie beschließt, den englischen Autor des Buches, Robert Miller, kennenzulernen. Ihrem Glück entgegen scheint nur der Verlagslektor André Chabanais zu stehen, der dem ersten Eindruck nach nicht sehr entgegenkommend wirkt.

Hier und da ist „Das Lächeln der Frauen“ doch ein wenig vorhersehbar, aber das tut dem Lesevergnügen keinen großen Abbruch. Wer französisches Flair mag, sich an Irrungen und Wirrungen nicht stört und gerne Liebesromane liest, bei denen sich auch mal schmunzeln lässt, der ist mit diesem modernen und süßen Märchen bestens bedient. Es hat mich nicht nachhaltig beeindruckt, war aber eine schöne Zwischendurch-Lektüre.