Viel Beschreibung, wenig Handlung
Every (deutsche Ausgabe)Dave Eggers Roman „Every“ knüpft an seinen Bestseller “Der Circle“ an, den ich bereits vor ein paar Jahren gelesen habe und gleichzeitig spannend und erschreckend fand. Inzwischen ist aus dem Circle „Every“ ...
Dave Eggers Roman „Every“ knüpft an seinen Bestseller “Der Circle“ an, den ich bereits vor ein paar Jahren gelesen habe und gleichzeitig spannend und erschreckend fand. Inzwischen ist aus dem Circle „Every“ geworden, nachdem die Firma den größten Online-Shop der Welt geschluckt hat, von dem alle nur als „dschungel“ sprechen. Everys Macht ist größer denn je – der Konzern bietet Apps für jede Lebenslage, die die Menschen beinahe lückenlos überwachen und ihnen das Leben dabei scheinbar so angenehm und vor allem berechenbar wie möglich machen. Natürlich gibt es auch Menschen, die das System ablehnen. Eine von ihnen ist Delaney, die schon seit Jahren einen Plan verfolgt: Sie will sich bei Every bewerben und den Konzern von innen vernichten. Und tatsächlich schafft sie es mit Hilfe ihres Freundes Wes, eingestellt zu werden. Ihre Strategie: sich so abstruse neue Überwachungs-Apps einfallen zu lassen, dass die Menschheit sich von Every abwendet. Allerdings ist das gar nicht so einfach …
Der Roman dreht sich vor allem um Delaneys Job-Rotation. Sie arbeitet in verschiedensten Every-Abteilungen und lernt die Firma so von innen kennen, inklusive ihrer unterschiedlichen Apps. Eggers dreht die Überwachungsschraube gekonnt immer weiter – alle von Every entwickelten Programme scheinen so viele hilfreiche Funktionen zu haben, dass die Kunden ihre totale Transparenz klaglos in Kauf nehmen. Ins Nachdenken kommt man beim Lesen schon, denn längst nicht alle geschilderten Entwicklungen wirken technisch und moralisch undenkbar.
Allerdings nutzen sich diese Schockmomente mit der Zeit doch etwas ab und dann fällt auf, dass die Handlung eher dürftig ist. Es passiert einfach nicht besonders viel in „Every“, abgesehen von den letzten 140 Seiten. Das ist schade, denn einige Charaktere sind so interessant angelegt, dass ihre Geschichten sicher erzählenswert gewesen wären. Doch sie bleiben alle Beiwerk von Delaney, und das ist schade. Ich hatte mir von „Every“ deutlich mehr versprochen.