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Veröffentlicht am 01.03.2018

Interessant und lesenswert.

Einsamkeit - die unerkannte Krankheit
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Rund 230 Seiten des Textes sind in 10 Kapitel geordnet, darunter: „Einsamkeit löst Stress aus“, „Einsamkeit als Krankheitsrisiko“, „Online (gem)einsam?“, usw., in denen der Autor argumentiert, warum Einsamkeit ...

Rund 230 Seiten des Textes sind in 10 Kapitel geordnet, darunter: „Einsamkeit löst Stress aus“, „Einsamkeit als Krankheitsrisiko“, „Online (gem)einsam?“, usw., in denen der Autor argumentiert, warum Einsamkeit schädlich ist, noch schlimmer als im Allgemeinen angenommen, und warum und wie sie zu meiden wäre.

Spitzer spricht auch von Einsamkeit unter Kindern und Jugendlichen. Sagt auch, dass man sich durchaus in einer Gemeinschaft sehr einsam fühlen kann. Es geht also um das Empfinden der Einsamkeit, was letztendlich zählt, denn laut Kap. 1 sind Menschen im höchsten Grade soziale Wesen, die, laut Kap. 2, mit Schmerzen auf Vereinsamung reagieren.
Die modernen Tendenzen wie Selbstbezogenheit, der Drang, das Geld und die Zeit nur für sich aufzuwenden, nehmen statt geben, Gebrauch von sozialen Medien, Smartphone, PC, etc. sind vom Autor als brandgefährlich eingestuft worden. „Soziale Onlinemedien verursachen Einsamkeit, Angst und Depression. Diese Feststellung ist deswegen so bedeutsam und erschreckend zugleich, weil die sozialen Onlinemedien heute gerade bei jungen Menschen einen wesentlichen Teil der Alltagsgestaltung ausmachen.“ S. 133. „Soziale Medien schaden der seelischen Gesundheit.“ S. 136.
Spitzer plädiert auf die Notwendigkeit der organisierten Bekämpfung der Einsamkeit auf Gesellschaftsebene, schlägt Maßnahmen zu vor, wie man, seiner Meinung nach, mit Einsamkeit nachhaltig fertigwerden könnte. So gesehen, liegt er im Trend und geht mit andern Autoren konform, die auf ihre Art die neoliberale Weltordnung infrage stellen, sie als krankmachend und wenig zukunftweisend erachten und zu einem sozial engagierten Leben aufrufen.
Die Lösungsvorschläge sind nichts grundsätzlich Neues, was der Autor zum Schluss auch zugibt: Bei der Bewegung in der Natur blüht der Mensch auf. Gemeinsame Unternehmungen wie Tanzabende, das Singen im Chor, Gruppenwanderungen sind in vielerlei Hinsicht eine gute Idee. Je weiter und sicherer das soziale Netzwerk einer Person, desto besser geht es ihr, solche Menschen leben auch länger. Wer lieber gibt als nimmt, der handelt klug und schafft auf diese Weise eine gute Abwehr gegen Einsamkeit.
Spitzer hat viele Daten aus der Forschung aufbereitet und für seine Argumentation verwendet: Anmerkungen und Quellenangaben gehen über 60 Seiten.
Einiges an seiner Argumentation hat mich jedoch nicht so ganz überzeugen können. Spitzer stützt sie oft auf Statistiken, die aus US Quellen stammen und mit US-amerikanischen Probanden durchgeführt wurden. Es wurde schlicht vorausgesetzt, dass diese Ergebnisse auch auf Europäer, auf das deutsche Publikum übertragbar sein sollten. Vllt kann es mal bei grundliegenderen Dingen der Fall ein, aber nicht ohne weiteres und nicht in jeder Hinsicht. Es können auch andere wichtige Unterschiede sein, die für Mr. X stimmen, beim Herrn Y aber kaum anwendbar sind, weil er ganz anders ist, seine Einsamkeit ganz anders lebt oder z.B. auch sein Alter nicht mit dem der Probanden übereinstimmt. Oft wurden die Ergebnisse der Tests/Umfragen unter jungen Onlinemediennutzern in USA hier als Grundlage der Ausführungen verwendet. Diese Ergebnisse für die Menschen im reiferen Alter, bei etwa über sechzig-siebzig Jährigen in Deutschland rein pauschal als ohne weiteres anwendbar zu betrachten, erscheint mir eher problematisch, denn junge Amerikaner ticken in manchen Dingen doch anders als deutsche Rentner. Oft musste ich bei solchen Ausführungen denken, dass man mit gleichen Statistiken oft auch konträre Thesen belegen kann, wenn man die Argumentation mit Inbrunst der Überzeugung vorträgt. Ob es dann wirklich überzeugend wirkt, steht auf einem anderen Blatt.

Das Buch ist gut gemacht: Festeinband in Grau, Umschlagblatt. Einige s/w Fotos, Zeichnungen, Diagramme helfen, die Ausführungen dem Publikum verständlich zu machen.

Fazit: Das Buch ist lesenswert, insb. wenn man sich als Einsteiger mit dem Thema Einsamkeit auseinandersetzen möchte, denn es führt vor Augen, was Einsamkeit mit Menschen machen kann, was zu meiden wäre, auch was der psychischen Gesundheit guttut, was erstrebenswert ist. Man sollte aber in der Tat einiges gegen Einsamkeit tun, dann wird man das Nutzen vom Lesen dieses Buches auch auf eigener Haut spüren können.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Sehr bereichernd und lesenswert!

Die Kunst der Liebe
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Ein sehr schöner Band mit wunderbaren Bildern und Texten. Man kommt mit den Meisterwerken der letzten 2000 Jahre in Berührung, lauscht spannenden Geschichten, lernt etliches dazu und vergisst dabei die ...

Ein sehr schöner Band mit wunderbaren Bildern und Texten. Man kommt mit den Meisterwerken der letzten 2000 Jahre in Berührung, lauscht spannenden Geschichten, lernt etliches dazu und vergisst dabei die Welt um sich. Leserherz, was willst du mehr?

Der Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.

Rund 150 Seiten sind in drei in etwa gleich große Kapitel geordnet: „Die Freuden der Liebe“, „Die Macht des Eros“, „Die tragische Liebe“. Über hundert Farbabbildungen, unterschiedlich groß, eine bemerkenswerte Auswahl, dazu die spannenden Beschreibungen und Interpretationen der Meisterwerke. Die Texte sind sehr gut: einladend und aussagestark. Man sieht ihnen die tiefe Kenntnis der Materie und die Liebe zur Kunst insg. auch an. Für kunstinteressierte Anfänger und Fortgeschrittene prima geeignet. Literatur, Register, Bildernachweis runden das Ganze ab.

Der Band fängt mit „Der Kuss“, 1909, von Gustav Klimt an, geht über die Jahrhunderte hinweg rauf und runter rund um Europa, einer bestimmten inneren Logik folgend, und endet mit dem Farbfoto von Boris Mikhailov „Kiss“, 2003.

Zwischen diesen zwei Küssen gibt es viel zu entdecken, z.B. eine „Erotische Szene, 1 Jh. nach Chr., Wandmalerei, Pompeji“ oder auch Franz Kupkas „Der Traum“, 1909, oder auch einige Bilder von Fragonard, Skulpturen von Canova „Amor und Psyche“, von Rodin „Ewiger Frühling“ uvm.

Um in den vollen Genuss des Bandes zu kommen, muss man unbedingt die Texte lesen. Es ist schon an sich spannend zu erfahren, wie ein Profi die Werke sieht, worauf da geachtet wird, etc., man lernt noch viele Dinge dazu. Da staunt man, was so alles aus Details und Kleinigkeiten am Rande herausgelesen werden kann, denn auch diese haben starke Aussagekraft, vervollständigen den Gesamteindruck und verdeutlichen die Botschaften der Werke, z.B. die Farbe der Kleidung des Paares auf Francesco Hayez „Der Kuss“, 1859, weist auf bestimmte politische Ereignisse der damaligen Zeit hin, die in Form von solchen Allegorien an das Publikum herangetragen und begeistert aufgenommen wurden. Man erfährt auch einiges aus dem Leben der Künstler, wie z.B. bei den Bildern von Rembrandt, Rubens oder auch bei Max Beckmann „Der kleine Fisch“, 1933, usw.

Die Übergänge von einem Werk zum nächsten sind nahezu nahtlos, was den Ausführungen den Eindruck eines großen Ganzen verleiht und ungemein an das Buch fesselt. Kaum den Band aufgeschlagen, konnte ich den kaum aus der Hand legen, die Seiten flogen dahin. Da war ich, stundenlang versunken in diese schönen Ausführungen über die Kunst und die Welt der Liebe.

Das Buch ist auch liebevoll gestaltet: Festeinband in Dunkelblau, passend zum Umschlagblatt. Hochwertiges, glattes, weißes Papier. Die Farben sind satt, all die Feinheiten gut sichtbar. Die Nummern der Abbildungen im Text sind in Rot und Blau hervorgehoben, was das Lesen und das Vergleichen der Bilder erleichtert.
Der Band ist 22 x 29 cm, wiegt 915gr. Schon praktischer, eine Ablage dafür zu haben.

Fazit: Ein schönes, sehr gut gelungenes Buch über die Darstellungen der Liebe in den Meisterwerken der Kunst der letzten 2000 Jahre, mit dem man die Welt um sich für mehrere Stunden vergessen kann. Ungemein bereichernd und lesenswert. Perfekt als Geschenk.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Rossini als Mensch und Musiker.

Rossini
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Diese Rossini Biographie aus der Feder von Joachim Campe habe ich gern gelesen und kann sie gern auch weiterempfehlen.

Zum Autor: „Dr. Joachim Campe hat nach seiner Promotion an der Universität Stuttgart ...

Diese Rossini Biographie aus der Feder von Joachim Campe habe ich gern gelesen und kann sie gern auch weiterempfehlen.

Zum Autor: „Dr. Joachim Campe hat nach seiner Promotion an der Universität Stuttgart zunächst als Verlagslektor gearbeitet, später als Literaturkritiker, Herausgeber und Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen. Er hat neben den bei der WBG erschienenen Büchern, einige Aufsätze über Verdi und Rossini in musikwissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.“

Die Biographie Verdis von Joachim Campe habe ich vor paar Monaten als Hörbuch kennengelernt und genossen. V.a. diese griffige, erfrischende Art zu erzählen hat mich sehr beeindruckt. Daher war ich auf dieses Werk neugierig. Und ja, auch diesmal konnte ich mich für den Lesestoff begeistern. Ich fühlte mich sehr wohl dabei und mochte das Buch kaum aus der Hand legen.

Rund 200 Seiten, in 5 Teile mit je 4-6 Kapiteln geordnet, erzählen die Lebensgeschichte des gefeierten Komponisten, anfangend mit den Eltern und der Geburt im Februar 1792, über die Jugend- und Lehrjahre, zu den ersten und später großen Erfolgen, chronologisch fortschreitend bis zum Ende in 1868.

Es geht nicht nur um das private Leben, wobei es früh klar wird, dass er zeitlebens kein Kostverächter war. Auch die musikalische Seite wurde gebührend beachtet. Rossinis Werke, insb. Opern, sind mit viel Kenntnis der Materie, griffig wie unterhaltsam beschrieben worden. Manchmal liest man etwas zur Entstehung, z.B. von Othello, zur Motivation Rossinis gerade zu diesem Stück eine Oper zu schreiben, obwohl nicht so leicht, da u.a. der Text auf Englisch ist. Oft gibt es Ausführungen zum Aufbau und den Kunstgriffen, um z.B. die Charakterisierung der Figuren, oder auch die Aussage des Stückes insg. den Lesern nahezubringen. Die Interpretationen dessen, was Rossini an Botschaften in seinen Werken an sein Publikum getragen hatte, sind spannend und aufschlussreich. Auch wie Rossini seine eigenen Gemütszustände, die Lebenserfahrung in seiner Musik verarbeitete, wurde prima vor Augen der Leser geführt.
Der geschichtliche Hintergrund ist wunderbar in den Erzählteppich eingearbeitet worden. Das politische Geschehen spielte für die Arbeit Rossinis eine große Rolle: Welcher Herrscher welche Musik vorzog, welche Stücke das Publikum brauchte, all das war für den Erfolg des berühmten Komponisten von Bedeutung.

In jungen Jahren war Rossini sehr produktiv: zwei Opern im Jahr waren Pflichtprogramm, dazu kamen seine Engagements bei anderen Häusern, wofür er auch gutes Geld verdiente. „Er genoss diese Freiheit und schrieb seine bedeutendsten Werke zunächst für Rom.“ S. 62.

Rossinis Aufenthalten in Wien, Paris und London, seiner Tätigkeit als Intendant ist Teil 3 gewidmet. Er ließ sich auch in den angesagten Salons z.B. in Paris gern blicken. Der junge Mendelssohn hat ihn mal dort erlebt und einen sarkastischen Kommentar in seinen Briefen der Nachwelt hinterlassen. Von diesen Ansichten, wie Rossini von seinen Zeitgenossen gesehen wurde, findet man einige im Text. Bereichernd.
Bis er etwa vierzig Jahre alt wurde, arbeitete Rossini viel. Dann entdeckte er das süße Nichtstun. Genug Geld war ja da, er hat auch seit einiger Zeit seine Eltern unterhalten, da sie kein eigenes Einkommen mehr hatten. Auch seine Depressionen, die man damals kaum behandeln konnte, haben ihn dazu gezwungen, keine ernsten Verpflichtungen mehr anzunehmen. Mit seiner letzten Frau betrieb er schließlich einen musikalischen Salon, in dem viele Berühmtheiten der Zeit auftauchten: Liszt, Verdi, Meyerbeer, Gounod, Delacroix, Dumas Vater, etc. Auch Wagner war mal da. Spannend, wie dieses Treffen verlaufen war.

Nach Rossinis Tod sollte ein Teil seines Erbes, nach seinem Wunsch, für die Errichtung eines Altersheimes für die Opernsänger in Paris aufgewendet werden, ein weiterer Teil für eine Stiftung. „Auch in diesem Punkt wurde er zum Vorbild für Verdi.“ S. 198. Aus Pariser Pére Lachaise wurde er umgebettet und liegt nun im Dom von Florenz.

Das Buch ist schön und liebevoll gestaltet:
Die s/w Fotos, die in den Text, passend zum Inhalt integriert wurden, stellen auch eine Bereicherung dar und zeigen Rossini in jungen wie in reifen Jahren, seine Frauen, seine Eltern, Foto seines Briefes, an dem man seine Handschrift sehen kann, uvm.
Festeinband in Orange, farblich passend zum Namen auf dem Umschlagblatt. Schön als Geschenk.

Fazit: Eine sehr gut gelungene Biographie von Rossini, die das Wesentliche aus seinem Leben und den Werken vor Augen der Leser führt und Lust auf mehr macht. Man lernt Rossini als Menschen kennen und auch etliches über seine Musik.
Diese schöne, reife, lebendige, knappe, aussagekräftige Art zu erzählen hat mir viel Lesevergnügen bereitet. Auf weitere Werke aus der Feder von Joachim Campe bleibe ich gespannt und vergebe gern 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Von der grundlegenden Regel des Lebens. Spannend, nett geschrieben, lesenswert!

Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief
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Klappentext beschreibt den Kern dieses Buches sehr gut: „Die andere Seite der Evolution
Neue Fakten zur Evolution des Lebens
Noch immer wird die Evolution des Lebens auf unserem Planeten sehr einseitig ...

Klappentext beschreibt den Kern dieses Buches sehr gut: „Die andere Seite der Evolution
Neue Fakten zur Evolution des Lebens
Noch immer wird die Evolution des Lebens auf unserem Planeten sehr einseitig auf die von Darwin beschriebenen Mechanismen von Mutation und Selektion im "Kampf ums Dasein" reduziert. In "Der symbiotische Planet" zeigt Lynn Margulis die andere Seite der Evolution auf und belegt, dass mehrzelliges, "höheres" Leben einst vor Milliarden Jahren nicht im Krieg aller gegen aller, sondern nur durch Kooperation und Symbiose der frühen Organismen entstand. Weil dies zwar nicht Charles Darwins Theorie, aber den neo-darwinistischen Vorstellungen von "egoistischen Genen" zuwiderlief, dauerte es Jahrzehnte, bis Lynn Margulis' Entdeckungen als Fakten anerkannt wurden. Ihr mit großem Enthusiasmus geschriebenes Buch ist auch der persönlich autobiographische Bericht einer außergewöhnlichen Forscherin, die lange um ihre akademische Anerkennung kämpfen musste.“

Es ist nicht viel Text: rund 150 Seiten in 8 Kapitel geordnet, plus ca. 5 S. Prolog und Nachwort von etwa 16 S., aber seine Aussagekraft ist beeindruckend wie weitreichend.

Auf eine sehr persönliche und charmante Art erzählt Lynn Margulis über die Ergebnisse ihrer langjährigen Forschungen und sagt, im Wesentlichen, dass sich die früheren Organismen zu komplexeren Individuen nur durch fruchtbare Zusammenarbeit und Symbiose entwickeln konnten. „Wir bleiben symbiontische Wesen auf einem symbiontischen Planeten.“ S 69.

Man kann dieses Buch in einigen wenigen Sitzungen durchlesen. Es liest sich sehr angenehm. Die Autorin hat Ihr Bestes gegeben, ihre Sicht auf die Welt der Mikroorganismen, sowie Ihre Version dessen, wie sich das Leben entfaltet hat, den Laien verständlich zu machen.
Sie räumt auch mit einigen beliebten Fehlinterpretationen auf: „ Wir müssen ehrlich sein. Wir müssen uns von unserer artspezifischen Arroganz befreien. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass wir jene einzigartige, „auserwählte“ Spezies sind, für die alle anderen gemacht wurden. Und wir sind auch nicht die wichtigste Spezies, nur weil wir so zahlreich, mächtig und gefährlich sind. Unsere hartnäckige Illusion von einer besonderen göttlichen Fügung steht im völligen Widerspruch zu unserer wahren Stellung als aufrecht gehende, kümmerliche Säugetiere.“ S. 158.

Auch deshalb kommt Lynn Margulis sehr sympathisch und so lebendig rüber und macht das Buch sehr lesenswert: Sie liefert einen Film, kein stehendes Bild der Entstehung des Lebens. Sie schildert diese Vorgänge als etwas sehr Lebendiges, Pulsierendes, v.a. als Kooperation der Individuen, die sich zusammenschließen und so immer neue, komplexere, lebensfähigere Lebensformen erschaffen.
Lynn Margulis erklärt alles sehr anschaulich, z.T. anhand von Abbildungen/Zeichnungen, die ihre Ausführungen verdeutlichen, und verwendet oft vereinfachende Vergleiche, die ihre Ausführungen sonnenklar erscheinen lassen.

Für wen könnte dieses Buch interessant sein? Vor allem für alle, die gern spannende und erkenntnisreiche Sachbücher lesen, aber auch für evtl. Schüler, die sich für das Studium der Mikrobiologie interessieren, vllt gar für Studenten dieses Faches. Über den Tellerrand zu schauen schadet nicht, v.a. wenn es um solche weitreichenden Erkenntnisse geht: Wohltuend zu hören, dass nicht der militante Egoismus die grundliegende Regel des Lebens ist, sondern produktive Zusammenarbeit und Symbiose, die Kooperierende weiter nach vorn bringt.
Man kann viel über dieses Werk schreiben, aber es ist besser, selbst zu lesen und zu eigener Meinung darüber zu gelangen.

Das Buch ist schön gestaltet: Festeinband in hellem Blau, Umschlagblatt ist glatt, glänzend mit Farbfoto der Autorin hinten. Jedes Kapitel fängt auf der rechten Seite und mit einem Zitat an. Personen-Sachregister, 8 S., hilft gut beim Navigieren, Anmerkungen/Literatur, 5 S., für diejenigen, die mehr zu den beschriebenen Themen lesen wollen.

Zur Autorin: „Lynn Margulis war Professorin für Biologie an der University of Massachusetts in Amherst und Co-Direktorin des Planetary Biology Internship der NASA. Sie gehörte viele Jahre der National Academy of Sciences der USA an und hat zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten. Sie ist 2011 verstorben.“

Fazit: Spannend, nett geschrieben, für Laien gut geeignet. Lesenswert! Perfekt als Geschenk.


Veröffentlicht am 16.02.2018

Ein toller, spannender, sehr gelungener Regio-Krimi.

Letzte Fahrt
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Diesen tollen, spannenden Regio-Krimi von Yann Sola habe ich sehr gern gehört und kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.

Klappentext beschreibt den Anfang sehr treffend: „Moderne Schatzsucher, ein ...

Diesen tollen, spannenden Regio-Krimi von Yann Sola habe ich sehr gern gehört und kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.

Klappentext beschreibt den Anfang sehr treffend: „Moderne Schatzsucher, ein toter Professor und ein geheimnisvoller Club.
In Banyuls-sur-Mer, am südwestlichsten Zipfel Frankreichs, ziert eine feine Schneeschicht den sonst so sonnenverwöhnten Strand. Perez, Hobbyermittler und Kleinganove, hat alle Hände voll zu tun, sich gegen die ungewohnten Witterungsbedingungen zu wehren, als sein Freund Mata, Taucher am Meeresbiologischen Institut der Côte Vermeille, spurlos verschwindet. Wenig später wird ein toter Professor in einem Pool gefunden, und hochgerüstete Boote befahren das Mittelmeer zwischen Frankreich und Spanien auf der Suche nach einem mysteriösen Wrack. Gemeinsam mit seiner Stieftochter und seinem Schwiegersohn macht sich Perez auf die Suche nach Mata und gerät in einen rasanten und komplexen Fall, der immer mehr Rätsel aufgibt. Welche Nachforschungen hat der Professor angestellt? Was hat es mit dem berüchtigten und geheimnisumwitterten Club auf sich, zu dem die Chefs der Bergungsunternehmen gehören sollen? Und was hat das alles mit Mata zu tun?“

Ich war sofort in der Geschichte drin, fühlte mich dabei sehr wohl und konnte die Kopfhörer bis zum Schluss kaum ablegen. Es war wie ein kleiner Urlaub samt Bildungsreise zum Thema: Besonderheiten der Region.
Über die professionelle Schatzsuche erfährt man so einiges, von diversen Standpunkten betrachtet, denn das ist ganz klar das Thema dieser Folge. Man ist auch zu Besuch auf einem Forscherschiff. Sehr interessant. All die Infos sind recht elegant und authentisch vermittelt, im Sinne, man fühlt sich keineswegs belehrt, eher gut unterhalten.
Auch über Safran aus der Nähe von Toledo, und damit oft verbundene Schwindel bei der Falschetikettierung der Ware, die von woanders stammt, wie so manches über andere Delikatessen, erfährt man auch, denn Perez ist einer, der seinen Kunden echte Köstlichkeiten höchster Qualität bietet.
Perez ist wie dem wahren Leben entsprungen und gibt eine sehr sympathische Hauptfigur ab: Ein Familienmensch, wobei es sich um eine patchwork-Familie handelt, der sich um die Seinen kümmert, gutes Essen und dazu passenden Wein schätzt, und seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht - Ermitteln in kniffligen Fällen. Dabei sind ihm seine Connections eine große Hilfe. Seine Ortskenntnisse spielen bei seinen Ermittlungen wie immer eine Rolle. Dabei kommt man als Hörer/Leser mit dem Perez zusammen an die Stellen, die man als Fremder nie besucht hätte.
Die Polizei weiß nur einen Bruchteil dessen, was Perez weiß, dieser aber bedient sich deren Hilfe, wenn es z.B. um den DNA Abgleich oder ähnliches geht. Perez ist mit dem ehem. Polizei-Chef des Ortes befreundet. Auch hier weiß Perez, sein Verhandlungsgeschick einzusetzen, ohne, dass er dem ortsfremden Kommissar allzu viel verrät.
Perez beweist sich im Teil 3 auch als Frauenversteher. So wie er Stefanie, die etwa 17-jährige Tochter seiner Freundin von Konflikten mit ihrer Mutter abzulenken und für seine Recherchen einzusetzen weiß, ist schon bemerkenswert und auch liebenswürdig. Hier, und an paar anderen Stellen, blitzt feiner Humor durch.
Bis zum Schluss kann man rätseln, wie all diese Geschichten um längst versunkenen Schiffe und die Morde zusammenhängen, und wer dahintersteckt. Spannend bleibt es bis zur letzten Minute. Eine nette Überraschung fehlt am Ende auch nicht.
Die Sprache fand ich auch sehr ansprechend: schlicht und ergreifend. So gekonnt einfach erzählt, könnte ich noch zig anderen Geschichten lauschen.
Ich fühle mich sehr wohl in diesem Krimi auch weil Michael Schwarzmaier wieder absolut großartig gelesen hat. Eine con-geniale Leistung. Es ist, als ob man ein Hörspiel genießt, bloß alle Rollen sind vom nur einen Schauspieler gesprochen worden. Alle Figuren haben nicht nur ihre Stimmen, sondern ihren Charakter, auch situative emotionale Schwankungen, wenn z.B. jmd lacht, weint, traurig ist, etc. hört man gleich deutlich heraus. Da entsteht ein kleines Universum: Menschen mit ihren Freuden und sorgen, mit denen man gern seine Zeit verbringt.
Bei diesem Krimi würde ich unbedingt zum Hörbuch raten, sonst entgeht einem was. Da startet sofort das Kopfkino, man ist prompt im Süden und es geht los.

Fazit: Ein toller, spannender, insg. sehr gelungener Regio-Krimi. Wohl verdienten 5 Sterne und eine unbedingte Hörempfehlung gibt es von mir. Auf die nächste Folge freue ich mich jetzt schon.
Hörbuch, Spieldauer: 8 Stunden und 43 Minuten, ungekürzt, gelesen von Michael Schwarzmaier.