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Veröffentlicht am 16.11.2017

Ein netter cosy Krimi zum Nebenbeihören.

Eine alte Schuld
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Es ist eine längere Cherringham Geschichte: Hörbuch, ungekürzt, Spieldauer: 10 Stunden und 4 Minuten. Ich fand sie insg. ganz gut. Ein netter cosy Krimi, bei dem von den beiden sympathischen Protagonisten ...

Es ist eine längere Cherringham Geschichte: Hörbuch, ungekürzt, Spieldauer: 10 Stunden und 4 Minuten. Ich fand sie insg. ganz gut. Ein netter cosy Krimi, bei dem von den beiden sympathischen Protagonisten zwei Morde enträtselt werden, und auch andere Dinge im Dorfleben passieren.
Sara plagt sich mit den Gedanken, dass sie ihre Kinder bald ausziehen. Cloe ist 18 und geht auf Europareise mit Paar anderen Mädels, anschließend fängt Uni in der Großstadt an. Daniel ist bald auch so weit, aber nun will er beim anstehenden Dorffest mitmachen. Dieses Jahr soll es besonders spannend werden, denn amerikanisches Motto wurde ausgerufen, und Jack ist dabei, eine ungewöhnliche Regatta auszutüfteln. Kurz zuvor wurde bei den archäologischen Ausgrabungen auf der Suche nach den Überresten von römischen Bauten eine männliche Leiche aus der Erde gehoben. Nun sind die Ausgrabungen in Gefahr. Der Versicherungsagent, den Jack bei den Vorbereitungen auf die Regatta kennengelernt hat, verschwindet plötzlich. Sara und Jack erklären sich bereit, der Sache nachzugehen.
Es ist kein Problem, wenn man die anderen Folgen nicht gehört hat, alle Figuren werden kurz vorgestellt, sodass man problemlos dem Geschehen auch ohne Vorkenntnisse folgen kann.
An sich ist der Fall etwas zu einfach gestrickt. Zu viele Zufälle, die von Nutzen für die Ermittlung sind, z.B. Sara findet Passwörter zu den wichtigen I-Seiten des Verschwundenen in einem Heft ordentlich hingeschrieben, das in der Schreibtischschublade steckte. Jack hört zufällig, wie sich zwei Verdächtige streiten, was auch mit dem Fall zu tun hat. Und dass er für die Dorfmannschaft nun Kricket spielt, ist natürlich auch vom Nutzen für die Klärung des Ganzen.
Die Handlung kommt nur mit ganz kleinen Schritten voran. Man wird indirekt, aber etwas plump auf die Auflösung vorbereitet.
Das Tempo ist in diesem cosy Krimi sehr gemütlich, wie auch die Atmosphäre insg. Da muss man sich keine Gedanken machen, dass man etwas verpasst, denn es kommt nochmals bestimmt wieder, ggf. zusammen mit weiteren Informationen.
Gut war, dass diese Geschichte diesmal mehr Raum hatte, um sich zu entfalten und besser erzählt werden zu können.
Insg. ist es ein guter cosy Krimi geworden, ein nettes Wiedersehen mit Sara und Jack. Fürs nebenbei beim heimischen Werkeln Hören geht er in Ordnung.
Sehr gut gelesen von Sabine Godec.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Ein wahres Highlight in diesem politischen Leseherbst. Ein must read.

Die Krise der Demokratie und wie wir sie überwinden
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Das vorliegende Werk von Christian Lammert und Boris Vormann ist eine sehr gute Adresse, wenn man die gegenwärtige Krise der Demokratie in USA und Europa begreifen will.
Die Autoren nehmen die Krise als ...

Das vorliegende Werk von Christian Lammert und Boris Vormann ist eine sehr gute Adresse, wenn man die gegenwärtige Krise der Demokratie in USA und Europa begreifen will.
Die Autoren nehmen die Krise als Chance und, in Zusammenhängen über die Ursachen und Hintergründe nachdenkend, haben nicht nur eine treffende wie wohl recherchierte und somit wohl begründete Analyse des Niedergangs zu bieten.
Sie erarbeiteten auch die Wege aus der Krise, ihre möglichen Finanzierungsmodalitäten, v.a. für USA, und nannten zum Schluss die Voraussetzungen, die Umstände, unter welchen diese Lösungsvorschläge erfolgreich umgesetzt werden könnten.
Was die beiden Autoren vorschlagen hat Hand und Fuss, kann beten und singen. Die Politiker, hüben wie drüben, sollten dieses Buch unbedingt gelesen haben. Es ist eine wahre Fundgrube an Anregungen und Lösungen, Auswegen aus der heutigen, wenig zufriedenstellenden, für viele Beteiligten aussichtlosen Situation.
Zu den Autoren, laut der I-Seite des Verlags:
„Boris Vormann ist Professor für Politikwissenschaften am Bard College in Berlin. Seine Forschung befasst sich vergleichend mit der Politik Nordamerikas und Staat-Markt-Beziehungen im Kontext von Globalisierungs- und Urbanisierungsprozessen.“
„Christian Lammert ist Professor für die Innenpolitik Nordamerikas am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin. Zu seinen Forschungsgebieten gehören die politischen Systeme in den USA und Kanada sowie die vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung.“
Das Buch liest sich gut und flüssig, alles ist sehr verständlich dargelegt worden, sodass niemand sich Sorgen zu machen braucht, ob er den Inhalt verstehen wird.
Die angegebenen Quellen sind im besten Sinne die weiterführende Literatur, eine Fundgrube, die manchem Studenten sehr gut weiterhelfen kann.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Werk, das Lust auf mehr macht, v.a. für alldiejenigen, die sich Gedanken um die gute, lebenswerte Zukunft machen. Ein wahres Highlight in diesem politischen Leseherbst. Ein must read.
5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!


Veröffentlicht am 13.11.2017

Evtl etwas für Teenager.

Origin
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„The da Vinci Code“ von Dan Brown habe ich vor gut zehn Jahren gelesen und fand das Buch ganz gut. Nun war ich auf Band 5 der Reihe neugierig: Diese prächtige Kathedrale auf dem Cover versprach neue Verheißungen ...

„The da Vinci Code“ von Dan Brown habe ich vor gut zehn Jahren gelesen und fand das Buch ganz gut. Nun war ich auf Band 5 der Reihe neugierig: Diese prächtige Kathedrale auf dem Cover versprach neue Verheißungen um das Thema Glauben und Kirche uvm. Im Grunde wünschte ich mir ähnliches wie Da Vinci Code, vllt paar gute Denkanstöße noch dazu, gute Unterhaltung aber auf jeden Fall. Zum Teil war das, was Dan Brown für mich bisher ausgezeichnet hat, auch da: Die wohl bekannten Handlungsmuster wie Rätselspiele, Schnitzeljagd, gefährliches Duelle Langdons mit dem Bösewicht, eine schöne Frau als Begleiterin bei seinen Abenteuern, einiges zum Thema Glaube und Kirche samt Fragen woher kommen wir, wohn gehen wir, all das wurde geliefert und unterhielt auf eine bestimmte Art. Wenn man also ein großer Fan des Autors, der Reihe insg. ist, der wird, schätze ich, auf seine Kosten kommen.
Mir war aber das Ganze einfach zu primitiv und unglaubwürdig, in vielerlei Hinsicht.
Die futurologischen Themen wurden eher oberflächlich behandelt, frei nach dem Motto: bloß nicht den Leser überfordern. Wer aber z.B. „Homo Deus“ von Harari und ähnliches gelesen hat, der wird sich bei den als Sensation angepriesenen Errungenschaften des Futurologen Edmond Kirsch bloß ein mildes Lächeln abringen können. Das Ganze aufgebauschte Drumherum um seine Präsentation erscheint dann umso lächerlicher.
Die Figuren: ob Langdon, seine schöne Begleiterin Ambra Vidal oder auch die gesamte Guardia Civil und fast alle Figuren agieren unglaubwürdig. Ein Professor aus Harvard und eine Frau in der Position von Ambra denken anders und agieren auch deutlich anders. Langdon und Ambra handelten wie zwei unbedarfte Teenager, die man leicht von A nach B schicken kann und die nicht so recht über die Konsequenzen ihres Tuns nachdenken (mögen). Die Guardia Real & Co. sind einfach Stümper, die kaum etwas zustande bekommen.
Auch die Handlung stellt in weiten Strecken das alte wohl Bekannte dar, das hier, nochmals aufgewärmt und mit anderen Details angereichert, bemüht wurde. Im Großen und Ganzen ist die Handlung eher unglaubwürdig, vordergründig aber mit einigen bombastischen Elementen versehen, und am Ende nicht so wirklich spektakulär: Zu viel versprochen und nicht sonderlich viel halten können. Zudem kann man in etwa ab der Mitte durchblicken, wer hinter dem ganzen Trara steckt.
Die Sprache brillierte streckenweise mit der darstellerischen Dürftigkeit und dem Armut des Ausdrucks: „war“, „hatte“, „sagte“ wohin das Auge reicht. Oft musste ich schon aus diesem Grunde Pausen einlegen. Alles zusammen genommen: wenig spannende, fadenscheinige Handlung voller ausgelatschten Muster, Unglaubwürdigkeit, armselige Sprache, etc. bescherte mir oft genug schlechte Laune.
Gut fand ich, dass so manches aus literarischen Werken von William Blake, das berühmte Gemälde von Paul Gauguin, die Werke vom bekannten spanischen Architekten Gaudí in den Erzählteppich eingewoben wurden und so womöglich mehr Aufmerksamkeit der Leser auf sich und ihre Werke ziehen werden.
Einige gute Ideen zum Schluss haben meine Meinung über das eher bescheidene Gesamtergebnis etwas mildern können. Das reicht gerade mal für drei Sterne.
Oft kam mir der Gedanke, dass dieses Werk auf ein ganz bestimmt definiertes Publikum, auf eine genau ausgetüftelte Zielgruppe zugeschnitten wurde: diejenigen, die sowohl einen sehr dürftigen Wissensstand haben und zudem wenig gebildet/nicht gewohnt sind, selbst zu denken und den gelieferten Stoff zu hinterfragen, denn der ist so dargeboten worden: alles ist kommentiert, erklärt, wer was fühlte und z.T. warum. Die häufigen Perspektivwechsel waren dazu nötig, auch von absoluten Nebenfiguren, alles war da, um Fertigbrei vordergründig attraktiv zu machen. Die Liebesgeschichte von Ambra und dem König passt ebenso in die Teenagervorstellungen wie die übrige Handlung.
Das Buch ist schön gemacht: Festeinband, Umschlagblatt, leider ohne Lesebändchen.
Das Buch habe ich auch z.T. gehört. Der Sprecher Wolfgang Pampel hat ganz gut gelesen, wobei ich den Eindruck hatte, dass er an seine Grenzen kam: Phrasen in kastilischem Spanisch, manchmal gar auf Katalanisch wollten ihm nicht so leicht von der Zunge rollen. Da ist die Betonung zwar meist richtig, was nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist, wie ich es aus anderen Hörbüchern mit Phrasen und Namen anderer Sprachen kenne, aber die Aussprache der nichtdeutschen Sätze ist schon recht ungeübt ausgefallen. Auch war mir, dass die Betonung der Worte innerhalb eines Satzes manchmal verkehrt lag, denn logischer wäre es, ein anderes Wort zu betonen, um den Satz den Lesern gut verständlich darzubieten. Aber solche Stellen habe ich schon in anderen Hörbüchern gehabt. Manchmal kann man so etwas evtl nicht meiden.
Die Stimme eines reiferen Herrn war mir nicht so recht zugänglich und passte für mich nicht so recht zu der Geschichte. Mir kam oft vor, dass der Erzähler mir Unwahrheiten erzählte, dass er mir etwas anpreisen wollte, das ich ihm beim besten Willen nicht abnehmen konnte. So war es im Grunde auch.

Fazit: Dürftige, dünne, nach Schema F konstruierte und bescheiden geschriebene Geschichte, die nun als ein must read überall angepriesen wird. Für manche Leserkreise ist sie vllt auch ein Highlight, je nach Standpunkt der Betrachtung.
Ich vergebe hier drei Sterne mit viel Wohlwollen.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Tempo
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 13.11.2017

Spannend, düster, toll geschrieben, sehr lesenswert!

Leere Herzen
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„Leere Herzen“ von Julie Zeh habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch auch gerne weiter. Eine tiefgründige, zum Nachdenken anregende Lektüre voller messerscharfer Beobachtungen, was die heutige ...

„Leere Herzen“ von Julie Zeh habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch auch gerne weiter. Eine tiefgründige, zum Nachdenken anregende Lektüre voller messerscharfer Beobachtungen, was die heutige Gesellschaft angeht und was daraus werden kann.
Die Autorin zeichnet eine Möglichkeit der nahen Zukunft in Deutschland, die erschreckend wirkt und zugleich sehr real erscheint. Trotzdem würde ich den Roman nicht als Psychothriller bezeichnen, nicht im üblichen Sinne, wenn man z. B. an amerikanische oder skandinavische Werke des Genres denkt, eher als eine politisch gelagerte, gesellschaftskritische Dystopie, in der die heutigen gefährlichen Tendenzen wie Politikverdrossenheit, die sich u.a. in Nicht-Wahlbeteiligung äußert, ein Stück weitergedacht und gekonnt wie eindringlich geschildert wurden.
Die Sprache ist toll, jedes Wort sitzt, dabei erscheint der Ausdruck so ungezwungen, so natürlich. Schon allein das verwandelt das Lesen in pures Vergnügen.
Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Es las sich so gut, dass es nach nur wenigen Sitzungen, zu schnell alle war.
Spannend ist die Geschichte insg. Erst konnte ich mir Brittas Arbeit nicht so recht vorstellen, aber nach und nach legte sich ein Puzzleteilchen zum nächsten, und ich konnte mich sehr gut in ihre Weltsicht einfügen und mich in ihre Lage hineinversetzen. In der Zukunft, in der Britta lebt, wollen viele junge Leute nur eins: sterben. Das gibt zu denken, nicht wahr? „Full hands, empty hearts.“ Die Strophe kommt paar Mal im Laufe des Romans und passt zum Ganzen sehr gut.
Britta, die Hauptfigur, ist pragmatisch veranlagt, sie weiß diesen Wunsch in ein lukratives Geschäft zu verwandeln. Sie ist kein typisches niedliches Liebchen aus Frauenromanen. Sie hat aber die beste Freundin, die auf diese Beschreibung passt.
Bald bekommt Brittas Firma Konkurrenz, denn Erfolg zieht magisch Nachahmer an. Britta als Geschäftsführerin muss schnell eine gute Lösung finden, um sich und ihre Familie zu schützen. Spannend bleibt es bis zur letzten Seite.
Die Figuren erschienen mir wie Archetypen der heutigen, und vllt auch künftigen Gesellschaft:
eine taffe, erfolgreiche Geschäftsfrau, die ihre Rolle und ihre Einstellungen zum Leben und Sterben im Laufe der Geschichte hinterfragt;
ein Startup Unternehmer, der sich über das Auftauchen eines finanzkräftigen Investors sehr freut und bereit ist, ihm praktisch alles zu verkaufen;
ein Investor, der einen spirituellen Anführer mimt, aber ganz andere Motive hat und versteckte Ziele verfolgt;
ein schwuler Araber, ein IT-Nerd, der von seiner Sippe abgestoßen wurde;
ein hübsches Mädchen aus Vorzeigefamilie, das ihr inhaltsleeres Leben nicht erträgt;
eine junge Frau, die nur für sich und ihre Familie lebt und die das Geschehen in der Gesellschaft und Politik absolut nicht interessiert, usw.
Jeder hat seine (Vor-)Geschichte, verfolgt eigene Interessen und legt eigene Sicht der Dinge an den Tag, was sie mehrdimensional und lebendig werden lässt. Britta entwickelt sich im Laufe des Romans, was die Protagonisten in den meisten Thrillern heute sehr selten tun. Das Ganze kommt zu einem überzeugenden wie erschreckenden Bild von Deutschland von morgen zusammen. Am Ende blieb ich aber im Unklaren, was genau dieser Schluss den Lesern vermitteln will: Frau soll zurück zu ihrer wohlbekannten Rolle? Back to the roots?
Dieses zukünftige Leben, das die Figuren dem Leser vor Augen führen, erscheint so selbstverständlich, als logische Konsequenz der heutigen Situation, dass man die aufgezeichneten Entwicklungen für durchaus möglich hält, falls sich heute nichts grundlegend ändert.
In vielerlei Hinsicht ist dieses Werk etwas viel besseres als ein Thriller: Tiefgründig, klug, düster, vllt abgeklärt, aber ganz toll, sehr gut geschrieben und sehr lesenswert. Man sieht dem Roman auch deutlich an, dass es der Autorin keineswegs egal ist, wohin die Reise mit uns allen geht und was Schreckliches aus der heutigen Situation entstehen kann. Insofern kann man den Roman vllt auch als eine Warnung begreifen.
Das Buch ist sehr schön und passend zum Inhalt gestaltet, perfekt als Geschenk: Festeinband ist schwarz, innen rot, eingehüllt in das helle, weiße, leicht geriffelte Umschlagblatt. Es gibt nicht allzu viel Text pro Seite, die Schrift ist augenfreundlich.
5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Volksverdummung auf der Basis grausiger Träume eines Möchte-gern-Welthegemons.

Die Welt im Jahr 2035
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Der Bericht ist gut strukturiert: zwei Teile, die in kürzere Kapitel, meist nur paar Seiten, aufgeteilt worden sind. Teil I widmet sich hpts. den globalen Trends, Teil II hat zwei Unterabteilungen „Die ...

Der Bericht ist gut strukturiert: zwei Teile, die in kürzere Kapitel, meist nur paar Seiten, aufgeteilt worden sind. Teil I widmet sich hpts. den globalen Trends, Teil II hat zwei Unterabteilungen „Die nächsten fünf Jahre nach Regionen“ und „Wichtige globale Trends“, s. auch Inhaltsverzeichnis. Einige Diagramme/Grafiken verdeutlichen das Geschriebene. Zeitungsmeldungen, wie sie in den nächsten Jahren in den Medien auftauchen könnten, sind vermutlich zur Auflockerung da, z.B. „Eine Zeitungsmeldung aus dem Jahr 2019… China kauft unbewohnte Fidschi-Insel, um Militärbasis zu bauen.“ S. 74. Aber insg. ist es eine ziemlich trockene Angelegenheit.
U.a. von den Auswirkungen des Klimawandels ist die Rede, von der wachsenden Bedrohung durch Terrorismus, von steigenden Spannungen weltweit, etc.
Wer seine Meinung zu politischen Ereignissen in der Welt den Leitmedien entnimmt, der wird diesen Report vermutlich als eine Art Dystopie lesen können.
Wer aber kritisch diese offiziell genehmigten Interpretationen wahrnimmt, sich vorher anderweitig informiert und womöglich noch eigene Erfahrungen gesammelt hat, der wird aus den Zeilen des Berichts noch ganz andere Dinge herauslesen, die einem eher Unbehagen bescheren und Zukunftssorgen aufkommen lassen. Vor allem wird man die Scheinheiligkeit erkennen können, die hier an den Tag gelegt wurde, wenn es um die Beschreibung bestimmter Trends der Zukunft geht, z.B. die Entwicklung von Terrorismus. Hierzu gibt es ein Kapitel von ca. 20 Seiten.
Wer über die Entstehung des IS, z.B. „Schwarze Flaggen“ von Joby Warrick, „Wer den Wind sät“ von Michael Lüders oder „Nur wenn du allein kommst“ von Souad Mekhenet, oder auch „Wer beherrscht die Welt“ von Noam Chomsky, „Illegale Kriege“ von Daniel Ganser gelesen hat, der weiß, wie ich es meine. Im Report wurde der Sachverhalt so präsentiert, als ob alles, was an Gewalt und Terror passiert, aus freien Stücken geschieht, dass es keine handfesten Ursachen hierfür gäbe, keine Unmengen von US Steuergeldern in die Destabilisierung diverser Regionen geflossen wären, etc., und lediglich den bösen Kräften im Nahen Osten und Asien und einigen anderen Regionen zu verdanken ist. Ich musste an solchen Stellen an Volksverdummung denken, die Michael Lüders in „Die den Sturm ernten“, ein sehr lesenswertes Buch übrigens, so beschrieben hat: „Die Machtpolitik Moskaus, Teherans oder Pekings ist im Zweifel jedoch nicht mehr und nicht weniger skrupellos als die des Westens. Sie in den Kategorien von „gut“ und „böse“ zu verorten, wobei „wir“ natürlich zu den Guten rechnen, das grenzt an Volksverdummung.“ S. 167. Diese wird auch in diesem Werk aktiv betrieben, denn die Verfasser stellen sich ja als die Guten hin. In Moskau soll übrigens ein westenfreundlicher Präsident kommen. Wer die o.g. Werke gelesen hat, kann sich vorstellen, wie es vonstattengehen soll und was das im Klartext bedeutet.
Sehr klar liest sich heraus, dass die Rolle der Weltpolizei und der Möchte-gerne-federführender-Weltmacht auch weiterhin von USA beansprucht wird. Wenn man weiß, wie die Politgeschichte bisher gelaufen ist, und wer für viel Leid, Armut und Tod in vielen Ecken der Welt gesorgt hat, näheres dazu in o.g. Quellen, dem wird bei dieser Ankündigung anders zumute. Im Grunde nichts Neues. Aber grausig genug.
An mehreren Stellen wird von „autoritären Regimes“ in Russland und China berichtet. Sie stehen als Feinde Nr. 1 und 2 da, da sie sich die Freiheit herausnehmen, ihre eigenen politischen Interessen zu haben und diese auf der Weltbühne auch zu verteidigen wissen. Diese Regierungen würden, nach Meinung von CIA, für Identitätskonflikte und noch viel schlimmere Dinge sorgen:„Russland und China betreiben beispielsweise die Entwicklung von Waffensystemen, die in der Lage sind, Satelliten im Orbit zu zerstören, was in Zukunft eine starke Gefährdung für die Satelliten der USA und anderer Staaten bedeuten würde.“ S. 49. Dass all diese Entwicklungen nichts anderes als Reaktionen auf die Politik des Weltaggressors Nr. 1 sind, ist hier quasi „out of scope“.
„Steigendes Selbstbewusstsein in China und Russland“, S. 73, wird v.a. als etwas Negatives hingestellt, da die Verfasser die geopolitischen Interessen der USA dadurch als gefährdet ansehen. Da gibt noch es mehr ähnlicher „Visionen“ im Teil II, wenn es um die Entwicklung der Regionen geht. Diese Sicht der Dinge ließ mich, pardon, an die Beichte eines psychopathischen Despoten denken, der überall Feinde sieht, wohin er schaut, ein klarer Fall von Projektion eigener Ängste und Psychosen insg., jemanden, der seit Ewigkeit unter Verfolgungswahn und argen Wahnvorstellungen leidet, dabei aber fest an seinen eigenen Machtansprüchen hält, koste, was es wolle, denn das ist Sinn und Inhalt seines bedauernswerten Lebens.
Hier, und auch an vielen anderen Stellen, musste ich an die antizipierte Zielgruppe denken, an die sich dieses Werk ggf. richtet. Wer wird/kann sich von diesen aalglatten, wohl ausformulierten Sätzen blenden lassen? Hpts. diejenigen, ihre Meinung über die polit. Geschehnisse in der Welt aus den Leitmedien erfahren. Und diese, wie Peter Scholl-Latour noch in 2014 in „Der Fluch der bösen Tat“ geschrieben hat, sind längst in der Hand des Lieblingsfreundes hinter dem großen Teich. Also wurde hier viel Hoffnung auf die seit Langem laufende Propaganda gelegt, steter Tropfen höhlt den Stein, und weitere Werbekampagne für CIA Sicht der Dinge in die Welt gesetzt.
Zum Schluss gibt es auch „Methodologische Anmerkungen“, die mich kaum überzeugen konnten. Für die angepeilte Zielgruppe wird es gut genug sein, vermuteten wohl die Verfasser. Ein Glossar versucht einige Begriffe, wie z.B. Flüchtling, Wirtschaftsnationen, Globalisierung, etc. zu erklären.
Fazit: Für Liebhaber düsterer Dystopien ist es vllt eine interessante Lektüre, die zum Grübeln anregt, aber insg. kaum etwas Neues bietet. MMn stellt dieser Report v.a. die Imagepflege dar und Stipulation antizipierter Federführung auch auf diesem Gebiet. Da hat sich jmd Nutzen in der Verbreitung dieser Weltbilder erhofft.
Wer noch nicht genug anti-chinesischer und anti-russischer Propaganda wie Volksverdummung insg. abbekommen hat, hier ist die beste Adresse dafür. Wer diese identifizieren und außen vor lassen kann, was zugegebenermaßen viel Arbeit bedeutet, bekommt eine Version möglicher Entwicklungen in der Welt, die man sich größtenteils selbst vorstellen kann. Dabei muss man aber bedenken, dass diese Vision auf Annahmen über Annahmen aufgebaut worden ist. Und wenn eine oder zwei nicht zutreffen, oder gar etwas Unvorhergesehenes eintritt, bricht das Ganze wie ein Kartenhäuschen zusammen. Bis dahin sind es grausige Träume eines Möchte-gern-Welthegemons.