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Veröffentlicht am 01.05.2017

Ein scharfer polit. Thriller über Entstehung von IS mit wahren Figuren und Begebenheiten.

Schwarze Flaggen
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So einen Prolog hätte man in einem scharfen politischen Thriller lesen können und so geht es im Grunde auch weiter, bloß die geschilderten Figuren und Ereignisse sind keine Fiktion. So in etwa muss es ...

So einen Prolog hätte man in einem scharfen politischen Thriller lesen können und so geht es im Grunde auch weiter, bloß die geschilderten Figuren und Ereignisse sind keine Fiktion. So in etwa muss es sich abgespielt haben. Im Großen wird die Entstehung des IS geschildert, im Kleineren wird es nah an den Personen erzählt, die dies ermöglicht haben.
Im Fokus des ersten Buches steht ein Psychopath samt seiner Lebensgeschichte, der seine Gewalttätigkeit und verqueres Verständnis von Islam dazu benutzt hat, um eine gut funktionierende Terrororganisation aufzubauen. Viele Menschen sollten zu Opfern seines Wahns fallen. Auch auf die Geschichte des Islam-Terrors wurde kurz eingegangen und die Situation in den 1920-ger Jahren geschildert. Die Rolle der USA kam auf jeden Fall nicht zu kurz. Die damaligen Politiker, ihre Reden und ihre Taten wurden aufgeführt, und die Auswirkungen ihrer Politik bildhaft geschildert. Da kam sowohl die verkrustete Bürokratie zur Sprache, als auch die Ignoranz, was die kulturell-religiöse Hintergründe in Irak, Syrien und anderen vom Islam geprägten Ländern angeht, und v.a. die Unfähigkeit, mit den verehrenden Konsequenzen des eigenen Tuns zurechtzukommen.
Auch auf die Rolle von Jordanien und König Abdullah wurde öfter eingegangen, insb. im Buch II und III, wie er versucht hat, die US Regierung zurückzuhalten. Er warnte mehrmals vor großen Fehlern, die dann trotzdem begangen wurden. Wie ein roter Faden zieht sich dieser Strang durch das Buch. Gerade diesen Part fand ich so aufschlussreich und bereichernd.
Sehr deutlich wurde auch geschildert, wie die Iraker auf Einmarsch von US reagierten, wie sich die anfängliche Euphorie in den erbitterten Wiederstand verwandelte und so die Entstehung von IS ermöglichte. Auch über Syrien wurde hier viel gesprochen, und mehr oder minder Klartext geredet.
Es wurden auch viele grässliche Dinge vor Augen der Leser ausgebreitet: Folter, Morde, etc. Schon harter Tobak. Vor allem, wenn man über die Gründe nachdenkt, schaudert es einen.
Etwas Kritik: Besonders im ersten, aber zu genüge auch im zweiten Buch, fielen die Griffe aus der belletristischen Ecke auf, wie Szenen mit Dialogen, bildhafte Beschreibungen, etc. Insg. erschien dieser Mix für ein Sachbuch schon recht ungewöhnlich. Im Allg. war mir der Stoff oft zu breit erzählt. Mir schien auch, gerade am Anfang, als ob dieses Buch für Dummies geschrieben wurde. Ordentliche Portion Effekthascherei ließ mich das Buch immer wieder aus der Hand legen. Im Buch II und III besserte sich das.
Das dritte Buch fand ich aber ganz gut. Knalleffekte hielten sich in Grenzen. Da wurde die Situation um 2014 aus großer Perspektive betrachtet und oft aus USA Sicht geschildert, v.a. wie ein Versuch unternommen wurde, das unlösbare Problem in Syrien und Irak zu lösen. H. Clinton und B. Obama waren nun auch dabei, jeder kochte aber eher eigenes Süppchen.
Der alte Anführer der radikalen Islamisten war nun tot, da gab es aber schnell einen Neuen, einen jungen irakischen islamischen Gelehrten, der aus vorgeblich patriotischen Gründen, um seine Heimat von US Besatzern zu befreien, zum IS Anführer wurde.
Griffige Zusammenfassungen wurden oft am Ende der Kapitel geliefert. Die komplexen Zusammenhänge wurden sehr zugänglich, i.e. vereinfacht massentauglich präsentiert. Manches wurde aber wiederum zu einseitig geschildert, nur aus US Sicht.
Und zum Schluss, der in hier 2014 ist, gibt es Stellungnahmen von islamischen Gelehrten, die sich von IS abgrenzen und ihre Aktivitäten entschieden verurteilen. Der Epilog erzählt von weiteren IS-Anhängern, die nach der Ausbildung in den Kampflagern nach Europa zurückkehrten, um auf europäischem Boden ihren Kampf fortzusetzen.

In der Mitte des Buches gibt es 24 schwarz-weiß Fotos, die die Hauptakteure zeigen. Es gibt auch Karten des Geschehens am Anfang des Buches, die mir jedoch zu wenig detailliert waren. Eine Zusammenfassung der Hauptakteure auf 3 Seiten gibt es auch, wobei die Akteure so gut im Text beschrieben wurden, dass sich diese Liste für mich erübrigte. Das Umschlagblatt ist sehr passend zum Inhalt gewählt worden. Es ist Festeinband, jedoch ohne Lesebändchen. Die Schrift ist groß genug und angenehm zu lesen.

Den Pulitzer Preis, der u.a. auch zur weiteren Verbreitung dieses Buches beitragen soll, finde ich gerechtfertigt. Egal wie schwer es fallen mag, man sollte dieses Buch gelesen haben. Von mir gibt es vier wohl verdiente Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Ein schönes Buch voller veganer und vegetarischer Rezepte.

Happy Healthy Food – Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen
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„Happy Healthy Food. Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen“ hat auf mich einen guten Eindruck gemacht: viele spannende, leckere Rezepte, tolle Bilder.
Das Buch ist in zwei Segmente aufgeteilt. Zunächst ...

„Happy Healthy Food. Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen“ hat auf mich einen guten Eindruck gemacht: viele spannende, leckere Rezepte, tolle Bilder.
Das Buch ist in zwei Segmente aufgeteilt. Zunächst erzählt Natalie Gleitman ihre Geschichte und wie sie zur Diagnose kam: Histaminintoleranz, Gluten- und Laktoseunverträglichkeit. Hier wird eine Liste der Lebensmittel aufgeführt, die man bei Histaminintoleranz nicht zu sich nehmen darf. Tomate, Aubergine, Schokolade, Soja, Kaffe, Alkohol, uvm. gehören dazu. Natalie schreibt auch, welche Symptome typisch bei Intoleranzen sind und wie man sich zu Hause testen kann. Eine durchaus nachvollziehbare Methode, die allerdings mit viel Disziplin verbunden ist. Sehr gut fand ich, dass Natalie auch empfiehlt, wie man mit Intoleranzen umgeht, auch wie man sich als Gast verhält, wie man sich auf Flugreisen, in stressigen Phasen verhält. Dos and Don’ts und eine Liste der Lebensmittelfavoriten bei Gemüse, Obst, Nüssen, laktosefreien Milchprodukten, etc. runden den „theoretischen“ Teil von rund 25 Seiten ab.
Auf den drauf folgenden rund 212 Seiten finden sich spannende Rezepte, in sechs Themen aufgeteilt: Breakfast, Snacks, Fresh Salads, Healthy Sweets, Quick and easy Mains, Cooking for friends and family. Gleich zu Anfang, bei Smoothies, gab es interessante Kombinationen, wie z.B. Blaubeer-Grünkohl, Mango-Kirsch unter Zugabe von Kokoswasser und paar andern Zutaten. Das setzte sich auch bei weiteren Rezepten fort: Chia-Pfirsich-Muffins, Saftiges Süsskartofel-Kokos-Brot, Herzhafte Grünkohl- Pancakes mit Quinoa, etc. Sehr oft sind es vegane oder vegetarische Gerichte. Aber es gibt auch einige Rezepte mit Fleisch und Fisch: Paniertes Kokoshuhn mit Mango-Couscous, Lachs auf Gemüsebett, Grünes Thai-Curry mit Hähnchen, usw. Tolle Food-Fotos sind gleich bei den Rezepten dabei und laden zum sofortigen Nachkochen/backen ein. Es gibt einige Rezepte zum Backen von Riegel (Apfel-Zimt), Cookies (Kokos-Blaubeere), Muffins (Quinoa-Mais) und Kuchen (Pfirsich-, Apfel), etc.
Wenn man also Intoleranzen hat, wird man hier fündig. Die Rezepte sind meist sehr einfach zuzubereiten: oft in einem Blender und/oder per Hand zusammenrühren. Fleisch/Fischgerichte mit Gemüse dauern entsprechend etwas länger, aber immer noch ganz easy, auch ein Anfänger kann sie gut bewältigen. Dadurch, dass alles frisch, aus hochqualitativen Zutaten zubereitet wird und die Kombinationen prima gewählt sind, schmeckt es auch lecker und so ganz anders als sonst. Für ungeübte Gaumen, wenn man z.B. Fast-Food und Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern gewohnt ist, wird es ggf. etwas ungewöhnlich, zu ehrlich und „zu gesund“ schmecken. Aber es lohnt sich auszuprobieren.
Was einen Stern Abzug eingebracht hat: Die Quellen habe ich vermisst. Im ersten Teil wird aufgeführt, dass so und so viel Prozent der dt. Bevölkerung an Intoleranzen leidet. Quelle? Manche Zutaten wiederholen sich sehr oft. Fast in jedem Rezept findet man Kokos in irgendeiner Form: ob Raspel, Milch, Wasser oder als Öl. Quinoa und Hafer (glutenfrei) sind auch sehr oft dabei. Da kam oft die Frage nach Alternativen auf. Kalorienangaben und Eiweiß-, Kohlenhydraten-, Fettanteile pro 100gr habe ich vermisst. Aber sonst fand ich das Buch sehr gut, auch weil es einen zum Experimentieren und zum Selbst-Rezepte-Zusammenstellen und zum Besser/gesünder-Essen inspiriert. Paar Lebensweisheiten (auf Englisch) hier und dort tun dem Buch auch ganz gut.
Das Buch hat auch handliches Format, passt ins jede Kochregal: 19,5x 24,5 x3cm. Fester Einband, schön gebunden. Es wiegt 1120gr.

Fazit: Ein schönes Buch voller veganer und vegetarischer Rezepte. Nicht vegane Rezepte lassen sich schnell in vegane umwandeln: ein Ei lässt sich oft durch paar Löffel Apfelmus ersetzen. Wenn man Intoleranzen hat oder einfach was anderes ausprobieren möchte, ist „Happy Healthy Food“ eine gute Adresse.

Veröffentlicht am 22.03.2017

Guter Auftakt der Reihe.

Lost in Fuseta
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Lost in Fuseta ist ein netter Regio-Krimi aus Südportugal mit einem hochaktuellen Thema, eher ruhiger Spannung und eigenartigem Ermittlerteam.
Klappentext spiegelt die Ausganssituation treffend wider. ...

Lost in Fuseta ist ein netter Regio-Krimi aus Südportugal mit einem hochaktuellen Thema, eher ruhiger Spannung und eigenartigem Ermittlerteam.
Klappentext spiegelt die Ausganssituation treffend wider. Ein Deutscher, Privatdetektiv, der an der Algarve bereits einige Jahre gelebt und gearbeitet hatte, wurde eines Tages tot aufgefunden. Die Polizei vor Ort startet die Ermittlungen. Der Kriminalkommissar Leander Lost, ein Austauschkollege aus Hamburg, kommt zunächst nicht so gut bei dem neuen Team an, erweist sich aber später als ein unverhoffter Zugewinn für Polícia Judiciária und seine neuen Kollegen. Keiner vermutet zunächst, dass die Privatisierung der Wasserversorgung und die Senkung der Wasserpreise eine direkte Verbindung mit dem Mord hat. Aber nach und nach wird klar, was die Privatisierung tatsächlich bedeutet und wie teuer sie für die Verbraucher zu stehen kommt.
Gleich zu Anfang beweist Lost eine scharfe Beobachtungsgabe und weiß sie auch in Szene zu setzen. Auch seine Kollegen wurden nach erstem Viertel zunehmend sympathischer, als es ihnen aufging, dass er ein Asperger ist. Bis dahin musste ich mich in Geduld üben. Aber dann gab es vieles, das mir gut gefiel.
Die Vergleiche der deutschen und portugiesischen Mentalität fand ich aufschlussreich und bereichernd. Auch bildhafte Darstellungen der lauwarmen Abende, des nachbarschaftlichen Zusammenseins voller menschlicher Wärme, des guten Essens und selbstgespielten Lieder auf der Gitarre weckten Fernweh und ließen ein wenig in dieser schönen Atmosphäre schwelgen. Eine zarte Liebesgeschichte, nett erzählt, gab es auch.
Dem Text sieht man die persönliche Reife des Autors an, die sich mal in humorig-ironischen Dialogen, mal in gelungener Situationskomik und in vielen anderen Schilderungen zeigte. Seine solide Kenntnis des Lebens an der Algarve rundete das Ganze ab.
Es gab aber auch Dinge, die mein Lesevergnügen gemindert haben. Manches in der Handlung und in der Stoffdarbietung war mit zu konstruiert. Glaubwürdigkeitsfragen tauchten an mehreren Stellen auf. Ein in einen längeren Dialog eingepferchter überdimensionierter Infodump, sowie die zu breit geratenen Weltuntergangaussichten, zum Schluss eine eher billig wirkende Stimmungsmache in der Aussage der ermittelnden Kommissarin, uvm. ließen mich öfter Pausen einlegen. Die Perspektiven wurden oft gewechselt, was mich jedes Mal aus dem Lesefluss beförderte. Die Aspergereigenschaften von Leander Lost kamen eher in Schüben und ließen mich an deren Stichhaltigkeit zweifeln. Eine sachlich falsche Aussage zum Gewinn, S. 337, hätte ich am liebsten dort nicht gesehen. Diese Darstellung ist zwar schön plakativ, ist aber inkorrekt, denn die Macher/Mutterkonzern haben weitere Betriebskosten, sie müssen ja das Unternehmen vor Ort aufrecht erhalten, uvm. Das kostet mehr als einen Cent pro Liter. Eine Sitzung der größeren Trageweite wie die Entscheidung über die endgültige Privatisierung der Wasserversorgung einer ganzen Region wird nicht auf den letzten Tag der Probezeit gelegt. In der Regel wird so etwas schon viel früher abgehalten und besiegelt. Die Schilderung, dass das Wasser weltweit verkauft und in USD, Yen, etc. abgerechnet wird, erscheint mir stark übertrieben. So viel Wasser hat der See gar nicht. Mir waren die Aussagen zum Schluss zu plakativ und wie für Dummies geschaffen. Zu viel Pathos auf Kosten der Glaubwürdigkeit und des guten Niveaus.
Es gibt aber andere, angenehmere Dinge: Paar weise Sprüche gibt es hier und dort gut platziert im Text, die das Ganze aufwerten. Die 16-jährige Tochter eines Opfers lockert die Geschichte deutlich auf. Die Familie der ermittelnden Kommissarin ist ein großer Gewinn für die Reihe. Die Überraschung zum Schluss war gelungen. Man hatte aber auch keine Anhaltspunkte bekommen, um den Täter selbst identifizieren zu können.

Fazit: En guter Auftakt der Reihe, trotz mancher Schwächen. Ich bin auf die nächste Folge mit Lost & Co. gespannt und vergebe 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Von der Kunst eines langen und zufriedenen Lebens.

Ikigai
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Ich habe einen positiven Eindruck vom Ikigai-Buch gewonnen. Insb. für Einsteiger scheint es mir gut geeignet: eine leicht verständliche Lektüre, die sich wunderbar lesen lässt. Auch als Geschenk kann ich ...

Ich habe einen positiven Eindruck vom Ikigai-Buch gewonnen. Insb. für Einsteiger scheint es mir gut geeignet: eine leicht verständliche Lektüre, die sich wunderbar lesen lässt. Auch als Geschenk kann ich mir dieses Buch prima vorstellen. Es ist nett gemacht: Schön gebunden, fester Einband in Orange, Umschlagsblatt in Naturweiß, die Titelschrift ist farblich abgestimmt, haptisch (sehr glatt) wie optisch (glänzend) hervorgehoben, wie auch die beiden Fischabbildungen unter dem Titel. Ein Lesebändchen im gleichen Orange ist auch dabei. Das Buch an sich hat ein gängiges Format, passt in eine mittelgroße Tasche, es ist auch recht leicht, prima zum Mitnehmen.
Die Kapitel sind so gestaltet, dass man das Buch im öffentlichen Verkehr, auf dem Weg zur Arbeit oder im Zug lesen kann. Es sind ca. 210 Seiten in 9 Kapitel von 12 bis 35 Seiten unterteilt, plus paar Seiten für Vorwort und Epilog.
Im Kap.1 wird die Philosophie des Ikigai vorgestellt und „die fünf Blauen Zonen“ beschrieben: Dort, wo die meisten langlebigsten Menschen leben. Auch die Prinzipien des langen Lebens, die diese Menschen den Wissenschaftlern zufolge teilen, sind aufgeführt.
Im Kap. 2 geht es um Anti-Aging-Gesetze oder „Alltagsfaktoren, die einen langen, angenehmen Weg begünstigen.“ Stress und seine Rolle werden hier unter die Lupe genommen. Zu jedem vorher aufgeführten Punkt gibt es Rat, wie man im Alltag paar Dinge anders macht, um z.B. dem zu vielen Sitzen entgegenzuwirken oder besser schlafen zu können.
Im Kap. 3 werden einige Supercentinarians beschrieben, sowie ihre Ratschläge. „Kunst, gleich welcher Art, ist ein Ikigai und kann als Glücksquelle und Lebensziel fungieren.“ S. 64.
Im Kap. 4 wird von der Wichtigkeit der Lebenssinesfindung gesprochen. Dabei ist von Psychoanalyse und Logotherapie die Rede. 10 Unterschiede zw. den beiden werden in einer Tabelle gegenübergestellt, um klarzumachen, dass/wie man Ikigai mithilfe von Logotherapie finden kann. Einige sehr gut beschriebene Beispiele aus dem Leben runden die Ausführungen ab. Weiter wird Morita-Therapie besprochen, deren Grundregeln auch zum langen, guten Leben beitragen können. Vietnamesischer Mönch Thich Nhat Hanh wird hier zitiert: „Hallo, Einsamkeit, wie geht es dir heute? Komm, setz dich zu mir, ich werde mich um dich kümmern.“ S. 86.
Im Kap. 5 „Bei jeder Tätigkeit im Flow sein“ wird von der Macht des Flow geredet, die 7 Voraussetzungen dafür aufgelistet und die Techniken, um Flow zu erreichen. Beispiele aus dem Leben, z.B. Flow bei japanischen Handwerkern, Künstlern untermalen die Ausführungen.
Kap. 6 beschreibt den Besuch der Autoren in Ogimi, „Dorf der Hundertjährigen“. Das Leben in der Gemeinschaft wird dem Leser bildhaft vor Augen geführt. Man wohnt einer Geburtstagsfeier bei, bei der eine Frau 99, die andere 94 und ein Mann 89 ihr Fest mit 17 weiteren Gemeindemitgliedern feiern. Es gibt auch Interviews mit Hundertjährigen, die ihre Weisheiten und ihre Meinung zum langen, glücklichen Leben teilen.
Kap. 7 beschäftigt sich kurz mit richtigem Essen und Trinken.
Kap. 8 beschreibt „Fernöstliche Bewegungsübungen zur Förderung von Gesundheit und Langlebigkeit“. Radio Tasio Übungen mit Zeichnungen sind als erstes aufgeführt, dann kommt Yoga und ihre Stile kurz erläutert, Anleitung zum Sonnengruß in 12 Schritten mit den Zeichnungen. Weiter gibt es Tai-Chi, ihre Stile, Grundprinzipien kurz. „Wolken nachahmen“ in 12 Schritten und Zeichnungen, anschließend fünf Elemente Qigong, auch mit Abbildungen, und Shiatsu ganz kurz.
Kap. 9 spricht von Resilienz und ihrer Rolle. Wabi-Sabi-Konzept, Antifragilität und die 3 Schritte, um sie zu erreichen, einige Beispiele und Ratschläge inkl., runden die Ausführungen ab.
Epilog listet 10 Ikigai-Regeln auf und schließt das Buch ab.
Zugegeben, nicht sehr viel Neues, wenn man sich bereits mit diesem Thema befasst hat, aber einiges doch neu und recht interessant. Nett, all dies in einer anderen Zusammensetzung, mit Beispielen aus den Blauen Zonen, überwiegend aber aus Japan locker leicht vor Augen geführt zu bekommen.
Die Quellen der Konzepte sind zwar im Text aufgeführt worden, aber ich hätte gerne mehr Quellenangaben und weiterführende Literatur gehabt. Auch mehr zu den Methoden des Ikigai-Findens wäre sehr schön gewesen und hätte das Buch doch sehr bereichert.

Fazit: Alles in allem ist es ein nettes, schön gemachtes, leicht zu lesendes Buch, das Potential hat, dem Leser zu helfen, das eigene Leben auf ein langes, zufriedenes Leben auszurichten.
Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Veröffentlicht am 13.02.2017

Ein guter Krimi mit aktuellem Bezug. Leicht humorige Note. Urlaubsfeeling garantiert.

Gefährliche Ernte
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Klappentext fasst die Ausgangssituation prima zusammen: „Eine Hochzeit, ein Geheimnis und ein Todesfall – Hobbyermittler Perez steckt in Schwierigkeiten
An den Berghängen der malerischen Côte Vermeille, ...

Klappentext fasst die Ausgangssituation prima zusammen: „Eine Hochzeit, ein Geheimnis und ein Todesfall – Hobbyermittler Perez steckt in Schwierigkeiten
An den Berghängen der malerischen Côte Vermeille, am südwestlichsten Zipfel Frankreichs, reifen die Weintrauben unter der glühend heißen Augustsonne heran. Es sind Sommerferien, die schlimmste Zeit des Jahres, wenn es nach Delikatessenschmuggler und Lebemann Perez geht. Die Touristen haben sich in Banyuls-sur-Mer breitgemacht, er hängt mit seinen Lieferungen hinterher und dann will seine heißgeliebte Tochter auch noch einen Mann heiraten, den man gemeinhin nur »die Bohnenstange« nennt. Als ein Toter in den Weinbergen seines Vaters gefunden wird, ist es endgültig vorbei mit der Ruhe. Die Ermittler schnüffeln auf dem Weingut und in Perez’ Angelegenheiten herum. Ausgerechnet der sagenumwobene Creus, ein Wein, der das Rückgrat seines bescheidenen Wohlstands bildet, soll etwas mit dem Tod des Mannes zu tun haben. Hobbyermittler Perez sieht sich gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, und muss bald erkennen, dass das beschauliche Küstenörtchen die Kulisse finsterer Machenschaften und familiärer Tragödien ist, die weit in die große Politik hineinreichen.“
Meine Meinung:
„Gefährliche Ernte“ ist ein guter Regio-Krimi mit ruhiger Spannung, mit dem man ein verregnetes Wochenende wunderbar überbrücken kann. Anfangs ist es eher ein Genusskrimi mit all den dazugehörigen Zutaten: atmosphärischen Naturbeschreibungen, gutem französischen Essen, das Haziem, Perez‘ Koch, für ihn und seine Freunde kredenzt, dem Creus, den sagenumwobenen Wein, den Perez für 222 Euro die Flasche nur an besonders würdige Empfänger verkauft, etc. Dazu kommen familiäre Verwicklungen: die Offenbarung von Perez‘ Tochter, dass sie einen jungen Mann heiraten will, der nach Meinung ihrer Eltern keine gute Partie für sie ist. Die leicht humorig-ironische Note, die bei dem Strang mitschwingt, tut dem Ganzen sehr gut.
Perez ist ein sympathischer Kerl an die sechzig, ein echter Banylenc, dem das Wohlergehen der Menschen in seinem Heimatort sehr wichtig ist. Auch deshalb ermittelt er auf die eigene Faust. Auf diesem Wege kann er dem einen oder anderen Schäfchen wieder auf den rechten Weg verhelfen, oft jedoch nicht ohne Eigennutz.
Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Familienzusammenhalt, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe spielen eine große Rolle. Das Verhalten der Einheimischen im Alltag wird geschildert und es mit dem der Zugezogenen verglichen. Bis zur Hälfte des Romans ist Urlaubsfeeling garantiert.
In der zweiten Hälfte wird das Thema Flüchtlinge ganz gut präsent. Hier kommt Gesellschaftkritik gut durch. Perez spricht mit den Ankömmlingen, die bei Banylus-sur-Meer untergebracht wurden. Die Schilderung der unmenschlichen Bedingungen, in denen diese Menschen dort hausen, und die Rolle der lokalen Politik lassen keine Zweifel daran, dass Perez diese Umstände gar nicht gutheißt. Er findet dazu auch sehr klare Worte. Das Geschäftsmodel, das hinter dem Menschenhandel steckt, ist ebenfalls sehr deutlich vor Augen der Leser geführt worden. Perez und seine Freundin Marianne denken über die Situation nach: „Die Gesellschaft rückt nach rechts. Je schlechter die wirtschaftliche Lage, desto weniger Bereitschaft, sich gesittet zu verhalten. Und zusätzlich gilt heute: Muslim gleich Terrorist. Muslim gleich Problem. Schwere Zeiten gebären gefährlich simple Lösungsansätze.“ S. 237.
Im letzten Drittel wird es ernst. Perez‘ Ermittlungen führen ins Drogen- und Menschenhandel Milieu. Und es wird immer klarer, was FN (Front National) mit all dem zu tun hat. Insg. kommt die Partei von Marine Le Pen in dem Roman nicht besonders gut weg.
Begrüßenswert fand ich, dass die Ergebnisse der Recherchen Perez dazu bringen, das eigene Verhalten gegenüber der Tochter und ihrem Verlobten zu überdenken. Situationskomik, Perez ironisch-abgeklärte Darlegung des Geschehens lockern hier und dort das Geschehen auf.
Weniger gut dagegen kam bei mir an, was zum Schluss mit einem jungen Nordafrikaner passiert, v.a. wie Perez dies zur Sprache bringt. Da hat er einige Sympathiepunkte eingebüßt.

Fazit: „Gefährliche Ernte“ ist ein gut komponierter Regio-Krimi, den man in einem Rutsch auslesen kann, mit allem, was dazu gehört, Bezug zu den aktuellen Themen inklusive. Die Sprache fand ich angenehm einfach, die Geschichte las sich flüssig und leicht. Ein würdiger Nachfolger des ersten Falls mit Perez „Tödlicher Tramontane“. Ich bin auf Fall 3 gespannt und vergebe gute vier Sterne und eine Leseempfehlung für die Fans der Südfrankreich-Krimis.