Profilbild von Wedma

Wedma

Lesejury Star
offline

Wedma ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wedma über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2017

Nützlicher Ratgeber für den Alltag.

Do you speak Psychopath?
0

„Do you speak Psychopath“ ist ein nützlicher Ratgeber für den Alltag, der nicht nur das Verhalten von Psychopathen und dessen Auswirkungen auf ihre Umwelt klar und deutlich beschreibt, sondern den Leser ...

„Do you speak Psychopath“ ist ein nützlicher Ratgeber für den Alltag, der nicht nur das Verhalten von Psychopathen und dessen Auswirkungen auf ihre Umwelt klar und deutlich beschreibt, sondern den Leser auf das toxische Verhalten solcher Personen sensibilisiert. Um nicht eines Tages einem charismatischen Menschenmanipulator zum Opfer zu fallen, sollte man dieses Werk lesen.
Auszug aus dem Klappentext: „Im Buch erklärt der Autor anhand realer Fälle, nach welchen erkennbaren Mustern die gewissenlosen Täter ihre Opfer manipulieren. Das Buch demaskiert Psychopathen, wie sie in verschiedensten Formen auftreten, sei es als charmante Betrüger, hinterlistige Mobber, vertrauensvolle Finanzberater oder sprachgewandte Immobilienverkäufer. Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf die spezifische Ausdrucksweise (schwarze Rhetorik) und Sprache, welche diese Menschen verwenden…“
Die ersten zwei Kapitel, ca. 17 Seiten, beschreiben Psychopathen und ihre Opfer. Typische Merkmale wurden genannt, die Psychopathen auszeichnen. Dabei wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Psychopathen vor allem durch ihre Sprache, verbal wie non-verbal, auffallen. Wie man sie erkennt, verriet uns Kapitel 2. Drei Phasen, die das typische Verhalten der Psychopathen auszeichnen, stehen einem klar vor Augen. In der ersten Phase wurden die typischen Opfer kategorisiert und erklärt, weshalb sich solche Menschen für diese Rolle qualifizieren, in der dritten Phase wurden die wohl bekannten Verhaltensweisen der Psychopathen anhand von bullet points wie in einer Präsentation zusammengefasst, auch die typischen Konsequenzen für die Opfer wie Mobbing, Geldverschwendung der Firma, der Opfer, erhöhte Arbeitsbelastung, etc. aufgeführt.
Im dritten, dem umfangreichsten Kapitel des Buches, gibt es etliche Beispiele, die die Sprache der Psychopathen analysieren: anhand der E-Mails, die diese an ihre Opfer verschickt haben, lassen sich bestimmte Merkmale erkennen. Erklärungen, warum diese Sprache so typisch für Psychopathen ist, folgen nach jeder Passage aus paar Sätzen. Das vierte Kapitel fasst sprachliche Besonderheiten nochmals kurz und prägnant zusammen. Kapitel 5, auch nur paar Seiten, zieht Fazit für den Alltag. Hier wurden fünf Phasen nach Babiak &Hare aufgeführt, die das Verhalten der Psychopathen und dessen Auswirkungen in größeren Organisationen beschreiben. Urheberverzeichnis und Quellen samt Glossar, das die im Text verwendeten Begriffe wie Dark Triad, Gaslighting, Projektion, Persönlichkeitsstörung, paranoid, etc. erklärt, schließen das Werk ab.
Am Ende aller Kapitel gibt es schöne Zitate, z.B. von Horaz, Konfuzius, Aristoteles, die die Inhalte wunderbar untermalen.
Dieses Büchlein, 149 Seiten reinen Textes, liefert sowohl die Grundlagen zur Erkennung von Psychopathen, als auch etliche Bespiele, die helfen können, sich die für die Verhaltensmuster solcher Personen zu sensibilisieren. Das Augenmerk liegt also auf der Praxis, auf der (Früh-)Erkennung mit dem Ziel, sich nicht in Abhängigkeit von solchen Machern zu begeben, um nicht ihr nächstes Opfer zu werden. Andere Lösungen sind vom Fall zu Fall unterschiedlich und oft schwierig, da gibt es keine Pauschallösungen.
Das Buch lässt sich gut lesen. Aussagestarker Schreibstil ohne Schnörkel und die Art der Stoffdarbietung: anschaulich, mit konkreten, klar ausgearbeiteten Punkten, fast wie in einer Präsentation, ermöglichen effiziente Wissensvermittlung und Spaß am Lesen. Ausnahme sind die Originaltexte der Psychopathen, aber sie sind gerade dazu da, um diese Personen mittels ihrer Sprache erkennen zu können.

Fazit: Der Inhalt hält, was der Klappentext verspricht. Nach der Lektüre ist man durchaus imstande, Psychopathen im Alltag als solche zu erkennen, besser/ effektiver über solche Personen zu kommunizieren und eigene Entscheidungen entsprechend zu treffen. Das Buch sollte jede(r) gelesen haben, um unerwünschte Dinge vermeiden zu können.

Veröffentlicht am 22.01.2017

Spannend und absolut lesenswert!

Wissenschaft und Spiritualität
0

„Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger ist ein spannendes, absolut lesenswertes Sachbuch, das die im Titel aufgeführten Themen eingehend beschreibt und zu einem vielversprechenden Schluss kommt. ...

„Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger ist ein spannendes, absolut lesenswertes Sachbuch, das die im Titel aufgeführten Themen eingehend beschreibt und zu einem vielversprechenden Schluss kommt. Sowohl die gestellten Fragen, Blickwinkel der Betrachtung, die Tiefe, die aufgezeigten Grenzen der Naturwissenschaftler als auch die Spiritualität, ihre Definition, was sie möglicherweise ist, ihr Platz/ihre Rolle in der heutigen Welt, ihre Wechselwirkung mit Naturwissenschaften sind überzeugend dargelegt worden.
Physik, Astronomie, Quantenphysik, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie und ihre diverse Ausrichtungen, Religion, insb. Buddhismus, Ethik, etc. bilden festen Bestandteil der Ausführungen. Für Studierende der o.g. Bereiche dürfte dieses Buch von besonderem Interesse sein. Dieses Bereichsübergreifende, Interdisziplinäre macht das Werk so einzigartig und beeindruckend.
Es war auch eine enorme intellektuelle Leistung, all die Fachgebiete unter einem Dach zu bringen, ihre historische Entwicklung zu analysieren, um auf das Zusammenspiel der Wissenschaft und der Spiritualität heute hinauszukommen: „Spiritualität und Wissenschaft sind zwei unterschiedliche und komplementäre Ansätze, die Welt zu erfahren und zu erklären.“ S. 380.
Es gibt auch einige sehr gute Zitate zu Buddhismus und zum Verhältnis von Wissenschaft und Spiritualität insg. Die Beschreibung des „mittleren Wegs“ sowie der „fehlenden Substanzhaftigkeit des Ichs – Der buddhistische weg der Achtsamkeit“ im Kap. 6 fand ich besonders spannend und aufschlussreich.
Es gibt aber auch einiges, wo man noch hätte feilen können, insb. bei der Art der Stoffdarbietung. Das Buch ist nicht gerade einfach zu lesen. Manches muss man zwei Mal durchgehen: Schachtelsätze erschweren hier und dort den Lesefluss. An einigen Stellen fehlten mir die Quellen. Manches hätte ggf. weniger ausführlich/griffiger dargelegt sein können. Auch die Gestaltung des Buches wünschte ich lesefreundlicher: Kraftaufwand ist nötig, um das Buch vor Augen offen zu halten. Zum Mitnehmen ist es eher suboptimal.

Fazit: Warum also dieses Buch lesen? Auch wenn man nicht eindeutige Antworten auf die gestellten Fragen bekommt, was man bei dem Thema nicht wirklich erwartet, und/oder mit der Argumentation nicht (ganz) einverstanden ist, erscheint mir der Inhalt spannend, eigenartig und auf jeden Fall lesenswert. So eine Kombination aus o.g. Wissenschaften und Religionen, gut zusammengefasst, als Teil der Argumentation zur Darbietung der Wechselwirkungen von Wissenschaft und Spiritualität bekommt man nicht jeden Tag. Sie ist es einfach wert, sie kennenzulernen.
Das Buch, 383 Seiten reinen Textes, weitere 77 Seiten für Anmerkungen und 9 Seiten für weiterführende Literatur) gibt dem Leser eine reichhaltige Grundlage zum Nachdenken über viele wesentliche Dinge. Es hilft, u.a. das eigene Verständnis der Spiritualität zu schärfen, liefert wissenswerte Einblicke in buddhistische Weltsicht und steht zur Seite, wenn man den eigenen Standpunkt bezüglich der Rolle der Spiritualität im Leben, der Symbiose der Spiritualität und Wissenschaft klarer vor Augen haben möchte. Das Niveau ist hoch, deutlich höher als das vieler Bücher, die sich mit Spiritualität auf dem Stammtischniveau befassen. Das Werk ist nicht einfach zu lesen, aber wenn man sich fürs Thema interessiert, ist „Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger eine sehr gute Adresse.


Veröffentlicht am 19.01.2017

Ein netter cosy Krimi zum Feierabendlesen.

Bitterer Calvados
0

Bitterer Calvados ist ein netter cosy Krimi aus Deuville, die dritte Folge mit dem Kommissare Leblanc.
Klappentext fasst die Ausgangssituation treffend zusammen: „Deauville im Frühling. Bereits zum fünften ...

Bitterer Calvados ist ein netter cosy Krimi aus Deuville, die dritte Folge mit dem Kommissare Leblanc.
Klappentext fasst die Ausgangssituation treffend zusammen: „Deauville im Frühling. Bereits zum fünften Mal lockt der Ort mit seinem Krimi-Festival "Mord am Meer" die Besucher an. Und diesmal ist es den Organisatoren sogar gelungen, den berühmten Bestsellerautor Jean-Paul Picard für eine Lesung zu engagieren. Der Autorenabend ist ein voller Erfolg. Doch am nächsten Morgen liegt Picard tot in seiner Hotelsuite. Das Letzte, was er zu sich genommen hatte, war ein Calvados – und der hatte es in sich: Picard wurde vergiftet. Bei seinen Ermittlungen trifft Kommissar Leblanc auf missgünstige Autoren, gierige Verleger und weibliche Fans, die es faustdick hinter den Ohren haben.“
In etwa bis zur Hälfte gefiel mir der Krimi ganz gut: es gab einen Mord, eine Ermittlung, die Leblanc zusammen mit seiner Kollegin Nadine, die professionell immer besser wird, durchführte, und eine zarte Liebesgeschichte, denn Leblanc ist frisch verliebt und schwankt im Takt der Frühlingsgefühle. Gute französische Küche wie leckere Törtchten aus den geschickten Händen der Leblanc Angebeteten sorgen für Leibeswohl und Gemütlichkeit.
Wie bei jeder Folge zuvor, gibt es auch hier ein zentrales Thema, das besondere Aufmerksamkeit genießt: Wie Bestseller und Star-Autoren gemacht werden. Man wohnt gleich zu Anfang der wohl inszenierten Lesung des gefeierten Krimi-Autors bei, sieht sein heldenhaftes Auftreten, das ganze Brimborium drum herum, hört die Gespräche der weiblichen Fans, etc. Dem Bestsellerautor wurden folgende Worte in den Mund gelegt: „… die meisten Kriminalromane seien schlampig geschrieben, schlecht recherchiert und so langweilig, dass sie die Leser einschläfern würden.“ S. 119. Die Äußerungen des Verlegers des verstorbenen Stars sind aber noch aufschlussreicher, griffig formuliert und überzeugen auf ganzer Linie, sodass keine Zweifel entstehen, dass es sich so in etwa auf dem Büchermarkt auch in der Realität abspielt. Den Lesern wird plastisch vor Augen geführt, wie ein Bestsellerautor gemacht wird und was hinter der glamourösen Fassade steckt. Ironisch ist die Auflösung dieses Mini-Stranges um den geschäftstüchtigen Verleger.

Schön war auch das Wiedersehen mit den anderen Figuren aus den früheren Folgen. Die Geschichte von Leblancs Mutter, die bei ihrer Schwester in Versailles nach dem Tod ihres Mannes unterkam, wurde recht unterhaltsam weitergesponnen. Nun will sie einen afrikanischen Krimiautor heiraten, der genauso alt ist wie Leblanc, und sich als seine vierte Frau seiner Familie in Kamerun anschließen. Vergleiche der europäischen und afrikanischen Lebensstile treten in Leblancs Gedanken hervor, regen zum Nachdenken an und wirken bereichernd insgesamt. Leblancs zwei weitere Dauerfreundinnen kommen hier auch wieder vor und sorgen für ein nettes Wiedersehen.

Insg. fühlte ich mich gut unterhalten. Eine nette Geschichte, die manchmal auch gesellschaftskritisch wirkte, denn Kritik am räuberischen Verhalten der Großkonzerne in Afrika, Schicksal der einfachen Afrikaner und der Zustand des dortigen Ackerlandes (S. 129) kamen ebenso zur Sprache wie das Kasperletheater auf dem Büchermarkt in Europa.
Es gab leider auch einige Dinge, die mein Lesevergnügen geschmälert haben:

Spätestens nach den ersten siebzig Seiten drängte sich der Eindruck auf, dass es insg. zu viel erklärt wurde. Manche unnötige Kommentare und naive Fragen aus Leblancs Mund (S. 128) hätte ich dort lieber nicht gesehen, genauso wie manche Klischees wie Wodka flaschenweise konsumierenden Russen an der Bar, die angeblich in Drogen- und Goldgeschäfte verwickelt sind. Die wurden gleich paar Mal hervorgeholt und ich musste an unbeholfene Lückenfüller denken. Einige Stellen mit überflüssigen Adverbien katapultierten mich paar Mal aus dem Lesefluss. Manche Dialoge wirkten gestellt und luden zum Pause-Einlegen ein.

Der Fall an sich erschien mir wenig spektakulär. Manches daran schien mir wie aus dem letzten S. King Roman abgeschaut.
Die Spannung ließ in der zweiten Hälfte nach, durch die weitschweifigen Beschreibungen der unsinnigen Aktionen des liebestollen Leblancs wirkte der letzte Drittel langatmig, bis die Auflösung (endlich) über die Bühne gebracht wurde.

Fazit: Ein netter cosy Krimi aus Deuville zum Feierabendlesen oder um einen verregneten Sonntag zu überbrücken, der durch einige gesellschaftskritische Aspekte aufgewertet wurde. Ich bin auf den nächsten Fall gespannt und vergebe vier Sterne, gute Portion Wohlwollens vorausgesetzt, samt der Empfehlung für Liebhaber/innen der gemütlichen Regio-Krimis.

Veröffentlicht am 02.01.2017

Ein gekonnt geschriebener, spannender Krimi mit tollen Schauplätzen und überzeugenden Figuren.

Golkonda
0

Golkonda hat auf mich insg. einen sehr guten Eindruck gemacht. Der Abenteuerroman erinnerte mich an Indiana Jones und seine Suche nach verborgenen Schätzen vergangener Kulturen, gekonnt und packend erzählt. ...

Golkonda hat auf mich insg. einen sehr guten Eindruck gemacht. Der Abenteuerroman erinnerte mich an Indiana Jones und seine Suche nach verborgenen Schätzen vergangener Kulturen, gekonnt und packend erzählt. Der Autor, definitiv kein Neuling auf dem Gebiet, schaffte es immer wieder, mich in den Bann seiner Geschichte zu ziehen: Kopfkino an, die Welt da draußen aus.
Man wird gleich in die Geschichte hineingezogen, ist mitten im Geschehen und immer live dabei. Und es macht viel Spaß sowohl die Abenteuer und Verfolgungsjagden mitzuerleben, als auch einige spannende Dinge über Alltag im heutigen Indien und die Kultur des Landes zu erfahren, z.B. dass das Leben immer noch stark vom alten, offiziell nicht existierenden, aber in der Realität gelebten Kastensystem geprägt wird.
Insb. im letzten Drittel geht es en Detail um eine alte, verfallene Stadt Golkonda, um 345 n. Z. errichtet und später Gegenstand der Eroberungen machtsüchtiger Herrscher. Die Nachteile für die einfachen Menschen und die Kulturgüter der im 1948 erfolgten Umstellung auf Demokratie werden plastisch vor Augen der Leser geführt. „Seit Golkonda dem indischen Volk gehörte, war die staatliche Kulturbehörde zuständig und ließ immer mehr vom Glanz der Vergangenheit verblassen.“ Die tragischen Schicksale der Menschen aus der Kriegerkaste kommen deutlich zur Sprache und reißen mit. Diese Infos sind nicht nur gut für die Füllung der Wissenslücken, es sorgt auch dafür, dass sich kaum etwas in dieser Geschichte auf dem schwarz-weiß-Niveau bewegt. Wenn man die Vorgeschichte des Schützen erfährt, fällt einem nicht schwer, in ihm ein Opfer der Verkettung der unglücklichen Umstände zu seinen, jener Kombination aus den grausamen politischen Entscheidungen der demokratischen Regierung und des alten Kastensystems in seinem Land, die viele Seinesgleichen an Rand der Verzweiflung trieben. Gut möglich, dass dieser Teil der Geschichte nicht zur politisch korrekten offiziellen Version passt, die Umstände scheinen mir jedoch adäquat, passend zu den Realien in Indien, gut beobachtet und prima erzählt.
Die Hauptfiguren überzeugen auf ganzer Linie: jung, eigenartig, kein! 08/15 Format. Jede von ihnen kommt aus einem andern gesellschaftlichen Milieu und hat eigene spannende Vorgeschichte. Dent ist ein Computernerd, wohnt mitten in St. Pauli in Hamburg in Wohnung seiner Mutter, Wäscherin, und ernährt sich von Zigaretten, Kaffee und gelegentlichen Pizzalieferungen. Sein Bruder Don ist ein Halbenglander, hat etliche Jahre in Indien verbracht, ist ein Profi-Dieb, ehem. Söldner, Indienkenner und nun auch auf der Suche nach seinem Erbe, einem ungewöhnlichem rosa Diamanten aus den sagenumwobenen Mienen der alten Stadt. Sophie ist eine junge Anwältin, die nach dem Studium in der Kanzlei ihres Onkels als Erbschaftverwalterin anfangen darf. Golkonda ist ihr erster Fall. Dieses Trio begleitet einen durch die Geschichte und es ist mitunter schwer zu sagen, wer da der „Hauptermittler“ ist. Alle drei tragen nach Kräften ihren Part zur Ermittlung der Erbschaft bei. Auch die Nebenfiguren und ihre Lebensgeschichten sind spannend und es wert, sie kennenzulernen. U.a. gibt es ein Pladoyer über die alleinerziehenden Mütter, die sich für ihre Kinder aufgeopfert haben. Auch Frauenrolle in Indien ist einem der Nebenstränge gut präsent, eine anti-Kriegs-Note schwingt da deutlich mit uvm.
Die Handlung ist logisch aufgebaut und erweist durchwegs eine gute Spannung. Konflikte auf Schritt und Tritt lassen einen immer weiterblättern. Die wichtigen Ereignisse sind prima in Szene gesetzt. So weiß man gleich am Anfang, worum es hier geht, was auf dem Spiel steht, wer den Geheimnissen nachjagen wird und warum. Die Figuren haben keine andere Wahl, als loszugehen und die Sache zu klären, denn es geht ums Leben und Tod. Die Jagd nach dem Diamanten führt bald nach Varanasi, Indien. Dort taucht man in eine andere Welt ein, lernt Figuren kennen, die einen verblüffen, empören, überraschen und immer gut unterhalten.
Die Schauplätze sind vielfältig und atmosphärisch beschrieben: Diwali-Fest in Varanasi, ein Begräbnis auf dem düsteren Friedhof in Soho, London, Feierlichkeiten auf St. Pauli, Hamburg in der Silversternacht, die sagenumwobene Stadt Golkonda näher Hyderabad uvm.
Die Art der Stoffdarbietung hat mir nicht nur gut gefallen, sie hat vielerorts auch Spaß gemacht. Es gab allerdings auch manche Stoffwiederholungen und Zusammenfassungen, die ich da am liebsten nicht angetroffen hätte. Mag sein, dass sie nicht ausschließlich auf Ansinnen des Autors dort platziert wurden. Bloß aufmerksame Leser können sich dafür kaum begeistern.
Eine humorig-ironische Note, die oft in den Dialogen auftaucht, rundet das Lesevergnügen ab.

Fazit: Ein gekonnt geschriebener, spannender Krimi, der nicht nur Spaß macht, sondern auch zum Nachdenken anregt und viele interessante Momente zur Kultur und Geschichte Indiens unterhaltsam zu vermitteln weiß. Es ist die Art von Krimi, die durchaus massentauglich ist. Diese Abenteuer kann ich mir gut auch als Film vorstellen. Bleibt zu hoffen, dass man bald mit weiteren Abenteuern vom ungleichen Trio beglückt wird.
Leider war mir die Zeichensetzung zu oft zu abenteuerlich: mal ein Komma zu viel, mal zu wenig, mal Punkt, Komma und „Gänsefüßchen“ alle auf einen Schlag da. Dazu die alte Rechtschreibung, die mich oft genug aus zusammenzucken ließ.
Inhaltlich und erzähltechnisch ist der Roman aber eine beachtliche Leistung. 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung für Krimi-Fans und Liebhaber der Abenteuerromane.
E-book, Seitenzahl der Printausgabe: 432.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Ein gut gelungener dritter Fall zu einem wichtigen Thema.

Nebeltod
1

Klappentext beschreibt die Ausgangssituation recht treffend: „Ein grauer Novembertag in Nordfriesland. Hauptkommissar John Benthien von der Flensburger Kripo bearbeitet einen bizarren Fall: Bei Niebüll ...

Klappentext beschreibt die Ausgangssituation recht treffend: „Ein grauer Novembertag in Nordfriesland. Hauptkommissar John Benthien von der Flensburger Kripo bearbeitet einen bizarren Fall: Bei Niebüll wurde ein Mann auf die Gleise gefesselt und vom Zug überrollt. Wenig später erhält die Polizei ein Foto des Opfers mit der Aufschrift SCHULDIG. Ein Racheakt, vermutet Benthien. Die Ermittlungen führen ihn auf die Insel Föhr, in eine exzentrische Künstlerkommune. Dort schlägt der Mörder erneut zu. Wer steckt hinter den Morden? Ist es einer der Künstler? Privat hat Benthien ebenfalls Sorgen: In seinem Haus auf Sylt scheint ein Geist umzugehen.
Der dritte Fall für den beliebten norddeutschen Hauptkommissar John Benthien.“
Nebeltod hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Krimi mit ruhiger Spannung, bei dem Umgang mit Tieren und Tiermissbrauch stark im Vordergrund stehen.
Die sorgsam ausgewählten Zitate fand ich sehr schön. Sie und der Fall insg. haben mich zum Nachdenken gebracht. Diese philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema hat mir sehr gut gefallen.
Die Handlung spielt im November in Nordfriesland und endet am 1.Dezember. Schön atmosphärisch ist der Hintergrund der Geschichte. Die Naturbeschreibungen sind bei Nina Ohland wie immer lebendig und zum Greifen nah. Man fühlt sich an die Küste versetzt und mitten drin im Geschehen.
Nach dem Toten auf den Gleisen kommen später auch weitere Opfer hinzu, einige aus der Künstlerkommune. Dort schaut sich Benthien ausführlicher um. Man lernt die Künstler kennen und diejenigen, die mit den Opfern zu tun hatten. Interessante Lebensgeschichten und mitunter tragische Schicksale sind Lohn für die Ausdauer, die man hier mitbringen muss. Die Spannung speist sich hpts. aus den Figuren, ihren Vorgeschichten und möglichen Beweggründen der infrage kommenden Täter. Fast jeder ist zunächst verdächtig, bloß nicht die Personen, die hinter diesen Aktionen tatsächlich stecken. Der Fall fußt auf einer Familientragödie und wird zum Schluss bis ins Detail erklärt.
Ich mochte den dritten Fall, wie auch all die früheren Benthien Fälle. Dieser Fall hat ein wichtiges Thema, das Autorin Nina Ohland richtig erkannt und einfühlsam wie gekonnt im „Nebeltod“ ausgearbeitet hat. Es gibt (Gottseidank) keine Folterszenen. Es wird aber über die missbrauchten Pferde, Hunde und Katzen im Laufe der Ermittlungen en Detail gesprochen.
Es gibt auch weitere Entwicklungen bei jeder Figur, die Jon nahe steht. Jons Vater hat nun ein Ziel vor Augen und will einen Krimi schreiben. Jon ist willens, ihm dabei zu helfen. Jon denkt verstärkt an Lily und sie an ihn, wobei sie Juri Rabanus auch attraktiv findet. Das Team hat einen neuen Kollegen bekommen, der sich nicht besonders gut anstellt, weder bei Kollegen noch bei den Ermittlungen. Die Staatsanwältin ist mit dem Weihnachtsmenu zum Schluss beschäftigt, das sie selbst zubereiten will. Und die verrückte Stalkerin Jablonski, die man aus dem zweiten Fall kennt, ist auch da, wenn auch nur schemenhaft im Hintergrund, und sorgt für gruselige Momente.

Im Februar 2017 erscheint der nächste Benthien-Fall „Sturmläuten“. Ich bin jetzt schon darauf gespannt.
Ich vergebe hier gerne vier Sterne und eine Empfehlung für die Leser, die gerne Familiengeschichten mit kriminellen Elementen vor atmosphärischer Nordsee-Kulisse lesen und/oder sich fürs Thema Umgang mit Tieren/Tiermissbrauch interessieren.