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Veröffentlicht am 12.03.2017

Geschichte des XVII und XVIII Jh. prima erzählt. Sehr informativ und lesenswert.

Das Europa der Könige
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Von dem Werk von Leonhard Horowski „Das Europa der Könige“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen. Ich habe es gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter.
Es gibt 20 Kapitel auf ca. 1017 Seiten ...

Von dem Werk von Leonhard Horowski „Das Europa der Könige“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen. Ich habe es gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter.
Es gibt 20 Kapitel auf ca. 1017 Seiten verteilt. Mal sind es 23 S. (Kap. 1), mal sind es 80-90 S. (Kap. 19-20). Zum Vorwort (10 S.) und Epilog (8 S.) kommt ein üppiger Anhang, darin kurze Beschreibung der Feudal- und Amtstitel (4 S.), der wichtigsten männlichen und weiblichen Hofämter (4 S.). Nachweise der Quellen und Literatur gibt es nach Kapiteln unterteilt (20 S.), gefolgt vom Nachweis der Bildquellen (5 S.), kurzem Dank und Namensregister auf 32 S.
Sehr schön, dass Horowski gleich zu Anfang seine Gedanken über das Wie der Geschichtsschreibung mit seinen Lesern teilt, S. 51-53. Er spricht unter anderem „das Problem der Idee von relevanter und irrelevanter Geschichte“ an und erklärt anschaulich, warum es problematisch ist, die Geschichte unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Vor diesem Hintergrund wird es klar, warum er „Das Europa der Könige“ in einer Art von Essaysammlung dem Leser präsentiert. Abgesehen davon, dass diese Erzählform eine eher ungewöhnliche Herangehensweise an die Schilderung der vergangenen Ereignisse darstellt, denn von einer bloßen Nacherzählung der Quellen ist das Ganze Lichtjahre entfernt, vermittelt sie mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und Dichte die Inhalte, für die man sonst etliche Bänder hätte durcharbeiten müssen.
Man bekommt detaillierte Einblicke in nahezu alle Bereiche des damaligen Lebens der (Hoch-) Adeligen in Europa, mit etlichen Beispielen untermalt. Liebe, Erotik, die allseits bekannten Liebschaften parallel zur Ehe insb. bei den Königen und ihren Mätressen, der Ehebruch und seine Folgen für Niederadeligen, Ehe/Familienleben, Kinderkriegen, etc. kommen in mehreren Kapiteln in unterschiedlichen Kontexten zur Sprache, denn bei den Herrschaften des blauen Blutes geht es gleich um ein beachtliches Vermögen, gesellschaftliche Stellung, Machtanspruch. Der Autor weist auch auf den Wandel hin, der sich im Laufe der Zeit vollzog, z.B. was die Ehe oder Stellenwert von Sex angeht. Hochadel hat vorzugweise in der Familie geheiratet: ein Onkel seine Nichte, Cousins ersten Grades als Mann und Frau gab es oft. Die Ehen waren immer arrangiert und oft unter Kindern und Minderjährigen geschlossen.
Auch zum Thema Krieg und Frieden gibt es hunderte von Seiten voller spannender Ausführungen, denn schon allein Frankreich hat etliche Kriege vom Zaun gebrochen, weil sich Ludwig XIV als Herrscher des Kontinents anschickte. Weiter im Osten wird ein nicht zu enden wollender Krieg zwischen Russland und dem osmanischen Reich geführt. Ab 1711 wird auch aktiv nach Russland geheiratet. Der Autor liefert auch eine recht plausible Erklärung, warum und was sich die europäischen Herrscher davon erhofft haben.
Man kann mit den Ausführungen einverstanden sein, was bei den Darstellungen geschichtlicher Ereignisse keine Seltenheit ist, oder auch nicht ganz, aber es ist eine spannende Sicht der Dinge, die es zweifelsohne wert ist, sie kennenzulernen. Eine Bereicherung des bereits vorhandenen Wissens ist es auf jeden Fall.
Es ist schon besser, wenn man Vorkenntnisse mitbringt, um in vollen Genuss des Werkes zu kommen, denn den Ausführungen liegt so ein fundiertes Wissen der Materie zugrunde, dass sie für Einsteiger wie böhmische Dörfer vorkommen können. Der Text ist schon recht dicht, im direkten und übertragenen Sinne des Wortes.

Horowski beweist sich auch als ein vorzüglicher Unterhalter: Sein Narrative, oft leicht ironisch, der sich wie ein gutes Gespräch unter Freunden liest, bereichert er mit anderen Erzählformen, die das Ganze prima auflockern: Mal gibt es nachgeahmte Dialoge der adeligen Kontrahenten, mal sind es Szenen, die auch recht bekannte Figuren, wie Ludwig XIV, von einer sehr ungewöhnlichen und sehr persönlichen Seite zeigen, mal spricht der Autor den Leser direkt an und leitet ihn zum nächsten Thema.
Das Lesen erfordert gewisse Konzentration, denn oft springt die Erzählung rein assoziativ zum anderen Thema oder anderem Adeligen und seiner Vorgeschichte/seiner Dynastie und den dort herrschenden Verhältnissen rüber, oder zur anderen Zeit, denn der Autor stellt auch gerne Vergleiche auch mit der heutigen Politik an. Aber einmal reingekommen, kann man nicht so leicht aufhören.
Wer es gewohnt ist, die Bücher beim Lesen in den Händen zu halten, muss mit 1324Gr rechnen. Das Buch liegt aber gut in der Hand und lässt sich insg. prima lesen.
Das im Titel Versprochene bekommt man auf jeden Fall und noch viel mehr geliefert: Die einleuchtende Beschreibung des Werte- und politischen Systems, der Beweggründe, der verzwickten familiären Verbindungen und die daraus folgenden Handlungsmotive der Adeligen zunächst am Beispiel des Lebens am Hof des Ludwig XIV und später einigen anderen wird bildhaft vor Augen geführt. Man erhält tiefe Einblicke wie umfassenden Überblick, wie das Leben im Europa der Könige war. Manche Figuren kommen mehrmals vor, wenn sie z.B. wie Grumbkow eine beachtliche Karriere hingelegt oder eine beachtliche Rolle in der Geschichte gespielt haben. Und es ist auch spannend zu sehen, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Dabei kann es mit der Karriere den Berg hinauf oder hinab, oder mehrmals rauf und runter gegangen sein.

Das Buch ist schön gestaltet: Fester Einband, Umschlagblatt, Lesebändchen farblich auf den Titel und den Rücken des Umschlagblattes abgestimmt. Im Buch gibt es etliche Fotos der Portraits der Adligen. Sie kommen in 4 Blöcken von 4-5 Seiten, gleichmäßig im Buch verteilt. Manchmal sind es 3 Abbildungen, manchmal eine große pro Seite, ein kurzer begleitender Text ist immer dabei. Vorne und Hinten am Einband gibt es zwei Stammtafeln, die die familiären Verbindungen der königlichen Familien, samt Lebensdaten jedes einzelnen Mitglieds, präsentieren.

Fazit: Ein tolles, informatives, absolut lesenswertes Werk. Ein Muss für alle Geschichteliebhaber. Als Geschenk zum Geburtstag oder zu einem anderen Anlass sehr gut geeignet. Fünf wohl verdiente Sterne.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Ein guter Frauenroman. Authentische Geschichte, überlebensgroße Figuren.

Wenn ich jetzt nicht gehe
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„Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist ein guter Frauenroman, bei dem insb. die überlebensgroßen Figuren und die authentische Geschichte vorteilhaft ins Gewicht fallen.
Der deutsche Titel erscheint mir glücklicher ...

„Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist ein guter Frauenroman, bei dem insb. die überlebensgroßen Figuren und die authentische Geschichte vorteilhaft ins Gewicht fallen.
Der deutsche Titel erscheint mir glücklicher gewählt als der Originaltitel „La Templanza“ (Die Mäßigung). Das Coverbild ist ein wahrer Hingucker und passt wunderbar zum Inhalt.
Der Einstieg fiel mir aber nicht leicht. Die Bilder der Armut und Elend im mexikanischen Hinterland des 19 Jh. konnten mich kaum packen. Da wurde zwar auf Mitleid plädiert, aber so recht überzeugen konnte mich das alles nicht. Solche Stellen gab es auch im weiteren Verlauf des Romans, wie z.B. die Schilderung des Billardspiels: klobig, gewollt, sprachlich eher holprig. Das Plappern des allwissenden Erzählers, der mal aus Mauros mal aus der Perspektive seines Gegners etliche Erklärungen losließ, half auch kaum weiter. Einzig die gut eingebauten überraschenden Wendungen retteten oft das Ganze und ließen weiterlesen. Nach etwa 80 Seiten kam die Geschichte in Bewegung. Mauro, der mit Silberminen als junger Mann reich geworden war und nun Jahre später sein Hab und Gut wieder verkaufen und seine schwangere Tochter bei ihrer neuen Familie zurücklassen musste, erreichte Havanna in der Hoffnung, zu Geld zu kommen, um sein Kredit wieder zurückzahlen zu können. Obwohl er gleich zwei Optionen angeboten bekam, nahmen seine Abenteuer eine ganz andere Wendung. Weitere Reise führte ihn nach Jerez, Andalusien, wo er ein Weingut und das dazugehörige Anwesen verkaufen wollte. Er plante bloß Geld zu machen und wieder zu seinem alten Leben zurückzukehren. Sein Schicksal wollte es aber anders.
Die Verwicklungen in Jerez, angereichert mit Familiengeschichte des alten Winzerclans, fand ich authentisch. Mir war aber die Handlung etwas zu konstruiert, eindimensional, manches unglaubwürdig. Man ist immer in einem Handlungsstrang beim Mauro, der versucht, in der Fremde Probleme zu bewältigen und im Leben wieder Fuss zu fassen. Im Großen und Ganzen war der Ausgang der Story doch recht voraussehbar.
Die Geschichte las sich sonst ganz gut, wären da nicht diese viele unnötige Erklärungen und behauptete Emotionen. Es war leider oft so, dass kaum ein Dialog/ eine Szene angefangen hatte, schon sprang die allwissende Erzählerin um die Ecke und fing an eifrig zu erklären, je nach Situation in abwechselnden Perspektiven, wer, was dabei gedacht/ früher angestellt hatte und warum und wie jetzt das alles aufzunehmen wäre. Die Fähigkeit der Leserschaft selbständig zu denken war hier wohl nicht vorausgesetzt, weshalb eine Flut von Fertigbrei die Geschichte zukleiserte, das Vorankommen erschwerte und mir den Spaß am Lesen nahm. Diese Erklärungswut setzte sich leider bis zum Ende durch, was mich etliche Male das Buch beiseitelegen ließ.
Die Figuren, insb. Soledad, standen mir lebendig vor Augen und erzählten ihre Geschichten und zum Schluss auch ihre Geheimnisse. Eine Figur ist abgebrühter als die andere. Was Gut von Böse unterscheidet ist der Grund und die Absicht. Eine Frauenfigur kam mir jedoch schlicht überzeichnet vor, die Beschreibungen ihres Verhaltens mal unbeholfen, mal gekünstelt. Aber insg. war auch sie es wert, sie und ihre Beweggründe kennenzulernen.
Viele Themen wie Familienzusammenhalt, Liebe, Freundschaft sind ein fester Bestandteil des Romans, auch Umgang mit Demenz, mit Leibeigenen, Sklavenhandel sind prima hineingewoben worden.
Die Liebesgeschichte zwischen Mauro, einem sympathischen Kerl mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, der zwei erwachsene Kinder hat, und Soledad, der letzten Frau aus dem alten Winzerclan, die was vom Geschäft versteht und schwer um die Reste ihres Vermögens kämpft, ist doch recht gut geworden. Viele Verwicklungen: die Beiden mussten vieles meistern und etliches bewältigen.

Fazit: Wer Familiengeschichten mit ihren alten Geheimnissen liebt, wird hier fündig. Ich habe auf etwas mehr Kunstfertigkeit gehofft, daher vergebe ich gute drei Sterne und eine Leseempfehlung für die Fans des Genres.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Gutes Buch, insb. für Einsteiger.

Ist öko immer gut?
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Dieses Buch hat bei mir eine eher zwiegespaltene Meinung hinterlassen. Es gibt also Höhen und Tiefen.
Das Buch liefert 16 Interviews mit 16 Spezialisten auf ihren jeweiligen Gebieten, nach Themen zusammengefasst ...

Dieses Buch hat bei mir eine eher zwiegespaltene Meinung hinterlassen. Es gibt also Höhen und Tiefen.
Das Buch liefert 16 Interviews mit 16 Spezialisten auf ihren jeweiligen Gebieten, nach Themen zusammengefasst wie „Leben und Kaufen“, „Abfall und Abwasser“, „Geld und Mensch“, „Urlaub und Verkehr“, usw.
Jede(r) Interviewte beantwortet als erstes die Fragen: „Wie kann man als Einzelner die Welt besser machen? Und wie können wir sicher sein, dass es wirklich gut ist, was wir tun?“
Die Antworten fallen mitunter sehr unterschiedlich aus, z. B. Der eine sagt, man kann als einzelne Person vergleichsweise wenig tun/wenig erreichen, der andere sagt, man könne ja so viel machen, das kumuliert sich dann.
Je nachdem, wie fit man im Thema ist, kann man an manchen Ausführungen auch sein A-ha Erlebnis haben. Manches lässt aufhorchen. Manches hat man vllt geahnt und liest die Bestätigung dessen in diesem Buch.
Mein Problem waren u.a. die fehlenden Quellenangaben. Wenn z.B. Prof. Dr. Ulf Schrader, Leiter des Fachgebietes Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum an der TU Berlin sagt: „Im konventionellen Lebensmittelhandel wird Bio oft nur nach dem Mindeststandard der EU-Ökoverordnung angeboten und auch auf weitere ökologisch relevante Aspekte wie Regionalität wird vielfach weniger geachtet.“S. 24, oder auch: „In Deutschland, wo im Durchschnitt gerade mal zehn Prozent des privaten Haushaltsbudgets für Nahrungsmittel ausgegeben werden, gibt es da noch viel Entwicklungspotential.“ S. 24, oder wenn Prof. Dr. med. Hans Hauner, Inhaber des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin an der TU München sagt: „Viele Menschen ernähren sich heute… bewusst eiweißreich. Das ist nicht unbedenklich, weil immer mehr Studien darauf hinweisen, dass eine eiweißreiche Ernährung möglicherweise Wohlstandskrankheiten wie Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und bestimmte Krebsarten fördert.“ S. 32, neigt man dazu, dem auch Glauben zu schenken. Mir fehlen aber trotzdem die Quellennachweise. Diese gibt es in diesem Buch kaum. An den Stellen, an denen sie mich besonders interessiert hätten, wie auch bei o.g., gar nicht.
Manche Themen sind inhaltlich zu oberflächlich behandelt worden, z.B. das Thema Überfischung. Manches Thema/Info wiederholt sich vom Interview zu Interview, wie der Urlaub auf Mallorca, der gar keine gute CO2 Bilanz hat, wie die Plastiktüten in den Geschäften, die es mittlerweile nicht gibt.
Manche Aussage wirkte schlicht naiv, manche kam mir esoterisch angehaucht vor: Sie werden ja spüren, wenn Sie das Richtige tun. Das gab es an zwei Stellen.
Andere Interviews sind doch reichhaltiger und interessanter, tiefgehender. Aber „wissenschaftlich fundiert“, wie die Herausgeberin ihr Werk im Vorwort bezeichnet, ist es wohl kaum.
Oft kamen mir die Antworten sehr politisch korrekt vor, mir war, dass manche Interviewten so wenig wie möglich bei den Mächtigen anecken wollten.
Sehr interessant fand ich den Beitrag von Thomas Campbell (Physiker, Bewusstseinforscher). Vllt wirkt er auf Otto-Normalverbraucher recht apart oder abgehoben in seinen Ansichten, aber er vertritt eine ganz andere Sicht der Dinge. Vllt sollte man gerade an der Stelle bei der Problemlösung ansetzen. Eine Bereicherung, seine Meinung kennenzulernen. Dieses Interview habe ich ausführlicher gewünscht.
Es gibt einige Links im Text, wo man z.B. Apps herunterladen kann, wenn man ermitteln will, ob ein Produkt als nachhaltig gilt oder anschauen möchte, welche Konsumentenentscheidungen welche CO2 Bilanz haben uvm. Am Ende des Buches gibt es eine kurze Zusammenfassung, Energiespartipps, die einem sehr bekannt vorkommen, wenn man sich bereits mit dem Thema befasst hat. Es gibt 1 Seite, die Eiweißbedarf beschreibt, anschl. 2 Seiten zum Herausschneiden „Obst und Gemüse aus Deutschland: Saisonkalender“. Darin wird unterscheiden zw. sehr geringer Klimabelastung (Freilandanbau) und mittlerer Belastung (Lager oder in Gewächshäusern mit keiner oder geringerer Beheizung). Weiter sind 11 zertifizierte Hilfsorganisationen mit Spendersiegel aufgeführt worden, z.B. Unicef, Oxfam, Dt. Rotes Kreuz, etc. Auch sind einige wohlbekannte geprüfte Siegel für Bio, Öko-Produktion wie demeter, Bioland, EU Ecolabel in monochromer Ausführung dabei und zum Schluss paar Buchtipps.

Das Buch lässt sich recht leicht lesen, somit ist es ideal für die Leser, die sich wenig bis gar nicht mit dem Thema befasst haben. Für Einsteiger auf dem Gebiet, Schüler bei ihren Hausarbeiten ist das Buch eine gute Adresse.


Veröffentlicht am 03.03.2017

Es schockiert und rüttelt auf, ein lautstarker Appell an die Gesellschafft. Unbedingt lesen!

Die verschleierte Gefahr
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Der Klappentext spiegelt den Inhalt des Buches sehr treffend wider. Zana Ramadani wurde in Skopje geboren. 1991 kam sie als Siebenjährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Seit 2009 ist sie deutsche Staatsbürgerin ...

Der Klappentext spiegelt den Inhalt des Buches sehr treffend wider. Zana Ramadani wurde in Skopje geboren. 1991 kam sie als Siebenjährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Seit 2009 ist sie deutsche Staatsbürgerin und Mitglied der CDU. „Wenn ich heute von Heimat spreche, meine ich Deutschland. Dieses Land, das so anders war und ist als jenes, das wir damals verlassen hatten. Doch seit einigen Jahren holt mich diese verbohrte Beschränktheit, die ich dort erlebt hatte, wieder ein, mitten in Deutschland.“ S. 28. „Es müsste offen und ohne Tabus darüber gesprochen werden, weshalb der Islamismus sich in unseren westlichen, europäischen Staaten breitmachen konnte.“ S. 22. „Den Mittelalter-Islam oder den politischen Islam als kulturelle Eigenart zu verharmlosen ist falsch verstandene Toleranz oder Traumtänzer-Nostalgie. Wenn wir es nicht wagen, dem politischen Islam und der zunehmenden Radikalisierung entschlossen entgegenzutreten, weil wie Angst vor dem Vorwurf der Intoleranz oder des Rassismus haben, dann ist das Feigheit… Von dem französischen Schriftsteller und Philosophen Albert Camus ist der Satz überliefert: ‚Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück der Welt bei.‘ Ich will dazu nicht beitragen.“ S. 23.
Und ganz im Sinne von diesen Zeilen liefert Zana Ramadani ihre Sicht der Dinge, etliche Fälle aus dem Leben, ihre Erfahrungen, was die gelebten Werte in muslimischen Familien angeht, und findet sehr klare Worte, um dies zu schildern. Es sind erschütternde Zustände, die die Leser kaum unberührt lassen können.
Die Autorin liefert zunächst die Bestandaufnahme der heutigen Situation, was Verbreitung des Islams in Deutschland angeht: „In einer Studie stimmte fast die Hälfte von 1200 Zuwanderern aus der Türkei und ihre Nachkommen der Aussage zu, ‚die Befolgung der Gebote meiner Religion ist wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe.‘ Ein Drittel wünscht sich die Gesellschaftsordnung aus Mohammeds Zeiten zurück. 13 Prozent haben ein verfestigtes fundamentalistisches Weltbild.“ Quelle: Detlef Pollack et al. „Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland“, Münster 2016. Sehr erfreulich, dass an allen Stellen, an denen ich mir Quellenangaben gewünscht habe, waren sie auch da: aktuell und gut nachvollziehbar.
Man sieht, dass das Thema der Autorin sehr nahegeht. Der Ton wird zunehmend aufgebrachter, insb. wenn es um die Situationen geht, die mit den Werten des heutigen Lebens im Westen kaum zu vereinbaren sind, z.B. wenn es um die Rolle der Frauen und deren körperliche Züchtigung geht. Wenn man über die geschilderten Zustände in den Familien liest, trifft man Gewalt, wohin das Auge reicht: Vom Mann zur Frau, von Frau zu ihren Töchtern. Die Söhne haben ihre Sonderstellung. Es ist auch plausibel erklärt, warum. Auch zur Verhüllung der Frauen gibt es eine kurze Bestandaufnahme und klare Worte, s. S. 75.
Es gibt insg. 8 Kapitel auf 236 Seiten reinen Textes verteilt. Sehr gut, aussagestarke Sprache, liest sich wunderbar. Der Stoff hat es aber in sich. Zu allen anfangs aufgeführten Punkten ist einzigartiger Inhalt geliefert, kurz und prägnant dargelegt. Im Kap. 5 „Eine gewalttätige Religion“ und Kap. 6, darin „Imame und Verbände fördern Radikalisierung“ geht es hpts. um Männer. In Kap. 7 „Willkommenskultur ja – aber mit Verstand.“ und Kap. 8 „Aus Fehlern lernen“ geht es um die Rolle der deutschen Politik und wie man die Lage bessern könnte. Zum Schluss gibt es „Meine Vision. Ein Neustart kann gelingen“. Dort schildert die Autorin ihre Ansätze zur Lösung des Problems.

Fazit: Das Buch sollte jede(r) gelesen haben, dem das Leben nach den westlichen Werten lieb und teuer ist. Es schockiert und rüttelt auf, ein lautstarker Appell an die Gesellschafft, aufzuwachen und gegen die Entwicklungen, die gegen die Werte der Freiheit gehen, effektiv gegenzusteuern. Man liest bei Zana Ramadani Dinge, die man in Leitmedien kaum finden wird.
Danke an die Autorin für dieses offene und mutige Buch. Danke auch an Europa Verlag. Solche Bücher braucht unsere Gesellschaft.
Von mir gibt es wohl verdiente fünf Sterne und klare eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.02.2017

Ein sehr gutes Buch: informativ und leicht verständlich.

Das kleine Buch von der Seele
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„ Das kleine Buch von der Seele“ ist ein sehr gut geschriebenes Werk, leicht verständlich, prima für alle, die sich für das Thema interessieren und sich ein adäquates Grundwissen aneignen wollen.
Man ...

„ Das kleine Buch von der Seele“ ist ein sehr gut geschriebenes Werk, leicht verständlich, prima für alle, die sich für das Thema interessieren und sich ein adäquates Grundwissen aneignen wollen.
Man hat den Eindruck, man unterhält sich mit einem älteren Freund, der sein profundes Wissen und seine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet mit dem Leser teilt. Man erfährt viele nützliche Dinge, z.B. Was ist eine psychische Erkrankung? Wie werden diese heute behandelt? Wie schaut eine psychotherapeutische Behandlung aus? Er erklärt auch, was ein Psychotherapeut können sollte. Der Autor sagt ferner, was Menschen in einer psychiatrischen Klinik erwartet. Er beschreibt auch, welcher Art Präparate gibt es und wie eine Behandlung mit Medikamenten ausschaut. Beim Lesen bekommt man ein klares, adäquates Bild. Hier erzählt ein Profi und räumt viele Vorurteile und Mythen beiseite, z.B. „Einmal Psychiatrie- immer Psychiatrie?“ S. 90 ff. oder ob Psychopharmaka gesundheitsschädlich sind, usw.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass der Autor anfangs über die Definitionen nachgedacht und die oft vorkommenden psychischen Erkrankungen nach einem anerkannten Manual (ICD 10) beschrieben hat. So wissen die Leser nach der Lektüre, wie man eine bipolare Störung erkennt und diese z.B. von Schizophrenie unterscheidet. Auch von Demenz und Depression ist hier die Rede, alles ganz easy, wunderbar verständlich besprochen. Es ist die Art von Einfachheit, die durch sehr viel Arbeit und viel Wissen entsteht.
Besonders gut hat mir gefallen, dass man zum Schluss erklärt bekommt: Wie die Psychopharmaka wirken, was man bei der Wahl der Medikamente berücksichtigen soll, um das Richtige zu finden. Der Autor sagt auch ganz klar, dass es hier um Versuch und Irrtum geht, solange man nicht das Optimale hat und erklärt auch, warum es so ist. Zum Punkt, wie lange man Medikamente nehmen soll, erklärte Achim Haug einige wichtige Dinge und beantwortete die oft gestellte Frage, ob man derselbe sein wird wie vorher.

Die Buchgestaltung passt wunderbar zum Inhalt. Es ist ein hellblauer, fester Umschlag, schön gebunden. Eine Freude, das Buch in die Hände zu nehmen. Es ist auch prima zum Mitnehmen: recht leicht und handlich. Die Kapitel sind nicht so lang, sodass man das Buch auch wunderbar auf dem Weg zur Arbeit im öffentlichen Verkehr, im Zug, usw. lesen kann. Von dieser Seiltänzerin, die man auf dem Umschlag sieht, kommt der Autor zum Schluss zu sprechen, um das Fazit von dem Gesagten zu ziehen.

Fazit: Ein sehr gutes Buch voller nützlicher Informationen, die einem eine adäquate Vorstellung von der Psyche und ihren grundlegenden Erkrankungen ermöglichen, samt den Tipps, wie man optimalerweise damit umgeht.

Das Buch habe ich sehr gerne gelesen, daher vergebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung insb. für diejenigen, die in der nächsten Umgebung oder in der Familie Menschen mit psychischen Problemen haben. Für Einsteiger ist es schlicht ein Muss. Natürlich wird man in dem einen oder andern Gebiet zur weiterführenden Literatur greifen, aber diese gute Grundlage, sie darf einfach nicht fehlen.