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Veröffentlicht am 01.09.2018

Ein sehr hochwertig gestaltetes, atmosphärisches Buch mit ca. 60 Rezepten.

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Von dem Buch habe ich einen sehr guten Eindruck bekommen. Es ist kein reines Kochbuch, sondern ein Mix aus Rezepten und Kurzgeschichten mit vielen dazugehörigen Fotos. Und gerade das finde ich prima. Die ...

Von dem Buch habe ich einen sehr guten Eindruck bekommen. Es ist kein reines Kochbuch, sondern ein Mix aus Rezepten und Kurzgeschichten mit vielen dazugehörigen Fotos. Und gerade das finde ich prima. Die Geschichten und die Rezepte machen das Buch einzigartig: So atmosphärisch, so zum Greifen nah, dass mir war, ich wäre selbst dort vor Ort gewesen, den Erzählungen gelauscht, all die Menschen getroffen, Neues über die dortige Esskultur gelernt, zusammen mit ihnen die schmackhaften Gerichte gekocht, gelacht und Wein getrunken. Fernweh nach Tel Aviv ist garantiert.
Das Buch ist gut strukturiert. Jedes Gericht hat sein eigenes großes Farbfoto. Die unbekannten Bezeichnungen wurden eingehend erklärt, was damit gemeint ist und wie man dies verwendet. Die Rezepte sind hinten im Buch sowohl alphabetisch als auch nach Kapitel geordnet nochmals aufgeführt worden. Ein Glossar rundet das Ganze ab.
Es gibt 5 Teile:
Teil 1: „Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte“, darin „Avocado - Sandwich mit eingelegten Karotten“, „Gegrillter Mais mit Chilibutter“, „Artischocken mit Frike“, „Frike mit Datteln und Nüssen“, „Geröstete Auberginen mit asiatischer Tahina“, „Grüne Sakshuka“, „Vegetarische Sarma“, „Okra mit Limabohnencreme“, „Sabich“ und noch paar mehr, 14 insg.
Zwischen den Rezepten gibt es Kurzgeschichten von Menschen, die dort leben und arbeiten u.a.: „‘Der Navigator‘ -Taxifahrer und Foodblogger“, „‘Burek – Der Neugierige Koch‘“, „Die ‚Nicht-Geschäftsfrauen‘“, „Der Zauberer“, „Die urbane Pflanzensammlerin“.
Zahlreiche tolle Fotos begleiten die Ausführungen.
Teil 2: „NENIs Grundbaukasten“, darin Rezepte von Focaccia, Tahina, Harissa, Gemüsebrühe, Hühnerbrühe, eingelegte Zitronen, Zitronenpesto, insg. 10.
Hier gibt es u.a. Geschichten „Die Journalistin“, „Der Purist“, „Die Trendsetter“ mit Fotos.
Teil 3: „Fisch“, darin „Israelische Meeresfrüchte – Paella“, „Chraime“, „Oktopus am Stiel“, insg. 12.
Zwischen den Geschichten wie „Der Fischer und der Schriftsteller“, „Die Künstlerinnen“, „Die Epikureer“ gibt es schöne, stimmungsvolle Fotos, nicht nur von den Gerichten.
Teil 4: „Fleisch“, darin z.B. „Lamm- Bukeras“, „Arayes“, „Hühner – Sawarma“. „Lamm mit Feigen und Trauben“, insg. 13. Dazwischen noch einige Geschichten mit Fotos.
Teil 5: „Süßes“, insg. 12 Rezepte, darin z.B. „Ananas – Carpaccio mit Kokoseis“, „Kaktusfrucht – Mango- Salat mit Kaktusfrucht – Sorbet“, „Ma’ Amoul Cookies“, Quittenmarmelade usw. Dazwischen Geschichten mit Fotos.
Interessant fand ich auch, dass man all die Menschen, die in den Stories beschrieben worden sind, auch erreichen kann. Hinten gibt es eine Seite mit Adressen und Internetseiten.
Die Rezepte sind einfach nachzukochen, wenn man schon mal was gekocht hat und am liebsten nicht nach genauen Rezepten schauen muss, sondern schon im Gefühl hat, was richtig ist. Manches wird evtl. exotisch vorkommen, manche Gewürze wird man evtl. suchen müssen, wenn man hpts. die gutbürgerliche Küche gewohnt ist. Die Mengenangaben in den Rezepten sind meist für 4 Personen, beim Dessert 4-6, bei Brot, Kuchen steht die Angabe in Stücken. Finde ich in Ordnung.
Es gibt keine Kalorien- und Zeitangaben, sie fehlen mir aber auch nicht. Sie lassen mich sonst an spaßfreie Großstadtneurotiker denken mit all ihren aufgesetzten Grenzen. Dieses Buch ist aber genau das Gegenteil davon. Es geht um gutes, bezahlbares Essen für sich, Freunde und Familie, bei dem man nicht ans Kalorienzählen, sondern eher an Geschmack, Wohlgefühl und Geselligkeit denkt.

Das Buch ist sehr hochwertig gestaltet: Zahlreiche Farbfotos, die die Stimmung prima einfangen, das schöne, feste Papier. Festeinband, etwas raue Oberfläche, mit in glatter Schrift eingedrücktem Titel „Tel Aviv“. Umschlagblatt aus festem Papier, auf dem der Titel in Weiß auch haptisch hervorgehoben ist: sehr glatt. Das Buch ist recht groß, 20x27cm und schwer, ca. 1,5 kg. Eine stabile Unterlage ist eine gute Idee. Es ist eine Art „gepflegter old fashioned“ Design, das passt aber gut. Auf mich macht das Ganze einen authentischen, runden Eindruck. Das macht das Buch auch so gemütlich, die Menschen zum Greifen nah. Ein schönes Leseerlebnis.

Fazit: Ein sehr hochwertig gestaltetes, atmosphärisches, ja gemütliches Buch mit ca. 60 Rezepten und etlichen Geschichten aus Tel Aviv, das nicht nur zum Nachkochen einlädt, sondern die Esskultur und Menschen aus dieser bemerkenswerter Stadt den Lesern nahebringt. Toll als Geschenk.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Highlight dieses polit. Lesesommers! Unbedingte Lesepflicht!

Armageddon im Orient
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„Armageddon im Orient“ von Michael Lüders ist ein tolles, sehr lesenswertes Werk, das ich sehr gern gelesen habe und wärmstens weiterempfehle. Diese Inhalte sollte jeder kennen, das gehört einfach zur ...

„Armageddon im Orient“ von Michael Lüders ist ein tolles, sehr lesenswertes Werk, das ich sehr gern gelesen habe und wärmstens weiterempfehle. Diese Inhalte sollte jeder kennen, das gehört einfach zur Allgemeinbildung.
Das Buch liefert viel mehr als man vllt zunächst vermutet: Daten, Fakten, Hintergründe, Ursachen der Konflikte, Zusammenhänge, messerscharfe Analysen uvm. Der Autor versteht es, den Inhalt schlicht und ergreifend auf den Punkt zu bringen und für alle verständlich darzulegen.
Für so manchen Leser, der seine Meinung übers Weltgeschehen aus den sog. Leitmedien erfährt, kann dieses Buch zu einem wahren Augenöffner werden, denn der Autor redet hier Klartext und füllt somit die Lücken aus, die die offiziellen Meinungsmacher durch ihre oft oberflächliche und fragmentierte Berichterstattung hinterlassen haben. Man bekommt hier ein viel vollständigeres Bild des Geschehens, klar und deutlich vor Augen geführt.
Das Buch liest sich sehr gut. Die Kapitel sind in kleinere Segmente von paar Seiten unterteilt. Man kommt gut voran und gewinnt an Wissen, das man sonst nirgends herbekommt. Und wer denkt: Orient, das ist weit weg, das betrifft mich nicht. Falsch. Warum? Steht in diesem Buch.
Rund 230 Seiten sind in 12 Kapitel geordnet. Zunächst gibt es etwas Geschichte, was hilft, u.a. den heutigen Konflikt zw. Sunniten und Schiiten zu verstehen, und führt vor Augen, was Arabien früher mal war, wovon da die Leute lebten, und warum die Konflikte in der Form überhaupt möglich sind. Weiter folgen die Ausführungen aufeinander aufbauend. Alles ist sehr verständlich erklärt, sodass jeder das Buch problemlos lesen kann.
Einiges muss besonders hervorgehoben werden:
Im Kapitel „Regimewechsel in Teheran? Warum ein Friedensangebot Washington empörte“ schreibt Lüders, warum Iran ins Visier der Saudi-Connection geraten ist, welche Seite was sich davon verspricht und noch vieles mehr. „Der Neokonservatismus, der mit George W. Busch 2001 an die Macht gelangte, ist eine in den 1960er Jahren entstandene, ursprünglich stark antikommunistisch ausgerichtete Bewegung, die Werte wie Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit ideologisch instrumentalisiert, um sie als Rammbock machtpolitischer Interessen einzusetzen. So soll amerikanische Hegemonie weltweit durchgesetzt und verteidigt werden, in Verbindung mit einem so weit wie möglich deregulierten, am Finanzkapital ausgerichteten Wirtschaftssystem. Gleichzeitig dienen die Neocons als eine Art ideologische Speerspitze pro-israelischer Gruppen in den USA.“ S. 90.
Lüders spricht auch über solche Ereignisse, die in den Zeitungen &Co. kaum zutreffend, wenn überhaupt, beleuchtet wurden, z.B. über den seit einigen Jahren andauernden Krieg in Jemen, wer dort die Machtspiele treibt, auf welch grausame wie perfide Weise und warum.
Auch das Kapitel über Syrien ist sehr stark und aufschlussreich, selbst für diejenigen, die sich mit dem Thema bereits befasst haben. Lüders fasst das offizielle Narrativ der Leitmedien zusammen und sagt, warum dies sowohl wenig zutreffend, heuchlerisch als auch gefährlich ist. S. 189-191. Auch hier nennt er die Dinge beim Namen, deckt Hintergründe, zeigt die Motive auf, weist auf die wenig rühmliche Rolle Deutschlands als Mitläufer bei den fragwürdigen Aktionen der Saudi-Connection hin uvm.
Nicht zu vernachlässigen ist der Ausblick, S. 231-240. Lüders spricht hier über mögliche Wege aus dieser Situation, sowohl für die schwindende Weltmacht USA als auch für die Leser. Klar sagt er: „Dummheit und Verblendung sind mächtige Triebkräfte menschlicher Entwicklung, und sie beherrschen die anti-iranische Agenda. Das Projekt Regimewechsel im Iran ist ohne Wenn und Aber völkerrechtswidrig. Davon unabhängig wäre jeder Angriff auf die Kulturnation Iran nichts weniger als ein Menschenverbrechen. Wer sich daran beteiligt, gleich unter welchem Vorwand, macht sich mitschuldig, mögen die vorgeschobenen Motive noch so edelmütig klingen.“ S. 234.
Des Öfteren musste ich während der Lektüre an Peter Scholl Latour (PSL) und sein „Fluch der bösen Tat“ denken. Auf Klappentext geschaut: Michael Lüders „…ist Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, in Nachfolge des verstorbenen Peter Scholl-Latour. Als Nahostexperte ist er häufiger Gast in Hörfunk und Fernsehen.“ Ich hatte den Eindruck, Lüders geht da ein Stück weiter als PSL, spricht sehr offen über die Dinge, über die sonst kaum jemand so deutlich zu reden vermag.
Auch an „Illegale Kriege“ von Daniele Ganser, „Fassadendemokratie und Tiefer Staat“ von Ulrich Mies/Jens Wernicke (Hg.), „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke, „Plot zu Scapegoat Russia“ von Dan Kovalik, alle sehr lesenswerte Werke, musste ich zurückdenken. Wer also die o.g. Bücher gut fand, wird auch hier sehr zufrieden sein. Wer sie noch nicht gelesen hat, auf den wartet eine sehr spannende und aufschlussreiche Lektüre.

Fazit: Warum also dieses Buch lesen? Um sich Klarheit über die Kräfteverhältnisse und die allg. Lage in der Weltpolitik verschaffen, jenseits des gewohnten Narratives der Leitmedien. Um adäquat informiert zu sein, was läuft und warum dies deutlich verbesserungswürdig wäre, da brandgefährlich und verantwortungslos.
Die Inhalte dieses Werkes sind definitiv KEIN 08/15 Zeitungswissen. Es ist viel, viel mehr. Unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Zum Nebenbeihören ganz in Ordnung.

Der Brezen-Trick
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Diesen Kurzkrimi habe ich gern gehört. Zum Nebenbei ist er ganz in Ordnung.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „Elsa Dorn hat ihr Traumkleid gefunden! Doch als sie es im Laden ihrer Freundin Cordula ...

Diesen Kurzkrimi habe ich gern gehört. Zum Nebenbei ist er ganz in Ordnung.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „Elsa Dorn hat ihr Traumkleid gefunden! Doch als sie es im Laden ihrer Freundin Cordula abholen möchte, erwartet sie eine böse Überraschung: In die Augsburger Edelboutique wurde eingebrochen. Und Elsas Kleid? Zerschnitten! Die Kommissarin ist erst schockiert - und dann fest entschlossen, den Übeltäter zu erwischen. Einbruch ist nur kein Delikt für eine Kommissarin der Sitte. Deshalb beauftragt Elsa Dorn den Privatschnüffler Sven Schäfer damit, den Einbrecher zu finden. Doch was hat es mit der Drohung auf sich, die der Einbrecher in Cordulas Boutique hinterlassen hat? Schließlich muss Elsa doch noch selbst ermitteln. Undercover. Als Putzfrau...“
Das Meiste ermittelt der Schäfer. Er ist in Thailand, als Elsa ihn erreicht und um einige Nachforschungen vor Ort bittet. Zurück in Deutschland geht für ihn die Ermittlung weiter. Elsa ist im Spezialeinsatz und erstmal außer Gefecht gesetzt.
Am Ende kommt sie doch dazu und der Fall wird aufgeklärt, die Motive freigelegt.

Insg. wirklich in Ordnung. Gekonnt erzählt. So manches ist etwas übertrieben, kommt schon fast klamaukhaft rüber. So manches vllt etwas konstruiert.

Aber insg. als nette, leichte Unterhaltung beim
heimischen Werkeln geht das Hörbuch ganz gut.
Kordula Leiße hat sehr gut gelesen. Die Figuren konnte ich prima heraushören. Die 3 Stunden 11 Minuten sind sehr schnell vergangen.

Auf weitere Folge mit Elsa und Schäfer bleibe ich gespannt und vergebe gute vier Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Eher ein Roman, der über die Geschichte und Probleme der Gegenwart in der Region berichtet.

Brennende Cevennen
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„Brennende Cevennen“ von Anne Chaplet war für mich das erste Werk aus der Feder der Autorin, das ich kennengelernt habe. Steht zu befürchten, es wird wohl das letzte bleiben. Ich lese gern Regio-Krimis ...

„Brennende Cevennen“ von Anne Chaplet war für mich das erste Werk aus der Feder der Autorin, das ich kennengelernt habe. Steht zu befürchten, es wird wohl das letzte bleiben. Ich lese gern Regio-Krimis aus Frankreich, habe schon Dutzende durch. Aber dieses Werk kam mir nicht wie ein Krimi vor.
Es ist eher ein Unterhaltungsroman, der über die Probleme und Geschichte der Region berichtet.

Klappentext beschreibt den Fall sonst ganz gut, bloß die Worte im letzten Satz „…mitreißend erzählt – eine starke Fortsetzung der Reihe!“ kann ich nicht ohne Weiteres unterschreiben.
Mitreißend war es für mich mitnichten. Die Figuren, ob Tori oder ihre Freunde, oder auch Gegenspieler, blieben mir auf der gesamten Länge fern. Sie wurden par tout nicht zu Menschen, mit denen man lacht und leidet. Sie blieben eher schematische Figuren, wahrgenommen durch dicke Schleier, die zwischen mir und dem Ganzen hängenblieb.
Auch die Handlung konnte nicht gerade mitreißen. In einem spannenden Krimi strebt die Handlung gegen das erklärte Ziel, den Mord aufzuklären, die Schuldigen zu finden und diese zur Verantwortung zu ziehen. Hier war es ganz anders. Die Handlung plätscherte vor sich her. Ich hatte eher den Eindruck, dass das Ziel war, über die Geschichte der Cevennen zu erzählen, z.B. dass die Leute dort früher von der Gewinnung der Rohseide lebten, dass sie im zweiten Weltkrieg die jüdischen Kinder versteckten und sich heute nicht gut von der Regierung vertreten fühlen usw. und einen weiteren Abschnitt aus Toris Leben zu schildern.
Einiges, insb. an Anfang wurde zu oft wiederholt, sodass ich gleich den Eindruck hatte, dass ich hier an Substanz und spannenden Inhalten etliches vermissen würde. Das hat sich leider auch im weiteren weitestgehend Verlauf bewahrheitet.
Aber atmosphärisch war es. Man sieht gleich, die Autorin kennt sich in der Region gut aus, kann einiges darüber berichten, über die Vergangenheit genauso wie über die Probleme der Gegenwart, die z.T. erklären, warum die Flächen in Nationalparks brennen. Das kennt man aber auch von anderen Regionen Frankreichs. In Spanien ist so eine Vorgehensweise der eifrigen Investoren in der Tourismusbranche auch längst gang und gäbe. In dem Sinne auch eher wenig spektakulär und erkenntnisarm.
Was auffiel: Die Hündin July nimmt recht viel Raum ein. Einerseits nett, sie spielt auch eine Rolle in der Geschichte. So wie Tori mit ihr umgeht, das bekommt man fast auf jeder Seite mit, ist schon vorbildlich. Aber! Die Gefahren des hündischen Koitus, die man am Ende vermittelt bekommt, mussten mMn nicht unbedingt hinein. Das Prinzip sex sells hat auch seine Grenzen.

Fazit: Eine atmosphärische, recht gut geschriebene Geschichte, die ich einen Krimi gar nicht nennen mag. Durchaus möglich, dass man hier so etwas wie Fernweh und Urlaubsfeeling aufkommen verspürt. Cevennen sind sehr gut und mit viel Sachkenntnis beschrieben worden. Mir fehlte aber Spannung und eine krimi-typische zielgerichtete Handlung. Diese plätscherte hier vielmehr gemütlich vor sich her. Wer so etwas mag, kann paar entspannte Stunden mit diesem Buch verbringen. Ich kann hier max. drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Ein toller, spannender Krimi. Bitte mehr davon.

Die Tote im Wannsee
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Dieser Krimi hat auf mich einen sehr guten Eindruck hinterlassen: spannend, toll geschrieben, Form und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt. Kopfkino von der ersten bis zur letzten Seite. Hat echt ...

Dieser Krimi hat auf mich einen sehr guten Eindruck hinterlassen: spannend, toll geschrieben, Form und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt. Kopfkino von der ersten bis zur letzten Seite. Hat echt Spaß gemacht.
Klappentext beschreibt den Inhalt recht treffend.
Der Protagonist, Ermittler Wolf Heller bei Berliner Polizei, kommt sympathisch rüber, gefällt Frauen, spielt Klavier, hat manchmal philosophische Anwandlungen, aber nur kurz, da er auch versucht, das Leben zu verstehen, hat aber auch seine Probleme: Oft kann er nicht schlafen.
Die Nebenfiguren, ob die ehem. Nazis, die zwar vordergründig keine mehr sind, aber im Stillen immer noch diese Mentalität beherzigen, da ist die Figur des Vaters in der Hinsicht sehr markant, oder die aufmüpfigen Studenten, die den Staat zu unterwandern versuchen, sind wie dem wahren Leben entsprungen. Sie sind so lebendig und so zum Greifen nah! Man taucht in diese wilden Zeiten der sechziger Jahre, kurz nach dem Attentat auf Rudi Dutschke. Auch andere bekannte Namen wie Benno Ohnesorg, Axel Springer oder auch Otto Schily tauchen im Laufe der Geschichte auf, sie sind passend in den Erzählteppich eingeflochten worden.
Heller will eigentlich nur eins: herausfinden, wer und warum die Tote am Wannsee umgebracht hat. Aber im Spannungsfeld zwischen den Nazis und den Chaoten von rebellierenden Studenten läuft er die Gefahr, nicht nur seinen Job und sein Leben zu verlieren, auch um seine Lebensgefährtin und ihre Kinder muss er fürchten.
Die Sprache ist sehr angenehm: Schlicht und ergreifend, aussagestark. Die Seiten flogen schnell dahin.
Es gibt nichts, was die Handlung unnötig in die Länge gezogen hätte. Man taucht komplett in diese verrückte, für rechtschaffende Bürger nicht einfache Zeit ein. Diese Atmosphäre fand ich sehr gut eingefangen.
Das Cover passt sehr gut zum Inhalt. So dynamisch das Foto wirkt, so entwickelt sich auch die Handlung. Sie ist prima aufgebaut: logisch, sich erst nach und nach entwickelnd, alle Motive etc. sind gut nachvollziehbar. Am Ende ist alles aufgeklärt.
Man kann noch viel dazu schreiben, besser, man liest das Buch selbst.

Fazit: Ein toller, spannender Krimi. Klassisch, dennoch KEIN(!) 08/15, durchaus mit eigenem Charakter, lebendigen Figuren, authentisch, einfach wunderbar. Habe ich sehr gern gelesen.

Ich freue mich auf weitere Werke aus der Feder dieses Autorentrios.
5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!