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Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein netter, recht spannender Whisky-Krimi aus Schottland.

Whisky mit Mord
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Den Krimi habe ich gern gelesen. Dabei viel über die Herstellung von Whisky erfahren.
Klappentext beschreibt den Fall sehr gut: „Hochprozentig kriminell.

Abigal Logan, erfolgreiche Fotojournalistin Anfang ...

Den Krimi habe ich gern gelesen. Dabei viel über die Herstellung von Whisky erfahren.
Klappentext beschreibt den Fall sehr gut: „Hochprozentig kriminell.

Abigal Logan, erfolgreiche Fotojournalistin Anfang dreißig, hätte nie gedacht, dass sie einmal eine Whisky-Destillerie in Schottland erben würde. Und eine Frau als Eigentümerin eines solchen Kleinods? Als sie mit ihrem Kollegen Patrick, einem Whisky-Kenner, und ihrem Terrier Liam dort ankommt, macht man ihr sehr deutlich klar, dass man sie nicht haben will. Es gibt Sabotageakte in der Destillerie, man bedroht sie, und dann findet man einen ihrer Angestellten tot im Whisky-Bottich.

Ein Krimi aus den schottischen Highlands mit viel Whisky und Flair.“

Abi ist eine wahre Heldin. Sie ist eine gefeierte Fotografin, deren Arbeiten aus der Presse und Ausstellungen bekannt sind, und auf die ihr Onkel sehr stolz war. Nun hat er ihr sein Lieblingskind, die Whisky-Destillerie hinterlassen. Um herauszufinden, ob sie das Erbe antreten will, reist Abi nach Schottland. Bald ist es mit Sabotageakten, die bereits bei ihr zu Hause in London angefangen haben, nicht getan. Ein junger Mann, den Abis Onkel fast wie einen Sohn behandelte, wurde in einem Whisky-Bottich aufgefunden. Nun fängt Abi zu ermitteln an. Sie will wissen, wer hinter all dem steckt, und v.a. warum. Was hat das alles zu bedeuten, auch für die Zukunft der Destillerie. Die Sabotageaktionen, mit jedem Mal etwas dreister, gehen weiter. Abi ist aber nicht leicht einzuschüchtern. Sie nimmt diese als Ansporn für ihre Ermittlungen und gräbt immer tiefer bis in die Vergangenheit.
Viel Interessantes zum Thema Whisky erfährt man hier, ganz nett verpackt, denn Abi will für sich herausfinden, inwiefern sie als Erbin der Destillerie geeignet ist. Es wird viel Whisky getrunken und verkostet. Besonders alte, wertvolle Sorten treten auf den Plan. Auch der Wein ist der ständige Begleiter. Da musste ich mich schon nicht schlecht wundern, wie viel Alkohol hier konsumiert wurde.
Auch andere Figuren fand ich recht gelungen, jede mit ihrer eigenen Geschichte, in der es womöglich auch der Grund zu Mord zu suchen ist. Abi fühlt sich zu Glenn hingezogen, der eine wichtige Rolle bei der Whiskyherstellung spielt. Aber sie verdächtigt ihn auch, denn genug Gründe hätte er. Ihrer Meinung nach.
Süß war ihr Hund Liam, der mir so lebendig vorm inneren Auge stand und auch eine große Rolle im Ganzen gespielt hat.
Recht atmosphärisch ist das Ganze. Die Landschaft und Wetter Schottlands spielen auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Der Krimi ließ sich flott lesen. Den Schreibstil empfand ich als leicht, angenehm und packend. Einige Fettnäpfchen gab es allerdings auch. Stellenweise, wie im Kap. 11, gab es eine unverzeihliche Anhäufung von „war“ in Kombination mit „hatte“, was sehr gut vermeidbar wäre und auch in einem Krimi nicht nötig ist. Im letzten Viertel zog sich die Handlung leider in die Länge. Dieses sich ständig wiederholende Muster aus: noch ein Sabotage Akt, weitere Ermittlungen von Abi, wieder kein Ergebnis usw. ermüdete auf Dauer und ließ das Ende herbeisehnen. Die Auflösung erschien zwar spektakulär und überraschend, lies aber einen schalen Beigeschmack zurück, da dem Leser kaum die Chance eingeräumt wurde, selbst dahinter zu kommen, wer es war und warum. Diese Person samt ihren Motiven wurde dann am Ende quasi auf dem silbernen Tablett präsentiert. Etwas veräppelt fühlt man sich bei solcher Handhabe aber schon.

Fazit: Ein netter Whisky-Krimi aus Schottland, der sich flott lesen lässt und viel über Whisky verrät. Als Feierabend- oder Wochenendlektüre prima geeignet.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein lesenswertes und aufschlussreiches Werk.

Kritik des digitalen Kapitalismus
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„Kritik des digitalen Kapitalismus“ ist spannendes und aufschlussreiches Werk, das u.a. auch gute Lesetipps gibt. Es ist schon fast ein Fach- als ein Sachbuch. Auf den Faktor Unterhaltsamkeit, sowie auf ...

„Kritik des digitalen Kapitalismus“ ist spannendes und aufschlussreiches Werk, das u.a. auch gute Lesetipps gibt. Es ist schon fast ein Fach- als ein Sachbuch. Auf den Faktor Unterhaltsamkeit, sowie auf die damit einhergehende mögliche Anpassung an die interessierte Sachbücherleserschaft, wurde weitestgehend verzichtet.
Das Vorwort des Übersetzers fasst das Ganze kurz und klar zusammen.
Das Buch, rund 235 S. der Texte des Autors, plus 6 S. Vorwort des Übersetzers, besteht aus 10 Aufsätzen, die in diversen akademischen Zeitschriften zwischen 2004 und 2014 erschienen sind, wobei Kap. 10 „Über Immaterialismus“ ein abgeänderter Vortrag aus dem Jahr 2010 ist.
Die Einführung beschreibt die Kapitel sehr treffend wie folgt: „Sie haben gemeinsam, dass es in ihnen um die Ausarbeitung und Entwicklung einer Kritik des Kapitalismus geht, wie er sich durch die Erfindung digitaler Technologien verändert bzw. daran angepasst hat. Insbesondere geht es um die neuen Formen der Produktion, die für die technisch möglich gewordenen, automatischen und sich selbst steuernden Systeme charakteristisch sind.“, S. 15.
Zum Autor: „Michael Betancourt ist kritischer Theoretiker, Historiker und Künstler im Spannungsfeld der digitalen Technologien und der Kapitalismuskritik. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und seine Kunstwerke werden weltweit ausgestellt.“, so Klappentext.
Die Aufsätze sind aufeinander abgestimmt, bzw. auf einander aufbauend im Buch geordnet. In den späteren Kapiteln wurde auf die Ausführungen der früheren eingegangen, z. B. Kapitel 9 „Die Knappheit von Kapitel“ greift auf „Die Aura des Digitalen“ (Kap. 3) und auf die Fiat/Kryptowährungen aus dem Kapitel 4 „Der immaterielle Vermögenwert“. Bezeichnend war u.a. im Kap. 9, dass auf Karl Marx und seine Sicht des Kapitals eingegangen wurde. Auch im Kap. 2 „Das Aufkommen der immateriellen Physikalität“, in dem der Autor vom Gesetz der „Ideologie der Automation“ spricht: „Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert“ S. 56, ist die Rede von Marx und dem Klassenkampf. Einerseits ist klar, dass man bei diesen Themen an Marx denkt, zeigt aber auch, wie aktuell und lebendig Marx‘ Ideen nach wie vor sind.
Philologie spielt für den Autor eine große Rolle. Insb. die Konzepte und Interpretationen von Umberto Eco wurden oft in den Ausführungen herangezogen, s. z.B. Kapitel 5 „Die Aufwertung des Autors“.
Kapitel 8 aus dem Jahr 2014 „Die Forderung der Agnotologie/Überwachung“, fand ich besonders spannend. Hier gibt es u.a. aufschlussreiche Zitate, wie z.B. die Worte des NSA-Beraters Baker, der gesagt haben soll: „Metadaten sagen einem absolut über das Leben eines Menschen. Wenn man über genügend Metadaten verfügt. Braucht man keine inhaltlichen Daten.“ S. 191. Auch hier zitiert Betancourt Marx, da es um „Systemversagen“ und „Krisen“ des Kapitalismus geht und sagt weiter: „Allerdings sind Momente des ‚Systemversagens‘ keine Anzeichen dafür, dass der Kapitalismus implodieren wird; stattdessen ist dasjenige, was geschieht, eine Einschränkung, die eine Expansion der kapitalistischen Prozesse in neue Bereiche zur Folge hat, in dem, was die Journalistin Naomi Klein als ‚Desaster-Kapitalismus‘ bezeichnet hat.“ S. 199. Weiter folgt das Zitat aus ihrem gleichnamigen Buch. Hier und an einigen anderen Stellen sind Werke anderen Autoren aufgeführt, die eine weitere spannende und aufschlussreiche Lektüre versprechen. In den Quellen und Anmerkungen sind sie feinsäuberlich aufgeführt worden.
Das Buch ist gut gestaltet. Festeinband ohne Umschlagblatt. Die Schrift ist etwas klein, dafür gibt es genug Text auf jeder Seite. Das Buch liegt gut in der Hand, ist nicht schwer, ca. 450gr., was von Bedeutung ist, wenn man gewohnt ist, die Bücher während der Lektüre vor Augen zu halten.

Fazit: Ein lesenswertes, aufschlussreiches Werk. Philosophiestunden und einfach diejenigen, die mal gern Anspruchsvolles und Reichhaltiges lesen, sind hier richtig.
Ich habe auf etwas aktuellere Beiträge, die etwa bis 2017 gehen, gehofft, denn gerade die späteren Aufsätze sind besonders aufschlussreich und haben für das Verständnis der heutigen Situation eine größere Bedeutung.


Veröffentlicht am 07.07.2018

Spannend, anspruchsvoll, aufschlussreich. Lesenswert!

Disparitäten
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Disparitäten von Slavoj Zizek ist ein solides, anspruchsvolles, spannendes philosophisches Werk, das auf viele aktuellen Themen der Gegenwart eingeht unter anderem: KI (Künstliche Intelligenz) und der ...

Disparitäten von Slavoj Zizek ist ein solides, anspruchsvolles, spannendes philosophisches Werk, das auf viele aktuellen Themen der Gegenwart eingeht unter anderem: KI (Künstliche Intelligenz) und der Umgang damit, in diesem Zusammenhang die Frage, was es eigentlich bedeutet, ein Mensch zu sein, was ist sein Platz, seine Rolle, die Auswirkungen seines Einflusses auf die Natur und damit einhergehend die Frage der zukünftigen Rolle des Menschen und noch vieles, vieles mehr.

Zum Autor laut Umschlagtext: „Slavoj Zizek (geb. 1949) gehört zu den bekanntesten Philosophen und Kulturkritikern der Gegenwart. Er ist International Director am Birkbeck Institute for Humanities der University of London und Professor für Philosophie an der Universität seiner slowenischen Heimatstadt Ljubljana.“

Das Buch, rund 450 Seiten in eher kleiner Schrift, ist gut und leserfreundlich gegliedert. Es gibt drei Teile: „Disparität der Wahrheit“, „Disparität der Schönheit“, „Disparität des Guten“, die je aus drei größeren Kapitel bestehen. Diese sind weiter in kleinere Unterkapitel gesplittet, sodass man, je nach zur Verfügung stehenden Lesezeit, auch bei nur paar Seiten bleiben kann und trotzdem ein in sich abgeschlossenes Segment gelesen haben, oder, was viel öfter passiert, man liest einfach weiter, denn wenn man sich erst eingelesen hat, ist es schwer, sich da loszureißen.
Es ist spannend, den Gedanken des Autors zu folgen. Eine Überraschung hier und da ist gewiss. Auch eine Reihe von Zitaten kann man aus der Lektüre mitnehmen wie: „Die größte Macht unseres Geistes liegt nicht darin, mehr zu sehen, sondern auf richtige Weise weniger.“ S. 60. Ein Schlusswort mit dem Ausblick und dem vorletzten Satz: „Wir müssen der Vorstellung, dass sich mit extremen Erfahrungen etwas Emanzipatorisches verbindet, dass sie uns die Augen für die letzte Wahrheit einer Situation öffnen, eine Absage erteilen.“ S. 459, rundet das Ganze ab.

Es ist auch nicht (immer) einfach, Zizek zu lesen, u.a. dank der Sprunghaftigkeit seiner Gedankenführung. Scheinbar rein assoziativ, bloß der eigenen, nur ihm verständlichen Logik folgend, springt er von einem Punkt zum anderen, kommt dann aber doch zum eigentlichen Thema zurück und entwickelt seine Argumentation weiter. Im Endeffekt aber sind seine Ausführungen in sich stimmig und aufschlussreich. Man erfährt nicht nur allerhand Neues. Das bereits Bekannte erscheint in einem neuen Licht, von einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet.

Das Buch ist hochwertig, passend zum Inhalt gestaltet: Festeinband in Schwarz, das Umschlagblatt fest und glatt. Die Seiten sind aus gutem weißen Papier. Das Buch liegt gut in der Hand. Obwohl es knapp achthundert Gramm wiegt, ist es auch für stundenlanges Lesen kein Hindernis. Wichtig, wenn man gewohnt ist, das Buch während der Lektüre vor Augen zu halten.

Fazit: Wenn man eine anspruchsvolle, fordernde, aufschlussreiche Lektüre sucht, die trotzdem unterhaltsam bleibt, ist man hier richtig. Für Philosophiestudenten sowie für die Fans des Autors ist dieses Buch ein Muss. Man kann sich mit seinen Ausführungen, seinem Standpunkt insg. einverstanden erklären oder auch nicht, aber kennenlernens-/ lesenswert, da eine wahre Bereicherung, sind sie auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein gemütlicher Krimi. Etwas einfach gestrickt.

Tee? Kaffee? Mord! - Folge 01
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Ein interessanter Auftakt der Reihe, die ich weiterverfolgen werde, vorausgesetzt, auch weitere Folgen werden im Hörbuchformat erscheinen.
Klappentext beschreibt den Fall ganz gut: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: ...

Ein interessanter Auftakt der Reihe, die ich weiterverfolgen werde, vorausgesetzt, auch weitere Folgen werden im Hörbuchformat erscheinen.
Klappentext beschreibt den Fall ganz gut: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist die reizende alte Miss Beresford aus Earlsraven dement oder bei ihr zu Hause geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Doch was hat Nathalie damit zu tun? Die junge Frau ist gerade eben erst von Liverpool ins beschauliche Earlsraven gezogen, um das Erbe ihrer Tante anzutreten: den Pub "The Black Feather". Als Miss Beresford jedoch in ihrem Garten eine Leiche entdeckt, beginnt Nathalie gemeinsam mit ihrer Köchin Louise zu ermitteln...“

Die Reihe fängt so an: Nathalie führt ihr eher langweiliges Leben in Liverpool. Sie arbeitet als Statistikerin in einem größeren Unternehmen, hat einen Freund, liebt gute Krimis und denkt dankbar an ihre Tante zurück, die sie als Teenie besuchte und die Nathalie stets mit kniffligen Denkaufgaben gefüttert hatte, sodass Nathalie nun kein Problem mit logischem Denken hat und sonst gern die spannenden Fälle löst.
Als sie in dem beschaulichen Dorf auftaucht und dabei ist zu entscheiden, ob sie das gemütliche Café ihrer Tante langfristig übernimmt, stellts ich heraus, dass das Leben im Dorf viel spannender ist als das in der Großstadt. Die Köchin entpuppt sich als eine Geheimagentin, wie es ihre Tante auch war. Die beiden lösen den Fall mit dem falschen Monet im Haus der Miss Beresford im Handumdrehen.

Mein Eindruck: Mir war der Auftakt etwas zu simpel gestrickt. Zudem wurde alles doppelt und dreifach erklärt und vieles wiederholt. Gefühlten Dutzend Mal kam der Spruch der Köchin, wie stolz ihre Tante auf Nathalie wäre.

Dazu kommt, dass die Ermittlung nur wenig Raum einnehmen. Im letzten Viertel, großzügig geschätzt, geht es damit los. Alles davor ist Vorgeplänkel, bei dem man erfährt, wie es um ihre Beziehung zu ihrem Freund steht, ob Nathalie aus betriebswirtschaftlichen Gründen das Café übernehmen möchte usw.

Ich hoffe, die darauffolgenden Fälle werden in der Hinsicht etwas elaborierter und spannender ausfallen.
Solch gemütlichen Krimis zum Nebenbei-Hören finde ich sonst ganz nett. Etwas mehr Pepp würde hier bestimmt nicht schaden.

Die Sprecherin Vera Telz hat ganz gut gelesen. Die meisten Figuren konnte ich gut heraushören. Nicht mit allem in ihrer Interpretation war ich einverstanden. Auch mehr Hingabe und Professionalität habe ich gewünscht. Hoffe, all das kommt in den nächsten Folgen.

Hörbuch, 4 Stunden 21 Minuten ungekürzt, Lübbe Audio.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein vielfältiges, informatives, bereicherndes und unterhaltsames Leseerlebnis.

Unterwegs zu den Gärten der Welt
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„Unterwegs zu den Gärten der Welt“ von Renate Hücking hat mir einige erfüllte Lesestunden geschenkt. Ein schönes, vielfältiges, informatives und unterhaltsames Leseerlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.
Rund ...

„Unterwegs zu den Gärten der Welt“ von Renate Hücking hat mir einige erfüllte Lesestunden geschenkt. Ein schönes, vielfältiges, informatives und unterhaltsames Leseerlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.
Rund 280 Seiten sind in 5 Kapitel aufgeteilt worden, die 2 bis 6 Unterkapitel haben und mitunter sehr unterschiedlich ausfallen.
Im ersten Kapitel begleitet man u.a. den Fürsten von Anhalt-Dessau im 18. Jh. auf seiner „Grand Tour“ durch Europa. Man schaut dem Fürsten über die Schulter, besichtigt die Parkanlagen und Villen in Rom, Neapel, um etwas Ähnliches in der Heimat entstehen zu lassen.
Im zweiten Kapitel ist man mit Maria S. Merians auf der Forschungsreise in den Regenwald, die im Sommer 1699 beginnt. Man ist aber auch mit Marianne Beuchert Ende des 20. Jh. in China unterwegs und schaut sich die chinesischen Gärten, die Päonienstadt uvm. an.
Besonders interessant und aufschlussreich fand ich das letzte große Kapitel, in dem es u.a. um die Gärten des National Trust geht. Die Auszüge aus den Tagebüchern der Gärtnerin, die dort eine Weile arbeiten durfte, vermitteln spannende Einblicke in den Alltag der Gartenpfleger. Auch ihre Ausflüge in die nahegelegenen Ortschaften mit ihren schönen Schlossgärten beschwören das Urlaubsflair auf. Die Rezepte von Scones, Clotted Cream, dem Lieblingskuchen von Queen Viktoria, alles sehr einfach zu bewerkstelligen, runden das englische Urlaubsfeeling ab.
Ein Gartenmarathon in Irland ist auch sehr interessant. Schöne Beschreibungen, die man gern auch abends zur Entspannung lesen kann.
Mein Highlight kam zum Schluss: „Eine mörderische Gartenreise“ zum Anwesen, das früher Agatha Christie gehörte, dessen Geschichte bis ins 16. Jh. reicht. Sehr spannende Ausführungen hier, welch seltene Pflanzen es dort gibt, wie aufwendig fällt die Pflege aus uvm.
Zum Schluss gibt es „Reiseinformationen und Literatur“ auf 13 S. Hier sind Internetseiten, Bücher und Tipps der Autorin aufgeführt, die vermitteln, wie man diese Gärten heute besichtigen könnte. Sehr gut und liebevoll aufgebreitet, sodass man spätestens hier große Lust bekommt, eine Reise durch die Gärten der Welt zu planen und diese mit einigen gartenverzückten Freunden auch umzusetzen. Es wäre bestimmt ein bereicherndes und unvergessliches Erlebnis.
Das Buch ist prima gemacht: Festeinband in sattem Grün, hochwertiges, weißes Papier. Chic und selten heute: Neue (Unter-)Kapitel fangen immer auf der rechten Seite an. Die Farbfotos hier und dort, meist über ein Drittel der Seite, sind eine wahre Bereicherung. Da sieht man die Gräten, die Villen, die exotischen Pflanzen, das runde Tor zum chinesischen Garten usw. Gern hätten es mehr und etwas größere Bilder sein können.

Fazit: Ein tolles Buch voller schöner Texte, die nicht nur informieren und Spaß machen, und die man in einem Rutsch durchlesen könnte, lässt es aber, damit das Vergnügen nicht zu schnell vorbei ist. Dieses Buch ist imstande, eine tiefe Begeisterung für die Gärten und seltene Pflanzen der Welt hervorzurufen. Man lernt nicht nur die Gärten, sondern auch einige interessante Persönlichkeiten und ihre Abenteuer kennen, die entweder die Gärten besichtigen und sich inspirieren lassen oder diese pflegen mögen oder auf der Jagd nach seltenen Pflanzen sind.

Kurz gesagt: Ein schönes, vielfältiges, bereicherndes Leseerlebnis. „Ein wunderbares Lesevergnügen für alle Gartenfreunde“, steht auf der Rückseite des Umschlagblattes. Das kann ich so ohne weiteres unterschreiben. Bitte mehr davon.