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Veröffentlicht am 18.11.2017

Spannende, kurzweilige Geschichte mit faszinierendem World Building

Mondprinzessin
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Inhalt:

Lynn zählt die Tage bis zu ihrem 18. Geburtstag, bis zu dem Tag, an dem sie endlich das Heim verlassen kann und frei ist. Doch nicht nur, dass an ihrem siebzehnten Geburtstag plötzlich ihr Arm ...

Inhalt:

Lynn zählt die Tage bis zu ihrem 18. Geburtstag, bis zu dem Tag, an dem sie endlich das Heim verlassen kann und frei ist. Doch nicht nur, dass an ihrem siebzehnten Geburtstag plötzlich ihr Arm aufleuchtet und sie angegriffen wird, nein, sie soll auch noch die verschollene Mondprinzessin sein, ausgerechnet sie, die meilenweit davon entfernt ist, überhaupt eine Prinzessin zu sein ...

Meine Meinung:

Lynn war mir sehr sympathisch. Das Leben hat ihr bisher nicht wirklich freundlich mitgespielt, dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen. Der einzige Lichtblick ihres Lebens ist der Kampfunterricht bei ihrem Lehrer Jim - und ihr immer näher rückender achtzehnter Geburtstag, an dem sie das trostlose und ihr gegenüber wenig positiv eingestellte Heim endlich verlassen kann.
Lynn kann also kämpfen und ist dazu noch angenehm sarkastisch. Nichtsdestotrotz hat sie auch schwächere Momente, hat Angst und ist doch aufrichtig und offen eingestellt und verschließt sich Enthüllungen nicht sofort. Sie gibt sich Mühe, will andere nicht enttäuschen und gibt anderen immer eine Chance. Auch sonst ist sie niemand, der andere Menschen hasst oder sich ihnen verschließt.

Das Buch ist mit 256 Seiten relativ kurz, was man ihm auch anmerkt. Die Geschichte hat einfach nicht den Raum, um sich zu entfalten. Somit erhascht man als LeserIn nur einen kleinen Einblick in dieses äußerst faszinierende World Building mit der Politik und seiner Magie, der Fokus liegt eher auf die Liebesgeschichte, die sich dennoch langsam und nachvollziehbar entwickelt, auch wenn die Anziehung von Anfang an spürbar ist.
Da es ursprünglich als Einzelband geplant war, ist die Handlung weitgehend in sich abgeschlossen und auch das Ende passte meiner Meinung nach irgendwie. Dennoch ist ein zweiter Band geplant.
Ich hatte von Anfang an meine Ahnungen, die sich dann auch bewahrheitet haben, dennoch gab es auch Bereiche, bei denen ich bis zum Schluss nicht wusste, wie sie sich entwickeln würden. Einige Konflikte sind nicht sonderlich neu, was mich aber nicht direkt gestört hat, da sie unterhaltsam und spannend umgesetzt wurden. Und auch wenn die Geschichte auf das Wesentliche reduziert bleibt, mangels Platz zur Entfaltung, hatte ich nicht direkt das Gefühl, dass das Buch mehr Seiten benötigt hätte, auch wenn mir das Ende ein bisschen schnell kam.

Das Ganze hat ein bisschen was von "Plötzlich Prinzessin", was ich aber mochte, ist, wie offen und ehrlich die Charaktere meist miteinander umgehen, und dass das Königspaar sehr sympathisch und vor allem auch menschlich ist. Im Umgang mit einander werden tatsächlich oft unnötige Dramen vermeiden, was erfrischend ist im Vergleich zu anderen Büchern des Genres.
Hinzu kommt ein absolut faszinierendes World Building, bei dem der Mond besiedelt ist und seine BewohnerInnen magische Fähigkeiten haben, die zwar im Endeffekt kaum eine wesentliche Rolle spielen, da der Fokus wie gesagt auf der Liebesgeschichte liegt, dennoch bildet diese Magie ein interessantes Extra.

Fazit: Spannende, kurzweilige Geschichte mit einem faszinierendem Weltenaufbau, die jedoch aufgrund der Kürze kaum Raum zur Entfaltung hat, stattdessen liegt der Fokus auf der Liebesgeschichte, die sich trotzdem nachvollziehbar entwickelt; generell ein sehr offener Umgang mit vielen sympathischen, nachvollziehbar handelnden Charakteren

Veröffentlicht am 14.10.2017

Die schillernden Facetten der Dunkelheit zwischen Vorstellung und Wirklichkeit

Scherben der Dunkelheit
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Wie bei den anderen Bücher von Gesa Schwartz zeichnet sich auch dieses durch diesen herausragenden Stil aus. Es ist kein Stil, den jeder mögen wird, daher würde ich empfehlen, vorher in die Leseprobe hineinzulesen. ...

Wie bei den anderen Bücher von Gesa Schwartz zeichnet sich auch dieses durch diesen herausragenden Stil aus. Es ist kein Stil, den jeder mögen wird, daher würde ich empfehlen, vorher in die Leseprobe hineinzulesen. Aber ich liebe diesen Stil. Er ist bildreich, metaphorisch und sorgte dafür, dass ich jede Szene in schillernden Farben vor mir sah.
Gesa Schwartz lässt die Magie wirklich werden. Sie zeigt nicht nur die Schatten, die sich bedrohlich auch über das innere Auge des Lesers/ der Leserin legen, sondern auch die schimmernden Facetten, die in der Dunkelheit liegen.
Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre direkt rüberzubringen, sodass ich eintauchte in die Welt dieses düsteren Zirkus, in diese Welt voller Dunkelheit, die aber auch zahlreiche Farben enthält, gerade da Anouk selbst oft Bilder zeichnet oder malt. Und besonders die Szenen, die zwischen Vorstellung und Wirklichkeit liegen, wirkten so echt, dass ich selbst das Gefühl hatte, mich jenseits der Realität zu befinden.

Wie in jedem Buch, das ich von der Autorin bisher gelesen habe, sind auch in diesem Bücher wichtig. Und auch hier sind die Protagonisten wieder Träumer, Weltenwandler, Menschen, die manchmal vor der Realität zurückschrecken und in Reiche der Fantasie flüchten. Menschen also wie wir, was dazu führt, dass sich ein hohes Identifikationspotenzial bietet, da die meisten von uns wohl diese Liebe zu Geschichten und Fantasie, diese Nähe zur Magie sehr gut verstehen können.
Somit taucht man ein in eine Welt, die Nichtleser/-innen verschlossen bleibt, sowohl allein durch das Lesen eines Buches als auch in der Handlung selbst. Somit fühlt es sich auch für den/die Leser/-in an, als würde man ein kleines Geheimnis mit denen teilen, die sich ebenfalls von Welten außerhalb der unseren, von Fantasie und Magie mitreißen lassen.

Als Gegensatz dazu stehen auch hier wieder die Eltern, die in der logischen Realität voller Hektik leben. Zugegeben, einige Elemente finden sich so in allen zumindest von mir gelesenen Büchern der Autorin wieder, und auch diese Atmosphäre mit düsteren Facetten zwischen der realen Welt und der Vorstellung, anderen Welten ist bekannt. Aber ich würde das eher als Kennzeichen ihres Stils bewerten, als etwas, das ihre Bücher ausmacht.
Zumal der Handlungsgegenstand sich unterscheidet. Beim Lesen wünschte ich mir manchmal, das Buch sei zu Ende, dass alles gut liefe und für die Charaktere gut ausginge, und fürchtete mich gleichzeitig davor, dass die Geschichte beendet werde und ich daraus wieder auftauchen müsste. Die Handlung selbst entwickelt sich nachvollziehbar, weist unvorhersehbare Wendungen auf und ist spannend, auch dank des manchmal leicht unheimlichen Settings - man sollte vielleicht keine Clown-Phobie mitbringen.

Ähnlich wie in ihren anderen Büchern gibt es auch hier wieder einen düsteren männlichen Charakter, der sich aber trotzdem auch wieder unterscheidet. Was ich an Rhasgar mochte, war, dass er zwar Arroganz und Überheblichkeit ausstrahlt, Anouk aber trotzdem nicht abfällig behandelt, sondern offensichtlich mit Respekt, ohne sie beleidigen zu wollen. Dadurch mag er zwar düster sein, bricht aber mit den Klischees des üblicherweise machohaften Bad Boys.
Anouk ist eine Protagonistin, die mich mit ihrem Trotz, ihrem Sarkasmus und ihrer Schlagfertigkeit immer wieder zum Lächeln brachte. Sie zweifelt an sich selbst, steht aber auch zu ihren Prinzipien und ist ein Charakter mit ausgeprägter innerer Stärke. Sie hat ihren jüngeren Bruder verloren, was Spuren davongetragen hat, dennoch macht sie das nicht zu einem besonders tragischen Charakter oder so.

Generell sind die Charaktere sehr tiefgründig und vielschichtig, sodass sogar die Antagonisten Facetten haben, die Mitleid und Sympathie erregen. Jeder Charakter hat eine Vergangenheit, einige schließt man schnell ins Herz.
Was ich auch mochte, war, dass bestimmte Aspekte, die den Charakteren wichtig waren, immer wieder aufgegriffen wurden, wie zum Beispiel Anouks Liebe zu dem Regen.


Fazit: Ein Buch mit einem bildreichen Stil, das in schillernden Facetten der Dunkelheit zwischen Vorstellung und Wirklichkeit schimmert, mit tiefgründigen und vielschichtigen Charakteren mit einer Vergangenheit, ein Buch, das die Liebe zu Geschichten und zu der Magie ausdrückt

Veröffentlicht am 06.10.2017

Außergewöhnliches Setting begeistert mit moderner Märchenwelt

Almost a Fairy Tale - Verwunschen
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Was mich an diesem Buch am meisten begeistert, ist das Setting. Das Buch spielt in einem fiktiven Deutschland 2030, in einer Welt, in der Magie selbstverständlich ist. Die Geschichte ist oftmals an die ...

Was mich an diesem Buch am meisten begeistert, ist das Setting. Das Buch spielt in einem fiktiven Deutschland 2030, in einer Welt, in der Magie selbstverständlich ist. Die Geschichte ist oftmals an die tatsächliche Geschichte angelehnt, jedoch mit magischen Elementen ergänzt oder erklärt. In Deutschland gibt es ein Parlament mit einer repräsentativen Monarchie, die Welt ist hoch technisiert, allerdings nicht in dystopischem oder utopischem Ausmaß, stattdessen erinnert sie an unsere Gesellschaft, wie sie in anderthalb Jahrzehnten aussehen könnte.
Viele Märchen der Gebrüder Grimm haben tatsächlich stattgefunden, Prinzessinnen werden echte Namen gegeben und viele Elemente aus der Märchenwelt werden im Alltag aufgegriffen, wie beispielsweise in einem Tischlein-deck-dich-Restaurant, sodass es unheimlich viel Spaß macht, diese Welt und vor allem die Versetzung dieser märchenhaften Elemente in eine moderne Gesellschaft zu entdecken.

Doch diese Welt hat auch ihre Schattenseiten. Viele Märchenwesen wie Trolle, Einhörner und Drachen werden in Zoos eingesperrt, Menschen mit magischer Veranlagung in ein Klassensystem eingeteilt und diskriminiert, außerdem als Sündenböcke genutzt. Das erinnert teilweise stark an Rassismus in unserer Gesellschaft, bei dem ebenfalls Angst vor dem Fremden geschürt wird.

Die Protagonistin Natalie ist ebenfalls eine Magische, gehört jedoch der A-Klassifikation an, der höchsten Stufe, was bedeutet, dass sie ein privilegiertes Leben fast wie ein gewöhnlicher Mensch führen kann. Somit ist ihr die Diskriminierung nicht ganz klar - bis sie selbst Magie wirkt, eigentlich, um Menschen zu schützen, darin aber scheitert und als die Schuldige dargestellt wird. Auf einmal sieht sie sich mit der wirklichen Position der Magischen konfrontiert - und mit dem Hass, der in einigen Menschen auf diese schlummert.
Im Verlauf der Handlung muss sie einige Verluste einstecken, hier ist die Autorin alles andere als zimperlich und geht teilweise schonungslos, fast grausam mit ihren Charakteren um. Natalie, anfangs noch ein wenig naiv, entwickelt sich weiter im nachvollziehbaren Rahmen. Generell handelt sie meist entschlossen und loyal. Dennoch wird sie nicht plötzlich reif und abgeklärt, man merkt ihr immer ihr junges Alter und die Herkunft aus weitgehend glücklichen Verhältnissen an, sodass sie eben nicht dauernd stark ist und die ganze Zeit bewusst bleibt, dass sie eigentlich noch nur ein Mädchen ist.

Die Liebesgeschichte ist ... interessant. Kilian, der Love Interest, ist nicht nur Prinz sondern auch Agent der OBM, der Organisation für magische Belange, die die strengen Auflagen für Magische kontrolliert. Dennoch ist er kein abgehärteter Held, sondern auch ihm merkt man seine Jugend an, was erfrischend ist.
Tatsächlich kennen sich die beiden schon vorher und schreiben sich seit längerem Nachrichten, sodass die beiden schon zu Beginn der Handlung verliebt sind - was man deshalb von beiden weiß, da die Handlung abwechselnd aus Natalies, Kilians und Paiges Sicht - einem Charakter, auf den ich gleich noch zurückkomme - erzählt wird. Dadurch ist es nicht diese typische Liebe auf den ersten Blick, weil die Entwicklung im Vorfeld stattgefunden hat und sich das auf diese typische ganz übliche erste Verliebtheit beschränkt. Und es gibt kein Hin und Her. Allerdings bedeutet das auch, dass man als Leser diese Entwicklung nicht mitverfolgen konnte, aber wie gesagt, es handelt sich um diese typische Verliebtheit zu Beginn einer Beziehung, wie zwischen zwei ganz normalen Jugendlichen.

Natalies beste Freundin Jolly und deren Halbschwester Paige bringen mit ihrem Sarkasmus immer wieder auch Humor in die Story. Auch bei Paige, unserer dritten Erzählerin, gibt es eine Liebesgeschichte, die sich allerdings auch vor den Ereignissen entwickelt hat, bei der zumindest anfangs aber der Funke spürbar ist.
Was die Antagonisten angeht, so fand ich es hier bemerkenswert, dass man ihre Gründe absolut verstehen kann, dass man sie sogar teilt, aber die Mittel, zu denen sie greifen, falsch ist.

Die Handlung ist durchweg unvorhersehbar und vom Verlauf auch meist eher ungewöhnlich, da sie nicht üblichen Maßstäben folgt. Allerdings wiederholten sich mir manche Geschehnisse zu oft und gerade zum Ende hin rissen Action und Kämpfe nicht mehr ab, ohne dass jedoch viel dabei herumkam. Dadurch kamen mir die Handlungen der Protagonisten teilweise etwas unüberlegt vor, das Ganze etwas hektisch und ich hatte das Gefühl, mich im Kreis zu drehen.
Nichtsdestotrotz bin ich gespannt auf den zweiten und letzten Band der Dilogie.

Fazit: Außergewöhnliches Setting mit ernster Grundthematik, das mich mit der Einwebung von Märchenelementen und der Verbindung von Magie und moderner Gesellschaft absolut begeistert hat; Protagonisten, denen man ihr junges Alter anmerkt und Antagonisten mit nachvollziehbaren Handlungsgründen; unvorhersehbare, aber teilweise auch wiederholende Handlung, die vor allem zum Ende hin aus im Kreis drehender Action besteht

Veröffentlicht am 03.10.2017

Spannende Story mit Potenzial und der Frage nach Moral

Boy Nobody
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Inhalt:

Mit zwölf Jahren wurde er von dem „Programm" rekrutiert, nun, mit sechszehn, ist er einer der Besten und macht nie Fehler. Er gibt sich als der Freund der ihm genannten Zielperson aus, erschleicht ...

Inhalt:

Mit zwölf Jahren wurde er von dem „Programm" rekrutiert, nun, mit sechszehn, ist er einer der Besten und macht nie Fehler. Er gibt sich als der Freund der ihm genannten Zielperson aus, erschleicht sich ihr Vertrauen, um dann in die Nähe seines Opfers zu gelangen, das er tötet.
Sein neuer Job ist ein Job wie jeder andere - oder? Denn der Zeitrahmen ist ungewöhnlich kurz. Und mit einem Mal kommen Zweifel auf - Zweifel, die jemand wie er nicht haben sollte ...

Meine Meinung:

Der Protagonist, der sich bei seinem neuen Auftrag Benjamin nennt, und den ich ab sofort auch bei diesem Namen nennen werde, hat quasi keine Identität. Er wurde von dem „Programm“ zum Assassinen ausgebildet und sein ganzes Leben besteht aus Aufträgen, bei denen er Freundschaften, meist zu den Kindern der von dem Programm ausgewählten Opfer vorgaukelt, inklusive erfundener Identität, um dann nach der Ermordung der Zielperson zu verschwinden.
Bis dato hat er seine Jobs auch immer fehlerfrei erledigt und seine Aufträge nie hinterfragt. Doch dieses Mal ist alles anders.

Die Frage nach der Moral ist ein zentrales Element. Genaugenommen weiß Benjamin kaum was über das Programm, außer dass es ihn zu einer Waffe ausgebildet hat und angeblich patriotische Absichten verfolgt, wodurch es auf den/die Leser/-in automatisch ziemlich dubios wirkt. Davon abgesehen finde ich es aber schwierig, es und vor allem die wirklichen Motive einzuschätzen.
Hinzu kommt, dass Benjamin ironischerweise selbst einmal Opfer einer solchen vorgegaukelten Freundschaft wahr, deren eigentliche Intention sein Vater war. Das aktuelle Geschehen wird immer wieder von Rückblicken durchbrochen, in denen sich Benjamin an die Geschehnisse von damals erinnert und manchmal auch darüber nachdenkt, was genau warum passiert ist.

Dabei wirkte Benjamin ziemlich gehirngewaschen auf mich, allerdings mit Potenzial zu mehr. Ich war überrascht, dass er seine frühere Identität, die er immerhin bis zu seinem zwölften Lebensjahr inne hatte, so verdrängt hat, dass er sich an das meiste kaum noch erinnert. Was aber eben auch wieder aufgegriffen wird und definitiv Potenzial für die Fortsetzungen bietet.
Generell ist dieses Buch in vieler Hinsicht eher ein Auftakt, der vielleicht Weichen stellt, aber dramatische Entwicklungen vermutlich für die Fortsetzungen aufspart. Dennoch können einige Wendungen überraschend sein, und langweilig wird es aufgrund des Zeitlimits und der Frage nach der Richtigkeit des Auftrags und einer möglichen Lösung auch nie, selbst wenn es keinen direkten Thrill-Effekt gibt, wie man ihn von einem richtigen Thriller erwarten würde.
Die Methoden des Programms bzw. von Benjamin sind dabei sehr ausgeklügelt, was eine faszinierende, aber auch unheimliche Vorstellung ist. Gerade Benjamin denkt dabei oft sehr strategisch und zeigt sein Können, was neben seinen körperlichen auch in seinen analytischen Fähigkeiten liegt.

Fazit: Spannende Story mit Potenzial, der Frage nach Moral und einem strategisch denkendem Protagonisten in einem dubiosen Programm

Veröffentlicht am 03.10.2017

Tiefgründiges, vielschichtiges und faszinierendes World Building mit dem Preis von Macht

Naris
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Kyndra bricht gemeinsam mit ihren Begleitern auf, um Acre zu erkunden und Frieden für ihr Land zu suchen. Doch was ist geblieben von dem machtsüchtigen ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Kyndra bricht gemeinsam mit ihren Begleitern auf, um Acre zu erkunden und Frieden für ihr Land zu suchen. Doch was ist geblieben von dem machtsüchtigen Imperium, das vor fünfhundert Jahren Krieg gebracht hatte? Und lässt sich dort wirklich Frieden finden?
Derweil muss Brégenne feststellen, dass Mariar beziehungsweise Rairam im Falle eines Angriffs wehrlos ist. Also fasst sie den Entschluss, sich ihren Ratsmitgliedern zu widersetzen und ihr Land zu warnen - selbst wenn das bedeutet, die Identität der Wirker nach jahrhundertelanger Geheimhaltung zu enthüllen.

Meine Meinung:

Schon beim ersten Band war ich total mitgerissen von dem World Building und dadurch, dass man nun auch Acre kennenlernt (und nicht länger nur aus Kieriks Erinnerung), bestätigt sich das nur noch. Schon Mariar-jetzt-Rairam ist ein Land voller unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen, und auch Acre ist voller Vielfalt, von der man als Leser/-in natürlich nur einen Bruchteil erfährt.
Aber allein schon die Tatsache, dass es zwei Zeitebenen gibt, die von Bedeutung sind, nämlich einmal die der Gegenwart, in der die Handlung spielt, und die der Vergangenheit von vor fünfhundert Jahren, die die jetzigen Zustände erheblich beeinflusst hat, ist beeindruckend und lässt die Welt, die somit eine Vergangenheit hat, wirklich erscheinen.
Das Imperium, das, wie der/die Leser/-in schnell feststellt, einiges an Glanz verloren hat, erinnerte mich von dieser Ausbreitung inklusive technischer Erneuerungen hin zum schleichenden Verfall ganz grob an die Geschichte des Römischen Imperiums.
Auch die Magie fasziniert immer noch. Die Wirker von Naris, aber auch andere außergewöhnliche Phänomene, denen man nun in Acre begegnet, wie den Khronostianern (leicht inspiriert von der griechischen Mythologie, vermute ich :D), die die Zeit manipulieren können.

Allerdings muss ich sagen, dass dieser Teil durchaus zweiter-Band-Charakter hat. Er hat einfach nicht die Epik des Auftaktes mit all seinen Enthüllungen oder des Show-Downs, auch wenn es durchaus nicht an Spannung mangelt. Auf Kyndras Seite, weil unklar ist, wem sie vertrauen können und welcher Seite sie sich anschließen sollen, auf der von Naris wegen der Ungewissheit des Schicksals von Rairam - und weil der Panzerhandschuh, den Gareth aus dem Archiv geklaut hat, sich immer mehr zu einer Bedrohung für seinen Geist und sein Leben entwickelt. Und auch sonst ist die Autorin nicht gerade zimperlich mit ihren Lesern/-innen.
Die Liebesgeschichten spielen weiterhin kaum und wenn, maximal weit im Hintergrund eine Rolle. Nediah und Brégenne haben sich ihre Gefühle einander immer noch nicht so ganz gestanden, gleichzeitig gibt es eine weitere Entwicklung, die ich erst geshippt habe, wobei es mir dann zwischenzeitlich doch etwas schnell ging, aber da das alles wie gesagt für das Geschehen kaum von Bedeutung ist, kann man damit leben.
Erzählt wird die Handlung aus mehreren Sichten, neben Kyndras gibt es da Medavle, Brégenne, aber auch neue Charaktere wie Char oder Hegdon, die einen Einblick in die acreanische Lebensweise geben.

Kyndra zeigt wunderbar, dass Macht ihren Preis hat. Sie kämpft gegen ihr Erbe an, um nicht ihre Menschlichkeit zu verlieren und befindet sich gleichzeitig wieder im Konflikt, dass sie ihren Freunden im Ernstfall nicht helfen kann, wenn sie sich weigert ihre Kräfte einzusetzen. Als mahnendes Beispiel fungiert Kierik mit seinen Taten der Vergangenheit, die Kyndra immer wieder einholen.
Dadurch, dass er in ihren respektive genaugenommen seinen Erinnerungen in Kyndra weiterlebt, bleibt auch die Faszination seines Charakters erhalten, deren Sicht man teilweise aus erster Hand erfährt, während seine Handlungen andererseits oft verurteilt werden. Aber gerade diese Macht der Sterne fasziniert. Und ich mochte es, wie Kyndra neben ihrer starken Seite auch ihre verletzliche behält, und wie sie dagegen kämpft, ihre Menschlichkeit zu verlieren.
Nediah mochte ich schon im ersten Band, genau wie Brégenne, die ich mit diesem Teil zunehmend ins Herz schloss. Sie ist einfach ein starker, aber innerlich auch sensibler Charakter mit einer leicht rebellischen, eigenständigen Art, der sich trotz seiner Macht manchmal kindliche Freude erhalten hat und sich auch verändert.
Auch Char ist ein faszinierender Charakter, von dem man anfangs nicht so ganz weiß, wie man ihn einschätzen soll.
Medavle habe ich allerdings nicht so ganz getraut, einfach, weil seine Rache nicht wirklich erfüllend war, und man in den Passagen aus seiner Sicht merkt, dass er nicht wirklich loyal ist und eher nach eigenen Interessen handelt, und zudem sehr der Vergangenheit nachtrauert, was ich als sehr gefährlich empfand. Unwillkürlich hab ich mich gefragt, wofür er sich wirklich einsetzt.

Die Geschichte konnte mich auch diesmal fesseln und ich kehrte immer wieder gerne nach Acre zurück, sodass ich mich jetzt schon auf den Abschluss der Trilogie freue.

Fazit: Fesselnder, spannender zweiter Band mit einem tiefgründigen, vielschichtigen und faszinierenden World Building einer Welt mit Vergangenheit und sympathischen Charakteren, dem es zwar an der Epik eines Auftaktes oder Abschlusses fehlt, bei dem es jedoch trotzdem nie langweilig wird und der auch den Preis von Macht aufzeigt