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Veröffentlicht am 15.09.2017

Faszinierende Idee, allerdings lange nur Fokus auf Beziehungen und Entwicklungen

Ein Thron aus Knochen und Schatten
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Alison kehrt in ihre Heimatstadt zurück, doch nichts ist mehr, wie es war. Zunehmend fühlt sie sich zu ihrem Trainer und Erzfeind Gareth hingezogen. ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Alison kehrt in ihre Heimatstadt zurück, doch nichts ist mehr, wie es war. Zunehmend fühlt sie sich zu ihrem Trainer und Erzfeind Gareth hingezogen. Währenddessen schreitet ihre Ausbildung weiter voran - und sie wird sich irgendwann entscheiden müssen, auf welcher Seite sie steht und wer ihr Feind ist ...

Meine Meinung:

Nachdem ich zu Beginn vom ersten Teil noch nicht so ganz mit Alison klarkam, war sie mir in diesem Band durchweg sympathisch. Sie ist ein sehr starker Charakter, kann sehr gut kämpfen und ich mag mittlerweile auch ihre ironische, vorlaute Art, zumal sie sich kaum noch damit in Schwierigkeiten manövriert. Gerade letztere führt immer wieder zu unterhaltsamen Momenten.
Ebenfalls zur Unterhaltung beitragend sind - wie im Vorgänger - die Schlagabtausche mit Gareth. Davon abgesehen knistert es zwischen den beiden zunehmend, da hilft es auch nicht, dass die beiden sich einreden, das sei eine rein körperliche Anziehung. Zwischendurch sind die beiden kurz davor, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen - sowas wie Sex ist im Übrigen tatsächlich existent - und ich war überrascht, wie viel Raum dieser Teil dann doch in der Handlung einnimmt.

Davon abgesehen ... hatte ich persönlich gerade am Anfang das Gefühl, ein wenig auf der Stelle zu treten. Es gibt lange erst mal viel Ausbildung und Pläne und gaaaanz viel Ausbildung. Am meisten Spannung kam da noch durch die anderen Sichten auf. Neben Alison, die allerdings als Einzige aus der ersten Person Singular erzählt, tauchen da noch Evan, Gareth und ein paar andere Perspektiven auf, die Einblick in Entwicklungen geben, die ahnen lassen, dass sich was zusammenbraut.
Davon abgesehen nahm die Handlung aber erst auf den letzten 150 Seiten wirklich Fahrt auf, bis dato hatte ich wie im Vorgänger das Gefühl, mich immer noch in der Vorbereitung zu finden, in der Weichen für die eigentlichen Ereignisse gestellt werden. Natürlich gab es immer mal wieder kleine Entdeckungen und Enthüllungen, aber eben nichts welt(en)bewegendes. Nicht, dass es direkt langweilig würde, zumal es an Action dank vieler Übungskämpfe nicht mangelt, aber der Fokus liegt lange eher auf den zwischenmenschlichen und, äh, zwischendämonischen Beziehungen, richtig fesseln konnte es mich dadurch nicht.

Der Show-Down lässt dann allerdings wieder sehr viel Potenzial für den dritten Teil durchschimmern, gerade die Entwicklungen lassen hier auf einen mitreißenden Abschluss hoffen.
Was ich allerdings als sehr positiv empfunden habe, ist die Idee, die doch in dieser Art aus dem üblichen Rahmen fällt und mit faszinierenden Verwicklungen glänzt, wie allein schon der Aspekt mit dem Schlüssel, den verschiedenen Dimensionen und der Hintergrundgeschichte mit Morrigan. Darüber hinaus sieht man sich zwangsläufig damit konfrontiert, dass es gar nicht so leicht ist, Gut und Böse festzulegen, zumal die Grenzen in diesem Buch weiter verschwimmen, gerade durch die zunehmende Nähe zu den Ausbildern, Charakteren wie Elle und dem Einblick in dämonische Perspektiven.

Was ich von Dorian halten soll, weiß ich immer noch nicht so ganz, er ist so eine Mischung aus ganz-netter-Dämon und manipulativer Mistkerl, allerdings mit beeindruckend selbstsicherem und gelassenem Auftreten.
Gareth entpuppt sich zunehmend als faszinierender Charakter, gerade die Stellen aus seiner Sicht bieten einen schönen Einblick in seine Gedankenwelt, der zeigt, dass er sich wie Alison in dem Konflikt befindet, sich zu seinem Feind hingezogen zu fühlen.
Phi ist ein Charakter, den ich zunehmend in mein Herz schloss, weil auch sie eigentlich ziemlich stark ist und ich es mag, wie sie sich gegen Alison behauptet.

Fazit: Faszinierende Idee mit viel Potenzial und der Hinterfragung von Gut und Böse, allerdings nimmt die Handlung erst im letzten Drittel wirklich Fahrt auf, bis dahin liegt der Fokus eher auf den Entwicklungen und einer zunehmend erotisierten Liebesgeschichte

Veröffentlicht am 07.09.2017

Nachdenklich stimmendes Buch mit zahlreichen Denkanstößen

Was kann einer schon tun?
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Dieses Buch lässt sich keinem Genre zu ordnen. Es enthält keine Romanhandlung in dem Sinne, sondern vier Gespräche, die der Erzähler mit seinem Hund, einem deutschen Au-Pair-Mädchen, einem Flüchtling und ...

Dieses Buch lässt sich keinem Genre zu ordnen. Es enthält keine Romanhandlung in dem Sinne, sondern vier Gespräche, die der Erzähler mit seinem Hund, einem deutschen Au-Pair-Mädchen, einem Flüchtling und seinem zehnjährigen Sohn führt. Vier Gespräche, die sich allesamt um die Rettung der Welt drehen.
Dass die Weltrettung ein sehr hoch gestecktes und für den Einzelnen kaum bewältigbares Ziel ist, wird dabei deutlich. Der Erzähler wendet sich bewusst an die Jugend und fragt danach, was man als Einzelperson verändern kann - bezogen auf Themen wie der Flüchtlingskrise, rechte Entwicklung in der Gesellschaft, Kriege, Klimawandel, Terrorismus, Toleranz und ähnlichen.
Durch die unterschiedlichen Gesprächspartner ergeben sich dabei unterschiedliche Perspektiven, so vertritt das Au-Pair-Mädchen in gewisser Weise eine typische deutsche Jugendliche, die sich überfordert von den Problemen fühlt und eigentlich nur ein eigenes Leben führen will, während der Flüchtling gerade auf Fremdenhass ein neue Sicht öffnet, der Sohn wiederum in seiner kindlichen Naivität die Lösungen banal erscheinen lässt.

Jedes einzelne der Gespräche enthält dabei zahlreiche Denkanstöße, die nachdenklich stimmen. Ideen, was man selbst verändern kann, aber auch Theorien dazu, wie Fremdenhass entsteht. Überlegungen, wie man sich verhalten soll, wo die Ursache der Probleme liegt - und letztendlich auch Anstöße dahingehend, das eigene Verhalten zu reflektieren, und die einen selbst animieren, etwas zu verändern. Dabei ist die Hauptbotschaft, dass schon kleine, alltägliche Dinge etwas verändern können.
Dabei ist das Buch in dem leicht poetisch anmutenden Schreibstil verfasst, den manche vielleicht schon aus dem anderen Buch des Autors, „Sommer unter schwarzen Flügeln", kennen, und der einen gerne die Gespräche verfolgen lässt.

Das Buch stellt Überlegungen dahingehend an, wie die Zukunft aussieht und was wir dazu beitragen können. Es versucht, Probleme nachzuvollziehen und ihrer Ursache auf den Grund zu gehen, aber auch Lösungen zu finden.
Letztendlich wird aber vor allem der/dem Leser/-in überlassen, welche Schlüsse er/sie darauszieht. Er/sie wird dazu anregt, sich selbst eine Meinung zu den Ideen zu bilden, selbst nach Lösungen auch in dem eigenen Leben zu suchen.

Fazit: Ein nachdenklich stimmendes Buch, das sich mit den Problemen unserer Gesellschaft beschäftigt und zahlreiche Denkanstöße liefert!

Veröffentlicht am 20.08.2017

Spannungsreicher, gelungener Abschluss mit vielschichtigen Charakteren

Ruinen
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Inhalt:

Obwohl Kira nun von Morgan untersucht wird, findet diese nichts, kein Anzeichen des Heilmittels. Doch Kira ist nicht bereit, die Hoffnung für den ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !



Inhalt:

Obwohl Kira nun von Morgan untersucht wird, findet diese nichts, kein Anzeichen des Heilmittels. Doch Kira ist nicht bereit, die Hoffnung für den Fortbestand der beiden Spezies aufzugeben und stößt auf die Lücke in Morgans Aufzeichnungen ...
Unterdessen macht sich die menschliche Terroristin Delarosa mit einer geheimen Atombombe auf, um die Partials endgültig zu zerstören, ungeachtet der massigen menschlichen Opfer, die das kosten würde ...

Meine Meinung:

Ich bin ganz gut wieder in die Geschichte reingekommen, auch weil die wichtigsten Informationen am Anfang nochmal beiläufig gegeben werden.
Dieser Band wechselt nun zunehmend zwischen verschiedenen Sichten: Zwischen Kira und Samm, zwischen Marcus und einem Partial, manchmal auch zwischen Heron, zwischen Kiras Schwestern und zwischen einer anderen menschlichen Gruppe. Damit wechselt der Erzählstandpunkt auch zwischen ganz unterschiedlichen Schauplätzen. Spannung wird dadurch aufgebaut, dass der/die Leser/-in so einen Überblick über die Informationen erhält, über die aber immer nur einzelne Personen verfügen, selbst wenn sie auch andere Gruppen betreffen.
Gleichzeitig entsteht Spannung aber auch dadurch, dass sich irgendwie kein Antagonist mehr herauskristallisieren lässt. Wie Kira stand ich sowohl auf der Seite der Partials als auch auf der der Menschen, und beide handeln letztendlich nur, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Hier zeigt sich auch der fatale Kreislauf des Krieges, bei dem jeder Angriff wieder vergolten werden will und nur noch mehr Hass und Rachsucht hervorruft.
Am diskussionswürdigsten sind wohl die Handlungen der Trust-Mitglieder, aber auch die haben allesamt Gründe für ihr Handeln, die bis zu einem gewissen Grad durchaus nachvollziehbar sind.

Obwohl also sehr viel Spannung da ist, passiert actionmäßig gar nicht mal so viel - das heißt, es passiert nicht nichts, aber letztendlich ist die Handlung vor allem davon geprägt, dass die einzelnen Gruppen getrennt voneinander durch die Gegend irren, versuchen, nicht von den anderen getroffen werden, für ihr eigenes Überleben kämpfen und teilweise eben nach Wissen suchen, über das wiederum bereits andere Charaktere verfügen.
Im Großen und Ganzen gibt es daher kein episches Show-Down in dem Sinne, auch wenn das Buch alles andere als langweilig ist und wieder von der düsteren Endzeit-Atmosphäre getragen wird. Dennoch war der Abschluss selbst durchaus gelungen.

Kira als Protagonistin war mir absolut sympathisch, weil sie für ihre Ideale kämpft, ihre Identität akzeptiert hat, eigenständig handelt und selbstbewusst und entschlossen agiert.
Samm verdeutlicht zunehmend auch die „menschliche", also emotionale, fühlende Seite der Partials. Seine zwischenzeitliche Unsicherheit verleiht ihm Ecken und Kanten. Insgesamt rückt er in diesem Teil etwas in den Hintergrund.
Marcus hat sich weiterentwickelt. Ob man seine plapperhafte, ehrliche und direkte Art als nervig oder amüsant empfinden, bleibt wohl jedem selbst überlassen.
Das Liebesdreieck hat mich ein bisschen genervt, glücklicherweise spielt die Liebesgeschichte aber stark im Hintergrund und das Ganze wird gelungen aufgelöst.
Auch die anderen Charaktere sind oft vielschichtig und einige von ihnen sehr sympathisch. Heron macht es einem nicht leicht, sie zu mögen, aber letztendlich schloss ich sie in mein Herz. Auch Ariel, Kiras Schwester, mochte ich, auch wenn sie sehr von ihrem Hass auf Nandita geprägt ist.

Fazit: Kein episches Show-Down, aber ein spannungsreicher, gelungener Abschluss mit vielschichtigen, oft sympathischen Charaktere und ohne wirkliche Antagonisten!

Veröffentlicht am 09.08.2017

Lebensecht, poetisch, selbstironisch und magisch

Wo das Dunkel schläft
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In den vergangenen vier Bänden habe ich diese Charaktere unheimlich lieb gewonnen. Ich meine, wie kann man sie denn auch nicht ins Herz schließen? Jeder ...

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In den vergangenen vier Bänden habe ich diese Charaktere unheimlich lieb gewonnen. Ich meine, wie kann man sie denn auch nicht ins Herz schließen? Jeder einzelne Charakter ist auf seine eigene Art unheimlich vielschichtig, unheimlich tiefgründig und unheimlich individuell, und dazu auch noch unheimlich lebensecht. Jeder Charakter, aber besonders die Raven Boys.
Gansey, mit seiner höflichen, reichen Art, hinter der sich so viel mehr verbirgt. Adam, mit seiner verletzlichen Eigenständigkeit. Ronan, mit seiner rauen Fassade. Noah, ein Schatten seiner selbst. Jeden von ihnen habe ich in mein Herz geschlossen.
Und dann Blue, selbstbewusst, eigenständig und eben auch so individuell. Es fällt schwer, die Charaktere in Worte zu fassen, weil sie so facettenreich und einzigartig sind, und genau das macht diese Reihe aus.

Nebenbei schließt dies die Nebencharaktere gleich mit ein. Blues exzentrisch-chaotischer Frauenhaushalt, von denen die Frauen alle wieder individuell sind, mit Ängsten und Stärken. Die Antagonisten, deren Motive man zunehmend verstehen lernt, und die auch nicht einfach böse sind, sondern eher über fragwürdige Moralvorstellungen verfügen. Gwenllian, sowieso ein Fall für sich. Artemus, vielleicht das größte Mysterium, aber ebenfalls mit viel Tiefe.
Und gerade diese lebensechten Charaktere machen auch die Geschichte so lebendig. Das Miteinander der Raven Boys und Blue ist auf gewisse Weise magisch, die Zankereien, aber diese Liebe, die sie verbindet. Wie Blue sagt, irgendwie ist sie auch in alle gleichzeitig verliebt. Und darin war wiederum ich als Leserin verliebt.

Apropos Liebesgeschichte: Ich habe Ronan und Adam unheimlich geshippt. Weil die einfach so unglaublich süß sind. Gerade Ronan, der bekanntlich eher auf hart macht, aber eigentlich Verletzlichkeit verbirgt, und Adam, der um jeden Fetzen Eigenständigkeit kämpft. Weil die beiden einerseits wie das Gegenteil einander sind und andererseits sich im Grunde doch ziemlich ähnlich. Und weil sie total niedlich sind.
Gansey und Blue verblasst daneben fast, aber na ja. Hier mochte ich es vor allem, dass Blue ihren Verstand behält, dass es kein kitschig-romantisches Hin-und-weg-Sein gibt, was erfrischend ist.

Was die Buchreihe auch ausmacht, ist dieser einzigartige Schreibstil. Einerseits wirkt er wirklich, als würde einem jemand gerade eine Geschichte oder vielleicht auch ein Märchen erzählen, dazu kommt die mitschwingende Poetik, die die Magie wirklich werden lässt. Auf der anderen Seite ist der Stil auch humorvoll, auf eine entwaffnende Art, die einen selbst in den spannendsten Szenen auflachen lässt, ohne dass diese ihre Spannung verlieren.
Mit Einschüben und vor allem dieser stetigen Selbstironie brachte mich das Buch immer wieder mal zum Grinsen und Kichern, während ich gleichzeitig wie gebannt an den Seiten hing und mir ein gutes Ende für etwas wünschte, dem kein gutes Ende prophezeit war.
Und dieser Bann, der diesem Ganzen anhaftet, fesselte mich an das Buch, sodass es mir schwer fiel, mich davon zu lösen, sodass aus Minuten auf magische Weise Stunden wurden, ehe ich schließlich wehmütig das Ende erreichte und Henrietta diesmal endgültig hinter mir lassen würde - zumindest bis zum nächsten Re-Read.

Fazit: Individuelle, tiefgründige und vielschichtige Charaktere hauchen einer magischen Geschichte Leben ein, die mit einem poetischen und gleichzeitig selbstironischen Schreibstil an die Seiten zu fesseln weiß

Veröffentlicht am 03.08.2017

Gelungener Abschluss mit vielschichtigen Charakteren

Rache und Rosenblüte
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Als das Inferno über Ray hineinbrach, ist Shahrzad aus der Stadt geflohen und lebt nun in einem Lager in der Wüste bei Tarik und ihrer Schwester, wo ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Als das Inferno über Ray hineinbrach, ist Shahrzad aus der Stadt geflohen und lebt nun in einem Lager in der Wüste bei Tarik und ihrer Schwester, wo ihr Misstrauen entgegenschlägt. Während sich die Menschen um sie herum zu einem Krieg gegen den Kalifen und damit gegen ihre Liebe rüsten, sucht Shahrzad nach einer Möglichkeit, um Chalids Fluch zu brechen ...

Meine Meinung:

Ich denke, es bleibt jedem selbst überlassen, wie er die Ermordung der Mädchen bewertet. Denn ich glaube, genau diesen Konflikt, in den man dabei unweigerlich gerät, macht das Buch aus. Man kann sich wie Shahrzad dafür entscheiden, dass ihm keine Alternativen blieben, dass er durch den Fluch dazu gezwungen wurde, um sein Königreich zu retten, unschuldige Mädchen zu töten. Oder man sagt, dass er alles nur nicht das hätte tun sollen, keine Ahnung, sich umbringen oder zusehen, wie sein Königreich zerstört wird.
In gewisser Weise bleibt es also jedem überlassen, inwieweit man Chalid verantwortlich sieht. Und der Konflikt besteht eben darin, dass er letztendlich ein Mensch ist, der das so nicht gewollt hat.

Nimmt man diese ganze Sache außer Betracht, ist Chalid ein Charakter, den ich wirklich mochte. Vor allem wegen seiner Tiefe. Auf der einen Seite ist er manchmal voller Wut, auf der anderen meist beherrscht, kühl, kalkulierend, berechnend. Er ist ein Charakter, der geprägt ist von dem Leid (nicht nur was den Fluch angeht, sondern auch seine Herkunft) und der Verantwortung, wobei er letztere auf sich nimmt. Wenn er nicht gerade Mädchen umbringt, handelt er oft intelligent und trotz seiner Jugend durchaus wie ein würdiger Herrscher.
Auf der anderen Seite haben wir dann Shahrzad, die einen ebenso starken Charakter darstellt. Impulsiver, schlagfertig, aber niemand, der einfach aufgibt. Und niemand, der zusehen würde, wie ihr nahestehende Menschen verletzt würden. Sie ist leidenschaftlich, loyal und setzt sich zur Wehr. Sie kann aufbrausend sein, aber auch die Folgen ihres Handelns abwägen.

In diesem Teil erhält nun auch Shahrzads Schwester Irsa zunehmend Raum - auch dank einiger Passagen aus ihrer Sicht - und entfaltet sich als vielschichtiger Charakter. Trotz ihrer Jugend ist auch sie eine starke, wenn auch noch manchmal etwas unsichere, dennoch aber störrische Persönlichkeit.
Auch andere Charaktere zeigen sich oft als vielschichtig.
Zu meiner Freude wird das Liebesdreieck nicht unnötig dramatisiert. Shahrzad macht Tarik unmissverständlich klar, dass sie Chalid vorzieht, und obwohl Tarik mit Wut vor allem aufgrund Chalids Taten reagiert, will er doch seine alte Liebe zumindest schützen. Dabei zeigt sich vor allem in den Abschnitten aus seiner Sicht auch die Tiefe seines Charakters, der zwischen der Liebe zu Shahrzad und seinem Hass auf den Kalifen hin und her gerissen ist. Und auch er entwickelt sich weiter.

Zu Beginn des Buches hatte ich das Gefühl, dass die Handlung ein wenig vor sich hindümpelt. Sie ist nicht direkt langweilig, aber es passiert eben auch nicht sonderlich viel. Besonders zum Ende hin nahm sie dann jedoch wieder Fahrt auf und schon aber der Mitte war ich absolut an das Buch gefesselt. Auch die Auflösung der Dilogie war letztendlich stimmig. Zwischendurch hat die Geschichte auch fast feministische Züge.
In dem Abschluss erfährt man nun auch mehr über die Magie, was ich ganz interessant fand, auch wenn der Aspekt aufgrund des fehlenden Raumes nicht allzu sehr vertieft wurde.

Fazit: Starke Protagonisten, vielschichtige Charaktere und eine Handlung, die erst ab der Mitte spannender wird, dann jedoch an die Seiten zu fesseln weiß