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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2017

Mitreißend und aktuell

Es war einmal Aleppo
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Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten sollte.
Den Schreibstil? Der ließ mich durch die Seiten gleiten, ließ die Gefühle wirklich werden und fasste so manche Grausamkeit eiskalt ...

Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten sollte.
Den Schreibstil? Der ließ mich durch die Seiten gleiten, ließ die Gefühle wirklich werden und fasste so manche Grausamkeit eiskalt in Worte.
Die Charaktere, die an echte Menschen angelehnt sind? Die Handlung, die so in etwa tausendfach passiert ist, ausgenommen die sich wirklich nachvollziehbar und süß entwickelnde Liebesgeschichte?

Man merkt dem Buch die im Nachwort beschriebene sehr gute Recherche an und vor allem, dass Jennifer Benkau auf ihre eigenen Erfahrungen in ihrem Ehrenamt zurückgegriffen hat. Auf Erzählungen realer Menschen und auf zahlreiche Interviews und Besuche von Erstaufnahmeeinrichtungen.
Es ist schwer, ein Buch zu bewerten, das irgendwie nur die Situation aus dem Sommer 2015 darstellt, eine Situation, die einem selbst aus den Nachrichten durchaus bekannt ist. Und die mit diesem Buch doch in gewisser Weise alltäglicher, realer wird.

In dem Buch wird man als Leser vor allem mit zwei Bereichen konfrontiert, die mich dazu veranlasst haben, dass ich das Buch teilweise beiseitelegen musste, weil ich fassungslos und wütend ob dieser Ungerechtigkeit war: Das Schicksal der Flüchtlinge und die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen.
Ersteres reicht von der Grausamkeit des Krieges bin hin zu der Flucht und den Hürden hier in Deutschland - mit Grenzsperrungen, undurchsichtiger Bürokratie oder eben Fremdenfeindlichkeit, ein Thema, das angesichts des steigenden Populismus immer aktueller wird.

Toni selbst lebt in einer Familie, die alles andere als begeistert davon ist, dass in ihrer Nachbarschaft plötzlich ein Flüchtlingsheim ist. Nachdem Toni als Kind ansehen musste, wie ihr Vater von südländisch aussehenden Männern krankenhausreif geschlagen wurde, hat sie Angst vor Migranten. Auch die Ressentiments in ihrer Familie teilt sie anfangs. Doch dann folgt sie zögernd der Aufforderung ihrer engagierten besten Freundin Fee, in dem Camp zu helfen und beginnt, ihre Ansichten zu überdenken.
Gleichzeitig begegnet sie in ihrer Familie immer wieder Vorurteilen und hier zeigt die Autorin gekonnt, wie diese auch in einem scheinbar ganz gewöhnlichen, gutbürgerlichen und eigentlich doch gar nicht rassistischen Umfeld auftreten. In der eigenen Familie, bei Menschen, von denen man das so nicht erwarten wollte.
Die Autorin zeigt auch, wie wenig hinter diesen Vorurteilen steckt, wie sehr diese die Augen vor dem Schicksal der Menschen verschließen und lässt sie so nur noch unfassbarer wirken. Sie gibt Einblicke die jeweiligen Kulturen, in die Hintergründe der Flucht und des syrischen Bürgerkrieges, alles, ohne dass Infodump auftritt. Nur Fassungslosigkeit angesichts der Ungerechtigkeit.
Gleichzeitig hebt die Autorin auch das Engagement von Flüchtlingshelfern hervor - und deren Hilflosigkeit in Anbetracht der Lage.

Das Buch hat mich mitgenommen, zum Nachdenken anregt, hat mich berührt, wütend und ungläubig gestimmt und hat mich auch nach dem Lesen nicht losgelassen. In jedem Fall ist es ein sehr empfehlenswertes Buch, gerade weil es so gut geschrieben ist, mit unheimlich vielschichtigen Charakteren und einer mehr als authentischen Handlung.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Unterhaltsam mit skurriler Idee, allerdings auch mit stereotypischen Charakteren

Für dich soll's tausend Tode regnen
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Skurril ist die Idee allemal, dadurch sticht sie aber auch aus der Masse heraus. Es war definitiv unterhaltsam, mitzuverfolgen, wem Em warum welche Tode andichtet. Dazu kommen dann noch ungewöhnliche ...


Skurril ist die Idee allemal, dadurch sticht sie aber auch aus der Masse heraus. Es war definitiv unterhaltsam, mitzuverfolgen, wem Em warum welche Tode andichtet. Dazu kommen dann noch ungewöhnliche Tode, die sie sammelt. Makaberes, aber definitiv unterhaltsames und außergewöhnliches Hobby.
Generell ist Em eher pessimistisch und negativ eingestellt. Sie tritt entschlossen und selbstbewusst auf und spart zudem nicht mit sarkastischen Kommentaren, die zu der Erheiterung des Lesers beitragen.
Alles in allem ist das sich flüssig lesen lassende Buch also definitiv witzig und unterhaltsam.

Teilweise wirkte das Buch auf mich wie eine Mischung aus Middle Grade und Young Adult, da ziemlich oft Zickereien und Intrigen der Klassen-Zicke vorkommen. Dazu kommt Ems konsequente Abneigung gegen die neue Freundin ihres Vaters, die dann auch noch eine Klischee-Yoga-machende-immer-gut-gelaunte-Öko-Veganerin ist, bei der ich mir ein bisschen weniger Stereotyp und mehr Tiefe gewünscht hätte.
Auch sonst legt sich Em oft mit ihrem Bruder, mit dem sie fast kindische Zänkereien austrägt, und ihrem Vater an. Insgesamt merkt man dem Buch also an, dass es für jüngere Leser geschrieben ist, was aber die Lesefreude nicht weiter trübt, sofern man nicht allzu hohe Ansprüche stellt.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam und durchaus nachvollziehbar, und ist schon ganz süß. Wer auf Funken sprühende, giftige Schlagabtausche und strikte Feindschaft steht, dürfte hier ganz auf seine Kosten kommen.
Der Verlauf der Handlung ist natürlich relativ vorhersehbar, was allerdings typisch für diese Art der Bücher ist, zumal ja eh der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund steht.
Die meisten Charaktere sind allerdings Stereotypen und oft eher oberflächlich gehalten: Die oben beschriebene Öko-Freundin des Vaters, immer betont gut drauf, übertrieben freundlich und entsprechend anstrengend ohne wirkliche charakterliche Kanten. Die überall beliebte, steinreiche, oberflächliche und nur auf ihr Äußeres bedachte, affektierte Klassenzicke. Die einsame, nette Labertasche. Der betont pädagogisch agierende Vater.
Lediglich Erik, der ein klassisches Bad Boy-Image mit einem faszinierenden Hintergrund innehat, verfügt über eine gewisse Tiefe.

Fazit: Unterhaltsame, kurzweilige Lektüre mit einer außergewöhnlichen, skurrilen Idee, stereotypischen Charakteren und viel Sarkasmus

Veröffentlicht am 29.04.2017

Fäden der Vorgänger werden zu einem fesselnden, humorvollen Abschluss verbunden

Die Königliche (Die sieben Königreiche 3)
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !

Der dritte Teil spielt acht Jahre nach dem ersten. Die Stränge aus dem ersten und aus dem zweiten Band werden miteinander verwoben, sodass der dritte Band ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !



Der dritte Teil spielt acht Jahre nach dem ersten. Die Stränge aus dem ersten und aus dem zweiten Band werden miteinander verwoben, sodass der dritte Band die beiden Vorgänger miteinander verbindet.

Anfangs wirkt die Geschichte noch skurril, was an den merkwürdigen Vorgängen und Verhaltensweisen liegt - als Beispiel kann man gleich die erste Szene des ersten Kapitels nennen: Ein Mann wird vor Gericht gebracht, weil er heimlich Grabsteine gegen Wassermelonen und umgekehrt getauscht hat, und der Richter sagt vollkommen aus dem Nichts Knochen und erklärt, er wolle dieses Wort während der Verhandlungen nicht hören. Solche Vorgänge sind für den Leser natürlich ungemein unterhaltsam, und im Verlaufe der Geschichte werden Hintergründe und Zusammenhänge deutlich, die auch viel Ernsthaftigkeit in die Geschichte bringen.
Denn auch in diesem Band kann es ein bisschen härter zur Sache gehen, Gewalt ist vorhanden und wird nicht beschönigt.

Was die Protagonistinnen der drei Teile miteinander verbindet, ist vermutlich der Freiheitsdrang. Auch Bitterblue hält es im Schloss nicht mehr aus, sie beginnt, sich nachts rauszuschleichen, um ihre Stadt selbst kennenzulernen - und stößt auf einige Geheimnisse und Ungereimtheiten ...
Ich mochte Bitterblues Charakter schon in „Die Beschenkte“ und obwohl sie mittlerweile erwachsen geworden ist, erinnert sie doch manchmal noch an das Kind. Gleichzeitig wird dem Leser sehr nachvollziehbar gezeigt, wie überfordert sie eigentlich mit ihrer Aufgabe als Regentin eines Königreiches ist, das zuvor von einem Tyrannen regiert worden war. Denn sie ist abgeschottet von dem Land, das sie regieren soll, kennt dieses kaum, hat keinen wirklichen Zugang zu ihrem Königreich, kann nirgends alleine hin und wird von Aufgaben überschüttet. Zudem treten Ungereimtheiten auf, und Bitterblue steht vor der Frage, wem sie noch trauen kann.
Dies geht dem Leser oft genauso, denn ich fand das Buch nicht vorhersehbar. Zudem gehört Bitterblue nicht zu den Protagonistinnen, die ewig im Dunklen tappen, wenn sich jemand verdächtig benimmt, merkt sie das sofort. Sie ist intelligent, zieht schnell Schlüsse und steht doch vor einigen Rätseln.

Bitterblue hat viele Sorgen und auch Ängste, sodass sie auch eine schwache Seite (und schwache Momente) hat, was sie sehr vielschichtig macht. Sie macht Fehler und kann manchmal ein wenig egoistisch wirken - was ihr auch Ecken und Kanten verlieht -, das ist jedoch auf die große Bürde ihrer Verantwortung zurückzuführen. Ansonsten zeigt sich, dass auch sie ein gutes Herz hat und sich um ihre Untertanen kümmert. Ihre Gedanken und Aussagen werden oft von einem unterschwelligen trockenen Humor begleitet, sie denkt logisch und rennt nicht blind in jede Gefahr.

Auch dieser Teil war wieder sehr humorvoll und brachte mich zwischendurch zum Lachen. Dies liegt auch an den Wortwechseln, teilweise bedingt durch Bitterblues direkte, unverblümte Art.
Wie auch die Vorgänger war auch dieses Buch wieder sehr fesselnd, sodass ich mich kaum davon lösen konnte.
Anders als in den Vorgängern spielt die Liebesgeschichte kaum eine Rolle und findet maximal im Hintergrund statt, der Fokus liegt auf den Intrigen, Rätsel und Geheimnissen.

Das Wiedersehen mit Katsa und Bo hat mich gefreut, weil die beiden einfach tolle Charaktere sind. Auch andere bekannte Charaktere tauchen wieder auf.
Bei den Gegenspielern zeigt sich wieder, wie sehr hier bemüht wird, diesen Tiefgründigkeit zu verleihen und wie sehr eine strikte Gut-Böse-Sicht vermieden wird. Einzige Ausnahme ist da wohl Leck, aber da wissen wir ja aus dem zweiten Teil, dass der schon als Kind ein Psychopath war. ^^ Auch über diesen und seine Herrschaft erfährt der Leser mehr in diesem Band.

Fazit: Unvorhersehbares Fantasyabenteuer mit Humor und einer vielschichtigen, logisch denkenden, authentischen Protagonistin, das die Fäden aus den beiden Vorgänger mit einander zu einem fesselnden Abschluss verbindet!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Fesselndes Fantasyabenteuer mit vielschichtigen, authentischen Charakteren

Die Flammende (Die sieben Königreiche 2)
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Die Geschichte spielt in einem anderen Land in der von Kristin Cashore erschaffenen Welt, und einige Jahre vor der Geschichte aus „Die Beschenkte“. Somit haben die Geschichten kaum etwas miteinander zu ...

Die Geschichte spielt in einem anderen Land in der von Kristin Cashore erschaffenen Welt, und einige Jahre vor der Geschichte aus „Die Beschenkte“. Somit haben die Geschichten kaum etwas miteinander zu tun, sie handeln an unterschiedlichen Plätzen mit unterschiedlichen Protagonistinnen. Dennoch werden gleich im Prolog Fäden zu der Geschichte aus dem ersten Band gesponnen und im Verlauf der Handlung werden zwei, drei Enthüllungen aus dem Vorgänger vorweggenommen.

In dem Land, den Dells, gibt es keine Beschenkten, dafür Monster. Monster sind Tiere jeglicher Art, die sich durch ihre schillernden, bunten Farben von normalen Tieren abheben und in der Lage sind, in das Bewusstsein anderer Lebewesen einzudringen und es zu beeinflussen, was bei den Tieren in der Regel keine allzu hohe Bedeutung erreicht. Diese Idee finde ich schon unheimlich cool und ungewöhnlich.
Fire ist das letzte menschliche Monster und leidet sehr unter ihrem Wesen. Die Leute fürchten und verabscheuen sie, dennoch hat sie besonders auf Männer einen Einfluss, der diese nahezu dazu drängt, sie zu vergewaltigen. Die Menschen in ihrem Umfeld müssen lernen, ihren Geist abzuschotten, um sich ihrem Einfluss zu entziehen, doch nicht allen gelingt das.

Sie selbst setzt ihre „Gabe“ nur ungern ein, was einen weiteren Grund hat: Cansrel, ihr verstorbener Monstervater. Dieser hatte einen hohen Einfluss auf den vorherigen König Nax und hatte Freude an Grausamkeit und Zerstörung. Er missbrauchte seine Macht, spielte grausame Spielchen mit seinen Mitmenschen/-tieren, war kalt, berechnend und brutal. Einzige Ausnahme: Seine Tochter.
Und so steht Fire in einem inneren Konflikt zwischen dem Wissen, dass ihr Vater das Sinnbild eines grausamen Monsters ist, dem Wunsch, diesem Erbe zu entkommen und der Liebe, die sie trotz allem gegen jede Vernunft für ihren Vater empfindet.
Es wird darum bemüht, eine strikte Gut-Böse-Einteilung auszuhebeln, beispielsweise indem der Leser weiß, was für ein brutaler Tyrann Cansrel war und dennoch spürt, dass er für Fire eben auch ein Vater war. Auch bei anderen Gegnern wird versucht, eine gewisse Menschlichkeit zu erhalten.

Fire leidet also einerseits unter ihrem Wesen, andererseits unter dem Erbe ihres Vaters, der von vielen gehasst wird. Sie hat kaum Freunde, die meisten Menschen fürchten sie und so ist sie einsam und ein wenig verbittert.
Neben diesem Freiheitsdrang wünscht sich Fire insgeheim Freunde, sie hat ein großes, warmes Herz, ist aufopferungsvoll und kümmert sich um ihre Mitmenschen.
Sie hat auch durchaus eine schwache Seite, ist verletzlich, manchmal launisch und doch auch wieder stark. Sie liebt Musik, ihr Pferd und Kinder - auch hier zeigt sich ihre Warmherzigkeit.

Auch die anderen Charaktere sind oft vielschichtig. Was Brigan angeht, dürft ihr das gerne selbst herausfinden. ;)
Mit Archer ist Fire aufgewachsen, er ist ihr größer Freund - und ihr Geliebter. Seinen Namen trägt er nicht von ungefähr, er ist ein exzellenter Bogenschütze, nimmt Fire immer in den Schutz und würde sie am liebsten vor jeder Gefahr beschützen. Allerdings ist er auch aufbrausend und neigt zu Eifersuchtsanfällen, die Fire auf die Nerven gehen - die Ironie dahinter ist, dass Archer selbst in Frauenheld ist und nicht nur ein Mädchen ins Bett nimmt. (Generell tauchen einige uneheliche Kinder in diesem Buch auf. ^^) Und trotz seiner negativen Verhaltensweisen muss man ihn gemeinsam mit Fire irgendwie gern haben.
Andere Charaktere wie die alte Königin Roen oder Archers Vater Lord Bocker, der auch für Fire eine Art Vaterfigur ist, sind ebenfalls sehr liebenswert, sodass man sie gern haben muss, auch wenn hier ebenfalls oft Vielschichtigkeit und auch negative Charakterzüge zutage treten, was sie ungemein authentisch machen.

Die Dells stehen nach dem Tod von Cansrel und dem alten König vor einem Krieg. Während der neue König Nash und sein Bruder Brigan die Herrschaft halten wollen, splittet sich das Land in verschiedene politische Gegner. Wer auf Intrigen steht, dürfte hier bestens aufgehoben sein, denn jeder versucht, den anderen auszuspionieren und ihm einen Schritt voraus zu sein. Für Spannung ist also gesorgt.
Ähnlich wie im ersten Teil kann es auch mal ein bisschen brutaler sein. Wie auch im Vorgänger zeigt sich hier der fesselnde Schreibstil, der es mir schwer macht, mich vom Buch zu lösen. Stärker noch als im ersten Teil tritt der oftmals trockene Humor zum Vorschein. Auch dieser Band ist in sich abgeschlossen.

Fazit: Fesselndes Fantasyabenteuer mit Intrigen, Humor, vielschichtigen, authentischen Charakteren und einer faszinierenden Idee!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Fesselndes Fantasyabenteuer!

Die Beschenkte (Die sieben Königreiche 1)
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Die Geschichte spielt sich in den sieben Königreichen ab, von denen einige zerstritten und intrigant sind, andere friedlich. Kristin Cashore gibt immer mal wieder kleine Einblicke in diese faszinierende ...

Die Geschichte spielt sich in den sieben Königreichen ab, von denen einige zerstritten und intrigant sind, andere friedlich. Kristin Cashore gibt immer mal wieder kleine Einblicke in diese faszinierende Welt mit den teils unterschiedlichen Kulturen und vor allem verschiedenen Herrscher, dennoch liegt der Fokus klar auf der Handlung. Doch auch wenn man nicht überragend viel über die Welt erfährt, tauchte ich doch in ihr ab.
In dieser Welt gibt es die sogenannten Beschenkten, Menschen mit einer besonderen Gabe, die mal bedeutend, mal weniger nützlich ist, Menschen, die sich durch ihre zweifarbigen Augen von den anderen Menschen abheben und vielerorts gefürchtet sind. Darunter muss auch Katsa leiden, die zudem durch ihre Gabe noch mehr Schrecken verbreitet: Die Gabe des Tötens ...

Katsa ist eine eher ungewöhnliche Protagonistin, die ich schnell mochte. Bedingt durch ihre Gabe ist sie eine ausgezeichnete, nahezu unschlagbare Kämpferin und neigt zu einer leichten Gewalttätigkeit (wenn auch meist eher auf die ironische Weise), dazu hat sie einen einzigartigen Charakter: Sie ist stur, direkt, aufbrausend, mürrisch, unnahbar, zielstrebig, freiheitsliebend, nicht wirklich diplomatisch, stellt hohe Ansprüche an ihre Mitmenschen, kann mit Kleider und Heirat nichts anfangen und kämpft mit ihrer Wut.
Dennoch zeigt sie auch eine gewisse Verbitterung durch die Furcht der Menschen vor ihr und fürchtet ihre Gabe selbst. Dass sie ein gutes Herz hat, zeigt sich wiederholt, und gerade ihre mürrische, direkte Art mochte ich, weil sie auf diese Weise ist, dass man Katsa einfach ins Herz schließen muss.

Bo ist ein tiefgründiger Charakter, der auch schwächere Seiten neben seinen durchaus attraktiven zeigt. Er gibt sich anfangs arrogant und neckt Katsa gerne, was zu amüsanten Schlagabtauschen führt. Ansonsten ist der Humor eher unterschwelliger vorhanden, bis er dann zwischendurch hervorbricht und mich zum Lachen brachte.
Auch Raffin ist ein Charakter, den man einfach liebhaben muss und der ebenfalls für einige amüsanten Momente sorgt. Auf ein Liebesdreieck wird komplett verzichtet - Freundschaften zwischen Frauen und Männern funktionieren also doch noch. Ein weiterer Charakter, der später auftaucht, konnte ebenfalls mein Herz erobern - Leser wissen vermutlich, wen ich meine. ;)

In diesem Buch wird eine strikte Gut-Böse-Einteilung vermieden, das geschieht schon allein dadurch, dass Katsa selbst einige Menschen gefoltert bzw. getötet hat und dennoch ein gutes Herz hat. Auch ihr König ist kein schlechter König, nichtsdestotrotz störte sein Verhalten nicht nur Katsa. Für die Gegenspieler wird ebenfalls nach Motiven für ihr Handeln gesucht, was ihnen eine gewisse Menschlichkeit verleiht.
Generell ist die Geschichte sehr lebendig und authentisch. Zudem ist sie spannend und fesselnd geschrieben, sodass ich mich nur schwer von ihr lösen könnte. Außerdem ist sie manchmal durchaus ein wenig brutaler, nicht wirklich vorhersehbar und immer mal für Überraschungen gut.

Fazit: Fesselndes Fantasyabenteuer mit lebendigen, tiefgründigen Charakteren!