Profilbild von Winter-Chill

Winter-Chill

Lesejury Profi
offline

Winter-Chill ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Winter-Chill über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2017

Der wahre Kern der Weihnachtsgeschichte

Hilfe, die Herdmanns kommen 1
0

Zum ersten Mal habe ich die Geschichte über die Herdmanns in der Grundschule gehört. Jetzt hab ich das Buch wiederentdeckt und natürlich gleich nochmal lesen müssen. Und: „Hilfe, die Herdmanns kommen“ ...

Zum ersten Mal habe ich die Geschichte über die Herdmanns in der Grundschule gehört. Jetzt hab ich das Buch wiederentdeckt und natürlich gleich nochmal lesen müssen. Und: „Hilfe, die Herdmanns kommen“ ist nach wie vor ein tolles Weihnachts-Kinderbuch – witzig und berührend. Worum geht´s? – Die Herdmann-Kinder, sechs Stück an der Zahl, sind die schlimmsten Kinder in der ganzen Stadt. Sie prügeln, stehlen, fluchen und rauchen Zigaretten. Im Prinzip sind die Herdmanns also eine richtig asoziale Familie. Ausgerechnet diese Kinder ergattern nun aber die Hauptrollen für das alljährliche Krippenspiel der Kirchengemeinde. Natürlich erwarten nun alle das schlimmste Krippenspiel aller Zeiten. Doch die Herdmann-Kinder schaffen durch ihre ganze Art etwas, was noch nie zuvor jemand geschafft hat: Sie wecken bei den Zuschauern ein ganz neues, viel realistischeres Verständnis für die Weihnachtsbotschaft. Barbara Robinsons Schreibstil ist sehr spritzig und humorvoll, stellenweise muss man wirklich laut lachen. Zum Ende hin geht die Geschichte dann aber sehr ins Herz und stimmt nachdenklich. Eine tolle Weihnachtsgeschichte für Jung und Alt.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Spannend und vielschichtig

Die letzte Spur
0

Spannend, vielschichtig, unterhaltsam: Mit ihrem Roman „Die letzte Spur“ hat Charlotte Link wieder einmal bewiesen, dass sie zu Recht eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart ist. Im ...

Spannend, vielschichtig, unterhaltsam: Mit ihrem Roman „Die letzte Spur“ hat Charlotte Link wieder einmal bewiesen, dass sie zu Recht eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Journalistin Rosanna Hamilton, die zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Stiefsohn auf Gibraltar lebt. In ihrer Ehe kriselt es gerade, da kommt es für Rosanna gerade Recht, dass sie von ihrem ehemaligen Chef in London eine Reportage angeboten bekommt: Sie soll eine Serie über verschwundene Personen schreiben. Für Rosanna ist der Auftrag gleich doppelt spannend, denn sie soll auch über eine ehemalige Bekannte berichten, die auf dem Weg zu Rosannas Hochzeit vor fünf Jahren spurlos verschwand. Doch als die Journalistin immer tiefer in den Fall eintaucht, löst sie eine riesige Kettenreaktion aus, die das Leben vieler anderer Menschen aus der Bahn wirft. Charlotte Links Schreibstil ist wie immer sehr leichtfüßig und vereinnahmend, aber trotzdem auch elegant. Wie in fast allen ihren Geschichten hat sie auch bei „Die letze Spur“ wieder verschiedene Handlungsstränge entworfen, die sie sehr geschickt und vor allem nachvollziehbar miteinander verflechtet. Und genau diese Authentizität, dieses Realistische ist es, was ich so an Charlotte Links Geschichten schätze: Wirklich nichts ist an den Haaren herbeigezogen. Bis zum Schluss ist jede Handlung, jede Wendung absolut glaubwürdig. Sehr gelungen ist Link auch wieder die Charakterisierung ihrer Protagonisten. Sie sind so echt und werden mit so einer psychologischen Detailliertheit beschrieben, dass man jede ihrer Emotionen sofort nachempfinden kann. Ein toller Spannungsroman.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Für Fans von Telenovelas vor historischer Kulisse

Himmel über Ostpreußen
0

Ostpreußen und vor allem die Geschichte des Landes interessieren mich schon immer sehr. Aus diesem Grund hat mich auch dieses Buch sofort angesprochen – eine ostpreußische Familiengeschichte im 19. Jahrhundert. ...

Ostpreußen und vor allem die Geschichte des Landes interessieren mich schon immer sehr. Aus diesem Grund hat mich auch dieses Buch sofort angesprochen – eine ostpreußische Familiengeschichte im 19. Jahrhundert. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht. Denn im Grunde ist der Roman nichts anderes als ein platter, vor Kitsch triefender Groschenroman. Ein bisschen Landjunkerromantik hier, ein bisschen Aschenputtel-Thematik da und am Ende wird doch alles gut. Alle werden glücklich, finden zueinander und die Bösen werden bestraft. Der Schreibstil ist zwar flüssig und leicht, aber auch sehr seicht. Generell werden die 25 Jahre Familiengeschichte um die Grafenfamilie von Wallerstein sehr oberflächlich abgehandelt. Die Geschichte ist extrem vorhersehbar, überhaupt nicht spannend und auch nicht berührend oder emotional. Auch historischer Kontext ist kaum vorhanden – da nutzt es auch nichts, dass in ein, zwei Sätzen mal ein paar politische bzw. historische Eckdaten erwähnt werden. Schade, das war nicht mein Roman. Fans von Telenovelas oder Inga Lindström und Rosamunde Pilcher können ja mal einen Blick drauf werfen.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Zwischen Kochbuch und Globalisierungsroman

Der Koch
0

Vordergründig ein Buch über exotische Kochkunst (sogar mit Rezeptteil im Anhang), hintergründig ein politischer Globalisierungsroman: In seinem Roman „Der Koch“ versucht Suter einen interessanten Mix und ...

Vordergründig ein Buch über exotische Kochkunst (sogar mit Rezeptteil im Anhang), hintergründig ein politischer Globalisierungsroman: In seinem Roman „Der Koch“ versucht Suter einen interessanten Mix und verzettelt sich dabei etwas.

Die Geschichte spielt von 2008 bis 2009 in Zürich und greift sowohl die Eurokrise als auch den Bürgerkrieg in Sri Lanka auf. Held der Geschichte ist Maravan, Asylbewerber aus Sri Lanka. Ziemlich unterfordert und weit unter seinem Niveau arbeitet er im Züricher Gourmetrestaurant „Chez Huwyler“ als einfache Küchenhilfe – in Wirklichkeit ist er ein leidenschaftlicher Koch mit nahezu magischen Kochkünsten. Als Maravan gefeuert wird, überredet ihn seine ehemalige Kollegin Andrea zu einer besonderen Geschäftsidee: ein Catering für exotisch-erotische Liebes-Menüs. Bald floriert das Geschäft und zu Maravans Kunden zählen mitunter die größten Wirtschaftsbosse des Landes. Doch dann entdeckt Maravan, dass darunter auch ein Waffenhändler ist, der über Umwege ausgediente Panzer ins Krisengebiet nach Sri Lanka liefert und somit indirekt Maravans Familie bedroht.

Richtig gut gefallen hat mir wieder einmal Suters Sprache: Präzise, ohne Schnörkel und trotzdem auch elegant und sehr fesselnd. Auch seine Charaktere sind wieder sehr interessant und feinfühlig gezeichnet. Besonders gut gelungen sind Suter seine Kochszenen: Wenn Maravan in seiner Küche zaubert, riecht man regelrecht die exotischen Gewürze und schmeckt die außergewöhnlichen Speisen. Problematisch an diesem Roman ist, dass Suter versucht hat so ziemlich alle tagespolitisch aktuellen Themen aus den Jahren 2008 und 2009 unterzubringen. Und so geht es in dem Buch nicht nur um ayurvedische Molekularküche und die Sinnlichkeit des Essens, sondern auch um Asylpolitik, Weltwirtschaftskrise, den Bürgerkrieg in Sri Lanka, Waffenhandel, die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten und sogar noch um die Schweinegrippe. Eine Liebegeschichte gibt es auch noch. Ganz klar, dass Suter all diese Themen nur sehr oberflächlich anschneiden kann und letztendlich keinem davon richtig gerecht wird. Die vielen unterschiedlichen Themen haben dann auch zur Folge, dass die Konstruktion der Geschichte nicht ganz so rund ist, wie man das von Suter gewohnt ist.

Fazit: ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman mit einem interessanten Thema - aber bei weitem nicht der beste Suter.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Franz Eberhofer muss nach München

Sauerkrautkoma
0

„Sauerkrautkoma“ ist der fünfte Teil der bayerischen Provinzkrimireihe um den etwas kauzigen Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Wie die Bände zuvor hat mich auch dieser Teil wieder aufs Beste unterhalten. ...

„Sauerkrautkoma“ ist der fünfte Teil der bayerischen Provinzkrimireihe um den etwas kauzigen Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Wie die Bände zuvor hat mich auch dieser Teil wieder aufs Beste unterhalten. Diesmal ist Franz arg im Stress: Er wird zwangsbefördert und wieder zurück nach München versetzt. Daheim drängen ihn seine Freunde und Familie endlich seiner Susi einen Heiratsantrag zu machen und dann muss er auch noch einen Mordfall an einem jungen Mädchen aufklären. Wie in den anderen Teilen auch, wird die Geschichte wieder aus der Sicht von Franz erzählt und das mit einem sehr trockenen, derben, schwarzen bayerischen Humor. Der Kriminalfall hat mir diesmal zwar wieder besser gefallen, ist aber – wie in solchen Büchern üblich – eher Nebensache. Im Vordergrund stehen vielmehr die fast schon kultigen, unverwechselbaren Charaktere und das Leben in der Provinz. Diesmal ging es speziell viel um die Beziehung von Franz und Susi. Mir gefällt die Krimireihe nach wie vor sehr gut und ich kann sie nur weiterempfehlen.