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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2024

Die Ruhe nach dem Sturm

Unter Wasser ist es still
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Als Kind lebte Maira an der Ostsee bis zum tragischen Tag, an dem sie ihre Mutter für immer verlor. Aber, verloren hat sie sie eigentlich schon früher. Nachdem die junge Frau sich ein Leben als Restauriererin ...

Als Kind lebte Maira an der Ostsee bis zum tragischen Tag, an dem sie ihre Mutter für immer verlor. Aber, verloren hat sie sie eigentlich schon früher. Nachdem die junge Frau sich ein Leben als Restauriererin in Frankfurt am Main aufgebaut hat und die Gelegenheit angeboten wird, die Firma ihres Arbeitsgebers zu übernehmen, entscheidet sich Maira dafür, das Haus ihrer Kindheit zu räumen und zu verkaufen.

Wenn alles so einfach wäre, gäbe es diesen herzergreifenden Roman nicht. Der Wechsel der Erzählperspektiven verleiht der Geschichte Dynamik. Julia Dibbern hat sich dabei einiges einfallen lassen und begeistert die Leserinnen mit einem flüssigen und lebendigen Schreibstil. Ihre Hauptfigur Maira wirkt in ihren Reaktionen authentisch. Schuldgefühle und Erinnerungen machen sich am Ostsee breit und erlauben den Leserinnen zu verstehen, was Maira als Jugendliche erfahren und erleiden musste und wie sie zu einer zurückhaltenden jungen Frau geworden ist. Der Aufenthalt auf dem Anwesen ihrer Kindheit gibt Maira auch die Chance, alte Freundschaften zu erneuern, die ihr die fehlenden Teile des Puzzles liefern.

Wer Maira in ihrer erschütternden Vergangenheit begleitet, wird von den Emotionen überwältigt. Umso mehr, wenn er oder sie schon mit der Krankheit eines Angehörigen konfrontiert wurde. Die Geschichte ist hart. Aber, die Möglichkeiten, die sich für Maira erbieten, nachdem sie ihre Furcht überwindet, geben der Hoffnung Raum: Die Ruhe nach dem Sturm…

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der fruchtbare Gemeinschaftsgarten von Collaton

Forgotten Garden
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Die weiße Bank auf dem blühenden Cover lädt regelrecht die Leser*innen zum Verweilen ein. Da Sharon Goslings erster Roman mich verzaubert hatte, konnte ich die Versuchung nicht widerstehen, ihre neue Geschichte ...

Die weiße Bank auf dem blühenden Cover lädt regelrecht die Leser*innen zum Verweilen ein. Da Sharon Goslings erster Roman mich verzaubert hatte, konnte ich die Versuchung nicht widerstehen, ihre neue Geschichte zu entdecken. Die Dynamik ihres Schreibstils und die Kürze der Kapitel sind wie die frische Brise, die in Collaton von der Irischen See weht, und lassen die Seite sich viel zu schnell drehen.

Im fruchtbaren Boden von Collaton wurden verschiedene Figuren gesät, die von der Gärtnerin Sharon Gosling zum Erblühen gebracht werden. Die Protagonistin Luisa wirkte auf mich wie Vergissmeinnicht, delikat und zurückhaltend, teilweise aber zu blass. Ihre Trauer ist wie ein Schmarotzer, der ihre Lebenskraft dauernd stiehlt. Ihr wird im Laufe der Seiten auch die Schau von Harper gestohlen. Trotz ihrer Dorne hat das Leben mit der schlauen Teenagerin Großes vor. Durch Wässern, Düngen und Umtopfen entwickelt sie sich prächtig zu einer beeindruckenden Rose.

Weitere Figuren mit Potential, wie Max und Cas, blieben zu sehr im Schatten um richtig wachsen zu können. Besonders von Max und seinem grünen Daumen hätte ich mich noch mehr gewünscht. Harpers kleiner Bruder ist unbeständig wie das Wetter und somit schon eine ausreichende Herausforderung für sie. Der Cousin Darren verpestet durch seine Anwesenheit unnötig die Geschichte, genauso wie zu viel Dünger Planzen schadet.

Auch wenn mir ihr erster Roman im schottischen Crovie besser gefallen hat, habe ich eine schöne Zeit im Dschungel von Collaton verbracht. Es keimt, es wächst und gedeiht überall, in allen Richtungen. In diesem literarischen Gartens hat Sharon Gosling viel Arbeit gesteckt. Die farbenfrohen Beete und Rabatten dieser Feel-Good Geschichte lassen die Besucher summen und staunen. Vom ertragreichen Boden von Collaton wird eine angenehme und unterhaltsame Sommerlektüre geerntet.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Spannende Flitterwochen an der Côte Varoise

Provenzalische Flut
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Im 10. Band der Krimireihe um Pierre Durand, den Dorfpolizisten von Sainte-Valérie, entführt Sophie Bonnet die Leserinnen an der Côte Varoise, zwischen Hyères und Saint-Tropez. Pierre und Charlotte verbringen ...

Im 10. Band der Krimireihe um Pierre Durand, den Dorfpolizisten von Sainte-Valérie, entführt Sophie Bonnet die Leserinnen an der Côte Varoise, zwischen Hyères und Saint-Tropez. Pierre und Charlotte verbringen dort ihre Flitterwochen und sehnen sich nach Ruhe und Zweisamkeit. Wenn Pierre beim Joggen einen verunglückten Taucher entdeckt und daraufhin der Notarzt verschwindet, kann er das auf sich nicht ruhen lassen und stürzt sich in der Ermittlung.

Wie in allen Vorgängern der Reihe liefert die Autorin einen perfekt eingefädelten und spannenden Plot. Die Lösung ist am Ende wie immer schlüssig und das Ergebnis einer akribischen und fesselnden Ermittlung. Mehr dazu will ich natürlich nicht verraten.

Wie gewohnt mischt Sophie Bonnet in einer raffinierten Weise verschiedene interessanten Themen und Spuren, die zum Täter führen (oder nicht), der Geschichte bei. In diesem Band kommen Umweltschutzinitiativen, wie das Pflanzen von Neptungräsern im Mittelmeer oder das Bekämpfen des Wassermangels auf den Inseln, zur Sprache.

Zu diesen in der Realität fest verankerten Problematiken fehlt es in dieser Geschichte nicht an Lokalkolorit. Die im unverwechselbaren Schreibstil der Autorin beschriebenen Orte bringen den Leser
innen die wunderschöne Atmosphäre der Provence, insbesondere der Côte Varoise, nach Hause. Auch die idyllische maritime Landschaft auf dem Cover trägt zur Urlaubsstimmung bei.

Trotz entferntes Tatorts weiß Sophie Bonnet die liebevolle Dorfgemeinschaft von Sainte-Valérie in diesem Roman einzubeziehen. Auch wenn sie nicht direkt im Fall involviert ist, gehört sie, inklusive der Ziegen Cosima und Lilou, einfach zum Universum dieser Krimireihe, genauso wie die inspirierenden Rezept am Ende des Buches.

Fazit: Die Leser*innen verkosten eine von der ersten bis zur letzten Seite spannende Geschichte, die Sophie Bonnet aus ihren gewohnten Zutaten zubereitet hat. Wieder eine erfolgreiche Rezept aus Sophie Bonnets Feder!

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Im Schatten des Eiffelturms

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
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Wie auf dem wunderschönen Cover sind der Eiffelturm und seine Geschichte die Kulisse für eine spannende, aber fiktive, Erzählung um Claire Eiffel und ihre Familie. In diesem Roman verflicht Sophie Villard ...

Wie auf dem wunderschönen Cover sind der Eiffelturm und seine Geschichte die Kulisse für eine spannende, aber fiktive, Erzählung um Claire Eiffel und ihre Familie. In diesem Roman verflicht Sophie Villard wahre mit erfundenen Ereignissen, um die Geschichte einer starken Frau zu erzählen, die den Aufbau des nach ihrer Familie genannten berühmten Turms begleitet hat.

Heutzutage kennt natürlich jeder den Eiffelturm, der nicht mehr von der Pariser Skyline wegzudenken ist. In der Jahren seiner Erbauung für die Weltausstellung 1889 war aber dieses Meisterwerk der Ingenieurwissenschaft und der Projektplanung ziemlich umstritten. Viele faszinierenden geschichtstreuen Details um das Pariser Wahrzeichen, sowie einige Dokumente hat Sophie Villard in ihrer gut recherchierten Erzählung integriert.

Träger für Träger wird der Turm montiert. Genauso nummeriert folgen spannende Seiten aneinander. Technische Herausforderungen und der noch heute in allen Münden Fachkräftemangel bringen interessante Figuren ins Spiel. Die Anekdoten über diese Epoche und einige Nebenrollen der Familie Eiffel und der Kulturszene verleihen dem Buch Glaubwürdigkeit.

Der fiktive Teil der Geschichte beinhaltet Gefühlsausbrüche und viel Drama. Aufgrund der vielen Peripetien wird man als Leser*in an dem Roman gefesselt. Allerdings übertönt in der zweiten Hälfte die Liebe die Geschichte, so dass dieser historische Roman für meinen Geschmack sich zu sehr dem Kitschromangenre nähert.

Das aufschlussreiche Nachwort hat Klarheit geschaffen, welche Teile der Erzählung Geschichte und welche Fiktion sind. Zusätzlich verrät es, was die Autorin bewegt hat, diesen Roman Claire Eiffel und nicht ihrem berühmten Vater zu widmen.

Fazit: Eine interessante und gut recherchierte Geschichte über eine verkannte Frau, ohne die Gustave Eiffel es wahrscheinlich schwerer gehabt hätte.

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Deutschland für Abenteurer

Der verrückteste Reiseführer Deutschlands
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Man muss nicht immer um die Welt reisen, um erstaunliche Bauwerke oder Wunder der Natur zu beobachten. Deutschland hat diesbezüglich auch viel zu bieten und kann auf jeden Fall mit anderen Ländern mithalten. ...

Man muss nicht immer um die Welt reisen, um erstaunliche Bauwerke oder Wunder der Natur zu beobachten. Deutschland hat diesbezüglich auch viel zu bieten und kann auf jeden Fall mit anderen Ländern mithalten.
In diesem besonderen Reiseführer findet der Leser über 120 in 11 unterschiedlichen Kategorien aufgeteilten Ziele, die über ganz Deutschland verteilt sind. Natur, Abenteuer, Lost Places, Geschichte, Architektur, Museen… Für jeden Geschmack und in jedem Bundesland ist was dabei.
Die moderne Aufmachung des Covers ist sehr gelungen und macht durch die Fotos neugierig auf den Inhalt.
Die vorgestellten Orte sind nach Bundesland sortiert und auf eine Karte des jeweiligen Bundeslands gekennzeichnet. In seinen Beschreibungen unterzeichnet Daniel Wiechmann das Interessante oder Ungewöhnliche an den Bauwerken und Orten. Er liefert auch die Adresse, bzw. die Koordinaten, damit der Leser sie besichtigen kann. Ein kleines Manko: Nicht alle Ziele werden mit einem Foto illustriert, obwohl es dafür in dem Buch noch genug Platz gäbe. Außerdem ist die Auswahl sehr Bayern-lastig und wirkt dadurch unausgewogen und möglicherweise voreingenommen.
Fazit: eine tolle Geschenkidee für umweltbewusste und/oder mittellose Abenteurer…

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