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Veröffentlicht am 18.11.2023

Blau gibt es in vielen Nuancen!

Sieben Farben Blau
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Mit einem paradiesischen Bild auf einem hochwertigen Cover laden die Autoren zu einem Segeltörn im Atlantik und im Pazifik ein. Öffnet man das Buch, entdeckt man die Route, die Claudia und Jonathan gefolgt ...

Mit einem paradiesischen Bild auf einem hochwertigen Cover laden die Autoren zu einem Segeltörn im Atlantik und im Pazifik ein. Öffnet man das Buch, entdeckt man die Route, die Claudia und Jonathan gefolgt sind. Beide haben eine sehr mutige Entscheidung getroffen, sich vom alltäglichen Wahnsinn zu befreien. Aus einer Auszeit auf einem Segelboot wurde einer mehrjährige Ausstieg auf der INTI, währenddessen sie teilweise wenig besuchten und ungewöhnliche Ziele ansteuern und viele anderen Kulturen entdecken.

Die Autoren berichten über ihre Segelerfahrungen und auch die Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Kulturen. Aber auch Pflicht- oder schwierige Momente, wie Einklarieren oder Abschiede, finden einen Platz in ihren Erzählungen. Diverse Fotos wurden in dem Buch integriert, so dass man sich ein besseres Bild von den Autoren, ihrem Boot und Abenteuern machen kann.

Die Erzählungen werden meistens in der Wir-Form in einem flüssigen und angenehmen Schreibstil formuliert. Während der seltenen Ereignisse ohne gemeinsame Aktionen konnten sich die Autoren dennoch nicht auf einen Standpunkt einigen, so dass diese Textstellen passiv und unpersönlich wirken.

Der Titel und die Kapitelbezeichnungen widmen sich unterschiedlichen Nuancen der Farbe Blau. Eine genauso schöne Idee ist die Einarbeitung von Auszügen des Logbuches der INTI und der Tagebücher der Autoren. Allerdings wirkt die Mischung nicht ausgewogen, weil die Auszüge doch zu selten sind.

Ähnlich geht es mit ernsten und wichtigen Themen, wie das künftige Verschwinden von einigen Inselstaaten. Diese werden angeschnitten, aber nicht wirklich ausgearbeitet.

Ein interessantes Abenteuer, wenn man von Segeln und Südseeinseln träumt.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Die weibliche Seite der Polio-Ausrottung

Die Formel der Hoffnung
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Dieser Roman widmet sich der Entwicklung von Impfstoffen gegen der besonders gefürchteten Krankheit Poliomyelitis. Dank versessener Ärzte und Forscher, die diese tückische Krankheit ausrotten wollten, ...

Dieser Roman widmet sich der Entwicklung von Impfstoffen gegen der besonders gefürchteten Krankheit Poliomyelitis. Dank versessener Ärzte und Forscher, die diese tückische Krankheit ausrotten wollten, müssen sich Eltern heutzutage keine Sorge um ihre Kinder mehr machen.

Als Entwickler der inaktivierten bzw. oralen Polio-Vakzinen spielen Jonas Salk und Albert Sabin in diesem Roman natürlich eine wichtige Rolle. Die Hauptrolle hat jedoch Dorothy Horstmann, die entdeckt hat, wie der Virus sich im Körper verbreitet und schwerwiegenden Lähmungen oder gar den Tod verursacht. Aber, dieses Buch ehrt auch weitere Frauen, die zur Behandlung und Ausrottung der Polio beigetragen haben, wie zum Beispiel Isabel Morgan oder Schwester Kenny.

Dorothy Horstmann, deren Berufswahl keiner vorhergesagt hätte, fürchtet sich in diesem Roman nicht davor, in Wettbewerb mit männlichen Forschern zu kommen. Sie ist großgewachsen, klug und sehr engagiert. Aber, leider kein Mann. Lynn Cullen unterstreicht in unterschiedlichen Szenen ihres Buches, wie ambitionierte Frauen wie Dorothy in der Vierzigen und Fünfzigen Jahre von ihren männlichen Kollegen betrachtet wurden. Verspottung, Spitznamen, Kaffee kochen bis zu Erniedrigung standen auf der Tagesordnung. Jedoch hat Dorothy weitergeforscht und sich einen Namen im Bereich der Epidemiologie gemacht.

Das weibliche Geschlecht wird in einer raffinierten Weise in diesem Roman in den Mittelpunkt gestellt. Jede neue Periode wird mit einem Kapitel eröffnet, der einer anderen Frau gewidmet wird. Ob Ehefrau, Großmutter, Sekretärin oder Krankenschwester… Alle sind Frauen, die die Geschichte vernachlässigt oder vergessen hat, die aber mindestens in dieser Geschichte einen Platz finden.

Lynn Cullen gelingt es vielfältige Stimmungen und historische Ereignisse besonders realistisch zu erfassen und wiederzugeben. Dazu gehören die Gelassenheit der USA dem zweiten Weltkrieg gegenüber, zumindest vor Pearl Harbor, oder die feierliche Stimmung am V-Day, in der Alfred Eisenstaedt sein berühmte Foto „Der Kuss“ geschossen hat.

Die Autorin verschmilzt eine fiktive Romance mit wahren Ereignissen, wie den Weißen Bussen. Das Verhältnis zwischen Romance und wahre Geschichte ist gut ausgewogen, so dass die Erzählung nie trocken oder schwerfällig wirkt. Auch der lebhafte und mitreißende Schreibstil der Autorin trägt dazu bei, dass diese Romanbiografie nie langweilig wird.

In ihrer Danksagung am Ende des Buches erklärt Lynn Cullen, wie sie zu der Idee für diesen außergewöhnlichen Roman gekommen ist, was der Wahrheit entspricht und was aus ihrer Fantasie entstand. Dieses Buch hat nicht die Absicht, Sachbücher über Dr. Dorothy Horstmann oder die Polio-Ausrottung zu ersetzen. Dennoch hat es geschafft, dass ich nach Fotos und mehr Informationen über Dorothy Horstmann, ihre Arbeit, ihre Fachkollegen und einige eingearbeiteten Ereignisse, wie die „Weißen Busse“, recherchierte. Es gibt doch keinen besseren Beweis dafür, dass dieser Roman mir unter die Haut gegangen ist.

Fazit: Ein der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe!

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Ein spannender Adventskalender für Thriller-Fans

Escape Room. Patient 13
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„Patient 13“ von Eva Eich ist der erste Escape-Room-Adventskalender, den ich ausprobiert habe. Eins ist klar, es wird nicht das letzte sein. Das spannende Konzept hat mich hingerissen: 24 Kapitel, die ...

„Patient 13“ von Eva Eich ist der erste Escape-Room-Adventskalender, den ich ausprobiert habe. Eins ist klar, es wird nicht das letzte sein. Das spannende Konzept hat mich hingerissen: 24 Kapitel, die man sich täglich verdienen soll, indem man ein Rätsel löst, um den Kapitel für den nächsten Tag zu finden. Sollte man die Lösung doch nicht erraten, gibt es noch die Möglichkeit, das entsprechende Bild im Buch zu suchen, um die nächste Seite zu finden.

Die Rätsel sind vielfältig und zeichnen sich durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aus. Am Anfang des nächsten Tag wird die Lösung vom Protagonisten Dorian erklärt, was in einigen Fällen für mich notwendig war. Aber, die größte Schwierigkeit ist es, geduldig auf den nächsten Tag zu warten, um die Geschichte weiterzulesen und das nächste Rätsel zu lösen.

Das Konzept könnte sicherlich auch ohne Weihnachtsthematik gut funktionieren. Aber, mit seiner Geschichte, die in der Weihnachtszeit spielt, und sein Cover mit einigen weihnachtlichen Elementen, stimmt dieses Escape-Buch dem Leser nach und nach auf das Weihnachtsfest ein.

Eva Eich hat sich für diesen Adventskalender eine fesselnde Geschichte, die man dem Thriller-Genre zuordnen kann, ausgedacht. Nichts für die schwachen Nerven. Mehr will ich von der Geschichte nicht enthüllen. Ihr Schreibstil unterstützt den Aufbau der Spannung, die den Höhepunkt natürlich in den letzten Tagen erreicht. Allerdings fand ich einige Tagesepisoden unglaubwürdig, so dass ich nicht die volle Punktzahl geben möchte, obwohl das Konzept mir so gut gefallen hat.

Fazit: ein tolles Konzept, um eine spannende Vorweihnachtszeit zu verbringen, ohne ein einziges Kilo zuzunehmen… Die größte Herausforderung dieses Adventskalenders ist es, sich mit dem einen täglichen Kapitel zu begnügen.

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Loulou de La Falaise: eine selbstständige und selbstbewusste Mode-Ikone

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
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Ein buntes Cover für ein buntes Leben. Michelle Marly hat für ihren neuen Roman eine faszinierende und extravagante Frau ausgesucht. Die junge Loulou de La Falaise mit ihrem eigenen Sinn für Mode entwickelt ...

Ein buntes Cover für ein buntes Leben. Michelle Marly hat für ihren neuen Roman eine faszinierende und extravagante Frau ausgesucht. Die junge Loulou de La Falaise mit ihrem eigenen Sinn für Mode entwickelt sich Seite für Seite zu einer unglaublich selbstbewussten Frau, die sich einen Namen in der hart erkämpften Welt der Haute Couture macht. Dank Mut, Arbeit und Eigensinn gelingt es ihr, ihr Freiheit und Selbstständigkeit durchzusetzen und sich selber zu verwirklichen.

Ein Leben als „Frau von“ oder „Tochter von“ war einfach nicht Loulous Leben. Im Mahlstrom des Lebens, zwischen Zweifel und Zufall, lernt Louise Leute kennen, die sie zu ihrem Beruf inspirieren werden. Dazu zählen unter anderem der berühmte französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent und seine Freunde.

Der flüssige und lebendige Schreibstil setzt Loulou perfekt in Szene und lässt sie sich auf dem Laufsteg ihres Lebens präsentieren. Michelle Marly entführt die Leser*innen in allen Ecken und Enden der Welt und lässt sie mit ihren bunten und detailverliebten Beschreibungen der Modemetropolen ein faszinierende Universum erkunden. Mit den kurzen Kapiteln bleibt man als Leser immer in Bewegung.

Einige Kapitel widmen sich Talitha Getty, mit der Loulou, aber auch Yves Saint Laurent, unabhängig voneinander, eine freundschaftliche Beziehung führten. Obwohl sie genauso gut wie die Kapitel um Loulou geschrieben sind, fühlten sich diese einzelnen Kapitel fehl am Platz, weil sie keinen direkten Bezug zu Loulou hatten. Es hätte vielleicht besser zum Roman gepasst, wenn Talitha oder Yves Saint Laurent Louise ihre Begegnung in Marokko erzählt hätte. Eine Rechtschreibprüfung für die wenigen französischen Wörter und Ausdrücken wäre auch empfehlenswert gewesen: mindestens ein Drittel sind falsch geschrieben.

Ziemlich ungewöhnlich, weil es gleichzeitig als Personenregister und Nachwort dient, aber eine sehr gute Idee: das Verzeichnis am Ende des Buches beschreibt hauptsächlich, wie es für die Personen nach der Erzählung dieses Romans weiterging.

Fazit: ein gutes Buch, um mehr über eine faszinierende Frau und ihr Sinn für Mode zu erfahren.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Ein junges Mädchen im französischen Indochina

Der Liebhaber
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Marguerite Duras ist eine der seltenen Frauen, die mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurden, und das genau mit diesem Roman, in dem sie die Geschichte eines fünfzehnjährigen Mädchens im französischen ...

Marguerite Duras ist eine der seltenen Frauen, die mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurden, und das genau mit diesem Roman, in dem sie die Geschichte eines fünfzehnjährigen Mädchens im französischen Indochina erzählt. Auf einem Mekong-Fähre begegnet sie einem fast dreißigjährigen Chinesen, dessen verschrienen Liebhaberin sie wird.
Obwohl der Titel des Romans auf dieser französischen-chinesischen Affäre während der Dreißiger Jahre basiert, ist die Beziehung zur Mutter und zu ihren Brüdern, sowie Schulkameradinnen viel präsenter. Auch die Erzählerin, Marguerite Duras selber, die eine ältere Version der Protagonistin ist, kommt oft zum Vorschein und kommentiert die Ereignisse.
Die Autorin entführt den Lesern nach Südostasien in einer verschollenen Zeit, die seinen Reiz hatte und gut beschrieben wird. Wegen des ständigen Perspektivenwechsel zwischen der jungen und der reiferen Marguerite Duras ist es allerdings ziemlich schwer zu nachvollziehen, in welcher Epoche und mit wem man sich gerade befindet. Auch der Schreibstil dieses sehr kurzen Romans empfand ich als schwierig und teilweise unangenehm. Leider nicht der ersten vom Prix Goncourt ausgezeichneten Roman, der mich nicht wirklich packen konnte.

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