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Veröffentlicht am 09.05.2024

Die weibliche Seite der Geschichte

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet, weil der Vorgänger mir besonders gut gefallen hatte und ich die Frauen der Familie Carbonaro unbedingt kennenlernen wollte. Mario Giordano hat in diesem Roman ...

Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet, weil der Vorgänger mir besonders gut gefallen hatte und ich die Frauen der Familie Carbonaro unbedingt kennenlernen wollte. Mario Giordano hat in diesem Roman drei Frauen der Familie Carbonaro das Wort erteilt: Pina, Anna und Maria. Drei Generationen eines missachteten Geschlechts, die Träume haben und dafür kämpfen…

Genauso wie beim Vorgänger ist das farbenfrohe Cover ein Hingucker und wurde ähnlich aufgebaut: Schwarzweißfotografie, Zitrusfrüchte und Landschaft. Trotzdem steht es im Kontrast zum ersten Buch, wie Männer und Frauen.

Aufgrund des Perspektivwechsels zwischen beiden Bänden lässt sich dieser Roman genießen, auch wenn man den Vorgänger nicht gelesen haben sollte. Allerdings, besonders wenn es um die Pina der jungen Jahre geht, schmeckt es dadurch ab und zu wie aufgewärmt. Als angeheiratetes Mitglied bringt Anna dennoch frischen Wind in die Familie und in die Erzählung. Mit ihrer Lebhaftigkeit sorgt Maria dann für weitere Schärfe.

Die unverwechselbaren Reize des Schreibstils und der Zauber seiner Beschreibungen verleihen diesem Band die gleiche Kraft wie seinem Vorgänger. Dank Mario Giordano duftet es bei mir wieder nach Sizilien, Zitrusfrüchten, Sonne und Meer… Ein Vergnügen, das ich gern noch verlängert hätte…

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Klein, aber fein: Reiseführer für das andere Irland

Irland
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Wer Irland kennt, der weiß, dass das Land viel mehr zu bieten hat, als nur Dublin und Guinness. Cornelia Lohs, die über ihren Mann, die grüne Insel kennen- und liebengelernt hat, hat in diesem Buch, dessen ...

Wer Irland kennt, der weiß, dass das Land viel mehr zu bieten hat, als nur Dublin und Guinness. Cornelia Lohs, die über ihren Mann, die grüne Insel kennen- und liebengelernt hat, hat in diesem Buch, dessen Format und Haptik an die Rother Wanderführer erinnern, fünfzig weniger bekannten Ziele und Veranstaltungen zusammengestellt.

Diese verteilen sich über die ganze Insel, die die Autorin in sechs Gebieten aufgeteilt hat. Von Dublin nach Ulster über die Midlands, den Süden und den Westen führt sie die Leserinnen auf einer facettenreichen Reise. Durch Elementargewalt geformte oder grünende Landschaften, geschischtsträchtige Orte, berühmten und weniger berühmten Prominenten, ungewöhnliche Veranstaltungen… Jeder findet neue Ideen für die nächste Reise nach Eire.

Alle Ziele werden mit zahlreichen wunderbaren Fotos illustriert, die bei den Leser
innen für Fernweh und Sehnsucht sorgen. Auch die Texte wurden so verfasst, dass man Zeile für Zeile merkt, wie sehr Cornelia Lohs sich in Irland verliebt hat (was ich vollkommen verstehe…). Sie zeugen auch von einer sorgfältigen Recherchearbeit.

Dieser ungewöhnliche Reiseführer wird alle Irland-Fans begeistern, die die berühmten, teilweise auch überlaufenen Sehenswürdigkeiten der grünen Insel schon gesehen haben und auf der Suche nach weiteren atemberaubenden und faszinierenden Ideen sind. Bleibt nur noch die Frage: Wann geht es los?

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Die Kraft der kleinen Dinge des Lebens

Das Hotel am Fuße des Vulkans
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Ein schrecklicher Schicksalsschlag wirft Irene aus der Bahn. Ein Bus nimmt sie auf. Nach einer Fahrt entlang der Pazifikküste landet Irene in einem kleinen Dorf in Mittelamerika, am Fuß eines Vulkans und ...

Ein schrecklicher Schicksalsschlag wirft Irene aus der Bahn. Ein Bus nimmt sie auf. Nach einer Fahrt entlang der Pazifikküste landet Irene in einem kleinen Dorf in Mittelamerika, am Fuß eines Vulkans und am Rand eines Sees. La Esperanza hat ihren Namen verdient: die Ereignisse folgen im Hotel La Llorona aufeinander und die Hoffnung blüht nach und nach wieder auf. Irene lernt in diesem kleinen Paradies von neuen, was es Leben und Lieben bedeuten.

Mit seinen auffälligen Umschlag, der einem Kunstwerk gleicht, entführt dieser rührende Roman jeden, der nur ein Augen darauf wirft, nach Mittelamerika. Der Ort des Geschehens mag der Fantasie der Autorin entsprungen sein. Aber, der Lago de la Paz, La Esperenza und La Llorona fühlen sich so real an. In einem unvergleichlichen Schreibstil verstreut Joyce Maynard unzählige Quanten Freude und Ruhe, obwohl Irenes Vorgeschichte für die meisten eine schwer überwindbare Herausforderung darstellen würde.

Leben und Hoffnung sind die Kernbegriffe dieses Buches. Kapitel für Kapitel, meist nur einige Seiten, begleiten die Leser*innen Irene und die anderen vom Leben verbeulten Figuren, die dem Feder der Autorin entsprungen sind und eine bunte, zusammenhaltende Gemeinschaft mit einfachen, aber gelassenen Lebensbedingungen am Fuße des Vulkans bilden.

Im Laufe der Jahren in La Esperanza kommen Irenes verdrängte Erinnerungen an ihrer Kindheit an der Oberfläche. Die Zurückgezogenheit in dieser entlegenen und verborgenen Gegend wirkt Wunder und ermöglicht die nötige Verarbeitung, um endlich nach vorne schauen zu können. Das Buch verkündet eine hoffnungsvolle Botschaft hinsichtlich der Kraft der kleinen Dinge des Lebens.

Ich freue mich unendlich, dass dieser wunderbare Roman mir nicht entgangen ist. Zum Glück hat Joyce Maynard einen Verleger gefunden, der in dieser herzergreifenden Geschichte keine kulturelle Aneignung gesehen hat. Das Nachwort der Autorin über die zahlreichen Abweisungen Ihres Manuskripts hat mich nämlich fassungslos gemacht.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Vom Adagio zum Allegro: Ein Konzert im Theater am Park im Hannover des Ersten Weltkrieges

Das Theater am Park - Stimmen der Hoffnung
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Seit mehreren Generationen betreibt die Familie von Uhlenberg das Theater am Park in Hannover. Die Tochter Leonora ist vom Theater begeistert und träumt davon, selbst auf der Bühne zu stehen oder das Theater ...

Seit mehreren Generationen betreibt die Familie von Uhlenberg das Theater am Park in Hannover. Die Tochter Leonora ist vom Theater begeistert und träumt davon, selbst auf der Bühne zu stehen oder das Theater nach ihrem Vater zu leiten, was überhaupt nicht dem Plan ihres Vaters entspricht. Der Erste Weltkrieg bringt allerdings Pläne durcheinander, so dass auch Leonora eine Chance bekommt, ihre Träume zu verwirklichen.

Die Schnörkelschrift des Saga-Titels und das Coverbild mit dem Theater im Hintergrund spielen auf die Epoche und die Welt der Kunst an. Der flüssige und angenehme Schreibstil der Autorin liest sich gut. Dennoch hätte er für meinen Geschmack noch melodischer sein, da die Liebe für die Musik eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt.

Was der Dynamik betrifft, erlebt man als Leser*in ein Crescendo der Ereignisse. Nach einer ersten Hälfte im Tempo Adagio, in der die Autorin nach und nach Informationen zur Familie von Uhlenberg und ihr Theater durchsickern lässt, wechselt es ins Allegro. Die Ereignisse folgen pausenlos aufeinander und wirken dabei immer übertriebener und unglaubwürdiger. Unterhaltende Lesestunden sind damit garantiert. Aber, einige vielversprechenden Elemente der ersten Hälfte, wie die Geheimnisse um den Gründer des Theater, sein Leben und sein letztes Werk, gehen dabei unter.

Hoffentlich wird das Mysterium um Frederik von Uhlenberg in den nächsten Bänden dieser Familiensaga aufgeklärt und seine letzte Partitur taucht wieder auf. Die Eintrittskarte für das zweite Konzert (den zweiten Band) habe ich mir bis jetzt noch nicht besorgt. Dennoch schließe ich es nicht aus.

Fazit: Unterhaltsame Lesestunden durch das Aufeinanderfolgen von Ereignissen, die aber manchmal die Geschichte unfokussiert und unglaubwürdig wirken lassen.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Soziale (Un-)Gerechtigkeiten vor hundert Jahren

Die Postbotin
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Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Während die Männer als Soldaten für das Vaterland gekämpft haben, haben die Frauen ihre Arbeit übernommen. Wie ihr Vater vor ihr trägt Regine Briefe für die Reichspost ...

Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Während die Männer als Soldaten für das Vaterland gekämpft haben, haben die Frauen ihre Arbeit übernommen. Wie ihr Vater vor ihr trägt Regine Briefe für die Reichspost in Berlin aus. Obwohl sie als Postbotin sehr geschätzt ist, drohen ihr und ihren Kolleginnen die Kündigung, damit die von der Front zurückkehrenden Männer Arbeit bekommen. Regine will aber nicht kampflos aufgeben und sucht Unterstützung bei der Gewerkschaft, wo sie in Kurts Bann gerät.

In ihrem Roman „Die Postbotin“ erzählt Elke Schneefuss nicht nur über die Ungerechtigkeit, mit der die Briefträgerinnen des Berliner Postfuhramt konfrontiert wurden. Dort arbeitet zum Beispiel auch Regines beste Freundin Evi als Telefonistin. Sie muss sich nicht fürchten, durch Männer ersetzt zu werden. Aber, wie viele Frauen der Nachkriegszeit ist sie auf der Suche nach ihrem Bruder, der vom Krieg noch nicht zurückgekehrt.

In einem flüssigen und angenehmen Schreibstil entführt die Autorin die Leser*innen auf den Straßen vom Brunnenviertel im Berlin der Nachkriegszeit. Elke Schneefuss behandelt in ihrer viele interessante Themen der Epoche, wie die Ersetzbarkeit der Frauen und ihre Kampfmöglichkeiten in einer Welt, in der Männer wertvoller sind als Frauen waren. Dazu hat sie auch eine Menge Figuren geschaffen, die sich in Regines und Evis Bannkreis befinden und mit ihnen interagieren. Ob Lotte, Emma oder Bernardine, das teilweise tragische Schicksal der zahlreichen Nebenrollen wird oft angeschnitten, aber das Potential nicht ausgeschöpft. Auch im Bezug auf Regine und Evi bleiben viele Fragen unbeantwortet. Es wäre auf jeden Fall genug Material für ein weiteres Buch.

Trotz dieser Enttäuschung hat mir der Roman gut gefallen, weil die Geschichte eine ausgewogene Mischung von bewegender Fiktion und historischen Gegebenheiten aufweist. Der Epilog, der wie ein Nachwort klingt, stellt die Geschichte wieder in ihren zeitlichen und örtlichen Zusammenhang. Auch wenn die Situation der Frauen sich in den letzten hundert Jahren sich verbessert hat, sind der Kampf um soziale Gerechtigkeit und die Arbeitssuche noch brennend aktuelle Themen.

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