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Veröffentlicht am 03.01.2023

Ein innovativer Reiseführer mit facettenreichen Touren in und um Paris

Paris für Abenteurer – Der Reiseführer zum Selbsterkunden
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Der zweite Reiseführer von Urbane Abenteuer hat sich die französische Hauptstadt Paris als Ziel gesetzt. Wie sein großer Bruder „Lissabon für Abenteurer“, aber mit einem reiferen Design, ist „Paris für ...

Der zweite Reiseführer von Urbane Abenteuer hat sich die französische Hauptstadt Paris als Ziel gesetzt. Wie sein großer Bruder „Lissabon für Abenteurer“, aber mit einem reiferen Design, ist „Paris für Abenteurer“ modern gestaltet und setzt auf das Papier und die Digitaltechnik. Im ganzen Buch findet der Leser Links und QR-Codes, die ihn zum Blog von Urbane Abenteuer, zu Karten mit Touren und deren Etappen oder zu den offiziellen Seiten von Sehenswürdigkeiten oder Restaurants führen.

Wer der französischen Sprache nicht mächtig ist, kann auf der Sprachführer am Ende des Buches zurückgreifen: Die genaue Aussprache der Wörter und Ausdrücke in der Sprache Molières lässt sich über einem QR-Code abspielen.

Als „ville lumière“ (leuchtende Stadt) hat Paris sehr viel zu bieten. Nach einem vermutlich komplexen Auswahlprozess hat das Team von Urbane Abenteuer zwanzig unglaublich spannenden Touren in und um Paris ausgeheckt. Neben den klassischen Routen, die den Eiffelturm, Notre Dame oder Montmartre einschließen, sind auch ausgefallene oder unbekannte Ziele dabei. Sogar Paris-Profis mit langjähriger Erfahrung der französischen Hauptstadt finden in diesem Reiseführer neue Ideen, um die Stadt der Liebe in einem anderen Licht zu erkunden.

Das Design der Seiten, die viele Fotos und die Schriftart der Überschriften sind sehr ansprechend. Dieser Reiseführer stellt eine Vielfalt an praktischen Tipps und hilfreichen Informationen (sogar Gepäckaufbewahrung und stilles Örtchen werden erwähnt) zusammen, um eine Reise nach Paris vorzubereiten und zu genießen.

Zum Downloaden steht auch ein eBook mit 120 Highlights in 8 Kategorien zur Verfügung. Durch diese weitere digitale Ergänzung behält der Papier-Reiseführer ein handliches Format. So lässt er sich in fast jeder Tasche oder jedem Rucksack verstauen und überall in Paris mitnehmen: Der perfekte Begleiter auf einer Entdeckungstour in und um Paris.

Noch erwähnenswert: Die kontinuierliche Verbesserung der Reihe steht bei Urbane Abenteuer im Mittelpunkt. Wie beim ersten Reiseführer bittet das Team die Leser um Feedback und Verbesserungsvorschläge. Keine leeren Worte, wenn man sieht, was seit dem ersten Reiseführer dieser innovativen Reihe umgesetzt wurde. Chapeau!

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Das Schlematal ruft: Glückauf!

Die Sehnsucht nach Licht
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Erzgebirge: Der Name der Region spricht schon für sich… Auch im Schlematal wurden unterschiedliche Erze und Bodenschätze über die Jahrhunderte gefördert. In der Familie Steiner hat sich seit Generationen ...

Erzgebirge: Der Name der Region spricht schon für sich… Auch im Schlematal wurden unterschiedliche Erze und Bodenschätze über die Jahrhunderte gefördert. In der Familie Steiner hat sich seit Generationen alles um den Bergbau gedreht. Luisa Steiner ist keine Ausnahme.

Gruben, Schächte und Stollen werden heutzutage nicht mehr wegen Erzförderung befahren. Dennoch ist Luisa eine Laufbahn eingeschlagen, in der sie täglich mit dem Bergbau zu tun hat, als Führerin im Besucherbergwerk und auch bei der Vermessung der Konsequenzen von jahrhundertelanger Erzförderung. Nach einer Führung beschließt sie, Nachforschungen über das Verschwinden ihres Großonkels anzustellen, das ihre Familie seit Jahren beschäftigt hat.

Mit einem poetischen Titel und ein Cover, das das Schlematal darstellt, lädt dieser Roman den Leser zu einer Reise durch die Zeit im Schoß der Erde ein. Beim Aufschlagen des Buches entdeckt der Leser den Stammbaum der Familie Steiner, der im Laufe der Geschichte sehr hilfreich ist, um die unterschiedlichen Generationen nachzuvollziehen. Die Karte am Ende des Buches ermöglicht dem Leser, sich im Ort, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, zu orientieren. Die Zeittafel verankert die Geschichte in der Realität und beweist eine ausführliche Recherche von Kati Naumann. Ihr Roman basiert nämlich auf wahren Ereignissen, die die Gegend und ihre Einwohner geprägt haben.

Zwei Erzählstränge um Luisa und ihren Urgroßvater Wilhelm lassen den Leser zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln. Luisa setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um endlich den Fall ihres verschollenen Großonkels aufzuklären, damit seine Schwester, die letzte lebende Steiner dieser Generation, abschließen kann. Dabei kommen einige weiteren Geheimnisse ans Licht.

Parallel dazu begleitet der Leser Wilhelm Steiner und teilt mit ihm Freud und Leid von der Kindheit bis zum Tod. Seine Geschichte ist ein faszinierendes Zeitgemälde des Schlematales im zwanzigsten Jahrhundert. Wilhelm und seine Familie erleben die Sternstunden des Schlematales und seines Radiumbades, aber auch dunklere und gefährlichere Zeiten, wie die Absenkung von Oberschlema oder den Abbau von Uran für die Sowjetunion.

Der flüssige und angenehme Schreibstil von Kati Naumann verleiht beiden Erzählsträngen eine fesselnde Wirkung trotz unterschiedlicher Schwerpunkte in den Erzählungen. Zusätzlich zu den wahren Gegebenheiten und Ereignissen, von denen die Autorin berichtet, werden auch Traditionen des Bergbaus und des Erzgebirges in diesem Roman vorgestellt, wie zum Beispiel Mettenlichter und Schwibbögen. Mit den atemberaubenden Beschreibungen der Örtlichkeiten und der Traditionen bekommt der Leser Seite für Seite Sehnsucht nach dem Schlematal. Dieser Roman ist ein Prunkstück und glänzt wie ein Klumpen, der in den Tiefen einer Goldgrube entdeckt wird. Glückauf!

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Wunderschöne Modelle und endlose Möglichkeiten für Anfänger und Erfahrene

Skandinavisch Häkeln für die Kleinsten
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Funkelnde Augen und das Lächeln eines Kleinkindes lassen positive Gefühle aufkommen. Genauso ist es, wenn man dieses Buch in den Händen hält: Viele Fotos von kleinen Modellen, die die 35 Häkelprojekte ...

Funkelnde Augen und das Lächeln eines Kleinkindes lassen positive Gefühle aufkommen. Genauso ist es, wenn man dieses Buch in den Händen hält: Viele Fotos von kleinen Modellen, die die 35 Häkelprojekte von Charlotte Kofoed Westh mit Begeisterung vorführen.

Nach dem Vorwort der Autorin und einigen Fun Facts zum Häkeln geht es zuerst mit vielen Bildern an die generellen Anleitungen der Technik und das benötigte Material. Mit diesem gut strukturierten Buch fühlt man sich als Anfänger, aber auch als Profi, gut aufgehoben.

Die skandinavischen Vornamen als Bezeichnungen geben den Projekten und dem Buch ein besonderes Flair. Im Inhaltsverzeichnis und in den Anleitungen wird das Schwierigkeitsgrad mit Häkelnadeln und Wollknäueln von 1 bis 5 angegeben. Dank einer ausgewogenen Mischung von wunderschönen Modellen werden Anfänger genauso wie Erfahrene mit diesem Buch wirklich Spaß haben.

Diese vielfältigen Kreationen eignen sich wunderbar als Geschenke zur Geburt, Taufe oder zum Geburtstag. Das nahtlose Design ist beim Häkeln wie beim Tragen sehr angenehm.

Die Anleitungen sind gut verständlich. Die Autorin hat viele wertvolle Tipps und Garnalternativen in das Buch eingestreut. Jedes Modell lässt sich mit ein bisschen Fantasie mit Rüschen, Noppen, Picot oder Mustervariation ad infinitum verändern. Kleidungsstücken, aber auch Lätzchen, Schühchen, Hut, Decken, Spielzeug, Schnullerkette und weitere Zubehöre: Ideen gehen einem mit diesem Buch nie aus.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Eine Illusion im Schein der Goldenen Zwanzigern

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Von klein an fand Nina von Veltheim große Begeisterung und Leidenschaft an der Bühne und die Stücke, die sie sich für ihre Vorstellungen ausgedachte. Mit der Unterstützung ihrer Familie verlässt sie ihre ...

Von klein an fand Nina von Veltheim große Begeisterung und Leidenschaft an der Bühne und die Stücke, die sie sich für ihre Vorstellungen ausgedachte. Mit der Unterstützung ihrer Familie verlässt sie ihre Heimat in der Uckermark und zieht nach Berlin. Ninas Traum ist es, Regisseurin zu werden und sie setzt alles in Bewegung, dieses Traum eigenständig zu erfüllen.

Wie gerade aus der Goldenen Zwanzigern entwischen sieht die Frau mit Federboa auf dem Cover aus. Als Bindeglied zwischen Akrobaten und Publikum könnte es sich um Nina von Veltheim handeln.
Die goldene Prägung, die sie einrahmt, betont der Zauber, den das Publikum im Varieté erleben kann.

Wie das Glossar es beweist, hat Charlotte Roth ihre Geschichte gut recherchiert. Die leichtblütigen Begrüßung der Autorin verspricht den Lesern eine glamouröse Aufführung im berühmten Varietétheater Wintergarten in Berlin. Sogar die Teile werden wie Nummer einer Aufführung vorgestellt. Ein tolles Programm…

Leider scheitert es an der Umsetzung. Das Publikum, das einen Abend im Varieté verbringt, kommt für die Unterhaltung und Überraschungen, sowie das Außergewöhnliches, das in ihm Entzücken und Begeisterung erweckt und den Alltag vergessen lässt. Zauber, Glamour, Glitzer? In diesem Roman, Fehlanzeige. Selbst in den wenigen Seiten, in der es um die Proben oder Aufführungen geht, vermisse ich die Magie des Varietés.

Nicht der Trauer und die Schwierigkeiten, die Nina von Veltheim auf ihrem Weg konfrontiert ist, lassen die Heiterkeit des Vorwort schnell verblassen, sondern die unvollendete Figuren, sowie der ständige Hin und Her zwischen ihnen, das zu unnötigen Wiederholungen führt. Der solide, aber glanzlose Schreibstil kann den Schein nicht wahren. Ähnlich wie Rudolf Kantes Inszenierung von „Gespenster“ im Buch das Publikum nicht mitreißen konnte, war dieser Roman für mich eine Enttäuschung.

„Vom Guten nur das Beste“, dem mehrfach wiederholten Motto des Wintergartens wird dieser erste Band der „Wintergarten-Frauen“ nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Henrietta und das Lebensbuch von Annie Doyle

Café Leben
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Das Café Leben gehört zur Rosendale-Krebsambulanz in London. Neben Tee, Kaffee und Küchlein, die von der immer gut gelaunten Mia serviert werden, wird im Rahmen des Projektes „Lebensbuch“ dort eine besondere ...

Das Café Leben gehört zur Rosendale-Krebsambulanz in London. Neben Tee, Kaffee und Küchlein, die von der immer gut gelaunten Mia serviert werden, wird im Rahmen des Projektes „Lebensbuch“ dort eine besondere Dienstleistung angeboten: Aus Erzählungen und Fotos wird ein Buch zusammengestellt, das den Angehörigen als Andenken Trost spenden soll.

Während ihrer ersten Sitzung als Mitarbeiterin des Projektes „Lebensbuch“ lernt die starre graue Maus Henrietta Lockwood die bunte und lebhafte Annie Doyle kennen, die in wenigen Wochen sterben wird. Diese erhofft sich von dem Austausch die Möglichkeit, vor ihrem Ableben mit sich selbst Frieden zu schließen. Die zurückhaltende Henrietta wird über ihren eigenen Schatten springen und Annie noch viel mehr schenken. Annie bleibt Henrietta nichts schuldig und belehrt sie eines Besseren über ihr bisheriges Leben.

Aus dem Austausch zwischen diesen zwei aufeinander prallenden Persönlichkeiten, die nicht unterschiedlicher sein könnten, entsteht eine herzergreifende Geschichte. Einige Ereignisse haben mich wortwörtlich zu Tränen gerührt: Es ist offensichtlich (und wird im Interview am Ende des Buches bestätigt), dass Jo Leevers eine wichtige Person in ihrem Leben verloren hat und die Trauer verarbeiten musste.

Zusätzlich zur Trauer beschäftigt sich die Autorin in ihrem ersten Roman mit weiteren schwierigen Themen, wie Verlust, Schuldgefühl, Verantwortung und Verpflichtung, und animiert ihre Hauptfiguren, aber auch den Leser, dazu, über das eigene Leben zu reflektieren. Man sollte das Leben nicht nur verbringen. Trotz Stolpersteinen auf dem Weg verdient das Leben, gelebt zu werden.

Der ungewöhnliche, manchmal geschäftsmäßig klingende Schreibstil der Autorin könnte für einige Leser gewöhnungsbedürftig sein. Jedoch passt er hervorragend zu Henrietta, die vor dreiundzwanzig Jahren, ähnlich wie die Annie der Vergangenheit, aufgehört hat, zu fühlen und zu lieben. Dennoch beweist Jo Leevers durch Einblicke in ihren Leben außerhalb der Ambulanz und in ihren Vergangenheiten, dass Henrietta und Annie vielleicht eigenartig sind, aber auch lebendig.

Das Cover mag ziemlich unscheinbar aussehen. Dennoch eignet es sich sehr gut für dieses Buch: Wie eine Neonbeleuchtung erinnert der Titel „Café Leben“ an die lebhafte Annie der Siebzigerjahre und bringt eine neue Henrietta ans Licht.

Neben der Geschichte hat mir das Projekt „Lebensbuch“ sehr gut gefallen. Es ist eine tolle Initiative, wenn man als Betroffener sie in Anspruch nehmen kann. Es lässt die Trauer der Angehörigen zwar nicht verschwinden. Aber, es fördert die Beschwichtigung durch die (positiven) Erinnerungen.

Passend dazu, ein Zitat, das mir lange in Erinnerung bleiben wird: „Lebensgeschichten - denn jeder Mensch hat eine.“ Auch Jo Leevers Wörter am Ende des Buches und in ihrem Interview haben mich besonders gerührt. Sie ermutigen einen dazu, aktiv die Seiten seines persönlichen Lebensbuch zu füllen und seine eigene Lebensgeschichte zu schreiben, anstatt passiv das Leben zu beobachten.

Fazit: Jo Leevers erster Roman: Ein herzergreifendes Wunderwerk aus Großbritannien… Hoffentlich wird es noch mehr davon geben!

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