Schade ...
Roman ohne UDer Plot:
Das Außergewöhnliche ist der Rashomon-Stil, der jedoch für mein Dafürhalten viel zu komplex ist. Das Schwierige sind die Zeitsprünge. Unangenehm zu lesen. Ich habe mehrmals das Inhaltsverzeichnis ...
Der Plot:
Das Außergewöhnliche ist der Rashomon-Stil, der jedoch für mein Dafürhalten viel zu komplex ist. Das Schwierige sind die Zeitsprünge. Unangenehm zu lesen. Ich habe mehrmals das Inhaltsverzeichnis bemühen müssen, um mich auf der Zeitachse zurecht zu finden. Ich will eine Geschichte lesen, nicht ein Puzzle zusammenstellen. Ich habe den Eindruck, Taschler hat den Roman mit seinen einzelnen Kapiteln geschrieben, dann alle Abschnitte einzeln in einen Topf geworfen, und die einzelnen Abschnitte dann in zufälliger Reihenfolge neu angeordnet (damit hat sie die Geschichte überfrachtet!). So kann man auch „Spannung“, halt, nicht Spannung – die gab es für mich in diesem Roman nicht - , das richtige Wort dafür würde ich als „Neugier“, bezeichnen, erzeugen. Na gut, der Gulag Handlungsstrang war ein wenig spannend, ich habe ihn mit Neugier gelesen. Die Erzählungen erinnerte mich an die Geschichten meines Großvaters (russischer Kriegsgefangener) und an einen Wälzer meiner Eltern, in dem ich als Jugendlicher einige Kapitel gelesen habe: Archipel Gulag.
Die Personen:
Taschler wirft die Protagonisten in den Text, ohne sie zu positionieren. Erzählt was sie machen, lässt aber keinen Blick in deren Psyche zu. „Schmeck’s! Denk dir selber was aus.“ Die einzelnen Personen werden nicht näher beschrieben, es entsteht kein klares Bild beim Leser, wer oder was die Figuren darstellen, was sie repräsentieren. Allein über ihre Handlungen werden sie charakterisiert. Ihre Gedanken, ihre Einstellungen, ihre inneren Konflikte muss man sich selbst dazu reimen. (Kaum hatte ich mir eine Meinung gebildet, musste ich sie revidieren. Damit „verlor“ ich mit Fortschreiten des Romans die Person, was mich stark irritierte und das Lesen mühsam werden ließ.) Einzig die Gulag-Geschichte zeigt Ansätze in diese Richtung. Aber wenn man bedenkt, dass dieser Handlungsstrang sich über Jahrzehnte erstreckt, ist auch hier die „Wandlung“ der Person(en) zu gering. (Vom Lebenslustigen zum russisch sprechenden Schweiger, der noch dazu freiwillig, nach seiner Gefangenschaft, in Russland bleibt [und zu guter Letzt im Yoda-Stil deutsch spricht]?! – Warum nur???)
Mein Fazit:
Der Text liest sich über weite Strecken wie ein amtliches Protokoll, weit abseits von einer wortgewaltigen, phantasievollen Erzählung. (Metaphern sucht man wie die Nadel im Heuhaufen.) Zwischen den Zeilen lese ich viel Frust (des Autors?) heraus: z.B: Julius läuft jeden Rock hinterher und landet mit ihm natürlich im Bett. Er liebt sie alle, solange bis „etwas Neues“ in seinem Leben auftaucht. Was sein innerer Antrieb für sein Handeln ist, wie er die Situation sieht, was seine Moralvorstellungen sind, wird nicht beschrieben. Beschrieben wird nur, „was er tut“. Wie eben in einem amtlichen Dokument! Schade! Frau Taschler hat mich nicht an der Hand genommen … ich hoffe, sie wird es nie tun!