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Veröffentlicht am 31.07.2020

Die Story, eine Eierlegendewollmilchsau ...

Der Gesang der Flusskrebse
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Der Plot:
Eine Entwicklungsgeschichte mit einer Krimialstory aufzupeppen und obendrein mit einer eine Liebesgeschichte zu hinterlegen ist ein netter Ansatz. Mehr aber nicht! Nicht Fisch, nicht Fleisch, ...

Der Plot:
Eine Entwicklungsgeschichte mit einer Krimialstory aufzupeppen und obendrein mit einer eine Liebesgeschichte zu hinterlegen ist ein netter Ansatz. Mehr aber nicht! Nicht Fisch, nicht Fleisch, eine Eierlegendewollmilchsau. Die „Entwicklungsgeschichte“ wird nur punktuell beschrieben. Dem Leser bleibt es überlassen, sich die Gedanken dazu zu reimen und abzuwarten, ob seine Vermutungen stimmen. Im Krimi fehlt das ausschlaggebende Motiv. Selbst bei der Gerichtsverhandlung kommt der Angeklagte nicht zu Wort. Seine Sicht der Dinge und was den Ausschlag für sein fatales Handeln gab, wird verschwiegen. Und die Liebesgeschichte ist hölzern. Klischeehaft, wie aus einem Pilcher-Roman. Guter Junge versus bösen Platzhirsch. Überhaupt wird mit Klischees gegen Klischees angekämpft z.B.: Rassismus. Die Idee die dem Roman zugrunde liegt ist originell, aber vielen Genres recht getan, ist eine Kunst die anscheinend auch Owens nicht kann. Alles in allem eine rührende (Young-Adjult-) Geschichte.

Die Charaktere:
Kya ist der einzige Charakter der näher (emotional) beschrieben wird. Sie entwickelt sich eigentlich nicht, sondern wird von ihrem Environment geprägt. Sie bezieht ihre Lebenserfahrung aus dem Verhalten der Natur. Jumpin‘ ist zum Beispiel von Anfang bis Ende des Romans immer ein und derselbe. Selbst der Platzhirsch und Tate sind von Kindheit an bis zum Erwachsen immer die gleichen.

Die Sprache:
Nach kurzer Zeit hatte ich mich an dem Maisgrießbrei mit Bohnen über(l)es(s)en. Selbst der wiederholte Anblick der Palmettopalmen konnte diesem Gefühl nichts entgegenstellen. Die Beschreibungen der Flora und Fauna des Marschs hingegen sind empfehlenswert. Die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert. Ist auch gut so, denn Dialoge sind nicht die Stärke der Autorin: So unterhält sich kein Mensch. Auch der Versuch der Übersetzer, südstaatenenglisch mit norddeutschem Akzent zu übersetzen, schmerzt. Und zu guter Letzt, sind da noch die für mich ‚gewöhnungsbedürftigen‘ Adjektiva: „Show, don’t tell“ hätte so manche Textstelle ‚gerettet‘.

Fazit:
Für einen Entwicklungsroman ist für mit zu wenig „Entwicklung“ beinhaltet. Der Kriminalfall verstößt gegen drei der fünf Hauptfehler, die bei einem Krimi gemacht werden können und hinterlässt deshalb einen unbefriedigenden Nachgeschmack. Und die Liebesgeschichte wird auf die mordende Kopulation der Gottesanbeterin heruntergebrannt. Und das „Sensitive Reading“ setzt dem Text die Krone auf: Auf Seite 93: »Das nenn ich Schwein. Ein N** auf dem Weg ins N**dorf.«. Spielt der Roman nicht im Jahre 1960 und früher in den Südstaaten? Darf man nicht einmal mehr in einem Roman „zeitgemäß“ schreiben. (Und 1960 war das Wort Neger noch nicht in der heutigen Bedeutung angekommen. „Nigger“ hieß das Schimpfwort, aber das Wort Schwein hatte seine heutige Bedeutung bereits! ) Lesen darf man das Wort „Neger“ nicht, aber im eigenen Kopf formulieren! Eine Scheinmoral! Für mich, ein weiteres Klischee!

Ich stelle mir gerade vor, Jules Verne hätte einen seiner Protagonisten das Wort „cool“ oder „verhaltensauffällig“ sagen lassen. Einerseits ‚Politische Korrektheit‘ (für mich ein Oxymoron par excellence) im Text einfordern und sie auf der anderen Seite im Handlungsstrang (Mörder / Ethik)) negieren. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.

Die Story selbst und die Naturbeschreibungen bekommen von mir, trotz aller Kritik meinerseits, 4-5 Sterne. Der Rest 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Beers moralischer Zeigefinger nervt.

Das schwarze Band
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Der Plot:
Die Story hat mir besser gefallen als der dritte Teil (Der dunkle Bote). Sie strotzt wieder vor hanebüchenen Zufällen, die alle mit Emmerich oder Winter zu tun haben. Alex Beer bleibt ihrem Erfolgsrezept ...

Der Plot:
Die Story hat mir besser gefallen als der dritte Teil (Der dunkle Bote). Sie strotzt wieder vor hanebüchenen Zufällen, die alle mit Emmerich oder Winter zu tun haben. Alex Beer bleibt ihrem Erfolgsrezept treu: Geschichtlicher Background, den familiären Problemen des Inspektors, dem Aufzeigen des Standesunterschiedes zwischen Winter und ihm, dem Jugendfreund aus der Unterwelt, den intriganten Kollegen usf. Zu guter Letzt gehen die beiden wiedereinmal als die Retter der Nation aus der Geschichte hervor. Viele Handlungsstränge werden fortgeführt. Nur Winter, der sich ein wenig emanzipiert, kommt mit der Hühnerarmee nicht weiter. Es bleibt bei roten Wangen.

Die Charaktere:
Die Platzierung und Beschreibung der Charaktere sind die große Stärke von Alex Beer. Obwohl sich Emmerich nicht wirklich weiterentwickelt, ist hingegen der ‚Reifeprozess‘ von Winter gut beschrieben.

Die Sprache:
Auf dem Cover steht Kriminalroman, nicht Thriller. Und ja, es ist ein Roman, der die 20er Jahre in Wien skizziert. Diesmal hat die Autorin ihre indoktrinierende Schreibweise zum Vorband zurückgenommen. Trotzdem wird der Geschlechterkampf immer wieder strapaziert. Das nervte mich beim Lesen, lenkte mich ab und ständig musste ich an Alice Schwarzer denken. Schade. Trotzdem: Das Buch bedient sich eines leicht zu lesender Schreibstils


Fazit:
Der Text hat mir gefallen. Der Aufbau hat mir gefallen. Und diesmal war er für mich auch spannend. Nur das Setting war nicht ganz nach meinem Geschmack. Waren es im dritten Band die Kriminellen aus dem rechten Lager, die einen Umsturz versuchten, sind es diesmal die Monarchisten. Mir fehlt der ‚einfache‘ Kriminalfall, in dem es vorrangig um die Psyche des Outlaws geht. Seine Beweggründe, was ihn dazu trieb, sich an den Rand der Gesellschaft zu stellen. Welche Gedanken und Schlussfolgerungen ihn trieben ... und der ständige moralische Fingerzeig nervt bereits extrem.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Zuviel Geschichte, zuwenig Krimi - mit schalem Nachgeschmack.

Der dunkle Bote
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Der Plot:
Die Story schließt an die ersten beiden Teile an. Bevor man diesen Text liest, sollte man die ersten beiden gelesen haben. Kälte und Hungersnot sind der Nährboden für die steigende Kriminalität. ...

Der Plot:
Die Story schließt an die ersten beiden Teile an. Bevor man diesen Text liest, sollte man die ersten beiden gelesen haben. Kälte und Hungersnot sind der Nährboden für die steigende Kriminalität. Die politische Situation Österreichs ein filigranes Konstrukt. Alex Beer hat hervorragend recherchiert und scheinbar all ihr Wissen in den Roman gepackt. Vor allem beschreibt sie ausführlich und wiederholt die gesellschaftlichen Strömungen, die sich auf die Jetztzeit mappen lassen. Mir scheint, mit erhobenem Zeigefinger. Die drei Handlungsstränge werden langsam zusammengeführt und gipfeln in einem Showdown, der einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Die Charaktere:
Die Romanfiguren sind wieder mit spitzer Feder umrissen. Lassen keinen Zweifel über ihre Einstellungen aufkommen. Fast zu eng beschrieben, weil sie keine Wandlungen zulassen. Andererseits wird Wien als ein Dorf beschrieben, in dem jeder etwas über den anderen weiß.


Die Sprache:
Alex Beer hat ihren Stil gefunden. Dieser Text ist flüssig zu lesen, bis auf die indoktrinierte, sich wiederholende Beschreibung der gesellschaftlichen Umbrüche: Antisemiten, Sozialdemokraten, Frauenrechte, Christdemokraten, Gewerkschaften, Rechtsradikale, um nur ein paar zu nennen. Zum Unterschied zu den Vorgängern verwendet die Autorin nun vermehrt die Begriffe aus der damaligen Zeit in den Beschreibungen, anstatt in der direkten Rede, was nicht ganz an die typische Wiener Atmosphäre, die in den Vorgängerfolgen herrschte, heranreicht. Ich meine sogar, den Lesefluss stört. Selbst die heutige Jugend in Wien, kann z.B. mit dem Ausdruck ‚Platte‘ (der natürlich eindeutig beschrieben ist) wenig anfangen.

Fazit:
Eine Geschichte, bei der ich in der Mitte des Romans abbrechen wollte. Fast ein wenig zu viel Geschichtsbuch. Für mich wenig Spannung. Doch die Neugier ließ mich die Story zu ende lesen.
Aber der Aufbau der Story ist gelungen, wenn auch ein wenig konstruiert. Selbst das Ende legt noch in Bezug auf die beschriebene Tristesse ein Schäuferl nach und öffnet gleichzeitig die Tür zur Fortsetzung. Clever! Lese ich den 4. Teil, ‚Das schwarze Band‘? Mal sehen.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Ein Konstrukt, das der Hunter-Reihe nicht würdig ist.

Verwesung
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Der Plot:
Beckett verlässt seinevon ihm ausgetretenen Pfade. Diesmal gibt es nicht viel von dem forensischen Anthropologen David Hunter zu lernen, außer die Formel ‚1-2-8‘. Ansonsten ist es eine verworrene ...

Der Plot:
Beckett verlässt seinevon ihm ausgetretenen Pfade. Diesmal gibt es nicht viel von dem forensischen Anthropologen David Hunter zu lernen, außer die Formel ‚1-2-8‘. Ansonsten ist es eine verworrene Geschichte, die davon lebt, dass viele Fragen zunächst unbeantwortet bleiben und erst zum Schluss aufgeklärt werden. Spannung wird durch unlogische Reaktionen erzeugt, wie das Rufen im Labyrinth. Vieles ist vorhersehbar (wie z.B. das Gerüst.) Hier wurde zu viel mit Autorentricks gearbeitet. Schade.

Die Charaktere:
Bei den Charakteren vermisse ich die von Beckett gewohnte Handschrift. Keine wirkliche Entwicklung. Wie Tarot. Langsam wird eine Karte nach der anderen aufgedeckt. Das ist mir zu wenig.

Die Sprache:
Gut übersetzt, mit (zu) vielen detailverliebten Beschreibungen der Locations, des Wetters usw.

Fazit:
Von dem Autor bin ich besseres gewöhnt. Wenn man bereit ist, den Text nicht zu hinterfragen, ist das Buch sicherlich eine gute Unterhaltungslektüre. Ich habe nicht bereut, den Roman zu lesen, aber ich hoffe, dass Beckett im fünften Band wieder zu alter Stärke zurückfindet.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Spannende Story mit 'breitem' Ende

Totenfang
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Der Plot:
Dem 5. Band merkt man an, dass Beckett mehrere Anläufe für diese Geschichte gebraucht hat. Aber ich glaube nicht, dass er immer wieder neu angefangen hat. Vielmehr dürfte er all seine Ideen zu ...

Der Plot:
Dem 5. Band merkt man an, dass Beckett mehrere Anläufe für diese Geschichte gebraucht hat. Aber ich glaube nicht, dass er immer wieder neu angefangen hat. Vielmehr dürfte er all seine Ideen zu einer Geschichte verwoben haben, was sich am Schluss des Romans zeigt. Im Gegensatz zu anderen Geschichten mit mehreren Handlungssträngen, laufen hier die Fäden zu guter Letzt nicht zusammen, sondern auseinander. Einmal etwas ganz anderes.

Die Personen:
Die Protagonisten sind greifbar, werden im Zuge der Geschichte zu Bekannten. Zu einschätzbaren Handlungsträgern, bis zur Letzten Seite. Eigenartiges Verhalten wird plausibel, nachvollziehbar erklärt. Und die Charaktere haben außergewöhnliche, wie auch profane Geheimnisse, die langsam aufgedeckt werden.

Die Sprache:
Mir gefiel, dass Beckett diesmal sehr viel mit Atmosphäre gearbeitet hat. Er kann es! Beschreibungen des Marschlandes lassen konkrete Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Leider hat die Übersetzung einige Grammatikfehler. Aber letztendlich kann man darüber generös hinwegsehen.


Mein Fazit:
Nach dem 4. Band, Verwesung ein enormer Fortschritt. Beinahe ein ‚Back to the Roots‘ – Effekt. Genau das, was man sich von der Figur ‚David Hunter‘ erwartet. Spannend erzählt und diesmal sehr atmosphärisch. Beckett lässt wunderschöne, klare Bilder im Kopf entstehen. Eine Story mit ‚breitem‘ Ende.

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