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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein intelligenter Sozialthriller über kleine Veränderungen und große Fragen

Game Changer
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Neal Shusterman ist ein wahrer Meister was Dystopien für junge Erwachsene angeht - das hat er bereits mit seinen beiden "Vollendet" und "Scythe" sowie dem Apokalypse-Thriller "Dry" bewiesen. Auch mit ...

Neal Shusterman ist ein wahrer Meister was Dystopien für junge Erwachsene angeht - das hat er bereits mit seinen beiden "Vollendet" und "Scythe" sowie dem Apokalypse-Thriller "Dry" bewiesen. Auch mit "Game Changer" hat er mal wieder eine originelle Grundidee gesellschaftskritisch und intelligent umgesetzt und einen spannenden Sozialthriller über kleine Veränderungen und große Fragen geschrieben.

Das Cover zeigt verschwommenen Kopf eines Jugendlichen, der sich vor einem knall-orangenen Hintergrund in Staub auflöst. Zusätzlich zum weißen Titel in Großbuchstaben weisen stürzende schwarze Silhouetten darauf hin, auf welche Art und Weise der Protagonist hier zum "Game Changer" wird: durch zum Teil unkontrollierte Sprünge in fremde Dimensionen, die mal mehr und mal weniger von unserer Realität abweichen. Ob blaue Stoppschilder, die zu mehr Unfällen führen oder der Wiedereinführung der Rassentrennung - die Welt, wie Ash sie kennt ist schon bald nicht mehr wiederzuerkennen und wenn er nicht das gesamte Universum in Chaos stürzen will, muss schnell eine Anleitung für die merkwürdige Mittelpunkt-des-Universums-Sache her. Gut, dass Hilfe in Form von geklonten Skatern naht, welche man übrigens auch in einer Comic-artigen Zeichnung in den Innenseiten der Buchdeckel sehen kann. Die Edwards erklären ihm, dass er vorübergehend zum "Subjective Locus" geworden ist, welcher entscheidet, welche ungenutzen Möglichkeiten der Zukunft und der Vergangenheit zur Wirklichkeit werden. Klingt erstmal ganz vielversprechend, denn Ash hätte auch schon einige Ideen, die Welt zu verbessern. Aber wie der Untertitel schon verrät: "Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen"...


Erste Sätze: "Ihr werdet mir nicht glauben. Ihr werdet sagen, ich hätte den Verstand verloren oder zu viele Gehirnerschütterungen erlitten. Vielleicht denkt ihr auch, dass ich Euch hochnehmen will und ihr das Opfer eines ausgefuchsten Streiches seid. Das ist okay. Glaubt, was ihr wollt, wenn es euch beim Einschlafen hilft. Denn so machen wir das doch, oder? Wir bauen uns wie kleine Spinnen ein Netz aus bequemer Realität, an das wir uns klammern, um durch die schlimmsten Tage zu kommen."


Dass Neal Shusterman mit "Game Changer" nicht ganz an die rohe Intensität und Genialität seiner Vorgänger anknüpfen kann, war mir schon nach wenigen Seiten klar. Anders als bei Büchern wie "Kompass ohne Norden" oder "Vollendet - Die Flucht" hat es einige Kapitel benötigt, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte. Der Autor lässt uns als Leser durch seinen Ich-Erzähler Ash zwar immer wieder direkt ansprechen und versucht, durch vorausdeutende Kommentare die Spannung anzuziehen, dabei verstrickt er sich aber in etliche Metaphern, mit denen ich nicht so viel anfangen konnte. Besonders die vielen Football-Verweise konnten mich persönlich nicht so gut abholen, da ich noch nicht einmal die Regeln des Football verstehe, geschweige denn über Positionen und Spielzüge bescheid weiß. Ich kann mir aber vorstellen, dass das bei amerikanischen Jugendlichen besser ankommt und dann die monologähnlichen Zwischensequenzen tatsächlich für einen besseren Einstieg in die Geschichte sorgen.


"Damals dachte ich, weil ich eine diverse Gruppe von Freunden hatte, könnte ich mein Kästchen für soziale Verantwortung abhaken. Als ob es für mich nicht mehr zu tun gäbe, als ein bisschen Braun an meinem Tisch zu haben. "Hautfarbe sollte keine Rolle spielen" – hat man mich immer gelehrt – und ich habe es immer geglaubt. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was sein sollte und dem was ist. Und privilegiert sein heißt, diese Kluft nicht wahrzunehmen."


Das wäre auch unbedingt sinnvoll, da auf der reinen Handlungseben erstmal erstaunlich wenig passiert. In erster Linie sehen wir dem weißen cis-Jugendlichen beim Leben zu, welches trotz der immer wieder überraschend einsetzenden Dimensionsreisen, welche durch unterschiedliche Schriftarten und das wiederkehrende Motiv einer fallenden Silhouette gekennzeichnet sind, weniger spannende Turbulenzen bereithält als erwartet. Streit mit seinem Bruder, Zukunftssorgen, eine unerwiderte Schwärmerei, Meinungsverschiedenheiten mit seinem besten Freund und Mathe-Nachhilfe sind hier statt Weltuntergang und grausamer Dystopie angesagt. Kein Wunder, dass "Game Changer" eine ganz andere Atmosphäre entfaltet als seine sonstigen Werke. Statt düster, schockierend und melancholisch ist Ashs interdimensionales Abenteuer unterhaltsam, humorvoll und mit einem selbstironischen Augenzwinkern geschrieben. Da der Schreibstil gewohnt eingängig, präzise und wunderbar zitierwürdig ist, gehe ich davon aus, dass die überraschende Leichtigkeit eine Auswirkung der Pandemie ist, während dieser der Autor das Buch verfasst hat. Denn wer will schon einen düsteren Thriller schreiben, während man selbst in einem zu leben scheint...?


"Wer sind wir wirklich? Die Wissenschaft würde uns erklären, dass wir nicht mehr sind als die Summe unserer Erfahrungen. Der Glaube würde uns sagen, dass wir ein Funke sind, der jenseits vom Drama unseres Lebens existiert. Ich habe über solche Dinge nie viel nachgedacht. Wenn Freunde in langen Nächten ganz philosophisch wurden und anfingen, darüber zu reden, dass das Universum vielleicht nur ein platt getretenes Insekt auf dem Fußboden eines viel größeren Universums war, habe ich mich nie beteiligt. Ich fand es immer sinnlos über Dinge nachtzudenken, die man eh nicht begreifen kann. Mitten in einer aktuellen metaphysischen Krise war ich mit dieser Haltung allerdings deutlich im Nachteil."


Auch wenn mir diese neue Herangehensweise gut gefällt, kommt "Game Changer" für mich aber wie gesagt lange nicht an seine Dystopien heran, da diese bezüglich Worldbuilding, Charaktertiefe und Handlungsverlauf nochmal auf einem ganz anderen Niveau sind. Beispielsweise hätten Erklärungen zum Science-Fiction-Hintergrund und der Rolle der "Edwards" für meinen Geschmack gerne noch komplexer und ausführlicher erfolgen können. Zwar verknüpft der Autor alle losen Enden sinnvoll miteinander, der etwas wirre Eindruck, verschiedene Geschichte zu lesen, während Ash unterschiedliche Leben lebt, bleibt aber dennoch bestehen. Da sich Neal Shusterman hier jedoch an ein etwas jüngeres Publikum richtet und die Science-Fiction nur als Hintergrund nutzt, um eine Botschaft zu vermitteln, ist die geringe Ausführlichkeit des Worldbuildings aber kein elementarer Mangel.


"Wenn man die ganze Zeit nur damit beschäftigt ist, die Tür einzutreten, ist man schon erschöpft und hinkt meilenweit hinter denen her, die einfach hindurchgetänzelt sind. Hältst du das wirklich für gerecht?"


Mit der Zeit wird immer nämlich immer offensichtlicher, weshalb es trotz der geringeren Spannung eine gute Entscheidung war, die Geschichte langsamer und charakterzentrierter aufzuziehen: auf diese Art und Weise kann Ashs Entwicklung nachvollziehbar gestaltet und voll ausgekostet werden. Jene ist nämlich der Kern der Geschichte. Die Genialität von "Game Changer" entspringt diesmal nicht dem Worldbuilding, der Atmosphäre oder Zukunftsvisionen, sondern den kleinen Veränderungen in Ash Alltag und den Erkenntnissen, die er aus den unterschiedlichen Realitäten, Dimensionen und Gesellschaften zieht, in denen er zeitweise lebt. Mit jeder Reise verändert sich nämlich seine Perspektive und er muss sich gezwungenermaßen mit Themen auseinanderzusetzen, die er zuvor nur aus privilegierter Ferne beobachtet hat. Was haben Rassismus, Homophobie, Sexismus, toxische Beziehungen und das Drogengeschäft gemeinsam? Man kann erst so richtig darüber urteilen, wenn man mittendrin steckt und die Problematik an der eigenen Haut erfährt. Und so muss Ash mit jedem Perspektivwechsel seine Weltsicht überdenken, sich eigene Vorurteile eingestehen und sich damit auseinandersetzen, was Identität eigentlich ausmacht...


"Frauen wird häufig unterstellt, sie seien eitel. Sprache ist voller subtiler Kränkungen. Als Frauen wird von uns erwartet, dass wir uns anmalen, um einer sozialen Norm zu entsprechen - und dann wird uns genau das als Eitelkeit ausgelegt. Als Typ hatte ich nie darüber nachgedacht. Ich hätte gesagt, das sei lächerlich. Total unwichtig. Aber das ist es nicht. Und wisst ihr was? Es geht nicht nur um Frauen, es geht um jeden Menschen. Sprache stupst und schiebt uns fast unbemerkt in Hunderte Richtungen, die wir nicht erkennen, bis der einzige Ausweg, auf seine Worte zu achten, das Schweigen ist."


Auch wenn der Autor angesichts der vielen Themen nicht die Zeit findet, auf einzelne genauer einzugehen, kommt die Message eindeutig an: die Welt ist wesentlich komplexer als es auf den ersten Blick scheint und alles hängt von der Perspektive ab, aus der man sie betrachtet. Zusammen mit dem Hauptprotagonisten müssen auch wir Leser uns immer wieder hinterfragen, ob wir uns unserer Privilegen überhaupt bewusst sind und wie tolerant und offen wir der Welt tatsächlich gegenüberstehen. Und was könnte in diesen Zeiten wichtiger sein als dieser Denkanstoß...?



Fazit:


"Game Changer" entpuppte sich überraschenderweise statt als spannendes Science-Fiction-Abenteuer, mehr als intelligenter Sozialthriller, welcher gesellschaftliche Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie, Diskriminierung, Privilegien und die Wichtigkeit der eigenen Perspektive in den Fokus nimmt. Um an die rohe Intensität und Genialität seiner Vorgänger anknüpfen zu können, geht Neal Shusterman aber zu wenig auf das Worldbuilding, die Nebenfiguren und die inhaltlichen Fragen ein.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 20.10.2021

Gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Familiendrama und ein Gruselkrimi...

Layla
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Colleen Hoover ist die Autorin, von der ich am meisten Bücher gelesen habe. Um genau zu sein sind es inklusive "Layla" genau 20 Bücher. Und dennoch schafft sie es immer wieder, mich zu überraschen und ...

Colleen Hoover ist die Autorin, von der ich am meisten Bücher gelesen habe. Um genau zu sein sind es inklusive "Layla" genau 20 Bücher. Und dennoch schafft sie es immer wieder, mich zu überraschen und eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Zuletzt wagte die "Queen-of-Hearts" mit "Verity" einen Ausflug ins Genre Psychothriller, welcher mich gleichzeitig fasziniert und verstört zurückließ. Nun entdeckt sie mit ihrem neusten Meisterwerk die Paranormal Romance für sich. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in wilde Begeisterung und so habe ich die Geschichte wie in einem Rausch in wenigen Stunden von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen, nur um mit Sicherheit sagen zu können: "Layla" ist die wohl mit Abstand außergewöhnlichste und wendungsreichste Liebesgeschichte, die ich seit Langem gelesen habe!

Das Cover ist in Gestaltung und Konzept stark an "Verity" angelehnt und weicht somit schon optisch ein wenig von den typischen Colleen-Hoover-meets-dtv-Covers ab. Zu sehen ist ebenfalls ein Himmel, nur dass jener dieses Mal einen düsteren Gewitterhimmel bei Nacht zeigt. Mit den starken Kontrasten, den starken Farben und dem großen, hervorstechenden Titel ist die Gestaltung angemessen mystisch, geheimnisvoll und düster und passt ganz hervorragend zur Geschichte. Auch der Titel an sich ist genau wie bei "Verity" der Name der Frau, die Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Beachtet man, dass "Layla" übersetzt so viel wie "dunkle Schönheit" und "Nacht" bedeutet, bekommt auch gleich das Covermotiv eine andere Bedeutung. Bei diesem Cover kann ich also eindeutig sagen, dass ich es absolut gelungen finde und mir kein besseres (auch nicht das Originalcover) vorstellen könnte.

Schon der Beginn des ersten Kapitels wird alle verstören, die hier ganz nach Colleen Hoovers sonstigen Mustern eine seichte Liebesgeschichte erwarten:

Erster Satz: "Bevor ich runtergegangen bin, habe ich Layla mit zwei Schichten Gaffa-Tape den Mund verklebt; trotzdem sind ihre gedämpften Schreie immer noch zu hören, als ich mich mit dem Mann an den Küchentisch setze."

Mit diesem Satz beginnt die Geschichte um Layla und Reeds und ich war sofort absolut ratlos, in welche Richtung wir uns in den nächsten 380 Seiten bewegen würden. Ist Leeds vielleicht ein Psychopath? Weshalb hält er Layla gefangen? Wer ist der geheimnisvolle Mann? Und vor allem: was zur Hölle hat sich diese Autorin jetzt schon wieder ausgedacht? Ich hatte also schon nach dem ersten Satz eine ganze Menge Fragen, was bei einem Romance Buch eine ganz neue und interessante Erfahrung war und die Spannung von Null auf Hundert hochgesetzt hat. Um dieses Spannungsniveau zu halten, erzählt Colleen Hoover ihren Roman nicht rein chronologisch, sondern schiebt immer wieder kurze Dialogfragmente aus der "Befragung" ein, in der Leeds seine Beziehung zu Layla ausgehend vom Tag ihrer ersten Begegnung bis hin zum aktuellen Desaster erklärt. Die Autorin beantwortet zunächst also erstmal keine brennenden Fragen, sondern widmet sich der romantischen Kennenlerngeschichte des jungen Paares, die zwar sehr schön zu lesen ist, aber permanent die Frage aufwirft, wie die beiden bloß in diese verfahrenen Situation geraten sind, in der Leeds eine völlig neben sich stehende Layla ans Bett fesselt und einem völlig Fremden seine Geschichte erzählt. Was ist zwischen dem ersten Tanz auf der Hochzeit von Laylas Schwester in einem Bed and Breakfast im buchstäblichen Herzen der USA und der absoluten Eskalation schiefgelaufen?

Leider kann ich Euch nicht viel über den Verlauf der Handlung erzählen, weil ich sonst Wichtiges vorwegnehmen müsste und die Story vor allem vom Verborgenen, Geheimnisvollen lebt. Fest steht nur, dass diese Geschichte ganz anders aufgezogen ist als die emotionalen Liebesromane, die wir sonst von Colleen Hoover kennen. Obwohl ich anfangs skeptisch war, wie gut die Autorin sich den Mystery-Anteil zu eigen machen kann, wurde ich positiv überrascht von der stimmungsvoll-gruseligen Umsetzung. "Layla" ist alles andere als ein Horrorbuch, dennoch baut sich hier Seite um Seite eine ungute, flirrende Atmosphäre auf. Auch wenn auf der reinen Handlungsebene nicht viel passiert - eigentlich erzählt Leeds nur vom Alltag mit Layla im Bed und Breakfast - steigt die Spannung mit jedem Kapitel mehr an. Während der Gruselfaktor zunimmt, nimmt die Sympathie für Leeds ab und Argwohn und Vorsicht werden zum vorherrschenden Gefühl beim Lesen, da man schlecht einschätzen kann, was hier wirklich vor sich geht. Ein beinahe leeres Geisterhaus, eine verwirrte Frau, unerklärliche Ereignisse und ein dunkles Geheimnis, das Stück für Stück gelüftet wird - Colleen Hoover weiß ganz genau, wie sie den Leser durch geschickt platzierte Häppchen, neue Wendungen und schockierende Geheimnissen bei Stange halten muss und so ist es kein Wunder, dass ich den Roman an einem Mittag verschlungen habe. Sobald man mit dem Lesen begonnen hat, will man unbedingt hinter die Wahrheit kommen und verspürt genau wie Leeds auch eine Neugier und Faszination für die Geschehnisse, die wir Kapitel für Kapitel beobachten und die Wahrheit, der wir Stück für Stück näherkommen.

Sobald "Willow" das erste Mal auftaucht, hatte ich dann aber schnell verschiedene Ideen und Theorien im Kopf, von denen sich dann auch schlussendlich eine bewahrheitet hat. Ein so unvorhersehbares Rätsel wie in "Verity" hat die Autorin hier also nicht geschaffen. Ordentlich punkten kann sie aber durch ihren Schreibstil, der es mal wieder schaffte, dass ich in einem Wechselbad der Gefühle gefangen war. Da die Autorin hier gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Gruselkrimi und ein Drama erzählt (ich dachte auch nicht, dass das möglich ist, aber "Layla" ist der offensichtliche Beweis, dass diese Mischung funktioniert) wechseln sich hier regelmäßig Liebe, Fürsorge und Mitgefühl mit Fassungslosigkeit, Entsetzen und Schock ab. Die Folge davon ist, dass man nie so genau weiß, was man jetzt gegenüber den beiden Hauptfiguren und deren Handlungen genau fühlen soll.

Diese Ambivalenz und Unsicherheit übertragen sich auch auf die Figuren. Auch wenn Layla wie der Titel schon verrät das Kernstück der Geschichte ist und ein Großteil der Anziehungskraft des Romans von ihrer spannenden aber auch wahnsinnig verwirrenden und teilweise widersprüchlichen Charakterzeichnung ausgeht, ist sie diesmal nicht die Erzählerin. Stattdessen hat sich Colleen Hoover dafür entschieden, ihren Lebensgefährten Leeds als Ich-Erzähler einzusetzen. Das ist insofern spannend, da sich die Lesermeinung zu dieser Figur über die Geschichte hinweg mehrere Male ändert. War ich mir zu Beginn nicht sicher, ihm trauen zu können, haben meine Gefühle zwischendurch zwischen Verachtung und Bewunderung changiert, nur um am Ende festzustellen, dass er weder ein Psychopath noch ein Verrückter, sondern einfach nur verliebt war... "Layla" ist also alles in allem nichts anderes als eine auf Abwegen geratene Liebesgeschichte - bloß ein bisschen intensiver, abgefahrener und vielschichtiger als gewöhnlich.

Rückblickend hätte ich mir "Layla" ein bisschen mehr einteilen sollen, da erst am 1. Februar 2022 mit "Für immer ein Teil von dir" wieder Nachschub von Colleen Hoover erscheint. Gegen den Sog, den die Geschichte aus mich ausgeübt hat, war ich aber leider machtlos und so bekommt Ihr wenigstens schon zum Erscheinungstermin meine Rezension.



Fazit:


Colleen Hoover erzählt mit "Layla" gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Familiendrama und ein Gruselkrimi. So unvorhersehbar und schockierend wie "Verity" ist ihr neuster Roman zwar nicht, dafür kann sie ordentlich mit vielschichtigen Figuren, einer intensiven Atmosphäre, der ambivalenten Beziehung von Layla und Leeds, vielen originellen Ideen und einer hochspannenden Erzählweise punkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 20.10.2021

Gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Familiendrama und ein Gruselkrimi.

Layla
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Colleen Hoover ist die Autorin, von der ich am meisten Bücher gelesen habe. Um genau zu sein sind es inklusive "Layla" genau 20 Bücher. Und dennoch schafft sie es immer wieder, mich zu überraschen und ...

Colleen Hoover ist die Autorin, von der ich am meisten Bücher gelesen habe. Um genau zu sein sind es inklusive "Layla" genau 20 Bücher. Und dennoch schafft sie es immer wieder, mich zu überraschen und eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Zuletzt wagte die "Queen-of-Hearts" mit "Verity" einen Ausflug ins Genre Psychothriller, welcher mich gleichzeitig fasziniert und verstört zurückließ. Nun entdeckt sie mit ihrem neusten Meisterwerk die Paranormal Romance für sich. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in wilde Begeisterung und so habe ich die Geschichte wie in einem Rausch in wenigen Stunden von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen, nur um mit Sicherheit sagen zu können: "Layla" ist die wohl mit Abstand außergewöhnlichste und wendungsreichste Liebesgeschichte, die ich seit Langem gelesen habe!

Das Cover ist in Gestaltung und Konzept stark an "Verity" angelehnt und weicht somit schon optisch ein wenig von den typischen Colleen-Hoover-meets-dtv-Covers ab. Zu sehen ist ebenfalls ein Himmel, nur dass jener dieses Mal einen düsteren Gewitterhimmel bei Nacht zeigt. Mit den starken Kontrasten, den starken Farben und dem großen, hervorstechenden Titel ist die Gestaltung angemessen mystisch, geheimnisvoll und düster und passt ganz hervorragend zur Geschichte. Auch der Titel an sich ist genau wie bei "Verity" der Name der Frau, die Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Beachtet man, dass "Layla" übersetzt so viel wie "dunkle Schönheit" und "Nacht" bedeutet, bekommt auch gleich das Covermotiv eine andere Bedeutung. Bei diesem Cover kann ich also eindeutig sagen, dass ich es absolut gelungen finde und mir kein besseres (auch nicht das Originalcover) vorstellen könnte.

Schon der Beginn des ersten Kapitels wird alle verstören, die hier ganz nach Colleen Hoovers sonstigen Mustern eine seichte Liebesgeschichte erwarten:

Erster Satz: "Bevor ich runtergegangen bin, habe ich Layla mit zwei Schichten Gaffa-Tape den Mund verklebt; trotzdem sind ihre gedämpften Schreie immer noch zu hören, als ich mich mit dem Mann an den Küchentisch setze."

Mit diesem Satz beginnt die Geschichte um Layla und Reeds und ich war sofort absolut ratlos, in welche Richtung wir uns in den nächsten 380 Seiten bewegen würden. Ist Leeds vielleicht ein Psychopath? Weshalb hält er Layla gefangen? Wer ist der geheimnisvolle Mann? Und vor allem: was zur Hölle hat sich diese Autorin jetzt schon wieder ausgedacht? Ich hatte also schon nach dem ersten Satz eine ganze Menge Fragen, was bei einem Romance Buch eine ganz neue und interessante Erfahrung war und die Spannung von Null auf Hundert hochgesetzt hat. Um dieses Spannungsniveau zu halten, erzählt Colleen Hoover ihren Roman nicht rein chronologisch, sondern schiebt immer wieder kurze Dialogfragmente aus der "Befragung" ein, in der Leeds seine Beziehung zu Layla ausgehend vom Tag ihrer ersten Begegnung bis hin zum aktuellen Desaster erklärt. Die Autorin beantwortet zunächst also erstmal keine brennenden Fragen, sondern widmet sich der romantischen Kennenlerngeschichte des jungen Paares, die zwar sehr schön zu lesen ist, aber permanent die Frage aufwirft, wie die beiden bloß in diese verfahrenen Situation geraten sind, in der Leeds eine völlig neben sich stehende Layla ans Bett fesselt und einem völlig Fremden seine Geschichte erzählt. Was ist zwischen dem ersten Tanz auf der Hochzeit von Laylas Schwester in einem Bed and Breakfast im buchstäblichen Herzen der USA und der absoluten Eskalation schiefgelaufen?

Leider kann ich Euch nicht viel über den Verlauf der Handlung erzählen, weil ich sonst Wichtiges vorwegnehmen müsste und die Story vor allem vom Verborgenen, Geheimnisvollen lebt. Fest steht nur, dass diese Geschichte ganz anders aufgezogen ist als die emotionalen Liebesromane, die wir sonst von Colleen Hoover kennen. Obwohl ich anfangs skeptisch war, wie gut die Autorin sich den Mystery-Anteil zu eigen machen kann, wurde ich positiv überrascht von der stimmungsvoll-gruseligen Umsetzung. "Layla" ist alles andere als ein Horrorbuch, dennoch baut sich hier Seite um Seite eine ungute, flirrende Atmosphäre auf. Auch wenn auf der reinen Handlungsebene nicht viel passiert - eigentlich erzählt Leeds nur vom Alltag mit Layla im Bed und Breakfast - steigt die Spannung mit jedem Kapitel mehr an. Während der Gruselfaktor zunimmt, nimmt die Sympathie für Leeds ab und Argwohn und Vorsicht werden zum vorherrschenden Gefühl beim Lesen, da man schlecht einschätzen kann, was hier wirklich vor sich geht. Ein beinahe leeres Geisterhaus, eine verwirrte Frau, unerklärliche Ereignisse und ein dunkles Geheimnis, das Stück für Stück gelüftet wird - Colleen Hoover weiß ganz genau, wie sie den Leser durch geschickt platzierte Häppchen, neue Wendungen und schockierende Geheimnissen bei Stange halten muss und so ist es kein Wunder, dass ich den Roman an einem Mittag verschlungen habe. Sobald man mit dem Lesen begonnen hat, will man unbedingt hinter die Wahrheit kommen und verspürt genau wie Leeds auch eine Neugier und Faszination für die Geschehnisse, die wir Kapitel für Kapitel beobachten und die Wahrheit, der wir Stück für Stück näherkommen.

Sobald "Willow" das erste Mal auftaucht, hatte ich dann aber schnell verschiedene Ideen und Theorien im Kopf, von denen sich dann auch schlussendlich eine bewahrheitet hat. Ein so unvorhersehbares Rätsel wie in "Verity" hat die Autorin hier also nicht geschaffen. Ordentlich punkten kann sie aber durch ihren Schreibstil, der es mal wieder schaffte, dass ich in einem Wechselbad der Gefühle gefangen war. Da die Autorin hier gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Gruselkrimi und ein Drama erzählt (ich dachte auch nicht, dass das möglich ist, aber "Layla" ist der offensichtliche Beweis, dass diese Mischung funktioniert) wechseln sich hier regelmäßig Liebe, Fürsorge und Mitgefühl mit Fassungslosigkeit, Entsetzen und Schock ab. Die Folge davon ist, dass man nie so genau weiß, was man jetzt gegenüber den beiden Hauptfiguren und deren Handlungen genau fühlen soll.

Diese Ambivalenz und Unsicherheit übertragen sich auch auf die Figuren. Auch wenn Layla wie der Titel schon verrät das Kernstück der Geschichte ist und ein Großteil der Anziehungskraft des Romans von ihrer spannenden aber auch wahnsinnig verwirrenden und teilweise widersprüchlichen Charakterzeichnung ausgeht, ist sie diesmal nicht die Erzählerin. Stattdessen hat sich Colleen Hoover dafür entschieden, ihren Lebensgefährten Leeds als Ich-Erzähler einzusetzen. Das ist insofern spannend, da sich die Lesermeinung zu dieser Figur über die Geschichte hinweg mehrere Male ändert. War ich mir zu Beginn nicht sicher, ihm trauen zu können, haben meine Gefühle zwischendurch zwischen Verachtung und Bewunderung changiert, nur um am Ende festzustellen, dass er weder ein Psychopath noch ein Verrückter, sondern einfach nur verliebt war... "Layla" ist also alles in allem nichts anderes als eine auf Abwegen geratene Liebesgeschichte - bloß ein bisschen intensiver, abgefahrener und vielschichtiger als gewöhnlich.

Rückblickend hätte ich mir "Layla" ein bisschen mehr einteilen sollen, da erst am 1. Februar 2022 mit "Für immer ein Teil von dir" wieder Nachschub von Colleen Hoover erscheint. Gegen den Sog, den die Geschichte aus mich ausgeübt hat, war ich aber leider machtlos und so bekommt Ihr wenigstens schon zum Erscheinungstermin meine Rezension.



Fazit:


Colleen Hoover erzählt mit "Layla" gleichzeitig eine epische Liebesgeschichte, ein Familiendrama und ein Gruselkrimi. So unvorhersehbar und schockierend wie "Verity" ist ihr neuster Roman zwar nicht, dafür kann sie ordentlich mit vielschichtigen Figuren, einer intensiven Atmosphäre, der ambivalenten Beziehung von Layla und Leeds, vielen originellen Ideen und einer hochspannenden Erzählweise punkten.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Eine prickelnde Liebesgeschichte mit mehr Tiefe als erwartet!

Regenglanz
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"Regenglanz" ist Anya Omahs erstes Verlagsbuch und auch meine erste Begegnung mit der New-Adult-Autorin. Schon die wunderschöne Gestaltung hat mich auf den ersten Blick für sich eingenommen, schlussendlich ...

"Regenglanz" ist Anya Omahs erstes Verlagsbuch und auch meine erste Begegnung mit der New-Adult-Autorin. Schon die wunderschöne Gestaltung hat mich auf den ersten Blick für sich eingenommen, schlussendlich angefragt habe ich die Geschichte aber wegen des Klapptextes, der eine aufregende, prickelnde Liebesgeschichte versprach. Geliefert hat die Autorin auch genau das - und noch mehr: "Regenglanz" startet als lebensfrohe Romanze in deutschem Setting und entwickelt über die 512 Seiten mehr Dramatik und Tiefe, als ich es der Geschichte zugetraut hätte.

Die Sturm-Trilogie, zu der "Regenglanz" den Auftakt bildet, sticht geschlossen durch die wunderschöne Gestaltung hervor. Abgebildet auf den drei Bänden ist immer ein ähnliches geometrisches Motiv, welches die drei Freundinnen Calla, Leo und Alissa als Symbol ihrer Freundschaft als Tattoo über dem Herzen tragen. Variiert wird die Gestaltung durch einen anderen Hintergrund und unterschiedliche Farbgebungen. Auf "Regenglanz" ist ganz nach dem Titel ein wolkenverhangener Himmel das Hauptmotiv und hinter Titel und Tattoo tropft Regen gegen eine grünliche Scheibe. Abgerundet wird dieses stimmungsvolle Gesamtbild durch den grünen Buchschnitt, der die erste Ausgabe verziert. Geht also unbedingt bald los, um Euch noch ein Exemplar der ersten Ausgabe zu sichern!

Die Geschichte beginnt ohne große Umschweife mit Alissas und Simons erster Begegnung im INKnovation, dem Tattoostudio, in dem die Kunststudentin nebenher arbeitet und welches Simon von dessen Mitbewohner empfohlen wurde, um sein peinliches Liebestattoo covern zu lassen. Da jenes Tattoo, das unteranderem ein leicht übergewichtiges Einhorn beinhaltet, im betrunkenen Zustand entstanden ist, will Simon es auf keinen Fall der heißen Tätowiererin zeigen, von der er sich auf den ersten Blick angezogen fühlt. Alissa interpretiert sein Zögern aber als Sexismus und stempelt den gutaussehenden Sportstudenten gleich als Arschloch ab. Kein besonders guter Start also für eine epische Liebesgeschichte. Nachdem die beiden das anfängliche Missverständnis aber aus dem Weg geräumt haben, fliegen schon bald die Funken. Da sich Alissa wegen schlechten Vorerfahrungen nicht auf einen Kunden einlassen will, gehen die beiden es aber erstmal langsam an - bis es schon fast zu spät ist...


"Ich bin so froh, dass du bei mir bist." Simons Arme legen sich noch etwas fester um mich. Und als er sein Kinn auf meinen Kopf legt, habe ich das Gefühl, noch nie so perfekt in die Arme eines anderen Menschen gepasst zu haben."


Obwohl von der ersten Seite an eine eindeutige Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren ist, lässt sich Anya Omah eine Menge Zeit für die langsame Annäherung von Simon und Alissa. Ein bisschen WG-Alltag, zwei Ausflüge zu Aussichtstürmen, eine magische Partynacht in Hamburg, ein Wasserrohrbruch und natürlich ein paar Tattoo-Sessions später erfahren wir dann auch, weshalb die beiden sich nicht Hals über Kopf in eine neue Beziehung gestürzt haben... Im letzten Drittel kommen immer mehr Päckchen aus der Vergangenheit ans Licht und die neue Liebe wird von toxischen Familienkonstellationen, Schuldgefühlen, Manipulation und Unsicherheit auf die Probe gestellt. Natürlich bringen beide wie im New Adult Genre üblich eine Menge Altlasten mit, die zwei haben aber auch eine überraschende Verbindung, von der sie niemals geahnt hätten. Für den aufmerksamen Leser ist diese Wendung in der Handlung zwar nicht komplett unvorhersehbar, verändert die Dynamik in der Liebesgeschichte aber nochmal stark und lässt die Geschichte in eine Richtung verlaufen, die man zu Beginn noch nicht geahnt hätte. Für meinen Geschmack war das Drama, in das sich Alissa und Simon gegen Ende verstricken nach dem sehr leichtfüßigen Beginn eine Spur zu viel. Da die Autorin den Konflikt aber (nicht zuletzt auch durch die umfangreiche Seitenzahl) solide vorbereitet, konnte mich das Ende trotzdem abholen und mitreißen.


"Wenn wir zusammen sind - in welcher Form auch immer -, kannst du sein, wer, was und wie du willst. Du brauchst dich niemals zu verstellen, okay?"


Spannend ist auch, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz. Vor allem Simons Oma Lotte ist wohl der heimliche Star des Buches, aber auch auf die weiteren Entwicklungen rund um Alissas Freundinnen in den beiden Folgebänden bin ich schon sehr gespannt. Von mir gibt´s also schon allein für die unerwartete Tiefe eine Leseempfehlung!


„Es ist okay, wenn du mal nicht okay bist. Dafür musst du dich niemals entschuldigen. Denn auch das bist du, und ich mag jede Version von dir. Jede einzelne Seite. Wenn du ein Buch wärst, würde ich keine einzige Seite überblättern. Ich würde jedes verdammte Kapitel verschlingen. Weil ich dich genauso will, wie du bist. Mit all deinen Gegensätzen. Lachend und weinend. Stark und verletzlich. Laut und leise. Verspielt und ernst. Sexy und süß. Wobei du ziemlich oft beides gleichzeitig bist.“


Sehr begeistert war ich von Anya Omahs Schreibstil. Dieser wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob in nie endenden Nächten, in denen alles möglich scheint, in stillen, freundschaftlichen Momenten in der WG Küche, oder in den lauten, schmerzhaften Konfrontationen gegen Ende - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit. Toll fand ich auch den Schauplatz in Hamburg, den ich nicht zuletzt da ich erst vor kurzem diese wunderschöne Stadt besucht habe, sehr genossen habe. Anya Omah zeigt mit ihrer Settingwahl mal wieder, dass man als deutsche AutorIn die eigene Geschichte nicht an ferne, exotische Orte verlegen muss, um eine Atmosphäre von Urlaub, Entdeckung und Zuhause zu schaffen und auch deutsche Schauplätze ihren Charme haben! Nach den etlichen Geschichten, die in den USA oder Großbritannien spielen, bot "Regenglanz" also mal eine tolle Abwechslung!



Fazit:

Anya Omah erzählt in ihrem Verlagsdebüt "Regenglanz" eine prickelnde Liebesgeschichte mit mehr Tiefe als erwartet und kreiert mit ihrem lebendigen Schreibstil ein abwechslungsreiches Setting, in dem alles möglich scheint. Abzug gibt´s nur für die recht vorhersehbare Wendung und das gegen Ende im Vergleich zum sehr leichtfüßigen Beginn etwas überhandnehmenden Drama.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2021

Eine prickelnde Liebesgeschichte mit mehr Tiefe als erwartet!

Regenglanz
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"Regenglanz" ist Anya Omahs erstes Verlagsbuch und auch meine erste Begegnung mit der New-Adult-Autorin. Schon die wunderschöne Gestaltung hat mich auf den ersten Blick für sich eingenommen, schlussendlich ...

"Regenglanz" ist Anya Omahs erstes Verlagsbuch und auch meine erste Begegnung mit der New-Adult-Autorin. Schon die wunderschöne Gestaltung hat mich auf den ersten Blick für sich eingenommen, schlussendlich angefragt habe ich die Geschichte aber wegen des Klapptextes, der eine aufregende, prickelnde Liebesgeschichte versprach. Geliefert hat die Autorin auch genau das - und noch mehr: "Regenglanz" startet als lebensfrohe Romanze in deutschem Setting und entwickelt über die 512 Seiten mehr Dramatik und Tiefe, als ich es der Geschichte zugetraut hätte.

Die Sturm-Trilogie, zu der "Regenglanz" den Auftakt bildet, sticht geschlossen durch die wunderschöne Gestaltung hervor. Abgebildet auf den drei Bänden ist immer ein ähnliches geometrisches Motiv, welches die drei Freundinnen Calla, Leo und Alissa als Symbol ihrer Freundschaft als Tattoo über dem Herzen tragen. Variiert wird die Gestaltung durch einen anderen Hintergrund und unterschiedliche Farbgebungen. Auf "Regenglanz" ist ganz nach dem Titel ein wolkenverhangener Himmel das Hauptmotiv und hinter Titel und Tattoo tropft Regen gegen eine grünliche Scheibe. Abgerundet wird dieses stimmungsvolle Gesamtbild durch den grünen Buchschnitt, der die erste Ausgabe verziert. Geht also unbedingt bald los, um Euch noch ein Exemplar der ersten Ausgabe zu sichern!

Die Geschichte beginnt ohne große Umschweife mit Alissas und Simons erster Begegnung im INKnovation, dem Tattoostudio, in dem die Kunststudentin nebenher arbeitet und welches Simon von dessen Mitbewohner empfohlen wurde, um sein peinliches Liebestattoo covern zu lassen. Da jenes Tattoo, das unteranderem ein leicht übergewichtiges Einhorn beinhaltet, im betrunkenen Zustand entstanden ist, will Simon es auf keinen Fall der heißen Tätowiererin zeigen, von der er sich auf den ersten Blick angezogen fühlt. Alissa interpretiert sein Zögern aber als Sexismus und stempelt den gutaussehenden Sportstudenten gleich als Arschloch ab. Kein besonders guter Start also für eine epische Liebesgeschichte. Nachdem die beiden das anfängliche Missverständnis aber aus dem Weg geräumt haben, fliegen schon bald die Funken. Da sich Alissa wegen schlechten Vorerfahrungen nicht auf einen Kunden einlassen will, gehen die beiden es aber erstmal langsam an - bis es schon fast zu spät ist...


"Ich bin so froh, dass du bei mir bist." Simons Arme legen sich noch etwas fester um mich. Und als er sein Kinn auf meinen Kopf legt, habe ich das Gefühl, noch nie so perfekt in die Arme eines anderen Menschen gepasst zu haben."


Obwohl von der ersten Seite an eine eindeutige Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren ist, lässt sich Anya Omah eine Menge Zeit für die langsame Annäherung von Simon und Alissa. Ein bisschen WG-Alltag, zwei Ausflüge zu Aussichtstürmen, eine magische Partynacht in Hamburg, ein Wasserrohrbruch und natürlich ein paar Tattoo-Sessions später erfahren wir dann auch, weshalb die beiden sich nicht Hals über Kopf in eine neue Beziehung gestürzt haben... Im letzten Drittel kommen immer mehr Päckchen aus der Vergangenheit ans Licht und die neue Liebe wird von toxischen Familienkonstellationen, Schuldgefühlen, Manipulation und Unsicherheit auf die Probe gestellt. Natürlich bringen beide wie im New Adult Genre üblich eine Menge Altlasten mit, die zwei haben aber auch eine überraschende Verbindung, von der sie niemals geahnt hätten. Für den aufmerksamen Leser ist diese Wendung in der Handlung zwar nicht komplett unvorhersehbar, verändert die Dynamik in der Liebesgeschichte aber nochmal stark und lässt die Geschichte in eine Richtung verlaufen, die man zu Beginn noch nicht geahnt hätte. Für meinen Geschmack war das Drama, in das sich Alissa und Simon gegen Ende verstricken nach dem sehr leichtfüßigen Beginn eine Spur zu viel. Da die Autorin den Konflikt aber (nicht zuletzt auch durch die umfangreiche Seitenzahl) solide vorbereitet, konnte mich das Ende trotzdem abholen und mitreißen.


"Wenn wir zusammen sind - in welcher Form auch immer -, kannst du sein, wer, was und wie du willst. Du brauchst dich niemals zu verstellen, okay?"


Spannend ist auch, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz. Vor allem Simons Oma Lotte ist wohl der heimliche Star des Buches, aber auch auf die weiteren Entwicklungen rund um Alissas Freundinnen in den beiden Folgebänden bin ich schon sehr gespannt. Von mir gibt´s also schon allein für die unerwartete Tiefe eine Leseempfehlung!


„Es ist okay, wenn du mal nicht okay bist. Dafür musst du dich niemals entschuldigen. Denn auch das bist du, und ich mag jede Version von dir. Jede einzelne Seite. Wenn du ein Buch wärst, würde ich keine einzige Seite überblättern. Ich würde jedes verdammte Kapitel verschlingen. Weil ich dich genauso will, wie du bist. Mit all deinen Gegensätzen. Lachend und weinend. Stark und verletzlich. Laut und leise. Verspielt und ernst. Sexy und süß. Wobei du ziemlich oft beides gleichzeitig bist.“


Sehr begeistert war ich von Anya Omahs Schreibstil. Dieser wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob in nie endenden Nächten, in denen alles möglich scheint, in stillen, freundschaftlichen Momenten in der WG Küche, oder in den lauten, schmerzhaften Konfrontationen gegen Ende - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit. Toll fand ich auch den Schauplatz in Hamburg, den ich nicht zuletzt da ich erst vor kurzem diese wunderschöne Stadt besucht habe, sehr genossen habe. Anya Omah zeigt mit ihrer Settingwahl mal wieder, dass man als deutsche AutorIn die eigene Geschichte nicht an ferne, exotische Orte verlegen muss, um eine Atmosphäre von Urlaub, Entdeckung und Zuhause zu schaffen und auch deutsche Schauplätze ihren Charme haben! Nach den etlichen Geschichten, die in den USA oder Großbritannien spielen, bot "Regenglanz" also mal eine tolle Abwechslung!



Fazit:

Anya Omah erzählt in ihrem Verlagsdebüt "Regenglanz" eine prickelnde Liebesgeschichte mit mehr Tiefe als erwartet und kreiert mit ihrem lebendigen Schreibstil ein abwechslungsreiches Setting, in dem alles möglich scheint. Abzug gibt´s nur für die recht vorhersehbare Wendung und das gegen Ende im Vergleich zum sehr leichtfüßigen Beginn etwas überhandnehmenden Drama.

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