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Veröffentlicht am 17.06.2021

Zuckersüß, mitreißend und leicht melancholisch...

Long Distance Playlist
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Meine Eindrücke:

Handlung: "Long Distance Playlist" ist ein klassisches 4-Sterne-Buch: wahnsinnig süß, unterhaltsam, gut gemacht, an einigen Stellen aber mit ein paar kleinen Schnitzern. Zu Beginn benötigt ...

Meine Eindrücke:

Handlung:
"Long Distance Playlist" ist ein klassisches 4-Sterne-Buch: wahnsinnig süß, unterhaltsam, gut gemacht, an einigen Stellen aber mit ein paar kleinen Schnitzern. Zu Beginn benötigt die Geschichte eine ganze Weile, um anzulaufen, da wir uns zunächst mit dem ungewohnten Erzählformat und den speziellen Lebensumständen der Figuren anfreunden müssen. Die Handlung besteht nämlich zu großen Teilen daraus, dass Taylor und Isolde per moderner Brieffreundschaft Vergangenes und Themen, die sie beschäftigen rekapitulieren und sich Ratschläge geben. Auf der reinen Handlungsebene passiert dabei nicht ganz so viel und einige Fragen bleiben zunächst ungeklärt. Warum die vormals besten Freunde sich entfremdet haben, weshalb sich Taylor nun wieder bei Isolde meldet und was der Grund ist, dass sie sich ihre Gefühle selbst nicht eingestehen, erfahren wir erst nach und nach. Ab dem Punkt, an dem alle Geheimnisse aufgedeckt sind, ist die Geschichte dann im Großen und Ganzen recht vorhersehbar. Ein dritter Kritikpunkt an der Handlung neben Anfang und Vorhersehbarkeit ist das Ende, das wahnsinnig abrupt endet. Ich wollte gerade umblättern und das nächste Kapitel lesen, da stand da plötzlich "Danksagung" und ich dachte nur "Hä, das war es jetzt?". Klar, rückblickend bewerte ich das Ende schon als rund und angemessen offen, es hat mir aber trotzdem ein bisschen die Vorwarnung gefehlt.

Schreibstil:
Zu Tara Eglingtons Schreibstil kann ich gar nicht viel besonderes festhalten, da er gemäß des Young-Adult-Genres sehr einfach und leicht gehalten ist. Mir gefällt aber sehr gut, wie flüssig die Einbindung moderner Medien in die Geschichte gelungen ist. Neben kurzen Kapiteln aus der Sicht von Taylor und Isolde besteht "Long Distance Playlist" nämlich vor allem aus vielen Chatverläufen, Emails, Briefen, Notizen und natürlich - wie der Titel schon verrät - Playlists. Ein weiteres Merkmal, dass diesen Roman von anderen seines Genres abhebt, ist das Setting. Anders als 90% der Bücher auf dem Markt ist "Long Distance Playlist" kein Highschooldrama, sondern spielt in Australien und Neuseeland. Um die Schule, oder anderweitige soziale Kontakte geht es kaum, die vorherrschenden Themen sind hier Ballett, Snowboarding, Amputation, Trennung der Eltern, Krebs und natürlich das Friends-to-Lovers-Motiv, das hier im Mittelpunkt steht. Diese Mischung ist freilich etwas, was man nicht alle Nase lang liest und so konnte Tara Eglingtons Geschichte ordentlich Bonuspunkte sammeln.

Figuren: Sehr ans Herz gewachsen sind mir auch die beiden Hauptfiguren Taylor und Isolde, die mit 15 und 17 Jahren zwar nicht mit den typischen Problemen von Teenagern kämpfen müssen, beide aber auf der Suche nach ihren Träumen sind. Während Isolde damit ringt, was sie für das Ballett alles aufgeben musste und ob es ihr großer Traum überhaupt wert ist, hadert Taylor mit dem Unfall, der ihn nicht nur ein Teil seines Beins, sondern auch seine Aussicht auf eine Profikarriere als Snowboarder gekostet hat. Durch den Handlungszeitraum von über einem Jahr können wir der Entwicklung und Entscheidungsfindung der beiden zusehen. Dem Alter der beiden geschuldet spielen auch die Familien der zwei eine große Rolle, manche Äußerungen und Gedanken standen aber leicht im Widerspruch zu ihrem jungen Alter. Besonders die stimmige Entwicklung ihrer Nähe trotz der räumlichen Distanz hat mir aber gut gefallen.



Die Zitate

Taylor: "Ich glaube, deshalb macht mich der Gedanke an das Treffen mit Issy besonders nervös. Sie ist nicht nur ein Mädchen. Sie ist DAS Mädchen. Das wichtigste Mädchen in meinem Leben."

Isolde: "Das Leben um mich herum bewegt sich. Ein Gemisch aus Farben, Geräuschen und Aktivität. Aber ich blende alles aus und konzentriere mich auf mein Inneres, um die Balance zu halten. (...) Ich habe das Gefühl. dass die Teile von mir, die mal kräftig und hell waren, zu Wasserfarbe geworden sind. Ein verwaschener Pinselstrich, der groß und fett mit BALLETT überschrieben wurde. Ich bin verblasst."

Isolde: "Es schneit. Jede Schneeflocke ist ein Adagio, ein langsamer Tanz aus dem dunklen Nachthimmel zu uns herab. Ich strecke die Hand aus, um eine zu fangen, denn ich bin sicher, dass es nur eine Illusion ist. Doch als die Flocke innerhalb eines Herzschlags auf meiner Fingerspitze schmilzt, weiß ich, dass es echt ist. Jetzt wird es mir klar. Der letzte Tag, den ich mir neulich gewünscht habe, der Tag, an dem ich weiß, dass das Ende naht und ich jeden Moment in mir aufsage, bevor er wegschmilzt - dieser Tag ist heute."



Das Urteil


"Long Distance Playlist" überrascht mit ungewöhnlichen Themen, einem unverbrauchten Setting und einer erstaunlich gelungenen Vermischung von Text und modernen Medien, die Handlung schwächelt jedoch an einigen Stellen. Tara Eglington erzählt zuckersüß, mitreißend und leicht melancholisch die Geschichte zweier Teenager, die sich über 1940 Kilometer hinweg verlieben...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.06.2021

Zuckersüß, mitreißend und leicht melancholisch...

Long Distance Playlist
0

Meine Eindrücke:

Handlung: "Long Distance Playlist" ist ein klassisches 4-Sterne-Buch: wahnsinnig süß, unterhaltsam, gut gemacht, an einigen Stellen aber mit ein paar kleinen Schnitzern. Zu Beginn benötigt ...

Meine Eindrücke:

Handlung:
"Long Distance Playlist" ist ein klassisches 4-Sterne-Buch: wahnsinnig süß, unterhaltsam, gut gemacht, an einigen Stellen aber mit ein paar kleinen Schnitzern. Zu Beginn benötigt die Geschichte eine ganze Weile, um anzulaufen, da wir uns zunächst mit dem ungewohnten Erzählformat und den speziellen Lebensumständen der Figuren anfreunden müssen. Die Handlung besteht nämlich zu großen Teilen daraus, dass Taylor und Isolde per moderner Brieffreundschaft Vergangenes und Themen, die sie beschäftigen rekapitulieren und sich Ratschläge geben. Auf der reinen Handlungsebene passiert dabei nicht ganz so viel und einige Fragen bleiben zunächst ungeklärt. Warum die vormals besten Freunde sich entfremdet haben, weshalb sich Taylor nun wieder bei Isolde meldet und was der Grund ist, dass sie sich ihre Gefühle selbst nicht eingestehen, erfahren wir erst nach und nach. Ab dem Punkt, an dem alle Geheimnisse aufgedeckt sind, ist die Geschichte dann im Großen und Ganzen recht vorhersehbar. Ein dritter Kritikpunkt an der Handlung neben Anfang und Vorhersehbarkeit ist das Ende, das wahnsinnig abrupt endet. Ich wollte gerade umblättern und das nächste Kapitel lesen, da stand da plötzlich "Danksagung" und ich dachte nur "Hä, das war es jetzt?". Klar, rückblickend bewerte ich das Ende schon als rund und angemessen offen, es hat mir aber trotzdem ein bisschen die Vorwarnung gefehlt.

Schreibstil:
Zu Tara Eglingtons Schreibstil kann ich gar nicht viel besonderes festhalten, da er gemäß des Young-Adult-Genres sehr einfach und leicht gehalten ist. Mir gefällt aber sehr gut, wie flüssig die Einbindung moderner Medien in die Geschichte gelungen ist. Neben kurzen Kapiteln aus der Sicht von Taylor und Isolde besteht "Long Distance Playlist" nämlich vor allem aus vielen Chatverläufen, Emails, Briefen, Notizen und natürlich - wie der Titel schon verrät - Playlists. Ein weiteres Merkmal, dass diesen Roman von anderen seines Genres abhebt, ist das Setting. Anders als 90% der Bücher auf dem Markt ist "Long Distance Playlist" kein Highschooldrama, sondern spielt in Australien und Neuseeland. Um die Schule, oder anderweitige soziale Kontakte geht es kaum, die vorherrschenden Themen sind hier Ballett, Snowboarding, Amputation, Trennung der Eltern, Krebs und natürlich das Friends-to-Lovers-Motiv, das hier im Mittelpunkt steht. Diese Mischung ist freilich etwas, was man nicht alle Nase lang liest und so konnte Tara Eglingtons Geschichte ordentlich Bonuspunkte sammeln.

Figuren: Sehr ans Herz gewachsen sind mir auch die beiden Hauptfiguren Taylor und Isolde, die mit 15 und 17 Jahren zwar nicht mit den typischen Problemen von Teenagern kämpfen müssen, beide aber auf der Suche nach ihren Träumen sind. Während Isolde damit ringt, was sie für das Ballett alles aufgeben musste und ob es ihr großer Traum überhaupt wert ist, hadert Taylor mit dem Unfall, der ihn nicht nur ein Teil seines Beins, sondern auch seine Aussicht auf eine Profikarriere als Snowboarder gekostet hat. Durch den Handlungszeitraum von über einem Jahr können wir der Entwicklung und Entscheidungsfindung der beiden zusehen. Dem Alter der beiden geschuldet spielen auch die Familien der zwei eine große Rolle, manche Äußerungen und Gedanken standen aber leicht im Widerspruch zu ihrem jungen Alter. Besonders die stimmige Entwicklung ihrer Nähe trotz der räumlichen Distanz hat mir aber gut gefallen.



Die Zitate

Taylor: "Ich glaube, deshalb macht mich der Gedanke an das Treffen mit Issy besonders nervös. Sie ist nicht nur ein Mädchen. Sie ist DAS Mädchen. Das wichtigste Mädchen in meinem Leben."

Isolde: "Das Leben um mich herum bewegt sich. Ein Gemisch aus Farben, Geräuschen und Aktivität. Aber ich blende alles aus und konzentriere mich auf mein Inneres, um die Balance zu halten. (...) Ich habe das Gefühl. dass die Teile von mir, die mal kräftig und hell waren, zu Wasserfarbe geworden sind. Ein verwaschener Pinselstrich, der groß und fett mit BALLETT überschrieben wurde. Ich bin verblasst."

Isolde: "Es schneit. Jede Schneeflocke ist ein Adagio, ein langsamer Tanz aus dem dunklen Nachthimmel zu uns herab. Ich strecke die Hand aus, um eine zu fangen, denn ich bin sicher, dass es nur eine Illusion ist. Doch als die Flocke innerhalb eines Herzschlags auf meiner Fingerspitze schmilzt, weiß ich, dass es echt ist. Jetzt wird es mir klar. Der letzte Tag, den ich mir neulich gewünscht habe, der Tag, an dem ich weiß, dass das Ende naht und ich jeden Moment in mir aufsage, bevor er wegschmilzt - dieser Tag ist heute."



Das Urteil


"Long Distance Playlist" überrascht mit ungewöhnlichen Themen, einem unverbrauchten Setting und einer erstaunlich gelungenen Vermischung von Text und modernen Medien, die Handlung schwächelt jedoch an einigen Stellen. Tara Eglington erzählt zuckersüß, mitreißend und leicht melancholisch die Geschichte zweier Teenager, die sich über 1940 Kilometer hinweg verlieben...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2021

Spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

Kingdoms of Smoke – Dämonenzorn
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"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 ...

"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 und Band 3 unbedingt bestellen und somit in das mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren wollte. Auch "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist wieder zugleich naiv und blutrünstig, spannend und langweilig, ausführlich und knapp, stereotyp und ambivalent, modern und altmodisch, bunt und blass - voller Widersprüche und voller Spannung!

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss zu sehen war, ist auf Band 2 ein verzierter Steinthron mit Krone und Schwert abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal dunkelblau. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüberhinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.


"Es ist unter Strafe verboten, den Rauch von Dämonen zu verkaufen und zu kaufen oder ihn sich auf andere Weise zu beschaffen, ihn zu inhalieren und zu schlucken und in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck zu nutzen."
- Gesetz von Pitoria, V.I, K. 43.1 -


Mit diesem kurzen Ausschnitt aus dem Gesetz des Hauptschauplatzes dieser Fortsetzung, geht das Abenteuer unserer fünf Helden weiter. Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant" konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Genau wie ihre jeweilige Herkunft unterscheiden sich auch die Träume, Probleme und Motive unserer Protagonisten. Während der Krieg Prinzessin Catherine in ihrer Loyalität zwischen Pitoria und ihrer Heimat Brigant zu zerreißen droht, ist Soldat Ambrose genau dort, wo er sein will: an ihrer Seite. Die junge Dämonenjägerin Tash muss mit dem Tod ihres Begleiters Gravell zurechtkommen und herausfinden, welche Rolle sie nun spielen will. Unterdessen ringt Diener March mit seinem Wunsch, sein Volk, die Abask zu rächen und seiner aufkeimenden Liebe zu Prinz Edyon. Und letzterer will einfach nur weg vom eiskalte nördlichen Plateu, weg von den Fronten eines gefährlichen Krieges und sich in einem gemütlichen Bett verkriechen. Zusätzlich gibt´s noch ein Bonuskapitel aus der Sicht von Prinz Tzsayn, der bei der Schlacht von Rossarb in die Hände der Briganter gefallen ist. Nachdem die Figuren sich am Ende von Band 1 alle in Rossarb getroffen haben, werden sie auf der Flucht vor der Armee der Briganter auf dem nördlichen Plateau wieder getrennt. Dennoch ist klar, dass ihre Schicksale kunstvoll miteinander verwoben sind - denn sie alle verbindet nichts Geringeres als die Rettung der Welt, in der sie leben ....


"Ambrose nahm Catherines behandschuhte Hand. "Wenn du eine richtige Anführerin werden willst, dann musst du schwere Entscheidungen treffen. Manchmal musst du Soldaten opfern. Du verlierst eine Schlacht, um den Krieg zu gewinnen. Und ein Anführer muss immer überleben ... das ist deine Bürde. Du hast ihr Leben in deinen Händen und einige dieser Leben sind verloren. Wenn du das nicht akzeptierst, dann kannst du sie nicht anführen."


Das Abenteuer geht also mit den besten Voraussetzungen dynamisch weiter. Neben der weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Pitoria und Brigant dürfen wir in dieser Fortsetzung die Geheimnisse der Dämonentunnel erkunden und dabei die ein oder andere überraschende Entdeckung machen. Trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Fortsetzung geschrieben ist. Anstatt den Leser sanft mit oberflächlichem Geplänkel erneut an die fremde Welt zu gewöhnen, stürzt uns Sally Green gleich wieder ins Kampfgetümmel und zeigt uns, dass auch die Fortsetzung keine gemütliche, leichte Lektüre werden wird. Trotz dass wir uns viel Zeit nehmen, die einzelnen Handlungsstränge weiterzuentwickeln und Beziehungen zu vertiefen, scheut sich die Autorin wieder nicht vor viel Action, Mord und Totschlag. Man sollte also ein bisschen High-Fantasy-Erfahrung, ein blut-resistenter Magen und eine blühende Fantasie mitbringen...


"Ich habe manchmal den Eindruck, unser Leben hängt an einem seidenen Faden. Und manchmal zerreißt dieser Faden, manchmal wird er durchtrennt, manchmal fadenscheinig und brüchig. Aber solange eine einzige Faser uns hält, solange leben wir."


High-Fantasy-Erfahrung deswegen, da die Fantasy-Welt, die wir hier kennenlernen dürfen, recht komplex ist und in Grundzügen an bereits bekannte Geschichten erinnert. Sally Green erfindet hier das Rad nicht neu, peppt ihre "Kingdoms of Smoke" aber mit neuen Ideen und Facetten auf. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und in den Bann zieht. Ihr umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Was die Geschichte aber wirklich besonders macht, ist die Verknüpfung der Handlungsstränge. Dadurch dass die Protagonisten an unterschiedlichen Flecken der Welt für unterschiedliche Ziele in ihren eigenen, unterschiedliche Schlachten kämpfen, ist zu Beginn nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. So gibt es immer wieder neue Überraschungen und Wendungen, die man so nicht vorhergesehen hat - was bei High-Fantasy dieser Komplexität durchaus beachtlich ist.


"Ich kann beides für dich sein. Kämper und Liebender. Wenn du mich lässt."


Wunderbar gefallen haben mir auch unsere fünf Protagonisten, die so widersprüchlich und doch verständlich sind, wie das ganze Buch. Ich mochte die willensstarke Catherine, den treuen Ambrose, den naiven Edyon, den sanftmütigen March und die wilde Tash genauso wie die vielen spannenden Nebenfiguren. Dabei werden einige deutlicher gezeichnet wie beispielsweise der Dämonenjäger Gravell und einige wirken leider noch ein wenig stereotyp wie Boris oder Farrow. Aufgrund der begrenzten Seitenzahl ergibt sich leider wieder das bekannte Phänomen, dass die Bösen ultra fies dargestellt werden, während die Guten fast schon übertrieben edel erscheinen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sexismus-Thema, dass die Autorin hier mitreinbringt, bleibt leider eher stereotyp umgesetzt. So bin ich gespannt über die Entwicklung in Band 3. Ganz besonders spannend fand ich die ruppige Vater-Tochter-Beziehung zwischen Tash und Gravell sowie die sich entwickelnde Anziehung zwischen Edyon und March, die eigentlich Feinde sein wollten. Die Romanze zwischen Ambrose und Catherine ist mir neben den ausgefeilten Beziehungen der anderen Figuren ein bisschen zu plump und auch über die leicht angedeutete Dreiecksgeschichte mit Catherines zukünftigem Gemahl Prinz Tzsayn hat mich nicht gerade in Euphorie versetzt. Da die Liebesgeschichte jedoch im Hintergrund bleiben und klar das Abenteuer und die Spannung im Vordergrund stehen, ist das kein Anlass zu großer Kritik.

Das spannende Ende lässt uns nach einem spannenden Showdown leider mitten in zahlreichen Worst-Case-Szenarien zurück, sodass man am liebsten sofort weiterlesen würde. Zum Glück habe ich den dritten Teil, "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" schon hier und kann gleich morgen damit starten!



Fazit:


Eine rasante Fortsetzung, der es gelingt, die Figuren, deren Beziehungen zueinander und das Setting weiterzuentwickeln, während ein gefährlicher Krieg ausbricht. "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2021

Spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

Kingdoms of Smoke – Teil 2: Dämonenzorn
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"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 ...

"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 und Band 3 unbedingt bestellen und somit in das mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren wollte. Auch "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist wieder zugleich naiv und blutrünstig, spannend und langweilig, ausführlich und knapp, stereotyp und ambivalent, modern und altmodisch, bunt und blass - voller Widersprüche und voller Spannung!

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss zu sehen war, ist auf Band 2 ein verzierter Steinthron mit Krone und Schwert abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal dunkelblau. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüberhinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.


"Es ist unter Strafe verboten, den Rauch von Dämonen zu verkaufen und zu kaufen oder ihn sich auf andere Weise zu beschaffen, ihn zu inhalieren und zu schlucken und in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck zu nutzen."
- Gesetz von Pitoria, V.I, K. 43.1 -


Mit diesem kurzen Ausschnitt aus dem Gesetz des Hauptschauplatzes dieser Fortsetzung, geht das Abenteuer unserer fünf Helden weiter. Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant" konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Genau wie ihre jeweilige Herkunft unterscheiden sich auch die Träume, Probleme und Motive unserer Protagonisten. Während der Krieg Prinzessin Catherine in ihrer Loyalität zwischen Pitoria und ihrer Heimat Brigant zu zerreißen droht, ist Soldat Ambrose genau dort, wo er sein will: an ihrer Seite. Die junge Dämonenjägerin Tash muss mit dem Tod ihres Begleiters Gravell zurechtkommen und herausfinden, welche Rolle sie nun spielen will. Unterdessen ringt Diener March mit seinem Wunsch, sein Volk, die Abask zu rächen und seiner aufkeimenden Liebe zu Prinz Edyon. Und letzterer will einfach nur weg vom eiskalte nördlichen Plateu, weg von den Fronten eines gefährlichen Krieges und sich in einem gemütlichen Bett verkriechen. Zusätzlich gibt´s noch ein Bonuskapitel aus der Sicht von Prinz Tzsayn, der bei der Schlacht von Rossarb in die Hände der Briganter gefallen ist. Nachdem die Figuren sich am Ende von Band 1 alle in Rossarb getroffen haben, werden sie auf der Flucht vor der Armee der Briganter auf dem nördlichen Plateau wieder getrennt. Dennoch ist klar, dass ihre Schicksale kunstvoll miteinander verwoben sind - denn sie alle verbindet nichts Geringeres als die Rettung der Welt, in der sie leben ....


"Ambrose nahm Catherines behandschuhte Hand. "Wenn du eine richtige Anführerin werden willst, dann musst du schwere Entscheidungen treffen. Manchmal musst du Soldaten opfern. Du verlierst eine Schlacht, um den Krieg zu gewinnen. Und ein Anführer muss immer überleben ... das ist deine Bürde. Du hast ihr Leben in deinen Händen und einige dieser Leben sind verloren. Wenn du das nicht akzeptierst, dann kannst du sie nicht anführen."


Das Abenteuer geht also mit den besten Voraussetzungen dynamisch weiter. Neben der weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Pitoria und Brigant dürfen wir in dieser Fortsetzung die Geheimnisse der Dämonentunnel erkunden und dabei die ein oder andere überraschende Entdeckung machen. Trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Fortsetzung geschrieben ist. Anstatt den Leser sanft mit oberflächlichem Geplänkel erneut an die fremde Welt zu gewöhnen, stürzt uns Sally Green gleich wieder ins Kampfgetümmel und zeigt uns, dass auch die Fortsetzung keine gemütliche, leichte Lektüre werden wird. Trotz dass wir uns viel Zeit nehmen, die einzelnen Handlungsstränge weiterzuentwickeln und Beziehungen zu vertiefen, scheut sich die Autorin wieder nicht vor viel Action, Mord und Totschlag. Man sollte also ein bisschen High-Fantasy-Erfahrung, ein blut-resistenter Magen und eine blühende Fantasie mitbringen...


"Ich habe manchmal den Eindruck, unser Leben hängt an einem seidenen Faden. Und manchmal zerreißt dieser Faden, manchmal wird er durchtrennt, manchmal fadenscheinig und brüchig. Aber solange eine einzige Faser uns hält, solange leben wir."


High-Fantasy-Erfahrung deswegen, da die Fantasy-Welt, die wir hier kennenlernen dürfen, recht komplex ist und in Grundzügen an bereits bekannte Geschichten erinnert. Sally Green erfindet hier das Rad nicht neu, peppt ihre "Kingdoms of Smoke" aber mit neuen Ideen und Facetten auf. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und in den Bann zieht. Ihr umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Was die Geschichte aber wirklich besonders macht, ist die Verknüpfung der Handlungsstränge. Dadurch dass die Protagonisten an unterschiedlichen Flecken der Welt für unterschiedliche Ziele in ihren eigenen, unterschiedliche Schlachten kämpfen, ist zu Beginn nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. So gibt es immer wieder neue Überraschungen und Wendungen, die man so nicht vorhergesehen hat - was bei High-Fantasy dieser Komplexität durchaus beachtlich ist.


"Ich kann beides für dich sein. Kämper und Liebender. Wenn du mich lässt."


Wunderbar gefallen haben mir auch unsere fünf Protagonisten, die so widersprüchlich und doch verständlich sind, wie das ganze Buch. Ich mochte die willensstarke Catherine, den treuen Ambrose, den naiven Edyon, den sanftmütigen March und die wilde Tash genauso wie die vielen spannenden Nebenfiguren. Dabei werden einige deutlicher gezeichnet wie beispielsweise der Dämonenjäger Gravell und einige wirken leider noch ein wenig stereotyp wie Boris oder Farrow. Aufgrund der begrenzten Seitenzahl ergibt sich leider wieder das bekannte Phänomen, dass die Bösen ultra fies dargestellt werden, während die Guten fast schon übertrieben edel erscheinen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sexismus-Thema, dass die Autorin hier mitreinbringt, bleibt leider eher stereotyp umgesetzt. So bin ich gespannt über die Entwicklung in Band 3. Ganz besonders spannend fand ich die ruppige Vater-Tochter-Beziehung zwischen Tash und Gravell sowie die sich entwickelnde Anziehung zwischen Edyon und March, die eigentlich Feinde sein wollten. Die Romanze zwischen Ambrose und Catherine ist mir neben den ausgefeilten Beziehungen der anderen Figuren ein bisschen zu plump und auch über die leicht angedeutete Dreiecksgeschichte mit Catherines zukünftigem Gemahl Prinz Tzsayn hat mich nicht gerade in Euphorie versetzt. Da die Liebesgeschichte jedoch im Hintergrund bleiben und klar das Abenteuer und die Spannung im Vordergrund stehen, ist das kein Anlass zu großer Kritik.

Das spannende Ende lässt uns nach einem spannenden Showdown leider mitten in zahlreichen Worst-Case-Szenarien zurück, sodass man am liebsten sofort weiterlesen würde. Zum Glück habe ich den dritten Teil, "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" schon hier und kann gleich morgen damit starten!



Fazit:


Eine rasante Fortsetzung, der es gelingt, die Figuren, deren Beziehungen zueinander und das Setting weiterzuentwickeln, während ein gefährlicher Krieg ausbricht. "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2021

Spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

Kingdoms of Smoke – Dämonenzorn
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"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 ...

"Game-of-Thrones-trifft-1001-Nacht" - mit diesem spannenden Mix hat mich Sally Greens Auftakt zu ihrer "Kingdoms of Smoke"-Saga vor drei Jahren positiv überrascht. Kein Wunder, dass ich mir auch Band 2 und Band 3 unbedingt bestellen und somit in das mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren wollte. Auch "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist wieder zugleich naiv und blutrünstig, spannend und langweilig, ausführlich und knapp, stereotyp und ambivalent, modern und altmodisch, bunt und blass - voller Widersprüche und voller Spannung!

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss zu sehen war, ist auf Band 2 ein verzierter Steinthron mit Krone und Schwert abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal dunkelblau. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüberhinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.


"Es ist unter Strafe verboten, den Rauch von Dämonen zu verkaufen und zu kaufen oder ihn sich auf andere Weise zu beschaffen, ihn zu inhalieren und zu schlucken und in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck zu nutzen."
- Gesetz von Pitoria, V.I, K. 43.1 -


Mit diesem kurzen Ausschnitt aus dem Gesetz des Hauptschauplatzes dieser Fortsetzung, geht das Abenteuer unserer fünf Helden weiter. Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant" konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Genau wie ihre jeweilige Herkunft unterscheiden sich auch die Träume, Probleme und Motive unserer Protagonisten. Während der Krieg Prinzessin Catherine in ihrer Loyalität zwischen Pitoria und ihrer Heimat Brigant zu zerreißen droht, ist Soldat Ambrose genau dort, wo er sein will: an ihrer Seite. Die junge Dämonenjägerin Tash muss mit dem Tod ihres Begleiters Gravell zurechtkommen und herausfinden, welche Rolle sie nun spielen will. Unterdessen ringt Diener March mit seinem Wunsch, sein Volk, die Abask zu rächen und seiner aufkeimenden Liebe zu Prinz Edyon. Und letzterer will einfach nur weg vom eiskalte nördlichen Plateu, weg von den Fronten eines gefährlichen Krieges und sich in einem gemütlichen Bett verkriechen. Zusätzlich gibt´s noch ein Bonuskapitel aus der Sicht von Prinz Tzsayn, der bei der Schlacht von Rossarb in die Hände der Briganter gefallen ist. Nachdem die Figuren sich am Ende von Band 1 alle in Rossarb getroffen haben, werden sie auf der Flucht vor der Armee der Briganter auf dem nördlichen Plateau wieder getrennt. Dennoch ist klar, dass ihre Schicksale kunstvoll miteinander verwoben sind - denn sie alle verbindet nichts Geringeres als die Rettung der Welt, in der sie leben ....


"Ambrose nahm Catherines behandschuhte Hand. "Wenn du eine richtige Anführerin werden willst, dann musst du schwere Entscheidungen treffen. Manchmal musst du Soldaten opfern. Du verlierst eine Schlacht, um den Krieg zu gewinnen. Und ein Anführer muss immer überleben ... das ist deine Bürde. Du hast ihr Leben in deinen Händen und einige dieser Leben sind verloren. Wenn du das nicht akzeptierst, dann kannst du sie nicht anführen."


Das Abenteuer geht also mit den besten Voraussetzungen dynamisch weiter. Neben der weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Pitoria und Brigant dürfen wir in dieser Fortsetzung die Geheimnisse der Dämonentunnel erkunden und dabei die ein oder andere überraschende Entdeckung machen. Trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Fortsetzung geschrieben ist. Anstatt den Leser sanft mit oberflächlichem Geplänkel erneut an die fremde Welt zu gewöhnen, stürzt uns Sally Green gleich wieder ins Kampfgetümmel und zeigt uns, dass auch die Fortsetzung keine gemütliche, leichte Lektüre werden wird. Trotz dass wir uns viel Zeit nehmen, die einzelnen Handlungsstränge weiterzuentwickeln und Beziehungen zu vertiefen, scheut sich die Autorin wieder nicht vor viel Action, Mord und Totschlag. Man sollte also ein bisschen High-Fantasy-Erfahrung, ein blut-resistenter Magen und eine blühende Fantasie mitbringen...


"Ich habe manchmal den Eindruck, unser Leben hängt an einem seidenen Faden. Und manchmal zerreißt dieser Faden, manchmal wird er durchtrennt, manchmal fadenscheinig und brüchig. Aber solange eine einzige Faser uns hält, solange leben wir."


High-Fantasy-Erfahrung deswegen, da die Fantasy-Welt, die wir hier kennenlernen dürfen, recht komplex ist und in Grundzügen an bereits bekannte Geschichten erinnert. Sally Green erfindet hier das Rad nicht neu, peppt ihre "Kingdoms of Smoke" aber mit neuen Ideen und Facetten auf. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und in den Bann zieht. Ihr umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Was die Geschichte aber wirklich besonders macht, ist die Verknüpfung der Handlungsstränge. Dadurch dass die Protagonisten an unterschiedlichen Flecken der Welt für unterschiedliche Ziele in ihren eigenen, unterschiedliche Schlachten kämpfen, ist zu Beginn nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. So gibt es immer wieder neue Überraschungen und Wendungen, die man so nicht vorhergesehen hat - was bei High-Fantasy dieser Komplexität durchaus beachtlich ist.


"Ich kann beides für dich sein. Kämper und Liebender. Wenn du mich lässt."


Wunderbar gefallen haben mir auch unsere fünf Protagonisten, die so widersprüchlich und doch verständlich sind, wie das ganze Buch. Ich mochte die willensstarke Catherine, den treuen Ambrose, den naiven Edyon, den sanftmütigen March und die wilde Tash genauso wie die vielen spannenden Nebenfiguren. Dabei werden einige deutlicher gezeichnet wie beispielsweise der Dämonenjäger Gravell und einige wirken leider noch ein wenig stereotyp wie Boris oder Farrow. Aufgrund der begrenzten Seitenzahl ergibt sich leider wieder das bekannte Phänomen, dass die Bösen ultra fies dargestellt werden, während die Guten fast schon übertrieben edel erscheinen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sexismus-Thema, dass die Autorin hier mitreinbringt, bleibt leider eher stereotyp umgesetzt. So bin ich gespannt über die Entwicklung in Band 3. Ganz besonders spannend fand ich die ruppige Vater-Tochter-Beziehung zwischen Tash und Gravell sowie die sich entwickelnde Anziehung zwischen Edyon und March, die eigentlich Feinde sein wollten. Die Romanze zwischen Ambrose und Catherine ist mir neben den ausgefeilten Beziehungen der anderen Figuren ein bisschen zu plump und auch über die leicht angedeutete Dreiecksgeschichte mit Catherines zukünftigem Gemahl Prinz Tzsayn hat mich nicht gerade in Euphorie versetzt. Da die Liebesgeschichte jedoch im Hintergrund bleiben und klar das Abenteuer und die Spannung im Vordergrund stehen, ist das kein Anlass zu großer Kritik.

Das spannende Ende lässt uns nach einem spannenden Showdown leider mitten in zahlreichen Worst-Case-Szenarien zurück, sodass man am liebsten sofort weiterlesen würde. Zum Glück habe ich den dritten Teil, "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" schon hier und kann gleich morgen damit starten!



Fazit:


Eine rasante Fortsetzung, der es gelingt, die Figuren, deren Beziehungen zueinander und das Setting weiterzuentwickeln, während ein gefährlicher Krieg ausbricht. "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" ist spannend, komplex, blutrünstig, divers und voller Wendungen!

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