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Veröffentlicht am 05.04.2021

Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "

Only One Letter
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Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um ...

Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um einiges mehr bereit, als Cover, Klapptext oder Genre vermuten ließen und wurde zum überraschenden Monatshighlight!

Das Cover ist mit dem lila eingefärbten Close-Up eines Paares und dem sehr großen Titel zwar sehr hübsch anzusehen, hat aber meiner Meinung nach keinen besonderen Wiedererkennungswert. Auch der Titel hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen. "Only One Letter" ist ein so typischer Titel, dass ich ihn selbst beim Lesen ein paar Mal vergessen habe und nachdem ich das Buch beendet hatte, mich immer noch frage, welcher eine Brief hier so wichtig war, dass er im Titel verewigt werden musste. Dasselbe habe ich schon bei Band 1 kritisiert, positiv anmerken muss ich aber, dass die beiden Teile optisch ganz wunderbar zusammenpassen und im Bücherregal nebeneinander ein schönes Bild abgeben. Schmerzlich vermisst habe ich hier allerdings wieder eine Triggerwarnung, die meines Erachtens aufgrund des Themas angebracht gewesen wäre.


Erster Satz: "Anfänge sind schwierig."


Besonders an der inneren Gestaltung der Geschichte ist, dass Anne Goldberg sich hier für eine interessante Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen entschieden hat, welche gegen Ende langsam ineinanderlaufen. In der Gegenwart erleben wir die beiden Hauptfiguren Nate und Liz als Paar, das auf dem Heimatbesuch bei Nates Eltern in der USA auf die Probe gestellt wird. Abwechselnd zu diesen Kapiteln bekommen wir durch Einträge aus "Nates Logbuch", in welchem Liz tagebuchartig die Geschehnisse seit ihrer ersten Begegnung festgehalten hat, den Beginn ihrer Liebesgeschichte nacherzählt. In der Vergangenheit geht es dabei in erster Linie um Liz Probleme, während in der Gegenwart durch die Reise Nates alte Wunden wieder aufgerissen werden. Das Kennenlernen der beiden Figuren läuft Theo und Winstons erstem Treffen (in "Only One Song"), welchem ich in meiner Rezension feierlich dem Titel des "wohl witzigsten erste Treffens in der Geschichte der lustigen ersten Treffen" verliehen habe, beinahe den Rang ab, dennoch wird bald klar, dass die Autorin hier einen deutlich ernsthafteren Ton anschlägt als bei ihrem Auftaktband.

Das erste schwierige, aber starke Standbein der Geschichte, welche die Heiterkeit der jungen Liebe im Vergangenheitspart etwas dunkler einfärbt, ist Liz´ Umgang mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, welche in "Only One Letter" sehr anschaulich und treffend umgesetzt wurde. Hier waren die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl vorhanden, die ich bei "The Story of a Love Song", welches ich beinahe zeitgleich gelesen habe, vermisst hatte. Was bei Band 1 noch als leise spannungserzeugende Vorahnung in der Luft hing, ist hier bereits passiert und wirkt auf die Figuren zurück. Wer "Only One Song" also noch nicht gelesen hat und noch lesen will, sollte am besten JETZT damit aufhören, meine Rezension weiterzulesen! Es gibt zwar bis auf ein Ereignis nur kleine Überschneidungen mit dem ersten Teil, da das überraschend kommende Ende von "Only One Song" einen Großteil des Reizes der Geschichte ausmacht, würde ich das ungern spoilern. Aufmerksame Leser werden feststellen, dass Theo und Winston ganz kurz vorkommen und Nate und Theo am selben Projekt arbeiten. Ansonsten gibt es außer der Tatsache, dass beide Paare in London wohnen keinen Zusammenhang zwischen den beiden Geschichten, sodass man sie auch getrost unabhängig voneinander lesen kann.


"Ich glaube, der dümmste Zustand eines Menschen ist der, in dem er meint, etwas zu begreifen, wovon er gar keine Ahnung haben kann"


Auch im Gegenwarts-Teil geht es alles andere als heiter zu, da sich hier Nate seinen Dämonen stellen muss, als die beiden für die Hochzeit seiner Schwester an seinen Geburtsort zurückkehren. Zusehen, wie die beiden sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wieder vor eine Zerreißprobe ihrer noch jungen Liebe stehen, sich gegenseitig unterstützt, dabei mal ganz wundervoll und manchmal auch ganz schrecklich verhalten, aber immer wieder einen Schritt aufeinander zu machen und verstehen wollen, was im anderen vorgeht, ist so schön wie herzzerreißend. Die Autorin zeigt hier, dass eine gesunde Beziehung nicht bedeutet, dass es keine Probleme gibt, dass man sich nicht streitet oder auch mal aneinander vorbeiredet. Eine gesunde Beziehung bedeutet, dass man zwar mal wütend ist, aber trotzdem versucht, den anderen zu verstehen, dass man mal eine Auszeit nimmt, aber trotzdem immer wieder einen Schritt auf den anderen zugeht, dass man nicht immer einer Meinung ist, aber sich trotzdem bei allem Wichtigen zur Seite steht! Genau solche Vorbilder braucht New Adult!

Genau dieses Kompliment kann ich auch den Figuren machen. Klar, dass eine Hauptfigur eine "dunkle Vergangenheit" hat oder mit einem Trauma kämpft, ist häufig der Fall in diesem Genre. Ich finde es aber wichtig, dass dies nicht nur als Motiv genutzt wird, um Drama mit einzubringen, Probleme zu erklären und Spannung aufzubauen, sondern dass das Thema auch wirklich genutzt, behandelt und auserzählt wird. Und das macht Anne Goldberg hier definitiv! Sowohl Liz als auch Nate haben ihre liebenswürdigen Eigenheiten, aber auch ihre Fehler. Sie machen vieles richtig, verhalten sich aber auch ab und zu so, dass man sie gerne an die Wand klatschen würde. Eben wie Menschen im richtigen Leben auch. Der Weg, den die beiden zusammen und auch jeder für sich gehen, geht ans Herz und erzählt von der Bedeutung kleiner Gesten, der Akzeptanz, dass es in Ordnung ist, mal nicht klarzukommen und wie man Hilfe von Menschen annimmt, die man liebt. Wie die beiden zusammengefunden haben ist hier mit relativ wenigen Worten erzählt, dennoch ist "Only One Letter" unbestreitbar eine Liebesgeschichte, nur eben eine, die erzählt, wie es nach dem "und sie lebten glücklich..." weitergeht!


"Die Sache ist nämlich die: Angst unterliegt den Gesetzen der Schwerkraft. wenn sie von einem abfällt, fällt sie nach unten. Und sie nimmt einen immer ein Stück weit mit."


Das Gleichgewicht zwischen schön und traurig hat die Autorin dabei grandios gut getroffen. "Only One Letter" ist zwar absolut kein Wohlfühlbuch, aber auch nicht wirklich harte Kost, denn Anne Goldberg versprüht mit ihrem lebendigen, spritzigen Humor immer mal wieder gute Laune. Der sehr lockere, sarkastische Erzählstil sollte sich eigentlich mit den schwermütigen Themen und der Figurentiefe beißen, seltsamerweise wirkt die Leichtigkeit des Schreibstils jedoch eher als passendes Gegengewicht und macht die Geschichte erst richtig rund. Dennoch: nachdem mir Anne Goldberg versichert hat, "Only One Letter" sei der "cozy Teil" der Reihe, habe ich aber eindeutig Angst, was mich im Finale der Trilogie erwartet...

Und wenn wir schon gerade von Enden reden... Das Ende der Geschichte ist das einzige Manko, das mich nach längerem Nachdenken dazu veranlasst hat, einen halben Stern abzuziehen. Hier ging mir alles nämlich einfach etwas zu schnell. Im letzten Viertel ist der Weg von "alles ist scheiße, wir schaffen das nicht" zu "es wird schon alles gut werden" sehr kurz, sodass das eigentlich recht positive Ende sich eher neutral und so gar nicht nach Happy End oder Ende allgemein anfühlt. Die Auflösung bleibt so offen und knapp, dass Vieles in der Luft hängen bleibt. Gerade auch die allerletzten Sätze haben bei mir Verwirrung ausgelöst. Zwei oder drei zusätzliche Kapitel hätte "Only One Letter" gegen Ende also meiner Meinung nach gut vertragen können.





Fazit:


Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "Only One Letter" punktet nicht nur mit einer interessanten Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen, vielschichtigen Figuren und einer gesunden Beziehung - Anne Goldberg ist auch zwei schwierige Mental Health Themen mit der die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl angegangen und hat das Gleichgewicht zwischen schön und traurig grandios gut getroffen. Nur das etwas zu knappe Ende trübt das Gesamtbild minimal ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2021

Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "

Only One Letter
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Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um ...

Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um einiges mehr bereit, als Cover, Klapptext oder Genre vermuten ließen und wurde zum überraschenden Monatshighlight!

Das Cover ist mit dem lila eingefärbten Close-Up eines Paares und dem sehr großen Titel zwar sehr hübsch anzusehen, hat aber meiner Meinung nach keinen besonderen Wiedererkennungswert. Auch der Titel hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen. "Only One Letter" ist ein so typischer Titel, dass ich ihn selbst beim Lesen ein paar Mal vergessen habe und nachdem ich das Buch beendet hatte, mich immer noch frage, welcher eine Brief hier so wichtig war, dass er im Titel verewigt werden musste. Dasselbe habe ich schon bei Band 1 kritisiert, positiv anmerken muss ich aber, dass die beiden Teile optisch ganz wunderbar zusammenpassen und im Bücherregal nebeneinander ein schönes Bild abgeben. Schmerzlich vermisst habe ich hier allerdings wieder eine Triggerwarnung, die meines Erachtens aufgrund des Themas angebracht gewesen wäre.


Erster Satz: "Anfänge sind schwierig."


Besonders an der inneren Gestaltung der Geschichte ist, dass Anne Goldberg sich hier für eine interessante Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen entschieden hat, welche gegen Ende langsam ineinanderlaufen. In der Gegenwart erleben wir die beiden Hauptfiguren Nate und Liz als Paar, das auf dem Heimatbesuch bei Nates Eltern in der USA auf die Probe gestellt wird. Abwechselnd zu diesen Kapiteln bekommen wir durch Einträge aus "Nates Logbuch", in welchem Liz tagebuchartig die Geschehnisse seit ihrer ersten Begegnung festgehalten hat, den Beginn ihrer Liebesgeschichte nacherzählt. In der Vergangenheit geht es dabei in erster Linie um Liz Probleme, während in der Gegenwart durch die Reise Nates alte Wunden wieder aufgerissen werden. Das Kennenlernen der beiden Figuren läuft Theo und Winstons erstem Treffen (in "Only One Song"), welchem ich in meiner Rezension feierlich dem Titel des "wohl witzigsten erste Treffens in der Geschichte der lustigen ersten Treffen" verliehen habe, beinahe den Rang ab, dennoch wird bald klar, dass die Autorin hier einen deutlich ernsthafteren Ton anschlägt als bei ihrem Auftaktband.

Das erste schwierige, aber starke Standbein der Geschichte, welche die Heiterkeit der jungen Liebe im Vergangenheitspart etwas dunkler einfärbt, ist Liz´ Umgang mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, welche in "Only One Letter" sehr anschaulich und treffend umgesetzt wurde. Hier waren die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl vorhanden, die ich bei "The Story of a Love Song", welches ich beinahe zeitgleich gelesen habe, vermisst hatte. Was bei Band 1 noch als leise spannungserzeugende Vorahnung in der Luft hing, ist hier bereits passiert und wirkt auf die Figuren zurück. Wer "Only One Song" also noch nicht gelesen hat und noch lesen will, sollte am besten JETZT damit aufhören, meine Rezension weiterzulesen! Es gibt zwar bis auf ein Ereignis nur kleine Überschneidungen mit dem ersten Teil, da das überraschend kommende Ende von "Only One Song" einen Großteil des Reizes der Geschichte ausmacht, würde ich das ungern spoilern. Aufmerksame Leser werden feststellen, dass Theo und Winston ganz kurz vorkommen und Nate und Theo am selben Projekt arbeiten. Ansonsten gibt es außer der Tatsache, dass beide Paare in London wohnen keinen Zusammenhang zwischen den beiden Geschichten, sodass man sie auch getrost unabhängig voneinander lesen kann.


"Ich glaube, der dümmste Zustand eines Menschen ist der, in dem er meint, etwas zu begreifen, wovon er gar keine Ahnung haben kann"


Auch im Gegenwarts-Teil geht es alles andere als heiter zu, da sich hier Nate seinen Dämonen stellen muss, als die beiden für die Hochzeit seiner Schwester an seinen Geburtsort zurückkehren. Zusehen, wie die beiden sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wieder vor eine Zerreißprobe ihrer noch jungen Liebe stehen, sich gegenseitig unterstützt, dabei mal ganz wundervoll und manchmal auch ganz schrecklich verhalten, aber immer wieder einen Schritt aufeinander zu machen und verstehen wollen, was im anderen vorgeht, ist so schön wie herzzerreißend. Die Autorin zeigt hier, dass eine gesunde Beziehung nicht bedeutet, dass es keine Probleme gibt, dass man sich nicht streitet oder auch mal aneinander vorbeiredet. Eine gesunde Beziehung bedeutet, dass man zwar mal wütend ist, aber trotzdem versucht, den anderen zu verstehen, dass man mal eine Auszeit nimmt, aber trotzdem immer wieder einen Schritt auf den anderen zugeht, dass man nicht immer einer Meinung ist, aber sich trotzdem bei allem Wichtigen zur Seite steht! Genau solche Vorbilder braucht New Adult!

Genau dieses Kompliment kann ich auch den Figuren machen. Klar, dass eine Hauptfigur eine "dunkle Vergangenheit" hat oder mit einem Trauma kämpft, ist häufig der Fall in diesem Genre. Ich finde es aber wichtig, dass dies nicht nur als Motiv genutzt wird, um Drama mit einzubringen, Probleme zu erklären und Spannung aufzubauen, sondern dass das Thema auch wirklich genutzt, behandelt und auserzählt wird. Und das macht Anne Goldberg hier definitiv! Sowohl Liz als auch Nate haben ihre liebenswürdigen Eigenheiten, aber auch ihre Fehler. Sie machen vieles richtig, verhalten sich aber auch ab und zu so, dass man sie gerne an die Wand klatschen würde. Eben wie Menschen im richtigen Leben auch. Der Weg, den die beiden zusammen und auch jeder für sich gehen, geht ans Herz und erzählt von der Bedeutung kleiner Gesten, der Akzeptanz, dass es in Ordnung ist, mal nicht klarzukommen und wie man Hilfe von Menschen annimmt, die man liebt. Wie die beiden zusammengefunden haben ist hier mit relativ wenigen Worten erzählt, dennoch ist "Only One Letter" unbestreitbar eine Liebesgeschichte, nur eben eine, die erzählt, wie es nach dem "und sie lebten glücklich..." weitergeht!


"Die Sache ist nämlich die: Angst unterliegt den Gesetzen der Schwerkraft. wenn sie von einem abfällt, fällt sie nach unten. Und sie nimmt einen immer ein Stück weit mit."


Das Gleichgewicht zwischen schön und traurig hat die Autorin dabei grandios gut getroffen. "Only One Letter" ist zwar absolut kein Wohlfühlbuch, aber auch nicht wirklich harte Kost, denn Anne Goldberg versprüht mit ihrem lebendigen, spritzigen Humor immer mal wieder gute Laune. Der sehr lockere, sarkastische Erzählstil sollte sich eigentlich mit den schwermütigen Themen und der Figurentiefe beißen, seltsamerweise wirkt die Leichtigkeit des Schreibstils jedoch eher als passendes Gegengewicht und macht die Geschichte erst richtig rund. Dennoch: nachdem mir Anne Goldberg versichert hat, "Only One Letter" sei der "cozy Teil" der Reihe, habe ich aber eindeutig Angst, was mich im Finale der Trilogie erwartet...

Und wenn wir schon gerade von Enden reden... Das Ende der Geschichte ist das einzige Manko, das mich nach längerem Nachdenken dazu veranlasst hat, einen halben Stern abzuziehen. Hier ging mir alles nämlich einfach etwas zu schnell. Im letzten Viertel ist der Weg von "alles ist scheiße, wir schaffen das nicht" zu "es wird schon alles gut werden" sehr kurz, sodass das eigentlich recht positive Ende sich eher neutral und so gar nicht nach Happy End oder Ende allgemein anfühlt. Die Auflösung bleibt so offen und knapp, dass Vieles in der Luft hängen bleibt. Gerade auch die allerletzten Sätze haben bei mir Verwirrung ausgelöst. Zwei oder drei zusätzliche Kapitel hätte "Only One Letter" gegen Ende also meiner Meinung nach gut vertragen können.





Fazit:


Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "Only One Letter" punktet nicht nur mit einer interessanten Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen, vielschichtigen Figuren und einer gesunden Beziehung - Anne Goldberg ist auch zwei schwierige Mental Health Themen mit der die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl angegangen und hat das Gleichgewicht zwischen schön und traurig grandios gut getroffen. Nur das etwas zu knappe Ende trübt das Gesamtbild minimal ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2021

Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "

Only One Letter
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Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um ...

Als "Only One Song" mich total positiv überrascht hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die weiteren Teile von Anne Goldbergs neuer Reihe lesen werde. Auch "Only One Letter" hält wieder um einiges mehr bereit, als Cover, Klapptext oder Genre vermuten ließen und wurde zum überraschenden Monatshighlight!

Das Cover ist mit dem lila eingefärbten Close-Up eines Paares und dem sehr großen Titel zwar sehr hübsch anzusehen, hat aber meiner Meinung nach keinen besonderen Wiedererkennungswert. Auch der Titel hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen. "Only One Letter" ist ein so typischer Titel, dass ich ihn selbst beim Lesen ein paar Mal vergessen habe und nachdem ich das Buch beendet hatte, mich immer noch frage, welcher eine Brief hier so wichtig war, dass er im Titel verewigt werden musste. Dasselbe habe ich schon bei Band 1 kritisiert, positiv anmerken muss ich aber, dass die beiden Teile optisch ganz wunderbar zusammenpassen und im Bücherregal nebeneinander ein schönes Bild abgeben. Schmerzlich vermisst habe ich hier allerdings wieder eine Triggerwarnung, die meines Erachtens aufgrund des Themas angebracht gewesen wäre.


Erster Satz: "Anfänge sind schwierig."


Besonders an der inneren Gestaltung der Geschichte ist, dass Anne Goldberg sich hier für eine interessante Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen entschieden hat, welche gegen Ende langsam ineinanderlaufen. In der Gegenwart erleben wir die beiden Hauptfiguren Nate und Liz als Paar, das auf dem Heimatbesuch bei Nates Eltern in der USA auf die Probe gestellt wird. Abwechselnd zu diesen Kapiteln bekommen wir durch Einträge aus "Nates Logbuch", in welchem Liz tagebuchartig die Geschehnisse seit ihrer ersten Begegnung festgehalten hat, den Beginn ihrer Liebesgeschichte nacherzählt. In der Vergangenheit geht es dabei in erster Linie um Liz Probleme, während in der Gegenwart durch die Reise Nates alte Wunden wieder aufgerissen werden. Das Kennenlernen der beiden Figuren läuft Theo und Winstons erstem Treffen (in "Only One Song"), welchem ich in meiner Rezension feierlich dem Titel des "wohl witzigsten erste Treffens in der Geschichte der lustigen ersten Treffen" verliehen habe, beinahe den Rang ab, dennoch wird bald klar, dass die Autorin hier einen deutlich ernsthafteren Ton anschlägt als bei ihrem Auftaktband.

Das erste schwierige, aber starke Standbein der Geschichte, welche die Heiterkeit der jungen Liebe im Vergangenheitspart etwas dunkler einfärbt, ist Liz´ Umgang mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, welche in "Only One Letter" sehr anschaulich und treffend umgesetzt wurde. Hier waren die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl vorhanden, die ich bei "The Story of a Love Song", welches ich beinahe zeitgleich gelesen habe, vermisst hatte. Was bei Band 1 noch als leise spannungserzeugende Vorahnung in der Luft hing, ist hier bereits passiert und wirkt auf die Figuren zurück. Wer "Only One Song" also noch nicht gelesen hat und noch lesen will, sollte am besten JETZT damit aufhören, meine Rezension weiterzulesen! Es gibt zwar bis auf ein Ereignis nur kleine Überschneidungen mit dem ersten Teil, da das überraschend kommende Ende von "Only One Song" einen Großteil des Reizes der Geschichte ausmacht, würde ich das ungern spoilern. Aufmerksame Leser werden feststellen, dass Theo und Winston ganz kurz vorkommen und Nate und Theo am selben Projekt arbeiten. Ansonsten gibt es außer der Tatsache, dass beide Paare in London wohnen keinen Zusammenhang zwischen den beiden Geschichten, sodass man sie auch getrost unabhängig voneinander lesen kann.


"Ich glaube, der dümmste Zustand eines Menschen ist der, in dem er meint, etwas zu begreifen, wovon er gar keine Ahnung haben kann"


Auch im Gegenwarts-Teil geht es alles andere als heiter zu, da sich hier Nate seinen Dämonen stellen muss, als die beiden für die Hochzeit seiner Schwester an seinen Geburtsort zurückkehren. Zusehen, wie die beiden sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wieder vor eine Zerreißprobe ihrer noch jungen Liebe stehen, sich gegenseitig unterstützt, dabei mal ganz wundervoll und manchmal auch ganz schrecklich verhalten, aber immer wieder einen Schritt aufeinander zu machen und verstehen wollen, was im anderen vorgeht, ist so schön wie herzzerreißend. Die Autorin zeigt hier, dass eine gesunde Beziehung nicht bedeutet, dass es keine Probleme gibt, dass man sich nicht streitet oder auch mal aneinander vorbeiredet. Eine gesunde Beziehung bedeutet, dass man zwar mal wütend ist, aber trotzdem versucht, den anderen zu verstehen, dass man mal eine Auszeit nimmt, aber trotzdem immer wieder einen Schritt auf den anderen zugeht, dass man nicht immer einer Meinung ist, aber sich trotzdem bei allem Wichtigen zur Seite steht! Genau solche Vorbilder braucht New Adult!

Genau dieses Kompliment kann ich auch den Figuren machen. Klar, dass eine Hauptfigur eine "dunkle Vergangenheit" hat oder mit einem Trauma kämpft, ist häufig der Fall in diesem Genre. Ich finde es aber wichtig, dass dies nicht nur als Motiv genutzt wird, um Drama mit einzubringen, Probleme zu erklären und Spannung aufzubauen, sondern dass das Thema auch wirklich genutzt, behandelt und auserzählt wird. Und das macht Anne Goldberg hier definitiv! Sowohl Liz als auch Nate haben ihre liebenswürdigen Eigenheiten, aber auch ihre Fehler. Sie machen vieles richtig, verhalten sich aber auch ab und zu so, dass man sie gerne an die Wand klatschen würde. Eben wie Menschen im richtigen Leben auch. Der Weg, den die beiden zusammen und auch jeder für sich gehen, geht ans Herz und erzählt von der Bedeutung kleiner Gesten, der Akzeptanz, dass es in Ordnung ist, mal nicht klarzukommen und wie man Hilfe von Menschen annimmt, die man liebt. Wie die beiden zusammengefunden haben ist hier mit relativ wenigen Worten erzählt, dennoch ist "Only One Letter" unbestreitbar eine Liebesgeschichte, nur eben eine, die erzählt, wie es nach dem "und sie lebten glücklich..." weitergeht!


"Die Sache ist nämlich die: Angst unterliegt den Gesetzen der Schwerkraft. wenn sie von einem abfällt, fällt sie nach unten. Und sie nimmt einen immer ein Stück weit mit."


Das Gleichgewicht zwischen schön und traurig hat die Autorin dabei grandios gut getroffen. "Only One Letter" ist zwar absolut kein Wohlfühlbuch, aber auch nicht wirklich harte Kost, denn Anne Goldberg versprüht mit ihrem lebendigen, spritzigen Humor immer mal wieder gute Laune. Der sehr lockere, sarkastische Erzählstil sollte sich eigentlich mit den schwermütigen Themen und der Figurentiefe beißen, seltsamerweise wirkt die Leichtigkeit des Schreibstils jedoch eher als passendes Gegengewicht und macht die Geschichte erst richtig rund. Dennoch: nachdem mir Anne Goldberg versichert hat, "Only One Letter" sei der "cozy Teil" der Reihe, habe ich aber eindeutig Angst, was mich im Finale der Trilogie erwartet...

Und wenn wir schon gerade von Enden reden... Das Ende der Geschichte ist das einzige Manko, das mich nach längerem Nachdenken dazu veranlasst hat, einen halben Stern abzuziehen. Hier ging mir alles nämlich einfach etwas zu schnell. Im letzten Viertel ist der Weg von "alles ist scheiße, wir schaffen das nicht" zu "es wird schon alles gut werden" sehr kurz, sodass das eigentlich recht positive Ende sich eher neutral und so gar nicht nach Happy End oder Ende allgemein anfühlt. Die Auflösung bleibt so offen und knapp, dass Vieles in der Luft hängen bleibt. Gerade auch die allerletzten Sätze haben bei mir Verwirrung ausgelöst. Zwei oder drei zusätzliche Kapitel hätte "Only One Letter" gegen Ende also meiner Meinung nach gut vertragen können.





Fazit:


Intensiv, warmherzig und mit toller Message - genau so sollte New Adult sein! "Only One Letter" punktet nicht nur mit einer interessanten Erzählweise auf zwei Zeit- und Reflexionsebenen, vielschichtigen Figuren und einer gesunden Beziehung - Anne Goldberg ist auch zwei schwierige Mental Health Themen mit der die nötige Präzision und Fingerspitzengefühl angegangen und hat das Gleichgewicht zwischen schön und traurig grandios gut getroffen. Nur das etwas zu knappe Ende trübt das Gesamtbild minimal ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
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Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
2

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

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