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Veröffentlicht am 18.07.2018

Ein hochaktueller Thriller: Spannend, nachdenklich, provokant!

Hass im Fadenkreuz
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Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
12€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: "Herz im Fadenkreuz)


Inhalt:

Nachdem die illegale Anti-Terroreinheit IFFAR aufgeflogen ist, ist Scharfschütze Lysander (Lys) in Kambodscha untergetaucht. In Berlin schwimmt ein rechtspopulistischer Parteichef auf einer Erfolgswelle und bereitet sich auf die nächsten Wahlen vor. Deshalb beschließen die ehemaligen Auftraggeber der IFFAR, die Einheit zu reaktivieren. Lys erklärt sich zu diesem letzten Auftrag bereit, auch um Esther wiederzusehen. Esther aber gerät ins Visier der rechtsradikalen Terrororganisation »Thule Kämpfer«, weil die sich an Lys und seinen Kameraden rächen wollen …


Bewertung:

Nachdem mich Tatjana Flade schon mit ihrem Fantasy-Roman "Im Zeitschatten von Mondthal" überzeugen konnte und nach dem ersten Teil der Reihe "Herz im Fadenkreuz" noch einige Fragen offen blieben, war es für mich keine Frage, ob ich dieses Buch lesen werde. Und nach spannenden, mitreißenden 300 Seiten, auf denen ich mitgelitten, mich gefreut und ab und zu auch gegruselt habe, kann ich auch für die Fortsetzung der Geschichte meine Leseempfehlung aussprechen.

Das Cover ist ganz im Stil des ersten Bandes gehalten. War bei Teil 1 noch "Pützchens Markt" in Bonn im Fadenkreuz der Waffe zu sehen, zeigt das Gewehr nun auf ein junges Pärchen, das angedeutet im Hintergrund zusehen ist. Der Titel sticht auf dem verschwommenen Hintergrund mit der klaren, weißen Schrift sofort ins Auge und komplettiert die Gestaltung, die schon gleich auf den ersten Blick Spannung weckt.


Erster Satz: "Draußen klapperte es, Schlüssel klirrten und der Riegel schepperte."


Die Fortsetzung beginnt einige Wochen nach dem letzten Teil mit einer kurzen aber aufsehenerregenden Szene aus der Justizvollzugsanstalt Straubing. Mit dem Mord an dem Rechtsterroristen geht die Geschichte um linken und rechten Terror, Gewalt und Gewalteinsatz um Gewalt zu verhindern und das zwischen den Fronten verwirrte Deutschland weiter.
Nachdem vereitelten Anschlag auf den Jahrmarkt in Bonn wurde die illegale Antiterroreinheit IFFAR aufgelöst und Lys musste in Kambodscha untertauchen. Als die Wogen um den IFFAR Skandal sich zu glätten beginnen und der rechtspopulistische Parteichef Daniel Kraußler immer beliebter wird, beschließt der ehemalige Auftraggeber, die Einheit zu reaktivieren. Lys ist das gerade recht, denn er leidet sehr unter der Trennung mit Esther, die in Bonn zurück blieb. Während Lys und Esther versuchen, wie ein normales Paar zusammen zu sein, tritt die rechtsradikale Terrororganisation "Thule Kämpfer" wieder auf den Plan. Denn nach dem vereitelten Anschlag hat der Anführer Voigt noch eine Rechnung mit Lys offen. Und wer wäre da ein geeigneteres Ziel als die unschuldige Esther...


"Der Schmerz, der einem anderen Menschen zugefügt wird, kann mehr wehtun als der eigene."


Die Geschichte wird in kurzen Abschnitten aus verschiedenen Perspektiven an verschiedenen Orten auf der Welt erzählt und springt zwischen den Fronten genauso sehr wie zwischen unseren beiden Hauptpersonen Esther und Lys. Gerade zu Beginn lassen sich die Bedeutungen mancher Handlungsstränge noch nicht ganz nachvollziehen und zusammen mit dem eher gemächlichen Tempo ergibt sich ein eher langsamer Start in die Geschichte. Nachdem dann aber die ersten Ereignisse losgetreten wurden, nimmt der Thriller sowohl zwischenmenschlich, moralisch, politisch als auch handlungsmäßig immer mehr Fahrt auf, bis sie auf ein unvermeidlich scheinendes Ende zusteuert...


"Ich habe Angst", flüsterte sie.
"Du musst keine Angst haben. Es ist alles in Ordnung."
"Das stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht. Gestern kam die Nachricht von der Ermordung des Grünen-Politikers. Als ich am Mittwochabend nach Hause gefahren bin, haben zwei Männer Obdachlose in der U-ahn attackiert. Die Demo in Bonn wurde zur Massenschlägerei. Überall ist diese Gewalt, ich halte das nicht mehr aus." (…)
"Und du bist auch ein Teil dieser Gewalt."


Durch die vielen Perspektivwechsel und kurzen Einblicke in das Leben verschiedener Menschen wird langsam immer mehr Spannung aufgebaut, was durch Tatjana Flades schmucklosen aber präzisen Stil unterstützt wird. Dabei bekommen wir immer wieder Appetithäppchen anderer Perspektiven vorgesetzt, haben jedoch einen deutlichen Fokus auf die beiden Hauptpersonen, die abwechselnd als personale Erzähler berichten. Sehr schön finde ich außerdem, dass wir mehr über Lys´ Vergangenheit erfahren und auch Esther sich weiter entwickelt. Auch wenn sie gegen jegliche Art von Terror ist, unterstützt sie die Vorgehensweise der IFFAR in keinster Weise. Sie liebt Lys zwar, erträgt jedoch die ständige Angst um ihn, die Vorstellung, dass er Menschen ermordet und die ganzen Geheimnisse nicht länger. Während ihre Liebe sie in Band 1 noch relativ blind hat werden lassen, traut sie sich hier mehr, Lys die Meinung zu sagen und zeigt dabei eine lobenswerte Haltung, Werte und viel Mut als es hart auf hart kommt.


"Ich halte diesen Hass nicht mehr aus!"


Auch Lys´ Beweggründe kann man als Leser durchaus nachvollziehen. So handelt er, wo der Rechtsstaat gehemmt ist und geht mit Gewalt gegen den Rechtsterror vor - seiner Meinung nach die letzte und einzige Möglichkeit. Doch Esther ist sich ganz und gar nicht sicher, ob Gewalt wirklich eine Lösung sein kann, ob Terror zur Terrorbekämpfung eingesetzt werden darf, wann oder ob überhaupt Morde legitim sein können und ob es nicht sogar notwendig für eine Demokratie ist, dass sie auch Rechtspopulisten aushalten kann, ohne dass das System zusammenbricht. Ihr seht, es kommen eine Menge diskutabler Grundsätze auf und in mitten des politischen Kreuzfeuers steht das junge Paar, das unter dem ständigen Schweigen, den Geheimnissen, der Ungewissheit und den unterschiedlichen Wertvorstellungen zu leiden hat.


"Manche Dinge müssen getan werden, ob sie uns gefallen oder nicht", flüsterte er. Sie wollte seine Umarmung abschütteln und gleichzeitig wollte sie, dass er sie noch fester hielt. Angst, Wut und Hilflosigkeit vermischten sich und brachen wie eine Welle über sie herein."


Allgemein hat für mich die unheimliche Aktualität des Themas die Anziehungskraft der Geschichte ausgemacht. Mit Terroranschlägen, der Bedrohung durch Rechtsradikale, Problem-Parteien und viel Misstrauen und Gewalt gegen alles, was anders ist als die Norm, ist die Zukunft, die die Autorin wohl gesehen hat, als sie das Buch schrieb, doch sehr nahe gerückt. Es ist wirklich traurig, wie man immer wieder allzu bekannte Situationen wiedererkennen muss, Gedankengänge und Handlungen präsentiert bekommt, die von der Realität nicht weit entfernt liegen. Und so hat es mich noch viel mehr berührt und betroffen zurück gelassen, wenn Lys und seine Freunde einen Parteitag der rechtsradikalen "Partei für ein sauberes Bayern" in Blut und Asche aufgehen lassen oder planen, den Parteichef und Spitzenkandidat der "Deutsche Partei für Recht und Freiheit" zu ermorden. Denn insgeheim werden sich viele Leser dabei erwischen, die Taten der IFFAR nicht ganz so abwegig zu finden, wie man das eigentlich sollte. Insgesamt wird also die Frage aufgeworfen, wie wir alle mit der wachsenden rechten Gesinnung und Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung umgehen sollen. Natürlich hat die Geschichte darauf keine Antwort, aber durch dieses nur wenig überspitze Szenario wird uns klargemacht, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen. Den Rest müssen wir wohl selbst herausfinden... Und wer darauf keine Lust hat - es gibt wahrscheinlich auch noch eine weitere Fortsetzung!


"Warum laufen Kraußler und seiner Partei so viele Leute nach?" "Weil er einfache Rezepte und schnelle Lösungen verspricht." (…) "Die Leute nehmen die Gefahr nicht ernst genug und dann ist es zu spät!"




Fazit:


Ein hochaktueller Thriller über ein junges Paar zwischen Gewalt, Hass und Terror. Spannend, nachdenklich, provokant!

Veröffentlicht am 09.07.2018

Eine farbenfrohe Hymne an das Leben!

Seelentanz
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Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: 1,99€ (Kindle-Edition)
3,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

Die Gedichte in ‚Seelentanz‘ sind so bunt wie das Leben selbst, bestehend aus einer Farbpalette reich an Gedanken und Gefühlen. Sie sind verträumt, drücken starke Emotionen aus und spenden Trost. Thematisiert werden unter anderem Liebe, Mut und Hoffnung, aber auch Tod und Vergänglichkeit. Sowohl Schönheit als auch Gewalt der Natur dienen Lucy Haien oft als Inspirationsquelle und werden poetisch verarbeitet.


Bewertung:

Gedichte sind die schönste Form, mit deren Hilfe man seine Gefühle ausdrücken kann. Wie schon die Autorin in ihrem Vorwort schreibt, gewähren sie oft einen direkten Einblick in die Seele, was notwendig ist, um andere wirklich zu erreichen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich bemerkt habe, dass Lyrik noch viel mehr ist als unverständliches Geschwafel voller aufgeblasener Stilmittel, die es zu interpretieren gilt und finde es sehr schade, dass in der Schule solch ein Bild vermittelt wird. In diesem Gedichtband bekommen wir aber mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass Gedichte vor allem eines können: aufbauen, berühren, konfrontieren, beschäftigen und bestätigen. Und gerade weil Lucy Haien es hier mit Versmaß, Reimschema und Co nicht ganz so ernst nimmt, kann diese farbenfrohe Hymne an das Leben ihre ganze Wirkung entfalten!

Das Cover ist sehr schlicht mit dem schwarzen Hintergrund und der dezenten Motive. Neben dem farbigen Umriss eines Kopfes kommt der kleine weiße Titel gut zur Geltung und gibt einen passenden Rahmen für die 32 Seiten Gedichte, die 25 kleine Gedichte, Gedanken und Geschichten enthalten.

"Du bist das Jetzt, das Hier,
du bist das Sein,
willst sein, kannst nur sein
-existieren,
auf der Wiesen,
auf der grünen,
weichen Wiese
unter dem azurblauen Himmel."
(Sommerwind, Seite 19)


Thematisch springen die Gedichte im ganzen Spektrum des Lebens herum - von philosophisch anmutenden Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens über eine Ode an die Königin des Gemüses (das Möhrchen) bis zu einem Appell an den Traummann lässt Lucy Haien nichts aus. Sie bedient sich dabei viel der Natur, lässt auf den Winter direkt den Sommer folgen und hinterlässt insgesamt nach jedem kleinen Gedicht ein warmes Gefühl. Auch in Länge und Stil variieren die Gedichte stark. Allgemein ist die Form jedoch sehr modern gehalten, in freien Reimen mit sehr kurzen Sätzen und vielen Ellipsen. Mal Monolog, mal Ode mal Gedankenstrom - eins bleibt jedoch immer gleich: der lebensbejahende Kern der Gedichte.

Natürlich gab es wie bei jedem Gedichtband auch das ein oder andere Gedicht, das mich nicht angesprochen hat, doch der Großteil hat mich begeistert. Zwischen versteckten Witzen und Aufmunterungen lassen sich auch immer wieder Parallelen zu den Werken berühmter Philosophen wie zum Beispiel Nietzsche oder Kafka erkennen. Insgesamt schafft die Autorin es wunderbar, Grundstimmung, Spannung und Aussage kurz und präzise zu erfassen. Er scheint das zu treffen, was man schon immer mal empfunden hat, aber nie in logische Sätze fassen konnte. Man sollte die Gedichte aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jedes Gedicht einen ganz eigenen Charme hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt.

"Ich will
meine Flügel ausbreiten
in die Luft emporschwingen
schreien - aber vor Glück
alles entflammen und zerstören
was mich zerstörte"
(Leben - ist es nur ein Traum, Seite 9)


Fazit:

Diese farbenfrohe Hymne an das Leben bezaubert mit kleinen Portionen Leben, Liebe und Aufmunterung.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein herzliches Fantasy-Abenteuer!

Pfaeux
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Allgemeines:

Titel: Pfaeux - Die Rückkehr der Magien
Autor: K.C. Zwilling
Verlag: neobooks (11. Mai 2018)
Genre: Fantasy
ASIN: B07CJVT8GQ
ISBN-10: 374671818X
ISBN-13: 978-3746718187
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Pfaeux - Die Rückkehr der Magien
Autor: K.C. Zwilling
Verlag: neobooks (11. Mai 2018)
Genre: Fantasy
ASIN: B07CJVT8GQ
ISBN-10: 374671818X
ISBN-13: 978-3746718187
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 1,99€ (Kindle-Edition)
10,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:


Lila. So verfärben sich die Augen der fünfzehnjährigen Lia nach der Begegnung mit einem mysteriösen Vogel, dem Pfaeux, eine Mischung aus Phönix und Pfau. Dieser ist eines der sieben Lichttiere, die den Menschen die sieben Magien gebracht haben, von denen jede durch eine spezielle Augenfarbe gekennzeichnet ist. Doch bis zu diesem Zeitpunkt waren die Magien mehr als ein Jahrzehnt lang erloschen. Warum sind sie zurückgekehrt? Und was hat das alles mit dem Auftauchen des gefährlichen rotäugigen Mannes und seiner neuen, achten Magie zu tun? Zusammen mit dem silberäugigen Alois und seinem goldäugigen Bruder Ares beginnt Lia die Suche nach Antworten, die sie zu den Sitzen der Magien in verschiedene Länder führt.


Bewertung:

Schon das Cover hat eine ganz besonders magische Ausstrahlung! Auch wenn ich kritisieren muss, dass mir das abgebildete Gesicht viel zu erwachsen ist, um mit meinem Bild von Lia übereinstimmen zu können und ich generell keine Gesichter auf Cover mag, finde ich dieses Cover ganz wunderbar gestaltet. Mit der golden glänzenden Schrift, die auf dem dunklen Hintergrund wunderbar zur Geltung kommt, wird der Titel unterstrichen, durch die große Pfauenfeder mit den lila-silbernen Spitzen wird das Hauptmotiv der Geschichte mit eingebracht. Besonders gelungen finde ich die Buchrückseite, deren Hintergrund aus violetten Federn gebildet wird. Wirklich toll!


Erster Satz: "Hellgoldene Sonnenstrahlen durchfluteten den Nachmittagshimmel, an den sich schon viel zu früh der Mond geschlichen hatte, ganz so, als könnte er es nicht erwarten die kommende Nacht mit seinem eigenen silbernen Licht zu füllen."


Nach einem kurzen, spannungserweckenden Prolog beginnt die Geschichte, die auf ihren kurzen 300 Seiten immer wieder mit Setting-Wechsel, spannenden neuen Charakteren und Wendungen verblüfft. Wir lernen die junge Lia kennen, die ganz alleine da steht, nachdem ihre Pflegemutter nach einem ominösen Hausbrand im Koma liegt. Als sie dann auch noch im Wald auf einen wunderschönen Vogel trifft, der ihr seine Magie schenkt, von einem rotäugigen Mann verfolgt und von einem silberäugigen Jungen gerettet wird, verliert sie komplett die Orientierung. Mit einem Mal ist alles, was sie kannte zerstört und stattdessen tut sich vor ihr eine komplett neue Welt auf, in der sieben verschiedene Magien existieren - und Lia scheint Teil dieser Welt zu sein. Doch warum sind die Magien durch sie zurückgekehrt, was hat es mit dem Mann mit den roten Augen und dem ominösen Schatten auf sich und warum scheint Lia so wichtig zu sein? Auf der Suche nach Antworten reist das junge Mädchen zusammen mit dem silberäugigen Alois und dessen goldäugigem Bruder Ares über den Globus und besucht verschiedene Magien. Doch auch der Schatten kommt viel herum...


"Silber, Blau, Gold, Rosa, Grün, Türkis", wiederholte Lia und blätterte das Buch erneut durch.. "Aber wo ist...", murmelte sie vor sich hin. Und dann sah sie, wonach sie gesucht hatte. "Lila", hauchte sie. Da war er wieder, der seltsame Vogel. Goldene Federn, die sich mit lilafarbenen vermischen und die schillernden, an den äußeren Spitzen silbrigen, Pfauenfedern an den Enden der Flügel und des Schwanzes, deren Innerstes zugleich einen Hauch von Rosa aufwies. Das war es. Der Vogel mit den unnatürlich lilafarbenen Augen (…)"


Die Charaktere sind alle wunderbar ausgearbeitet und in ihrer Vielfalt ambivalent. Zwar lässt sich ganz klar sagen, dass es noch Entwicklungsbedarf gibt und wir bei einem 300seitigen Fantasy Abenteuer nicht mit tiefgründigen Charakterisierungen rechnen können, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten werden uns trotzdem verständlich und berührend näher gebracht. Auch wenn manche Personen wohl nur Teil der Handlung sind, um eine bestimmte Rolle auszufüllen, habe ich mich gut amüsiert. Aufgefallen ist mir das manchmal recht unterschiedliche Verhalten der Protagonisten - mal reifer, mal kindlicher - wodurch sich ihr Alter schwer abschätzen lässt. Ob das Absicht war, weiß ich nicht, aber dadurch ist die Geschichte sowohl für jüngere Fantasy-Leser als auch für Jugendliche und Vorleser geeignet.

"Hoch leuchtend am Himmel,
Hell silbern bei Nacht,
Erhellen Strahlen die Berge,
Wie ein Hüter, der über sie wacht.

Dort unten am Gipfel,
Ein winziges Wesen steht´s schlief,
Sucht den Schutz des Mondes,
Den gegen Feinde es rief.

Jahrhundert um Jahrhundert,
Nährt er es durch sich,
Bis die erste silbrige Schwinge,
Seinen Rücken durchbricht.

Hat Schuppen wie Fische,
Der Panzer aus Stahl,
Funkenfeuer im Innern,
Silberhell jeder Strahl."

Sehr gerne bin ich mit Lia über den Globus vom bergigen Thalbach Anwesen in Deutschland über das blumige Einhornschloss der Ensoileillés bis ins kalte Polargebiet bei den Valtamerisons, die mit den Narwalen zusammen leben. Mit vielen innovativen Ideen und einem wunderbar ausgearbeiteten Spannungsbogen, lotst uns K. C. Zwilling unbeschwert durch die Geschichte und mit ihrem flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil ist man nur allzu bald am Ende der süßen Geschichte angekommen. Besonders die vielen Hintergrundgeschichten und Gedichte, die uns in die Welt der Magien tiefer einführen, als ich erwartet hätte, haben mir sehr gute gefallen! Durch geschickte Andeutungen und viele offene Fragen und Anknüpfungspunkte lässt die Autorin Stoff für eine Fortsetzung übrig und macht mit einem Cliffhanger am Ende Lust auf mehr!

"Geschichten und Erinnerungen sind etwas Schönes, etwas Kostbareres. Aber man sollte ihnen nicht ständig nachhängen, sonst verpasst man die Wunder im eigenen Leben."


Fazit:

Ich freue mich schon darauf, was K.C. Zwilling noch alles mit Lia, Alois, Rosa, Ares und Co. vorhat und empfehle dieses herzliche Fantasy-Abenteuer an alle, die aus ihrem Alltag in eine magische, bunte Welt fliehen möchten, in der alles möglich erscheint!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein magischer Rückzugsort in der ermüdenden Realität!

Die Insel der besonderen Kinder
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Allgemeines:

Titel: Die Insel der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Genre: Fantasy
Verlag: Knaur (1. August 2013)
ISBN-10: 342651057X
ISBN-13: 978-3426510575
ASIN: B005UL2GEM
Vom Hersteller empfohlenes ...

Allgemeines:

Titel: Die Insel der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Genre: Fantasy
Verlag: Knaur (1. August 2013)
ISBN-10: 342651057X
ISBN-13: 978-3426510575
ASIN: B005UL2GEM
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
14,99€ (Taschenbuch)
18,99€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Die Stadt der besonderen Kinder
Die Bibliothek der besonderen Kinder




Inhalt:


Manche Großeltern lesen ihren Enkeln Märchen vor. Was Jacob von seinem Opa hörte, war etwas ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der abenteuerlustige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben, und von Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind … Erst Jahre später, als sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt, erinnert Jacob sich wieder an die Schauergeschichten und entdeckt Hinweise darauf, dass es die Insel wirklich gibt. Er macht sich auf die Suche nach ihr und findet sich in einer Welt wieder, in der die Zeit stillsteht und er die ungewöhnlichsten Freundschaften schließt, die man sich vorstellen kann. Doch auch die Ungeheuer sind höchst real – und sie sind ihm gefolgt …


Bewertung:

Diese besondere Geschichte habe ich vor etwa einem Jahr während des großen Hypes gelesen und vor Kurzem bemerkt, dass ich gar keine Rezension verfasst habe. Das muss ich jetzt natürlich sofort nachholen und habe dafür gerne nochmal reingelesen. Und auch wenn die Story ganz offen gesagt einige Schwächen hat, gibt die wundervolle Atmosphäre der Geschichte doch etwas, was dieses Buch besonders macht und selbst zu einem magischen Rückzugsort in der ermüdenden Realität macht.


"Ist nicht Schlaf, ist nicht Tod;
Die zu sterben scheinen, leben
Das Haus, in dem du geboren wurdest
Freunde deiner Jugend
Alter Mann und junges Mädchen
Des Tages Mühsal und sein Lohn
Sie alle vergehen
Fliehen in die Fabeln
Können nicht gehalten werden."


Schon das Cover hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Mit dem alten Foto, dass ein schwebendes Mädchen zeigt, wird sowohl der Fantasy-Aspekt mit den besonders begabten Kindern gleich angerissen und durch die starken Kontraste und das düstere Flaschengrün bekommen wir einen ersten Eindruck von der mystischen, gruseligen Stimmung der Geschichte. Die spielerische Umrandung und der Titel passen dabei auch ganz wunderbar ins Bild. Das wirklich besondere an der Gestaltung liegt aber im Inneren der Geschichte verborgen. Immer wieder werden mysteriöse, alte Fotografien seitenfüllend in Schwarz-Weiß eingewebt. Die gruseligen Kinderfotos verstärken die leicht abgedrehte, düstere und doch magische Stimmung und helfen dabei, die beschriebenen Fähigkeiten besser vorstellen zu können. Der Autor hat hier sein Hobby, alte Fotos zu sammeln, wunderbar als Inspiration genutzt, die auch dem Leser dienlich ist, ganz in die Geschichte einzutauchen.


Erster Satz: "Gerade als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames."


Mit diesen Worten von Jacob Portman, nimmt er uns mit in sein gewöhnliches Leben in Florida, dass plötzlich durch seltsame Vorkommnisse auf den Kopf gestellt wird. Schon immer hat ihm sein Großvater Abraham fantastische Geschichten erzählt, in denen besondere Kinder vorkommen, ("da gab es ein Mädchen, das konnte fliegen, einen Jungen, in dem Bienen lebten, Bruder und Schwester, die mühelos Felsblöcke zu stemmen vermochten..."), die von gruseligen Monstern gejagt werden. Doch bis er eines Tages seinen toten Opa in seinem Haus findet und auch den Mörder auf frischer Tat ertappt, schenkt er den Gruselgeschichten kein Glauben. Doch was soll das grausame Wesen mit den drei Tentakeln, die aus dem Mund hängen sonst sein, als der perfekte Beweise für die Wahrheit in den Geschichten seines Opas? Doch als er seinen Eltern von der schrecklichen Entdeckung und seinem Verdacht erzählt, glauben diese ihm kein Wort und schicken ihn zu einem Psychiater. Als dann jedoch auch noch ein Brief auftaucht, der seine Annahmen stützt und die Bedeutung von Abrahams letzten Worten untermauern, wird ihm klar: er muss dem Rätsel nachgehen und die Insel der besonderen Kinder besuchen. Als er schließlich seine Eltern davon überzeugt, Urlaub auf der Insel Cairnholm zu machen, macht er eine Entdeckung, die sein Leben für immer verändert und ihn direkt in ein gruseliges Abenteuer stürzt...


''Ich lief nicht weit, spazierte nur gemächlich um den Garten herum und betrachtete den Himmel, der jetzt klar war und an dem Millionen Sterne funkelten. Sterne waren ebenfalls Zeitreisende. Wie viele dieser uralten Lichtpunkte waren wohl der letzte Nachhall längst vergangener Sonnen? Wie viele waren bereits geboren, aber ihr Licht war noch nicht bei uns eingetroffen? Wenn alle Sonnen außer unserer heute Nacht erloschen, wie viele Menschalter würde es dauern, bis wir merkten, dass wir allein waren? Ich hatte immer gewusst, dass der Himmel voller Geheimnisse steckt, bisher hatte ich jedoch nicht geahnt, wie viele es erst auf der Erde gab.''


Die Geschichte beginnt relativ ruhig mit dem geregelten Leben Jacobs, nimmt jedoch relativ schnell Fahrt auf. Auch wenn das Erzähltempo immer relativ gemächlich bleibt, wird durch das Geheimnis und das Grauen der Monster schnell eine starke Grundspannung aufgebaut. Und wenn die Story Line an manchen Stellen ein wenig löchrig wirkt und in den Entwicklungen der Handlung wieder mal eine gewisse Seltsamkeit liegt, die Skepsis und Zurückhaltung bei mir verursacht hat, trösten vor allem die vielen originelle Ideen, über eine aufkommende Langatmigkeit hinweg. Denn gerade von der unterschwelligen Merkwürdigkeit der ganzen Geschichte lebt die besondere Atmosphäre des Buches. Während über der Insel eine dunkle Maske aus Schlamm, Blut und Regen liegt, die alles ein wenig verzerrt, surreal und schräg wirken lässt und selbst das Paradies der Zeitschleife, wo die Kinder ihre ewige Kindheit fernab von den alltäglichen Sorgen genießen, von den Bomben, die jeden Tag aufs Neue auf das Waisenhaus einregnen, ins Trügerische gezogen wird, baut Ransom Riggs einen wundervollen Sog von Spannung, Grusel und Fantastik auf.


"Drohend und düster tauchte sie vor uns auf, bewacht von Tausenden kreischender Vögel. Sie sah aus wie eine uralte, von Riesen erschaffene Festung."


Der Schreibstil nimmt dafür einen wichtigen Stellenwert ein. Auch wenn von besonders malerischen Umrahmungen keine Rede sein kann, sondern die Umwelt eher pragmatisch und in komischen Vergleichen und Metaphern beschrieben wird (z.B. "der Himmel hatte die Farbe einer frischen Prellung"), ist die Geschichte atmosphärisch doch sehr dicht. Viele der Beschreibungen wirken in ihrer Absurdität abstoßend und anziehend zu gleich.

Besonders spannend fand ich auch, dass Ransom Riggs das Grauen des Zweiten Weltkrieges auf spielerische Art und Weise in eine Schauergeschichte übersetzt zu haben scheint. Die Verfolgung von Menschen mit besonderen Merkmalen, die Bomben, die Ablehnung der Inselbewohner, all das erinnert an ein realistisches Porträt der Zeit - nur einige Jahrzehnte später in einem anderen geschichtlichen Rahmen. Besonders innovativ empfand ich auch die Darstellung der Monster, die gerne selbst wieder menschlicher werden wollen und dazu unbedingt die besonderen Kinder benötigen. Die genaueren Umstände werden hier noch nicht genau geklärt - dafür gibt es schließlich auch noch Band 2 und 3 der Geschichte.


"Immer wieder gab es dumpfe Explosionen, die ich in meiner Brust wie das Schlagen eines zweiten Herzens spürte, gefolgt von Wellen glühender Hitze, als würde jemand direkt vor mir einen Ofen öffnen und schließen."


Die Charaktere werden von vielen Rezensenten als zu platt und unausgearbeitet kritisiert. Meiner Meinung nach sind sie jedoch genau das, was sie sein sollen: Kinder. Natürlich tun sie seltsame Dinge, verhalten sich sprunghaft, scheinen charakterlich noch sehr unausgegoren zu sein, doch das ist doch genau das, was Kinder ausmacht. Sie sind liebenswert, in ihrer Entwicklung jedoch unfertig und das kann man dem Buch sehr schön anmerken. Da die Geschichte ein Jugendbuch für die Altersgruppe zwischen 12 und 16 darstellt, ist es meiner Meinung nach vielmehr eine Stärke, dass wir einen direkten Blick auf die Charaktere ermöglicht bekommen, der keineswegs wertend oder tiefgründig sein muss. Lediglich in Bezug auf die wirklich unnötige Liebesgeschichte kann ich der Mehrheit der anderen Rezensenten zustimmen: die schadet der Glaubwürdigkeit der Story mehr, als dass sie nutzt.


"...Sie waren die Götter in diesem seltsamen kleinen Universum, und ich war ihr Gast..."



Das Ende scheint mit einem kurzen Showdown nicht recht zum gemäßigten Rest passen zu wollen und auch ganz am Ende bleibt einiges offen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf die Fortsetzungen, die in nächster Zeit unbedingt bei mir einziehen müssen.


Fazit:


Ein mystischer Auftakt einer originellen Reihe, die durch beiläufige Spannung, surrealem Grusel und innovativer Fantastik einen wundervollen Sog ausbildet. Oft ist die Geschichte in ihrer Absurdität abstoßend und anziehend zugleich und wird selbst zu einem magischen Rückzugsort in der ermüdenden Realität.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein magischer Rückzugsort in der ermüdenden Realität!

Die Insel der besonderen Kinder
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Allgemeines:

Titel: Die Insel der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Genre: Fantasy
Verlag: Knaur (1. August 2013)
ISBN-10: 342651057X
ISBN-13: 978-3426510575
ASIN: B005UL2GEM
Vom Hersteller empfohlenes ...

Allgemeines:

Titel: Die Insel der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Genre: Fantasy
Verlag: Knaur (1. August 2013)
ISBN-10: 342651057X
ISBN-13: 978-3426510575
ASIN: B005UL2GEM
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
14,99€ (Taschenbuch)
18,99€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Die Stadt der besonderen Kinder
Die Bibliothek der besonderen Kinder




Inhalt:


Manche Großeltern lesen ihren Enkeln Märchen vor. Was Jacob von seinem Opa hörte, war etwas ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der abenteuerlustige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben, und von Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind … Erst Jahre später, als sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt, erinnert Jacob sich wieder an die Schauergeschichten und entdeckt Hinweise darauf, dass es die Insel wirklich gibt. Er macht sich auf die Suche nach ihr und findet sich in einer Welt wieder, in der die Zeit stillsteht und er die ungewöhnlichsten Freundschaften schließt, die man sich vorstellen kann. Doch auch die Ungeheuer sind höchst real – und sie sind ihm gefolgt …


Bewertung:

Diese besondere Geschichte habe ich vor etwa einem Jahr während des großen Hypes gelesen und vor Kurzem bemerkt, dass ich gar keine Rezension verfasst habe. Das muss ich jetzt natürlich sofort nachholen und habe dafür gerne nochmal reingelesen. Und auch wenn die Story ganz offen gesagt einige Schwächen hat, gibt die wundervolle Atmosphäre der Geschichte doch etwas, was dieses Buch besonders macht und selbst zu einem magischen Rückzugsort in der ermüdenden Realität macht.


"Ist nicht Schlaf, ist nicht Tod;
Die zu sterben scheinen, leben
Das Haus, in dem du geboren wurdest
Freunde deiner Jugend
Alter Mann und junges Mädchen
Des Tages Mühsal und sein Lohn
Sie alle vergehen
Fliehen in die Fabeln
Können nicht gehalten werden."


Schon das Cover hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Mit dem alten Foto, dass ein schwebendes Mädchen zeigt, wird sowohl der Fantasy-Aspekt mit den besonders begabten Kindern gleich angerissen und durch die starken Kontraste und das düstere Flaschengrün bekommen wir einen ersten Eindruck von der mystischen, gruseligen Stimmung der Geschichte. Die spielerische Umrandung und der Titel passen dabei auch ganz wunderbar ins Bild. Das wirklich besondere an der Gestaltung liegt aber im Inneren der Geschichte verborgen. Immer wieder werden mysteriöse, alte Fotografien seitenfüllend in Schwarz-Weiß eingewebt. Die gruseligen Kinderfotos verstärken die leicht abgedrehte, düstere und doch magische Stimmung und helfen dabei, die beschriebenen Fähigkeiten besser vorstellen zu können. Der Autor hat hier sein Hobby, alte Fotos zu sammeln, wunderbar als Inspiration genutzt, die auch dem Leser dienlich ist, ganz in die Geschichte einzutauchen.


Erster Satz: "Gerade als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames."


Mit diesen Worten von Jacob Portman, nimmt er uns mit in sein gewöhnliches Leben in Florida, dass plötzlich durch seltsame Vorkommnisse auf den Kopf gestellt wird. Schon immer hat ihm sein Großvater Abraham fantastische Geschichten erzählt, in denen besondere Kinder vorkommen, ("da gab es ein Mädchen, das konnte fliegen, einen Jungen, in dem Bienen lebten, Bruder und Schwester, die mühelos Felsblöcke zu stemmen vermochten..."), die von gruseligen Monstern gejagt werden. Doch bis er eines Tages seinen toten Opa in seinem Haus findet und auch den Mörder auf frischer Tat ertappt, schenkt er den Gruselgeschichten kein Glauben. Doch was soll das grausame Wesen mit den drei Tentakeln, die aus dem Mund hängen sonst sein, als der perfekte Beweise für die Wahrheit in den Geschichten seines Opas? Doch als er seinen Eltern von der schrecklichen Entdeckung und seinem Verdacht erzählt, glauben diese ihm kein Wort und schicken ihn zu einem Psychiater. Als dann jedoch auch noch ein Brief auftaucht, der seine Annahmen stützt und die Bedeutung von Abrahams letzten Worten untermauern, wird ihm klar: er muss dem Rätsel nachgehen und die Insel der besonderen Kinder besuchen. Als er schließlich seine Eltern davon überzeugt, Urlaub auf der Insel Cairnholm zu machen, macht er eine Entdeckung, die sein Leben für immer verändert und ihn direkt in ein gruseliges Abenteuer stürzt...


''Ich lief nicht weit, spazierte nur gemächlich um den Garten herum und betrachtete den Himmel, der jetzt klar war und an dem Millionen Sterne funkelten. Sterne waren ebenfalls Zeitreisende. Wie viele dieser uralten Lichtpunkte waren wohl der letzte Nachhall längst vergangener Sonnen? Wie viele waren bereits geboren, aber ihr Licht war noch nicht bei uns eingetroffen? Wenn alle Sonnen außer unserer heute Nacht erloschen, wie viele Menschalter würde es dauern, bis wir merkten, dass wir allein waren? Ich hatte immer gewusst, dass der Himmel voller Geheimnisse steckt, bisher hatte ich jedoch nicht geahnt, wie viele es erst auf der Erde gab.''


Die Geschichte beginnt relativ ruhig mit dem geregelten Leben Jacobs, nimmt jedoch relativ schnell Fahrt auf. Auch wenn das Erzähltempo immer relativ gemächlich bleibt, wird durch das Geheimnis und das Grauen der Monster schnell eine starke Grundspannung aufgebaut. Und wenn die Story Line an manchen Stellen ein wenig löchrig wirkt und in den Entwicklungen der Handlung wieder mal eine gewisse Seltsamkeit liegt, die Skepsis und Zurückhaltung bei mir verursacht hat, trösten vor allem die vielen originelle Ideen, über eine aufkommende Langatmigkeit hinweg. Denn gerade von der unterschwelligen Merkwürdigkeit der ganzen Geschichte lebt die besondere Atmosphäre des Buches. Während über der Insel eine dunkle Maske aus Schlamm, Blut und Regen liegt, die alles ein wenig verzerrt, surreal und schräg wirken lässt und selbst das Paradies der Zeitschleife, wo die Kinder ihre ewige Kindheit fernab von den alltäglichen Sorgen genießen, von den Bomben, die jeden Tag aufs Neue auf das Waisenhaus einregnen, ins Trügerische gezogen wird, baut Ransom Riggs einen wundervollen Sog von Spannung, Grusel und Fantastik auf.


"Drohend und düster tauchte sie vor uns auf, bewacht von Tausenden kreischender Vögel. Sie sah aus wie eine uralte, von Riesen erschaffene Festung."


Der Schreibstil nimmt dafür einen wichtigen Stellenwert ein. Auch wenn von besonders malerischen Umrahmungen keine Rede sein kann, sondern die Umwelt eher pragmatisch und in komischen Vergleichen und Metaphern beschrieben wird (z.B. "der Himmel hatte die Farbe einer frischen Prellung"), ist die Geschichte atmosphärisch doch sehr dicht. Viele der Beschreibungen wirken in ihrer Absurdität abstoßend und anziehend zu gleich.

Besonders spannend fand ich auch, dass Ransom Riggs das Grauen des Zweiten Weltkrieges auf spielerische Art und Weise in eine Schauergeschichte übersetzt zu haben scheint. Die Verfolgung von Menschen mit besonderen Merkmalen, die Bomben, die Ablehnung der Inselbewohner, all das erinnert an ein realistisches Porträt der Zeit - nur einige Jahrzehnte später in einem anderen geschichtlichen Rahmen. Besonders innovativ empfand ich auch die Darstellung der Monster, die gerne selbst wieder menschlicher werden wollen und dazu unbedingt die besonderen Kinder benötigen. Die genaueren Umstände werden hier noch nicht genau geklärt - dafür gibt es schließlich auch noch Band 2 und 3 der Geschichte.


"Immer wieder gab es dumpfe Explosionen, die ich in meiner Brust wie das Schlagen eines zweiten Herzens spürte, gefolgt von Wellen glühender Hitze, als würde jemand direkt vor mir einen Ofen öffnen und schließen."


Die Charaktere werden von vielen Rezensenten als zu platt und unausgearbeitet kritisiert. Meiner Meinung nach sind sie jedoch genau das, was sie sein sollen: Kinder. Natürlich tun sie seltsame Dinge, verhalten sich sprunghaft, scheinen charakterlich noch sehr unausgegoren zu sein, doch das ist doch genau das, was Kinder ausmacht. Sie sind liebenswert, in ihrer Entwicklung jedoch unfertig und das kann man dem Buch sehr schön anmerken. Da die Geschichte ein Jugendbuch für die Altersgruppe zwischen 12 und 16 darstellt, ist es meiner Meinung nach vielmehr eine Stärke, dass wir einen direkten Blick auf die Charaktere ermöglicht bekommen, der keineswegs wertend oder tiefgründig sein muss. Lediglich in Bezug auf die wirklich unnötige Liebesgeschichte kann ich der Mehrheit der anderen Rezensenten zustimmen: die schadet der Glaubwürdigkeit der Story mehr, als dass sie nutzt.


"...Sie waren die Götter in diesem seltsamen kleinen Universum, und ich war ihr Gast..."



Das Ende scheint mit einem kurzen Showdown nicht recht zum gemäßigten Rest passen zu wollen und auch ganz am Ende bleibt einiges offen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf die Fortsetzungen, die in nächster Zeit unbedingt bei mir einziehen müssen.


Fazit:


Ein mystischer Auftakt einer originellen Reihe, die durch beiläufige Spannung, surrealem Grusel und innovativer Fantastik einen wundervollen Sog ausbildet. Oft ist die Geschichte in ihrer Absurdität abstoßend und anziehend zugleich und wird selbst zu einem magischen Rückzugsort in der ermüdenden Realität.