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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

Bietet vor allem große Versprechungen und viel Meinung...

Die subtile Kunst des darauf Scheißens
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"The Subtle Art of Not Giving a Fuck" reiht sich bei mir in die lange Reihe an Selbsthilfe-Ratgebern ein, die durchaus ein paar interessante Punkte enthielten, mich aber insgesamt doch nur mäßig überzeugen ...

"The Subtle Art of Not Giving a Fuck" reiht sich bei mir in die lange Reihe an Selbsthilfe-Ratgebern ein, die durchaus ein paar interessante Punkte enthielten, mich aber insgesamt doch nur mäßig überzeugen konnten. Egal ob bekannte Titel wie "Hör auf zu glauben, was du denkst", "101 Essays, die dein Leben verändern werden" oder "50 Sätze, die das Leben leichter machen" - sie folgen einer einfachen, einleuchtenden Prämisse, wiederholen sich im Verlauf des Buches aber auch ziemlich oft und verlieren sich in einfachen Dogmen, statt sich wirklich tiefgreifend mit einem Thema auseinanderzusetzen. So leider auch dieser Ratgeber. Obwohl er verspricht, ganz anders zu sein als die anderen Bücher des Genres und einen konterintuitiven Ansatz zu wählen (ja, das Pick-Me-Buch des Genres), enthält "The Subtle Art of Not Giving a Fuck" vor allem große Versprechungen und viel Meinung, aber eher wenig gesicherten Inhalt. Und mit Inhalt meine ich erprobte Strategien, Standpunkte von ExpertInnen, Studienergebnisse oder irgendeine Form von glaubhaften Beweisen, die das Gesagte unterstützen...

"Who you are is defined by what you’re willing to struggle for."


Eine englischsprachige Rezensentin auf Goodreads schrieb in ihrer Rezension, dass Buch lese sich als würde man in einer Bar sitzen und einem Boomer-Besserwisser dabei zuzuhören, wie er einem alles über das Leben erzählt, ohne irgendwelche Beweise anzuführen. Ich musste richtig lachen, weil das meine Erfahrung mit dem Buch eigentlich perfekt zusammenfasst. Mark Manson schreibt sehr flapsig, umgangssprachlich und geizt nicht mit der Verwendung von Kraftausdrücken und Fäkalsprache. Das passt zwar zu der Gespräch-in-der-Bar-Atmosphäre und sorgt für einen hohen Unterhaltungswert beim Lesen. Leider machen aber die Ersetzung der meisten Verben durch das Wort "fuck", Witze über Scheiße oder sexistische Bemerkungen noch keinen guten Schreibstil.

"You and everyone you know are going to be dead soon. And in the short amount of time between here and there, you have a limited amount of fucks to give. Very few, in fact. And if you go around giving a fuck about everything and everyone without conscious thought or choice—well, then you’re going to get fucked."

Das merkt man auch daran, dass sowohl persönliche Anekdoten als auch Geschichten über historische Figuren oder Studienergebnisse immer wieder lose eingestreut werden und wild zwischen verschiedenen Denkschulen, Argumentationen und inhaltlichen Punkten gewechselt wird. So liest sich das Buch wild zusammengestückelt und ich hätte mir etwas mehr Struktur in der Zusammenstellung der einzelnen inhaltlichen Punkten gewünscht. Wir springen laufend von Themen wie Beziehungen über persönliche Ziele zu philosophischen, existenziellen Fragen und wieder zurück zu ganz alltäglichen Problemen, sodass man drei Sätze später wieder vergessen hat, was einem zuvor als interessanter Punkt erschien.
:
"Our crisis is no longer material; it’s existential, it’s spiritual. We have so much fucking stuff and so many opportunities that we don’t even know what to give a fuck about anymore."

Alles in allem hat mich das Buch also leider nicht zu tiefgründigen, neuen Erkenntnissen geführt. Zugutehalten muss ich dem Autor aber, dass er mit seiner Kritik an der Idee des positiven Denkens und vieler moderner Coachings und Methoden durchaus einen Punkt hat und viele spannende Denkansätze in den 212 Seiten vorkommen. So habe ich zum Beispiel während des Hörens angeregt darüber nachgedacht, was eigentlich die genauen Werte sind, nach denen ich mein Handeln und meine Ziele ausrichte und inwiefern falsche Werte die Ursache für Schwierigkeiten in manchen Bereichen meines Lebens sind. Solche Punkte muss man aber aktiv suchen und dabei am besten die vielen "fucks" überlesen...!


Fazit


Ein unterhaltsamer Ratgeber, dessen teilweise interessanten Punkte aber im inflationären Gebrauch des Wortes "fuck" und sprunghaften Themenwechseln untergehen. So bietet das Buch vor allem große Versprechungen und viel Meinung...

Veröffentlicht am 23.06.2024

Bietet vor allem große Versprechungen und viel Meinung...

Die subtile Kunst des darauf Scheißens
0

"The Subtle Art of Not Giving a Fuck" reiht sich bei mir in die lange Reihe an Selbsthilfe-Ratgebern ein, die durchaus ein paar interessante Punkte enthielten, mich aber insgesamt doch nur mäßig überzeugen ...

"The Subtle Art of Not Giving a Fuck" reiht sich bei mir in die lange Reihe an Selbsthilfe-Ratgebern ein, die durchaus ein paar interessante Punkte enthielten, mich aber insgesamt doch nur mäßig überzeugen konnten. Egal ob bekannte Titel wie "Hör auf zu glauben, was du denkst", "101 Essays, die dein Leben verändern werden" oder "50 Sätze, die das Leben leichter machen" - sie folgen einer einfachen, einleuchtenden Prämisse, wiederholen sich im Verlauf des Buches aber auch ziemlich oft und verlieren sich in einfachen Dogmen, statt sich wirklich tiefgreifend mit einem Thema auseinanderzusetzen. So leider auch dieser Ratgeber. Obwohl er verspricht, ganz anders zu sein als die anderen Bücher des Genres und einen konterintuitiven Ansatz zu wählen (ja, das Pick-Me-Buch des Genres), enthält "The Subtle Art of Not Giving a Fuck" vor allem große Versprechungen und viel Meinung, aber eher wenig gesicherten Inhalt. Und mit Inhalt meine ich erprobte Strategien, Standpunkte von ExpertInnen, Studienergebnisse oder irgendeine Form von glaubhaften Beweisen, die das Gesagte unterstützen...

"Who you are is defined by what you’re willing to struggle for."


Eine englischsprachige Rezensentin auf Goodreads schrieb in ihrer Rezension, dass Buch lese sich als würde man in einer Bar sitzen und einem Boomer-Besserwisser dabei zuzuhören, wie er einem alles über das Leben erzählt, ohne irgendwelche Beweise anzuführen. Ich musste richtig lachen, weil das meine Erfahrung mit dem Buch eigentlich perfekt zusammenfasst. Mark Manson schreibt sehr flapsig, umgangssprachlich und geizt nicht mit der Verwendung von Kraftausdrücken und Fäkalsprache. Das passt zwar zu der Gespräch-in-der-Bar-Atmosphäre und sorgt für einen hohen Unterhaltungswert beim Lesen. Leider machen aber die Ersetzung der meisten Verben durch das Wort "fuck", Witze über Scheiße oder sexistische Bemerkungen noch keinen guten Schreibstil.

"You and everyone you know are going to be dead soon. And in the short amount of time between here and there, you have a limited amount of fucks to give. Very few, in fact. And if you go around giving a fuck about everything and everyone without conscious thought or choice—well, then you’re going to get fucked."

Das merkt man auch daran, dass sowohl persönliche Anekdoten als auch Geschichten über historische Figuren oder Studienergebnisse immer wieder lose eingestreut werden und wild zwischen verschiedenen Denkschulen, Argumentationen und inhaltlichen Punkten gewechselt wird. So liest sich das Buch wild zusammengestückelt und ich hätte mir etwas mehr Struktur in der Zusammenstellung der einzelnen inhaltlichen Punkten gewünscht. Wir springen laufend von Themen wie Beziehungen über persönliche Ziele zu philosophischen, existenziellen Fragen und wieder zurück zu ganz alltäglichen Problemen, sodass man drei Sätze später wieder vergessen hat, was einem zuvor als interessanter Punkt erschien.
:
"Our crisis is no longer material; it’s existential, it’s spiritual. We have so much fucking stuff and so many opportunities that we don’t even know what to give a fuck about anymore."

Alles in allem hat mich das Buch also leider nicht zu tiefgründigen, neuen Erkenntnissen geführt. Zugutehalten muss ich dem Autor aber, dass er mit seiner Kritik an der Idee des positiven Denkens und vieler moderner Coachings und Methoden durchaus einen Punkt hat und viele spannende Denkansätze in den 212 Seiten vorkommen. So habe ich zum Beispiel während des Hörens angeregt darüber nachgedacht, was eigentlich die genauen Werte sind, nach denen ich mein Handeln und meine Ziele ausrichte und inwiefern falsche Werte die Ursache für Schwierigkeiten in manchen Bereichen meines Lebens sind. Solche Punkte muss man aber aktiv suchen und dabei am besten die vielen "fucks" überlesen...!


Fazit


Ein unterhaltsamer Ratgeber, dessen teilweise interessanten Punkte aber im inflationären Gebrauch des Wortes "fuck" und sprunghaften Themenwechseln untergehen.

Veröffentlicht am 17.06.2024

Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt!

Das Labyrinth des Fauns
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Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch ...

Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.

Schreibstil
: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen.

Figuren:
Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!


Die Zitate


"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."

"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."

"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."

"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."



Das Urteil:


Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.06.2024

Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt!

Das Labyrinth des Fauns
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Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch ...

Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.

Schreibstil
: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen.

Figuren:
Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!


Die Zitate


"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."

"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."

"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."

"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."



Das Urteil:


Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.

Veröffentlicht am 17.06.2024

Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt!

Das Labyrinth des Fauns
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Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch ...

Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.

Schreibstil
: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen.

Figuren:
Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!


Die Zitate


"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."

"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."

"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."

"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."



Das Urteil:


Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.