Atmosphärischer, lebendiger als Band 1 und vor allem: authentisch.
It was always loveSchon der erste Teil der Blakely-Brüder-Dulogie von Nikola Hotel hat mich mitgerissen und bezaubert. Während "It was always you" jedoch noch ein wenig oberflächlich war und auf einige Klischees aufbaute, ...
Schon der erste Teil der Blakely-Brüder-Dulogie von Nikola Hotel hat mich mitgerissen und bezaubert. Während "It was always you" jedoch noch ein wenig oberflächlich war und auf einige Klischees aufbaute, ist der Nachfolger "It was always love" um einiges atmosphärischer, lebendiger und vor allem: authentisch.
"Your lips, my lips, apocalypse. Weil Noah zu küssen sich genauso anfühlt. Nicht wie eine Katastrophe, das Ende einer Geschichte, sondern wie der Neuanfang danach."
Die Gestaltung ist wieder ein Traum und passt wunderbar zum ersten Band. Glitzerstaub auf dunklem, Grund - eine bessere Metapher für die Grundstimmung der Geschichte hätte ich mir nicht ausdenken können und in Verbindung mit dem geschwungen geletterten, passenden Titel ist das Cover einfach ein Hingucker! Dieses Mal ist der Hintergrund in einem warmen beerenrot gehalten, was mir in Kombination mit den hellen Lichtpunkten fast noch besser gefällt als das kühle Blau des ersten Teils. Doch "It was always love" ist nicht nur äußerlich eine Schönheit, sondern kann auch innerhalb der Buchdeckel mit einer total liebevollen Gestaltung glänzen. Neben den geschwungenen Kapitelüberschriften und den toll gestalteten Leselaschen sind es vor allem die ganzseitigen Handletterings der Illustratorin Carolin Magunia, die es mir angetan haben. Genau wie Ivy im ersten Teil lettert auch Aubree Sprüche, To-do-Lists, Gedanken und Zitate, die ihr in ihrem Alltag begegnen als Art Tagebuchersatz in ihr Bullet Journal, welche wir dann auf der passenden Seite sehen können. Sprüche wie "don´t give a fuck (unless you are fucking, then give everything)" oder "better an oops than a what if" haben die Story für mich angenehm abgerundet und oftmals auch zum Schmunzeln gebracht. Hier sind die einzelnen Letterings auch um einiges abwechslungsreicher gestaltet als im ersten Teil, sodass hier der Text spritzig aufgelockert wird.
Erster Satz: "Mit einem mulmigen Gefühl starre ich auf das Formular."
Als Aubree in ihr Journal lettert "damn, you had me at hello", dachte ich nur "ja Aubree, mich auch." Denn diese Geschichte konnte mich von der ersten Seite an packen und hat mich nicht wieder losgelassen. Dabei passiert handlungstechnisch auf den gut 470 Seiten nicht allzuviel und die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit, ihre Figuren im Alltag vorzustellen und langsam aneinander zu gewöhnen. Im Prinzip begleiten wir Aubree und Noah also bei so alltäglichen Dingen wie Essen, Einkaufen, Videospiele spielen, Box-Training oder Stallbesuche - nicht gerade, was man unter einem hochspannenden Plot verstehen würde. Doch gerade weil hier vieles so alltäglich ist, kann man sich sehr gut auf die sich langsam entwickelnde Spannung zwischen Aubree und Noah, sowie die ans Licht kommenden Geheimnisse und Hintergründe der Geschichte konzentrieren. Wie sich die beiden verlorenen Seelen finden und vorsichtig aufeinander einlassen ist wirklich wunderschön mitanzusehen! Eigentlich passiert nicht viel, aber trotzdem sorgen die prickelnde Anziehungskraft, die unterdrückten Gefühle, die schwelenden Geheimnisse und die neuen und alten verheilten Wunden für eine unterschwellige Spannung, die einen nicht mehr los lässt.
"Er hat dieses Zimmer mir überlassen. Seinen einzigen Rückzugsort. Alles, was er hat.
Ich schlucke. Nein, das stimmt nicht. Noah hat noch viel mehr. Er hat eine umwerfend tolle Stimme. Er hat raue Hände, einen Körper voller Bilder und Songtexte und die faszinierendsten grünen Augen, die ich je gesehen habe."
Für diese Spannung sorgt auch die unfassbare Chemie zwischen Noah und Aubree. Ich weiß wirklich nicht, wie Nikola Hotel das angestellt hat, aber hier konnte ich das Knistern durch die Seiten hindurch zwischen meinen Fingern spüren (ich erinnere an eine gewisse Szene unter der Dusche - denn irgendwie scheint es Nikola Hotel mit Duschszenen zu haben 😅). Zwar waren schon Ivy und Asher mit ihrer Forbidden-Love-Stiefgeschwister-Konstellation ziemlich heiß, doch die beiden Figuren in diesem Teil toppen das nochmal um Längen. Doch die Autorin legt nicht nur in Sachen Chemie ordentlich zu - ein weiteres großes Plus gegenüber dem ersten Teil sind die ernsthafteren Themen, die hier angesprochen werden. Nikola Hotel geht diese emotional, sensibel und zart romantisch an, sodass einem als Leser das Herz aufgeht. Zwar bleibt einiges nur angerissen und von anderen Aspekten wie zum Beispiel Noahs Verhältnis zu seinem Vater oder Aubrees Freundschaft zu Ivy hätte ich mir mehr erwartet, dennoch wirkt diese Geschichte bedeutungsvoller, wichtiger und tiefgründiger als der unterhaltsame erste Teil.
"Fuck, ich kann wahrscheinlich nie wieder an etwas anderes denken, und jetzt kapiere ich, warum man Stürme nach Frauen benennt." Er lacht leise. "Du bist ein verdammter Sturm. Du hast mich einfach mitgerissen."
Auch die Figuren an sich sind mir wesentlich mehr ans Herz gewachsen als Ivy und Asher. Das lag vor allem daran, dass sie von Anfang an nicht in typische Klischees gepasst und mit ihrer Widersprüchlichkeit ein lebendiges, rundes Bild abgegeben haben. Aubree ist stark, kreativ, selbstbewusst aber in gewisser Hinsicht doch so verletzlich, dass man sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Noah hingegen ist zwar manchmal unbeholfen, aber erfrischend direkt, ehrlich und mit seiner sensiblen Art einfach nur liebenswert. Zwar muss man sich erstmal an seine Art zu sprechen gewöhnen (und all die Flüche und "Fucks" mit der Zeit ausblenden), ich konnte mich aber viel mehr mit ihm identifizieren als ich noch im Vorgängerband angesichts seiner wankelmütigen, mürrischen Darstellung erhofft hatte. Außerdem gibt es auch hier tolle Nebenfiguren, die mich immer wieder zum Lächeln gebracht haben. Vor allem eine gewisse Szene mit der kleinen Frida (eingeweihte Leser werden wissen, was ich meine), ist mir ans Herz gegangen. Addiert man nun noch Nikola Hotels spritzigen Schreibstil zur Gleichung hinzu, ist ein emotionales Auf und Ab garantiert. Sie scheut zwar nicht das große Drama, hat durch ihre sensible und zart romantische Art, die Gefühle der Protagonisten auszudrücken aber trotzdem mein Herz gewonnen. Ein bisschen Ironie, Humor, viele Anspielungen auf Filme und Serien und natürlich auch ein paar erotische Szenen dürfen nicht fehlen... So entsteht ein atmosphärisches, lebendiges, authentisches Gesamtbild, in das ich mich verlieben musste.
"Ich bin etwas Besonderes", sagt Noah.
"Ich bin etwas Besonderes", flüstert Frida hochkonzentriert.
"Und wenn ich hinfalle?", fragt Noah.
"Dann stehe ich wieder auf", beendet Frida den Satz."
Die Auflösung am Ende wirkt dann objektiv betrachtet an einigen Stellen vielleicht ein wenig konstruiert und böse Zungen könnten das Ende auch als überdramatisch sowie den Epilog als übereilt bezeichnen, dennoch mochte ich, wie sich nach langem Rätseln die einzelnen Puzzleteile ineinanderfügen und die Protagonisten ihr Happy End erhalten. Alles in allem hat die kontrastreiche Love Story also alles, was man sich als schmachtender Leser nur wünschen kann: ein anbetungswürdige sensibler Love-Interest, der viel mehr empfindet, als auf den ersten Blick ersichtlich ist (klarer Fall von "harte Schale, weicher Kern"), eine sympathische, verletzliche aber auf ihre Weise starke Protagonistin und natürlich dramatische Umstände, die ihnen im Weg stehen.
"Love makes the shy brave and the brave shy." (...) ich weiß nicht, ob das hier Liebe ist. Oder ob ich vorher mutig oder schüchtern gewesen bin. Und erst recht nicht, was davon ich jetzt bin. Ich weiß nicht, wie mutig ich sein kann, aber ich weiß, dass ich Noah so nicht verabschieden will."
Fazit:
"It was always love" überzeugt mit vielschichtigeren Figuren, ernsthafteren Themen, einer knisternderen Chemie und emotional mitreißenderen Atmosphäre als der Vorgänger. In diese atmosphärische, lebendige und authentische Geschichte muss man sich einfach verlieben!