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Veröffentlicht am 03.08.2017

Lehrreiches Buch mir Feingefühl

Er hieß Jan
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Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
! Erhielt ...

Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
! Erhielt 1987 den Roswitha-Preis!


Inhalt:

Zwei Bäuerinnen und ein französischer Kriegsgefangener verstecken die siebzehnjährige Regine. In der Rückblende erfahren wir, was geschehen ist: Regine hat den polnischen Zwangsarbeiter Jan kennen gelernt. Anfänglich wollte sie mit dem »polnischen Untermenschen« nichts zu tun haben. Nach und nach aber beeindruckt sie der junge Mann tief. Die nun beginnende Liebesgeschichte bringt beide in tödliche Gefahr...


Über die Autorin:

Auch wenn ich sonst nicht oft etwas über die Autoren der Bücher schreibe, die ich vorstelle (da ich finde, dass der Lebenslauf nicht viel zur Entscheidung, ob man ein Buch liest oder nicht beiträgt), finde ich das Lebenswerk von Irina Korschunow einfach sehr beeindruckend und will ihn deshalb nochmals anführen. Lest selbst:

Irina Korschunow stammt aus einer deutsch-russischen Familie. Sie wurde am 31. Dezember 1925 in Stendal geboren und ist auch dort aufgewachsen. Sie studierte Germanistik in Göttingen und schrieb sich vor allem mit ihren Kinderbüchern in die Herzen ihrer Leser. Am 31. Dezember 2013 ist sie in München verstorben.
Als Kinderbuchautorin wurde sie zunächst durch ihre ›Wawuschel‹-Bände bekannt. Neben zahlreichen weiteren Kinderbüchern, die in viele Sprachen übersetzt und vielfach mit Preisen bedacht worden sind, wurden besonders ihre Erstlesetexte ›Hanno malt sich einen Drachen‹ und ›Der Findefuchs‹ große Erfolge und zählen längst zu Klassikern ihres Genres.
Neben unzähligen Kinderbüchern legte Irina Korschunow auch drei sehr erfolgreiche Jugendromane vor, die zeitnahe Probleme behandeln. In letzter Zeit ist Irina Korschunow besonders durch Romane für Erwachsene hervorgetreten, die große Beachtung fanden.

Für ihr Gesamtwerk erhielt sie die Roswitha-Gedenkmedaille, den Literaturpreis der Stadt Gandersheim. Irina Korschunow über ihr künstlerisches Selbstverständnis:

»Autorin, ganz einfach Autorin. Unter anderem deshalb, weil dann den Leuten, die sich theoretisch mit mir zu befassen haben, die Einordnung meiner schreibenden Person leichter fiele. Denn es gibt von mir neben Büchern für Kinder auch Bücher für Erwachsene, Grund für mancherlei Schwierigkeiten offenbar. Als ›Kinderbuchautorin und Schriftstellerin‹ hat man mich schon bezeichnet, in säuberlichem Kästchendenken, und sogar hin und her überlegt, ob ich vielleicht ein bisschen schizophren sei. Worüber sämtliche Schichten in mir, das Kind, der junge Mensch, der ältere, immer ältere, all das, was sich so übereinander schiebt im Laufe eines Lebens, nun wirklich lachen mussten.«

Allein bei dtv junior hat die Zahl ihrer verkauften Bände längst die Zweimillionengrenze überschritten, viele ihrer Bücher sind auch als Schullektüre bestens etabliert.



Bewertung:

Erster Satz: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...

Schon als Kind habe ich ihre Geschichten geliebt. "Hanno malt sich einen Drachen" oder "Der Findefuchs" gehörten zu meinen Erstlesebüchern, sie hat mich also schon früh beeinflusst. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich ein Erwachsenenbuch von dieser Autorin gefunden habe.

Es gibt zugegebenermaßen viele Bücher über den zweiten Weltkrieg, doch diese Geschichte ist irgendwie anders. Die Geschichte des Lebens während des Krieges aus der Sicht eines deutschen Mädchens zu erzählen, die durch eine Liebesbeziehung mit einem polnischen Zwangsarbeiter in tödliche Gefahr gebracht wurde, ist eine sehr abwechslungsreiche und neue Art der perspektivischen Darstellung.


Das Buch beginnt ziemlich unverblümt mit der Flucht der Protagonistin Regine, die ihre derzeitige Zufluchtsstätte beschreibt. Ihr habt es oben gelesen: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...". Viel hat die junge Frau nicht, fühlt sie eingesperrt, hoffnungslos, verängstigt und alleine. Man wird von ihren Emotionen geradezu überwältigt, obwohl man noch nicht einmal weiß, was eigentlich passiert war. Wir werden ganz langsam durch die Erinnerfetzen und Mini-Rückblenden gefüttert, die im Buch verstreut sind und erfahren, wie sie Jan kennenlernte und damit alles anders wurde. Der Einstieg ist alles andere als leicht, durch stetige Informationszufuhr wird die Story aber am Laufen gehalten und wir erfahren, wo sich Regine befindet, wer die anderen Personen sind und welche Einstellung sie eigentlich hatte. Sehr einfühlsam wird dem Leser durch viele Rückblenden gezeigt, wie es eigentlich zu ihrer Flucht kam, warum sie ihre Einstellung geändert hat, warum sie auf dem Bauernhof untertauchen konnte und nebenher bekommen wir auch den zweiten Weltkrieg gut aufgeklärt, aber eben in einer weniger schrecklichen, jugendgerechten Fassung.

Nun zum genauen Inhalt, der meiner Meinung nach im Klapptext des Buches mehr schlecht als Recht getroffen wurde:
Als die 17jährige Regine 1944 den jungen polnischen Zwangsarbeiter Jan in einer Gärtnerei kennenlernt, ist sie eine überzeugte Nationalsozialistin.
Sie hält Jan für einen 'Untermenschen' und will nichts mit ihm zu tun haben. Doch dann verliebt sich Regine in Jan. Sie müssen sich heimlich treffen, denn nach den nationalsozialistischen Gesetzen ist eine solche Beziehung verboten und eine tödliche Gefahr. Erst durch ihre Liebe zu Jan nimmt Regine die menschenunwürdige Behandlung der 'Fremdarbeiter' wahr und erkennt die Sinnlosigkeit. Ihr Glaube an die nationalsozialistischen Ideale zerbricht.
Regine und Jan werden an die Gestapo verraten und festgenommen. Vor den Augen der neugierigen Nachbarn scheren die Gestapo-Männer Regine das Haar und beschimpfen sie als „Polenhure". Regine schneidet man die Haare ab, als es nachts erneut Fliegeralarm gibt, lässt der Wärter Regine frei, da das Gefängnis bereits getroffen wurde. Sie flüchtet zum Henninghof, wo sie im Sommer bei der Ernte geholfen hat. Die Bäuerin versteckt sie in der Giebelkammer. Was aus Jan geworden ist, weiß sie nicht, sie befürchtet, dass er von den Nationalsozialisten getötet wurde. Doch was wird jetzt aus ihr?

Wie gesagt, basiert ein Großteil der Geschichte auf Rückblenden, was das Lesen etwas schwierig, aber sehr interessant macht. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und schildert die Ereignisse im Rückblick aus Regines Sicht. Regine berichtet aus der Giebelkammer über die Ereignisse mit Jan, den Krieg sowie das gegenwärtige Geschehen auf dem Hof. Durcheinander, unchronologisch, unreflektiert und ungeschönt erfahren wir langsam, was passiert ist und lernen die einzelnen Personen kennen. Ihre Mutter, die eigentlich ein guter Mensch ist, aber für die jedes Wort Hitlers Gesetz ist; Ihre Großmutter, für die Ordnung die Welt ist; Herr Steffens, bei dem Jan wohnt wie viele andere Zwangsarbeiter; Jan, der so anders ist und gar nicht in Regines Weltbild passt und natürlich unsere Protagonistin selbst.
Zwischendurch wird das Leben auf dem Bauernhof geschildert und auch dort kann man sich die Personen lebhaft vorstellen.


"Ich möchte, dass wir den Krieg verlieren. Vor vier Monaten - wenn ich vor vier Monaten diese Worte gehört hätte, ich wäre zur Polizei gegangen. Einer, der uns in den Rücken fällt, den Soldaten, der Heimat, dem Führer. Ich hätte ihn angezeigt, vor vier Monaten noch. Auch damals hieß ich Regine Martens, hatte blonde Haare, graue Augen, war 158 groß, schlank, mit langen Beinen. Genau wie heute."


Die 17-jährige Regine war mir zu Beginn wirklich unsympathisch, da sie blind den Nazi-Idealen hinterherlief und nichts hinterfragte, was ihr gesagt wurde. Sehr interessant war es dann zu sehen, wie sie sich langsam entwickelte, begann, Fragen zu stellen und ihr Weltbild zu überdenken.
Zuerst glaubte sie und ihre Mutter noch felsenfest an den Teilsieg Polens und den Endsieg Deutschlands im Krieg, denn ihre norddeutsche Stadt Steinbergen und deren 30000 Einwohner waren bisher noch von Bomben- und Giftgasangriffen verschont geblieben. Obwohl der Vater in Russland ist, verdrängt die junge Gymnasiastin die Gedanken an das Schicksal der jüdischen Mitbürger, der Anhänger von SPD und KPD, sowie der Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter. Die Suche nach dem kleinen privaten Glück in Form von Tanzstunden oder zusätzlichen Essensrationen ohne Marken steht im Vordergrund. Dies ändert sich für Regine aber schlagartig, als sie den 22-jährigen polnischen Fremdarbeiter Jan kennen und lieben lernt.


**Achtung Spoiler:*

Diese eine Begegnung ändert alles:
Es ist der 12. September 1944, Regines 17. Geburtstag, nachts unmittelbar nach einem Fliegeralarm in der norddeutschen Stadt Steinbergen. Im Freien liegt ein verwundeter Pole, während sein Kollege nach Hilfe Ausschau hält. Als er Regine mit ihrer „Erste-Hilfe-Tasche“ erblickt, spricht er sie an und bittet sie um Hilfe. Obwohl Regine überzeugte Nationalsozialistin ist, leistet sie dem Polen Erste Hilfe. Am nächsten Morgen, als sie beim Gärtner Steffens Gemüse holen geht, sieht sie den Freund des verwundeten Polen wieder.
Der Student, dessen Vater gleich nach Kriegsbeginn von den Nazis in Polen umgebracht wurde, arbeitet in der Gärtnerei von Herrn Steffens, welcher ihn gut behandelt, weil er ihn an seinen eigenen Sohn erinnert, der Soldat in Russland ist, heißt Jan.
Regine erzählt, dass sie Geburtstag hat. Daraufhin lädt Herr Steffens die beiden auf einen Schnaps ein. Regine und Jan lernen sich besser kennen und verlieben sich ineinander. Sie treffen sich regelmäßig nachts in Herrn Steffens Schuppen. Dort reden sie über viele Dinge, insbesondere über den Krieg. Durch den Kontakt mit Jan verliert Regine allmählich ihre nationalsozialistische Überzeugung. Wie kann sie sich in jemanden verlieben, der nichts wert ist, keine Seele hat? So will sie aus der von den Nazis reglementierten Welt ausbrechen, nicht weil sie revolutionär ist, sondern weil sie sich gegen ihre Liebe nicht wehren kann. Rapide ändert sich ihre Einstellung, ihre Wahrnehmung, was man auch sehr gut an ihrem Berichtstil erkennen kann.
In einem Deutschaufsatz schreibt sie über die Sinnlosigkeit des Krieges und nur durch Jans Eingreifen wird sie dabei vor Schlimmerem bewahrt. Sie glaubt nun nicht mehr länger an die Propagandasprüche des NS-Systems und verrät sich beinahe während einer Geburtstagsfeier, als sie sich scharf gegen die Abwertung russischer Gefangener als Tiere wendet.
Ihre Entwicklung und die Geschichte enden dann auf dem Bauernhof, wo die Geschichte begann. Das dauernde Eingeschlossensein, die Angst vor nochmaliger Entdeckung ließen sie zuerst nicht zur Ruhe kommen. Doch nachdem sie die ganze Geschichte während der Erzählung des Buches reflektiert hat und mit fortschreitender Zeit, die nun im Gegensatz zu früher für sie langsam zu vergehen scheint, gelingt es ihr, durch Erinnerungen an die Vergangenheit, mit sich ins Reine zu kommen. Auch die Gespräche, die sie mit den drei Hofbewohnern der alten Bäuerin Frieda Henning, ihrer Tochter Gertrud Happke und dem französischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter Maurice führen kann, helfen ihr bei diesem Selbstfindungsprozess. Am Schluss des Buches wird ihr mehr und mehr klar, dass sie den geliebten Jan wohl nicht wieder sehen wird. Aber sie hat nun keine Angst mehr vor
dem Weiterleben und will nach dem Ende des Krieges damit beginnen, »Spuren zu legen«, was Jan
einmal als den Sinn des Lebens bezeichnet hat.

*Spoiler Ende**


Die Geschichte von Regine und Jan vermittelt authentische Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus und vor allem über Leben und Verhalten der Menschen in einer deutschen Stadt während des Krieges: Die unmenschliche Behandlung von Zwangsarbeitern, die Angst vor Denunziation und die Strafmaßnahmen gegenüber denen, die nationalsozialistische Gesetze missachteten. Sie erzählt aber auch von Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrten und anderen halfen.

Das Buch ist meiner Meinung nach allen Jugendlichen zu empfehlen, die sich in irgendeiner Form mit der Thematik beschäftigen, sei es in der Schule in Jugendgruppe oder auch zu Hause. Es sollte allerdings lieber nicht früher als 12 Jahre gelesene werden, da es sich um hierbei ein komplexes Thema handelt, das ohne eine gewisse Reife nicht verstanden und aufgearbeitet werden kann. Doch dieses Potential birgt dieser Roman auf jeden Fall!
Der Schreibstil Irina Korschunow ist wirklich beeindruckend: Sie schildert das Leben in Deutschland während des Krieges so genau, dass man fast denkt es wäre kein Roman so eine Auto-Biographie. Auch durch gekonnte Dialoge beweist sie immer wieder, dass sie das Handwerk des Schreibens exzellent beherrscht.

Das Ende des Buches ist ein wenig eigen. Mas steht kurz vor dem Ende des Krieges und geht daovn aus, dass dieser auch noch im Buch endet und Regine sich zumindest auf die Suche nach Jan machen kann. Doch das ist nicht der Fall, und das Buch endet einige Monate vorm Kriegsende. Das ist auf der einen Seite etwas schade, denn auch wenn man weiß, dass sie überleben wird, fehlt einfach der Abschluss der Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite endet das Buch super mit einem Zitat Jans, das dem Leser klar macht, dass sie über ihn hinweg ist und neuen Mut gefunden hat, weiter zu leben, ob sie ihn nun findet - tot oder lebendig.


Fazit:

Ein lehrreiches Buch mit Feingefühl, das zugleich traurig und wunderschön ist und sich auf sehr interessante Weise mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges auseinander setzt. Eine Empfehlung an alle!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Wunderschönes Jungendbuch

Der Schimmer des Ledger Kale
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Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer ...

Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer



Inhalt:

Stell dir vor, deine Schwester wagt sich nur noch mit Sturzhelm in deine Nähe. Die Harley Davidson des Sheriffs zerfällt in ein Chaos aus Chrom und Stahl, nur weil du zufällig daran vorbeiläufst. Und eine neugierige Möchtegern-Journalistin wittert die Story ihres Lebens und heftet sich an deine Fersen.
All das ist mir passiert, seit mich an meinem dreizehnten Geburtstag mein Schimmer erwischt hat. Ich bin Ledger Kale, der Junge, der alles zerstört, was aus Metall ist. Und ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Schimmer in den Griff bekommen soll....


Über die Autorin:

Ingrid Law war lange auf der Suche nach ihrem Schimmer. Sie hat Schuhe verkauft, im Buchhandel gearbeitet und anderen Menschen geholfen, einen Job zu finden. Heute lebt sie mit ihrer Tochter in Colorado. Ihr erstes Buch, "Schimmer", wurde aus dem Stand heraus ein großer Erfolg.


Bewertung:

Dieses Buch habe ich vor kurzem bei einer Buchaktion gekauft und sofort gelesen. Der erste Teil "Schimmer" habe ich irgendwann mal geschenkt bekommen und zuerst nicht sonderlich gemocht, da die Geschichte doch etwas schräg ist. Als ich das Buch aber ein weiteres Mal gelesen habe, habe ich das Buch wirklich geliebt, gerade weil es so anders ist!


"In meiner Familie waren dreizehnte Geburtstage wie Zeitbomben, nur ohne brennende Zündschnur oder piepsenden Countdown, der einem verriet, wann man besser Ohrstöpsel einsetzen, in Deckung gehen und sich auf etwas gefasst machen oder schleunigst Reißaus nehmen sollte."


Auch dieses Buch ist wieder erfrischend komisch. Diesmal geht es nicht mehr um die junge Mibs, sondern um ihren Cousin Ledger. "Der Schimmer des Ledger Kale" ist also zwar Fortsetzung zu "Schimmer", kann aber als Einzelband ohne Verständnisschwierigkeiten gelesen werden.
Trotzdem geht es im Grunde um dasselbe - Ledgers und Mibs Familie hat eine besondere Gabe: einen Schimmer, der ganz außergewöhnlich sein kann. Sein Opa versetzt Berge, die Oma sammelt Lieder in Einmachgläsern, sein Cousin Fish verursacht Stürme, Rocket sprüht elektrische Funken. Und dann Mibs, die mit Tattoos sprechen und so Gedanken lesen kann.

Das Cover ist grundsätzlich im selben Stil wie Band 1 gestaltet, unterscheidet sich aber trotzdem sehr. Bei Band 1 ist ein Mädchen mit Zöpfen von hinten zu sehen, hier ein Junge, dessen Gesicht hinter einem Vorhang aus braunen Haaren verborgen ist. Beide Male kann man die Gesichter nicht erkennen, was auch als Metapher gesehen werden kann, wenn man beide Bücher gelesen hat. Das Cover ist in hellem Mint-Grün gehalten, durch metallische Gegenstände und orangene Linien wird der Stress verdeutlicht, der durch seinen Schimmer ausgelöst wird. Das war bei Teil 1 genauso, wo um die junge Mibs verzerrte Bilder zusehen sind, darunter eine Person, die sich die Ohren zu hält. Das passt sehr gut, da sie mit Stimmen konfrontiert wird, die sie eigentlich nicht hören will. Der Titel "Schimmer" steht wieder geschwungen auf dem Körper des Jugendlichen, diesmal jedoch in klaren Großbuchstaben.

Wie all seine Verwandten wird auch Ledger an seinem 13. Geburtstag eine besondere Gabe erhalten und die ganze Verwandtschaft hält den Atem an, was seine ganz besondere Eigenschaft wird. Doch Ledgers Geburtstag geht enttäuschender Weise überraschungslos vorbei - bis er merkt, dass er mechanische Geräte aus seiner Umgebung zerstört. Dumm nur, dass die Familie zu einer Hochzeit eingeladen ist - die Reise gestaltet sich sehr pannenreich. Und gerade erst angekommen, stolpert er über die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane, ebenfalls dreizehn, die eine große Story wittert und ihm schnurstracks zum Hof seines Onkels folgt. Als Ledger aus Versehen die Hochzeitsparty sprengt und Sarah Jane alles brühwarm mitbekommt, denkt er schlimmer könnte es nicht mehr kommen. Als Gefahr für sich selbst und seine Umgebung darf er die Farm nicht mehr verlassen, bis er den Schimmer beherrscht- was für immer bedeuten könnte. Doch dann lernt er, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst Vertrauen entgegenzubringen. Als die Farm seines Onkels und seine Kusine in Gefahr geraten, schlägt seine große Stunde...


"Unsere Familie ist genau wie alle anderen. Wir werden geboren, und irgendwann später sterben wir. Und in der Zwischenzeit sind wir glücklich und traurig, wir empfinden Liebe und Angst, wir essen und schlafen und wir haben Schmerzen wie alle anderen."


In erster Linie ist das Buch eine schöne Abhandlung über die Pubertät und dass jeder Mensch etwas Besonderes ist. Es geht darum, wie sich die Jugendlichen verändern und sich in sich selbst oft nicht wohlfühlen. Sie müssen lernen sich so zu akzeptieren wie sie sind, was oft nicht einfach ist und unterschiedlich lange dauern kann. Dabei werden der Charakter und die Veränderungen eines heranwachsenden Jungen auf witzige Weise beschrieben.

"Der Schimmer des Ledger Kale" ist vor allem für eine Zielgruppe zwischen 11 und 15 Jahren ausgelegt, kann aber auch von Älteren oder Jüngeren problemlos gelesen werden, da der Stil zum einen erfrischend, einfach und locker ist, die fantasievollen Ideen, schräge Aktionen und wunderbare Wahrheiten aber jeden verzaubern können.
Nachdem Band 1 eher etwas für Mädchen war und Probleme angesprochen wurden, die eher weibliche Teenager interessieren, ist dieses Buch eher für Jungs angelegt, kann natürlich aber jeweils von beiden Geschlechtern gelesen werden.
Hier hat Ledger Probleme mit der Selbstbeherrschung, dem Umgang mit Mädchen, Bevormundung durch die Eltern und permanente Verlegenheit. Natürlich dürfen auch die erste Liebe und die dazugehörigen Schmetterlinge nicht fehlen...

Der Hauptcharakter ist natürlich Ledger Kale, der die Ereignisse aus der Ich-Perspektive schildert. Der Junge ist wirklich interessant, da er eine Entwicklung durchläuft.
Er ist 12 Jahre alt, geht wie alle Kinder in die Schule, hat Freunde und sein großes Hobby ist Laufen. Diese Leidenschaft verbindet ihn mit seinem Vater. Auf dem ersten Blick also alles ganz normal...
Doch die Familie hat ein großes Geheimnis: der Schimmer. So ist auch Ledger gespannt, was auf ihn zukommt. Natürlich will er einen "coolen Schimmer", etwas ganz besonderes sein und ist deshalb erstmal enttäuscht von seiner Gabe, wenn man das überhaupt so nennen kann: da zerlegt er sämtliche Gegenstände, ob Türgriff oder ein komplettes Motorrad, nichts ist vor ihm sicher und am Ende liegt alles in Einzelteilen da. Alles was aus Metall besteht ist potentiell in Gefahr. Völlig überfordert muss er versuchen, sich in den Griff zu bekommen. Er probiert dies auf verschiedenste Weisen, bis er am Ende nach viel Chaos erkennt, dass seine Familie wichtig ist, ihn liebt wie er ist, ihm Rückhalt gibt, egal was er tut. Langsam lernt er, was er mit seinem Schimmer machen kann und schafft es, ihn zu kontrollieren und positiv einzusetzen.


"Unsere Familienregel lautete: Mund halten. Niemand ging das Risiko ein, das Familiengeheimnis zu verraten, es sei denn, er hatte keine andere Wahl."

Und genau dieses Familiengeheimnis, das unter keinen Umständen verraten werden sollte, ist in Gefahr als Ledgers Gegenspielerin, die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane aufkreuzt und in Ledgers Familie eine heiße Story wittert. Zuerst wirkt sie sehr nervig, aufdringlich und unverschämt, doch im Laufe der Geschichte erfährt man mehr über sie...

Das klingt zwar erstmal wirklich schräg, doch ich denke im übertragenen Sinne steckt eine Wahrheit hinter der ganzen Sache, die für jeden Jugendlichen nur gut und bestärkend sein kann: Jeder Mensch will etwas ganz besonderes können oder besitzen - mit ein bisschen Übung und Selbstvertrauen kann jeder seinen individuellen Schimmer haben und einzigartig sein.


Fazit:

Insgesamt ein wunderschönes Jungendbuch, das durch verrückte Charaktere, süße Aussagen und die wohl schrägste Story aller Zeiten punkten kann.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Wunderschönes Jungendbuch

Der Schimmer des Ledger Kale
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Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer ...

Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer



Inhalt:

Stell dir vor, deine Schwester wagt sich nur noch mit Sturzhelm in deine Nähe. Die Harley Davidson des Sheriffs zerfällt in ein Chaos aus Chrom und Stahl, nur weil du zufällig daran vorbeiläufst. Und eine neugierige Möchtegern-Journalistin wittert die Story ihres Lebens und heftet sich an deine Fersen.
All das ist mir passiert, seit mich an meinem dreizehnten Geburtstag mein Schimmer erwischt hat. Ich bin Ledger Kale, der Junge, der alles zerstört, was aus Metall ist. Und ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Schimmer in den Griff bekommen soll....


Über die Autorin:

Ingrid Law war lange auf der Suche nach ihrem Schimmer. Sie hat Schuhe verkauft, im Buchhandel gearbeitet und anderen Menschen geholfen, einen Job zu finden. Heute lebt sie mit ihrer Tochter in Colorado. Ihr erstes Buch, "Schimmer", wurde aus dem Stand heraus ein großer Erfolg.


Bewertung:

Dieses Buch habe ich vor kurzem bei einer Buchaktion gekauft und sofort gelesen. Der erste Teil "Schimmer" habe ich irgendwann mal geschenkt bekommen und zuerst nicht sonderlich gemocht, da die Geschichte doch etwas schräg ist. Als ich das Buch aber ein weiteres Mal gelesen habe, habe ich das Buch wirklich geliebt, gerade weil es so anders ist!


"In meiner Familie waren dreizehnte Geburtstage wie Zeitbomben, nur ohne brennende Zündschnur oder piepsenden Countdown, der einem verriet, wann man besser Ohrstöpsel einsetzen, in Deckung gehen und sich auf etwas gefasst machen oder schleunigst Reißaus nehmen sollte."


Auch dieses Buch ist wieder erfrischend komisch. Diesmal geht es nicht mehr um die junge Mibs, sondern um ihren Cousin Ledger. "Der Schimmer des Ledger Kale" ist also zwar Fortsetzung zu "Schimmer", kann aber als Einzelband ohne Verständnisschwierigkeiten gelesen werden.
Trotzdem geht es im Grunde um dasselbe - Ledgers und Mibs Familie hat eine besondere Gabe: einen Schimmer, der ganz außergewöhnlich sein kann. Sein Opa versetzt Berge, die Oma sammelt Lieder in Einmachgläsern, sein Cousin Fish verursacht Stürme, Rocket sprüht elektrische Funken. Und dann Mibs, die mit Tattoos sprechen und so Gedanken lesen kann.

Das Cover ist grundsätzlich im selben Stil wie Band 1 gestaltet, unterscheidet sich aber trotzdem sehr. Bei Band 1 ist ein Mädchen mit Zöpfen von hinten zu sehen, hier ein Junge, dessen Gesicht hinter einem Vorhang aus braunen Haaren verborgen ist. Beide Male kann man die Gesichter nicht erkennen, was auch als Metapher gesehen werden kann, wenn man beide Bücher gelesen hat. Das Cover ist in hellem Mint-Grün gehalten, durch metallische Gegenstände und orangene Linien wird der Stress verdeutlicht, der durch seinen Schimmer ausgelöst wird. Das war bei Teil 1 genauso, wo um die junge Mibs verzerrte Bilder zusehen sind, darunter eine Person, die sich die Ohren zu hält. Das passt sehr gut, da sie mit Stimmen konfrontiert wird, die sie eigentlich nicht hören will. Der Titel "Schimmer" steht wieder geschwungen auf dem Körper des Jugendlichen, diesmal jedoch in klaren Großbuchstaben.

Wie all seine Verwandten wird auch Ledger an seinem 13. Geburtstag eine besondere Gabe erhalten und die ganze Verwandtschaft hält den Atem an, was seine ganz besondere Eigenschaft wird. Doch Ledgers Geburtstag geht enttäuschender Weise überraschungslos vorbei - bis er merkt, dass er mechanische Geräte aus seiner Umgebung zerstört. Dumm nur, dass die Familie zu einer Hochzeit eingeladen ist - die Reise gestaltet sich sehr pannenreich. Und gerade erst angekommen, stolpert er über die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane, ebenfalls dreizehn, die eine große Story wittert und ihm schnurstracks zum Hof seines Onkels folgt. Als Ledger aus Versehen die Hochzeitsparty sprengt und Sarah Jane alles brühwarm mitbekommt, denkt er schlimmer könnte es nicht mehr kommen. Als Gefahr für sich selbst und seine Umgebung darf er die Farm nicht mehr verlassen, bis er den Schimmer beherrscht- was für immer bedeuten könnte. Doch dann lernt er, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst Vertrauen entgegenzubringen. Als die Farm seines Onkels und seine Kusine in Gefahr geraten, schlägt seine große Stunde...


"Unsere Familie ist genau wie alle anderen. Wir werden geboren, und irgendwann später sterben wir. Und in der Zwischenzeit sind wir glücklich und traurig, wir empfinden Liebe und Angst, wir essen und schlafen und wir haben Schmerzen wie alle anderen."


In erster Linie ist das Buch eine schöne Abhandlung über die Pubertät und dass jeder Mensch etwas Besonderes ist. Es geht darum, wie sich die Jugendlichen verändern und sich in sich selbst oft nicht wohlfühlen. Sie müssen lernen sich so zu akzeptieren wie sie sind, was oft nicht einfach ist und unterschiedlich lange dauern kann. Dabei werden der Charakter und die Veränderungen eines heranwachsenden Jungen auf witzige Weise beschrieben.

"Der Schimmer des Ledger Kale" ist vor allem für eine Zielgruppe zwischen 11 und 15 Jahren ausgelegt, kann aber auch von Älteren oder Jüngeren problemlos gelesen werden, da der Stil zum einen erfrischend, einfach und locker ist, die fantasievollen Ideen, schräge Aktionen und wunderbare Wahrheiten aber jeden verzaubern können.
Nachdem Band 1 eher etwas für Mädchen war und Probleme angesprochen wurden, die eher weibliche Teenager interessieren, ist dieses Buch eher für Jungs angelegt, kann natürlich aber jeweils von beiden Geschlechtern gelesen werden.
Hier hat Ledger Probleme mit der Selbstbeherrschung, dem Umgang mit Mädchen, Bevormundung durch die Eltern und permanente Verlegenheit. Natürlich dürfen auch die erste Liebe und die dazugehörigen Schmetterlinge nicht fehlen...

Der Hauptcharakter ist natürlich Ledger Kale, der die Ereignisse aus der Ich-Perspektive schildert. Der Junge ist wirklich interessant, da er eine Entwicklung durchläuft.
Er ist 12 Jahre alt, geht wie alle Kinder in die Schule, hat Freunde und sein großes Hobby ist Laufen. Diese Leidenschaft verbindet ihn mit seinem Vater. Auf dem ersten Blick also alles ganz normal...
Doch die Familie hat ein großes Geheimnis: der Schimmer. So ist auch Ledger gespannt, was auf ihn zukommt. Natürlich will er einen "coolen Schimmer", etwas ganz besonderes sein und ist deshalb erstmal enttäuscht von seiner Gabe, wenn man das überhaupt so nennen kann: da zerlegt er sämtliche Gegenstände, ob Türgriff oder ein komplettes Motorrad, nichts ist vor ihm sicher und am Ende liegt alles in Einzelteilen da. Alles was aus Metall besteht ist potentiell in Gefahr. Völlig überfordert muss er versuchen, sich in den Griff zu bekommen. Er probiert dies auf verschiedenste Weisen, bis er am Ende nach viel Chaos erkennt, dass seine Familie wichtig ist, ihn liebt wie er ist, ihm Rückhalt gibt, egal was er tut. Langsam lernt er, was er mit seinem Schimmer machen kann und schafft es, ihn zu kontrollieren und positiv einzusetzen.


"Unsere Familienregel lautete: Mund halten. Niemand ging das Risiko ein, das Familiengeheimnis zu verraten, es sei denn, er hatte keine andere Wahl."

Und genau dieses Familiengeheimnis, das unter keinen Umständen verraten werden sollte, ist in Gefahr als Ledgers Gegenspielerin, die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane aufkreuzt und in Ledgers Familie eine heiße Story wittert. Zuerst wirkt sie sehr nervig, aufdringlich und unverschämt, doch im Laufe der Geschichte erfährt man mehr über sie...

Das klingt zwar erstmal wirklich schräg, doch ich denke im übertragenen Sinne steckt eine Wahrheit hinter der ganzen Sache, die für jeden Jugendlichen nur gut und bestärkend sein kann: Jeder Mensch will etwas ganz besonderes können oder besitzen - mit ein bisschen Übung und Selbstvertrauen kann jeder seinen individuellen Schimmer haben und einzigartig sein.


Fazit:

Insgesamt ein wunderschönes Jungendbuch, das durch verrückte Charaktere, süße Aussagen und die wohl schrägste Story aller Zeiten punkten kann.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Eine wunderschöne Ode an das Leben

Als der Tod die Liebe fand
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Allgemeines:

Titel: Als der Tod die Liebe fand
Autor: Mariella Heyd
Verlag: Epubli (04. Januar 2017)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3742700988
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition) ...

Allgemeines:

Titel: Als der Tod die Liebe fand
Autor: Mariella Heyd
Verlag: Epubli (04. Januar 2017)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3742700988
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Muss man gesund sein, um stark zu sein? Muss man zwingend fremde Welten erkunden, um Abenteuer zu erleben?

„Als der Tod die Liebe fand“ beweist, dass man die stärkste Kraft aus den schwierigsten Situationen schöpft und sich die Wunder dieser Welt direkt vor den eigenen Augen abspielen.
Die 18-jährige Mila genießt ihr Leben, bis sie von ihrer Krebsdiagnose überrumpelt wird. Innerhalb weniger Sekunden steht alles auf dem Kopf. Alles, was zuvor ihrem Alltag Farbe verliehen hat, verliert plötzlich an Intensität. Mila merkt schnell: Der Krebs ist ein Egoist, der alles an sich reißt. Im Krankenhaus trifft sie auf Mikael, der ihr über die Widrigkeiten der Chemotherapie und die Eintönigkeit des Krankenhausaufenthaltes hinweghilft. Allerdings steckt in Mikael mehr, als Mila ahnt. Er ist kein Mensch. Er ist gekommen, um Mila mit sich zu nehmen.



Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an die liebe Mariella Heyd, dass ich nach "Elfenfehde" 1 und 2, sowie "Touch of Flames" auch noch dieses Buch lesen durfte! Ich bin mittlerweile ein richtiger Fan dieser Autorin geworden und warte mit Spannung auf weitere Bücher!

Bevor ich mit der Rezension beginne, einige Worte zum Cover, das ich wunderschön finde. Eigentlich ist es total kitschig, strahlt aber durch das hübsche violett-blau, der verschnörkelten Uhr und den zwei Personen vor dem Sternenhimmel eine romantische Magie aus, der man sich einfach nicht einziehen kann. Auch der Titel ist super treffend. Zuerst war ich etwas skeptisch, da ich gar nicht verstanden habe, was er soll und ihn komplett falsch verstanden habe, doch in der Mitte des Buches ist mir dann ein Lichtlein aufgegangen und jetzt liebe ich ihn einfach! Ich habe das Buch leider nur als E-Book gelesen, doch auf vielen Bildern gesehen, dass die Kapitel sehr schön mit Motiven und Schnörkeln ausgestaltet sind. Ich finde die ganze Darstellung mal wieder sehr gelungen! Den Klapptext finde ich auch gut, da er den fantastischen Teil der Geschichte schon andeutet, aber noch nicht komplett vor dem Leser ausbreitet.
Erster Satz: "Langsam trotteten Mila und der Rest der zwölften Klasse des Queen's College nacheinander aus dem Bus, und sahen sich mit hängenden Mundwinkeln um."


Denn das hat mich zuerst sehr verwirrt. Das Buch beginnt bodenständig, "normal", mit dem Alltag der lebensfreudigen jungen Mila, die sich auf einer Schulfreizeit in ihren Klassenkameraden und Freund Josh verliebt. Sie zofft sich mit ihren Eltern, geht nachts feiern, liebt Kleidung, Schönheit, Musik und das Leben - bis ihr eine niederschmetternde Diagnose ein Strich durch die Rechnung macht. Sie hat Krebs, sagt der Arzt, Blutkrebs mit einer guten zwar Prognose, doch ihr Leben dreht sich trotzdem um 360 Grad. Plötzlich geht es nur noch um ihre Krankheit, alles dreht sich um Chemos, Keimfreiheit und lange Krankenhausaufenthalte bei denen sie sich schon wie tot fühlt.


"Krebs. Mila stockte der Atem. Krebs kannte sie nur aus dem Fernsehen. Blasse Leute mit Glatze, die mit dem Leben abgeschlossen hatten. Krebs, wer bekommt schon Krebs? Krebs kriegen doch immer nur die anderen. (...) "Und das denken die anderen auch."


Dabei ist es keine Hilfe, dass ihre beste Freundin Niki und ihre eigene Familie mit der Situation nicht klarkommen und mehr Ballast als Hilfe sind. Josh bleibt dennoch an ihrer Seite, während Mila zwischen Krankenhausessen, Desinfektionsmittel und Infusionsständern hart um einen letzten Rest Normalität kämpft. Doch dann begegnet sie Mikael, der in ihr nicht nur die Kranke sieht, sondern einfach nur Mila, der den Krebs als Normalität erkennt und sie nicht mit Samthandschuhen anfasst. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, denn er scheint der einzige zu sein, der sie in der jetzigen Lage versteht. Mit ihm kommt wieder Hoffnung, ihr Überlebenswille, Freude und Leben in Mila zurück - eigentlich eine schreckliche Ironie, wo er doch ihr Tod ist...


"Ich glaube, man rasiert sich nur einem im Leben eine Glatze. Das lass ich mir doch nicht entgehen." In jedem dieser Sprüche steckte ein Funke Wahrheit, ein Funke Angst, ein Funke Neugier, ein Funke Verlust und ein Funke Mut. Zusammen war es ein großes Gefühlsfeuerwerk."


Und ab da wandelt sich das Buch dann sehr krass. Zuerst hat man es mit einem typischen Krebsbuch zu tun, detailliert bekommt man Milas Situation geschildet, versetzt sich in ihre Lage und leidet mit ihr, an der Hoffnungslosigkeit - ein trauriger aber realer Roman. Doch als Mikael auftaucht, wendet sich das Blatt und Fantasy Elemente heben die Stimmung. Er kommt als übersinnliches Wesen, einer der Söhne des Todes, der Mila in die Ewigkeit begleiten soll. Mit ihm erscheint die kleine Hoffnung, die Mila als Kampfgeist zur Seite steht, auch wenn sie sie nur für ein Hirngespinst sieht. Die beiden stellen Milas Leben völlig auf den Kopf und rufen Gefühle in ihr hervor, wo zuvor nur Wut und Verzweiflung gewesen waren. Doch auch Mikael beginnt mehr für Mila zu empfinden, als er sollte, denn als Tod hat er eine festgelegte Aufgabe, von der er kein Entkommen gibt. Ein Wettlauf gegen den Krebs, gegen den Tod, gegen die Zeit beginnt...


"Ich bin der Tod. Ich spiele mit der Endlichkeit der Menschen und auf der anderen Seite gehört mir die Unendlichkeit."

An manchen Stellen hat mich das Buch etwas verwirrt, da die Perspektiven mitten in der Szene mehrmals von Mila zu Mikael verwischen und man manchmal nicht genau zu ordnen kann, in wessen Gedanken- und Gefühlswelt man sich gerade befindet. Zudem ist der Übergang von Traum und Fantasy zur Realität oft etwas undeutlich, sodass man ein bisschen im Unklaren ist, was gerade wirklich passiert und was nicht. Das ruft aber den interessanten Effekt hervor, dass man wie Mila, die ebenfalls nicht an die Fantasyelemente glauben kann, denen sie begegnet, ein wenig verwirrt ist und im Dunkeln tappt, auch wenn man schon mehr weiß, als sie. Schade fand ich nur, dass die Handlung vor allem gegen Ende etwas zu rennen scheint. Die Autorin beweist sehr viel Fingerspitzengefühl, ich hätte mir aber ab dem Fantasy-Übergang etwas mehr Details und Zeit gewünscht. Die Story ist ansonsten super konstruiert, auch wenn mich der Übergang von Krebsroman zur Fantasy ein wenig überrascht hat.


"Es ist schon komisch", sagte sie mehr zu sich selbst als zu Mikael, "man merkt erst, wie sehr man am Leben hängt, wenn man über das Ende nachdenken muss."


Die achtzehnjährige Mila hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Wir erfahren sehr viel von ihren Gedanken und Gefühlen, auch wenn mittels eines personalen Erzählter und erst im letzten Kapitel aus der Ich-Perspektive heraus erzählt wird. Am Anfang erschien sie mir etwas oberflächlich mit ihrer Liebe für Schminke, schöne Kleidung, Clubs und der Angewohnheit, sich mit den Freunden anderer Mädchen zu amüsieren, als sie dann aber ihre Diagnose bekommt und sich ihr Leben schlagartig verändert, habe ich verstanden, dass das einfach nur Lebenslust war, die Suche nach Normalität, die jeden Jugendlichen beschäftigt. Mir gefällt ebenfalls die Art es sehr, auf die Mariella Heyd die restlichen Probleme von Mila schildert, die nichts mit ihrer Diagnose zu tun haben. Nicht übertrieben oder zwanghaft lehrreich, aber doch irgendwie ernstzunehmenden und mit einem kleinen Hauch an Zuversicht.


"Diese Scheißwelt ist scheiße unfair", nuschelte Mila und zog die Nase hoch. "Ja das stimmt. Diese Scheißwelt ist scheiße unfair."


Ihre Diagnose hat aber nicht nur ihr Leben umgekrempelt, sondern auch ihren Charakter bleibend verändert. Sie reagiert zuerst sehr tapfer auf ihre Diagnose und möchte, dass der Krebs nicht ihr, noch das Leben ihrer Familie noch Freunde bestimmt. Doch immer mehr muss sie einsehen, dass das nicht so funktionieren kann, wie sie sich das vorgestellt hat. Zu sehen, wie sie sich dann doch mit ihrer Krankheit auseinandersetzt, sich mit dem Thema "Tod", "Zukunft" und "Abschied" befasst, ist wirklich sehr herzergreifend und spannend. Mikael hilft ihr, sich selber weiterentwickelt und das Leben zu genießen. Sie schafft es nicht zuletzt durch seine Liebe und die Unterstützung ihrer Familie, zu einer erwachsenen und starken Frau heran zu reifen, die ihr Schicksal mit hoch erhobenem Haupt erträgt. Beeindruckend!


"Mila verstand inzwischen, dass sich Normalität und Routine im Laufe eines Lebens ständig veränderten und somit wusste sie nun auch, dass ihre jetzige Normalität irgendwann der Vergangenheit angehören würde..."


Auch ihr Umfeld wurde meiner Meinung nach authentisch aufgebaut: Ihre Eltern, ihre kleine Schwester Emma, ihre beste Freundin Nicki, ihr Freund - alle reagieren entsetzt auf die Diagnose und lassen sich von ihrem eigenen Schmerz so sehr ablenken, dass sie teilweise vergessen, Mila in ihrem eigenen Schmerz beizustehen. Denn während die Angehörigen, Freunde und Bekannte nach einem anstrengenden Krankenbesuch wieder nach Hause gehen können, muss der Patient im Krankenhaus bleiben. Für ihn bleibt die Zeit stehen und sein ganzes Dasein dreht sich nur noch um den Überlebenskampf. Viel zu oft laufen sie vor der Krankheit weg, wo Mila nicht weglaufen kann. Dadurch wirken die genannten Charaktere ein klein bisschen unsympathisch, wenn auch realistisch dargestellt. Das kann man als Zuschauer von außen ganz leicht feststellen und kritisieren, ich glaube aber, wenn man wirklich selbst in so einer Situation ist, ist es unfassbar schwierig, nicht so zu reagieren. So hinterlässt die Diagnose auch bei ihnen ihre Spuren und sie und ihr Verhältnis zu Mila verändern sich stark. Zum Guten wie auch zum Schlechten.

Der Krebs ist hier sehr negativ dargestellt, als wahrer Feind, wobei es je eigentlich die eigenen Körperzellen sind, die sich gegen einen wenden und kein von außen gesteuerter Geist, auf den man wütend sein könnte. Das hat mich ein bisschen gestört, auch wenn es wahrscheinlich realistisch ist, einen Hass auf die Krankheit zu entwickeln, die einen dahinrafft. Sonstige Randinformationen sind gut mit eingebracht, stehen aber nicht im Vordergrund. Es geht hier nämlich eigentlich mehr um den Tod als um Krebs.


"Er war wie Lakritz. Irgendwie mochte man es und konnte es sich aus dem Süßwarensortiment nicht mehr wegdenken, aber freiwillig kaufte man es nie." (...) "Doch manchmal muss es eben echt Lakritz sein!"


Die Idee, den Tod als Person darzustellen, ist nicht neu, aber wunderbar gemacht. Mikaels Charakter ist sehr interessant und geheimnisvoll, da nie viel über ihn verraten wurde, konnte man schön mit rätseln. Besondern gut aber fand ich an ihm die Rolle, die er verkörpert hat: Genau wie der kleine Kampfgeist Hoffnung ist er eigentlich ein Boten des Todes, bringt Mila aber gleichzeitig auch viel Hoffnung, Erlösung und Leben. So lernt man den Tod aus einer komplett anderen Perspektive kennen, mal nicht als erbarmungsloser Feind, sondern als ein alltäglicher Begleiter, der nichts Schlechtes sein muss, sondern einen begleitet, bis die eigene Zeit gekommen ist. Wie der Tod beschrieben wird, friedvoll, fair, erlösend, wunderschön, macht Hoffnung und nimmt die Angst vor dem Thema. Das finde ich sehr wichtig, da der Tod immer noch ein wenig als Tabu-Thema gilt und mit Schrecken erwartet wird, obwohl man nicht mit Sicherheit sagen kann, was danach passiert. Das "Danach", dass in "Als der Tod die Liebe fand" präsentiert wird, ist einfach wunderschön und macht Mut beim Lesen. Viele Autoren lassen ihre Bücher vor dem Jenseits enden, da sie sich nicht genau festlegen wollen, doch das umgeht Mariella Heyd nicht und ich habe es geliebt!!!


"Die Menschen haben Angst vor dem Tod, weil sie ihn nicht kennen, sagen sie. Sie mögen nur den Schutzengel, der Tag für Tag an ihrer Seite ist und sie im rechten Moment beschützt, bevor sie auf die Straße stolpern, während ein Wagen heranrast. Sie verstehen nicht, dass es ein und dieselbe Gestalt ist. Der Tod ist ein guter Geist, der die Menschen täglich beschützt, bis es soweit ist und er sie begleitet."

Der Schreibstil ist wie gewohnt angenehm zu lesen – locker, leicht, bildhaft – alles was das Leserherz begehrt. Mariella Heyd schafft es, ohne lange umschweifende Beschreibungen eine gewissen Grundspannung zu erzeugen. Trotz des eigentlich traurigen Inhalts, ist das Buch unwahrscheinlich lebendig und fröhlich erzählt, sodass man mit einem lebendigen, gestärkten Gefühl das Buch beenden kann.

Das Ende war dann ganz anders, als ich gedacht hatte, mit einer kleinen Wendung darin, eigentlich wenig spektakulär aber sehr herzergreifend mit einem wunderschönen Epilog.

Und die Moral aus der Geschicht´:

"Ich will tanzen. Koste es, was es wolle."
"Gute Einstellung. Man sollte das Leben nicht zu ernst nehmen."
"Im Ernst? Man hat nur das eine", protestierte Mila ein wenig verwundert.
"Ja genau. Man hat nur das eine Leben und überleben tut man es eh nicht", feixte er.
"Also tanze!"


Fazit:

Eine wunderschöne Ode an das Leben, die dem Leser ein wenig Angst vor dem Tod nimmt und stattdessen Hoffnung und Mut schenkt.
Eine klare Leseempfehlung für einfach jeden. Ich denke jeder wird aus dieser Geschichte etwas für sich selbst mitnehmen können.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Eine wunderschöne Ode an das Leben

Als der Tod die Liebe fand
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Allgemeines:

Titel: Als der Tod die Liebe fand
Autor: Mariella Heyd
Verlag: Epubli (04. Januar 2017)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3742700988
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition) ...

Allgemeines:

Titel: Als der Tod die Liebe fand
Autor: Mariella Heyd
Verlag: Epubli (04. Januar 2017)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3742700988
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Muss man gesund sein, um stark zu sein? Muss man zwingend fremde Welten erkunden, um Abenteuer zu erleben?

„Als der Tod die Liebe fand“ beweist, dass man die stärkste Kraft aus den schwierigsten Situationen schöpft und sich die Wunder dieser Welt direkt vor den eigenen Augen abspielen.
Die 18-jährige Mila genießt ihr Leben, bis sie von ihrer Krebsdiagnose überrumpelt wird. Innerhalb weniger Sekunden steht alles auf dem Kopf. Alles, was zuvor ihrem Alltag Farbe verliehen hat, verliert plötzlich an Intensität. Mila merkt schnell: Der Krebs ist ein Egoist, der alles an sich reißt. Im Krankenhaus trifft sie auf Mikael, der ihr über die Widrigkeiten der Chemotherapie und die Eintönigkeit des Krankenhausaufenthaltes hinweghilft. Allerdings steckt in Mikael mehr, als Mila ahnt. Er ist kein Mensch. Er ist gekommen, um Mila mit sich zu nehmen.



Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an die liebe Mariella Heyd, dass ich nach "Elfenfehde" 1 und 2, sowie "Touch of Flames" auch noch dieses Buch lesen durfte! Ich bin mittlerweile ein richtiger Fan dieser Autorin geworden und warte mit Spannung auf weitere Bücher!

Bevor ich mit der Rezension beginne, einige Worte zum Cover, das ich wunderschön finde. Eigentlich ist es total kitschig, strahlt aber durch das hübsche violett-blau, der verschnörkelten Uhr und den zwei Personen vor dem Sternenhimmel eine romantische Magie aus, der man sich einfach nicht einziehen kann. Auch der Titel ist super treffend. Zuerst war ich etwas skeptisch, da ich gar nicht verstanden habe, was er soll und ihn komplett falsch verstanden habe, doch in der Mitte des Buches ist mir dann ein Lichtlein aufgegangen und jetzt liebe ich ihn einfach! Ich habe das Buch leider nur als E-Book gelesen, doch auf vielen Bildern gesehen, dass die Kapitel sehr schön mit Motiven und Schnörkeln ausgestaltet sind. Ich finde die ganze Darstellung mal wieder sehr gelungen! Den Klapptext finde ich auch gut, da er den fantastischen Teil der Geschichte schon andeutet, aber noch nicht komplett vor dem Leser ausbreitet.
Erster Satz: "Langsam trotteten Mila und der Rest der zwölften Klasse des Queen's College nacheinander aus dem Bus, und sahen sich mit hängenden Mundwinkeln um."


Denn das hat mich zuerst sehr verwirrt. Das Buch beginnt bodenständig, "normal", mit dem Alltag der lebensfreudigen jungen Mila, die sich auf einer Schulfreizeit in ihren Klassenkameraden und Freund Josh verliebt. Sie zofft sich mit ihren Eltern, geht nachts feiern, liebt Kleidung, Schönheit, Musik und das Leben - bis ihr eine niederschmetternde Diagnose ein Strich durch die Rechnung macht. Sie hat Krebs, sagt der Arzt, Blutkrebs mit einer guten zwar Prognose, doch ihr Leben dreht sich trotzdem um 360 Grad. Plötzlich geht es nur noch um ihre Krankheit, alles dreht sich um Chemos, Keimfreiheit und lange Krankenhausaufenthalte bei denen sie sich schon wie tot fühlt.


"Krebs. Mila stockte der Atem. Krebs kannte sie nur aus dem Fernsehen. Blasse Leute mit Glatze, die mit dem Leben abgeschlossen hatten. Krebs, wer bekommt schon Krebs? Krebs kriegen doch immer nur die anderen. (...) "Und das denken die anderen auch."


Dabei ist es keine Hilfe, dass ihre beste Freundin Niki und ihre eigene Familie mit der Situation nicht klarkommen und mehr Ballast als Hilfe sind. Josh bleibt dennoch an ihrer Seite, während Mila zwischen Krankenhausessen, Desinfektionsmittel und Infusionsständern hart um einen letzten Rest Normalität kämpft. Doch dann begegnet sie Mikael, der in ihr nicht nur die Kranke sieht, sondern einfach nur Mila, der den Krebs als Normalität erkennt und sie nicht mit Samthandschuhen anfasst. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, denn er scheint der einzige zu sein, der sie in der jetzigen Lage versteht. Mit ihm kommt wieder Hoffnung, ihr Überlebenswille, Freude und Leben in Mila zurück - eigentlich eine schreckliche Ironie, wo er doch ihr Tod ist...


"Ich glaube, man rasiert sich nur einem im Leben eine Glatze. Das lass ich mir doch nicht entgehen." In jedem dieser Sprüche steckte ein Funke Wahrheit, ein Funke Angst, ein Funke Neugier, ein Funke Verlust und ein Funke Mut. Zusammen war es ein großes Gefühlsfeuerwerk."


Und ab da wandelt sich das Buch dann sehr krass. Zuerst hat man es mit einem typischen Krebsbuch zu tun, detailliert bekommt man Milas Situation geschildet, versetzt sich in ihre Lage und leidet mit ihr, an der Hoffnungslosigkeit - ein trauriger aber realer Roman. Doch als Mikael auftaucht, wendet sich das Blatt und Fantasy Elemente heben die Stimmung. Er kommt als übersinnliches Wesen, einer der Söhne des Todes, der Mila in die Ewigkeit begleiten soll. Mit ihm erscheint die kleine Hoffnung, die Mila als Kampfgeist zur Seite steht, auch wenn sie sie nur für ein Hirngespinst sieht. Die beiden stellen Milas Leben völlig auf den Kopf und rufen Gefühle in ihr hervor, wo zuvor nur Wut und Verzweiflung gewesen waren. Doch auch Mikael beginnt mehr für Mila zu empfinden, als er sollte, denn als Tod hat er eine festgelegte Aufgabe, von der er kein Entkommen gibt. Ein Wettlauf gegen den Krebs, gegen den Tod, gegen die Zeit beginnt...


"Ich bin der Tod. Ich spiele mit der Endlichkeit der Menschen und auf der anderen Seite gehört mir die Unendlichkeit."

An manchen Stellen hat mich das Buch etwas verwirrt, da die Perspektiven mitten in der Szene mehrmals von Mila zu Mikael verwischen und man manchmal nicht genau zu ordnen kann, in wessen Gedanken- und Gefühlswelt man sich gerade befindet. Zudem ist der Übergang von Traum und Fantasy zur Realität oft etwas undeutlich, sodass man ein bisschen im Unklaren ist, was gerade wirklich passiert und was nicht. Das ruft aber den interessanten Effekt hervor, dass man wie Mila, die ebenfalls nicht an die Fantasyelemente glauben kann, denen sie begegnet, ein wenig verwirrt ist und im Dunkeln tappt, auch wenn man schon mehr weiß, als sie. Schade fand ich nur, dass die Handlung vor allem gegen Ende etwas zu rennen scheint. Die Autorin beweist sehr viel Fingerspitzengefühl, ich hätte mir aber ab dem Fantasy-Übergang etwas mehr Details und Zeit gewünscht. Die Story ist ansonsten super konstruiert, auch wenn mich der Übergang von Krebsroman zur Fantasy ein wenig überrascht hat.


"Es ist schon komisch", sagte sie mehr zu sich selbst als zu Mikael, "man merkt erst, wie sehr man am Leben hängt, wenn man über das Ende nachdenken muss."


Die achtzehnjährige Mila hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Wir erfahren sehr viel von ihren Gedanken und Gefühlen, auch wenn mittels eines personalen Erzählter und erst im letzten Kapitel aus der Ich-Perspektive heraus erzählt wird. Am Anfang erschien sie mir etwas oberflächlich mit ihrer Liebe für Schminke, schöne Kleidung, Clubs und der Angewohnheit, sich mit den Freunden anderer Mädchen zu amüsieren, als sie dann aber ihre Diagnose bekommt und sich ihr Leben schlagartig verändert, habe ich verstanden, dass das einfach nur Lebenslust war, die Suche nach Normalität, die jeden Jugendlichen beschäftigt. Mir gefällt ebenfalls die Art es sehr, auf die Mariella Heyd die restlichen Probleme von Mila schildert, die nichts mit ihrer Diagnose zu tun haben. Nicht übertrieben oder zwanghaft lehrreich, aber doch irgendwie ernstzunehmenden und mit einem kleinen Hauch an Zuversicht.


"Diese Scheißwelt ist scheiße unfair", nuschelte Mila und zog die Nase hoch. "Ja das stimmt. Diese Scheißwelt ist scheiße unfair."


Ihre Diagnose hat aber nicht nur ihr Leben umgekrempelt, sondern auch ihren Charakter bleibend verändert. Sie reagiert zuerst sehr tapfer auf ihre Diagnose und möchte, dass der Krebs nicht ihr, noch das Leben ihrer Familie noch Freunde bestimmt. Doch immer mehr muss sie einsehen, dass das nicht so funktionieren kann, wie sie sich das vorgestellt hat. Zu sehen, wie sie sich dann doch mit ihrer Krankheit auseinandersetzt, sich mit dem Thema "Tod", "Zukunft" und "Abschied" befasst, ist wirklich sehr herzergreifend und spannend. Mikael hilft ihr, sich selber weiterentwickelt und das Leben zu genießen. Sie schafft es nicht zuletzt durch seine Liebe und die Unterstützung ihrer Familie, zu einer erwachsenen und starken Frau heran zu reifen, die ihr Schicksal mit hoch erhobenem Haupt erträgt. Beeindruckend!


"Mila verstand inzwischen, dass sich Normalität und Routine im Laufe eines Lebens ständig veränderten und somit wusste sie nun auch, dass ihre jetzige Normalität irgendwann der Vergangenheit angehören würde..."


Auch ihr Umfeld wurde meiner Meinung nach authentisch aufgebaut: Ihre Eltern, ihre kleine Schwester Emma, ihre beste Freundin Nicki, ihr Freund - alle reagieren entsetzt auf die Diagnose und lassen sich von ihrem eigenen Schmerz so sehr ablenken, dass sie teilweise vergessen, Mila in ihrem eigenen Schmerz beizustehen. Denn während die Angehörigen, Freunde und Bekannte nach einem anstrengenden Krankenbesuch wieder nach Hause gehen können, muss der Patient im Krankenhaus bleiben. Für ihn bleibt die Zeit stehen und sein ganzes Dasein dreht sich nur noch um den Überlebenskampf. Viel zu oft laufen sie vor der Krankheit weg, wo Mila nicht weglaufen kann. Dadurch wirken die genannten Charaktere ein klein bisschen unsympathisch, wenn auch realistisch dargestellt. Das kann man als Zuschauer von außen ganz leicht feststellen und kritisieren, ich glaube aber, wenn man wirklich selbst in so einer Situation ist, ist es unfassbar schwierig, nicht so zu reagieren. So hinterlässt die Diagnose auch bei ihnen ihre Spuren und sie und ihr Verhältnis zu Mila verändern sich stark. Zum Guten wie auch zum Schlechten.

Der Krebs ist hier sehr negativ dargestellt, als wahrer Feind, wobei es je eigentlich die eigenen Körperzellen sind, die sich gegen einen wenden und kein von außen gesteuerter Geist, auf den man wütend sein könnte. Das hat mich ein bisschen gestört, auch wenn es wahrscheinlich realistisch ist, einen Hass auf die Krankheit zu entwickeln, die einen dahinrafft. Sonstige Randinformationen sind gut mit eingebracht, stehen aber nicht im Vordergrund. Es geht hier nämlich eigentlich mehr um den Tod als um Krebs.


"Er war wie Lakritz. Irgendwie mochte man es und konnte es sich aus dem Süßwarensortiment nicht mehr wegdenken, aber freiwillig kaufte man es nie." (...) "Doch manchmal muss es eben echt Lakritz sein!"


Die Idee, den Tod als Person darzustellen, ist nicht neu, aber wunderbar gemacht. Mikaels Charakter ist sehr interessant und geheimnisvoll, da nie viel über ihn verraten wurde, konnte man schön mit rätseln. Besondern gut aber fand ich an ihm die Rolle, die er verkörpert hat: Genau wie der kleine Kampfgeist Hoffnung ist er eigentlich ein Boten des Todes, bringt Mila aber gleichzeitig auch viel Hoffnung, Erlösung und Leben. So lernt man den Tod aus einer komplett anderen Perspektive kennen, mal nicht als erbarmungsloser Feind, sondern als ein alltäglicher Begleiter, der nichts Schlechtes sein muss, sondern einen begleitet, bis die eigene Zeit gekommen ist. Wie der Tod beschrieben wird, friedvoll, fair, erlösend, wunderschön, macht Hoffnung und nimmt die Angst vor dem Thema. Das finde ich sehr wichtig, da der Tod immer noch ein wenig als Tabu-Thema gilt und mit Schrecken erwartet wird, obwohl man nicht mit Sicherheit sagen kann, was danach passiert. Das "Danach", dass in "Als der Tod die Liebe fand" präsentiert wird, ist einfach wunderschön und macht Mut beim Lesen. Viele Autoren lassen ihre Bücher vor dem Jenseits enden, da sie sich nicht genau festlegen wollen, doch das umgeht Mariella Heyd nicht und ich habe es geliebt!!!


"Die Menschen haben Angst vor dem Tod, weil sie ihn nicht kennen, sagen sie. Sie mögen nur den Schutzengel, der Tag für Tag an ihrer Seite ist und sie im rechten Moment beschützt, bevor sie auf die Straße stolpern, während ein Wagen heranrast. Sie verstehen nicht, dass es ein und dieselbe Gestalt ist. Der Tod ist ein guter Geist, der die Menschen täglich beschützt, bis es soweit ist und er sie begleitet."

Der Schreibstil ist wie gewohnt angenehm zu lesen – locker, leicht, bildhaft – alles was das Leserherz begehrt. Mariella Heyd schafft es, ohne lange umschweifende Beschreibungen eine gewissen Grundspannung zu erzeugen. Trotz des eigentlich traurigen Inhalts, ist das Buch unwahrscheinlich lebendig und fröhlich erzählt, sodass man mit einem lebendigen, gestärkten Gefühl das Buch beenden kann.

Das Ende war dann ganz anders, als ich gedacht hatte, mit einer kleinen Wendung darin, eigentlich wenig spektakulär aber sehr herzergreifend mit einem wunderschönen Epilog.

Und die Moral aus der Geschicht´:

"Ich will tanzen. Koste es, was es wolle."
"Gute Einstellung. Man sollte das Leben nicht zu ernst nehmen."
"Im Ernst? Man hat nur das eine", protestierte Mila ein wenig verwundert.
"Ja genau. Man hat nur das eine Leben und überleben tut man es eh nicht", feixte er.
"Also tanze!"


Fazit:

Eine wunderschöne Ode an das Leben, die dem Leser ein wenig Angst vor dem Tod nimmt und stattdessen Hoffnung und Mut schenkt.
Eine klare Leseempfehlung für einfach jeden. Ich denke jeder wird aus dieser Geschichte etwas für sich selbst mitnehmen können.