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Veröffentlicht am 12.08.2020

Viel besser als der erste Teil, dennoch mit Schwächen!

A is for Abstinence
0

Nachdem ich "V is for Virgin" sehr zwiegespalten gegenüberstand und der erste Teil der Dilogie ja noch sehr viel Luft für den zweiten offen ließ, war ich gespannt, ob "A is for Abstinence" die verpassten ...

Nachdem ich "V is for Virgin" sehr zwiegespalten gegenüberstand und der erste Teil der Dilogie ja noch sehr viel Luft für den zweiten offen ließ, war ich gespannt, ob "A is for Abstinence" die verpassten Chancen und offenen Fragen des Vorgängers aufgreifen und weiterführen würde. Und überraschenderweise hat mir dieser Teil tatsächlich besser gefallen als der erste, vollständig warm geworden mit der Geschichte bin ich aber leider immer noch nicht.


"Meinetwegen. Du musst gehen", sagte ich und streichelte ihre Wange. "Aber das hier ist kein Lebewohl. Diesmal werde ich dich nicht einfach so gehen lassen."


Das Cover ist mit dem großen weißen "A" auf dunkelblauem Grund und umrahmt von bunten Farbwirbeln definitiv ein Hingucker und passt perfekt zur Gestaltung des ersten Teils. Tatsächlich gefällt mir hier aber wieder die englische Originalversion besser, in der diesmal wieder ein Anhänger zu sehen ist, diesmal das "A" einer Abstinenz-Kette, das am Handgelenk eines Mannes in Lederjacke baumelt. Dass der Verlag den passenden Titel aus dem Englischen übernommen hat, ist natürlich wieder ein großer Pluspunkt! Nett ist auch, dass hier die Kapitelüberschriften alle im Stil des Titels gehalten sind, also zum Beispiel "P steht für Pläne" oder "W steht für Wiedersehen" heißen. Warum das aber nur im zweiten und nicht schon im ersten Teil so gemacht wurde, erschließt sich mir nicht ganz.


Erster Satz: "Die Musik im Club verstummte und jemand richtete einen Scheinwerfer auf mich."


Die Geschichte beginnt wie schon der erste Teil mit einem eher unschönen Beziehungsende. Wo es im ersten Band Val war, die wegen ihrer Enthaltsamkeit sitzen gelassen wurde, trifft es hier Kyle, der auf seiner eigenen Geburtstagsfeier von seiner Verlobten betrogen wird. Wie ich gehofft hatte, wird also einiges, was im Epilog des ersten Teils übergangen und übersprungen wurde, hier nochmal erläutert, sodass der zweite Teil zeitlich etwas vor dem Epilog ansetzt und auf das Wiedersehen von Val und Kyle in der Fernsehshow hinleitet, welches wir ja im Epilog schon lesen durften. Wir erfahren hier also, wie Kyle über den Betrug seiner Verlobten hinwegkommt, Cara ihre Jugendliebe Shane heiratet, Kyle nach dem Tod eines Bandmitglieds wieder langsam zur Musik findet und neu inspiriert das Bedürfnis hat, Val wiederzusehen. Nachdem die beiden in der Show aufeinandertreffen, geht alles sehr schnell, alte Gefühle kommen wieder hoch und Kyle, der durch den Verrat seiner Verlobten auf den Boden zurückgeholt wurde, gelobt für Val abstinent zu sein und mit ihr zu warten. Doch nicht nur die Abstinenz-Challenge macht dem jungen Paar zu schaffen - auch die Tatsache, dass sie sich niemals richtig kennengelernt haben, ihre vollen Terminkalender und die große räumliche Distanz zwischen ihren beiden neuen Heimatstädten erschweren ihre neue Beziehung...


"Diesmal würde alles anders werden. Dieses Lied würde Val nicht hassen. Sie würde es lieben. Die ganze Welt würde es lieben. (...) Dieser Moment, genau jetzt, war der Beginn von etwas Großem. Kyle und Val: die Fortsetzung."


Wo die Beziehung zwischen Val und Kyle im ersten Band sehr untergegangen und mehr dezentes, teilweise störendes Beiwerk war, rückt nun endlich die versprochene Liebesgeschichte in den Vordergrund und der Leser darf mit den beiden durch die Hochs und Tiefs einer neuen Beziehung gehen. Mit etwas mehr Abstand zu Vals Kampagne und dem Einblick in Kyles Gefühle und Gedanken durch die Erzählung aus seiner Perspektive, kommen auch endlich mehr Hintergründe, Tiefe und Gefühle ans Licht. Auch wenn noch weitere von Val gegründete Organisationen wie die "F is for Familie"-Stiftung, Kyles neues Album und Freunde aus der Jugendzeit vorkommen, geht es hier endlich in erster Linie nur um sie beide und ihre Beziehung zueinander. Und leider fangen hier schon wieder die Probleme an. Denn wo mir im ersten Teil viel zu viel passiert ist, sind die wirklich wichtigen Szenen hier rar gesät und die Story plätschert mehr oder weniger ziellos vor sich hin. Die beiden Protagonisten leben ziemlich viel an sich vorbei, haben ständig Termine und so hatte ich leider auch nach 200 Seiten noch das Gefühl, dass die beiden sich nicht wirklich kennen und ihre Liebe nur auf Anziehung und Chemie beruht. Es gab ein paar wirklich süße Szenen, wirklich tiefe Gefühle kamen bei mir aber einfach nicht an.


"Ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen, weil ich denke, dass du es wert bist. Ich werde nicht alles an dir mögen, und du wirst nicht alles an mir mögen, aber das bedeutet nicht, das wir es nicht hinbekommen können." (...) "Wir haben da etwas Besonderes", sagte ich leise. "Ich kann es spüren. Und ich glaube, das kannst du auch."


Zwar sind die beiden in den vier Jahren, die uns vom ersten Teil trennen, sichtlich gereift und erwachsener geworden, doch auch hier hatte ich mit den beiden so meine Problemchen. Kyles Sympathiewert tut es sehr gut, dass er hier mal selbst zu Wort kommt und nicht nur aus Vals Sicht präsentiert wird. Ebenfalls positiv ist, dass wir hier erstmal ein bisschen Zeit bekommen, ihn kennenzulernen, bevor er wieder auf Val trifft. Leider wirkt er oftmals trotzdem immer noch ein bisschen wie ein sexgeiler Neandertaler und tritt äußerst unsensibel von einem Fettnäpfchen ins nächste, sodass ich auch hier nicht vollständig mit ihm warm wurde. Val hingegen wird von Kyle fast schon glorifiziert, sodass sie wie die Überheldin schlechthin dargestellt wird, auf der anderen Seite aber manchmal etwas distanziert und unergründlich bleibt, was wohl daher kommt, dass sie Kyle oft ein Rätsel ist und wir hier nicht in ihrer Perspektive lesen. Alles in allem fehlte mir hier also Vals Stimme, während im ersten Teil Kyle fast nur als Witzfigur am Rande vorkam, sodass es mir besser gefallen hätte, wenn wir in beiden Bänden beide Perspektiven erfahren hätten. Davon hätten beide Seiten der Geschichte, die Handlung und die Sympathiewerte der Figuren wirklich profitiert. Schön ist hingegen, dass neben Val und Kyle auch ein paar Nebenfiguren wie Cara, Shane oder Robin ein bisschen mehr Platz zugestanden wird. Der kurze und nicht sehr rühmliche Gastauftritt des männlichen Protagonisten aus "Cinder und Ella" hat mich ebenfalls sehr gefreut und zum Lachen gebracht.


"Unsere Lippen berührten sich und wir explodierten. Wir waren wie Benzin und Feuer. Jahre der unerfüllten Sehnsucht, die plötzlich entfesselt wurde. Wir waren nur noch Verlangen, Leidenschaft und Begierde. Es war episch."


Was mich an "A is for Abstinence" aber am meisten gestört hat, war das Ende. Schon während des Mittelteils, als die Beziehung zwischen Kyle und Val etwas ziellos durch Höhen und Tiefen steuerte, habe ich mich gefragt, wie die Geschichte enden soll und eine miese Vorahnung gehabt. Und tatsächlich: die Autorin schustert sich auf wenigen Seiten ein zuckersüßes Happy End zusammen, geht mit ihren Protagonisten den Weg des geringsten Widerstands und lässt damit die ganze sorgfältig aufgebaute Message des ersten Teils in sich zusammenfallen.


Fazit:


"A is for Abstinence" bringt endlich die versprochene Liebesgeschichte, beantwortet durch eine andere Schwerpunktsetzung als der erste Teil viele offene Fragen und bügelt damit vieles aus, was dieser verpasst hat. In Kombination wirken die beiden Bände also doch noch rund zusammen und ergänzen sich gut, alles in allem hatte dieser zweite Teil und auch die ganze Reihe aber zu viele Schwächen, als das sie mich wirklich überzeugen hätte können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2020

Viel besser als der erste Teil, dennoch mit Schwächen!

A is for Abstinence
0

Nachdem ich "V is for Virgin" sehr zwiegespalten gegenüberstand und der erste Teil der Dilogie ja noch sehr viel Luft für den zweiten offen ließ, war ich gespannt, ob "A is for Abstinence" die verpassten ...

Nachdem ich "V is for Virgin" sehr zwiegespalten gegenüberstand und der erste Teil der Dilogie ja noch sehr viel Luft für den zweiten offen ließ, war ich gespannt, ob "A is for Abstinence" die verpassten Chancen und offenen Fragen des Vorgängers aufgreifen und weiterführen würde. Und überraschenderweise hat mir dieser Teil tatsächlich besser gefallen als der erste, vollständig warm geworden mit der Geschichte bin ich aber leider immer noch nicht.


"Meinetwegen. Du musst gehen", sagte ich und streichelte ihre Wange. "Aber das hier ist kein Lebewohl. Diesmal werde ich dich nicht einfach so gehen lassen."


Das Cover ist mit dem großen weißen "A" auf dunkelblauem Grund und umrahmt von bunten Farbwirbeln definitiv ein Hingucker und passt perfekt zur Gestaltung des ersten Teils. Tatsächlich gefällt mir hier aber wieder die englische Originalversion besser, in der diesmal wieder ein Anhänger zu sehen ist, diesmal das "A" einer Abstinenz-Kette, das am Handgelenk eines Mannes in Lederjacke baumelt. Dass der Verlag den passenden Titel aus dem Englischen übernommen hat, ist natürlich wieder ein großer Pluspunkt! Nett ist auch, dass hier die Kapitelüberschriften alle im Stil des Titels gehalten sind, also zum Beispiel "P steht für Pläne" oder "W steht für Wiedersehen" heißen. Warum das aber nur im zweiten und nicht schon im ersten Teil so gemacht wurde, erschließt sich mir nicht ganz.


Erster Satz: "Die Musik im Club verstummte und jemand richtete einen Scheinwerfer auf mich."


Die Geschichte beginnt wie schon der erste Teil mit einem eher unschönen Beziehungsende. Wo es im ersten Band Val war, die wegen ihrer Enthaltsamkeit sitzen gelassen wurde, trifft es hier Kyle, der auf seiner eigenen Geburtstagsfeier von seiner Verlobten betrogen wird. Wie ich gehofft hatte, wird also einiges, was im Epilog des ersten Teils übergangen und übersprungen wurde, hier nochmal erläutert, sodass der zweite Teil zeitlich etwas vor dem Epilog ansetzt und auf das Wiedersehen von Val und Kyle in der Fernsehshow hinleitet, welches wir ja im Epilog schon lesen durften. Wir erfahren hier also, wie Kyle über den Betrug seiner Verlobten hinwegkommt, Cara ihre Jugendliebe Shane heiratet, Kyle nach dem Tod eines Bandmitglieds wieder langsam zur Musik findet und neu inspiriert das Bedürfnis hat, Val wiederzusehen. Nachdem die beiden in der Show aufeinandertreffen, geht alles sehr schnell, alte Gefühle kommen wieder hoch und Kyle, der durch den Verrat seiner Verlobten auf den Boden zurückgeholt wurde, gelobt für Val abstinent zu sein und mit ihr zu warten. Doch nicht nur die Abstinenz-Challenge macht dem jungen Paar zu schaffen - auch die Tatsache, dass sie sich niemals richtig kennengelernt haben, ihre vollen Terminkalender und die große räumliche Distanz zwischen ihren beiden neuen Heimatstädten erschweren ihre neue Beziehung...


"Diesmal würde alles anders werden. Dieses Lied würde Val nicht hassen. Sie würde es lieben. Die ganze Welt würde es lieben. (...) Dieser Moment, genau jetzt, war der Beginn von etwas Großem. Kyle und Val: die Fortsetzung."


Wo die Beziehung zwischen Val und Kyle im ersten Band sehr untergegangen und mehr dezentes, teilweise störendes Beiwerk war, rückt nun endlich die versprochene Liebesgeschichte in den Vordergrund und der Leser darf mit den beiden durch die Hochs und Tiefs einer neuen Beziehung gehen. Mit etwas mehr Abstand zu Vals Kampagne und dem Einblick in Kyles Gefühle und Gedanken durch die Erzählung aus seiner Perspektive, kommen auch endlich mehr Hintergründe, Tiefe und Gefühle ans Licht. Auch wenn noch weitere von Val gegründete Organisationen wie die "F is for Familie"-Stiftung, Kyles neues Album und Freunde aus der Jugendzeit vorkommen, geht es hier endlich in erster Linie nur um sie beide und ihre Beziehung zueinander. Und leider fangen hier schon wieder die Probleme an. Denn wo mir im ersten Teil viel zu viel passiert ist, sind die wirklich wichtigen Szenen hier rar gesät und die Story plätschert mehr oder weniger ziellos vor sich hin. Die beiden Protagonisten leben ziemlich viel an sich vorbei, haben ständig Termine und so hatte ich leider auch nach 200 Seiten noch das Gefühl, dass die beiden sich nicht wirklich kennen und ihre Liebe nur auf Anziehung und Chemie beruht. Es gab ein paar wirklich süße Szenen, wirklich tiefe Gefühle kamen bei mir aber einfach nicht an.


"Ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen, weil ich denke, dass du es wert bist. Ich werde nicht alles an dir mögen, und du wirst nicht alles an mir mögen, aber das bedeutet nicht, das wir es nicht hinbekommen können." (...) "Wir haben da etwas Besonderes", sagte ich leise. "Ich kann es spüren. Und ich glaube, das kannst du auch."


Zwar sind die beiden in den vier Jahren, die uns vom ersten Teil trennen, sichtlich gereift und erwachsener geworden, doch auch hier hatte ich mit den beiden so meine Problemchen. Kyles Sympathiewert tut es sehr gut, dass er hier mal selbst zu Wort kommt und nicht nur aus Vals Sicht präsentiert wird. Ebenfalls positiv ist, dass wir hier erstmal ein bisschen Zeit bekommen, ihn kennenzulernen, bevor er wieder auf Val trifft. Leider wirkt er oftmals trotzdem immer noch ein bisschen wie ein sexgeiler Neandertaler und tritt äußerst unsensibel von einem Fettnäpfchen ins nächste, sodass ich auch hier nicht vollständig mit ihm warm wurde. Val hingegen wird von Kyle fast schon glorifiziert, sodass sie wie die Überheldin schlechthin dargestellt wird, auf der anderen Seite aber manchmal etwas distanziert und unergründlich bleibt, was wohl daher kommt, dass sie Kyle oft ein Rätsel ist und wir hier nicht in ihrer Perspektive lesen. Alles in allem fehlte mir hier also Vals Stimme, während im ersten Teil Kyle fast nur als Witzfigur am Rande vorkam, sodass es mir besser gefallen hätte, wenn wir in beiden Bänden beide Perspektiven erfahren hätten. Davon hätten beide Seiten der Geschichte, die Handlung und die Sympathiewerte der Figuren wirklich profitiert. Schön ist hingegen, dass neben Val und Kyle auch ein paar Nebenfiguren wie Cara, Shane oder Robin ein bisschen mehr Platz zugestanden wird. Der kurze und nicht sehr rühmliche Gastauftritt des männlichen Protagonisten aus "Cinder und Ella" hat mich ebenfalls sehr gefreut und zum Lachen gebracht.


"Unsere Lippen berührten sich und wir explodierten. Wir waren wie Benzin und Feuer. Jahre der unerfüllten Sehnsucht, die plötzlich entfesselt wurde. Wir waren nur noch Verlangen, Leidenschaft und Begierde. Es war episch."


Was mich an "A is for Abstinence" aber am meisten gestört hat, war das Ende. Schon während des Mittelteils, als die Beziehung zwischen Kyle und Val etwas ziellos durch Höhen und Tiefen steuerte, habe ich mich gefragt, wie die Geschichte enden soll und eine miese Vorahnung gehabt. Und tatsächlich: die Autorin schustert sich auf wenigen Seiten ein zuckersüßes Happy End zusammen, geht mit ihren Protagonisten den Weg des geringsten Widerstands und lässt damit die ganze sorgfältig aufgebaute Message des ersten Teils in sich zusammenfallen.


Fazit:


"A is for Abstinence" bringt endlich die versprochene Liebesgeschichte, beantwortet durch eine andere Schwerpunktsetzung als der erste Teil viele offene Fragen und bügelt damit vieles aus, was dieser verpasst hat. In Kombination wirken die beiden Bände also doch noch rund zusammen und ergänzen sich gut, alles in allem hatte dieser zweite Teil und auch die ganze Reihe aber zu viele Schwächen, als das sie mich wirklich überzeugen hätte können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2020

Verliert nach grandiosem Anfang immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie1

V is for Virgin
0

Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen ...

Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen zieht Kelly Oram die Geschichte um Val und Kyle jedoch nicht als Good-Girl-Bad-Boy-Lovestory auf, sondern rückt Val, ihre Entwicklung und ihre Enthaltsamkeitskampagne, die bald Wellen in den Medien schlägt, in den Vordergrund. Grundsätzlich war ich von dem Fokus auf ein inhaltliches Thema und eine Message in einem New Adult Roman sehr positiv überrascht, da aber trotzdem viele Unstimmigkeiten auftraten, über die ich nicht hinwegsehen wollte, bleibt dennoch ein gemischter Eindruck zurück.


"Jemand musste für diese armen Mädchen einstehen, für alle, die sich nicht trauten, Sex abzulehnen. Die Angst davor hatten, dass man sich über sie lustig machte und nicht wollten, dass ihr Freund Schluss machte. Wenn ich diese Person sein musste, dann war es eben so."


Das Cover ist mit dem großen weißen "V" auf rosafarbenem Grund und umrahmt von bunten Farbwirbeln definitiv ein Hingucker. Tatsächlich gefällt mir hier aber die englische Originalversion besser, in der der Ausschnitt eines blonden Mädchens zu sehen ist, der von einer V-Kette geziert wird. Dass der Verlag den passenden Titel aus dem Englischen übernommen hat, ist natürlich ein großer Pluspunkt!


Erster Satz: "Ich wusste, dass es so kommen würde."


Das denkt Val, als sie von ihrem Freund abserviert wurde, nachdem sie ihm erklärt hat, dass sie noch Jungfrau ist und das auch noch bis zur Ehe bleiben will. Statt sich jedoch nach seinen verletzenden Verleumdungen heulend aufs Schulklo zu flüchten, geigt sie ihm vor der ganzen versammelten Schülerschaft die Meinung. Über einen filmenden Mitschüler gelangt ihr Statement so in die sozialen Medien, wo sie bald für Aufruhr sorgt und unter dem Namen "Virgin Val" bekannt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt in der Handlung war ich schon komplett von dieser spritzigen, inspirierenden, kämpferischen Geschichte mitgerissen, die sich liest wie eine Teenie-Netflix-Produktion in Buchformat. Jungfräulichkeit, Keuschheit und Enthaltsamkeit - das sind (gerade in den USA) ja heiß umstrittene In-Themen, doch statt auf eine Ideologie-Welle aufzuspringen (wie ich insgeheim befürchtet hatte), wird hier kein moralischer Zeigefinger erhoben, sondern die Message lautet einfach nur, dass jeder für sich selbst entscheiden soll und sich nicht durch Druck von außen auf Dinge einlassen soll, wozu man noch nicht bereit ist. Zu sehen, wie Val sich rigoros für ihre Message und sich selbst einsetzt, macht wirklich Spaß und mithilfe von Kelly Orams lockerem Schreibstil und fetzigen Dialogen prescht die Story fröhlich voran.


"Ich erschauerte, aber es war nicht seine Berührung, die mein Innerstes zum Schmelzen brachte. Es war der Blick in seine Augen. Leidenschaft. Leidenschaft mir gegenüber. Leidenschaft für diesen Moment. Leidenschaft für seine Musik. Leidenschaft für das Leben. Die pure Leidenschaft. Es war, als würde Kyle Hamiltons gesamtes Wesen daraus bestehen, und er schickte diese Leidenschaft direkt in mein Herz. Es war überwältigend."


Doch dann kommt leider kommt ein Punkt in der Handlung, an dem die Autorin beginnt, plötzlich große Zeitsprünge von mehreren Monaten zu unternehmen. Statt Entwicklungen auszuerzählen, hetzen wir mit großen Schritten durch Interviews, Präsentationen ihrer neuen Schmuckkollektion, Vorträgen und sehen etwas hilflos zu, wie der Medienrummel um Val langsam entgleist und stark in Richtung "Unrealistisch" abdriftet. Ja klar, die Sozialen Medien können schnell eine Bühne für ein großes Publikum bieten, aber alles in allem war mir die "Berühmt-wie-eine-Kardashian-und-das-über-Nacht"-Entwicklung doch zu übertrieben. Paparazzi, Interviews, Hasskommentare, Fans, ... an vielen Stellen fand ich die Geschichte ein bisschen überzeichnet und das wirkt sich auch auf die Protagonistin und die Grundaussage des Buches aus. Denn wo ich sie zu Beginn noch als stark, beeindruckend und als geborenes Vorbild gesehen habe, da sie mutig für sich selbst einsteht, sehr überzeugend sein kann und schlagfertig vor niemandem den Kopf einzieht, empfand ich sie mit zunehmender Seitenzahl und Berühmtheit immer öfter als starrsinnig, intolerant und egoistisch. Sie hetzt von einem Termin zum nächsten, vernachlässigt ihre Freunde, ist schnell dabei andere, die einen anderen Weg gehen als sie selbst, als "Schlampen" abzustempeln und zeigt keinerlei Verständnis für andere Sichtweisen. Leider wird sie im Laufe der Geschichte immer mehr zu "Virgin Val", also ihrer knallharten Rolle, und man verliert als Leser bald das Gefühl für sie selbst als Person.


"Du hast mir gesagt, dass es gewisse Leute auf der Welt gibt, die einfach alles cool aussehen lassen können." (...)
"Aber Dinge cool aussehen zu lassen, ist eine Sache. Du bist die Art Mensch, die etwas wichtig machen kann."


Das wirkt sich auch auf die Message aus, die plötzlich nicht mehr ganz so offen wirkt und einen negativen Beigeschmack erhält. Statt eine wirkliche Diskussion einzugehen und verschiedene Meinungen zu beleuchten, bleibt es hier bei sehr einfachen Plattitüden, weshalb alles in allem doch wieder eine Ideologie verkauft wird. Zwar stimmt die Richtung und gegen die "Tu nur was du willst und lasse dir von anderen keinen Druck machen"-Message ist nichts einzuwenden, aber das ganze Schwarz-Weiß-Denken hier hat mich mit der Zeit schon ein bisschen genervt. An mehreren Stellen dachte ich mir "Ja gut Mädel, du bist 17 und noch Jungfrau, wen interessiert es?", dadurch dass ihre Jungfräulichkeit so aufgebauscht und übertrieben thematisiert wird, wirkt es fast schon wieder unnötig problematisiert, wobei die Autorin ja gerade vermitteln wollte, dass es gar kein Problem ist, noch kein Sex haben zu wollen. Alles in allem war mir der Fokus auf das Thema, Vals Hineinsteigern und der plötzliche Medienrummel also etwas "too much", wodurch die ganze Geschichte stark unrealistisch wirkt.


"Mutig?" Meinte er das etwa ernst?
"Als du in der Kantine vor der gesamten Schule auf den Tisch gestiegen bist?" Er lachte wieder. "Das war der Hammer."
"Das" widersprach ich ihm, während ich versuchte, nicht selbst zu lachen, "war vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit. Nach der Sache mit Zach bin ich echt bis knapp an den Abgrund gedrängt worden."
"Aber du bist nicht gesprungen. Du hast dich durch die Menge zu neuen Höhen gekämpft. Du hast die Leute dazu gezwungen, es aus deiner Sicht zu sehen - dich zu respektieren. Du hast praktisch eine Revolution begonnen."


Ein weiterer negativer Nebeneffekt, der sich durch die Zeitsprünge und den starken Fokus auf Vals Jungfräulichkeits-Kampagne ergibt, ist dass Nebenhandlungsstränge und Nebenfiguren sehr blass bleiben, wenn nicht sogar völlig untergehen. Der Hauptfokus der Geschichte liegt klar auf dem ganzen Trubel und den plötzlichen Veränderungen in Vals Leben, also ihre plötzliche Beliebtheit und Zugehörigkeit zu "A-List" in der Schule, neue Freunde, eine neue Verantwortung etc., und das ist zwar auch alles durchaus interessant, doch leider geht das, was im Klapptext als Herzstück der Geschichte verkauft wurde, nämlich die Liebesgeschichte, dadurch unter. Mit "untergehen" meine ich hier genauer gesagt: Die Liebesgeschichte ist eigentlich nicht vorhanden und besteht aus einigen kurzen Begegnungen, bei denen zwar ein bisschen oberflächlich Funken sprühen, aber keinerlei tiefe Gefühle aufkommen.


"Es sind Leute wie du, die V is for Virgin und die Abstinenz-Challenge erst notwendig machen. Weißt du, was eine echte Schande ist, Kyle? Irgendwo tief in dir steckt dieser unglaubliche Kerl, aber er ist so besessen von Sex, dass er überhaupt nicht verstehen kann, was echte Intimität ist."


Leider zeichnet sich hier auch keine wirkliche Entwicklung ab, da Kyle nur ab und an einen für Wirbel sorgenden Medienauftritt hat, die beiden sich aber nie wirklich kennenlernen und wir deshalb von Kyle auch nur ein sehr eingeschränktes, unsympathisches Bild haben. Und nicht nur das: Der Zusatz mit Kyle, dem sexy Rockstar, der Val unbedingt ins Bett bekommen will, wirkt hier mit zunehmender Seitenzahl wie eigentlich sein ganzer Charakter fast wie eine Parodie und wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, da er die Geschichte nicht voranbringt. Nicht nur dass er sehr blass bleibt, nur alle 50 Seiten mal kurz auftaucht und man seine Beweggründe abseits von "Männlichem Jagdtrieb" nicht wirklich verstehen kann - leider wird auch sein aufdringliches und teilweise übergriffiges Verhalten stark verharmlost und romantisiert. Ab und an musste ich über seine machohaften und überaus plumpen Annäherungsversuche lachen, allgemein ist aber schon schade, dass er durch sein unsanktioniertes "Egal ob du mich nicht willst, ich dränge mich dir trotzdem immer wieder auf"-Verhalten die Glaubwürdigkeit der Message weiterhin sabotiert. Ich weiß, zu seinem Charakter und auch zu der Entwicklung von Val gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, die sich auch in der weiteren Range an Bewertungen abzeichnen. Alles in allem habe ich den Eindruck, dass ob einem das Buch gefällt oder nicht, stark davon abhängt, ob man sich mit Val identifiziert und wie sehr einem Kyle mit seinem Verhalten auf die Nerven geht.


"Was ich in Kyle Hamilton inspiriert hatte, war offenbar eine Persönlichkeitsstörung."


Auch andere Figuren rund um Val bleiben leider ziemlich blass und es ist zum Beispiel seltsam, dass
kaum erwachsene Autoritätspersonen auftreten, die Stellung zu Vals Kampagne und ihrer Berühmtheit nehmen. Wie um meinen immer weiter enttäuschten Erwartungen den Todesstoß zu setzen, legt Kelly Oram kurz vor dem Ende noch mal ordentlich einen Zahn zu. Val ist plötzlich eine Ewigkeit mit Isaac zusammen, der plötzlich langweilig geworden ist, sie gewöhnt sich an ihre Berühmtheit, Kyle ist der Retter in der Not, in den sie unsterblich verliebt ist (wann ist das denn passiert?), sie entfremdet von Cara und, ...?
Und dann...?
Ja und dann... ist das Buch mitten im Chaos einfach vorbei und die Autorin wagt einen Zeitsprung von 4 Jahren, um uns im Prolog eine gescheiterte Verlobung, den Tod eines Bandmitglieds und ihr Wiedersehen mit Kyle vor die Nase zu setzen. Puh, ich hoffe, das wird im nächsten Teil noch genauer ausgeführt.



Fazit:


Insgesamt hat "V is for Virgin" gut angefangen, dann aber durch starke Überzeichungen, Zeitsprünge und zu gewollter Charakterentwicklung immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie verloren, bis man nach einem sehr unbefriedigenden Ende gar nicht mehr weiß, was man von der Geschichte halten soll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2020

Verliert nach grandiosem Anfang immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie1

V is for Virgin
0

Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen ...

Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen zieht Kelly Oram die Geschichte um Val und Kyle jedoch nicht als Good-Girl-Bad-Boy-Lovestory auf, sondern rückt Val, ihre Entwicklung und ihre Enthaltsamkeitskampagne, die bald Wellen in den Medien schlägt, in den Vordergrund. Grundsätzlich war ich von dem Fokus auf ein inhaltliches Thema und eine Message in einem New Adult Roman sehr positiv überrascht, da aber trotzdem viele Unstimmigkeiten auftraten, über die ich nicht hinwegsehen wollte, bleibt dennoch ein gemischter Eindruck zurück.


"Jemand musste für diese armen Mädchen einstehen, für alle, die sich nicht trauten, Sex abzulehnen. Die Angst davor hatten, dass man sich über sie lustig machte und nicht wollten, dass ihr Freund Schluss machte. Wenn ich diese Person sein musste, dann war es eben so."


Das Cover ist mit dem großen weißen "V" auf rosafarbenem Grund und umrahmt von bunten Farbwirbeln definitiv ein Hingucker. Tatsächlich gefällt mir hier aber die englische Originalversion besser, in der der Ausschnitt eines blonden Mädchens zu sehen ist, der von einer V-Kette geziert wird. Dass der Verlag den passenden Titel aus dem Englischen übernommen hat, ist natürlich ein großer Pluspunkt!


Erster Satz: "Ich wusste, dass es so kommen würde."


Das denkt Val, als sie von ihrem Freund abserviert wurde, nachdem sie ihm erklärt hat, dass sie noch Jungfrau ist und das auch noch bis zur Ehe bleiben will. Statt sich jedoch nach seinen verletzenden Verleumdungen heulend aufs Schulklo zu flüchten, geigt sie ihm vor der ganzen versammelten Schülerschaft die Meinung. Über einen filmenden Mitschüler gelangt ihr Statement so in die sozialen Medien, wo sie bald für Aufruhr sorgt und unter dem Namen "Virgin Val" bekannt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt in der Handlung war ich schon komplett von dieser spritzigen, inspirierenden, kämpferischen Geschichte mitgerissen, die sich liest wie eine Teenie-Netflix-Produktion in Buchformat. Jungfräulichkeit, Keuschheit und Enthaltsamkeit - das sind (gerade in den USA) ja heiß umstrittene In-Themen, doch statt auf eine Ideologie-Welle aufzuspringen (wie ich insgeheim befürchtet hatte), wird hier kein moralischer Zeigefinger erhoben, sondern die Message lautet einfach nur, dass jeder für sich selbst entscheiden soll und sich nicht durch Druck von außen auf Dinge einlassen soll, wozu man noch nicht bereit ist. Zu sehen, wie Val sich rigoros für ihre Message und sich selbst einsetzt, macht wirklich Spaß und mithilfe von Kelly Orams lockerem Schreibstil und fetzigen Dialogen prescht die Story fröhlich voran.


"Ich erschauerte, aber es war nicht seine Berührung, die mein Innerstes zum Schmelzen brachte. Es war der Blick in seine Augen. Leidenschaft. Leidenschaft mir gegenüber. Leidenschaft für diesen Moment. Leidenschaft für seine Musik. Leidenschaft für das Leben. Die pure Leidenschaft. Es war, als würde Kyle Hamiltons gesamtes Wesen daraus bestehen, und er schickte diese Leidenschaft direkt in mein Herz. Es war überwältigend."


Doch dann kommt leider kommt ein Punkt in der Handlung, an dem die Autorin beginnt, plötzlich große Zeitsprünge von mehreren Monaten zu unternehmen. Statt Entwicklungen auszuerzählen, hetzen wir mit großen Schritten durch Interviews, Präsentationen ihrer neuen Schmuckkollektion, Vorträgen und sehen etwas hilflos zu, wie der Medienrummel um Val langsam entgleist und stark in Richtung "Unrealistisch" abdriftet. Ja klar, die Sozialen Medien können schnell eine Bühne für ein großes Publikum bieten, aber alles in allem war mir die "Berühmt-wie-eine-Kardashian-und-das-über-Nacht"-Entwicklung doch zu übertrieben. Paparazzi, Interviews, Hasskommentare, Fans, ... an vielen Stellen fand ich die Geschichte ein bisschen überzeichnet und das wirkt sich auch auf die Protagonistin und die Grundaussage des Buches aus. Denn wo ich sie zu Beginn noch als stark, beeindruckend und als geborenes Vorbild gesehen habe, da sie mutig für sich selbst einsteht, sehr überzeugend sein kann und schlagfertig vor niemandem den Kopf einzieht, empfand ich sie mit zunehmender Seitenzahl und Berühmtheit immer öfter als starrsinnig, intolerant und egoistisch. Sie hetzt von einem Termin zum nächsten, vernachlässigt ihre Freunde, ist schnell dabei andere, die einen anderen Weg gehen als sie selbst, als "Schlampen" abzustempeln und zeigt keinerlei Verständnis für andere Sichtweisen. Leider wird sie im Laufe der Geschichte immer mehr zu "Virgin Val", also ihrer knallharten Rolle, und man verliert als Leser bald das Gefühl für sie selbst als Person.


"Du hast mir gesagt, dass es gewisse Leute auf der Welt gibt, die einfach alles cool aussehen lassen können." (...)
"Aber Dinge cool aussehen zu lassen, ist eine Sache. Du bist die Art Mensch, die etwas wichtig machen kann."


Das wirkt sich auch auf die Message aus, die plötzlich nicht mehr ganz so offen wirkt und einen negativen Beigeschmack erhält. Statt eine wirkliche Diskussion einzugehen und verschiedene Meinungen zu beleuchten, bleibt es hier bei sehr einfachen Plattitüden, weshalb alles in allem doch wieder eine Ideologie verkauft wird. Zwar stimmt die Richtung und gegen die "Tu nur was du willst und lasse dir von anderen keinen Druck machen"-Message ist nichts einzuwenden, aber das ganze Schwarz-Weiß-Denken hier hat mich mit der Zeit schon ein bisschen genervt. An mehreren Stellen dachte ich mir "Ja gut Mädel, du bist 17 und noch Jungfrau, wen interessiert es?", dadurch dass ihre Jungfräulichkeit so aufgebauscht und übertrieben thematisiert wird, wirkt es fast schon wieder unnötig problematisiert, wobei die Autorin ja gerade vermitteln wollte, dass es gar kein Problem ist, noch kein Sex haben zu wollen. Alles in allem war mir der Fokus auf das Thema, Vals Hineinsteigern und der plötzliche Medienrummel also etwas "too much", wodurch die ganze Geschichte stark unrealistisch wirkt.


"Mutig?" Meinte er das etwa ernst?
"Als du in der Kantine vor der gesamten Schule auf den Tisch gestiegen bist?" Er lachte wieder. "Das war der Hammer."
"Das" widersprach ich ihm, während ich versuchte, nicht selbst zu lachen, "war vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit. Nach der Sache mit Zach bin ich echt bis knapp an den Abgrund gedrängt worden."
"Aber du bist nicht gesprungen. Du hast dich durch die Menge zu neuen Höhen gekämpft. Du hast die Leute dazu gezwungen, es aus deiner Sicht zu sehen - dich zu respektieren. Du hast praktisch eine Revolution begonnen."


Ein weiterer negativer Nebeneffekt, der sich durch die Zeitsprünge und den starken Fokus auf Vals Jungfräulichkeits-Kampagne ergibt, ist dass Nebenhandlungsstränge und Nebenfiguren sehr blass bleiben, wenn nicht sogar völlig untergehen. Der Hauptfokus der Geschichte liegt klar auf dem ganzen Trubel und den plötzlichen Veränderungen in Vals Leben, also ihre plötzliche Beliebtheit und Zugehörigkeit zu "A-List" in der Schule, neue Freunde, eine neue Verantwortung etc., und das ist zwar auch alles durchaus interessant, doch leider geht das, was im Klapptext als Herzstück der Geschichte verkauft wurde, nämlich die Liebesgeschichte, dadurch unter. Mit "untergehen" meine ich hier genauer gesagt: Die Liebesgeschichte ist eigentlich nicht vorhanden und besteht aus einigen kurzen Begegnungen, bei denen zwar ein bisschen oberflächlich Funken sprühen, aber keinerlei tiefe Gefühle aufkommen.


"Es sind Leute wie du, die V is for Virgin und die Abstinenz-Challenge erst notwendig machen. Weißt du, was eine echte Schande ist, Kyle? Irgendwo tief in dir steckt dieser unglaubliche Kerl, aber er ist so besessen von Sex, dass er überhaupt nicht verstehen kann, was echte Intimität ist."


Leider zeichnet sich hier auch keine wirkliche Entwicklung ab, da Kyle nur ab und an einen für Wirbel sorgenden Medienauftritt hat, die beiden sich aber nie wirklich kennenlernen und wir deshalb von Kyle auch nur ein sehr eingeschränktes, unsympathisches Bild haben. Und nicht nur das: Der Zusatz mit Kyle, dem sexy Rockstar, der Val unbedingt ins Bett bekommen will, wirkt hier mit zunehmender Seitenzahl wie eigentlich sein ganzer Charakter fast wie eine Parodie und wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, da er die Geschichte nicht voranbringt. Nicht nur dass er sehr blass bleibt, nur alle 50 Seiten mal kurz auftaucht und man seine Beweggründe abseits von "Männlichem Jagdtrieb" nicht wirklich verstehen kann - leider wird auch sein aufdringliches und teilweise übergriffiges Verhalten stark verharmlost und romantisiert. Ab und an musste ich über seine machohaften und überaus plumpen Annäherungsversuche lachen, allgemein ist aber schon schade, dass er durch sein unsanktioniertes "Egal ob du mich nicht willst, ich dränge mich dir trotzdem immer wieder auf"-Verhalten die Glaubwürdigkeit der Message weiterhin sabotiert. Ich weiß, zu seinem Charakter und auch zu der Entwicklung von Val gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, die sich auch in der weiteren Range an Bewertungen abzeichnen. Alles in allem habe ich den Eindruck, dass ob einem das Buch gefällt oder nicht, stark davon abhängt, ob man sich mit Val identifiziert und wie sehr einem Kyle mit seinem Verhalten auf die Nerven geht.


"Was ich in Kyle Hamilton inspiriert hatte, war offenbar eine Persönlichkeitsstörung."


Auch andere Figuren rund um Val bleiben leider ziemlich blass und es ist zum Beispiel seltsam, dass
kaum erwachsene Autoritätspersonen auftreten, die Stellung zu Vals Kampagne und ihrer Berühmtheit nehmen. Wie um meinen immer weiter enttäuschten Erwartungen den Todesstoß zu setzen, legt Kelly Oram kurz vor dem Ende noch mal ordentlich einen Zahn zu. Val ist plötzlich eine Ewigkeit mit Isaac zusammen, der plötzlich langweilig geworden ist, sie gewöhnt sich an ihre Berühmtheit, Kyle ist der Retter in der Not, in den sie unsterblich verliebt ist (wann ist das denn passiert?), sie entfremdet von Cara und, ...?
Und dann...?
Ja und dann... ist das Buch mitten im Chaos einfach vorbei und die Autorin wagt einen Zeitsprung von 4 Jahren, um uns im Prolog eine gescheiterte Verlobung, den Tod eines Bandmitglieds und ihr Wiedersehen mit Kyle vor die Nase zu setzen. Puh, ich hoffe, das wird im nächsten Teil noch genauer ausgeführt.



Fazit:


Insgesamt hat "V is for Virgin" gut angefangen, dann aber durch starke Überzeichungen, Zeitsprünge und zu gewollter Charakterentwicklung immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie verloren, bis man nach einem sehr unbefriedigenden Ende gar nicht mehr weiß, was man von der Geschichte halten soll.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Verliert nach grandiosem Anfang immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie1

V is for Virgin
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Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen ...

Eine erklärte Jungfrau und ein Rockstar-Playboy? Wenn das nicht mal eine absolute Klischee-Kombination ist... Das dachte ich mir zumindest, bevor ich mit dem Lesen angefangen habe. Entgegen meiner Erwartungen zieht Kelly Oram die Geschichte um Val und Kyle jedoch nicht als Good-Girl-Bad-Boy-Lovestory auf, sondern rückt Val, ihre Entwicklung und ihre Enthaltsamkeitskampagne, die bald Wellen in den Medien schlägt, in den Vordergrund. Grundsätzlich war ich von dem Fokus auf ein inhaltliches Thema und eine Message in einem New Adult Roman sehr positiv überrascht, da aber trotzdem viele Unstimmigkeiten auftraten, über die ich nicht hinwegsehen wollte, bleibt dennoch ein gemischter Eindruck zurück.


"Jemand musste für diese armen Mädchen einstehen, für alle, die sich nicht trauten, Sex abzulehnen. Die Angst davor hatten, dass man sich über sie lustig machte und nicht wollten, dass ihr Freund Schluss machte. Wenn ich diese Person sein musste, dann war es eben so."


Das Cover ist mit dem großen weißen "V" auf rosafarbenem Grund und umrahmt von bunten Farbwirbeln definitiv ein Hingucker. Tatsächlich gefällt mir hier aber die englische Originalversion besser, in der der Ausschnitt eines blonden Mädchens zu sehen ist, der von einer V-Kette geziert wird. Dass der Verlag den passenden Titel aus dem Englischen übernommen hat, ist natürlich ein großer Pluspunkt!


Erster Satz: "Ich wusste, dass es so kommen würde."


Das denkt Val, als sie von ihrem Freund abserviert wurde, nachdem sie ihm erklärt hat, dass sie noch Jungfrau ist und das auch noch bis zur Ehe bleiben will. Statt sich jedoch nach seinen verletzenden Verleumdungen heulend aufs Schulklo zu flüchten, geigt sie ihm vor der ganzen versammelten Schülerschaft die Meinung. Über einen filmenden Mitschüler gelangt ihr Statement so in die sozialen Medien, wo sie bald für Aufruhr sorgt und unter dem Namen "Virgin Val" bekannt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt in der Handlung war ich schon komplett von dieser spritzigen, inspirierenden, kämpferischen Geschichte mitgerissen, die sich liest wie eine Teenie-Netflix-Produktion in Buchformat. Jungfräulichkeit, Keuschheit und Enthaltsamkeit - das sind (gerade in den USA) ja heiß umstrittene In-Themen, doch statt auf eine Ideologie-Welle aufzuspringen (wie ich insgeheim befürchtet hatte), wird hier kein moralischer Zeigefinger erhoben, sondern die Message lautet einfach nur, dass jeder für sich selbst entscheiden soll und sich nicht durch Druck von außen auf Dinge einlassen soll, wozu man noch nicht bereit ist. Zu sehen, wie Val sich rigoros für ihre Message und sich selbst einsetzt, macht wirklich Spaß und mithilfe von Kelly Orams lockerem Schreibstil und fetzigen Dialogen prescht die Story fröhlich voran.


"Ich erschauerte, aber es war nicht seine Berührung, die mein Innerstes zum Schmelzen brachte. Es war der Blick in seine Augen. Leidenschaft. Leidenschaft mir gegenüber. Leidenschaft für diesen Moment. Leidenschaft für seine Musik. Leidenschaft für das Leben. Die pure Leidenschaft. Es war, als würde Kyle Hamiltons gesamtes Wesen daraus bestehen, und er schickte diese Leidenschaft direkt in mein Herz. Es war überwältigend."


Doch dann kommt leider kommt ein Punkt in der Handlung, an dem die Autorin beginnt, plötzlich große Zeitsprünge von mehreren Monaten zu unternehmen. Statt Entwicklungen auszuerzählen, hetzen wir mit großen Schritten durch Interviews, Präsentationen ihrer neuen Schmuckkollektion, Vorträgen und sehen etwas hilflos zu, wie der Medienrummel um Val langsam entgleist und stark in Richtung "Unrealistisch" abdriftet. Ja klar, die Sozialen Medien können schnell eine Bühne für ein großes Publikum bieten, aber alles in allem war mir die "Berühmt-wie-eine-Kardashian-und-das-über-Nacht"-Entwicklung doch zu übertrieben. Paparazzi, Interviews, Hasskommentare, Fans, ... an vielen Stellen fand ich die Geschichte ein bisschen überzeichnet und das wirkt sich auch auf die Protagonistin und die Grundaussage des Buches aus. Denn wo ich sie zu Beginn noch als stark, beeindruckend und als geborenes Vorbild gesehen habe, da sie mutig für sich selbst einsteht, sehr überzeugend sein kann und schlagfertig vor niemandem den Kopf einzieht, empfand ich sie mit zunehmender Seitenzahl und Berühmtheit immer öfter als starrsinnig, intolerant und egoistisch. Sie hetzt von einem Termin zum nächsten, vernachlässigt ihre Freunde, ist schnell dabei andere, die einen anderen Weg gehen als sie selbst, als "Schlampen" abzustempeln und zeigt keinerlei Verständnis für andere Sichtweisen. Leider wird sie im Laufe der Geschichte immer mehr zu "Virgin Val", also ihrer knallharten Rolle, und man verliert als Leser bald das Gefühl für sie selbst als Person.


"Du hast mir gesagt, dass es gewisse Leute auf der Welt gibt, die einfach alles cool aussehen lassen können." (...)
"Aber Dinge cool aussehen zu lassen, ist eine Sache. Du bist die Art Mensch, die etwas wichtig machen kann."


Das wirkt sich auch auf die Message aus, die plötzlich nicht mehr ganz so offen wirkt und einen negativen Beigeschmack erhält. Statt eine wirkliche Diskussion einzugehen und verschiedene Meinungen zu beleuchten, bleibt es hier bei sehr einfachen Plattitüden, weshalb alles in allem doch wieder eine Ideologie verkauft wird. Zwar stimmt die Richtung und gegen die "Tu nur was du willst und lasse dir von anderen keinen Druck machen"-Message ist nichts einzuwenden, aber das ganze Schwarz-Weiß-Denken hier hat mich mit der Zeit schon ein bisschen genervt. An mehreren Stellen dachte ich mir "Ja gut Mädel, du bist 17 und noch Jungfrau, wen interessiert es?", dadurch dass ihre Jungfräulichkeit so aufgebauscht und übertrieben thematisiert wird, wirkt es fast schon wieder unnötig problematisiert, wobei die Autorin ja gerade vermitteln wollte, dass es gar kein Problem ist, noch kein Sex haben zu wollen. Alles in allem war mir der Fokus auf das Thema, Vals Hineinsteigern und der plötzliche Medienrummel also etwas "too much", wodurch die ganze Geschichte stark unrealistisch wirkt.


"Mutig?" Meinte er das etwa ernst?
"Als du in der Kantine vor der gesamten Schule auf den Tisch gestiegen bist?" Er lachte wieder. "Das war der Hammer."
"Das" widersprach ich ihm, während ich versuchte, nicht selbst zu lachen, "war vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit. Nach der Sache mit Zach bin ich echt bis knapp an den Abgrund gedrängt worden."
"Aber du bist nicht gesprungen. Du hast dich durch die Menge zu neuen Höhen gekämpft. Du hast die Leute dazu gezwungen, es aus deiner Sicht zu sehen - dich zu respektieren. Du hast praktisch eine Revolution begonnen."


Ein weiterer negativer Nebeneffekt, der sich durch die Zeitsprünge und den starken Fokus auf Vals Jungfräulichkeits-Kampagne ergibt, ist dass Nebenhandlungsstränge und Nebenfiguren sehr blass bleiben, wenn nicht sogar völlig untergehen. Der Hauptfokus der Geschichte liegt klar auf dem ganzen Trubel und den plötzlichen Veränderungen in Vals Leben, also ihre plötzliche Beliebtheit und Zugehörigkeit zu "A-List" in der Schule, neue Freunde, eine neue Verantwortung etc., und das ist zwar auch alles durchaus interessant, doch leider geht das, was im Klapptext als Herzstück der Geschichte verkauft wurde, nämlich die Liebesgeschichte, dadurch unter. Mit "untergehen" meine ich hier genauer gesagt: Die Liebesgeschichte ist eigentlich nicht vorhanden und besteht aus einigen kurzen Begegnungen, bei denen zwar ein bisschen oberflächlich Funken sprühen, aber keinerlei tiefe Gefühle aufkommen.


"Es sind Leute wie du, die V is for Virgin und die Abstinenz-Challenge erst notwendig machen. Weißt du, was eine echte Schande ist, Kyle? Irgendwo tief in dir steckt dieser unglaubliche Kerl, aber er ist so besessen von Sex, dass er überhaupt nicht verstehen kann, was echte Intimität ist."


Leider zeichnet sich hier auch keine wirkliche Entwicklung ab, da Kyle nur ab und an einen für Wirbel sorgenden Medienauftritt hat, die beiden sich aber nie wirklich kennenlernen und wir deshalb von Kyle auch nur ein sehr eingeschränktes, unsympathisches Bild haben. Und nicht nur das: Der Zusatz mit Kyle, dem sexy Rockstar, der Val unbedingt ins Bett bekommen will, wirkt hier mit zunehmender Seitenzahl wie eigentlich sein ganzer Charakter fast wie eine Parodie und wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, da er die Geschichte nicht voranbringt. Nicht nur dass er sehr blass bleibt, nur alle 50 Seiten mal kurz auftaucht und man seine Beweggründe abseits von "Männlichem Jagdtrieb" nicht wirklich verstehen kann - leider wird auch sein aufdringliches und teilweise übergriffiges Verhalten stark verharmlost und romantisiert. Ab und an musste ich über seine machohaften und überaus plumpen Annäherungsversuche lachen, allgemein ist aber schon schade, dass er durch sein unsanktioniertes "Egal ob du mich nicht willst, ich dränge mich dir trotzdem immer wieder auf"-Verhalten die Glaubwürdigkeit der Message weiterhin sabotiert. Ich weiß, zu seinem Charakter und auch zu der Entwicklung von Val gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, die sich auch in der weiteren Range an Bewertungen abzeichnen. Alles in allem habe ich den Eindruck, dass ob einem das Buch gefällt oder nicht, stark davon abhängt, ob man sich mit Val identifiziert und wie sehr einem Kyle mit seinem Verhalten auf die Nerven geht.


"Was ich in Kyle Hamilton inspiriert hatte, war offenbar eine Persönlichkeitsstörung."


Auch andere Figuren rund um Val bleiben leider ziemlich blass und es ist zum Beispiel seltsam, dass
kaum erwachsene Autoritätspersonen auftreten, die Stellung zu Vals Kampagne und ihrer Berühmtheit nehmen. Wie um meinen immer weiter enttäuschten Erwartungen den Todesstoß zu setzen, legt Kelly Oram kurz vor dem Ende noch mal ordentlich einen Zahn zu. Val ist plötzlich eine Ewigkeit mit Isaac zusammen, der plötzlich langweilig geworden ist, sie gewöhnt sich an ihre Berühmtheit, Kyle ist der Retter in der Not, in den sie unsterblich verliebt ist (wann ist das denn passiert?), sie entfremdet von Cara und, ...?
Und dann...?
Ja und dann... ist das Buch mitten im Chaos einfach vorbei und die Autorin wagt einen Zeitsprung von 4 Jahren, um uns im Prolog eine gescheiterte Verlobung, den Tod eines Bandmitglieds und ihr Wiedersehen mit Kyle vor die Nase zu setzen. Puh, ich hoffe, das wird im nächsten Teil noch genauer ausgeführt.



Fazit:


Insgesamt hat "V is for Virgin" gut angefangen, dann aber durch starke Überzeichungen, Zeitsprünge und zu gewollter Charakterentwicklung immer mehr an Glaubwürdigkeit, Tiefe und Sympathie verloren, bis man nach einem sehr unbefriedigenden Ende gar nicht mehr weiß, was man von der Geschichte halten soll.

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