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Veröffentlicht am 25.04.2020

Seltsam fremdartig, an manchen Stellen verstörend und viele offene Fragen...

His Dark Materials 2: Das Magische Messer
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Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der sogar ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat als ich. Dass ich erst in diesem Jahr dazu gekommen bin, die Reihe endlich ...

Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der sogar ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat als ich. Dass ich erst in diesem Jahr dazu gekommen bin, die Reihe endlich anzufangen. auch wenn sie schon seit mehreren Jahren bei mir im Regal steht, sei hier einfach mal unkommentiert dahingestellt Leider musste ich im Januar feststellen, dass ich über die Jahre nicht wirklich etwas verpasst habe, denn "Der goldene Kompass" konnte mich nicht wirklich überzeugen. Da ich die beiden Fortsetzungen "Das magische Messer" und "Das Bernsteinteleskop" jedoch besitze, habe ich mich dazu durchgerungen, der Reihe noch eine weitere Chance zu geben. Und das war eine wirklich gute Entscheidung, denn der zweite Teil holt vieles auf, was der erste versäumt hat, dennoch hat das nette, originelle Fantasy-Abenteuer für mich zu viele Schwächen, um als "die Fantasy-Reihe des Jahrzehnts" bezeichnet werden zu können, wie andere Rezensenten sie bewertet haben.

Meine Ausgabe ist Teil eines Dreier-Schubers aus dem Hause Carlsen, der genau wie die andern beiden Bände in dunklem Nachthimmel-Blau mit hellen Sternensprenkeln gehalten ist und ein Motiv zeigt. Auf dem ersten Teil ist die Protagonistin Lyra zusehen, die auf einem Eisbären reitet. Hier auf dem zweiten sieht man einen Jungen, der vermutlich den neuen Protagonisten Will darstellen soll, neben einem Messer. Auch wenn ich die Gestaltung einheitlich und nett finde, gefallen mir andere Ausgaben viel besser, da hier doch alles "Kinderbuch" schreit. Weshalb diese Klassifizierung auf jeden Fall fragwürdig ist, will ich später nochmal erläutern.

Erster Satz: "Will zog seine Mutter an der Hand und sagte: "Komm weiter, bitte..."

Im Gegensatz zu "Der goldene Kompass", in dem uns Philip Pullman ins kalte Wasser wirft, ohne seine fremdartige Fantasy-Welt in irgendeiner Weise zu erklären und mir somit einen Orden für den langatmigsten Einstieg aller Zeiten verdient hat, beginnt "Das magische Messer" rasanter und in der uns bekannten Welt. Auf den ersten Seiten lernen wir den jungen Will kennen, der sich alleine um seine paranoide und verängstigte Mutter kümmern muss, seit sein Vater vor Jahren auf einer Polarexpedition verschwand. Als jedoch zwielichtige Typen auftauchen, die mehr über das Verschwinden seines Vaters wissen wollen, bleibt ihm nur die Flucht. Durch Zufall findet er ein Fenster zu einer anderen Welt, wo wir dann auch Lyra wieder treffen, die nach dem Durchqueren des von Lord Asriel geschaffenen Portals ebenfalls in der anderen Welt gelandet ist. Bald wird den beiden Kindern klar, dass sie sich vor demselben Feind verstecken und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach Wills Vater, der laut Lyras Alethiometer der Schlüssel zum Verständnis der Verschwörung ist...

Nachdem der Autor im ersten Band in eine höchst widersprüchliche, komplexe Welt, die voller innovativer Ideen steckt, sich mir aber leider nicht wirklich erschloss, entführte, spielt die Handlung in dieser Fortsetzung in drei verschiedenen Welten: der bereits bekannten Fantasy-Welt aus dem ersten Teil, der Welt, in der wir leben und eine dritte Version, in der sogenannte "Gespenster" die Lebensenergie aus Erwachsenen heraussaugen und nur leere, willenlose Hüllen und verwaiste Kinder hinterlassen. Durch die verlassenen Straßen, die wilden Kinderbanden und die Überreste magischer Artefakte wirkt auch die neue Welt wie eine postapokalyptische Steampunk-Welt, hier gibt es jedoch Technologien, Alltagsgegenstände und Städte, die mehr an unsere Zivilisation erinnern, als die mittelalterliche Version Oxfords, in der Lyra groß geworden ist. Doch auch wenn ich die neue Welt, in der ein Großteil der Handlung abläuft, besser fassen und begreifen konnte, wurde mein gebildeter Eindruck doch immer wieder von magischen Aspekten oder geschichtlichen Fakten aufgemischt und so blieb das Setting der Geschichte auch im zweiten Teil rätselhaft für mich. Das ist natürlich eine nette Abwechslung zu den ewigen Urban-Fantasy-Reihen, doch im zweiten Teil einer Trilogie erwarte ich mir schon mehr Antworten und ein vollständigeres World Building. Doch auch hier werden immer wieder vorkommende Bezeichnungen oder Besonderheiten erst sehr spät oder nie erklärt und bei genauerem Nachdenken tun sich an jeder Ecke Logiklücken auf.

Ich hatte mir von diesem zweiten Teil endlich Antworten auf viele meiner Fragen erhofft, doch auch nach "Das magische Messer" ist mir immer noch sehr unklar, wer auf welcher Seite steht, wer wen warum finden muss und was die Ziele der einzelnen Protagonisten sind. Im Gegensatz zum ersten Teil, der noch deutlich auf einen Abenteuer-Roman abzielte, ist die Handlung in diesem zweiten Teil deutlich komplexer und der Spannungsbogen durch die verschiedenen Handlungsstränge dichter. Neben Will und Lyra gehen wir mit dem Aeronaut Lee Scorsby auf die Suche nach einem verschollenen Schamanen, erkunden mit der Hexe Serafina Pekkala die neue Welt aus der Luft und lernen die Teilchenphysikerin Mary Malone kennen, die an dunkler Materie forscht, was dem entspricht, was Lyra "Staub" nennt. Trotz interessanter Gedanken zur dunkler Materie und der Evolution und Entwicklung des Bewusstseins des Menschen und neuen Andeutungen zu dem Thema, ist "Staub" auch in "Das magische Messer" eine bleibendes Rätsel, von dem man aber immer noch nicht genau weiß, was er genau ist und was er macht.

Auch was genau das Motiv der Kirche und deren Behörden ist, die entschieden gegen den "Staub" und alle möglichen Varianten desselben vor geht und sich auf einen Krieg vorzubereiten scheint, blieb ein großes Fragezeichen im Konstrukt um die Handlung. Die nicht gerade subtile Kirchenkritik des Autors tut ihr übriges und lässt diese Institution an manchen Stellen unfreiwillig (oder vielleicht doch freiwillig?) komisch wirken. Ein weiteres loses Ende ist das Duo Asriel und Ms Coulter, die beide ihre eigenen Interessen verfolgen und bei denen man sich ebenfalls nicht sicher sein kann, nach welchen Ziele sie streben und auf welchen Seiten sie in dem Konflikt stehen. Das sorgt leider dafür, dass wir sie bald als stereotype Bösewichte wahrnehmen, obwohl sie eigentlich sehr spannend angelegt sind. Allgemein werden Handlungen und Pläne der Protagonisten oft mit vagen Gründen wie Schicksal oder Vorhersehung begründet, die großen Zusammenhänge erschließen sich dem Leser aber noch nicht. Insgesamt blieben mir die Fronten zu sehr verschwommen und die Motive der Handelnden zu unklar, sodass die Handlung zunehmend verworrener erschien.

Dazu kommen einige seltsame Szenen, in denen plötzlich riesige Engel auftauchen, normale Protagonisten prophetische Träume haben oder ein Krieg gegen Gott auf den Tisch kommt (Hallo, haben Sie zu viel Nietzsche gelesen, Herr Pullman?). Trotz der vielen spannenden und einzigartigen Ideen erscheint die Geschichte nicht zuletzt durch seltsam fremdartig, an manchen Stellen verstörend und sorgte für viele Stirnrunzler, die sich zu Längen auswuchsen. Nur hin und wieder konnte mich eine Szenenfolge wirklich packen. Dass ich es aber trotzdem ohne größere Leseflauten durch die 385 Seiten geschafft habe, habe ich vor allem Philip Pullmans Schreibstil zu verdanken, der für einen Fantasy-Roman überraschend kurz gehalten ist. Es lassen sich kaum ausschweifende Beschreibungen und Erklärungen finden, stattdessen dominieren kurze und prägnante Szenen das Bild. Leider passieren dadurch aber immer wieder viele Dinge gleichzeitig und gerade bei actionreichen Schlüsselszenen kommt es immer wieder vor, dass sich Perspektiven überlappen wie die dargestellten Welten und man ein wenig den Überblick verliert.

Auch die beiden Protagonisten konnten mich nicht zu 100% überzeugen. Das lag vor allem daran, dass Lyra und Will einfach sooo jung sind, sodass ich bei vielen ihrer Handlungen oder Gedanken die Verbindung zu ihr nicht wirklich herstellen konnte. Außerdem entwickelte sich die junge, quirlige, mutige Protagonistin nach dem ersten Teil kaum weiter und rückte für Will stark aus dem Rampenlicht, der ihren Platz als Hauptheld einnimmt. Vor allem am Ende erscheint dieser jedoch sehr emotionslos, was aber auch daran liegen könnte, dass der Autor bei seinem Showdown mit hohem Protagonisten-Sterbe-Anteil wie im ersten Teil ziemlich auf die Tube drückt. Zurückgelassen werden wir wieder mit einem miesen Cliffhanger, der mich sofort hat weiterlesen lassen. Denn trotz allem bin ich jetzt sehr gespannt, wie Philip Pullman seine Fäden zusammenlaufen lassen will!

Insgesamt muss ich also leider sagen: Hier fehlen die Epik einer Sarah J Maas, die wundervollen Charaktere einer J. K. Rowling, die Komplexität des Weltenaufbaus eines Tolkiens, die emotionale Spannung einer Jennifer L. Armentrout und der wunderschöne, präzise Stil einer Laini Taylor. Wer sich jetzt vielleicht wundert, mit welchen Autoren ich die Reihe verglichen habe, dem will ich nochmal ganz klar sagen: Die Reihe um "Der goldene Kompass" ist kein Kinderbuch, auch wenn das junge Alter der Protagonistin darauf hindeutet. Ungeschönte, Gewalt, blutige Kämpfe, sterbende Protagonisten, mordlustige Kindermobs, grausame Menschenversuche, herumliegende Leichen, abgetrennte Gliedmaßen, Folter, Entführungen, Morde, harter Überlebenskampf - wir haben es hier mit einem recht düsteren Szenario zu tun, wozu die Perspektive eines Kindes nicht besonders gut passt. Es stellt sich also die Frage, was Philip Pullman hier schreiben wollte: ein Kinderbuch, ein Jugendabenteuer oder ein Fantasy-Epos für Erwachsene? Leider ist er aus meiner Sicht in allem drei gescheitert: "Das magische Messer" ist für ein Kinderbuch zu brutal, für ein Jugendbuch zu kindlich-naiv, kann sich aber auch nicht mit etablierten Fantasy-Klassikern messen...


Fazit:


In diesem zweiten Teil ist die Handlung deutlich komplexer, der Spannungsbogen durch die verschiedenen Handlungssträngen dichter und das Setting greifbarer. Dennoch blieben mir die Fronten zu sehr verschwommen, die Motive der Handelnden zu unklar und die Protagonisten zu blass, sodass die Handlung zunehmend verworrener erschien.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2020

Hat viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint!

Nur eine Liste
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Hinter dieser Geschichte hatte ich eine oberflächliche High-School-Story erwartet, stattdessen entpuppte sich "Nur eine Liste" zu meiner großen Überraschung als provokante, teilweise sogar bissige Abrechnung ...

Hinter dieser Geschichte hatte ich eine oberflächliche High-School-Story erwartet, stattdessen entpuppte sich "Nur eine Liste" zu meiner großen Überraschung als provokante, teilweise sogar bissige Abrechnung mit dem Schönheitswahn der Jugend und der Oberflächlichkeit von High School Hierarchien.


Erste Sätze: "Seit Ewigkeiten finden die Schüler der Mount Washington Highschool, wenn sie am letzten Montag im September in die Schule kommen, eine Liste mit dem hübschesten und dem hässlichsten Mädchen jeder Klassenstufe vor. Dieses Jahr wird es nicht anders sein. Ungefähr vierhundert Kopien hängen zurzeit an mehr oder weniger auffälligen Stellen."


Das Cover ist grundsätzlich nicht schlecht gestaltet mit der Listenartigen Ansammlung der im Buch vorkommenden Namen der Mädchen und dem Kontrast aus knalligem Rosa und dunklem Schwarz, der besser als alles andere die Pole "hässlich" und "schön" widerspiegelt, um die sich die Geschichte hauptsächlich dreht. Auf der anderen Seite wirkt die Farbgebung in Kombination mit dem Gesicht (von dem ich leider auch nicht weiß, wen es darstellen soll), auf mich eher abschreckend und ich hätte mir eine etwas neutralere Gestaltung gewünscht, die vielleicht auch ältere oder männliche Leser anziehen könnte. Innerhalb der Buchdeckel ist der Roman bis auf die abgedruckte Liste zu Beginn sehr schlicht und ohne große Verzierungen gehalten. Unterteilt in 46 Kapitel und sechs Tage lesen wir aus der Sicht von acht Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch egal ob Sportlerin, Aufsteigerin, Beautyqueen, Rebellin, Mauerblümchen oder Mitläuferin, diese drei Mädchen verbindet eines - um es mal mit den Worten der Schulleiterin zu formulieren: "Jeder von Ihnen ist etwas Schreckliches widerfahren. Jemand hat sich angemaßt, Sie vorzuführen, Ihnen ein Etikett anzuhängen und Sie auf die oberflächlichste, unsachlichste Version Ihres Selbst zu reduzieren. Und diese Tat hat emotionale Folgen, unabhängig davon, auf welcher Seite Sie stehen."


Und mit genau diesen emotionalen und sozialen Folgen der Liste beschäftigt sich der gesamte Roman. Abwechselnd begleiten wir die acht Mädchen der Klassenstufen 9 bis 12 - je die "hässlichste" und die "schönste" - durch ihre Woche und erfahren vom Aushang der Liste bis zum Homecoming Ball hautnah, was es mit den Mädchen macht, einen Stempel aufgedrückt bekommen zu haben, wie es ihren Alltag und ihre soziale Stellung verändert und wie sie sich dabei fühlen. Dabei legt die Autorin vor allem Wert auf die Gefühlswelt der Protagonistinnen und durchleuchtet ihre Vergangenheit, ihr Freundeskreis und prägende Ereignisse der letzten Zeit, um dem Leser klarzumachen, weshalb die Liste für alle acht eine große Macht besitzt. Eigentlich ist der Aufbau mit den wechselnden Erzählerinnen sehr simpel und auch die Grundidee ist schlicht, gerade deshalb kann man sich jedoch problemlos vorstellen, dass sich genau diese Handlung irgendwo an einer Highschool ereignet. Und selbst wenn es keine Liste ist, die explizit in "hässlich" und "schön" unterteilt sind doch Bälle, Jahrbücher und Co nichts anderes als offiziell genehmigte Schönheits- und Beliebtheitswettbewerbe. Gerade weil viele der angesprochenen Themen so alltäglich erscheinen und sich fast jeder Leser mit einer der vorgestellten Protagonistinnen identifizieren können wird, kann man der Geschichte so leicht folgen und die Oberflächlichkeit und Grausamkeit der Jugendlichen geht unter die Haut.


"Die Liste schaffte es, die gesamte weibliche Schülerschaft auf drei klar abgegrenzte Gruppen zu reduzieren. Die Hübschesten. Die Hässlichsten. Und alle anderen."


Neben den acht Handlungssträngen, die alle mehr oder weniger zusammenhängen gilt es die übergreifende Frage zu lösen, wer die Liste geschrieben hat und warum. Durch einige Andeutungen kann sich der Leser selbst Gedanken machen und wir immer wieder vor die Frage gestellt, was denn nun wirklich "hässlich" oder "schön" ist. Hässliche Geheimnisse hinter schönen Fassaden, falsche Freundschaften hinter großer Beliebtheit, Unsicherheit und Selbstzweifel hinter gespielter Perfektion - mit jedem Kapitel, das hinzukommt, zeigt uns Siobhan Vivian, dass diese beiden Kategorien alles andere als einfach zu trennen und nicht objektiv gültig sein können. Dabei geht sie jedoch über die typische "ihr seid alle auf eure Weise schön"-Jugendbuch-Message hinaus und baut geschickt Themen wie Mobbing, Essstörungen, Bodyshaming, Neid, Ehrgeiz und Schönheitsideale mit ein. Währenddessen zeigt sie, wie der Drang nach Schönheit und die Erwartungen der Gesellschaft (und sei es auch nur eine so einfache und oberflächliche wie eine Highschool) auf ganz verschiedenen Personen lastet und wie Selbstzweifel mehr Schaden anrichten, als man hinter Fassaden vermutet. Auf indirekte Weise äußert die Autorin also sehr viel Gesellschaftskritik, was "Nur eine Liste" erstaunlich tiefgründig für eine Highschool-Geschichte werden lässt.


"HÄSSLICH... Die Liste hat so viel Macht, ihr Urteil ist endgültig, und trotzdem will sich niemand mit dem schwarzen Edding auf Sarahs Gesicht auseinandersetzen. Scheißfeiglinge."


Besonders überzeugen jedoch die acht Protagonistinnen, die uns über den Zeitraum einer Woche an ihrem Leben teilhaben lassen und erstaunlich tiefsinnige Abgründe offenbaren. Auch wenn ich zu Beginn Probleme hatte, die acht, ihr Label und die vielen Nebenfiguren auseinanderzuhalten und immer wieder auf der Liste nachschauen musste, funktioniert die Erzählweise aus acht Perspektiven beeindruckend gut. Schon nach hundert Seiten haben wir ein detailliertes Porträt der Protagonistinnen vor Augen und können verfolgen, wie sie sich im Laufe der Geschichte von ihren Klischees lösen und sich aus den Schubladen befreien, in die man sie zu Beginn noch gesteckt hat.
Danielle DeMarco.
Abby Warner.
Candace Kincaid.
Lauren Finn.
Sarah Singer.
Bridget Honeycutt.
Jennifer Briggis.
Margo Gable
- vier "schöne" und vier "hässliche" Mädchen, acht "Opfer" eines geheimen Bewertenden, vor allem aber acht sehr spannende und unterschiedliche Personen, die mir nicht immer alle sympathisch waren, die uns aber trotzdem ans Herz wachsen und deren Gründe für ihr Handeln wir immer besser verstehen lernen.


"Sie möchte sich schön fühlen. Jedes Mädchen hier möchte das. Nur deshalb denken wir an nichts anderes als die Liste, den Ball" (…)
"Ich glaube nicht, dass es darum geht", widerspricht Matthew. "Ihr Mädchen wollt von allen anderen für schön gehalten werden."


Danielle ist eine begabte Schwimmerin, deren muskulöser Körper nicht den weiblichen Idealen entspricht und die deshalb bald "Dan the Man" genannt wird und auch durch die verhaltene Reaktion ihres Freundes ein Teil ihrer weiblichen Identität verliert. Abbys Aussehen ist das einzige, was sie hinter ihrer klugen Schwester Fern hervorblitzen lässt, durch die Liste kann sie sich endlich auch mal besonders fühlen, ihr entgeht jedoch, wen sie damit alles verletzt. Candace ist eigentlich alles andere als hässlich und das weiß sie auch, als die Liste sich aber aufgrund ihres schonungslosen Verhaltens als hässlich einstuft und sie ihre Stellung verliert, muss sie ihr Verhalten überdenken und sich mit ihrer inneren Schönheit auseinandersetzen. Das hübsche Mauerblümchen Lauren, das zuvor zuhause von ihrer klammernden Mutter unterrichtet wurde, ist überrascht, dass sie nach der Liste kometenhaft im Ansehen ihrer Mitschüler aufsteigt und muss sich fragen, was sie wirklich will. Sarah ist die geborene Rebellin und suhlt sich in ihrem Außenseitertum, als das Urteil der Liste sie jedoch trotzdem schmerzhaft trifft, beginnt sie, dem Schönheitswahn den Krieg zu erklären und will durch einen Duschstreik ein Zeichen setzen. Bridget ist eigentlich von Natur aus schön, als sie jedoch nach einem Sommer, in dem sie einiges durch krankhafte Selbstdisziplin abgenommen hat, durch die Liste die Bestätigung erhält, spitzt sich ihr Schlankheitswahn immer mehr zu. Jennifer ist eine Ausgestoßene seit ihre beste Freundin Margo sie vor der Highschool fallen ließ und die Liste ihr den Todesstoß versetzte, doch auch als sie zum vierten Mal als "hässlichste" denunziert wird, ist ihr Wunsch, dazuzugehören noch nicht verloschen. Margos Wunsch, nach ihrer Schwester Maureen Homecoming Queen zu werden und an der Seite ihres besten Freundes zu tanzen, für den sie schon seit Jahren schwärmt, ist indirekt Auslöser des ganzen Schlamassel, und als er kurz davor ist, endlich in Erfüllung zu gehen, macht ihr ausgerechnet Jennifer ein Strich durch die Rechnung. Doch ist es das alles wert? Ist das Gefühl, schön zu sein es wert, Freundschaften zu ruinieren? Rechtfertigen der Triumph über andere und hohes Ansehen, die Gefühle von anderen zu verletzen...?


"Milo legt die Arme um sie und hält sie fest. Und Sarah lässt es zu. Sie lässt für einen Augenblick zu, dass sie verletzlich ist, lässt ihn ihr wirkliches, ehrliches, hässliches Ich sehen. Es ist ein wunderschöner Anblick."



Das Ende beinhaltet einige überraschende Wendungen, lässt uns aber Großteils mit vielen offenen Fragen zurück. Auch wenn es sich äußerst unbefriedigend anfühlt, die Geschichte ohne klare Linie und Antworten zu verlassen, kann ich mir nach längerem Nachdenken kein besseres Ende vorstellen. Insgesamt ist mein Fazit also, dass diese Geschichte über Oberflächlichkeit, Freundschaft, Liebe, Neid, Stereotypen und Schönheit mehr bietet, als es auf den ersten Blick scheint.



Fazit:


Leise Gesellschaftskritik, acht spannende und authentische Protagonistinnen und absolute Klischeefreiheit machen diese High-School-Geschichte über Oberflächlichkeit, Freundschaft, Liebe, Neid, Stereotypen und Schönheit zu einem absoluten Überraschungserfolg. Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2020

Hat viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint!

Nur eine Liste
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Hinter dieser Geschichte hatte ich eine oberflächliche High-School-Story erwartet, stattdessen entpuppte sich "Nur eine Liste" zu meiner großen Überraschung als provokante, teilweise sogar bissige Abrechnung ...

Hinter dieser Geschichte hatte ich eine oberflächliche High-School-Story erwartet, stattdessen entpuppte sich "Nur eine Liste" zu meiner großen Überraschung als provokante, teilweise sogar bissige Abrechnung mit dem Schönheitswahn der Jugend und der Oberflächlichkeit von High School Hierarchien.


Erste Sätze: "Seit Ewigkeiten finden die Schüler der Mount Washington Highschool, wenn sie am letzten Montag im September in die Schule kommen, eine Liste mit dem hübschesten und dem hässlichsten Mädchen jeder Klassenstufe vor. Dieses Jahr wird es nicht anders sein. Ungefähr vierhundert Kopien hängen zurzeit an mehr oder weniger auffälligen Stellen."


Das Cover ist grundsätzlich nicht schlecht gestaltet mit der Listenartigen Ansammlung der im Buch vorkommenden Namen der Mädchen und dem Kontrast aus knalligem Rosa und dunklem Schwarz, der besser als alles andere die Pole "hässlich" und "schön" widerspiegelt, um die sich die Geschichte hauptsächlich dreht. Auf der anderen Seite wirkt die Farbgebung in Kombination mit dem Gesicht (von dem ich leider auch nicht weiß, wen es darstellen soll), auf mich eher abschreckend und ich hätte mir eine etwas neutralere Gestaltung gewünscht, die vielleicht auch ältere oder männliche Leser anziehen könnte. Innerhalb der Buchdeckel ist der Roman bis auf die abgedruckte Liste zu Beginn sehr schlicht und ohne große Verzierungen gehalten. Unterteilt in 46 Kapitel und sechs Tage lesen wir aus der Sicht von acht Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch egal ob Sportlerin, Aufsteigerin, Beautyqueen, Rebellin, Mauerblümchen oder Mitläuferin, diese drei Mädchen verbindet eines - um es mal mit den Worten der Schulleiterin zu formulieren: "Jeder von Ihnen ist etwas Schreckliches widerfahren. Jemand hat sich angemaßt, Sie vorzuführen, Ihnen ein Etikett anzuhängen und Sie auf die oberflächlichste, unsachlichste Version Ihres Selbst zu reduzieren. Und diese Tat hat emotionale Folgen, unabhängig davon, auf welcher Seite Sie stehen."


Und mit genau diesen emotionalen und sozialen Folgen der Liste beschäftigt sich der gesamte Roman. Abwechselnd begleiten wir die acht Mädchen der Klassenstufen 9 bis 12 - je die "hässlichste" und die "schönste" - durch ihre Woche und erfahren vom Aushang der Liste bis zum Homecoming Ball hautnah, was es mit den Mädchen macht, einen Stempel aufgedrückt bekommen zu haben, wie es ihren Alltag und ihre soziale Stellung verändert und wie sie sich dabei fühlen. Dabei legt die Autorin vor allem Wert auf die Gefühlswelt der Protagonistinnen und durchleuchtet ihre Vergangenheit, ihr Freundeskreis und prägende Ereignisse der letzten Zeit, um dem Leser klarzumachen, weshalb die Liste für alle acht eine große Macht besitzt. Eigentlich ist der Aufbau mit den wechselnden Erzählerinnen sehr simpel und auch die Grundidee ist schlicht, gerade deshalb kann man sich jedoch problemlos vorstellen, dass sich genau diese Handlung irgendwo an einer Highschool ereignet. Und selbst wenn es keine Liste ist, die explizit in "hässlich" und "schön" unterteilt sind doch Bälle, Jahrbücher und Co nichts anderes als offiziell genehmigte Schönheits- und Beliebtheitswettbewerbe. Gerade weil viele der angesprochenen Themen so alltäglich erscheinen und sich fast jeder Leser mit einer der vorgestellten Protagonistinnen identifizieren können wird, kann man der Geschichte so leicht folgen und die Oberflächlichkeit und Grausamkeit der Jugendlichen geht unter die Haut.


"Die Liste schaffte es, die gesamte weibliche Schülerschaft auf drei klar abgegrenzte Gruppen zu reduzieren. Die Hübschesten. Die Hässlichsten. Und alle anderen."


Neben den acht Handlungssträngen, die alle mehr oder weniger zusammenhängen gilt es die übergreifende Frage zu lösen, wer die Liste geschrieben hat und warum. Durch einige Andeutungen kann sich der Leser selbst Gedanken machen und wir immer wieder vor die Frage gestellt, was denn nun wirklich "hässlich" oder "schön" ist. Hässliche Geheimnisse hinter schönen Fassaden, falsche Freundschaften hinter großer Beliebtheit, Unsicherheit und Selbstzweifel hinter gespielter Perfektion - mit jedem Kapitel, das hinzukommt, zeigt uns Siobhan Vivian, dass diese beiden Kategorien alles andere als einfach zu trennen und nicht objektiv gültig sein können. Dabei geht sie jedoch über die typische "ihr seid alle auf eure Weise schön"-Jugendbuch-Message hinaus und baut geschickt Themen wie Mobbing, Essstörungen, Bodyshaming, Neid, Ehrgeiz und Schönheitsideale mit ein. Währenddessen zeigt sie, wie der Drang nach Schönheit und die Erwartungen der Gesellschaft (und sei es auch nur eine so einfache und oberflächliche wie eine Highschool) auf ganz verschiedenen Personen lastet und wie Selbstzweifel mehr Schaden anrichten, als man hinter Fassaden vermutet. Auf indirekte Weise äußert die Autorin also sehr viel Gesellschaftskritik, was "Nur eine Liste" erstaunlich tiefgründig für eine Highschool-Geschichte werden lässt.


"HÄSSLICH... Die Liste hat so viel Macht, ihr Urteil ist endgültig, und trotzdem will sich niemand mit dem schwarzen Edding auf Sarahs Gesicht auseinandersetzen. Scheißfeiglinge."


Besonders überzeugen jedoch die acht Protagonistinnen, die uns über den Zeitraum einer Woche an ihrem Leben teilhaben lassen und erstaunlich tiefsinnige Abgründe offenbaren. Auch wenn ich zu Beginn Probleme hatte, die acht, ihr Label und die vielen Nebenfiguren auseinanderzuhalten und immer wieder auf der Liste nachschauen musste, funktioniert die Erzählweise aus acht Perspektiven beeindruckend gut. Schon nach hundert Seiten haben wir ein detailliertes Porträt der Protagonistinnen vor Augen und können verfolgen, wie sie sich im Laufe der Geschichte von ihren Klischees lösen und sich aus den Schubladen befreien, in die man sie zu Beginn noch gesteckt hat.
Danielle DeMarco.
Abby Warner.
Candace Kincaid.
Lauren Finn.
Sarah Singer.
Bridget Honeycutt.
Jennifer Briggis.
Margo Gable
- vier "schöne" und vier "hässliche" Mädchen, acht "Opfer" eines geheimen Bewertenden, vor allem aber acht sehr spannende und unterschiedliche Personen, die mir nicht immer alle sympathisch waren, die uns aber trotzdem ans Herz wachsen und deren Gründe für ihr Handeln wir immer besser verstehen lernen.


"Sie möchte sich schön fühlen. Jedes Mädchen hier möchte das. Nur deshalb denken wir an nichts anderes als die Liste, den Ball" (…)
"Ich glaube nicht, dass es darum geht", widerspricht Matthew. "Ihr Mädchen wollt von allen anderen für schön gehalten werden."


Danielle ist eine begabte Schwimmerin, deren muskulöser Körper nicht den weiblichen Idealen entspricht und die deshalb bald "Dan the Man" genannt wird und auch durch die verhaltene Reaktion ihres Freundes ein Teil ihrer weiblichen Identität verliert. Abbys Aussehen ist das einzige, was sie hinter ihrer klugen Schwester Fern hervorblitzen lässt, durch die Liste kann sie sich endlich auch mal besonders fühlen, ihr entgeht jedoch, wen sie damit alles verletzt. Candace ist eigentlich alles andere als hässlich und das weiß sie auch, als die Liste sich aber aufgrund ihres schonungslosen Verhaltens als hässlich einstuft und sie ihre Stellung verliert, muss sie ihr Verhalten überdenken und sich mit ihrer inneren Schönheit auseinandersetzen. Das hübsche Mauerblümchen Lauren, das zuvor zuhause von ihrer klammernden Mutter unterrichtet wurde, ist überrascht, dass sie nach der Liste kometenhaft im Ansehen ihrer Mitschüler aufsteigt und muss sich fragen, was sie wirklich will. Sarah ist die geborene Rebellin und suhlt sich in ihrem Außenseitertum, als das Urteil der Liste sie jedoch trotzdem schmerzhaft trifft, beginnt sie, dem Schönheitswahn den Krieg zu erklären und will durch einen Duschstreik ein Zeichen setzen. Bridget ist eigentlich von Natur aus schön, als sie jedoch nach einem Sommer, in dem sie einiges durch krankhafte Selbstdisziplin abgenommen hat, durch die Liste die Bestätigung erhält, spitzt sich ihr Schlankheitswahn immer mehr zu. Jennifer ist eine Ausgestoßene seit ihre beste Freundin Margo sie vor der Highschool fallen ließ und die Liste ihr den Todesstoß versetzte, doch auch als sie zum vierten Mal als "hässlichste" denunziert wird, ist ihr Wunsch, dazuzugehören noch nicht verloschen. Margos Wunsch, nach ihrer Schwester Maureen Homecoming Queen zu werden und an der Seite ihres besten Freundes zu tanzen, für den sie schon seit Jahren schwärmt, ist indirekt Auslöser des ganzen Schlamassel, und als er kurz davor ist, endlich in Erfüllung zu gehen, macht ihr ausgerechnet Jennifer ein Strich durch die Rechnung. Doch ist es das alles wert? Ist das Gefühl, schön zu sein es wert, Freundschaften zu ruinieren? Rechtfertigen der Triumph über andere und hohes Ansehen, die Gefühle von anderen zu verletzen...?


"Milo legt die Arme um sie und hält sie fest. Und Sarah lässt es zu. Sie lässt für einen Augenblick zu, dass sie verletzlich ist, lässt ihn ihr wirkliches, ehrliches, hässliches Ich sehen. Es ist ein wunderschöner Anblick."



Das Ende beinhaltet einige überraschende Wendungen, lässt uns aber Großteils mit vielen offenen Fragen zurück. Auch wenn es sich äußerst unbefriedigend anfühlt, die Geschichte ohne klare Linie und Antworten zu verlassen, kann ich mir nach längerem Nachdenken kein besseres Ende vorstellen. Insgesamt ist mein Fazit also, dass diese Geschichte über Oberflächlichkeit, Freundschaft, Liebe, Neid, Stereotypen und Schönheit mehr bietet, als es auf den ersten Blick scheint.



Fazit:


Leise Gesellschaftskritik, acht spannende und authentische Protagonistinnen und absolute Klischeefreiheit machen diese High-School-Geschichte über Oberflächlichkeit, Freundschaft, Liebe, Neid, Stereotypen und Schönheit zu einem absoluten Überraschungserfolg. Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2020

Ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil ...

Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil von Marah Woolfs "Götterfunke"-Trilogie seit Ewigkeiten ungelesen bei mir herumsubte (übrigens: Neologismus, der). Leider habe ich aber keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama, das sich eigentlich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: "Cayden ist so heiß. Jess ist so eifersüchtig."

Das Cover hat mir nie gefallen. Während die der Ebook-Ausgabe einfarbig und mit goldenen Ornamenten verziert sind und ein einzelner Flügel das Hauptmotiv ist, ist
die gebundene Ausgabe ein einziges Durcheinander aus bunten Lichtpunkten, wildem Rankenmuster, einem viel zu großen, übertrieben geschminkten (und meiner Meinung nach überhaupt nicht passenden) Modellgesicht und dem überdimensionalen etwas verwirrend formatierten Titel. Innerhalb der Buchdeckel gefällt mir die Gestaltung schon viel besser. Eine grob gezeichnete Karte in den Innenseiten der Buchdeckel, eine mit Ranken verzierte Schonseite, eine vorangegangene Erklärung der Regeln des göttlichen Wettstreits und am Ende ein äußerst hilfreiches (wenn auch durch die Beifügung von zwei Leseproben schwer auffindbares) Glossar mit einem Götterstammbaum.


Erster Satz: "Prometheus hatte sich diesen lächerlichen menschlichen Namen gegeben."


Dass die Geschichte aus der Sicht des Götterboten und heimlichen Kommentator der Geschichte Hermes so selbstkritisch beginnen würde, hat mir große Hoffnung gemacht. Ich meine, es ist ja tatsächlich etwas unfreiwillig komisch, dass Prometheus, sich als einziger der auf der Erde wandelnden Götter einen neuen Decknamen verpasst hat, die anderen aber ihre normalen Namen behalten haben. Wenn sich die Autorin schon dafür entschieden hat, dass man eine Athene namens Ash und ein Apoll namens Ayden nicht hätte ernst nehmen können, warum benennt sie dann ihren Hauptprotagonisten anders? Was aber Ausgangspunkt für einen Insiderwitz hätte sein können, wird nicht das einzige bleiben, was in dieser Geschichte unfreiwillig komisch erscheint und sich dem Leser nicht ganz erschließt. Ich war grundsätzlich sehr gespannt auf die Umsetzung von Prometheus´ Geschichte, da dieser eine Figur ist, die in sonstigen mir bekannten Romanen eher ausgespart wurde. Da in dieser Geschichte jedoch die Mythologie nichts mehr als eine nette Kulisse ist, rate ich allen interessierten, die Sagen lieber zu googeln. Denn mehr als die hinten im Glossar stehenden Kurzerklärungen erfahren wir nicht über die Götter und Titanen, die eigentlich Hauptfokus der Geschichte sein sollten.

Stattdessen hat die Autorin ihren Fokus sehr stark auf den Romantik-Anteil konzentriert und die Fantasy-Komponente bis auf einzelne Szenen eher in den Hintergrund gedrängt. Ich hatte mich zu Beginn gewundert, dass Caydens Ziel und Aufgabe den gewöhnlichen Flüchen entgegengesetzt ist. Anstatt ein Mädchen dazu zubringen, sich in ihn zu verlieben, wie wir das aus tausenden Beauty-and-Beast-Adaptionen kennen, muss er die Eine finden, die seinem göttlichen Charme widerstehen kann. Das fand ich erstmal eine sehr spannende Idee, dass das aber als Geschichte überhaupt nicht funktioniert, ist mir (und wohl auch der Autorin) erst im Verlauf der Geschichte aufgefallen. Irreführend dabei ist auch, dass nicht mal Jess die Auserwählte und Zentrum seiner Aufgabe wird, wie ich das aufgrund des Klapptextes eigentlich dachte. Stattdessen muss Cayden dafür sorgen, dass ihre beste Freundin Robyn ihn abweist und benutzt dabei sie als reinen Spielball um bei Robyn für Unmut zu sorgen. Dass dabei viel Drama, Eifersucht und Zickenkrieg vorprogrammiert ist, wird bald klar und nach wenigen Seiten bin ich aus dem Augen-verdreh-Modus gar nicht mehr herausgekommen. Während Jess den normalen Camp-Alltag mit Kursen, neuen Bekanntschaften und Abendprogramm bestreitet dreht sich jede weitere freie Minute um Cayden, sein Aussehen, sein neustes Anhängsel, sein Verhalten und das Chaos, das er mal versehentlich und mal aus purer Berechnung auslöst. In all dem Drama und den vielen Wiederholungen plätschert die eigentliche Rahmenhandlung eher ziellos dahin und auch die "große Enthüllung" der Götterwelt und ein paar Begegnungen mit Monstern, eine Verschwörung und das Auftauchen eines Bösewichts, konnten die Story nicht mehr retten.

Das Camp-Thema ist ja schon bekannt aus anderen Büchern des Genres wie zum Beispiel die Shadow Falls Reihe oder Percy Jackson. Statt dies als dynamisches Setting mit vielen verschiedenen Handelnden auszuspielen, konzentrieren wir uns jedoch nur auf einzelne ausgewählte Personen und haben bald das Gefühl, in einem Hühnerstall aus kochenden Hormonen gelandet zu sein. Selbst die auftauchenden Götter wirken eher wie ein Haufen pubertierender Jugendlicher und nicht wie uralte, weise Götter, sodass ich bald keinen einzigen Protagonisten mehr wirklich ernst nehmen konnte. Die einzigen Figuren mit Potential - Leah, Apoll und Athene - haben äußerst seltene und kurze Auftritte, sodass sie in dem Cayden-Wahnsinn unter gehen. Andere Nebenfiguren wiederum wie zum Beispiel Jess´ Kindheitsfreunde Cameron und Josh hätte man problemlos aus der Gleichung streichen können, ohne auch nur ein Detail zu verändern. Während ersterer nach Strich und Faden von seiner Freundin Robyn betrogen wird, ohne dass es irgendeinen zu stören scheint, ist Josh der typische gutaussehende beste Freund, bei dem ich stark befürchte, dass er uns in Zukunft noch ein Liebesdreieck bescheren wird.


"Ich hatte gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten. Aber er hatte mich getäuscht, genau wie all die Mädchen vor mir."


Besonders auf den Geist gegangen sind mir aber Jess und Cayden, deren Gefühle, Gedanken und Handlungsmotive trotz ellenlangen Breittretens sehr blass und oberflächlich bleiben. Jess, die wir eigentlich als verantwortungsbewusstes, bodenständiges, kluges Mädchen kennenlernen, nervt nach ihrem Treffen mit Cayden zusehends mit ihrem Herumgesabbere und wechselt im Seitentakt von "was erlaubt er sich, ich bin fertig mit ihm" zu "egal was er macht, ich bete den Boden unter seinen Füßen an". Das ist weder reif, noch zeugt es von besonders viel Stolz, Selbstachtung oder Handlungskontrolle. Zusätzlich zu ihrem äußerst nervigen Verhalten, erscheint sie mit der großen Diskrepanz zwischen ihren Worten und ihren Taten zunehmend unglaubwürdig. Sie verurteilt nämlich alle, die Caydens Anziehungskraft nicht widerstehen können, ist aber selbst die Erste an der Sabberfront und misst jegliches Verhalten mit zweierlei Maßen. Cayden hingegen zieht das Gewinnen seiner Wette, durch die er endlich seine Unsterblichkeit verlieren würde (warum er das so dringend will, ist nicht klar), allem anderen vor und schreckt nicht davor zurück, mit Mädchenherzen zu spielen und Gefühle zu verletzen. Dass er sich dann plötzlich in eines seiner "Opfer" zu verlieben scheint, sich aber erst für sie entscheidet, als er bereits sicher verloren hat, macht ihn in seinem egoistisches Verhalten auch nicht sympathischer. Da kann die Protagonistin noch so oft eine muskulöse Brust oder seine schönen Augen beschreiben - warm wurde ich mit dem rücksichtslosen Titan nicht mehr.

Allgemein hat mir die teilweise sehr überspitzte Darstellung von lebendigen männlichen und weiblichen Klischees im Liebesrausch überhaupt nicht gefallen. Die Jungs sind hier allesamt gutaussehende Playboys, die absolut jeden anbaggern, der nicht bei drei auf dem Baum ist, während die Mädchen als junge, naive Dinger dargestellt werden, die sich jedem an den Hals werfen und Bitch-Fights ausrufen. Das ist nicht nur lächerlich und ziemlich öde zu lesen sondern auch ziemlich sexistisch. Wer die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird als Bitch bezeichnet, wer sich nicht schlecht behandeln lassen will, als zickig und hysterisch und wer ein wenig mehr Selbstbewusstsein hat als der Camp-Durchschnitt, gilt schnell als eingebildet - die Protagonistin hingegen darf in Selbstmitleid baden, eifersüchtig sein, zwischen mehreren Polen hin und her pendeln und wird dabei immer als tapfer und mutig beschrieben und bleibt die "ganz besondere Schneeflocke".

Ich fasse nochmal kurz zusammen: viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein sehr geringer Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Daran konnte auch Marah Woolfs Schreibstil nichts ändern, der leider vieles, was zu einer spannenden Schlüsselszene hätte werden können, schnell und plump abhandelt. Auch der für einen New Adult Roman typische umgangssprachliche, schlichte Stil unterstreit nur, dass wir hier nicht mit vielen mystischen Fantasy-Szenen rechnen können. Und um meine ultimative Enttäuschung nochmal auszudrücken: auch die eingeschobenen Berichte von Hermes, die ich anfangs für sehr vielversprechend hielt, deren Funktion sich mir aber rückblickend betrachtet nicht ganz erschließt, wirken eher gezwungen und unnötig. Er fasst häufig einfach nur das vorherige Kapitel kurz zusammen, gibt pseudo-weise und häufig sexistische Kommentare ab und nervt mit offensichtlichen Vorausdeutungen. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen.




Fazit:


Viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein verkümmerter Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Leider habe ich hier keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen, sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil ...

Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil von Marah Woolfs "Götterfunke"-Trilogie seit Ewigkeiten ungelesen bei mir herumsubte (übrigens: Neologismus, der). Leider habe ich aber keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama, das sich eigentlich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: "Cayden ist so heiß. Jess ist so eifersüchtig."

Das Cover hat mir nie gefallen. Während die der Ebook-Ausgabe einfarbig und mit goldenen Ornamenten verziert sind und ein einzelner Flügel das Hauptmotiv ist, ist
die gebundene Ausgabe ein einziges Durcheinander aus bunten Lichtpunkten, wildem Rankenmuster, einem viel zu großen, übertrieben geschminkten (und meiner Meinung nach überhaupt nicht passenden) Modellgesicht und dem überdimensionalen etwas verwirrend formatierten Titel. Innerhalb der Buchdeckel gefällt mir die Gestaltung schon viel besser. Eine grob gezeichnete Karte in den Innenseiten der Buchdeckel, eine mit Ranken verzierte Schonseite, eine vorangegangene Erklärung der Regeln des göttlichen Wettstreits und am Ende ein äußerst hilfreiches (wenn auch durch die Beifügung von zwei Leseproben schwer auffindbares) Glossar mit einem Götterstammbaum.


Erster Satz: "Prometheus hatte sich diesen lächerlichen menschlichen Namen gegeben."


Dass die Geschichte aus der Sicht des Götterboten und heimlichen Kommentator der Geschichte Hermes so selbstkritisch beginnen würde, hat mir große Hoffnung gemacht. Ich meine, es ist ja tatsächlich etwas unfreiwillig komisch, dass Prometheus, sich als einziger der auf der Erde wandelnden Götter einen neuen Decknamen verpasst hat, die anderen aber ihre normalen Namen behalten haben. Wenn sich die Autorin schon dafür entschieden hat, dass man eine Athene namens Ash und ein Apoll namens Ayden nicht hätte ernst nehmen können, warum benennt sie dann ihren Hauptprotagonisten anders? Was aber Ausgangspunkt für einen Insiderwitz hätte sein können, wird nicht das einzige bleiben, was in dieser Geschichte unfreiwillig komisch erscheint und sich dem Leser nicht ganz erschließt. Ich war grundsätzlich sehr gespannt auf die Umsetzung von Prometheus´ Geschichte, da dieser eine Figur ist, die in sonstigen mir bekannten Romanen eher ausgespart wurde. Da in dieser Geschichte jedoch die Mythologie nichts mehr als eine nette Kulisse ist, rate ich allen interessierten, die Sagen lieber zu googeln. Denn mehr als die hinten im Glossar stehenden Kurzerklärungen erfahren wir nicht über die Götter und Titanen, die eigentlich Hauptfokus der Geschichte sein sollten.

Stattdessen hat die Autorin ihren Fokus sehr stark auf den Romantik-Anteil konzentriert und die Fantasy-Komponente bis auf einzelne Szenen eher in den Hintergrund gedrängt. Ich hatte mich zu Beginn gewundert, dass Caydens Ziel und Aufgabe den gewöhnlichen Flüchen entgegengesetzt ist. Anstatt ein Mädchen dazu zubringen, sich in ihn zu verlieben, wie wir das aus tausenden Beauty-and-Beast-Adaptionen kennen, muss er die Eine finden, die seinem göttlichen Charme widerstehen kann. Das fand ich erstmal eine sehr spannende Idee, dass das aber als Geschichte überhaupt nicht funktioniert, ist mir (und wohl auch der Autorin) erst im Verlauf der Geschichte aufgefallen. Irreführend dabei ist auch, dass nicht mal Jess die Auserwählte und Zentrum seiner Aufgabe wird, wie ich das aufgrund des Klapptextes eigentlich dachte. Stattdessen muss Cayden dafür sorgen, dass ihre beste Freundin Robyn ihn abweist und benutzt dabei sie als reinen Spielball um bei Robyn für Unmut zu sorgen. Dass dabei viel Drama, Eifersucht und Zickenkrieg vorprogrammiert ist, wird bald klar und nach wenigen Seiten bin ich aus dem Augen-verdreh-Modus gar nicht mehr herausgekommen. Während Jess den normalen Camp-Alltag mit Kursen, neuen Bekanntschaften und Abendprogramm bestreitet dreht sich jede weitere freie Minute um Cayden, sein Aussehen, sein neustes Anhängsel, sein Verhalten und das Chaos, das er mal versehentlich und mal aus purer Berechnung auslöst. In all dem Drama und den vielen Wiederholungen plätschert die eigentliche Rahmenhandlung eher ziellos dahin und auch die "große Enthüllung" der Götterwelt und ein paar Begegnungen mit Monstern, eine Verschwörung und das Auftauchen eines Bösewichts, konnten die Story nicht mehr retten.

Das Camp-Thema ist ja schon bekannt aus anderen Büchern des Genres wie zum Beispiel die Shadow Falls Reihe oder Percy Jackson. Statt dies als dynamisches Setting mit vielen verschiedenen Handelnden auszuspielen, konzentrieren wir uns jedoch nur auf einzelne ausgewählte Personen und haben bald das Gefühl, in einem Hühnerstall aus kochenden Hormonen gelandet zu sein. Selbst die auftauchenden Götter wirken eher wie ein Haufen pubertierender Jugendlicher und nicht wie uralte, weise Götter, sodass ich bald keinen einzigen Protagonisten mehr wirklich ernst nehmen konnte. Die einzigen Figuren mit Potential - Leah, Apoll und Athene - haben äußerst seltene und kurze Auftritte, sodass sie in dem Cayden-Wahnsinn unter gehen. Andere Nebenfiguren wiederum wie zum Beispiel Jess´ Kindheitsfreunde Cameron und Josh hätte man problemlos aus der Gleichung streichen können, ohne auch nur ein Detail zu verändern. Während ersterer nach Strich und Faden von seiner Freundin Robyn betrogen wird, ohne dass es irgendeinen zu stören scheint, ist Josh der typische gutaussehende beste Freund, bei dem ich stark befürchte, dass er uns in Zukunft noch ein Liebesdreieck bescheren wird.


"Ich hatte gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten. Aber er hatte mich getäuscht, genau wie all die Mädchen vor mir."


Besonders auf den Geist gegangen sind mir aber Jess und Cayden, deren Gefühle, Gedanken und Handlungsmotive trotz ellenlangen Breittretens sehr blass und oberflächlich bleiben. Jess, die wir eigentlich als verantwortungsbewusstes, bodenständiges, kluges Mädchen kennenlernen, nervt nach ihrem Treffen mit Cayden zusehends mit ihrem Herumgesabbere und wechselt im Seitentakt von "was erlaubt er sich, ich bin fertig mit ihm" zu "egal was er macht, ich bete den Boden unter seinen Füßen an". Das ist weder reif, noch zeugt es von besonders viel Stolz, Selbstachtung oder Handlungskontrolle. Zusätzlich zu ihrem äußerst nervigen Verhalten, erscheint sie mit der großen Diskrepanz zwischen ihren Worten und ihren Taten zunehmend unglaubwürdig. Sie verurteilt nämlich alle, die Caydens Anziehungskraft nicht widerstehen können, ist aber selbst die Erste an der Sabberfront und misst jegliches Verhalten mit zweierlei Maßen. Cayden hingegen zieht das Gewinnen seiner Wette, durch die er endlich seine Unsterblichkeit verlieren würde (warum er das so dringend will, ist nicht klar), allem anderen vor und schreckt nicht davor zurück, mit Mädchenherzen zu spielen und Gefühle zu verletzen. Dass er sich dann plötzlich in eines seiner "Opfer" zu verlieben scheint, sich aber erst für sie entscheidet, als er bereits sicher verloren hat, macht ihn in seinem egoistisches Verhalten auch nicht sympathischer. Da kann die Protagonistin noch so oft eine muskulöse Brust oder seine schönen Augen beschreiben - warm wurde ich mit dem rücksichtslosen Titan nicht mehr.

Allgemein hat mir die teilweise sehr überspitzte Darstellung von lebendigen männlichen und weiblichen Klischees im Liebesrausch überhaupt nicht gefallen. Die Jungs sind hier allesamt gutaussehende Playboys, die absolut jeden anbaggern, der nicht bei drei auf dem Baum ist, während die Mädchen als junge, naive Dinger dargestellt werden, die sich jedem an den Hals werfen und Bitch-Fights ausrufen. Das ist nicht nur lächerlich und ziemlich öde zu lesen sondern auch ziemlich sexistisch. Wer die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird als Bitch bezeichnet, wer sich nicht schlecht behandeln lassen will, als zickig und hysterisch und wer ein wenig mehr Selbstbewusstsein hat als der Camp-Durchschnitt, gilt schnell als eingebildet - die Protagonistin hingegen darf in Selbstmitleid baden, eifersüchtig sein, zwischen mehreren Polen hin und her pendeln und wird dabei immer als tapfer und mutig beschrieben und bleibt die "ganz besondere Schneeflocke".

Ich fasse nochmal kurz zusammen: viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein sehr geringer Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Daran konnte auch Marah Woolfs Schreibstil nichts ändern, der leider vieles, was zu einer spannenden Schlüsselszene hätte werden können, schnell und plump abhandelt. Auch der für einen New Adult Roman typische umgangssprachliche, schlichte Stil unterstreit nur, dass wir hier nicht mit vielen mystischen Fantasy-Szenen rechnen können. Und um meine ultimative Enttäuschung nochmal auszudrücken: auch die eingeschobenen Berichte von Hermes, die ich anfangs für sehr vielversprechend hielt, deren Funktion sich mir aber rückblickend betrachtet nicht ganz erschließt, wirken eher gezwungen und unnötig. Er fasst häufig einfach nur das vorherige Kapitel kurz zusammen, gibt pseudo-weise und häufig sexistische Kommentare ab und nervt mit offensichtlichen Vorausdeutungen. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen.




Fazit:


Viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein verkümmerter Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Leider habe ich hier keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen, sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.

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